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Schuhschmu mit Lena Meyer-Landrut

Die in jeder Hinsicht billigste Art, Schlagzeilen zu generieren, ist: sich ganz dumm stellen. Bei Bild.de ist das quasi Routine, und weil Lena Meyer-Landrut, die diesjährige deutsche Vertreterin beim Eurovision Song Contest, sich ohnehin weigert, mit der “Bild”-Zeitung zu sprechen, ein Vergnügen ohne Reue.

Und so kann Bild.de aus Ahnungslosigkeit einen Aufmacher machen:

2 Paar Schuhe - Ist Lena jetzt total gaga?

Lena Meyer Landruts Gaga-Proben in Oslo

(…) Knapp eine Woche vor dem Eurovision Song Contest wirkt Lena Meyer-Landrut (19) ganz durcheinander: Mit zwei verschiedenen Schuhen übte sie jetzt für ihren Auftritt am kommenden Samstag.

Abitur, Pressetermine, Geburtstagsfeier und immer wieder Proben, Proben, Proben – da kann man schnell mal vergessen, wo der passende Schuh liegt. (…)

Solange “Unser Star für Oslo” beim Finale-Auftritt nicht den Text ihres Hits “Satellite” vergisst, verzeihen wir gerne noch einen weiteren Schuh-Fauxpas.

Beim Betexten einer Bildergalerie kommt der diensthabende Lena-Lästerer dann richtig in Fahrt:

Lena, was ist mit deinen Latschen? Bei den Proben in Oslo ging Lena mit zwei verschiedenen Schuhen auf die Bühne
Nahaufnahme des Beweisfotos: Neuer Trend oder keine Zeit zum Umziehen?
Ein Termin jagt den nächsten, da bleibt Lena wenig Zeit für einen ordentlichen Schuhwechsel
Am kommenden Samstag geht es auf die große Eurovision Song Contest-Bühne. Fehler sind dann nicht mehr erlaubt!

In der Tat: Lena ist gestern bei ihrer ersten Probe mit zwei verschiedenen Schuhen aufgetreten. Weil sie ausprobieren wollte, welcher von beiden besser aussieht.

Das erklärte sie den Reportern von eurovision.de und eurovision.tv — auf letzterer Seite ist das entsprechende Video sogar schon seit gestern online.

Das ist die ganze Geschichte. Aber das ist natürlich keine Geschichte.

Nachtrag, 24. Mai. Aber keine Bild.de-Meldung ist zu blöd, um nicht vom Online-Ableger der “Rheinischen Post” besinnungslos abgeschrieben zu werden:

(…) Auffälliges Detail: Lena trug zwei verschiedene Schuhe. Ob es sich dabei um einen Mode-Gag oder einen Styling-Faux-Pas handelte, ist noch unklar.

Nachtrag, 17.50 Uhr. “RP-Online” hat den Fauxpas zurückgenommen.

Lena — Liebe meines Lebens

Seit Lena Meyer-Landrut bei “Unser Star für Oslo” angetreten ist, interessieren sich die deutschen Boulevardmedien für das Privatleben der jungen Frau. Mit dem Gewinn der Castingshow und der (schließlich erfolgreichen) Teilnahme beim Eurovision Song Contest stieg das Interesse immer mehr: Reporter durchstreiften ihre Heimatstadt Hannover und fanden: nichts. RTL entdeckte im eigenen Archiv einen Ausschnitt der kurzlebigen Scripted-Reality-Soap “Helfen Sie mir”, in der Lena als Laiendarstellerin mitgespielt hatte. Private Fragen in Interviews und auf Pressekonferenzen wollte Frau Meyer-Landrut zunächst gar nicht beantworten.

Einen Grand-Prix-Sieg, eine weitere ESC-Teilnahme und zwei Alben später ist Lena Meyer-Landrut “wieder da” — als sei sie in den letzten zweieinhalb Jahren je wirklich weg gewesen. Am 12. Oktober erscheint ihr drittes Album “Stardust”, für das sie zur Zeit die Werbetrommel rührt.

Bei der Albumpräsentation in Berlin (ähnliche Veranstaltungen hatte es zuvor schon in Köln und Hamburg gegeben) erfuhr die “B.Z.” Erstaunliches:

Ihr Herz hat auch eine Heimat gefunden: “Ich habe mich in Köln verliebt”, so Lena zur B.Z. Nicht nur in die Stadt: “Weil da der Mensch ist, den ich liebe. Wo ich das Glück habe, dass ich ihn lieben darf.”

Da ist sie wieder, die einmalig Süße! Lena in love. Doch Details dazu kommen ihr nicht über die Schmoll-Lippen. Dafür findet sich auf Lenas linkem Oberarm eine Art Beziehungs-Botschaft. Neben der Ritterlilie prangt nun ein zweites Tattoo mit dem Schriftzug: “to love and to be loved” (lieben und geliebt werden). Ach wie schön, ein kleiner Satellit schwebt im siebten Himmel.

Fangen wir hinten an: Das Tattoo, das “nun” auf ihrem Oberarm prangt, war da schon vor acht Monaten, wie etwa Bild.de damals ganz aufgeregt notierte.

Und das mit der Liebe ist auch keine ganz so spektakuläre Neuerung, wie Boulevardjournalisten wüssten, wenn sie im vergangenen Oktober die ARD-Sendung “Inas Nacht” gesehen hätten, die im August 2011 aufgezeichnet worden war:

Ina Müller: Was magst Du denn generell an Männern? Hast Du ‘nen Typen Mann, wo Du sagst: “Oh, den find ich ganz toll”?
Lena Meyer-Landrut: Also, meinen Freund find ich ganz toll …
Müller: Du hast ‘nen Freund?!
Meyer-Landrut: Mmmm-hhhh.
Müller: Das find ich ja toll! Da hätte ich jetzt gar nicht gefragt, weil ich dachte, das würdest Du nie erzählen.
Meyer-Landrut: Tja …
Müller: Und mit dem bist Du schon lange zusammen …
Meyer-Landrut: Joa …

Dass Frau Meyer-Landrut einen Freund hat, war damals – neben den weit verbreiteten Informationen, dass sie ihr Klo selber putze und keinen Schnaps vertrage – sogar bei einschlägigen Medien wie bunte.de, “Bild” Hannover und stern.de nachzulesen gewesen. Aber man kann es natürlich noch mal aufschreiben und als “neue Liebe” verkaufen, wie es beispielsweise “Express”, “RP Online” und “Focus Online” getan haben.

Und damit kommen wir zu dapd, nach eigener Auswertung der Realität bekanntlich Deutschland fehlerfreiste Nachrichtenagentur. Die interpretierte das Geraune der “B.Z.” so:

Grand-Prix-Sternchen Lena Meyer-Landrut ist glücklich und verliebt. “Ich habe mich in Köln verliebt”, sagte die Sängerin der “BZ am Sonntag”. Aber nicht nur die Rheinmetropole habe das Herz der 21-Jährigen erobert, sondern auch ein Mann. “Weil da ein Mensch ist, den ich liebe. Wo ich das Glück habe, dass ich ihn lieben darf”, sagte die Sängerin.

Wer der neue Mann in ihrem Leben ist, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Erst vor wenigen Wochen war Lena von ihrer Heimatstadt Hannover nach Köln gezogen, wo sie nun mit ihrem Freund lebt.

(Nachzulesen etwa im “Westen”.)

Dass Frau Meyer-Landrut “erst vor wenigen Wochen” nach Köln gezogen sein soll, kommt etwa für die Menschen überraschend, die im August 2010 diese Meldung gelesen haben:

Lena Meyer-Landrut, Gewinnerin des Eurovision Song-Contest 2010 in Oslo, hat jetzt ein Appartement in Köln, damit sie nicht immer von ihrer Heimatstadt Hannover aus pendeln muss. Das sagte sie der Online-Ausgabe der “Frankfurter Neuen Presse”. In Köln ist Stefan Raabs Produktionsfirma Brainpool, die Lena managt.

Wobei diese Nachricht auch mit Vorsicht zu genießen ist. Der Urheber damals nämlich: dapd.

Spätestens vor einem Jahr war Lena dann aber doch in Köln angekommen, weil sie sich für ein Studium (“‘Sprachen und Kulturen Afrikas’ und Philosophie”) an der dortigen Universität eingeschrieben hatte, was damals ebenso medial ventiliert wurde wie vor einem Monat der Umstand, dass sie besagtes Studium wieder geschmissen hatte. Aber natürlich konnte sie auch im Juni 2012 noch mal nach Köln ziehen (“zu ihrem Freund”!), wenn man es denn noch mal aufschreiben konnte.

Jedenfalls hat dapd aus den Nicht-Neuigkeiten “neue Liebe, neues Tattoo” auch noch ein Video gebaut, das irgendwelche armen Cutter aus Archivmaterial zusammenschnibbeln mussten. Mit dabei ist ein Foto mit Tattoo beim Deutschen Filmpreis (April 2012, “neues Tattoo”) und diese Aussage:

Im Oktober soll Lenas drittes Album erscheinen und eine große Tournee ist auch geplant. Der Kartenverkauf läuft Medienberichten zufolge aber eher schleppend an.

Dass sich die Karten für Lenas Tournee so schlecht verkaufen, dürfte allerdings auch daran liegen, dass man sie noch gar nicht kaufen kann: Die Tourdaten sind noch nicht bekannt gegeben, der Vorverkauf noch nicht mal angelaufen.

Insofern ist der nachfolgende Satz noch dümmer, als er es sowieso schon wäre:

Ob die Nachricht von einer neuen Liebe also nur eine PR-Masche ist, bleibt offen.

Ja, die “neue Liebe” ist eine Masche. Aber eine von desinteressierten Möchtegernjournalisten, die versuchen, sich aus bereits wieder vergessenen und deshalb für neu gehaltenen alten Tatsachen und falschen Annahmen eine Geschichte zusammenbasteln.

Bei stern.de ist das dapd-Video inzwischen wieder weg, bei “Welt Online” aber zum Beispiel noch verfügbar — und das, obwohl es seit heute Mittag sogar eine korrigierte Fassung gibt, aus der der “schleppende” Vorverkauf verschwunden ist.

Mit Dank auch an Lars, Peter G. und Andreas K.

Nachtrag, 16. August: sueddeutsche.de hat die zweite Fassung des dapd-Videos aus dem Netz genommen, bei “Welt Online” läuft immer noch die erste.

Silvana Koch-Mehrin, Lena, Mississippi

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Kisch-Debatte: Interview mit René Pfister”
(reporter-forum.de, Ariel Hauptmeier)
Ariel Hauptmeier befragt René Pfister zur Verleihung und Aberkennung des Henri-Nannen-Preises: “Die Jury hat sich am vergangenen Freitag entschieden, mir die größte Ehre zukommen zu lassen, die in Deutschland einem Reporter zukommen kann. Dann wurde der Preis in eine Strafe verwandelt, und die Jury hat es nicht einmal für nötig erachtet, mich anzuhören.”

2. “Mogelpackung im WWW?”
(de.ejo-online.eu)
Eine Studie des European Journalism Observatory (PDF-Datei) untersucht, “wie europäische Medien ihr Publikum online an redaktionellen Prozessen teilhaben” lassen. “Viele europäische Medien setzen offenbar vor allem aus Marketing-Gründen Transparenz-Instrumente ein, die dem Publikum eher die Illusion von Teilhabe an journalistischen Prozessen geben denn tatsächlich Dialog ermöglichen.”

3. “Schäuble lässt nach Informanten fahnden”
(zeit.de, Philip Faigle)
Im Finanzministerium sucht man den Mitarbeiter, “der in der vergangenen Woche einen internen Sprechzettel von Finanzminister Wolfgang Schäuble an die Presse weiter gereicht hat”: “Das Papier habe auf einem Server des Ministeriums gelegen, auf den insgesamt 28 Mitarbeiter Zugriff hatten, sagte der Sprecher Schäubles. Noch sei allerdings unklar, wie viele Personen das Dokument kannten. Auch habe man noch keinerlei Anhaltspunkte, wer schließlich das Papier verschickt habe.”

4. “Vorzeigefrau wird Hinterbänklerin”
(tagesschau.de, Martin Durm)
Martin Durm schreibt aus Straßburg zum Rückzug von Silvana Koch-Mehrin: “Frau Koch-Mehrin hat viele Gegner in Straßburg, aber andererseits eben auch viele Verbündete in Medien und Politk. Die ‘Bild’-Zeitung beispielsweise, die sich in ihrer ansonsten eher europakritischen Berichterstattung gar nicht mehr einkriegen konnte vor Begeisterung für Frau Koch Mehrin – und für ihr blondes Haar: Miss Europa, schönste Mutter im EU-Parlament, wurde sie bei Springer genannt, als sie sich mit Schwangerschaftsbauch ablichten ließ.”

5. “Anstelle eines Lena-Wortspiels: Benehmen wie ein Bürstenbinder”
(miumeu.twoday.net, Miss Manierlich)
“Heisskalte wellen des fremdschämens” durchlaufen Miss Manierlich anlässlich des Zusammentreffens von Lena Meyer-Landrut und Frank Elstner in der ARD-Sendung “Show für Deutschland” (Video auf YouTube): “ich erwarte, dass so jemand den arsch zusammenkneift und ein freundliches lächeln aufsetzt, wenn ein interviewer pathetische vergleiche zieht (‘sie sind der einsamste mensch da unten auf der bühne’) oder probleme mit dem zählen hat (‘die letzten beiden jahre’). pampigkeit, klugscheißerei und sparkassen-freche-jugendlichkeit ist nur dann angebracht, wenn das gegenüber selbst die grenze der höflichkeit und des guten geschmacks überschreitet und bspw. unverschämte privatangelegenheiten aus dem interviewten herausprovozieren will.”

6. “Weatherman-Based System of Flood Height Measurements”
(thedailyshow.com, Video, 1:53 Minuten, englisch)
Der über die Ufer tretende Mississippi bringt Journalisten dazu, sich in den Fluß zu stellen.

Bild  

Lena von der Lippe

Lena (fast) allein zu haus.Seit Lena Meyer-Landrut ihre Deutschland-Tour begonnen hat, bemühen sich Journalisten, vor allem aber auch “Bild”, diese Tour als riesigen Flop zu beschreiben. “Nur 6000 Fans” waren zum Tourauftakt in die Berliner O2 World gekommen, die bis zu 17.000 Zuschauern Platz bieten könnte. Als Kylie Minogue die gleiche Halle mit 8.000 Fans ebenfalls nicht füllte, war das “Bild” allerdings keine kritische Zeile wert.

Vergangenen Dienstag hatten “nur 5500 Fans” den Weg in die Dortmunder Westfalenhalle 1 gefunden, was die Ruhrgebietsausgabe von “Bild” zu der gewagten Formulierung verleitete, es seien wie schon bei ihren vorherigen Konzerten “kaum Besucher” gekommen.

Doch nicht nur das:

In Dortmund sang Lena Lieder aus ihren beiden Alben "My Cassette Recorder" und "Good News". Und einige Fans staunten: Wollte sie ihre Stimme für die Titelverteidigung in Düsseldorf schonen oder warum sang sie Playback? Manche ihrer Lippenbewegungen passten einfach nicht zum Text!

Der harmlosere Fehler: Lenas Debütalbum hieß “My Cassette Player”. Der schwerwiegendere: Die Behauptung, Lena habe Playback gesungen, ist falsch, wie uns Lenas Management auf Anfrage bestätigte. “Lena singt natürlich live!”

Lena Meyer-Landrut hat “Bild” deshalb abgemahnt. Ihr Anwalt Heiko Klatt begründete diesen Schritt uns gegenüber damit, dass die in “Bild” verbreiteten Behauptungen inhaltlich nicht den Tatsachen entsprächen, da Lena “selbstverständlich” live und nicht Playback singe. Bis heute 18 Uhr hatten “Bild” und Bild.de Zeit, die Verbreitung dieser falschen Behauptungen zu unterlassen — bei Bild.de ist der Artikel inzwischen offline.

PS: Nur wenige Minuten, nachdem die Anwaltskanzlei am vergangenen Donnerstag die Abmahnung von Brainpool verschickt hatte, tauchte bei Bild.de auf der Startseite dieser Teaser auf:

Bushido: Raab hat mich wie einen "Kanaken" behandelt

Stefan Raab ist Gesellschafter bei Brainpool und Lenas Mentor. Die Überschrift des Artikels über Bushido hatte zunächst “Ich polarisiere nicht mehr, weil ich nicht mehr will” gelautet.

Mit Dank auch an Anonymous und Janine K.

Bild  

Wie man sich für Lena zum Horst macht

Manchmal ist es ganz leicht, an eine aufregende Geschichte zu kommen: Man muss sich nur ganz blöd stellen.

Ich spiele "Lena" im TVHeute macht sich in der “Bild”-Zeitung die Barack-Obama-Trainingspartnerin Judith Bonesky zum Horst und verkauft sich und ihre Leser für dumm, indem sie so tut, als habe die neue ZDF-Seifenoper “Lena”, die das ZDF vom Herbst an ausstrahlen wird, irgendetwas mit der gleichnamigen Sängerin und Grand-Prix-Gewinnerin zu tun, die sich so schrecklich unwillig zeigt, der “Bild”-Zeitung aufregende Geschichten von sich zu erzählen.

Bonesky schreibt:

Berlin/Köln — Von der Abiturientin zum Grand-Prix-Superstar: Der kometenhafte Aufstieg von Lena Meyer-Landrut (19, “Satellite”) hat ganz Deutschland verzaubert.

JETZT WIRD LENA ZUR TV-SEIFENOPER!

(…) Story: Hauptdarstellerin “Lena” trifft einen mächtigen Musikproduzenten. Der entdeckt ihre tolle Ausstrahlung, ihr großes Talent — ganz so wie Stefan Raab bei Lena …

Und wie in Lenas echtem Leben ist ist dies der Beginn einer märchenhaften Gesangskarriere: Lena erobert die Herzen ihrer Fans, wird zum Star!

(usw. usf.)

Online trug der Artikel ursprünglich sogar die Überschrift “Jessica Ginkel spielt Grand-Prix-Lena in neuer ZDF-TV-Serie”.

In Wahrheit stand die Geschichte schon fest, bevor Lena überhaupt zum ersten Mal bei “Unser Star für Oslo” auftrat: Sie beruht auf der argentinischen Telenovela “Don Juan y su bella dama”. Und selbst der Name “Lena” für die Hauptperson ist keine nachträgliche Marketingidee: Schon im November 2009 berichteten deutsche Medien, dass die Produktionsfirma Endemol die Serie unter diesem Namen anbot.

Bestimmt weiß Frau Bonesky das sogar alles. Aber irgendwo müssen die geilen Lena-(Meyer-Landrut)-Geschichten ja herkommen!

Irgendwas über Lena

Das mit “Bild” und Lena Meyer-Landrut ist so eine Sache: Nachdem die Zeitung die Castingshow “Unser Star für Oslo” wochenlang ignoriert hatte (BILDblog berichtete), musste sie irgendwann erkennen, dass das Interesse an Lena zu groß war, um nicht darüber zu berichten.

Da Lena Meyer-Landrut aber nicht mit “Bild” spricht, müssen sich Zeitung und Online-Ableger seit Wochen irgendwelche Geschichten aus Sekundärquellen zusammenklauben, um irgendwas bringen zu können.

Einen vorläufigen Höhepunkt hat diese Ratlosigkeit heute erreicht: Während “Bild” auf Seite 1 groß verkündet, Lenas Welt “erklären” zu wollen, gibt Bild.de unumwunden zu:

Unser Grand-Prix-Star: Lena bleibt ein Rätsel – auch nach dem Sieg!

Aber selbst die spärlichen Fakten, die “Bild” und Bild.de zusammengetragen haben, wollen nicht so recht zusammenpassen:

Auf dem linken Oberarm trägt Lena eine Ritterlilie (siehe “Religion”). Ihre Mutter war gegen das Tattoo – deshalb musste Lena bis zu ihrem 18. Geburtstag warten.

(“Bild”)

Lena hat ein Tattoo! Sie trägt eine Lilie auf dem linken Arm. Natürlich mit Erlaubnis von Mama.

(Bild.de)

Mit Dank auch an Alex.

iPad, Lena, Blasmusik

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Zensur in Zeiten des iPads”
(ipad-mag.de, Dirk Baranek)
Dirk Baranek fragt sich, wie weit die Regulierung der Inhalte im iTunes-Store geht. Nicht nur Erotik stehe im Visier der Apple-Kontrolleure, sondern auch “Darstellungen, die in der US-Medienwelt als graphic violence bekannt sind”. Betroffen davon ist auch “Bild”: “In zwei BILD-Artikeln befinden sich Fotos, die durch schwarze Flächen abgedeckt werden.”

2. “Eine Sängerin, wichtiger als jeder Präsident”
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Lena Meyer-Landrut kehrt als Siegerin des ESC 2010 in einer Sondermaschine zurück und wird von einer Sonderausgabe der “Tagesschau” und anderen Sondersendungen erwartet: “Von 15 Uhr war mitzuerleben, wie die Lufthansa-Maschine Eberswalde auf dem Flugfeld stand und sich ein Arbeiter auf einer heran geschobenen Gangway an der Tür des Fluggeräts zu schaffen machte. Minutenlang passierte – nichts. Ein bisschen wirkte es wie die Berichterstattung von einer Geiselnahme, bei der man verzweifelt auf ein Zeichen der Gangster wartet.”

3. “Das Lena-Wunder”
(haz.de, Imre Grimm)
Imre Grimm hegt Hoffnungen, dass der Sieg “einer jungen, selbstironischen Frau über einen humorlosen Kommerz und über die Schlager-Schunkel-Welt” zukunftsweisend ist. “Ihr Triumph in Oslo nährt die Hoffnung, dass sich etwas verändert hat im Showgeschäft, dass Echtheit und Ehrlichkeit inzwischen mehr zählen als plumper, sexistischer Affekt aus dem Hause Bohlen.”

4. “Sarah Wiener tischt im Speisewagen Zusatzstoffe auf”
(foodwatch.de)
Die deutsche Bahn wirbt mit “dem guten Namen bekannter Fernsehköche” für seine Bordrestaurants. Foodwatch vergleicht ein Rezept von Sarah Wiener mit der Schweinefleischroulade aus dem Speisewagen, “ein Fertigprodukt, das viel mehr mit Spitzentechnologie als mit Spitzenküche zu tun hat”. Eine Stellungnahme von Sarah Wieners Büro ist auf meedia.de zu lesen.

5. “Meine Rechte”
(weltwoche.ch, Mark van Huisseling)
People-Journalist Mark van Huisseling denkt darüber nach, was er schreiben darf und was nicht. “Als ich anfing, Zeitungsartikel zu schreiben, war es ziemlich klar: Tatsachen, die man behauptete, mussten stimmen, mehr oder weniger (zirka 1990, ich war Volontär beim Sonntagsblick). Samstagnachmittags kam einer der beiden Anwälte, die auf der Payroll waren, in die Redaktion und fragte, ob es Artikel gebe, die Probleme machen könnten.”

6. “Russland: Blasmusik auf dem Dorf”
(mediathek.daserste.de, Video, 7:48 Minuten)
Das “Dummy”-Blog schreibt: “In manchen Dörfern Mecklenburgs werden die einzigen Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche von Nazigruppen angeboten.” Und in manchen Dörfern Russlands werden die einzigen Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche von einer älteren Frau und ihrem Sohn angeboten: Blasmusik!

Gerichtsreporter, Lena, Ich-Schwäche

6 vor 9

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1. “Journalisten werden überwertet: BILD sucht Hobby-Gerichtsreporter”
(neuhetzki.de, Thorsten Neuhetzki)
In der “Berliner Morgenpost” sucht “Bild” per Anzeige “Hobby-Gerichtsreporter”: “Juristische Grundkenntnisse sind hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Stenografie oder das Beherrschen anderer Protokolltechniken ist ein Muss.”

2. “Lena und die Medientortour”
(ndr.de, Video, 6:09 Minuten)
ESC-Kandidatin Lena Meyer-Landrut weigert sich, gegenüber den Medien von privaten Angelegenheiten zu sprechen, was das Konzept von Boulevardmedien wie “Bild” oder RTL in Bedrängnis bringt. Da sie mit “Bild” generell nicht spricht, kann diese Zeitung bei ihren Berichten nur andere Quellen erwähnen.

3. “Die Ich-Schwäche des Feuilletons”
(gunnargeller.de)
Gunnar Geller fragt sich, warum Feuilletonisten “mans” und “wirs” hinschreiben, wenn sie “ich” meinen. “Die sprachliche Verhüllung der Sprecherposition dient der leicht durchschaubaren Aufwertung der kleinen Erlebnisse und Meinungen.”

4. “Sueddeutsche.de linkt sich selber”
(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)
Der Internetableger der “Süddeutschen Zeitung” setzt Links, allerdings nur auf das eigene Angebot. “Die offenbar automatisierten Links im Textkörper irritieren eher, als dass sie den Leser mit sicherer Hand zu relevanten Informationen führen.”

5. “Barroso und andere Euro-Feinde”
(stern.de, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack vom “Stern” recherchiert zur Europäischen Union: “Auf eine Interviewanfrage bei Euro-Kommissar Olli Rehn erhielt ich erst tagelang keine Antwort, dann schickte mir dessen Pressesprecher versehentlich seine interne Anweisung, wie mit meiner Bitte umzugehen sei: ‘Sensitive one, pls add and reply not possible in short term but we are trying…’ Zu Deutsch: Sensitive Anfrage, den Journalisten bitte hinhalten!”

6. “Merkel hätte Bild-Zeitung stoppen müssen”
(zeit.de)
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel ist der Meinung, Kanzlerin Angela Merkel hätte sich dezidiert gegen die Berichterstattung von “Bild” über die Schuldenkrise in Griechenland stellen müssen: “Das wäre ihr Job gewesen! Da hätte sie sagen müssen: Das geht zu weit! – Wenn nicht sie, so mindestens der Außenminister.”

Meyer-Landrut, Tunnelbau, Lotterie

6 vor 9

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1. “Der schönste Mix”
(berlinonline.de, Daniel Bouhs)
Das ZDF sucht derzeit per Ausschreibung einen Dienstleister für die “Produktion von Audio-PR und Auswertung aktueller ZDF-Sendungen”. Daniel Bouhs fragt: “Steht solch eine Praxis einer Programmanstalt gut zu Gesicht, die im Wesentlichen von der Allgemeinheit finanziert wird und deshalb mehr als andere einen sauberen Journalismus fördern sollte?”

2. “Alter Hut statt ‘Enthüllung'”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Eine Nacktszene von Lena Meyer-Landrut wird als Neuigkeit präsentiert, ist aber schon länger bekannt. Die FAZ dazu: “Es muss ein Skandal her, es braucht Sex and Crime, es muss auch die letzte jugendliche Lichtgestalt in den Dreck gezogen und mit bigotten Kommentaren überzogen werden.”

3. “Abschied vom Besten”
(online-merkur.de, Kathrin Passig)
Kathrin Passig zum Ausspruch von Christoph Keese, es sei die Leistung seines Arbeitgebers Axel Springer, die Rangreihenfolge der Informationen im Netz zu organieren. “Es gibt diese allgemeingültige Rangreihenfolge nicht, und dass Redaktionen eine Weile so tun durften, als gebe es sie, beruhte auf einem Mangel an besseren Lösungen, der mittlerweile behoben ist.”

4. “10 wahnwitzige Dokus bei N-TV und N24”
(fernsehkritik.tv, Video, insgesamt 41:23 Minuten)
Fernsehkritik.tv kommentiert (ab 20:43 Minuten) zehn Dokus, die auf den TV-Sendern N24 und N-TV zu sehen waren. Es geht darin um Themen wie die Ufos der Nazis, den Klimawandel, das Leben von Jesus, Heuschreckenplagen oder den Luftkrieg. Zum Thema Tunnelbau fallen aus dem Off folgende, dramatische Sätze: “Die Grösse der Aufgabe überstieg beinahe jede Vorstellungskraft. Ein Projekt, das den Beteiligten Unmögliches abverlangte – bis sie schliesslich triumphierten. (…)”

5. “Layout Fail”
(failblog.org, englisch)
“Look closely…does that spell what I think it spells?”

6. “Sie haben gewonnen, Herr Hase!”
(20min.ch, Amir Mustedanagic)
Amir Mustedanagic versucht, an die 3 Millionen Euro zu kommen, die er angeblich in der spanischen Lotterie gewonnen hat.

Bestechungsversuche, Meyer-Landrut, iPad

6 vor 9

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1. “Wie korrupt sind Journalisten?”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Michael Spreng, ehemaliger Chefredakteur von “Bild am Sonntag”, erzählt, wie Automobilhersteller und Medienagenturen versuchten, ihn zu bestechen und denkt grundsätzlich über die Bestechungsgefahr im Journalismus nach. “Als besonders korruptionsbedroht gelten Auto- und Reisejournalisten. Noch gefährdeter aber sind Medizinjournalisten, weniger durch die Arzneimittelhersteller, sondern mehr durch die Produzenten der (eigentlich überflüssigen) Nahrungsergänzungsmittel.”

2. “Leistungskurs Medien – Lena Meyer-Landrut auf allen Kanälen”
(haz.de, Imre Grimm)
Wie Lena Meyer-Landrut einen “PR-Marathon” absolviert, wie “Bild” “nach einer Leiche im Keller des Stefan-Raab-Schützlings Lena” sucht und wie Paparazzi das Haus ihrer Eltern umschleichen.

3. “Die Qualitätslüge”
(medienspiegel.ch, Daniel Weber)
Daniel Weber, Chefredakteur von “NZZ Folio”, wundert sich, dass Verlagsmanager nicht müde werden, “zu beteuern, dass mit dem Abbau keineswegs ein Qualitätsverlust einhergehe. Sondern im Gegenteil eher das Gegenteil.”

4. Interview mit Stephen Shepard
(focus.de, Leif Kramp und Stephan Weichert)
Stephen B. Shepard von der CUNY Graduate School of Journalism zur Frage, wer heute alles Journalist ist. “Wenn man ein Blogger für die Hyperlocal Newswebsite in Brooklyn ist, ist man dann ein Journalist? Die Antwort lautet: ja!”

5. “iPad als Chance für Medienbetriebe”
(netzwertig.com, A. Göldi und P. Sennhauser)
Nach einem enttäuschenden Test der iPad-Applikation der “Welt” fragen Peter Sennhauser und Andreas Göldi, welche Hoffnungen sich für die Medienkonzerne mit dem iPad erfüllen könnten. Und bleiben skeptisch: “Sie investieren nicht dort, wo sie gewinnen könnten – bei wirklich guten Inhalten – , sondern hoffen naiv auf eine künstliche Verknappung, die es nicht geben wird.”

6. “‘Explosiv’ bedient sich bei der ‘heute show'”
(dwdl.de, Jochen Voß)
Ein Reporter mit einer schwarzen Baseballkappe versucht für das RTL-Boulevardmagazin “Explosiv” in Privatwohnungen Fotos für einen angeblichen Dienst “Homeview” zu machen (Video, 8:52 Minuten). Genau das hatte schon vor zwei Wochen die ZDF-“heute show” gemacht (Video, 4:07 Minuten).

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