Web 2.0 in der Schweiz – Realität oder nur Schlagwort? (maz.ch, pdf, 1099 kb)
Wie setzen hiesige Unternehmen und Organisationen neue Online-Kommunikationsmittel ein? Das Interesse für Podcasts, Weblogs, Feedbacks, benutzergenerierte Inhalte, Austauschplattformen, Wikis etc. ist da, die Nutzung jedoch noch zurückhaltend. Dies zeigt die repräsentative Studie von MAZ und Bernet PR vom Nov. 2007.
Krankheit als Metapher (perlentaucher.de, Robin Meyer-Lucht) Über Frank Schirrmachers Internetrede.
Das Mitleid-Prinzip (tagesspiegel.de, Harald Martenstein)
Unerfreuliches durch Verschweigen bekämpfen? Michel Friedman macht das einzig Richtige, um der NPD zu schaden: Er redet mit ihr. Auf fast 90 Seiten ist nun sein Interview mit dem Neonazi-Anwalt Horst Mahler einsehbar.
“Je mehr, desto besser” ist das Credo der Mediaplaner (derstandard.at, Susanne Kristek)
Susanne Kristek über ÖWA Plus: Die Beweisführung über die Leistung seines Werbeträgers anzutreten ist ein Must-Have, das jede Website erfüllen sollte.
Das Schlachtfeld des Web 2.0 (focus.de, Torsten Kleinz)
Er gilt als der Erfinder des Begriffs ?Web 2.0?: Nun kündigt Verleger Tim O´Reilly heftige Konkurrenzkämpfe im neuen Internet an.
Schock deine Kinder, lies ein Buch (sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Gibt es etwas Peinlicheres, als die eigene Mutter beim Bravo-Lesen zu erwischen? Warum Jugendmagazine existenziell bedroht sind und ihnen neben Lesern auch die Stars abhanden kommen.
Ach ja. Die Politiker reformieren die Erbschaftssteuer, was soll dabei schon herauskommen? Sowas natürlich:
Und der “Bild”-Leser, der diese Meldung heute auf der Seite 1 sieht, sagt vermutlich sowas wie: “Naja, typisch”, fühlt sich in seinem Urteil über die Politik im Allgemeinen wie im Konkreten bestätigt, und freut sich, dass wenigstens seine Zeitung das Elend täglich notiert.
Denn in den meisten anderen Zeitungen steht heute nichts davon, dass “Erben privater Vermögen und Immobilien sich auf deutlich höhere Steuern einstellen müssen” (Ausrufezeichen). Auch morgen wird es kaum anders sein. Verena Köttker, Chefreporterin im “Bild”-Hauptstadtbüro, steht mit ihrer Aussage sehr allein da.
Kein Wunder. Denn als Ausgleich dafür, dass Immobilien nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in Zukunft mit einem höheren Betrag als bisher versteuert werden müssen, werden die Freibeträge für nahe Verwandte erheblicherhöht: um 63 Prozent für Ehepartner, 95 Prozent für Kinder und 290 Prozent für Enkel. Sie werden zum Beispiel in aller Regel, wie bisher, das normale Eigenheim nicht versteuern müssen. Die Zahl der Fälle, in denen überhaupt Erbschaftssteuer gezahlt werden muss, wird nach den Worten des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch deutlich zurückgehen.
Für nahe Familienangehörige wird das Erben also tendenziell billiger. Belastet werden nur Geschwister oder entferntere Verwandte.
Wie kommt “Bild” aber zu der Formulierung, Erben werde “jetzt doch” teurer? Womöglich bezieht sich das auf die Behauptung, die Freibeträge wären “deutlich weniger als zuvor versprochen”. Aber auch das stimmt bestenfalls in Bezug auf die Enkelkinder. Bei ihnen waren bislang höhere Freibeträge im Gespräch: Mindestens 250.000 Euro statt nun 200.000 Euro.
Aber aktuell liegt der Freibetrag für Enkel nur bei 51.200 Euro. Sie profitieren also besonders stark von der Reform. Und bei ihnen ist die “Bild”-Schlagzeile “Höhere Steuern!” ganz besonders falsch.
Die Münchner “Abendzeitung” berichtet heute über die “tödlichen Fehler”, die zu einem UnglückaufdemTegernsee geführt haben sollen, bei dem der 67-Jährige Horst H. ums Leben kam. Und sie berichtet von einem Fehler, der nach dem Unglück, als die Leiche zwar geborgen, aber noch nichteindeutig identifiziert war, passiert sei:
Die Zeitungsente: “Ich stehe immer noch unter Schock”, sagt die Witwe. Eine große Münchner Zeitung hatte ein falsches Foto ihres Mannes gedruckt. “Eine Nachbarin brachte sie mir, und ich sah: Es war nicht mein Mann.” Sie spürte neue Hoffnung, rief die Polizei an. Die bestätigten ihr aber den Tod ihres Mannes. “Dieses Foto ist sehr belastend für mich”, sagt sie.
Die Polizei bestätigt uns, dass eine “große Münchner Zeitung” am Montag ein falsches Foto abgedruckt hatte. Und sie bestätigt uns, dass es sich bei dieser Zeitung — das ist leider wenig überraschend — um die Münchner Ausgabe der “Bild”-Zeitung handelt.
Eva Herman dominierte die Woche, weil sie kurz vor Ablauf einer Talksendung verabschiedet und sozusagen herausgeschickt wurde – der Moderator wollte sich mit seinen drei Gästen unterhalten. Reaktionen gab es zuhauf – unter anderem erinnerte man sich an Jehova (1/2). Spreeblick.com analysierte Hermans Aussagen genauenstens in linguistischer Hinsicht. Und über 2500 Kommentare gingen allein auf den welt.de-Artikel “Die öffentliche Hinrichtung der Eva Herman” ein. Mehrere Blogger hielten Eva Herman schlicht für dumm: Ninja Thoughts und Stefan Niggemeier zum Beispiel. Don Dahlmann meinte, sie sei von einer ziemlich umfassenden Schlichtheit beseelt (was aber so auch nicht stimmt). Eine Bloggerin vom Focus fand ihre Thesen “so dumm, dass man an Ihre Bücher sofort mit dem Feuerzeug dran möchte. So ein bisschen anbrennen will”.
Der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, der 63jährige Hans-Werner Kilz, verlängerte für ein paar Jahre und sagte: “Wir müssen nach Wegen suchen, die Inhalte im Internet kostenpflichtig zu machen.” Jens Petersen schrieb, er kämpfe “mit dem Vorwurf, seine Redaktion genauso zu führen, wie einst Leonid Breschnew in der Endphase seiner Regierungszeit”.
Das ist Unsinn. Laut US-Nachrichtensender CNN ging die kalifornische Justiz nie von einem Selbstmord des Ex-Playmates aus.* Im Gegenteil heißt es auf CNN.com ausdrücklich, dass Smith an einer unbeabsichtigten Überdosis Medikamente (“accidental drug overdose”) gestorben sei. Und anschließend beschreibt CNN sogar noch einmal ausführlich die längstbekannten Obduktionsergebnisse, aus denen der Leichenbeschauer folgert, Smith habe “nicht, wie manche behauptet hatten, versucht, sich umzubringen”.
*) Dass nun im Zusammenhang mit Anna Nicole Smiths Tod einige Arztpraxen durchsucht wurden, hat deshalb auch nichts damit zu tun, ob Smith Selbstmord begangen habe, sondern offenbar (nur) mit der Frage, wer ihr verbotene Medikamente verschrieben/besorgt hat — und anders als Bild.de gelingtesanderenMedien (wenngleich nichtallen) sogar mühelos, diesen Sachverhalt korrekt wiederzugeben.
Wo die DDR noch ganz bei sich ist (taz.de, Jenni Zykla)
Die “SUPER illu” ist so alt wie die deutsche Einheit und erreicht im Osten mehr Leserinnen als “Spiegel”, “Stern” und “Focus” zusammen. Ein Redaktionsbesuch.
“Dumm gelaufen, oder?” (tagesspiegel.de)
Der Nationalspieler über den Anfang seiner Karriere – und das bittere Ende. Heute sagt Sebastian Deisler: Ich war nicht geschaffen für dieses Geschäft.
Papier oder Blog? (taz.de, Benjamin Imort)
CD oder MP3? Zeitschrift oder E-Zine? Musikmagazine haben ein Problem: Die Leser informieren sich im Netz – und so entwickeln die Magazine neue Strategien.
Surfen im Reich der Mitte (dradio.de, Philip Banse)
Die Internetbranche in China kann Zuwachsraten von 20 Prozent pro Jahr vorweisen. Fast im ganzen Land können sich Menschen einloggen und im Netz surfen. Doch viele Seiten werden von staatlichen Stellen gesperrt. Die Mächtigen im Reich der Mitte setzen auf Wachstum und Kontrolle.
Zuschauerschwund beim Verlegerfernsehen Presse-TV (persoenlich.com, David Vonplon) Presse-TV, das Fernsehfenster von Ringier, NZZ, Basler Zeitung und Jean-Frey, ist unter Druck: Im Kampf um die Gunst des Publikums kann kaum ein Format am Samstag- und Sonntagabend auf SF 2 gegen die starke Konkurrenz in- und ausländischer Sender bestehen. Die Einschaltquoten erodieren. Trotzdem wollen sowohl SRG als auch Presse-TV an einer Zusammenarbeit festhalten — wenn auch in anderer Form.
“Unser System kann den Inhalt einer Internetseite erkennen” (faz.net, Holger Schmidt)
Eines Tages soll es eine Suchmaschine geben, die nicht nur Wörter findet, sondern Inhalte versteht. Im Interview mit der F.A.Z. spricht der Sprachwissenschaftler David Crystal über das Ergebnis von 15 Jahren Arbeit, das semantische Web und die Ignoranz von Google.
Artikel auf dem Prüfstand (focus.de, Torsten Kleinz)
Mit einem neuen Redaktionskonzept will die Mitmach-Enzyklopädie Wikipedia die Verlässlichkeit und Qualität seiner Artikel erhöhen. In Zukunft werden anonyme Änderungen vor der endgültigen Veröffentlichung geprüft. Für den Verein Wikimedia Deutschland ist dies ein wichtiger Schritt zur ?Wikipedia 1.0?.
Unterhaltung mit Botschaft (tagesspiegel.de, Andrea Nüsse) Ramadan-TV: Eine Serie um Vergewaltigung und ?König Faruk? sind in der Fastenzeit die Renner. Nach dem Fastenbrechen schlägt die Stunde der arabischen Telenovas.
Mit dieser “Bild”-Titelgeschichte von heute über einen “Netto-Lohn-Skandal” hat ihr Autor Dirk Hoeren offenbar einen Nerv getroffen. Teilweise schon in der vergangenen Nacht verbreiteten diverse Nachrichtenagenturen (AFP, dpa, Reuters, AP) die Geschichte weiter. “Spiegel Online”undvieleandereMedienübernahmendieMeldungen zunächst.
Dabei ist das, was da heute die “Bild”-Titelseite füllt, eigentlich gar keine Geschichte. (“Spiegel Online” nennt sie inzwischen “Farce”, “Panikmache” und “Lehrstück über die Tücken der Statistik”, Zeit.de sieht darin mittlerweile “viel Falsches und ein wenig Richtiges”.) “Bild”-Mann Hoeren hat eigentlich bloß mal ins Statistische Taschenbuch 2007 des Arbeits- und Sozialministeriums geschaut, hat ein paar Zahlen herausgegriffen und verglichen. Das gleiche hätte er (oder jeder andere) genau so gut auch schon letztes Jahr machen können. Oder 2003. Oder 2000. Oder 1997. Oder oder oder.
Denn das Statistische Taschenbuch wird seit 40 Jahren veröffentlicht. Und egal, welches halbwegs aktuelle Jahr man nimmt, irgendwie ging’s uns immer schon mal besser [xls]. 2003 etwa, waren die Nettoreallöhne kaum höher als 1989. 2000 waren sie ein bisschen niedriger als 1980 und 1997 niedriger als 1981. Und 2006 waren sie eben kaum höher als vor 20 Jahren, wie “Bild” unangemessen groß, aber zutreffend schreibt*.
Und wer hat Schuld? Vatter Staat natürlich! Denn der “kassiert so viel Steuern und Sozialabgaben wie noch nie zuvor” bzw. “greift ab wie noch nie”:
Der Staat greift dreister in die Tasche! Die Gesamtabzüge vom Bruttolohn erreichten 2006 einen neuen Rekord — im Schnitt zahlte ein Arbeitnehmer 9291 Euro an Lohnsteuer und Sozialbeiträgen — mehr als jemals zuvor. Zum Vergleich: 1986 lagen die Abzüge noch bei 5607 Euro. Sie sind damit um fast 66 % gestiegen, die Bruttolöhne dagegen nur um 48 %.
Nun ja, ein “Rekord” oder “Skandal” sind die von “Bild” genannten 9.291 Euro eigentlich nicht. Denn was die staatliche In-die-Tasche-Greiferei anbelangt, ist nun mal nicht die absolute Zahl entscheidend, sondern die sogenannte “Netto-Quote” (also der Anteil des Bruttolohns, der beim Arbeitnehmer ankommt). Die lag 2006 bei 65,2 Prozent — und war in sechs der letzten zehn Jahre sogar niedriger (und pendelt seit Jahren um den aktuellen Wert [xls]).
Warum der mutmaßliche Hauptgrund für den Tiefstand der Nettoreallöhne seit der Wiedervereinigung (“Die Unternehmen geizen mehr! … Die Teuerungsrate überholt die Lohnentwicklung!”) erst später im “Bild”-Artikel auftaucht und auf der Titelseite gar nicht, weiß aber wohl nur Dirk Hoeren.
*) Wohl zu Recht weist das Bundesarbeitsministerium in einer Reaktion auf den “Bild”-Bericht darauf hin, dass ein Vergleich zwischen 1986 und 2006 wegen der dazwischen liegenden Wiedervereinigung “absolut unzulässig” sei.
Mit Dank an Holger R. und Kai B. für die Inspiration.
Nachtrag, 25.9.2007: Auch andere Medien sehen den “Bild”-Bericht kritisch. So schreiben etwa die “Nürnberger Nachrichten”: “Bild vergleicht in der Tat Zahlen, die sich nicht vergleichen lassen, blendet zentrale Entwicklungen einfach aus, zieht falsche Schlüsse und verrührt längst bekannte Statistiken zu einer eigentlich ungenießbaren Suppe.” Bei Stern.de heißt es, “Bild” habe “die Zahlen und Statistiken schlichtweg falsch gelesen und bewertet.” Sueddeutsche.de hingegen hält’s für “eine nette Schlagzeile – mehr nicht”.
Und die “Bild”-Zeitung?
Macht heute noch eine “nette Schlagzeile” (siehe Ausriss), bleibt bei ihrer “absolut unzulässigen” Darstellung, dass “die Nettolöhne heute genauso niedrig wie vor 20 Jahren” sind, und schreibt:
Der BILD-Bericht über die Netto-Lohnentwicklung in den letzten 20 Jahren löste in Deutschland Riesen-Wirbel aus!
Literatur als Lebenslüge (telepolis.de, Tom Appleton)
Unternehmer, die schreiben oder sagen, was ein bisschen Kohle bringt.
Blogger gegen die Bigotten (spiegel.de, Marc Pitzke)
Schwule Schwulenhasser sind sein Ziel. Der Blogger Mike Rogers hat schon 33 Politiker geoutet, viele Karrieren gekippt, zuletzt US-Senator Craig – widerlegen konnte ihn noch keiner. Schon droht er die Veröffentlichung weiterer Namen an.
Ungeklärte Fragen um Blocher-TV (tagesanzeiger.ch, Annetta Bundi)
Bundesrat Blocher gibt dem Schaffhauser Fernsehen jede Woche ein Interview, das über andere Kanäle weiterverbreitet wird. Eine heikle Sache.
Der Blätterwald im Sturmwind (nzz.ch, ras.) “Das klassische, nicht mit oberflächlichen Reizen operierende Informationsgeschäft droht an den Rand gedrängt zu werden.”
Journalisten bloggen (dasmagazin.ch, Thomas Zaugg) Journalisten und Blogger aller Länder tretet vor eure Haustür! Ein Aufruf.
focus.de setzt auf Verbraucher-Communities (turi-2.blog.de, Video, 3:35 Minuten)
Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus Online, zieht eine positive Bilanz des communityorientierten, neuen Focus.de-Auftritts und will die Nutzer künftig noch stärker einbinden: 2008 will Wegner mehrere Verbraucher-Communities bei Focus Online ausbauen, in denen sich die Nutzer über Erfahrungen mit Produkten, Dienstleistungen und Services austauschen können.
Kaum dachte der Verband Schweizer Presse (aktuelle Kampagne: Wa du wolle? Du finde!) öffentlich darüber nach, wie man auch so etwas Erfolgreiches wie Google News machen könnte, gab Google bekannt, keine Umwege mehr über Online-Portale machen zu wollen, sondern direkt auf Informationen von Nachrichtenagenturen zuzugreifen. VSP-Präsidiumsmitglied Norbert Neininger sagte persoenlich.com: “Wir sind der Meinung, dass Google mit seinem Newsdienst das Urheberrecht verletzt und unlauteren Wettbewerb betreibt”. Es gäbe “einen harten und einen weichen Weg”, dagegen vorzugehen, also Klage oder der Versuch einer Kopie. Google dagegen gibt an, diesen Schritt zu machen, da viele Online-Portale so oder so nur Agenturmeldungen umformulieren und sieht diesen Schritt als einen in Richtung “original content“. Wie es in einem Verlegerverband zu und her gehen kann, enthüllte Andreas Göldi. Ein bekannter Verlagsmanager sagte ihm, als er auf Details einer möglichen Internet-Plattform und den damit verbundenen Kundennutzen zu sprechen kommen wollte: “Herr Göldi, hier geht es nicht um Kunden.“.