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Schneeberg, Siegener Zeitung, Scripted Reality

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “In Schneeberg gingen Nazis auf Journalistenjagd—und die Polizei tat nichts”
(vice.com, Matern Boeselager)
Journalisten werden angegriffen, als sie sich in Schneeberg in einen Demonstrationszug “gegen Asylmißbrauch” mischen. “Wir waren keine fünf Minuten unterwegs, da kam die Tarnfleckjacke schon wieder angerannt, zeigte auf mich und schrie: ‘Das ist ein Journalist! Achtung, alle Mann, das ist ein Journalist!’ Die Leute um mich herum johlten, buhten und riefen ‘Lügenpresse, Lügenpresse!'”

2. “Wenn eine Zeitung das Maß verliert”
(schreiben-als-beruf.de, Birte Vogel)
Birte Vogel beschäftigt sich mit dem Artikel “Eine Entwicklung mit Zündstoff” in der “Siegener Zeitung”: “Ein Artikel wie jeder andere in einer Lokalzeitung, scheint es. Doch wer genau hinschaut, stellt fest, dass hier eine halbe Zeitungsseite darauf verwendet wurde, aus sieben Ladendiebstählen und einem Ehestreit ein Schreckensszenario zu konstruieren.”

3. “Diskussionskultur: Der dumme Konservative!”
(novo-argumente.com, Frank Furedi)
Wer den politischen Gegner der “Dummheit” bezichtigt, untergräbt die Kultur der offenen Diskussion, findet Frank Furedi. “Es ist natürlich durchaus legitim die Auffassung zu vertreten, konservative Vorstellungen seien dumm. Aber die Taktik, das geistige Vermögen Konservativer abzuwerten, stellt die Kultur der offenen Diskussion und der freien Meinungsäußerung in Frage. Warum die Ansichten derer, die geistig unterlegen sind, überhaupt ernst nehmen oder diskutieren?”

4. “Wenn das Leid noch nicht ausreicht”
(faz.net, Christian Füller und Friederike Haupt)
Der Taifun Haiyan habe mehr als 10.000 Opfer und 25 Millionen Betroffene gefordert, war zu lesen: “Das schienen gesicherte Zahlen zu sein. Es waren aber Behauptungen. Jetzt, eine Woche später, nennen die Vereinten Nationen ganz andere Zahlen – niedrigere. Etwa 3600 Tote und 12,9 Millionen Betroffene. Man muss befürchten, dass noch mehr Tote gezählt werden, weil viele Leichname noch nicht geborgen sind. Aber woher hatten die Hilfsorganisationen so früh ihre Zahlen? Und warum gaben sie diese als Fakten aus?” Siehe dazu auch “Die Taifun-Katastrophe auf den Philippinen und das Verhalten der Journalisten” (funkkorrespondenz.kim-info.de, Rupert Neudeck).

5. “Achtung: Alles erfunden”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Die Landesmedienanstalten und die Kommission für Jugendmedienschutz fordern eine bessere Kennzeichnung von Scripted-Reality-Formaten. “Zum ersten Mal haben sie sich jetzt in Berlin mit Senderverantwortlichen von RTL 2 und Sat 1 sowie Vertretern des Privatsenderverbands VPRT getroffen, um die Möglichkeiten für ein einheitliches Kennzeichnungssystem auszuloten.”

6. “Hey @kaidiekmann, wieso hast Du so viele Fake-Follower?”
(danielbroeckerhoff.de)

Sondersprache, Tsunamiwarnung, iPhone

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Lexikon des Grauens”
(welt.de, Benjamin von Stuckrad-Barre)
Eine Zusammenstellung von Begriffen und Wendungen aus der “furchterregenden deutschen Sondersprache”, die Politiker und Politikjournalisten gemeinsam erfunden haben.

2. “Was von den Fukushima-Horrormeldungen zu halten ist”
(heute.de, Johannes Hano)
“Größte Krise der Menschheit droht”, so die Warnung in einem bisher über 130.000 mal auf Facebook geteilten Artikel der “Deutschen Wirtschafts Nachrichten”. “Geschickt werden Fakten mit Halbwahrheiten und Unwahrheiten vermischt. Fakten, die nicht in die Argumentation passen, werden geflissentlich ignoriert.”

3. “Die hanebüchene Berichterstattung über den angeblichen Misserfolg des iPhone 5c”
(neuerdings.com, Jan Tißler)
Wird das Apple iPhone 5c ein Erfolg oder nicht? “Kurzum: Wir wissen es nicht. Das ist alles, was man dazu sagen und schreiben könnte. Aber damit füllt man natürlich keine Website und damit generiert man keine Klicks. Stattdessen hält man die Nicht-Nachricht über Tage am Laufen, in dem man immer wieder weitschweifig und grundlagenlos herumfabuliert.”

4. “FCN: Der Liebes-Patzer von Bild & Co.”
(meedia.de, Alexander Becker)
Was Gertjan Verbeek, der neue Trainer des 1. FC Nürnberg, an einer Pressekonferenz sagte, und was “Bild” hörte.

5. “Kommunikations-Panne: ARD bricht Boxkampf ab”
(dwdl.de, Marcel Pohlig)
Unangekündigt beendet die ARD die Live-Übertragung eines Boxkampfs, um einen Spielfilm zu zeigen (Video / Entschuldigung).

6. “Hallo, Brigitte-LeserInnen!”
(ankegroener.de)

Ein Hartz für Ausländer

VORSICHT! HETZEND!Das Landessozialgericht NRW hat am vergangenen Donnerstag entschieden, dass — vereinfacht gesagt — EU-Bürger, die schon lange in Deutschland leben und keinen Job finden, Anspruch auf Hartz IV-Leistungen haben. Und zwar völlig unabhängig davon, aus welchem EU-Land sie kommen.

Die “Bild”-Zeitung präsentierte am Freitag auf ihrer Titelseite eine ganz eigene Interpretation dieses Urteils:Neues Urteil! Hartz IV künftig auch für Rumänen und Bulgaren

“Irreführend” sei diese Überschrift, sagte uns ein Sprecher des Landessozialgericht auf Anfrage. Zwar stammten die Kläger aus Rumänien, das sei aber Zufall. Das Urteil gelte ausdrücklich für alle EU-Bürger in Deutschland.

Doch bei “Bild” ging die Irreführung am nächsten Tag einfach weiter:

Arbeitslose Rumänen und Bulgaren, die schon länger in Deutschland leben, haben Anspruch auf Hartz IV (BILD berichtete)!

Kein Wort darüber, dass arbeitslose Franzosen, Luxemburger, Schweden oder Griechen genauso betroffen sein können. Und obwohl das Urteil noch gar nicht rechtskräftig ist (was “Bild” im Übrigen konsequent verschweigt), fragte das Blatt panisch:

Wie viel Tausende Rumänen und Bulgaren stellen jetzt Hartz-IV-Antrag bei uns?

… und rechnete vor, wie viele Millionen Euro uns armen Steuerzahler das schon wieder kosten wird.

Mit diesen Artikeln setzt die “Bild”-Zeitung das fort, was sie schon vor Monaten begonnen hat: Angst und Misstrauen zu schüren. Rumänische und bulgarische Migranten treten bei “Bild” fast ausschließlich als Diebe, Einbrecher, Bettler, Schulschwänzer, Prostituierte oder als im Wald hausende Wanderarbeiter in Erscheinung. Und jedes Mal, wenn wieder irgendwer ein düsteres Roma-Szenario zeichnet, gehört “Bild” zu den Ersten, die berichten.

Die Zeitung scheint ein derart großes Interesse daran zu haben, die negative Stimmung gegen rumänische und bulgarische Migranten zu befeuern, dass sie dafür Statistiken verzerrt (BILDblog berichtete), einen Roma-Hetzer in Schutz nimmt (BILDblog berichtete ebenfalls) und — wie in diesem Fall — Tatsachen verdreht und Fakten unter den Tisch fallen lässt.

Was die “Bild”-Zeitung mit dieser Art der Berichterstattung auslöst und was für ein Schlag von Menschen auf genau solche Artikel gewartet hat, kann man dann in den Kommentarspalten bei Bild.de verfolgen:

So ein Urteil verbreitet sich in den Armutsvierteln in Osteuropa doch wie ein Lauffeuer. Am besten verteilen unsere Sozialämter das Hartz4-Geld gleich direkt vor Ort in den dortigen Dörfern, damit die Sinti und Roma wenigstens dort bleiben.

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bekomme ich das in Rumänien auch??? – das kann es doch nicht sein- die putzen hier mit Gewerbeschein die Auroscheiben(keiner will das) und kassieren dafür Kindergelder und nun noch Hartz4- ich bin dagegen-die sollen erst mal Steuern bezahlen usw.

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Es ist unfaßbar!
Leute, ihr geht für Menschen arbeiten, von denen einige viele Euch vielleicht später bestehlen, betrügen, in Eure Häuser einbrechen und aufgrund der extremen Gewaltbereitschaft zusammenschlagen oder gar töten.
Wie lange wollen wir diese Ausländerpolitik noch ertragen? Denkt an die hohe Anzahl der Deutschen, die selbst nicht viel haben oder an die Rentner mit der politisch gewollten Rentenkürzung. Es kann nicht sein, daß in Berlin ständig gegen den Volkswillen regiert wird.
Wir sollten nicht nur auf die Straße gehen, nein, wir sollten die Zerstörer Deutschlands ganz schnell ablösen.

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Ab sofort wähle ich eine andere Partei,und das wird euch nicht gefallen.Jetzt ist Schluß!!

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Die Rumänen und Bulgaren sollte man am betsen wie beim Metzger frage: “Darfs vielleicht ein bischen mehr sein?”
Wenn das jetzt Schule macht, kommen die nur noch wegen der sozialen Hängematte. Aber das tun die eh schon alle.

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… das ist doch nur weil unsere Politiker hoffen, dass die dann ihre strafunmündigen Kinder nicht mehr klauen schicken müssen. – Ironie aus –

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Schon komisch, sprechen kein oder kaum Deutsch, können aber Klagen bzw. die Paragraphen verstehen – welcher linke, grüne Gutmensch hat denn da den Schreiber geführt???

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Das ist unser D E U T S C H L A N D!!!
Wir, das Volk sollte mitbestimmen dürfen, wen wir hier reinlassen oder nicht!
Ich möchte nicht, mit einer S&W Cal .357 schlafen, bzw. jeden Tag draussen rum laufen müssen,
aus Angst wegen ein paar Cent ausgeraubt zu werden!
Aber, ich denke, das ist so gewollt mit der Unterwanderung anderer Völker in Deutschland.
Siehe I. und II.WK!

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Sarrazin hatte so was von Recht.

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Da fällt mir die Kaffeetasse aus der Hand.Das Wochenende fängt ja gut an.
Das spricht sich schnell in Bulgarien und Rumänien rum ,dann bleibt es nicht “nur” bei130000

[Antwort:] Das braucht sich nicht rumzusprechen! Diese Tricks kriegen die mit der Muttermilch – bevor überhaupt ein Richter drüber nachdenken muss.

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[…] jetzt müssen wir noch Rumänen und Bulgaren, die arbeitsscheu sind unterstützen. Für einen Normalverdiener mit Kindern ist es doch jetzt schonj uninteressant in die Arbeit zu gehen. […] Aber für Asylanten und sonstige haben wir scheinbar genug Geld. Armes Deutschland.

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das soll doch wohl ein witz sein oder ??? die kassieren hier und nehmen alles mit und machen sich in bulgarien ein schönes leben. Die bleiben bleiben hier einfach angemeldet und angemeldet bleiben ist ja kein hindernis. Kassieren jeden monat wie bekloppt. Deutschland ist pleite und “jetzt erst recht !!!”

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Die AfD hatte es im Programm. ” Eine ungeordnete Zuwanderung in unsere Sozialsysteme muss unbedingt unterbunden werden.”..aber es scheint ja nur wenige interessiert zu haben. Also bitte jetzt nicht jammern, die Mehrheit hat es so gewollt.

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Thilo Sarrazin hat doch recht, aber unsere sogenannten Eliten verarschen uns wo Sie können.

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Ich bin nur noch traurig. Haben diese Richter keine Verantwortung oder Gespür für das deutsche Volk.
Wer hier schreib es gibt keine Menschen erster od. zweiter Klasse gibt, hat eigentlich recht. Mitlerweile komme ich mir, als hier geborener,also echter Inländer, schon vor wie in der dritten Klasse.

[Antwort:] nicht Inländer, sondern Eingebohrender

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deutschland ist das sozialamt der eu.ich zahle jetzt also direkt steuern für rumänen und bulgaren.
die armen europas werden wohl alle kommen.ich bin dann weg.

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Wann wird das D in BRD in Dumm Umbenennt?

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Auf nach Bulgarien oder Rumänien. Dort wird es sehr bald sehr dünn besiedelt sein. Und in Deutschland werden die Steuern durch die Decke gehen. Es ist erschütternd.

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Wenn dieses Urteil bestehen bleibt, dann kommt ganz Rumänien und Bulgarien und und und nach Deutschland. Prost Mahlzeit! Die Rentner bekommen dann eine NULLRUNDE nach der anderen!!!!

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Ist doch okay,… wir müssen eben den Gürtel noch enger schnallen, wenn die Bedürftigen aus Bulgarien und Rumänien hier leben möchten. Schließlich sind sie eine Bereicherung für unser Land – kulturell und auch sonst. Wer kann schon etwas gegen fröhlich-ausgelassene Stimmung rund um die Uhr oder Umgestaltung der Umgebung in der Nachbarschaft mit einfachsten Mitteln wie Müllsäcken etwas haben? Beachtet mal die Stapelkunst! Das ist unbezahlbar, also bitte kein Gemecker über das bisschen Kindergeld oder Hartz 4… Wie behämmert ist das Urteil eigentlich? Da würde ich glatt bis zum höchsten Gericht weiter klagen!
PS: Liebe Mitbürger(innen) in Hannover, ich esse jetzt mein Zigeunerschnitzel!

Mit Dank an Heinz B. und an Philipp S. für die Grafik.

Mumienfledderei

Nehmen wir mal an, irgendwo in Niedersachsen findet plötzlich jemand auf seinem Dachboden eine ägyptische Mumie. Mit Sarkophag und Hieroglyphen, das volle Programm. Und nehmen wir mal an, Sie arbeiten bei Bild.de. Wie gehen Sie vor, um möglichst lange von dieser Geschichte zu zehren?

Wir hätten da ein paar Vorschläge.

Zunächst einmal: Erzählen Sie, was passiert ist. Sie können ruhig ein bisschen rumalbern, ist ja schließlich eine total verrückte Geschichte.

Keine Leiche im Keller - Er hat eine Mumie auf dem Dachboden!

Beim Heiligen Ramses, einstmals größter Herrscher der Ägypter: Was ruht denn da unter einem Diepholzer Dach?

Unglaublich: Zahnarzt Dr. Lutz Wolfgang Kettler (53) aus der Kreisstadt entdeckte – eine Mumie!

Fassen Sie die Geschichte in aller Ruhe zusammen. Erwähnen Sie am Ende auf jeden Fall, dass die Mumie schon bald durchleuchtet werden soll, das eignet sich super als Cliffhanger.

Zwischenzeitlich sollten Sie sich schon mal einen Spitznamen für die Entdeckung überlegen, am besten etwas, in dem die Begriffe “Dachboden” und “Mumie” vorkommen, dann wissen die Leute gleich, worum es geht. Zum Beispiel “Dachboden-Mumie”.

Bevor die Dachboden-Mumie dann durchleuchtet wird, kündigen Sie an, dass die Dachboden-Mumie durchleuchtet wird:

Jetzt ermittelt die Polizei - Dachboden-Mumie wird durchleuchtet

Betonen Sie auch, dass jetzt die Polizei ermittelt. Das verleiht dem Ganzen einen wunderbar kriminellen Beigeschmack. Aber schreiben Sie lieber “Fachkommissariat für Tötungsdelikte”, das klingt noch besser.

Wenn die Untersuchung der Mumie dann abgeschlossen ist, durchforsten Sie die Ergebnisse nach brauchbarem Material für eine Schlagzeile.

Schau’n wir doch mal. Es hat sich herausgestellt, “dass alle von außen an der Mumie verwendeten Materialien einschließlich Kleber, Produkte des 20. Jahrhunderts sind”? Hm. Die Bandagen “bestehen zwar aus Naturwollen, sind jedoch maschinell gewebt“? Hm. Die Hieroglyphen auf dem Sarkophag “ergaben keinen Sinn”? Hm. Im linken Auge “steckt ein spitzer Gegenstand”? Bingo!

Dachboden-Mumie hat einen Pfeil im Kopf - Ist der Junge ein Mordopfer?

Spekulieren Sie einfach ein bisschen drauf los. Und beenden Sie den Artikel mit

Es bleibt spannend …

Wenn dann erst mal nichts Neues passiert, können Sie die Sache mit dem Kleber ja doch noch aufgreifen. Und bauen Sie Wörter mit “Grusel” und “Rätsel” ein.

Gruselfund auf Dachboden in Niedersachsen - Löst der Klebstoff das Mumien-Rätsel? - Experte: Bandagen aus dem 20. Jahrhundert

Und, wichtig: Stellen Sie Fragen! Am besten gleich mehrere hintereinander. Das gibt Ihrem Artikel etwas Detektivisches.

Schlummerte ein jahrtausendealtes Rätsel auf einem deutschen Dachboden? Lagerte dort, wo andere Möbel abstellen, eine Mumie aus dem alten Ägypten? Ist sie das Zeugnis eines neuzeitlichen Mordes?

Erwähnen Sie am Ende auf jeden Fall, dass die Mumie schon bald von der Gerichtsmedizin untersucht werden soll — das eignet sich super als Cliffhanger.

Beenden Sie den Artikel mit

Es bleibt spannend..

Bevor die Gerichtsmedizin die Mumie vom Dachboden dann untersucht, kündigen Sie an, dass die Gerichtsmedizin die Mumie vom Dachboden untersucht:

7 Theorien - Gerichtsmedizin untersucht Mumie vom Dachboden

Die Zeit bis zu den Untersuchungsergebnissen können Sie ohne viel Aufwand überbrücken, indem Sie sich ein paar Schauergeschichten ausdenken, die Sie dann “Theorien” nennen und auflisten. Zum Beispiel so:

Ein Bestattungsritual: In der ägyptischen Mythologie raubte Seth seinem Bruder Horus im Streit das Augenlicht. […] Ist der Pfeil im Auge ein Bestattungsritual zu Ehren Horus’?

Ein Mord im alten Ägypten: Sollte ein unehelicher Sohn aus dem Weg geräumt werden, um die Thronfolge nicht zu gefährden?

Ein Jagdunfall: Die ägyptischen Bogenschützen sind legendär. Möglicherweise geriet der Junge in die Schusslinie.

Sie können auch “Mystery-Experte Erich von Däniken (78)” zu Rate ziehen. Der weiß nämlich zu berichten, dass “auch im alten Ägypten […] Kinder mit Pfeil und Bogen” spielten (das untermauert dann die Theorie “verunglückter Kindergeburtstag”).

Sie müssen diesmal auch gar nicht auf die endgültigen Untersuchungsergebnisse warten, denn irgendwer hat gesagt, dass die Mumie unter Umständen möglicherweise 2000 Jahre alt sein könnte. Zack:

Erste Ergebnisse der Staatsanwaltschaft - Dachboden-Mumie soll 2000 Jahre alt sein!

Erwähnen Sie am Ende auf jeden Fall, dass die Mumie schon bald von externen Experten untersucht werden soll – das eignet sich super als Cliffhanger.

Überbrücken Sie die Zeit bis dahin mit Artikeln, in denen Sie noch mal das wiedergeben, was bisher geschehen ist:

Knochen, Hieroglyphen, Bandagen - Sieben Fakten zum Gruselfund des Jahres

Starten Sie eine Serie mit Mumien-Content:

BILD-Serie "Das Geheimnis der deutschen Mumien", Teil 1 - Der faszinierende Grusel des Bremer Bleikellers

BILD-Serie "Das Geheimnis der deutschen Mumien", Teil 2 - Die schaurige Legende um den Ritter von Kahlbutz

3. Teil der Serie - Die unsterblichen Superstars unter den Mumien - Von den Nedlitzer Mumien über Ötzi bis zur Moorleiche von Windeby

Und stellen Sie weitere Fragen:

Mumie vom Dachboden - Liegt in diesen Bananen-Kisten die Wahrheit?

Illegal in Deutschland? - Muss die Mumie vom Dachboden jetzt zurück nach Ägypten?

Rufen Sie noch mal bei Erich von Däniken an und lassen Sie ihn seltsame Dinge sagen.

Die Kinder-Mumie vom Dachboden - Erich von Däniken sicher: "Es ist ein Mischwesen"

Und damit herzlichen Glückwunsch! 13 Artikel in sechs Wochen, obwohl eigentlich noch gar nichts passiert ist. Das soll Ihnen mal jemand nachmachen.

Kurz darauf (genauer: am 25. September) wird es allerdings heikel, denn blöderweise bereitet die Rechtsmedizin dem Rätselraten ein vorläufiges Ende. Die Untersuchung hat ergeben, dass die Mumie gar keine Mumie ist. Das Skelett ist aus Plastik und die Pfeilspitze ein Kinderspielzeug. Der Schädel ist zwar echt, diente aber offenbar als Übungsmittel für Medizinstudenten.

Aber lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Tun Sie einfach so, als käme die Sache jetzt erst so richtig in Fahrt:

Die Mumie vom Dachboden - Kopf echt, Körper aus Plastik - Rätsel immer größer

Und stellen Sie noch ein paar blöde Fragen:

Der Gruselfund vom Dachboden - Lacht uns die Mumie alle aus?
Verflucht! - Wurde unsere schöne Mumie zerhackt?

Lassen Sie die Geschichte dann zwei Wochen ruhen und fassen Sie schließlich alles noch mal in einem finalen Artikel zusammen. Gerne auch mit Unterstützung der Print-Kollegen:

Die Wahrheit über die Mumie vom Dachboden

Nennen Sie die Mumie “(SCH)MUMIE” und betonen Sie, dass auch die Anderen nicht ganz unschuldig sind:

Deutschlandweit berichteten Zeitungen (u. a. Süddeutsche, FAZ, Die WELT) über den sensationellen Mumienfund auf einem Diepholzer Dachboden

Erwähnen Sie am Ende auf jeden Fall, dass die Staatsanwaltschaft immer noch ermittelt, woher der Schädel stammt. Das eignet sich super als Cliffhanger.

Mit Dank auch an Petra O.

Rügen-Schock: Schach und Regenbogen

Der Deutsche Presserat hat vergangene Woche zehn öffentliche Rügen, 13 Missbilligungen und 23 Hinweise ausgesprochen.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Die “Bild”-Zeitung erhielt eine Rüge, weil sie in ihrer Thüringer Ausgabe das Foto eines Mannes abgedruckt hatte, der gestanden hatte, sein eigenes Kind getötet zu haben. Der Beschwerdeausschuss befand, dass an dem Gerichtsprozess und der Tat an sich zwar ein öffentliches Interesse bestehe, nicht aber an der identifizierenden Abbildung des Täters (Verstoß gegen Ziffer 8 des Pressekodex).

Für ähnliche Verstöße erhielt die Online-Ausgabe der “B.Z.” gleich zwei Rügen. Sie hatte über einen psychisch kranken Mann berichtet, der nackt und mit einem Messer bewaffnet in den Brunnen am Berliner Alexanderplatz gestiegen und später von der Polizei erschossen worden war. “B.Z. Online” veröffentlichte zahlreiche persönliche Details, durch die der Mann “für einen weiten Personenkreis identifizierbar wurde”, urteilte der Presserat:

Für den zweiten Artikel hatte der Autor offenbar die Wohnung des Toten aufgesucht und den Inhalt von dort gefundenen Dokumenten veröffentlicht. Der Beschwerdeausschuss sah in der Berichterstattung einen Verstoß gegen die Richtlinien 8.1 und 8.6 des Pressekodex. Über den psychisch kranken und möglicherweise schuldunfähigen Mann hätte nur anonymisiert und in zurückhaltender Weise berichtet werden dürfen.

Auch die Schach-Zeitschrift “Rochade Europa” kassierte eine Rüge. Sie hatte den Sieger eines Turniers, einen älteren Mann, ganzseitig auf dem Titelblatt gezeigt; auf seiner Hose war ein großer nasser Fleck zu sehen. Der Presserat befand:

Dadurch entstand der Eindruck, dass er sich eingenässt haben könnte. Der Ausschuss sah darin einen Verstoß gegen die Ziffern 1 und 9 des Pressekodex. Danach achtet die Presse Würde und Ehre des Menschen. Die Redaktion hätte das Foto des Mannes nicht veröffentlichen dürfen, auch wenn es — wie die Zeitschrift mitteilte — mit seinem Einverständnis gemacht wurde.

Gerügt wurde auch der Online-Auftritt der “Augsburger Allgemeinen”. Das Portal hatte Spekulationen über eine außereheliche Affäre eines Lokalpolitikers wiedergegeben, die ein Parteikollege bei Facebook veröffentlicht hatte. Darin erkannte der Presserat einen Verstoß gegen den Schutz der Persönlichkeit (Ziffer 8).

Insgesamt fünf weitere Rügen gingen an Zeitschriften der Regenbogenpresse.

Eine davon bekam die “Frau aktuell”. Das Blatt hatte auf der Titelseite eine “pikante Enthüllung” über Volksmusiker Stefan Mross angekündigt. Im Innenteil lautete die Überschrift: “Alkohol-Schock! Stefan Mross – Wer kann ihm jetzt noch helfen?” Im Text ging es dann aber lediglich um Folgendes: Wenn man bei Google “Stefan Mross” eingibt, erscheint als Suchvorschlag manchmal “Stefan Mross Alkohol”. Der Presserat erkannte daher eine Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht (Ziffer 2) und des Persönlichkeitsschutzes (Ziffer 8).

Ebenfalls gegen die Sorgfaltspflicht verstieß nach Ansicht des Pressrats die “Freizeit Express”, weil sie getitelt hatte: “Kate & William – Sensationelle Baby-Fotos! Es nuckelt schon am Daumen…” In Wirklichkeit handelte es sich dabei jedoch um Symbolfotos. Als solche hätten sie nach Ansicht des Presserats auch gekennzeichnet werden müssen.

Unter der Überschrift “Angela Merkel – Verheimlichte Scheidungstragödie” versprach die “Meine Freizeit” im April auf der Titelseite “Alles über die unbekannte Vergangenheit der Kanzlerin”.  Im Innenteil wurden dann aber lediglich ein paar banale und seit Jahren bekannte Fakten aus dem Leben Angela Merkels mitgeteilt. Die Schlagzeilen beurteilte der Presserat daher als grobe Irreführung der Leser.

Um eine andere angebliche Scheidungstragödie ging es in der Zeitschrift “Das neue Blatt”. Auf dem Cover hieß es über das “Bauer sucht Frau”-Pärchen Josef und Narumol: “Scheidungs-Schock! – Dabei war es doch die ganz große Liebe”. Erst im Artikel wurde klar, dass sich nicht Bauer Josef, sondern ein anderer Bauer aus der RTL-Sendung hatte scheiden lassen. Auch hier stellte der Presserat Verstöße gegen die Ziffern 1 und 2 des Pressekodex fest. Die Schlagzeilen seien grob irreführend.

Die “Promi Welt”, die neuerdings “Woche exklusiv” heißt, kassierte schließlich eine Rüge für einen Artikel über Steffi Graf. Die hatte zu Jahresbeginn die Leser ihres Blogs um Rat gefragt, wie man “das Leben allgemein einen Gang herunterschalten könnte”. Die “Promi Welt” sprach daraufhin gleich von einem “verzweifelten Hilferuf” und bescheinigte Steffi Graf einen “Absturz in die Lebenskrise”. Das Blatt nahm den Blogeintrag sogar noch zum Anlass, über eine mögliche Krebserkrankung von Steffi Grafs Mutter zu spekulieren. Der Presserat bewertete den Artikel als “eine unwahrhaftige Berichterstattung, bei der jegliche Sorgfaltspflichtaspekte außer Acht gelassen wurden.”

Frank A. Meyer, Karstadt, Oberhessische Presse

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1. “Bei BILD im Angebot: Eine starke Kanzlerin und ihr schwacher Partner SPD”
(otto-brenner-stiftung.de)
Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz untersuchen 416 zwischen dem 15. Juni und dem 8. September 2013 zur Bundestagswahl erschienene “Bild”-Artikel und liefern eine Zwischenbilanz (PDF-Datei): “Mit optimalen personellen und finanziellen Ressourcen produzieren BILD und BamS ein Minimum an inhaltlichem Output mit einem Maximum an publizistisch-politischer Aufmerksamkeit.”

2. “Mediale Vorverurteilung – oder: Wenn Journalisten zu Richtern werden”
(eigenwach.wordpress.com)
Eigenwach stellt die Frage nach den Auswirkungen von medialen Vorverurteilungen auf Zeugenaussagen: “Wenn Zeugen sich zum Fall äussern, nachdem sie drei Tage nach der Tat im ‘Blick’ die vermeintlichen ‘Fakten’ gelesen oder diese von ‘Blick’-Lesern zugetragen bekommen haben – wie unabhängig sind die Aussagen dann noch?” Siehe dazu auch “Abt. Vorverurteilung – heute: Journaille vs. F.A.” (infam.antville.org, patpatpat).

3. “Abstieg des Einflüsterers”
(nzz.ch, Francesco Benini)
Der Ringier-Mann Frank A. Meyer: “Meyer schöpft seine Macht aus dem Einfluss, den er auf Michael Ringier ausübt. Dessen Treue zu ihm ist unverbrüchlich.” Siehe dazu auch “Ringiers Schlossgespenst” (tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger).

4. “Karstadt kämpft”
(derhandel.de, Hanno Bender)
Hanno Bender schreibt über die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens Karstadt: “In einem normalen Unternehmen hätte der Pressesprecher zunächst zum Telefonhörer gegriffen und um Richtigstellung gebeten. Nicht so bei Karstadt, dort wird die Öffentlichkeitsarbeit inzwischen offenbar vollständig von Anwälten erledigt, die sofort ‘strafbewehrte Unterlassungserklärungen’ einfordern.”

5. “‘In der taz kamen die Pädophilen selbst zu Wort'”
(blogs.taz.de, Nina Apin und Astrid Geisler)
“War die Blattlinie der taz damals pädophilenfreundlich?”, wird Stephan Klecha vom Göttinger Institut für Demokratieforschung gefragt, der im “taz”-Archiv pädophile Einflüsse auf die Grünen untersucht: “Es gab damals keine redaktionelle Linie im engeren Sinne. Die redaktionelle Linie bestand darin, alles zuzulassen. (…) Die taz war derart anarchisch strukturiert, dass sich neben den Pädophiliebefürwortern auch immer wieder die Gegenseite im Blatt fand. Beide Positionen standen relativ unkommentiert nebeneinander.”

6. “Aus der Reihe: erst denken, dann schreiben”
(extra3.blog.ndr.de)
Eine Schlagzeile aus der “Oberhessischen Presse”.

Michael Hanfeld, taz, Twerk Fail

6 vor 9

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1. “Jimmy Kimmel Reveals ‘Worst Twerk Fail EVER – Girl Catches Fire’ Prank”
(youtube.com, Video, 5:06 Minuten, englisch)
Jimmy Kimmel enthüllt die Hintergründe über das am 3. September hochgeladene Video “Worst Twerk Fail EVER – Girl Catches Fire!”, das bereits über zehn Millionen mal angesehen und auch von mehreren Medien aufgegriffen wurde.

2. “FAZ prangert Verschwendung in der ARD an – dabei ist alles noch viel schlimmer”
(udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl beschäftigt sich mit den “34 – im weitesten Sinne – Sportjournalisten der ARD”, die gemäß Michael Hanfeld in der FAZ zur Wahl des IOC-Präsidenten in Buenos Aires akkreditiert waren.

3. “Monokultur in den Chefetagen”
(taz.de, René Martens)
René Martens blickt auf sich ankündigende Personalwechsel beim WDR: “Als sicher gilt, dass Jörg Schönenborn, seit mehr als einem Jahrzehnt Chefredakteur des WDR Fernsehens, befördert wird. Zudem könnte Jochen Rausch, der Chef des erfolgreichen Radioprogramms 1Live, auf den Hörfunkdirektorenposten klettern. Als geeignet für diesen Top-Job gilt auch Jona Teichmann, Leiterin der Landesprogramme im Hörfunk. Die ist aber ‘ausgerechnet’ (Süddeutsche Zeitung) mit Schönenborn verheiratet. Andere Frauen stehen offenbar nicht zur Debatte.”

4. “… und mit kleinem Penis regiert man schlechter?”
(welt.de, Kritsanarat Khunkham)
Kritsanarat Khunkham stört sich an den “an Bösartigkeit kaum zu überbietenden” Fragen, die Philipp Rösler von der “taz” gestellt wurden. Im Artikel “Rassismus-Streit zwischen Rösler und der ‘Taz'” (welt.de, Thomas Vitzthum) ist weiter zu lesen: “‘Das Interview war keineswegs unter dem Stichwort ‘Hass’ angefragt, wie ‘Taz’-Chefredakteurin Ines Pohl behauptet’, sagte ein Parteisprecher der ‘Welt’. Vereinbarter Schwerpunkt sei vielmehr ‘Stil und Anstand im Wahlkampf’ gewesen.”

5. “Unwahrheiten in der taz”
(alexanderdilger.wordpress.com)
Aufgrund “falscher Tatsachenbehauptungen” schaltet Alexander Dilger einen Anwalt ein, der “die taz abmahnt und die Abgabe einer Unterlassungserklärung sowie einen Widerruf verlangt”. Der Artikel wird gelöscht und mit einer Richtigstellung (“Das war alles falsch. Entschuldigung.”) ersetzt.

6. “Achtjähriges jemenitisches Mädchen stirbt nach Zwangsheirat und erzwungenem Sex – Versuch eines Faktenchecks”
(kyriacou.ch)

Maischberger, Mollath, MedienVielfaltsMonitor

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1. “Fünf Mediengruppen teilen sich rund 60 Prozent der Meinungsmacht”
(blm.de)
Der “MedienVielfaltsMonitor 2013” (PDF-Datei) der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. “ARD, Bertelsmann, Axel Springer, ProSiebenSat.1 sowie das ZDF verfügen über rund 60 Prozent der Meinungsmacht in Deutschland und prägen die Meinungsbildung durch Medien.”

2. “Augstein: Keine Frage des Stils, sondern der Haltung”
(dradio.de, Jürgen Liminski)
Franziska Augstein spricht zur Verpflichtung von Nikolaus Blome durch den “Spiegel”: “Was hat so jemand beim ‘Spiegel’ verloren, der die Haltung wechselt je nach Arbeitgeber?”

3. “Wollen wir diese Bilder sehen?”
(handelsblatt.com, Claus Eurich)
Der Umgang mit Bildern aus Syrien: “Bilder, deren Herkunft nicht genauso zweifelsfrei geklärt ist wie die Kontexte hinsichtlich des Dargestellten, taugen nicht zur schnellen Veröffentlichung – auch wenn es die einzigen zugänglichen Bilder sind. Dann müssen eben Worte sich bemühen, das unfassbare Grauen und Leiden angemessen wiederzugeben.”

4. “3 Fragen, die sich Journalisten stellen sollten, wenn sie eine wissenschaftliche Studie lesen”
(ricogrimm.de)
“1. Können diese zwei Dinge wirklich miteinander in Verbindung stehen? 2. Hat der Autor der Studie wirklich alle Ereignisse berücksichtigt? 3. Hat er wirklich ALLE berücksichtigt?”

5. “‘Lob kann manchmal mehr verunsichern als Tadel'”
(journalist.de, Hans Hoff)
Hans Hoff plaudert mit Sandra Maischberger über Talkshows.

6. “‘Mollath muss sich einfach wehren'”
(dradio.de, Dieter Kassel)
Dieter Kassel fragt bei Anwalt Gerhard Strate nach, warum er “Gutachten zusammen mit ärztlichen Stellungnahmen und zahlreichen Gerichtsdokumenten” zum Fall Gustl Mollath auf strate.net verfügbar gemacht hat: “Mollath muss sich einfach wehren! Und er muss deutlich machen, auf welcher trivialen Ebene zum Teil diese Gutachten einfach ihre Fakten selektiert haben, des Weiteren ihre rhetorischen Figuren aufbauen über angebliche Verrücktheiten des Herrn Mollath.”

Günter Wallraff, Christian Wulff, Oberweiten

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der Vernichtungsjournalismus ist in Deutschland sehr ausgeprägt”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Ein ausführliches Interview mit Günter Wallraff. “Es gibt in einzelnen Redaktionen ganze Teams, die wie eine Meute hinterherhecheln und dann Sachen aufbauschen, an denen wenig oder gar nichts dran ist. Und es gibt in Deutschland einige Medien, die Vernichtungsjournalismus betreiben, die nicht nur Kritik üben, sondern versuchen, jemanden zur Unperson zu erklären, um ihn zur Strecke zu bringen.”

2. “‘Wir alle haben uns etwas vorzuwerfen'”
(dradio.de, Dirk-Oliver Heckmann)
Hans Leyendecker beleuchtet die Rolle der Medien im Fall Christian Wulff: “Medien versuchen heute zu erklären, ja, es ging ja nie um strafrechtliche Dinge, sondern um moralische Dinge. Aber wenn man mal schaut, womit die Staatsanwaltschaft begonnen hat, und das waren 21 Punkte und Unterpunkte, von denen ist in Wirklichkeit einer übrig geblieben. Da haben Medien erheblich dazu beigetragen, ein Klima zu schaffen, dass man meint, hier sei ein Oberganove, dem man nachstellen müsse. Und da haben wir alle zu irgendeinem Zeitpunkt die Balance verloren.”

3. “Milchmädchen-Fakten”
(out-takes.de, Peter Hartig)
Der “Focus” schreibt über die Einkommen deutscher Schauspieler: “Wahrscheinlich hatte das Nachrichtenmagazin ein Sommerloch zu füllen, sonst ist kaum zu erklären, warum man da mit Zahlen jonglierte, die die ‘Bild’ selbst schon im vorigen November veröffentlicht hatte, also vor einem dreiviertel Jahr.”

4. “Showdown beim ‘Spiegel'”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
“Eine Abgrenzung gegen die Methoden und die Ausrichtung der ‘Bild’-Zeitung ist für den ‘Spiegel’ fast existenziell”, schreibt Brigitte Baetz: “Es geht um seine Glaubwürdigkeit – und die seiner Mitarbeiter. Und die scheinen nun in letzter Minute davor zurück geschreckt zu sein, den Konflikt auf die Spitze zu treiben und Blome zu verhindern. Schade.”

5. “SRF Virus am Gurtenfestival: Messen des Brustumfangs von Konzert-Besucherinnen beanstandet”
(srgd.ch, Achille Casanova)
SRG-Ombudsmann Achille Casanova nimmt Stellung zur Übertragung eines Musikfestivals, an dem SRF-Moderatoren Oberweiten von Frauen ausgemessen hatten. “Auch wenn ich diese Sequenz alles andere als lustig, ja sogar als geschmackslos und fragwürdig erachte, glaube ich nicht, dass dabei die geltenden rechtlichen Bestimmungen – vorliegend die Menschenwürde – verletzt worden sind.” Siehe dazu auch “Aus der Praxis der Sittenwacht” (nzz.ch, Rainer Stadler).

6. “direktkandidaten casting”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Bundestagswahl: Felix Schwenzel besucht eine Veranstaltung, an der sich die Direktkandidaten seines Wahlkreises Berlin Mitte vorstellen.

Google-Ausfall sorgt für Journalismus-Ausfall

In der vergangenen Nacht funktionierte Google für ein paar Minuten nicht. Was das für Folgen hatte, steht heute überall: Der Internet-Verkehr ist halb zusammengebrochen.



“Spiegel Online”, Bild.de, “Welt Online”, sie alle berichten dasselbe: einen Rückgang der “weltweiten Internetaktivitäten” oder des “weltweiten Internetverkehrs” um 40 Prozent.

Es gibt für diese Zahl exakt eine Quelle: den Analyse-Anbieter GoSquared. Der hat den vermeintlichen Traffic-Einbruch in einem Blog-Eintrag behauptet und auch gleich mit einer tollen Grafik belegt:

Die hat diverse Medien in aller Welt so sehr beeindruckt, dass sie damit gleich ihre Meldungen illustriert haben. Dass die eindrucksvolle Kurve keinerlei Legende hat und die Y-Achse nicht beschriftet ist, das hat sie nicht gestört. Hey, eine Kurve! Statistik! Wissenschaft! Fakten!

Aber was genau ist da zurückgegangen? GoSquared spricht von der Zahl der Seitenaufrufe, die von GoSquared erfasst werden (“the number of pageviews coming into GoSquared’s real-time tracking”).

GoSquared hat also nicht den Internetverkehr auf der ganzen Welt gemessen, mit welchen Methoden auch immer, sondern nur die Abrufe auf den Seiten der Kunden von GoSquared. Was für Seiten das sind und wie typisch sie für das Internet insgesamt sind — man weiß es nicht.

Überhaupt lässt sich die Zahl der Seitenabrufe (pageviews) keineswegs mit dem “Internetverkehr” oder den “Internetaktivitäten” gleichsetzen. Die Datenmenge, die bei einem Seitenabruf bewegt wird, kann winzig oder gewaltig sein.

Ist der Internettraffic also in Folge des Google-Ausfalls um 40 Prozent heruntergegangen? Vielleicht, aber wahrscheinlich nicht. In der Traffic-Statistik von DE-CIX, dem großen Internet-Knoten in Frankfurt/Main, hat der Google-Ausfall jedenfalls nur winzige Spuren hinterlassen.

Die GoSquared-Leute aber stehen im Stau und nehmen einfach an, dass zu dem Moment jeder im Stau steht: Autos auf jeder Straße, Fußgänger und Flugzeuge gleichermaßen. Und sie freuen sich, dass die halbe Welt auf ihre Bullshit-Meldung hereingefallen sind.

(Basierend auf einem Post von Torsten Kleinz.)

Nachtrag, 18. August, 12 Uhr. “Welt Online” und derstandard.at haben ihre Artikel klammheimlich verbessert.

Nachtrag, 19. August. Nun hat sich auch “Spiegel Online” etwas halbherzig, aber transparent korrigiert.

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