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Das schmieren wir denen jetzt aufs Brot!

Die Geschichte stand am Samstag im Sportteil. Sie hätte aber genauso gut in die Ressorts “Brotaufstriche” oder “Krumme Geschäfte” gepasst:

Nutella-Frühstück unter Palmen / Hummels: Ich will nicht zu den Bayern!

“Bild”-Reporter Christian Kynast traf sich für die Ruhrgebietsausgabe der “Bild”-Zeitung mit dem Dortmunder Bundesliga-Spieler Mats Hummels auf (je) ein Nutella-Brötchen. Ein Fotograf machte Aufnahmen, die den Spieler, das Brötchen und den Brotaufstrich schön in Szene setzten. Und der Artikel dazu liest sich so:

Zwischen Weihnachten und Neujahr jettete Mats Hummels (22) fünf Tage nach Südafrika: Dreh für den neuen Nutella-Werbespot. Aber auch im Trainingslager in Jerez muss der BVB-Star nicht auf seine Lieblings-Leckerei verzichten. BILD traf ihn zum Nutella-Frühstück.

BILD: Schmeckt’s, Herr Hummels?

Hummels: “Super! Das liebe ich schon seit meiner Kindheit.” (…)

BILD: Ihr Nutella-Kollege Manuel Neuer grübelt ja gerade, ob er bei Schalke bleiben oder gehen soll…

Hummels: “Ich kann das gut nachvollziehen. Auf der einen Seite ist er eng mit dem Klub verbunden, hat viele Freude da und stand selbst in der Kurve. Auf der anderen Seite spielt man bei Bayern fast immer Champions League.”

BILD: Viele ehemalige Nutella-Boys haben nach dem Werbespot einen Karriere-Knick bekommen. Fürchten Sie sich vor dem Nutella-Fluch?

Hummels: “Der hat sich doch längst ins Gegenteil gedreht. Bei Manuel und Mesut Özil läuft’s ja auch nicht so schlecht…”

Mit Dank an Thomas S.!

Aberglaube ist keine Hexerei!

Es war eine dieser Meldungen, die erschüttern: Viele Ehen, die in Las Vegas geschlossen werden, berichtete Bild.de in dieser Woche, halten nicht für immer.

Woran mag das liegen? Bild.de ist diese mögliche Erklärung eingefallen:

Liegt ein Fluch auf den Hochzeiten in Las Vegas?

Holla, darauf wären wir jetzt nicht gekommen. Aber dafür hat man ja Experten, dass sie einen warnen, vor Orten und Gegenständen, die verwunschen sind, von irgendeiner übersinnlichen Macht.

Und wir nutzen die Gelegenheit, als Service für unsere Leser die wichtigsten der potentiellen Flüche, über die “Bild” in diesem Jahr berichtete, in einer Übersicht zusammenzufassen:

Verflucht Name und Art des Fluchs
Bär Bruno “Liegt ein Fluch über dieser Bärenfamilie?” (zwei Jahre nach Bruno wurde auch sein Bruder erschossen)
Batman-Film “The Dark Knight” “Der Fluch des Batman-Films”
(zwei Tote, eine Festnahme, ein Horror-Unfall)
Bayern München “HSV-Fluch”
(kein Sieg in der Arena gegen Hamburg)
Beatles “Die Beatles haben einen Fluch, sie werden nie glücklich werden.”
Deutsche Olympioniken 2008 “Olympia-Fluch”
(keine Goldmedaillen für Deutschland)
Dieter Degowski, Gladbeck-Geiselnehmer “Über seiner Familie scheint seit seiner Tat ein Fluch zu liegen.”
(Vater gestorben, Mutter Hirnschlag, Bruder Selbstmord, keine Freunde)
Dirk Zingler,
Präsident 1. FC Union
“Erfurt-Fluch”
(mehrere Niederlagen)
Dustin Heun,
Stürmer 1. FC Union
“Erfurt-Fluch”
(keine Tore)
Günther Beckstein, Erwin Huber “Als laste ein Fluch auf den beiden ‘Provinzpolitikern’ (Stoiber)”
(ihnen “will nichts gelingen”)
Hertha BSC “Flutlicht-Fluch”
(keine Siege, wenn es dunkel ist)
Die Kennedys “Der Fluch der Kennedys”
(“Tragödien und Skandale, Trauermärsche und Särge”, sogar alte Männer werden krank)
Klimbim-Familie “LIEGT ETWA EIN FLUCH ÜBER DER KLIMBIM-FAMILIE?”
(traurige Schicksale)
Luca Toni “Torlos-Fluch”
Manuel Neuer, Torwart Schalke 04* “Erbt Neuer den Fluch von Pannen-Olli?”
(“mal Held, mal Depp”)
Michael Ballack “Vize-Fluch”, “Endspiel-Fluch”, “Final-Fluch”
(gewinnt kein Endspiel)
Nürnberger Zoo “Es ist, als ob ein Fluch auf dem Tiergarten liegt.”
(im Lauf von 8 Jahren sterben 4 Bären, 1 Giraffen-Junges, 7 Delfin-Babys, 1 Elefantendame, 1 Gepardin, 2 Eisbär-Babys, 1 Besucherin)
Renft, Popgruppe “Der Fluch über der ‘Renft’-Combo hält an.”
(mehrere Mitglieder sterben an Krebs, einer bei einem Autounfall)
Roger Federer, Tennisspieler “Paris-Fluch”
(noch nie die French-Open gewonnen)
Schalke 04 “Start-Fluch”
(kein Tor, nur Niederlagen in den Auftaktspielen der Champions League)
Spanische Fußballnationalmannschaft “Elfer-Fluch”
(verliert immer am 22. Juni das Viertelfinale bei einem großen Turnier im Elfmeterschießen)
Tour de France 2008 “Auf dieser Tour liegt ein Fluch!”
(“nach den Doping-Fällen der letzten Tage … gab es einen bösen Sturz”)
Tutanchamun “Fluch des Pharao”
Volleyballer vom SC Charlottenburg “Pleiten-Fluch”
(scheitern in der Vorrunde der Play-Offs)

*) Korrektur, 23.20 Uhr (mit Dank an die vielen Hinweisgeber): Verflucht, da hatten wir den Schalker doch zunächst tatsächlich versehentlich zum Bayern-München-Torwart gemacht. Sorry.

KW 50/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Hubert Seipel: Putins Mann in der ARD
(ardmediathek.de, Nils Altland & Peter Becker, Video: 13:13 Minuten)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel, bekannt für seine Bücher über und Interviews mit Wladimir Putin, soll nach Recherchen von ZDF und “Spiegel” 600.000 Euro aus Russland erhalten haben. Der NDR richtete daraufhin einen Untersuchungsausschuss ein, der Verlag Hoffmann und Campe nahm Seipels Bücher aus dem Handel. Nun hat sich auch das NDR-Medienmagazin “Zapp” des Falles angenommen.

2. Gaza-Krieg: Der Kampf um Reichweite und Narrative
(ndr.de, Hannes Kunz, Audio: 48:48 Minuten)
Im Nahostkrieg geht es auch um die Deutungshoheit in den Medien – in den klassischen wie in den Sozialen Medien. Wo wird manipuliert, wann werden Informationen verfälscht und wie sind die verbreiteten Opferzahlen zu bewerten? Darüber spricht Hannes Kunz mit dem Militärexperten Andreas Krieg vom King’s College London und mit Julio Segador, ARD-Korrespondent in Tel Aviv.

3. Wieso traut sich das deutsche Fernsehen so wenig?
(übermedien.de, Holger Klein, Audio: 18:21 Minuten)
Holger Klein will von Kathrin Hollmer wissen, wie sie das zurückliegende Fernsehjahr bewertet. Und Hollmer muss es wissen: Als Mitglied der Nominierungskommission des Grimme-Preises schaut sie schon von Amts wegen viele Filme und Serien. Besonders begeistert ist sie von den vergangenen Monaten nicht. Es sei ein “sehr verhaltenes Fernsehjahr” gewesen.

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4. Vertrauen in Medienmarken
(open.spotify.com, HSS Satzzeichen, Christian Jakubetz, Audio: 29:36 Minuten)
Bekannte Marken geben Verbraucherinnen und Verbrauchern Sicherheit. Doch gilt das auch für Medienmarken? Und wie steht es überhaupt um das Vertrauen in Medien? Wie beeinflusst ein neuer Name unser Vertrauen? Und genießen öffentlich-rechtliche Medien mehr Vertrauen als andere? Darüber spricht Christian Jakubetz mit seinem Gast Michael Fretschner, der an einer Hamburger Hochschule den Studiengang “Digital Marketing Management” leitet.

5. Ist das KI oder von dir? Journalismus im Wandel
(wdr.de, Lutz Hachmeister, Audio: 54:33 Minuten)
Was kann Künstliche Intelligenz (KI) leisten? Verändert KI die Gesellschaft? Oder ist alles nur ein Hype? Und welche Rolle spielen ökonomische Interessen? Darüber diskutiert Lutz Hachmeister mit dem freien Journalisten Hans-Jürgen Jakobs, der freien Wissenschaftsjournalistin und Autorin Manuela Lenzen und der Politik- und Kommunikationsberaterin Nadia Zaboura.

6. Die erste Regisseurin – Alice Guy
(geschichte.fm, Daniel Meßner & Richard Hemmer, Audio: 56:00 Minuten)
In “Geschichten aus der Geschichte” überraschen die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer Woche für Woche mit historischen Kuriositäten, vergessenen Ereignissen und außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Geschichte. In dieser Folge geht es um Alice Guy, die erste Regisseurin der Filmgeschichte. Guy war auch die erste Frau, die ein eigenes Filmstudio leitete. Im Laufe ihrer Karriere war sie für mehr als 1.000 Filme verantwortlich.

Über Merz reden?, Schweizer Medien auf SVP-Kurs?, “Netzkulturcharts”

0. Achtung, es gibt etwas Neues: Das BILDblog ist jetzt auch bei TikTok und Instagram
(tiktok.com)
In eigener Sache, daher als zusätzlicher Link: Uns gibt es ab sofort auch bei TikTok und bei Instagram. Heute am Nachmittag und in den nächsten Tagen wird es dort die ersten Videos zu sehen geben. Wir würden – völlig unvoreingenommen, versteht sich – sagen: Folgen lohnt sich!

1. Merz, Migration, Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Pia Behme)
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz steht wegen seiner Äußerungen in einer Talkrunde zur Asylpolitik im Mittelpunkt einer Debatte. Über Asylsuchende sagte er dort unter anderem: “Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.” Diese Äußerung wurde in den Sozialen Medien teils heftig kritisiert, da sie nicht zutreffend sei und es sich um populistische und rassistische Hetze handele. Der Deutschlandfunk fragt sich: “Müssen Medien wiedergeben, was der Chef der größten deutschen Oppositionspartei sagt? Und wenn, reicht es, das dann entsprechend zu kommentieren?”
Weiterer Lesetipp: Bei “Legal Tribune Online” gibt es “Asylrecht zum Mitreden”. Tanja Podolski führt dort unter anderem aus, welche Leistungsansprüche Asylsuchende wirklich haben.

2. “Hamburger Morgenpost” ab 2024 nur noch zum Wochenende
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie “DWDL” unter Berufung auf Informationen der “Medieninsider” (nur mit Abo lesbar) meldet, werde die “Hamburger Morgenpost” künftig nur noch einmal pro Woche erscheinen, am Wochenende. Das bedeute gleichzeitig den Abbau von 15 Arbeitsplätzen. Verleger Arist von Harpe sehe sich in seiner düsteren These bestätigt: “Die Zeit der gedruckten Tageszeitung nähert sich dem Ende.”

3. Wie die Schweizer Medien auf SVP-Kurs geraten sind
(republik.ch, Dennis Bühler)
Dennis Bühler schreibt beim Schweizer Onlinemagazin “Republik” über den Einfluss der nationalkonservativen SVP auf die Schweizer Medien, analysiert die Gründe für diese Entwicklung und macht sich Gedanken über mögliche Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und die Demokratie in der Schweiz. Der ehemalige SVP-Bundesrat Christoph Blocher habe eins seiner Ziele erreicht: “SVP-Positionen sind heute journalistischer Mainstream.”

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4. Dein liebster Star und Chatbot
(zeit.de, Eike Kühl)
Wie Eike Kühl bei “Zeit Online” berichtet, hat die Facebook-Mutter Meta auf einer Konferenz eine Reihe neuer KI-Funktionen vorgestellt, darunter einen KI-Assistenten namens Meta AI für WhatsApp, den Facebook Messenger und Instagram sowie 28 personalisierte Chatbots mit eigenen “Persönlichkeiten, Meinungen und Interessen”. Diese Chatbots sollen mit Bildern von US-Prominenten wie dem Rapper Snoop Dogg, dem Ex-Footballspieler Tom Brady und dem Youtuber Mr. Beast beworben werden, um die Interaktion spielerischer zu gestalten. Kühls Fazit: “Es könnte der nächste Schritt sein, um generative KI in den Alltag der größeren Bevölkerung zu bringen.”

5. Jella Haase als Beste Schauspielerin für »Kleo« ausgezeichnet
(spiegel.de)
Beim Deutschen Fernsehpreis wurden vorgestern und gestern verschiedene Fernsehproduktionen und -persönlichkeiten prämiert. Als beste Schauspielerin wurde Jella Haase für ihre Rolle in “Kleo” ausgezeichnet. Weitere Preisträger sind die RTL-Reality-Show “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus” in der Kategorie “Beste Unterhaltungsreality” und die (vielfach kritisierte) ZDF-Verfilmung des Bestsellers “Der Schwarm” als bester Mehrteiler. Im Bereich Information wurden unter anderem Arndt Ginzel für dessen Ukraine-Berichterstattung sowie die “Tagesthemen”-Ausgabe aus Kiew sechs Monate nach Kriegsbeginn ausgezeichnet.

6. Olaf Meme Scholz, viral Hooks, das römische Reich, Edgar, Taylor & Travis
(dirkvongehlen.de)
Die “Netzkulturcharts” von Dirk von Gehlen für den September stellen verschiedene, aus seiner Sicht bemerkenswerte Online-Phänomene vor. An erster Stelle steht Bundeskanzler Olaf Scholz mit einem “Augenklappen-Meme”, das von Gehlen als beeindruckende Social-Media-Aktion wahrnimmt. Weitere Themen sind “Viral Hooks”, der virale Trend rund um das Römische Reich auf TikTok, eine besondere Männerfrisur namens Edgar und ein TikTok-Spezial der Bundeszentrale für politische Bildung.

Schwierige Audio-Messung, Kulturkürzungen, ÖR-Bezahlangebote

1. Die Probleme mit der Online-Auswertung
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers)
Wenig überraschend: Der Konsum von Audioinhalten übers Internet werde immer beliebter. Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse versucht mit der ma IP Audio, die Nutzung von Webradio-Livestreams zu messen, stößt dabei aber auf Schwierigkeiten. Im Interview mit dem Deutschlandfunk betont Jens Schröder vom Mediendienst “Meedia”, dass es schwierig sei, genaue Hörerzahlen zu ermitteln, da die Messung nur Livestreams, aber keine On-Demand- oder Podcast-Nutzung und nicht alle Sender erfasse.

2. Journalismus-Update: Nach Lösungen fragen
(verdi.de, Bärbel Röben)
In einer sich ständig verändernden und von Krisen geprägten Welt müssen Journalistinnen und Journalisten ihre Berichterstattung anpassen, indem sie nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch nach Lösungen suchen. Das sei jedenfalls der Tenor beim Journalismus-Festival b° future in Bonn gewesen. Bärbel Röben hat die Veranstaltung besucht und genau hingehört, was die Expertinnen und Experten über die Funktion von Medien zu sagen hatten.

3. NRW-Medienminister fordert Umdenken bei ARD Plus und ZDF Select
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie bei “DWDL” zu lesen ist, fordert der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU) eine Überprüfung der Bezahlangebote von ARD (ARD Plus) und ZDF (ZDF Select). Liminski kritisiere, dass durch derartige kostenpflichtige Angebote die Grenze zwischen privatem Medienunternehmen und öffentlich-rechtlichem Rundfunk verwischt werde. Er wolle das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Rundfunkkommission im Herbst setzen.

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4. Kathrin Röggla: Bei den Kulturkürzungen der ARD geht es nicht um Etats
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 22:56 Minuten)
Alexander Matzkeit spricht mit der Schriftstellerin und RBB-Rundfunkrätin Kathrin Röggla über die geplanten Kürzungen im Kulturbereich der ARD, die von manchen als “Kulturkahlschlag” bezeichnet werden. Geht es nach dem ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke, werde der Kulturetat nur umgeschichtet. Wer hat Recht?
Siehe dazu auch unseren Lesetipp vom 13. September: Sender spricht von “Kulturoffensive”, Proteste in München (spiegel.de).

5. “Wir entscheiden nach Leidenschaft”
(taz.de, Carolina Schwarz)
“Magazin für Text und Musik” lautet die Selbstbeschreibung von “Das Wetter”. Seit zehn Jahren veröffentlichen die Macherinnen und Macher das gedruckte Magazin in Eigenregie. Mit Katharina Holzmann und Sascha Ehlert hat Carolina Schwarz zwei von ihnen interviewt und ihnen gleich zu Beginn eine drängende Frage gestellt: “Wenn man euch googelt, kommen Wetterberichte oder Katastrophenmeldungen. Wieso habt ihr euch Das Wetter genannt?”

6. Alle Zahlen unseres Krisenmanagements
(katapult-magazin.de)
Wie das in finanzielle Schieflage geratene Medienunternehmen Katapult mitteilt, konnte die drohende Insolvenz abgewendet werden. Dies sei auf eine erfolgreiche Rettungsaktion zurückzuführen, zu denen der Verkauf von Shopartikeln und der Abschluss neuer Abonnements gehört habe. Außerdem habe man die Abonnementpreise erhöht und sich von einigen Projekten getrennt.

“Bild” erklärt Deutschland zum “Strombettler”

Jedes Kind kennt die Geschichte (und das Lied) von St. Martin, dem römischen Soldaten, der in einer kalten Winternacht auf einen “armen Mann” traf, der nur “Lumpen” anhatte und fror. Martin gab ihm einen Teil seines stattlichen Mantels ab, damit der “Bettler” es wenigstens ein bisschen wärmer hatte.

In der Logik der “Bild”-Redaktion hätte der arme Mann noch einen Sack mit wärmender Kleidung dabei gehabt, die er aber nicht anzieht, und dem Heiligen Martin noch was von den Lumpen abgegeben, denn ein “Bettler” ist bei “Bild” irgendwie was anderes.

Deutschland hat im ersten Halbjahr 2023 mehr Strom importiert als früher. Insgesamt hat es in diesen sechs Monaten aber immer noch mehr Strom exportiert als es importiert hat.

Oder, wie “Bild” es nennt:

Screenshot Bild.de - Neuer Bericht zeigt - Deutschland wird zum Strombettler

Deutschland rutscht innerhalb von sechs Monaten rapide ab: Lag der Netto-Stromexport in der zweiten Jahreshälfte 2022 noch bei 9,2 TWh, sind es jetzt gerade einmal 0,6 TWh. Vom Strom-Exporteur zum Strom-Bettler!

Auch in der “Bild”-Bundesausgabe sind “wir” nun “Strombettler” – ein Begriff, der suggeriert, dass Deutschland sich nicht mehr ausreichend selbst mit Strom versorgen kann:

Ausriss Bild-Zeitung - Wir werden vom Stromexporteur zum Strombettler

Richtig müsste es heißen: “Wir” sind im ersten Halbjahr 2023 immer noch Stromexporteur, aber mit einem geringeren Exportüberschuss als im Halbjahr zuvor.

Die “Bild”-Redaktion beruft sich in ihrem Artikel von Anfang August auf eine Veröffentlichung von EnAppSys, einem Portal, das Daten und Analysen über den europäischen Energiemarkt für Geschäftskunden bereitstellt:

Grund für den deutschen Absturz laut der “EnAppSys”-Experten: das Kernkraftwerk-Aus!

“Diese Stilllegungen bedeuteten, dass Deutschland in Zeiten geringer erneuerbarer Stromerzeugung zusätzlichen Strom aus anderen Ländern beziehen musste”, so Experte Jean-Paul Harreman.

Wir haben mit Jean-Paul Harreman von EnAppSys Kontakt aufgenommen – und der widerspricht der Darstellung von “Bild” entschieden.

Das fängt schon damit an, dass es einigermaßen unwissenschaftlich ist, eine zweite Jahreshälfte mit einer ersten zu vergleichen: Harremann sagt, dass es eine klare Saisonalität bei den Import- und Exportmustern gebe.

Und auch die Gründe für die gesteigerten Importe liegen nicht etwa darin, dass Deutschland nicht in der Lage wäre, sich selbst mit Energie zu versorgen: Es ist nur tatsächlich billiger, Strom aus dem Ausland zu importieren, als die Leistung der eigenen Kohle- oder Gas-Kraftwerke, die alle mit verminderter Leistung liefen, hochzufahren. Genau für diesen Zweck sei der europäische Binnenmarkt für Strom geschaffen worden, sagt Harremann. (Man stelle sich umgekehrt mal vor, was “Bild” schreiben würde, wenn die Bundesrepublik ohne Grund teureren Strom produzieren würde, anstatt ihn zu importieren!)

Laut Jean-Paul Harremann liegt einer der Gründe, dass Deutschland mehr importiert als im Vorjahr, darin, dass Frankreich nach einer langen Zeit wieder in der Lage sei, Strom zu niedrigen Preisen zu exportieren. Im vergangenen Jahr war nämlich zeitweise die Hälfte der französischen Atomkraftwerke abgeschaltet – entweder wegen gravierender Mängel und Schäden oder weil wegen des heißen Sommers nicht ausreichend Kühlwasser zur Verfügung stand. Jetzt laufen die französischen AKW wieder.

Nun kann man es natürlich seltsam finden, in Deutschland alle Atomkraftwerke abzuschalten, aber weiter Atomstrom aus Frankreich zu importieren. Dafür muss man sich allerdings vom Gebiet der reinen Physik auf das der Politik begeben – und dort findet man einen von einer schwarz-gelben Bundesregierung im Jahr 2011 beschlossenen Atom-Ausstieg. Als nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr die Energiepreise anstiegen und eine Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke diskutiert wurde, erklärten die deutschen AKW-Betreiber, dass diese technisch und genehmigungsrechtlich schwer möglich sei.

Man kann also unterschiedlicher Meinung sein, ob Atomkraft ein sicherer oder – langfristig gerechnet – preiswerter Energieträger ist. Aber dass die deutschen Atomkraftwerke nicht weiterlaufen konnten, ist etwas, was im Januar 2022 sogar noch Christian Lindner wusste. (Die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung hatte übrigens erst im Oktober 2010 eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke beschlossen, die sie im Frühjahr 2011 wieder zurücknahm, weswegen die AKW-Betreiber vom deutschen Staat jetzt 2,4 Milliarden Euro Entschädigung bekommen, die “wir” letztlich alle bezahlen müssen, aber das nur am Rande.)

Unabhängig von der politischen Dimension importiert Deutschland überhaupt nur einen sehr geringen Teil seines Stroms aus Frankreich. Sehr viel mehr kommt aus Dänemark, der Schweiz, den Niederlanden und Norwegen – alles Länder mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien. Und es ist nicht nur günstiger, diesen Strom zu importieren, es ist auch umweltschonender, als die heimischen Braun- und Steinkohlekraftwerke hochzufahren.

Deutschland muss also nicht um Strom “betteln”, wie “Bild” behauptet, sondern es kauft – um im Bild zu bleiben – Öko-Strom im Sonderangebot beim Discounter in der Nachbarschaft ein, um nicht in den Kohlenkeller zu müssen.

Entsprechend ist Jean-Paul Harreman von EnAppSys mit der Wortwahl im “Bild”-Beitrag “überhaupt nicht einverstanden”, wie er uns verriet:

Es ist eine Tatsache, dass Deutschland nach der Abschaltung der Kernkraftwerke mehr Strom von seinen Nachbarn importierte, aber die damit verbundenen Auswirkungen auf die Energiesicherheit sind maßlos übertrieben. Selbst wenn die Grenzen geschlossen würden, was nicht möglich ist, hätte Deutschland überschüssige Erzeugungskapazitäten zum Zuschalten. Dass die Importe gestiegen sind, ist die logische Folge einer wirtschaftlichen Optimierung.

Besonders unglücklich ist Harremann mit seiner Rolle als Kronzeuge in dem “Bild”-Artikel: Zum einen sei es in der Pressemitteilung von EnAppSys nur am Rande um Deutschland gegangen und hauptsächlich um den Wiederanstieg französischer Stromexporte, nachdem dort wieder mehr Atomkraftwerke im Betrieb sind (Mängel und Trockenheit, wir erinnern uns). Sein Zitat “Diese Stilllegungen bedeuteten, dass Deutschland in Zeiten geringer erneuerbarer Stromerzeugung zusätzlichen Strom aus anderen Ländern beziehen musste” sei aus dem Kontext gerissen, sagt Harremann, der sich gewünscht hätte, dass die “Bild”-Redaktion ihn kontaktiert, bevor sie ihn zum Kronzeugen ihrer Geschichte macht.

Nachdem EnAppSys und er persönlich viele kritische Nachfragen erhalten hätten, habe das Unternehmen die Pressemitteilung überarbeitet. Statt …

“Meanwhile, in Germany, the closure of nuclear power plants was the main reason why the energy balance flipped to imports. These closures meant that Germany had to source additional power from other countries in periods of low renewable generation.”

“In Deutschland war die Stilllegung der Kernkraftwerke der Hauptgrund dafür, dass die Energiebilanz in Richtung Importe drehte. Diese Schließungen führten dazu, dass Deutschland in Zeiten geringer erneuerbarer Energieerzeugung zusätzlichen Strom aus anderen Ländern beziehen musste.”

(Übersetzung von uns)

… heißt es dort nun:

“Meanwhile, in Germany, the closure of nuclear power plants was the main reason why the energy balance flipped from export in the first quarter to import in the second quarter. These closures meant that Germany sourced additional power from other countries in periods of low renewable generation, as other markets provided power at lower prices than unused generation assets in Germany.

Note that imports and exports are the result of market coupling among European electricity markets, with cross-border connections limiting the amount of power that can flow from one country to another. The objective is to optimize welfare across the continent. Except for borders that are not automatically coupled, parties acting on day-ahead markets do not actively choose to import or export.”

“In Deutschland war die Stilllegung der Kernkraftwerke der Hauptgrund dafür, dass sich die Energiebilanz vom Export im ersten Quartal zum Import im zweiten Quartal drehte. Diese Schließungen führten dazu, dass Deutschland in Zeiten geringer erneuerbarer Energieerzeugung zusätzlichen Strom aus anderen Ländern bezog, da andere Märkte Strom zu niedrigeren Preisen bereitstellten als ungenutzte Erzeugungsanlagen in Deutschland.

Beachten Sie, dass Importe und Exporte das Ergebnis der Marktkopplung zwischen europäischen Strommärkten sind, wobei grenzüberschreitende Verbindungen die Strommenge begrenzen, die von einem Land in ein anderes fließen kann. Ziel ist es, den Wohlstand auf dem gesamten Kontinent zu optimieren. Mit Ausnahme von Grenzen, die nicht automatisch gekoppelt sind, entscheiden sich die auf Day-Ahead-Märkten agierenden Parteien nicht aktiv für Import oder Export.“

(Übersetzung von uns)

Harreman betont, dass die Formulierung “dass Deutschland […] zusätzlichen Strom aus anderen Ländern beziehen musste” in der ursprünglichen Version der Pressemitteilung unglücklich gewählt war, und “bezog” richtiger gewesen wäre.

Der “Strombettler”-Artikel war Teil einer losen und vermutlich noch nicht beendeten Serie, in der “Bild” immer wieder versucht, den (noch einmal: vor zwölf Jahren von einer schwarz-gelben Bundesregierung beschlossenen und in diesem Jahr umgesetzten) Atom-Ausstieg als kapitalen Fehler der aktuell regierenden Ampel-Koalition zu brandmarken – möglicherweise aus Trotz, weil der von “Bild” herbeigeschriebene Blackout bis heute ausgeblieben ist.

Nur wenige Tage nach dem “Strombettler”-Text fragte “Bild” besorgt:

Muss Deutschland nach dem AKW-Aus jetzt dauerhaft mit Strom aus dem Ausland versorgt werden?

“Jedes Jahr gibt es Phasen, in denen wir Strom aus anderen Ländern einkaufen”, antwortete Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) am Donnerstag im Erfurter Bürgerdialog auf die Frage, warum Deutschland die Kernkraft durch Importstrom ersetze.

Klang ganz so, als habe sich durch das AKW-Aus nichts verändert im Vergleich zu den Vorjahren. Doch das Gegenteil ist der Fall: Deutschland importiert so viel Strom wie nie! 5783,4 Gigawattstunden waren es im Juli laut Bundesnetzagentur – Allzeit-Rekord.

Noch NIE hat Deutschland so viel Strom aus dem Ausland eingekauft, Herr Bundeskanzler!

Ja, weil’s halt billiger ist.

Das weiß eigentlich sogar “Bild”:

Auch wenn Import-Strom teurer ist als unser Export-Strom, ist er immer noch günstiger als Kohle oder Gas von hierzulande.

Wir seien auf den Import-Strom aber keineswegs angewiesen, deutete Scholz an: “In der Gesamtbilanz ist die Lage ganz anders.” Es gebe schließlich noch die Braunkohle als Ersatz. Aber Deutschland setze lieber “auf Windstrom aus Dänemark und Atomstrom aus Frankreich”, weil der eben günstiger sei.

Und dann wird die “Bild”-Redaktion nachgerade investigativ:

Funktioniert der europäische Strommarkt wirklich so gut, wie Scholz denkt? BILD fragte nach!

… fand für Zitate aber seltsamerweise nur Personen, die Strom-Importe mindestens kritisch sehen und vor steigenden Strompreisen warnen. Der Bayerische Rundfunk hingegen hat ganz viele Gesprächspartner und -partnerinnen gefunden, die von sinkenden Preisen ausgehen und die aktuelle Umweltbilanz loben:

Screenshot BR.de - Trotz Atomausstieg: Deutschland verbrennt weniger Kohle und Gas

Im Mai, dem Monat nach dem deutschen Atomausstieg, wurde so wenig Steinkohle nach Deutschland importiert wie in keinem Maimonat seit 2004 – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020.

Angesichts so unterschiedlicher Interpretationen der gleichen Fakten kann man schon mal den Überblick verlieren. “Bild” hatte deshalb schon im Juli eine “Riesenverwirrung um den deutschen Strommarkt” ausgerufen – und selbst weiter fleißig dazu beigetragen:

► Alles nicht so wild, sagen die einen. Strom sei im Ausland gerade billiger als in Deutschland, deshalb werde mehr eingekauft.

► Alles ziemlich wild, behaupten die anderen, Deutschland verliere seine Energie-Autonomie, mache sich abhängig.

Mithilfe von Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung bemüht sich “Bild” tatsächlich um eine gewisse Ausgewogenheit (diese einigermaßen ausgewogene Betrachtung hat die Redaktion aber schön hinter der Bezahlschranke versteckt). Frondel fühlt sich in dem Artikel auch korrekt wiedergegeben, wie er uns auf Anfrage erklärt hat.

ABER (um in der Diktion von “Bild” zu bleiben):

“Bild” schreibt unter anderem: “Seit elf Jahren gibt es Pläne für Stromautobahnen von Nord- nach Süddeutschland, die dieses Problem beheben würden. Aber sie kommen nicht voran.”

Was “Bild” nicht schreibt: Dass diese Stromtrassen in den Süden nicht “vorankommen”, liegt vor allem am Widerstand der CSU – nicht zuletzt in Person des früheren bayerischen Finanzministers und heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder. Wer das nicht weiß, kann fast wieder nur annehmen, dass die seit weniger als 21 Monaten regierende Ampel-Koalition an allem schuld ist.

Dafür zitiert “Bild” im Artikel eine INSA-Umfrage, nach der “jeder dritte Deutsche” der Ansicht ist, “dass die Stromversorgung in Deutschland nicht mehr sicher” sei.

Diese Menschen kann Jean-Paul Harreman von EnAppSys beruhigen:

Für dieses Jahr sind alle Gasvorräte ausreichend gefüllt und es stehen auf dem gesamten Kontinent ausreichend Erzeugungskapazitäten aus Gas-, Kohle- und Braunkohlekraftwerken zur Verfügung. Es besteht kein Grund zur Panik. Nur ein sehr langer, sehr kalter Winter könnte echte Probleme bereiten. Diese Probleme wären eher hohe Preise als Stromausfälle.

“Kein Grund zur Panik” – der absolute Horror für die “Bild”-Redaktion.

Dazu auch:

  • Über die Mär von der “Energiesouveränität” und die Rolle von “Bild” in dieser Desinformationskampagne hatte Christian Stöcker im Juli bereits einen aufschlussreichen Artikel beim “Spiegel” veröffentlicht.

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Rammstein hü und hott, Radio Dreyeckland, Fox warnt Carlson

1. Mal hü, mal hott
(taz.de, Johannes Eisenberg)
Die “taz” habe am 11. Juni eine “presserechtliche Abmahnung” von Hamburger Anwälten erhalten, die der Redaktion im Namen der Band Rammstein bestimmte Aussagen verbieten wollen, berichtet Medienrechtler Johannes Eisenberg, der auch für die “taz” juristisch tätig ist. In seiner Rekonstruktion der bisherigen Ereignisse zeigt er sich überrascht über das seiner Meinung nach inkonsequente Vorgehen der Band: “Dass die Rammsteins und ihr Sänger mal hü, mal hott schreien, spricht nicht für eine schlüssige Verteidigungsstrategie. Mal sagen sie, alle hätten ein Recht auf ihre Meinung – gehen dann aber doch gegen unliebsame Äußerungen juristisch vor.” (Ein Widerspruch, den der “6-vor-9”-Kurator vor wenigen Tagen in ähnlicher Weise festgestellt hatte: “Wenn Du in Deinem Statement darauf hinweist, dass die betroffenen Frauen “ein Recht auf ihre Sicht der Dinge haben”, es ihnen aber durch den Aufbau einer gigantischen juristischen Drohkulisse schwer machst, sie zu äußern.”)

2. Unzweifelhaft unklar: Der “Tagesspiegel” und sein Favorit für die rbb-Intendanz
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier greift bei “Übermedien” eine Meldung des “Tagesspiegel” auf, wonach Jan Weyrauch, derzeit Programmdirektor von Radio Bremen, “unzweifelhaft als Favorit” in die für Freitag vorgesehene Wahl zum RBB-Intendanten gehe. Der “Tagesspiegel” berufe sich dabei auf eine RBB-interne Abstimmung, die laut Niggemeier aus verschiedenen Gründen nicht herangezogen werden könne.
Weiterer Lesehinweis: “Rückzug: Juliane Leopold wird nicht neue RBB-Intendantin”: “Dem [RBB]-Rundfunkrat stehen am Freitag nun doch nur drei Personen zur Wahl des nächsten Intendanten oder der nächsten Intendantin. Juliane Leopold hat ihre Kandidatur am Dienstag zurückgezogen. Und sie hat Gründe genannt.” (dwdl.de, Manuel Weis)

3. Freiburger Journalist soll jetzt doch vor Gericht
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Am 19. Mai hatten wir in den “6 vor 9” noch darüber berichtet, dass das Landgericht Karlsruhe die Anklage gegen einen Redakteur des unabhängigen Senders Radio Dreyeckland nicht zugelassen hat. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, in einem Beitrag auf die Archivseite der verbotenen Plattform linksunten.indymedia verlinkt und damit eine verbotene Organisation unterstützt zu haben. Nun hat das Oberlandesgericht Stuttgart in nächsthöherer Instanz den Beschluss des Landgerichts aufgehoben. Sebastian Meineck fasst den aktuellen Sachstand samt seiner möglichen Entwicklungen zusammen.

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4. ChatGPT im Journalismus: 10 Prompt-Ideen für Redaktionen
(vitlif.de)
Oskar Vitlif stellt in seinem Artikel verschiedene Anwendungsszenarien vor, in denen KI-Chatbots Redaktionen effektiv unterstützen können. Von der Themenfindung über die Textgenerierung bis hin zur Suchmaschinenoptimierung und der Erstellung von Social-Media-Posts gebe es zahlreiche Möglichkeiten, wie ChatGPT, Bing Chat und Co. die redaktionelle Arbeit bereichern könnten. Vitlif veröffentlicht auch den jeweils verwendeten Prompt und die dazugehörige Antwort der Künstlichen Intelligenz.

5. Fluchtforschung gegen Mythen 8
(fluchtforschung.net, Ulrike Krause)
Das Netzwerk Flüchtlingsforschung stellt regelmäßig Behauptungen aus der Flüchtlingsdebatte auf den Prüfstand, seien es Talkshow-Aussagen, Tweets oder Stammtischparolen. Das Besondere an dieser Form des Faktenchecks: Nicht Journalistinnen und Journalisten, sondern Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft nehmen Stellung. In der achten Ausgabe setzt sich ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Krause mit der kürzlich beschlossenen Neuordnung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems auseinander.

6. Fox News warnt Tucker Carlson vor Fortsetzung seiner Twitter-Show
(spiegel.de)
Zwischen dem US-Fernsehsender Fox News und seinem ehemaligen Star-Moderator Tucker Carlson tobt nach der Trennung ein erbitterter Rosenkrieg. Fox News habe Carlson darauf hingewiesen, dass er trotz seines Ausscheidens an einen bis 2025 laufenden Exklusivvertrag gebunden sei. Der Sender habe ihn davor gewarnt, seine jüngst gestartete Twitter-Show fortzusetzen.

Staats­an­walt­schaft beharrt, Making Of “Boys Club”, Trash-Fernsehen

1. Staats­an­walt­schaft beharrt auf Ankla­ge­er­he­bung
(lto.de)
Wie vergangenen Freitag in den “6 vor 9” zu lesen war, hat das Landgericht Karlsruhe die Anklage gegen einen Redakteur des unabhängigen Senders Radio Dreyeckland (RDL) nicht zugelassen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, auf die Archivseite der verbotenen Plattform linksunten.indymedia verlinkt und damit eine verbotene Organisation unterstützt zu haben. Wie “Legal Tribune Online” berichtet, geht die Auseinandersetzung zwischen der Staatsanwaltschaft Karlsruhe und dem RDL-Redakteur nun in die nächste Runde: Die Staatsanwaltschaft habe Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt.

2. Making Of Boys Club – Was bedeutet die Springer-Recherche für die Branche?
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 48:20 Minuten)
Seit Mitte April gibt es den Podcast “Boys Club”, eine achtteilige Hör-Produktion über “Macht & Missbrauch bei Axel Springer”. Für das einjährige Projekt haben die Macherinnen mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen und über 80 Stunden Material generiert (Transparenzhinweis: Auch wir vom BILDblog haben einige Worte zu den Methoden von “Bild” beigesteuert). Bei “Hinter den Zeilen” kommen Pia Stendera, Lena von Holt und Emily Ulbricht zu Wort, die für den Podcast verantwortlich sind. Sie erzählen von der Arbeit am Projekt, erklären, wie die Recherche auch sie verändert hat, und erläutern, was der Podcast über die gesamte Medienbranche aussagt.

3. Google muss Suchtreffer nur bei Nachweis von Falschangaben löschen
(spiegel.de)
Der Bundesgerichtshof habe ein wichtiges Urteil zum sogenannten Recht auf Vergessenwerden gefällt. Wer sich durch falsche Angaben in Suchergebnissen verleumdet sieht, müsse demnach selbst aktiv werden: “Die Karlsruher Richter dürften sich auch nach einem vorherigen, grundsätzlichen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gerichtet haben, wonach der Suchmaschinenbetreiber nicht verpflichtet ist, aktiv nach Artikeln mit Falschinformationen zu forschen. Der Betroffene hat demnach selbst nachzuweisen, dass die Angaben über ihn offensichtlich unrichtig sind.”

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4. Publisher entdecken TikTok
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Die Kurzvideo-Plattform TikTok ist auf dem besten Weg, ein relevanter Kanal für Verlage zu werden, meint Petra Schwegler und nennt in ihrem Beitrag einige Gründe dafür. Seit einiger Zeit werde TikTok durch längere Videoformate und Live-Streams für Verlage relevanter denn je. Die Plattform gehe mittlerweile sogar aktiv auf Verlage zu und biete ihnen ein Publisher-Tool an, das die Medienhäuser auch an den Einnahmen aus der Videowerbung beteiligen soll.

5. Start 2024: Caren Miosga soll auf “Anne Will” folgen
(dwdl.de, Manuel Weis)
Der NDR hat sich offenbar auf eine Nachfolgerin für Anne Will für die Moderation des sonntäglichen Polittalks im Ersten geeinigt. Mit Caren Miosga besetze die ARD den Sendeplatz bereits zum dritten Mal mit einer Frau, die von den “Tagesthemen” kommt: “Den Anfang machte Sabine Christiansen, die bis 1997 die ‘Tagesthemen’ präsentierte und ab Anfang 1998 dann durch ‘Sabine Christiansen’ führte. 2007 gab Christiansen die Moderation ab – ihre Nachfolgerin wurde ‘Anne Will’, die dafür ihren Job bei den ‘Tagesthemen’ aufgab. Den frei gewordenen Platz bei den ‘Tagesthemen’ besetzte damals: Caren Miosga.”

6. Anja Rützel über gutes und schlechtes Trash-Fernsehen.
(turi2.de, Pauline Stahl, Audio: 35:05 Minuten)
Im “turi2”-Podcast spricht Trash-TV-Expertin Anja Rützel über gute und schlechte leichte Unterhaltung und erklärt, warum sie der “ZDF-Fernsehgarten” in den vergangenen Wochen “richtig erschüttert” hat, warum sie kein Fan davon ist, dass eine Datingshow wie der “Bachelor” schon eine Woche vorher im Stream zu sehen ist, und was sie beim “Eurovision Song Contest” über ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen gelernt hat.

Musk kauft Twitter, Bizeps statt Biontech, Frankreich

1. Elon Musk übernimmt Twitter
(spiegel.de)
Der Tech-Unternehmer und reichste Mann der Erde Elon Musk kauft den Kurznachrichtendienst Twitter für rund 44 Milliarden US-Dollar, dem Deal müssen jedoch formal noch die Aktionäre zustimmen. Musk wolle Twitter zu einer “globalen Plattform für Redefreiheit” machen.
Weiterer Lesehinweis: Das “Social Media Watchblog” ordnet den Vorgang in einer kostenlosen Ausgabe seines regelmäßig erscheinenden Briefings ein und fasst zusammen, warum Musks Pläne gefährlich sind (socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz & Martin Fehrensen).

2. “Medien tragen große Verantwortung für diesen Wahlkampf”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Mirjam Kid, Audio: 6:51 Minuten)
Bei den Stichwahlen in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron seine Konkurrentin Marine Le Pen geschlagen. Daran hätten auch die Medien einen Anteil, die sich am Tag vor der Wahl ausdrücklich für Macron ausgesprochen hatten. Dies sei nach Ansicht von Frankreich-Kenner Ulrich Wickert bemerkenswert, da Le Pen in den Monaten zuvor durch die Medien erst stark gemacht worden war. Die rechtsextreme Politikerin sei von konservativen Medien unterstützt worden, öffentlich-rechtliche Medien hätten den rassistischen Positionen wenig entgegengesetzt, kritisiert der Journalist Nils Minkmar.

3. Digital-Abos stabilisieren “BamS”, doch “Bild” tief im Minus
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die harte Auflage der “Bild”-Zeitung ist weiter abgesackt. Der Springer-Verlag kann sich jedoch mit einer positiven Entwicklung bei der “Bild am Sonntag” trösten, deren verkaufte Auflage leicht um 1,2 Prozent auf 636.000 angestiegen sei. Uwe Mantel fasst bei “DWDL” die wichtigsten Auflagen-Entwicklungen auf dem Zeitungs- und Magazin-Markt zusammen.

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4. Ferngespräche: Portugal
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 47:35 Minuten)
“Das radioeins Korrespondenteninterview mit Holger Klein” führt dieses Mal nach Madrid. Von dort aus berichtet Auslandskorrespondentin Franka Welz neuerdings über Spanien, Andorra, Gibraltar und über das Land der aktuellen Interviewausgabe: Portugal. Wie immer bei den “Ferngesprächen” erfährt man dabei viel über Land und Leute, aber auch viel über die persönlichen Lebens- und Arbeitsumstände der jeweiligen Person.

5. Im Namen der Ruhe
(sueddeutsche.de, Christoph Gurk)
Nach Ansicht von Lateinamerika-Korrespondent Christoph Gurk hat El Salvadors Präsident Nayib Bukele bei dessen Kampf gegen Bandenkriminalität einen neuen Feind gefunden: Journalistinnen und Journalisten. Wer kritisch berichtet, dem drohe nun Haft: “Im Rahmen des Ausnahmezustands verschärfte das Parlament Anfang April das Strafgesetzbuch: Zehn bis 15 Jahre Haft drohen nun jedem, der Nachrichten von Banden weiterverbreitet, welche zu ‘Aufregung und Panik’ führen könnten. Offiziell will man damit die Gangs davon abhalten, die Bevölkerung einzuschüchtern. Inoffiziell aber, befürchten Beobachter und Berichterstatter, könnte die Gesetzesänderung vor allem dazu dienen, unbequeme Reporter mundtot zu machen.”

6. Bizeps statt Biontech
(jungle.world, Valentin Goldbach und Ralf Fischer)
In der “jungle.world” geht es um den lautstarken Widerstand einiger Deutschrapper gegen die Corona-Impfung: “Die größte Angst dieser Personen ist der Verlust eines Gefühls männlicher Souveränität und Wehrhaftigkeit. Wird dieses im kapitalistischen Normalvollzug durch die Abhängigkeit der individuellen Bedürfnisbefriedigung vom Warentausch ohnehin schon erschüttert, so hat es sich in der Pandemie zu dem Wahn gesteigert, den eigenen Körper mittels Impfverweigerung vor einer Schwächung zu schützen.”

Die Unfug-Sprachwächter, Rechtes Netzwerk visualisiert, Lobbyarbeit

1. Der Schwachpunkt der selbsternannten Sprachwächter
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Till Raether)
Medienkritiker Stefan Niggemeier hat den “Verein Deutsche Sprache” (“VDS”) einmal als “eine Art Sprach-Pegida” bezeichnet. Aktuell fordert der VDS in einem Manifest “Schluss mit dem Gender-Unfug”. Ein Manifest, das nicht nur entsetzlich schlecht geschrieben sei, sondern auch zahlreiche Argumentationsmängel aufweise, wie Till Raether ausführt: “Der Versuch, Sprache davor zu schützen, dass sie sich verändert, entspringt nicht der Liebe zur Sprache, wie ihre Vereinsmeier*innen glauben machen wollen, sondern der Liebe zum Hergebrachten, zum Immer-so-Gewesenen.”
Weiterer Lesetipp: Bei “Spiegel Online” setzt sich Margarete Stokowski ebenfalls mit den Argumenten gegen eine gendergerechte Sprache auseinander. Bezugnehmend auf eine Passage in einem aktuellen “Welt”-Text von Sibylle Lewitscharoff schreibt sie: “Ich weiß nicht, ob es je ein größeres Missverständnis über den Feminismus gab als die Idee, irgendwer würde Untenrumuntersuchungen durch Sibylle Lewitscharoff fordern, aber man sollte sich davon nicht abschrecken lassen, denn ihr Text ist so voller Perlen der Widersprüchlichkeit, dass es lohnt, ihn ganz zu lesen.”
Lohnenswert ist auch Mit Genderstern in den Weltuntergang (belltower.news, Stefan Lauer). Dort hat man sich den Unterstützerkreis der Petition angeschaut und wirft einen Blick auf die teilweise problematischen Verbindungen zur Rechtspopulismus-, Antifeminismus- und Männerrechteszene.

2. Das Netzwerk der neuen Rechten
(neuerechte.org, Christian Fuchs & Paul Middelhoff)
Als “patriotische Parallelgesellschaft” bezeichnen die Journalisten Christian Fuchs und Paul Middelhoff das von ihnen identifizierte und analysierte neurechte Netzwerk aus über 150 Stiftungen, Vereinen, Medien und Kampagnen. Eine Deutschlandkarte zeigt alle Standorte und Verbindungen und liefert auf Mausklick weitere Informationen.

3. Was wir aus dem Fall Relotius für den Journalismus lernen können
(journalist-magazin.de, Georg Löwisch)
Der Betrugsfall Relotius sei eine Chance für den Journalismus, so “taz”-Chefredakteur Georg Löwisch. In seinem “Handwerksmerkzettel” geht es um sechs Punkte: 1) Quellen nennen, 2) Recherchewege zeigen, 3) Zitieren, 4) Anonymisieren, 5) Rekonstruieren und 6) Zweifeln.
Weiterer Lesehinweis: So arbeiten wir mit anonymen Quellen aus dem “Welt”-Reportage-und-Investigativ-Ressort (investigativ.welt.de, Manuel Bewarder).

4. Die sieben Anti-EU-Kampagnen der Krone des Jahres 2018
(kobuk.at, Ida Woltran)
Ida Woltran hat sich die sieben Ant-EU-Kampagnen der österreichischen “Krone” angesehen und analysiert: “Vor allem im Zusammenhang mit neuen Regulierungsvorhaben ist es laut Krone meist die EU, die uns etwas wegnehmen, verbieten oder streichen will. Eine Differenzierung, wer eigentlich die EU ist, unterbleibt meist. Die Krone framed die EU negativ und geht kaum auf konkreten Vorgänge in den EU-Organen ein. Die jeweilige Gegenseite kommt nicht zu Wort.”

5. Lobbyarbeit pur: 228 Kreativ-Verbände für EU-Urheberrechtsreform
(tarnkappe.info, Lars Sobiraj)
228 europäische Kreativ-Verbände haben in einem gemeinsamen Schreiben (PDF) dazu aufgerufen, den umstrittenen geplanten Änderungen des EU-Urheberrechts zuzustimmen. Auch der Deutsche Journalisten-Verband befürwortet die Regelung, was Lars Sobiraj zu der Frage führt: “Warum fordert der DJV den Untergang der eigenen Branche?”
Weiterer Lesehinweis: Bei “Infosperber” kommentiert Matthias Zender den Kampf der Schweizer Verleger um ein Leistungsschutzrecht mit den Worten: “Das wäre, wie wenn die Landwirtschaft zur Käseunion zurückkehren würde.”
Und einen Hörtipp gibt es auch noch: Beim “Deutschlandfunk” besprechen Experten das Für und Wider von Uploadfiltern. Die Technik weise deutliche Grenzen auf: Warum Kritiker Angst vor Zensur haben (deutschlandfunk.de, Audio: 9:15 Minuten).

6. Nachdenkliche Töne zum Geburtstag
(tagesschau.de, Marcus Schuler)
Vor 30 Jahren legte der Physiker Tim Berners-Lee den Grundstein für das World Wide Web. Der damals 34-Jährige entwickelte HTML, programmierte einen Webserver und einen Browser — die Grundlagen für unser heutiges Web. 30 Jahre nach seiner Erfindung warnt Berners-Lee vor Datenmissbrauch, Desinformation, Hassreden und Zensur. Seine Forderung: “Unternehmen müssen mehr tun, um sicherzustellen, dass ihr Gewinnstreben nicht auf Kosten von Menschenrechten, Demokratie, wissenschaftlichen Fakten und öffentlicher Sicherheit geht.”

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