Seit Montag war “Bild” da einer ganz großen Sache auf der Spur:
Gut, das “renommierte Forscher-Team” ist kein “renommiertes Forscher-Team”, wie “Spiegel Online” kurz zusammenfasst:
Wissenschaft kann so einfach sein. Der RWE-Manager Fritz Vahrenholt und der ebenfalls bei dem Energiekonzern arbeitenden Geologe Sebastian Lüning haben ein Buch geschrieben, in dem sie die Klimakatastrophe absagen.
Und zur Person und Rolle Vahrenholts hatte die “Zeit” schon vor zwei Wochen geschrieben:
So meint Hermann Albers, der Präsident des Bundesverbands Windenergie, dass der RWE-Manager “versucht, den Prozess der Energiewende deutlich abzubremsen, um so Marktanteile für den Monopolisten RWE zu erhalten” – produziert der doch rund 56 Prozent seines Stroms mit dreckiger Kohle.
Aber als Debattenbeitrag könnte man das von “Bild” beworbene Buch von Vahrenholt und Lüning ja trotzdem sehen, wenn sie halbwegs wissenschaftlich argumentieren und sich an die Fakten halten würden. Das tun sie aber nicht, schreibt das Team vom Klima-Lügendetektor:
Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].
1. “9Live hat sich selbst ein Bein gestellt” (dwdl.de, Thomas Lückerath) Max Schradin, ehemaliger Mitarbeiter des 2011 eingestellten Call-In-Senders 9Live, gibt Auskunft über seine damalige Arbeit. “Wenn 9Live von Anfang an zusammen mit der BLM klare Spielregeln formuliert hätte, dann hätte es vielleicht am Anfang nicht so ein exorbitantes Umsatzwachstum bei dem Sender gegeben, aber 9Live wäre jetzt noch auf Sendung, weil man sich dann sowas wie den Stirnlappenbasilisk gar nicht hätte ausdenken müssen.”
2. “batz.ch ungefragt in den Schaffhauser Nachrichten” (batz.ch, Monika Bütler) Monika Bütler, Professorin an der Universität St. Gallen, erfährt über Leser, dass ein im Juni 2011 publizierter Blogeintrag in den “Schaffhauser Nachrichten” abgedruckt wurde – “ohne mein Wissen, geschweige denn Einverständnis”.
4. “Der ‘Blick’ entschuldigt sich wegen des ‘Foltercamps'” (tagesanzeiger.ch, Edgar Schuler)
Die Boulevardzeitung “Blick” entschuldigt sich in ihrer heutigen Ausgabe bei Beat Dünki. Ausserdem erhält dieser “von Ringier eine Genugtuungssumme, über die er sich ausschweigt, die aber mehrere Hunderttausend Franken betragen dürfte”. Siehe dazu auch “Späte Genugtuung für Medienopfer” (tageswoche.ch, Monika Zech).
5. “Das große Reissackschubsen” (philibuster.de, Michael Stepper)
“Don’t feed the troll!”, erinnert Michael Stepper die “Netzgemeinde” hinsichtlich der “arg inszenierten Kampfansage an das Social Web” von CDU-Politiker Ansgar Heveling. “Beim Handelsblatt wird man sich ins Fäustchen gelacht haben, dass die (Marketing- respektive Traffic-)Strategie so schön aufgegangen ist (aber nur ein Schelm vermutet Absicht).” Siehe dazu auch “Netzstreithähne, gemeinsam könnt Ihr den Kampf gewinnen!” (carta.info, Hans F. Bellstedt)
6. “Vom Mythos des Realen” (vocer.org, Tom Kummer)
Interviewfälscher Tom Kummer hält Objektivität, genauso wie Wahrheit und Wirklichkeit in den Medien, für einen reinen Mythos. “Klar fände ich – und die ganze Kummer-Familie – es heute schön, wäre ich für irgendetwas Seriöses berühmt geworden, etwas, das die Menschheit weiterbringt. Aber ich bin berühmt, weil ich Interviews mit Stars teilweise inszeniert habe.”
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2. “Das Handelsblatt – der Boulevard-Troll” (indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer reagiert auf einen Gastkommentar des Politikers Ansgar Heveling, der derzeit “die Netzgemeinde” anregt. “Der Abdruck des unfassbar dummen Textes von Heveling ist nichts anderes als der Versuch des Handelsblattes, die Klick-Zahlen nach oben zu treiben und einen leider absehbaren Shitstorm zu erschaffen.” Siehe dazu auch Lukas Heinser in “Es ist das Bildblog. Jemand muss es machen”: “Ich möchte mich nicht mehr über Dinge aufregen, die fünftklassige Politiker gesagt haben und die eh nie Gesetz werden. Diese ganze Empörungsmaschinerie, die dann aber trotzdem bei Twitter und den ganzen Blogs durchläuft, fand ich einfach zu anstrengend.”
3. “Kleiner Faktencheck” (absolutobsolet.blogspot.com)
Fünf Fehler in einer Bildunterschrift eines Bild.de-Artikels über Achterbahnen entdeckt das Blog “absolut obsolet”.
Im vergangenen November wurde Dortmund von etwas erschüttert, das die Lokalpresse als “handfesten Pädagogik-Skandal” und “Psychoterror” bezeichnete — oder schlicht als “Hamster-Affäre”.
Die “Westfälische Rundschau” fasste die Ereignisse damals so zusammen:
Auslöser für den Vorgang, der auch die Bezirksregierung in Arnsberg beschäftigt, war die Bitte einer Lehrerin an der […]-Realschule im Ortsteil […] am ersten Tag nach den Sommerferien, die Kinder sollten doch am nächsten Tag etwas mitbringen, was ihnen besonders am Herzen liegt.
Carina, neu in der Stadt und und neu an der Schule, fragte, ob sie auch ihren Goldhamster Attila mitbringen könne, wie sie es an der Grundschule auch schon getan habe. Die Antwort der Lehrerin “Das halte ich für keine gute Idee” verstand das Kind nicht als Absage. Als die Zehnjährige am nächsten Tag das Tier in einem so genannten Race-Ball, einem handelsüblichen runden Laufball für Hamster mitbrachte, nahm das Verhängnis seinen Lauf.
Für das “Verhängnis” hatte die “WR” einen Kronzeugen, den Patenonkel der kleinen Carina. Die sei “sofort von der Lehrerin als Tierquälerin beschimpft worden”, erzählte der Mann der Zeitung.
Und weiter:
Die irritierte Nachfrage des Kindes, sie habe doch den Hamster tags zuvor angekündigt, habe die Lehrerin mit den Worten quittiert: “Du bist genauso verlogen wie dein Bruder.”
Die Zehnjährige sollte daraufhin ihre Sachen packen und den Unterricht verlassen. “Carina hatte noch kein Schokoticket und kannte nicht mal den Fußweg nach Hause”, erläutert [D.] die prekäre Situation des Kindes, das eigentlich nach Schulschluss mit dem großen Bruder heimfahren sollte. Ein Weg, der über 6,5 Kilometer zu Fuß zunächst an verkehrsreichen Straßen, später durch einsamen, dichten Wald führt. Einmal versicherte sich das Mädchen bei einem Taxifahrer, dass es noch auf dem richtigen Kurs sei. “Absolut unverantwortlich”, kommentiert der Patenonkel den Rausschmiss der Lehrerin.
Es waren schwere Vorwürfe, die der Mann gegen die Lehrerin erhoben hat und die sich die “WR” zueigen machte. Doch damit nicht genug:
Doch damit nicht genug. Am nächsten Tag wurde es erst richtig perfide. Die Mitschüler sollten Aufsätze über die vermeintliche Tierquälerei Carinas schreiben. Nach dem Wochenende musste die Zehnjährige sich neben die Lehrerin setzen und das Tribunal öffentlicher Denunzierung ertragen. Pädagogik wie im Mittelalter. Nein, nach diesen seelischen Grausamkeiten wollte das Kind nicht länger zu dieser Schule gehen. Inzwischen erhielt Carina an einer Realschule in einem anderen Stadtteil einen Platz.
“Die Kleine war fertig”, schüttelt der Patenonkel nur den Kopf. “Das war Psychoterror!” Er half den polnischen Eltern beim Abfassen einer Dienstaufsichtsbeschwerde, die nach Arnsberg ging.
Für die Position der Gegenseite fand die “WR” genau einen Satz:
Schulleiter […], den die WR in den Ferien erreichte, hält die ganze Sache für “aufgebauscht” und möchte auch unter Hinweis auf das schwebende Verfahren “nichts dazu sagen”.
Die Kommentare unter dem Artikel im Online-Portal “Der Westen” der WAZ-Regionalzeitung deckten ein breites Spektrum von Meinungen ab: Mal war die Lehrerin eindeutig die Böse, mal die Eltern des Kindes. In jedem Fall waren sie, wie “Der Westen”-Kommentare immer sind: Laut, wild und ungestüm, manche mussten gar von der Redaktion entfernt werden.
Einen halben Tag später hatte die “Hamster-Affäre” die Aufmerksamkeit, die sich die “WR” gewünscht hatte: Der zuständige Regierungspräsident in Arnsberg schaltete sich ein und “Der Westen” titelte, der Lehrerin drohten Konsequenzen.
Regierungspräsident Gerd Bollermann hat schnell auf die “Hamster-Affäre” reagiert. Nach unserem Bericht über den extremen Fall von Mobbing an einer Realschule in Dortmund-[…] kümmert er sich persönlich um die Aufklärung der skandalösen Vorgänge. […]
“Kinder dürfen nicht gemobbt werden”, erklärt jetzt Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann. “Ein respektvoller Umgang mit Schülerinnen und Schülern ist eine Selbstverständlichkeit. Kinder dürfen an unseren Schulen nicht bloßgestellt oder gemobbt werden”.
Im letzten Moment muss dem zuständigen Lokalreporter Gerald Nill dann aber wieder eingefallen sein, dass die Unschuldsvermutung auch in diesem Fall gelten könnte, weswegen er die Vorwürfe ein wenig relativierte. Oder genauer: den Regierungspräsidenten die Vorwürfe ein wenig relativieren ließ.
“Falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, sind disziplinarische Konsequenzen nicht ausgeschlossen”, stellt Arnsberg klar. Jetzt erhalte die Lehrerin aber die Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge darzulegen.
“Sollte sich das Verhalten der Lehrerin bestätigen, wäre dies pädagogisch nicht akzeptabel und bedarf einer intensiven Nachbereitung”, macht RP Dr. Bollermann nachdrücklich deutlich. “Für mich steht der sensible Umgang mit den Kindern an erster Stelle.”
In einem dritten Artikel verkündete der Reporter:
Die “Klärung” sah in seinen Augen so aus:
Die sogenannte “Hamster-Affäre” an der […]-Realschule ist weitgehend geklärt. Nach einem mehrstündigen Gespräch mit dem Regierungspräsidenten Dr. Gerd Bollermann sind die Angehörigen, die eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen eine Lehrerin wegen Mobbings gestellt hatten, zufrieden.
“Wir haben mehr erreicht, als wir geglaubt hatten”, erklärte Mittwoch der Patenonkel der zehnjährigen Carina, Christian [D.]. Er hatte die Westfälische Rundschau eingeschaltet, nachdem Carina wegen eines in die Schule gebrachten Hamsters schwer von einer Lehrerin gemobbt worden sein soll. Sie soll die Zehnjährige auf einen 6,5 Kilometer langen, noch unbekannten Heimweg geschickt haben, sie der Lüge “wie Dein Bruder” bezichtigt haben sowie Mitschüler Schmähaufsätze über die vermeintliche Tierquälerin schreiben und verlesen lassen.
Das Kind war danach zusammen gebrochen und musste an einer anderen Schule angemeldet werden. Als die Schulaufsicht dann noch nahe gelegt hatten, die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Lehrerin fallen zu lassen, hatte der Patenonkel die WR eingeschaltet.
Das war schon ein Hauch Distanz mehr als in den vorigen Artikeln, aber an den Fakten konnte eigentlich immer noch kein Zweifel bestehen: Durchgeknallte Lehrerin misshandelt armes Mädchen. Die Lehrerin oder ihre Schulleitung kam gar nicht erst zu Wort.
Dann passierte etwas, was Nill und der “WR” so gar nicht in den Kram passte: Die Lehrergewerkschaft “lehrernrw” forderte den Rücktritt des Regierungspräsidenten:
“Wie im Zusammenhang mit der so genannten ‘Hamster-Affäre‘ eine Lehrkraft an den Pranger gestellt wird, ist ungeheuerlich”, kommentiert Brigitte Balbach, Vorsitzende von “lehrer nrw”, die Vorgänge an der […] Realschule.
“Der Arnsberger Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann lässt zu, dass eine Lehrerin öffentlich gebrandmarkt wird. Er inszeniert sich als Kindesbeschützer, trifft sich höchstpersönlich mit den Eltern – aber mit der beteiligten Lehrerin haben bis jetzt weder er noch der zuständige Abteilungsleiter der Bezirksregierung gesprochen.”
Gerald Nill, der den Fall bis hierhin für die “WR” begleitet hatte, fand die Forderungen der Lehrergewerkschaft “absurd”, wie er in einem Kommentar anmerkte:
Worum ging’s? Eine Lehrerin, die eine Zehnjährige in Sippenhaft nimmt, ihre Aufsichtspflicht verletzt und Psychoterror im Namen des Tierschutzes anwendet. Am Ende muss gar das Ordnungsamt die artgerechte Haltung des Nagers begutachten. Wenn auch nur ein einziger Vorwurf davon stimmt, ist die Aufsichtsbeschwerde berechtigt.
Das ist sprachlich schon mal beeindruckend: Die Lehrerin “nimmt” das Kind “in Sippenhaft”, “verletzt” ihre Aufsichtspflicht und “wendet” “Psychoterror” “an” — alles im Indikativ. “Wenn” nur einer dieser Vorwürfe nicht stimmt, hat die “WR” geschlampt.
Hat sie aber sicher nicht, denn:
Die WR ist sorgfältig vorgegangen. Sie hat vor der Veröffentlichung mit dem Schulleiter gesprochen. Sie hatte vor der Veröffentlichung die Stellungnahme der Aufsichtsbehörde in Händen. Und sie hat kein Tribunal veranstaltet und den Namen der Lehrerin bewusst aus der Geschichte herausgelassen.
Na dann.
Aber lassen wir den Mann grad noch ausreden:
Doch jetzt macht eine Lehrergewerkschaft ein neues Fass auf und fordert den Rücktritt von Dr. Gerd Bollermann. Die Lehrerin habe sich richtig verhalten. Es handele sich nämlich um einen Fall von Tierquälerei. Und jetzt wird’s absurd: Selbst eine Lehrergewerkschaft stellt das Wohl eines Nagers über das Wohl einer Zehnjährigen!
Die finale Schlussfolgerung ist perfide, denn auch hier setzt Nill es wieder als völlig gegeben voraus, dass die Vorwürfe stimmen und das Wohl des Kindes in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Dann wurde es auch bei der “WAZ”-Gruppe absurd: Nachdem auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW das einseitige Verhalten des Regierungspräsidenten kritisiert hatte, wechselte die Zuständigkeit der Berichterstattung plötzlich von der “WR” zur “WAZ” selbst. Und der neue Autor hatte plötzlich auch neue Fakten zur Hand:
Nach WAZ-Informationen stellen inzwischen neue Hinweise den […] Schulstreit möglicherweise in ein anderes Licht. So soll das Mädchen von der Lehrerin keineswegs alleine auf den Heimweg geschickt worden sein. Auch sollen Mitschüler mit dem so genannten Raceball, in dem die Zehnjährige den Hamster transportiert hatte, auf dem Schulhof Fußball gespielt haben – bis eine Lehrkraft einschritt.
Am vergangenen Freitag nun vermeldete “Der Westen”, dass die Bezirksregierung Arnsberg die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Lehrerin “sorgfältig geprüft und als unbegründet zurückgewiesen” habe.
“Der Lehrerin, gegen die sich die Beschwerde der Eltern gerichtet hat, kann in dienstrechtlicher Hinsicht kein Fehlverhalten vorgeworfen werden. Gleichwohl werden wir den gesamten Geschehensablauf aber noch einmal mit der Lehrkraft und der Schulleitung reflektieren und in pädagogischer Hinsicht bewerten”, betont Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann. Zu diesem Zweck werde die Schulabteilung der Bezirksregierung den Dialog mit der Schulleitung fortsetzen.
Das ist diese typische trockene Behördensprache. Klarer sind diese Ausführungen am Ende des Artikels:
Auch hatten sich im Nachhinein die Schilderungen des Patenonkels nicht belegen lassen. Die Eltern von Mitschülern hatten sich zu Wort gemeldet und den Sachverhalt anders dargestellt.
Der Text schließt mit folgenden Worten:
Ob die Lehrerin nun nach der für sie positiven Ermittlung eine öffentliche Entschuldigung bekommt, steht unterdessen auf einem anderen Blatt.
8. Übung macht den (Sex-)Meister: In Österreich wurde die “Austrian International School of Sex” (AISOS). von der Schwedin Ylva-Maria Thompson gegründet. Für die Ex-TV-Talkerin steht fest: Die Liebeskraft muss ebenso trainiert werden wie Muskeln und Hirn!
Statt den eigenen Artikel über die “Sex-Schule” zu verlinken, hätten die Leute von Bild.de mal lieber ein bisschen googeln sollen. Dann wären sie zum Beispiel auf die Artikel vom “Wiener Kurier” oder von “Die Presse” aus dem vergangenen Dezember gestoßen, in denen die vermeintliche Sex-Schule als Inszenierung der Künstlergruppe “The Birdbase” enttarnt wird, die zuvor durch falsche Franz-Kafka-Bücher aufgefallen war (BILDblog berichtete).
BILDblog lesen hätte übrigens auch in diesem Fall geholfen: Wir hatten den “Presse”-Artikel, in dem sich “The Birdbase” bekennt, die Sex-Schule erfunden zu haben, am 14. Dezember bei “6vor9” verlinkt.
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1. “Auf dem Niveau von Bettwäsche” (taz.de, Matthias Dell)
Noch bevor es überhaupt gesendet worden war, gehörte das Interview von ARD und ZDF mit Christian Wulff schon einer Vergangenheit an, die Kommentatoren aus Medien und Politik durch Einordnung bereits bewältigt hatten, stellt Matthias Dell fest.
2. “Die Wulffolyse” (wahrheitueberwahrheit.blogspot.com)
Eine Zusammenstellung verschiedener Analysen zum Wulff-Interview.
3. “Schaf im Wulffpelz” (heise.de/tp/blogs, Rüdiger Suchsland)
Sind die Medien Kontrollinstanz oder selbst Getriebene? “Jedenfalls bleibt festzustellen: Auf dem vorläufigen Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise ist das ganze Land damit beschäftigt, die Amigo-Affaire eines real recht machtlosen Durchschnittspolitikers aufzuklären. Sämtliche Medien von Links bis Rechts lassen sich vom über Bande spielenden Springer-Verlag am Nasenring durch die Arena ziehen, lassen sich von der Guttenberg-Fanpostille mit immer neuen Fakten füttern, die punktgenau über Wochen in Tagesrationen verabreicht werden.”
4. “Wenn man keine Einigung findet, geht es vor Gericht” (20zwoelf.de, Lennart Wermke)
Auf 20zwoelf.de, einer Publikation der Axel-Springer-Akademie, sprechen “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann und Medienanwalt Christian Schertz über Persönlichkeitsrecht, Pressefreiheit und Inszenierungen.
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1. “Falschliegen lernen” (spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo schreibt über das Begehen von Fehlern und ihre Korrektur. Er vermutet: “Das Internet, dieses vernetzte Gift gegen absolute Wahrheiten, treibt einen Wandel im Umgang mit eigenen Fehlern voran, der weit über die digitale Sphäre hinausgeht.”
2. “Nochmal Pogromly: Erleben Sie live die Entstehung einer Legende!” (geistbraus.de, Martin Johannes Grannenfeld)
Martin Johannes Grannenfeld phantasiert in einem Beitrag über mögliche Inhalte einer rechtsradikalen Version von “Monopoly” – 20min.ch übernimmt einige dieser Phantasien als Fakten. “Munter mischen sich hier Fakten und Legenden. Dass das LOS-Feld durchs Hakenkreuz ersetzt ist, kann man auf den Fotos des Spiels sehen. Dass die Bahnhöfe durch KZs ersetzt sind, wahrscheinlich auch (da kenn ich Monopoly nicht gut genug, um das beurteilen zu können). Das zehnte Kind, der versteckte Jude und die Horst-Wessel-Allee sind von mir.”
3. “Bühne frei für neue Kritiker” (nzz.ch, Philipp Ramer und Claudio Steiger)
Philipp Ramer und Claudio Steiger beschreiben neue Wege im Kulturjournalismus, zum Beispiel die Website Theaterkritik.ch: “Insbesondere die Art der Finanzierung alarmierte Kritiker. Denn anders als sonst üblich werden die zu besprechenden Premieren nicht von einer Redaktion ausgewählt, sondern Veranstalter und Theatergruppen können Rezensionen eigener Inszenierungen gegen Bezahlung in Auftrag geben.”
4. “Internet: ‘Eine gigantische Effizienzmaschine'” (diepresse.com, Isabella Wallnöfer)
Helge Fahrnberger und das Medien-Watchblog “Kobuk”: “Der Name ist Programm: Hat doch 1951 ein gewisser Helmut Qualtinger die heimischen Tageszeitungen an der Nase herumgeführt, als er die Ankunft eines Eskimo-Autors namens Kobuk in Wien ankündigte – den gab es gar nicht, was sämtliche Tageszeitungen nicht hinderte, Kobuks fiktive Werke in den höchsten Tönen zu loben.”
5. “Schafft die Polit-Talkshows ab!” (dradio.de, Mely Kiyak)
Wer will den “immer gleichen Redner-Typ mit Talkshow-Gestus und Talkshow-Rhetorik” noch sehen, fragt Mely Kiyak. “Unsere Fernsehformate sind doch keine Nebenstellen des Parlaments. Sollen sich doch Parteien Werbeprogramme im Fernsehen kaufen. Denn wenn sie dies selber zahlen würden, gäben sie sich bestimmt mehr Mühe!”
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1. “Abgeschirmte Infos: Journalisten in Brüssel” (ndr.de, Video, 6:33 Minuten)
Brauchbare Informationen erhalten Journalisten in Brüssel nur auf inoffiziellen Wegen. Die EU-Kommission übt sich in Nicht-Information, zitiert werden will niemand. “Es wird zur Pressekonferenz geladen. Die Presse ist da. Was hier fehlt, sind nützliche Informationen.”
2. “Diese dummen Journalisten! Kleiner Rant” (opalkatze.wordpress.com)
Hinweise von Lesern, Journalisten sollen bei Politikern härter nachfragen, sind zwar verständlich, stossen aber auf eine eingespielte Realität, in der Politiker und Berichterstatter aufeinander angewiesen sind. “Zielführendes Nachhaken funktioniert bei den rhetorisch geschulten Amtsträgern kaum noch. Scharfe Fragen werden ebenso akzeptiert wie die dritte ausweichende Antwort, weil jeder vom anderen weiß, dass der auch nur seinen Job macht.”
5. “Die Mechanismen der Onlinebeleidigung” (netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Eine inhaltliche Analyse von 10.000 Nutzerkommentaren, die zwei Wochen nach dem Unfall von Fukushima auf “Spiegel Online” zu Artikeln dieses Themas abgegeben wurden. Die Arbeit “Fakten & Schmähkritik – Die Mechanismen der Beleidigung in Onlinediskussionen” ist als PDF-Datei verfügbar.
6. “Die Schöne und der Arme” (mediensalat.info, Ralf Marder)
“Was der neue Leserbeirat der BILD bislang (nicht) bewirkt hat.”
Dass die “Gewinner/Verlierer”-Rubrik in “Bild” nichtsehrfaktenorientiertist, hat sich mittlerweile herumgesprochen.
Das ist heute nicht anders:
Dass “it works” – zu deutsch: “es funktioniert” – ein “böser Spruch” sein soll, hätte die Redakteure eigentlich misstrauisch machen müssen. Hätten sie dann noch auf Bild.de nachrecherchiert – ein Vorgehen, von dem wir sonst ausdrücklich abraten – hätten sie neben einem Screenshot der gehackten Homepage Uhls auch die Erklärung für die merkwürdige Kurzbotschaft gefunden:
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1. “Was Chefs in den Zeitungen zu lesen wünschen” (nzz.ch, Sergio Aiolfi)
Firmenvertreter bringen Journalisten immer leichter dazu, das zu schreiben, was sie “am nächsten Tag gerne in der Zeitung lesen würden”.
2. “Ein Lehrstück” (haekelschwein.de)
“Der NDR verhöhnte heute in ‘Menschen und Schlagzeilen’ die Piratenpartei mit einer ganz einfachen Methode, die sonst vornehmlich gegen extremistische Parteien und Sekten angewendet wird, worüber wir dann gerne lachen, die aber prinzipiell gegen jeden eingesetzt werden kann.”
3. “Orientierung im Dschungel der Fakten” (taz.de, Jakob Schulz)
Ein Interview mit Eric Hauch, Gründer von Commentarist.de: “Für den Leser unterscheiden sich inzwischen die verschiedenen faktenorientierten Angebote immer weniger voneinander. Die Meinung kompetenter Journalisten gibt Medien die Möglichkeit, sich klar von der Konkurrenz zu differenzieren. Ich denke, dass die Nutzer zukünftig wesentlich stärker nach Einordnung und Einschätzung verlangen.”
4. “Nummernzauber: Autoren ohne Namen” (umblaetterer.de, Luisa)
In der Printausgabe der Literaturzeitschrift “Volltext” werden die Verfasser der Artikel als Nummern angegeben. Auf volltext.net kann man nachsehen, um wen es sich handelt.
5. “Haltet den Dieb!” (welt.de, Günther Lachmann) Hans-Peter Buschheuer, Chefredakteur der Boulevardzeitung “Berliner Kurier”, sucht den potenziellen Dieb seiner Brieftasche im Netz.
6. “Entwurf eines P2P Social Networks” (schockwellenreiter.de, Jörg Kantel)
Jörg Kantel fragt sich, wie ein soziales Netzwerk aussehen müsste, “in dem der Nutzer immer und zu jedem Zeitpunkt Herr seiner Daten bleibt, das Kommentare und Like-Buttons ermöglicht und das notfalls sogar auf minimalem Webspace mit statischen Seiten funktioniert”.