1. Die Impfskeptiker in den Talkshows befeuern das neue Mittelalter (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber kritisiert in seinem Kommentar die Entwicklung der Talkshows zu Plattformen der Irrationalen: “In der Unterhaltungsperspektive funktioniert das. Die Daueralarmgesellschaft bekommt Futter, jeder und jede darf sich mit seiner Meinung vertreten fühlen. Aber zum Hurra reicht das nicht. Die Wissenschaft ist schweigsamer geworden, offenbar haben Drosten & Co. die große Lust an der Auseinandersetzung verloren. Das ist für deren Akzeptanz ein Schaden, weil vermehrt Fake News zu Fakten werden und Fakten zur Gefühlssache.”
2. “Überregional taucht das Ahrtal gar nicht mehr auf” (deutschlandfunk.de, Anke Petermann, Audio: 5:57 Minuten)
Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hätten Zeitungen und Rundfunksender versprochen, dauerhaft über die betroffene Region zu berichten. Wurde das Versprechen eingehalten? Der Deutschlandfunk hat sich bei Betroffenen und Helfenden vor Ort nach deren Eindrücken erkundigt.
3. Nach Desinformationsvorwürfen: “Markus Lanz”-Redaktion bedauert Interpretation zu Corona-Grafik (rnd.de)
In der ZDF-Talkshow “Markus Lanz” wurde am vergangenen Mittwoch eine Grafik eingeblendet, die suggerierte, dass die Schutzimpfung viel wirkungsärmer sei als erhofft. Nachdem viele Zuschauerinnen und Zuschauer die Darstellung und deren Auslegung kritisiert haben, äußert sich nun das “Lanz”-Team: “Die Redaktion bedauert die irreführende Interpretation dieser Statistik.”
4. Silke Burmester: “Fuckability ist die Währung im Fernsehen” (dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Journalistin Silke Burmester spricht im Interview mit “DWDL” über mediale Geschlechtergerechtigkeit, die Darstellung von Frauen und die Altersverteilung im Fernsehen: “Wir reden in der Diversity-Debatte über alles, nur nicht über das Alter. Die Unternehmen versuchen, diverser zu sein, aber ich habe das Gefühl, dass es zu Lasten der älteren Kolleginnen und Kollegen geht. Die Menschen sollen alle möglichen Vorder- und Hintergründe haben, nur älter zu sein, ist aktuell nicht so gefragt. Das Irre ist ja, dass fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung über 50 ist. Die Öffentlich-Rechtlichen wollen sich immer verjüngen und ich frage mich, wieso eigentlich? Deren Zuschauer sind im Schnitt um 60 Jahre alt.”
5. Immer die gleichen Nachrichten (taz.de, David Muschenich)
Das Netzwerk der “Neuen deutschen Medienmacher*innen” hat untersucht, welche Personen in den Nachrichtensendungen “Tagesthemen”, “heute Journal” und “RTL Aktuell” im August und September zu Wort gekommen sind und zu welchen Themen sie gesprochen haben. “Migrantisch wahrgenommene Menschen” seien in dieser Zeit deutlich unterrepräsentiert gewesen und hätten sich dabei am häufigsten zu Flucht- oder Migrationsthemen geäußert.
6. Endlich schaltet YouTube das Hassfeature ab (netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck begrüßt die Entscheidung Youtubes, den “Dislike”-Button abzuschaffen. Die von manchen Nutzern und Nutzerinnen geäußerte Kritik, dabei handele es sich um eine Beschneidung der Meinungsfreiheit, kann Meineck nicht nachvollziehen: “Ohne öffentliche Dislikes wird Meinungsvielfalt sogar gefördert. Wenn die Dislike-Zahl fehlt, wandert der Blick schneller in den Kommentarbereich. Statt einfach auf den Daumen nach unten zu klicken, müssen Kritiker:innen jetzt zumindest ein paar Worte finden, um ihre Ablehnung per Kommentar auszudrücken.”
Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
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1. Auf der Spur des Geldes (arte.tv, Susanne Binninger & Britt Beyer, Video: 1:27:27 Stunden)
Die Regisseurinnen Susanne Binninger und Britt Beyer haben für Arte über Monate das Investigativteam von “Correctiv” begleitet. Ihr Film zeichnet die Wege von zwei Recherchen nach, die in letzter Zeit große Aufmerksamkeit bekamen: die internationalen Enthüllungen rund um den Cum-Ex-Steuerraub und der AfD-Spendenskandal, der ein immer größeres Ausmaß annehme.
2. Die letzten Reporter (ardmediathek.de, Jean Boué, Video: 1:33:33 Stunden)
Der Dokumentarfilm “Die letzten Reporter” begleitet drei Journalistinnen und Journalisten, die für Lokalzeitungen schreiben: eine Nachwuchsjournalistin, einen Gesellschaftsreporter und einen Sportberichterstatter. Der Film bietet interessante Einblicke in den Berufsalltag der drei Medienschaffenden, wurde aber auch kritisiert, unter anderem, weil er zu wenig hinterfrage.
3. Medien und Klima: Versagt?! (ndr.de, Daniel Bouhs, Video: 20:34 Minuten)
Der Klimawandel ist das Top-Thema unserer Zeit. Das spiegelt sich jedoch nicht in der medialen Berichterstattung wider. Daniel Bouhs hat sich mit Experten wie dem ARD-Meteorologen Karsten Schwanke über die Defizite in der Behandlung dieses wichtigen Themas unterhalten. Schwanke wünscht sich von seinem Haus mehr Unterstützung: “Es würde der ARD gut zu Gesicht stehen, eine Sendung zu kreieren, bei der das Wort ‘Klima’ wirklich im Titel steht – neben der Berichterstattung in allen anderen Formaten. Wir können auch nicht sozusagen die Ausputzer für die ARD sein, für das, was vielleicht noch nicht gemacht wird.”
4. Verbindend? – das Lesen (wdr.de, Jürgen Wiebicke, Audio: 55:53 Minuten)
“Das Lesen hat ein gutes Image. Es bringt die Persönlichkeit weiter und auch die Gesellschaft, so heißt es oft. Aber worüber genau reden wir eigentlich, wenn wir über das Lesen sprechen?” Darüber sprechen im “philosophischen Radio” der Hörfunk-Journalist und Schriftsteller Jürgen Wiebicke und die Philosophin Julika Griem.
5. Fakten, Folter, Fakenews: Interview mit einem globalen Wikipedia-Administrator (youtube.com, Niklas Steenfatt, Video: 1:59:54 Stunden)
Wer sind eigentlich die Menschen, die hinter der Wikipedia stecken? Youtuber Niklas Steenfatt hat mit einem von ihnen gesprochen: “Martin Rulsch ist eine der aktivsten und einflussreichsten Figuren in der Wikipedia-Szene. Unter dem Benutzernamen ‘DerHexer’ wirkt er seit 16 Jahren an Wikipedia und ihren Schwesterprojekten mit. Er schreibt Artikel, nimmt Fotos auf, organisiert Community-Projekte, programmiert Software-Tools und bekämpft Vandalismus.” Ein Gespräch, das tiefe Einblicke in das Online-Lexikon liefert. Tipp: In der Videobeschreibung auf Youtube gibt es Kapitelmarken (“Timestamps”), über die man die einen interessierenden Themen direkt anspringen kann.
6. Wie Kommunisten-Nazis in Deutschland Nordkorea-Propaganda machen (ernsthaft!) (youtube.com, Walulis Story – SWR3, Philipp Walulis, Video: 15:52 Minuten)
Das nordkoreanische Regime betreibt seit jeher einen großen Aufwand zur medialen Selbstinszenierung, seit Kurzem auch auf Social Media und in deutscher Sprache. Das Walulis-Team hat sich die Medienarbeit der Nordkoreaner angeschaut – wie immer mit der nötigen Portion satirischer Distanz.
1. Programmauswertung: Wir haben mal nachgezählt… (klimavoracht.de)
“Klima vor acht” versteht sich als “Initiative zur Förderung von Klimaberichterstattung zur besten Sendezeit”, also kurz vor 20 Uhr, unmittelbar vor der “Tagesschau”. Die Mitglieder der Initiative haben sich das zurückliegende öffentlich-rechtliche Programm seit 2016 angeschaut und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Im Verhältnis zum öffentlichen Interesse an der Klimakrise gebe es deutlich zu wenig Sendungen bei ARD und ZDF, die sich mit dem Thema befassen.
2. Facebook arbeitet weiter an Gesichtserkennung (netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wer die Nachrichten der vergangenen Tage verfolgt hat, könnte meinen, Facebook verabschiede sich von seiner umstrittenen Gesichtserkennnung. Wenn man die Pressemitteilung des Mutterkonzerns Meta genau lese, ergebe sich jedoch ein anderes Bild, schreibt Sebastian Meineck: Facebook halte nach wie vor an der Technologie fest, wolle sie nur gezielter einsetzen. Meinecks Tipp: “Wer auch in Zukunft sein Gesicht vor möglicher, biometrischer Erfassung durch den Konzern schützen will, sollte eher keine Facebook-Produkte nutzen.”
3. Falter-Gate: Wie kritische Journalist:innen eingeschüchtert werden sollen (youtube.com, Moment Magazin, Natascha Strobl, Video: 3:41 Minuten)
In Österreich hat sich im ÖVP-nahen Umfeld eine Kampagne gegen Florian Klenk, Chefredakteur der Zeitschrift “Falter”, und gegen die Staatsanwaltschaft, die unter anderem gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz ermittelt, gebildet. Natascha Strobl erklärt in ihrer Video-Kolumne die dahinterstehende Strategie: “Desinformation wie Falter-Gate bietet eine Gegenrealität zur realen, auf Fakten basierenden Realität. In dieser Gegenrealität werden die eigentlichen Täter:innen zu Opfern und die Aufdecker:innen zu Täter:innen”.
4. Holt mehr Journalistinnen mit Behinderung in die Redaktion! (uebermedien.de, Andrea Schöne)
“Diversity in den Medien ist die Debatte schlechthin für den Journalismus der Zukunft. Meistens geht es hier um die Förderung von Frauen, von Menschen mit Migrationsgeschichte oder queeren Menschen. Alles wichtig. Genauso wichtig wäre aber, auch über die Sichtbarkeit von behinderten Menschen in Medien zu reden oder über ihre Mitarbeit hinter den Kulissen.” Die freie Journalistin Andrea Schöne beschreibt bei “Übermedien” ihre Erfahrungen als Journalistin mit Behinderung und erklärt, was sich tun müsste, damit der Zugang in den Journalismus endlich barrierefrei(er) wird.
5. “Müssen wir uns jetzt wieder beschimpfen lassen?” (journalist.de, Thilo Komma-Pöllath)
Claudia Neumann ist seit 1999 Sportreporterin beim ZDF, seit 2008 kommentiert sie Fußballspiele live, seit 2016 auch Partien der Männer. Bei Letzterem schlagen ihr regelmäßig sexistische Kommentare, Beschimpfungen und Hass entgegen. Der “journalist” hat sich mit Neumann über ihre Vorbildrolle, die unterschiedliche Beurteilung von Frauen und Männern und den Umgang mit Fehlern unterhalten.
6. Expertinnen warnen vor Netflix-Serie “Squid Game” für jüngere Kinder (rnd.de)
Die aus Südkorea stammende Serie “Squid Game” ist die weltweit erfolgreichste Netflix-Produktion aller Zeiten. Sie steht jedoch wegen ihrer Gewalttätigkeit in der Kritik. Vor allem für Kinder sei die Serie nach Ansicht von Experten und Expertinnen ungeeignet. Eltern sollten die Altersfreigabe ab 16 Jahren berücksichtigen und gegebenenfalls mit ihren Kindern über das Gesehene sprechen, um bei der Verarbeitung zu helfen.
Ende vergangener Woche konnte die “Bild”-Redaktion einen alten Bekannten präsentieren, ein “Schreckgespenst”, immer gut für große Aufregung und Blutdruckerhöhung bei den Leserinnen und Lesern:
Er war DAS Schreckgespenst der Griechenland-Krise, Frauenschwarm (polierte Glatze, muskulös, enge Hemden, dickes Motorrad) und Finanzminister der radikal-linken Syriza-Regierung auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise im Jahr 2015.
Gemeint ist: Yanis Varoufakis. Und der jagt den deutschen Steuerzahlern laut “Bild” gleich wieder einen Riesenschreck ein:
Buh!
Dieses Zitat, das Bild.de am Donnerstagabend auf der Startseite veröffentlichte, und die “Bild”-Zeitung in leicht abgeänderter Form …
… am Freitag im Blatt druckte, steht höchstens noch im losen Zusammenhang mit dem, was Varoufakis tatsächlich gesagt hat. Die linke Bewegung DiEM25, deren Gründer Varoufakis ist, hat auf ihrer Website die drei Fragen, die “Bild” geschickt hatte, und Varoufakis’ Antworten darauf in voller Länge veröffentlicht. Dort liest sich das alles etwas anders:
BILD: Will we ever get our money back?
Yanis Varoufakis: If you are one of the German or Greek oligarchs who benefitted immensely from the Greek state’s bailout, you have already received gargantuan returns – and you will receive even more in the future. Alas, if you a German or a Greek worker or middleclass person, you will be paying, and paying and paying…
(Hervorhebungen im Original, hier auch als deutsche Übersetzung lesbar.)
Anders als die “Bild”-Redaktion es darstellt, geht es Yanis Varoufakis offensichtlich nicht um einen vermeintlichen Konflikt zwischen den zahlenden Deutschen und den kassierenden Griechen, sondern, plakativ gesagt, um Oben gegen Unten – die deutschen oder griechischen Oligarchen, die Profiteure, auf der einen Seite und die deutschen oder griechischen Arbeiter und Mitglieder der Mittelschicht, die Zahlenden, auf der anderen.
Die Griechen, die laut Varoufakis ebenfalls “zahlen und zahlen und zahlen” werden, hat “Bild” einfach rausgestrichen. Das wörtliche Zitat, wie es auf der Bild.de-Startseite erschienen ist, ist eine Erfindung der “Bild”-Redaktion.
Im Text zitieren Peter Tiede und Liana Spyropoulou zwar etwas originalgetreuer, aber auch dort fehlten die zahlenden Griechen gänzlich:
Und heute?
Rechnet er knallhart ab und prophezeit den “deutschen Arbeitern und Mittelständlern” gegenüber BILD in Athen: “Sie werden leider zahlen und zahlen und zahlen …”
Profiteure der Krise: “Deutsche oder griechische Oligarche”, die laut Varoufakis “immens vom Rettungspaket des griechischen Staates profitiert haben” – und in Zukunft noch weiter profitieren werden.
Wir haben bei “Bild” nachgefragt, warum das Varoufakis-Zitat derart verfälscht wiedergegeben wird. Ein Sprecher antwortete uns:
Wir haben bei BILD nicht das vollständige Wortlautinterview mit Herrn Varoufakis veröffentlicht, sondern aus diesem insbesondere seine konkrete Antwort auf die Frage, ob wir (Deutsche) unser Geld wiederbekommen werden, in den Mittelpunkt des Beitrages gestellt.
Dabei wurde in der ursprünglichen Fassung des Artikels ein Zitat von Herrn Varoufakis nicht vollständig wiedergegeben. Er sprach nicht nur von deutschen Arbeitern und Mittelschichtlern, die “leider zahlen und zahlen und zahlen”, sondern von deutschen und griechischen. Wir haben dies inzwischen für unsere Leser transparent präzisiert.
Inzwischen befindet sich unter dem Bild.de-Artikel eine entsprechende “Anmerkung der Redaktion”. Die Überschrift lautet nun nicht mehr “‘Die Deutschen werden leider zahlen und zahlen und zahlen …'”, sondern “Deutsche Arbeiter werden ‘leider zahlen und zahlen und zahlen …'”. Und im Text steht jetzt:
Und heute?
Rechnet er knallhart ab und prophezeit: “Wenn Sie ein deutscher oder griechischer Arbeiter oder Mittelschichtler sind, werden Sie leider zahlen und zahlen und zahlen …”
Dass die “Bild”-Redaktion reagiert und transparent korrigiert, ist gut, dürfte aber herzlich wenig bringen. Zahlreiche Medien haben das falsche Varoufakis-Zitat längst abgeschrieben: n-tv.de, “Focus Online”, Merkur.de, das Mitglieder-Magazin der AfD, das Rechtsaußen-Verschwörungsblatt “Compact”. Und auch in den Sozialen Medien wurde der Bild.de-Artikel mit der falschen Überschrift kräftig rumgereicht, unter anderem vom Werteunion-Vorsitzenden Max Otte, von AfD-Politiker Stefan Wirtz und in der Facebook-Gruppe “Dr Hans-Georg Maaßen für Kanzler”.
Unser Buch ist überall erhältlich, zum Beispiel bei euren lokalen Buchhändlern, bei GeniaLokal, bei Amazon, bei Thalia, bei Hugendubel, bei buch7, bei Osiander oder bei Apple Books. Es ist auch als eBook und Hörbuch erschienen.
In unserem Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” schreiben wir in einem Kapitel über die Feindbilder, die “Bild” seit Jahrzehnten kreiert und bedient – von den 68er-Studenten über die Wölfe bis zu den Geflüchteten. Und es geht auch um die Griechen und deren früheren Finanzminister Yanis Varoufakis. Hier ein Auszug:
“EURE neue griechische Regierung ist dreist, unverschämt und tritt auf wie eine Horde von ungehobelten und manierlosen Pennern. Dieses Pack repräsentiert Griechenland, weil die Mehrheit Eures Volkes diese Leute gewählt hat !” So beginnt ein Brief, der im März 2015 ohne Absender, aber ordentlich frankiert mit 62 Cent, im Briefkasten eines griechischen Restaurants in Düsseldorf landet:
In der Sonne liegen ist doch viel bequemer, insbesondere wenn andere dafür aufkommen … So geht es nicht !! Wir werden, solange diese Regierung derart schäbig, insbesondere fleißige und sparsame Europäer und Deutsche verunglimpft und beleidigt, ganz sicher keine griechischen Waren mehr kaufen, sondern auch Euren Laden ab sofort nicht mehr betreten !! Verkauft doch Eure Waren besser nicht mehr an die “Scheißdeutschen”, sondern macht Euch auf zurück in Euer korruptes, stinkendfaules und total unfähiges Drecksgriechenland
Und als letzten, fett gedruckten Satz: “Griechenland NEIN DANKE !!!!!!!!!”
Als sie den Brief gelesen habe, sei sie geschockt und verängstigt gewesen, erzählt die Restaurantbetreiberin später “Spiegel Online”: Sie habe sich gefragt, was als Nächstes komme. Stehe bald jemand vor der Tür und bedrohe sie, wenn sie abends das Lokal verlasse?
In seinem Brief greift der anonyme Verfasser jene Vorwürfe auf, die von den “Bild”-Medien in den Wochen zuvor nahezu täglich wiederholt wurden. Am 26. Februar 2015 etwa druckt “Bild” das Wort “NEIN” – quer über die gesamte Breite der Seite 2 der Bundesausgabe.1 Darunter die Forderung oder vielmehr der Befehl: “Keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen!” In einem Kommentar daneben schreibt Julian Reichelt, seinerzeit Chef von Bild.de, zu der Verlängerung der Finanzhilfen für Griechenland:
Was am Freitag im Deutschen Bundestag geschehen wird, mag man eigentlich keinem vernünftigen Menschen mehr erklären. Zusammengefasst: Wir überweisen weiter Milliarden nach Griechenland dafür, dass man uns ALLE bisher gebrochenen Versprechen (z. B. Kampf gegen Korruption und Steuerhinterziehung) NOCH MAL verspricht.
Wir kaufen Griechenland also im wahrsten Sinne des Wortes seine alten Reformlügen mit neuem Geld ab. Und das, obwohl inzwischen JEDER weiß, dass wir unser Geld niemals wiedersehen werden.
Sind wenigstens die griechischen Politiker, die uns ihr Versprechen geben, glaubwürdiger als ihre Vorgänger?
NEIN!
Dazu startet “Bild” eine “große Mitmach-Aktion”: Man solle die “NEIN”-Seite hochhalten, ein Selfie damit machen und an die Redaktion schicken. So könne und solle man zeigen, dass man “auch gegen weitere Milliarden-Hilfen für die Griechen” sei.
Solche Lesermobilisierungsaktionen setzt die “Bild”-Zeitung schon seit ihren frühen Jahren immer wieder ein, vor allem gegen ihre Gegner. “Durch Appelle an die Lesermeinung fordert die Redaktion politische Willensbekundungen ihrer Leser heraus, die – obwohl demokratisch verbrämt – bisweilen undemokratische Formen annehmen”, schreibt Peter Jordan 1970. So startet “Bild” etwa nach dem Mauerbau 1961 eine Leserbrief-Aktion gegen jene westdeutschen Theaterintendanten, die weiterhin Stücke des bekennenden Marxisten Bertolt Brecht spielten (“Millionen verfluchen diesen Mann”2). “Diese zur Volksabstimmung erhobene Aktion” sei “in wüste Beschimpfungen” ausgeartet, schreibt Jordan. “Bild” sei eben sehr bemüht gewesen, “die ohnehin bewegte deutsche Öffentlichkeit weiter aufzustacheln”.3
Um die bewegte deutsche Öffentlichkeit des Jahres 2015 aufzustacheln, beginnt “Bild” im Frühjahr damit, die Griechen – die währenddessen durch die Sparvorgaben massenhaft in die Armut getrieben werden – als “Raffke-Griechen” und “Griechen-Raffkes” zu bezeichnen. Damit wird der von “Bild” in den Jahren zuvor eifrig verwendete Begriff der “Pleite-Griechen” abgelöst, denn jetzt haben sie ja Geld: “unser Geld”! Die neu gewählte griechische Regierung nennt “Bild” “Radikalos-Regierung” oder “Griechos Radikalos”, aus Finanzminister Varoufakis machen sie wahlweise Finanzminister “Varoutricksis”, den “Krawall-Griechen” oder “Griechenlands Radikalo-Naked-Bike-Rider”. (Ein “Naked Bike” ist einfach ein Motorrad ohne Verkleidung, für “Bild” weckt es aber offenbar aufregend-düstere Assoziationen.) Der damalige Politik-Chef Béla Anda etwa schreibt in seinem “Politik-Briefng”:
Wie lederbejackte Rüpel-Rocker röhren Griechenlands Neo-Premier und sein Posterboy-Finanzminister seit ihrem mit platten Parolen erzielten Wahlsieg durch Brüssel. Ihr Gesetz ist die Straße. Hier sind sie (politisch) groß geworden. Hier ist ihre Hood. Deren Unterstützung wollen die Kawa-Naked-Biker (zumindest Varoufakis hat eine) nicht verlieren.
Vor allem auf Varoufakis, den neuen, linken Finanzminister, schießen sich die “Bild”-Medien ein. Sie engagieren beispielsweise eine Grafologin, die seine Handschrift untersucht und darin “Pathos und Geltungsbedürfnis” feststellt; die Schrift wirke “selbstgefällig” und gehe merkwürdigerweise im “Schlusszug wieder scharf nach links”, das wirke, “als würde er sich selbst wieder durchstreichen, als würde er unbewusst das zuerst Gesagte wieder zurücknehmen”.
Wenig später ist “Bild” maßgeblich an einer bizarren Mittelfinger-Diskussion beteiligt, die sich tagelang hinzieht und weltweit für verwundertes Kopfschütteln sorgt. Im Kern geht es um ein Video, in dem Varoufakis, wie “Bild” entrüstet schreibt, “uns den Mittelfinger” zeige. Tatsächlich muss man die Geste im Kontext sehen: Das Video ist mehrere Jahre alt, Varoufakis zu dieser Zeit noch gar kein Minister und die Geste zur Illustration eines hypothetischen Szenarios gedacht, in dem Varoufakis den deutschen Banken den Finger gezeigt hätte. Eine ebenso komplizierte wie belanglose Geschichte, die in den “Bild”-Medien auf die Nachricht reduziert wird, Varoufakis habe den Mittelfinger “gen Deutschland” gereckt:
Keine Krawatte, der Kragen seines Sakkos hochgestellt, Hände in den Hosentaschen: So zeigen die meisten Fotos Yanis Varoufakis. […] Mit einer drastischen Geste – dem gestreckten Mittelfinger – zeigte er in der Vergangenheit auf Deutschland!
Die Diffamierungskampagne – die bis heute immer mal wieder aufflammt – beschränkt sich aber nicht bloß auf die Politiker Griechenlands, sondern trifft immer wieder auch die Griechen als gesamtes Volk. Seit Beginn der “Pleite-Griechen”-Berichterstattung werden “Bild”-Attacken häufig so formuliert, dass sie sich auf alle Griechen beziehen: “So verbrennen die Griechen die schönen Euros!”4“Wer soll den Griechen noch glauben?”“Keine Gnade mit den Griechen!” Michalis Pantelouris, Journalist und Sohn eines Griechen, schreibt schon 2010:
Es wird das Bild gemalt von einer Nation, die in fauler Gier anstatt zu arbeiten lieber die EU ausgenommen hat und jetzt überversorgt und fett am Strand liegt, während in Deutschland hart gearbeitet wird, um ihnen das Geld hinterher zu werfen. Natürlich braucht man keinen Nobelpreis, um zu erkennen, dass es so nicht stimmt. Man braucht gerade mal ein Gehirn.
Aber auch: ein Mindestmaß an Informationen, um sich ein realistisches Bild machen zu können. Doch wie bei den Studenten der 68er, den Wölfen und anderen Feinden ersetzt “Bild” bei den Griechen Fakten durch Gefühle. In einer Untersuchung der Griechenland-Berichterstattung deutscher Medien kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung 2016 zu dem Ergebnis:
“Bild” berichtete in 81,6 Prozent der Artikel und damit am stärksten negativ über die griechische Regierung, setzte am intensivsten auf Negativismus, war im geringsten Umfang ausgleichend zwischen verschiedenen Positionen, setzte gezielt Akteure mit negativen Positionen gegenüber der Regierung Griechenlands als Zitatgeber ein und stimmte dann in Artikeln am stärksten mit diesen überein. Die Reformagenda wurde zudem bei der Boulevardzeitung “Bild” im geringsten Umfang thematisiert. Es wurde sich nur auf sehr wenige Reformziele konzentriert, wie z. B. die Einführung einer Großvermögenssteuer, die Reform des Rentensystems oder eine Mehrwertsteuerreform. 73 spezifische Reformen wurden hingegen komplett ausgelassen, soviel wie bei keinem anderen Medium.
Ende Februar 2015 ist die Berichterstattung auch im Bundestag ein Thema. Axel Schäfer, damals stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, hält die (von ihm durchgestrichene) “NEIN”-Seite aus der “Bild”-Zeitung zu Beginn seiner Rede hoch und sagt unter Applaus:
Wir sind hier sicherlich in einer Reihe von Punkten unterschiedlicher Auffassung. Das ist auch gut so, dass wir das diskutieren. Aber in einem Punkt sollten wir uns hier alle […] einig sein: Wir unterstützen keine Kampagnen gegen andere Länder. Wir unterstützen das nicht!
“Die ‘Bild’ spricht von den gierigen Griechen”, fügt er später in einem Interview hinzu, “aber wir beleidigen niemals ein Land. Wir gegen die – das gibt es nur im Fußball …”
1. Medienmacht und Triebe (freitag.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal analysiert Springers Digital-Strategie und geht der Frage nach, warum der Konzern für die Übernahme des Nachrichtenunternehmens “Politico” den vergleichsweise hohen Preis von angeblich einer Milliarde US-Dollar bezahlte: “Offenbar verlangt die Realität zu Hause rasches Handeln. Die Auflagen der beiden Springer-Traditionszeitungen Bild und Welt schmelzen wie Butter an der Sonne. Fand Bild vor 20 Jahren noch 4,5 Millionen Käufer, sind es heute magere 1,1 Millionen. Die harte Auflage der Welt – dazu zählen Abos und Kioskverkäufe – sackte von über 200.000 auf 42.000. Bereits 2023 könnte das Printgeschäft, laut einer internen Studie, in die roten Zahlen rutschen.”
2. Soll Journalismus eingreifen statt berichten? Maren Urner vs. Florian Harms (deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso, Audio: 24:50 Minuten)
Soll Journalismus eingreifen, statt nur zu berichten? Unter anderem darüber diskutieren im Deutschlandfunk der t-online.de-Chefredakteur Florian Harms und die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Harms habe den Eindruck, dass große Teile der Bevölkerung kein grundlegendes Verständnis mehr dafür aufbrächten, wie Journalistinnen und Journalisten arbeiteten. Diese hätten deswegen die Aufgabe zu erklären, wie sie arbeiten. Urner wirbt dafür, bei der Informationsvermittlung nicht nur vollständig, sondern auch wertebezogen zu berichten.
3. Was Merkel nicht gesagt hat, war wenigstens grammatisch nicht falsch (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier liest regelmäßig die Sprachkolumne des “Hamburger Abendblatt”. Er selbst nennt es eines seiner “abwegigeren Hobbys”, und im Verlauf seines Beitrags wird einem klar, was er damit meint. In der Kolumne von Peter Schmachthagen fabuliert ein “Sprachpurist” allerlei zusammen, was im Zweifel nicht nur inhaltlich falsch ist, sondern auch von sich selbst abgeschrieben.
4. Fragen und Antworten zur Staatstrojaner-Klage (reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen, das Whistleblower-Netzwerk und mehrere Investigativjournalistinnen und -journalisten haben vor verschiedenen deutschen Verwaltungsgerichten Klagen gegen die Befugnisse der deutschen Nachrichtendienste zur digitalen Überwachung von beruflicher Kommunikation eingereicht. Was genau erlaubt das im Juni 2021 reformierte Verfassungsschutzrecht den deutschen Nachrichtendiensten? Welche Konsequenzen haben diese Befugnisse? Und was erhoffen sich die Klägerinnen und Kläger? Reporter ohne Grenzen hat die wichtigsten Fragen samt Antwort zusammengefasst.
5. Die reichsten Verleger 2021 (kress.de, Markus Wiegand)
Das “Manager Magazin” veröffentlicht regelmäßig die auf Schätzungen beruhende Liste der 500 reichsten Deutschen. Wie kress.de berichtet, haben es insgesamt zehn Verleger beziehungsweise Verlegerfamilien ins Ranking geschafft. Auf den ersten drei Plätzen die Familie Mohn (Bertelsmann) mit viereinhalb Milliarden Euro, Friede Springer und Mathias Döpfner (Springer) mit zusammen vier Milliarden Euro und die Familie Burda (Hubert Burda Media) mit ebenfalls vier Milliarden Euro.
6. Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben (belltower.news, Nicholas Potter)
“Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben” … Was sich anhört wie ein schlechter Scherz, soll bittere Realität sein: In Teilen der Rohkostszene würden die alternativen Fakten von “Querdenkern” und Verschwörungsfans auf fruchtbaren Boden fallen, berichtet Nicholas Potter. Der Weg zum Verschwörungswahn und einer tödlichen Pseudomedizin sei nicht weit. Das zeige exemplarisch das Vitalkost-Magazin “Die Wurzel”.
Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
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1. Shitstorms für Jugendsünden (wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 9:31 Minuten)
Die heute 20-jährige Sarah-Lee Heinrich ist seit Kurzem Bundessprecherin der Grünen Jugend und steht wegen Posts, die sie als 14-Jährige bei Twitter verfasst hat, im Zentrum eines Shitstorms. Wie Medien und Betroffene mit derartigen Situationen umgehen sollten, erklärt Martin Fehrensen vom “Social Media Watchblog” im WDR5-Medienmagazin. Die komplette Sendung mit weiteren Medienthemen gibt es hier (40:03 Minuten).
Weitere Lesehinweise: Kampagnen wie die gegen Heinrich zielen auf Unsichtbarmachung und Verdrängung, schreibt Carolina Schwarz in der “taz”: “Wir brauchen die Debatte, welches Verhalten wir als Gesellschaft entschuldbar finden. Und es wird Zeit, dass wir Strategien entwickeln, um das Spiel der Rechten nicht mehr mitzuspielen.” Und bei “Zeit Online” ist ein Interview mit Sarah-Lee Heinrich erschienen, in dem “Zeit”-Redakteur Robert Pausch mit ihr über den Shitstorm spricht.
2. ZDF Magazin Royale vom 15. Oktober 2021 (zdf.de, Video: 31:28 Minuten)
Das Genre True Crime, in dem reale Kriminalfälle nacherzählt werden, scheint seit einigen Jahren zu boomen. Das machen sich selbsternannte “Profiler” und “Profilerinnen” zunutze, die mit viel Selbstbewusstsein und wenig Sachkenntnis durch Medien tingeln und ganze Veranstaltungshallen füllen. Jan Böhmermann und sein Team haben sich drei der erfolgreichsten True-Crime-Expertinnen und -Experten herausgegriffen und zeigen, wie erschütternd wenig übrigbleibt, wenn man genauer auf Lebenslauf und Referenzen schaut.
Weitere Lesehinweise: Bei einer der drei angesprochenen Personen handelt es sich um eine besonders schillernde Figur, die bereits vielfach Gegenstand der Berichterstattung war:
3. Journalismus in Belarus: Tricks gegen Zensur (ndr.de, Video: 16:02 Minuten)
Bei “Zapp” geht es um die besorgniserregenden Zustände im von Alexander Lukaschenko autoritär geführten Belarus: “Mit brutaler Gewalt werden in Belarus alle unabhängigen Medien zerschlagen, sogar der belarussische Journalistenverband. Viele Journalistinnen und Journalisten müssen Hals über Kopf das Land verlassen. Doch die kritische Berichterstattung geht weiter: Mutige Belarussen überlegen sich Tricks, wie sie die Zensur umgehen können.”
4. Meteorologe Özden Terli – Jung & Naiv: Folge 536 (youtube.com, Tilo Jung, Video: 2:23:55 Stunden)
Özden Terli arbeitet als Meteorologe und Wettermoderator beim ZDF. Im Gespräch mit Tilo Jung erzählt er von seinem Werdegang, den Zusammenhängen und Unterschieden von Wetter und Klima, Wettervorhersagen und Klimawandel-Fakten im Wetterbericht.
5. Kampf gegen das Urheberrecht (deutschlandfunknova.de, Sibylle Salewski, Audio: 42:35 Minuten)
Im Vortrag der Literaturwissenschaftlerin Annette Gilbert geht es um das “Manifest zum Urheberrecht” des russischen Dichters und Musikers Kirill Medwedew. Für Gilbert ist Medwedews Manifest “eine Fortführung des Widerstands russischer Autoren gegen ein staatlich reguliertes Verlagswesen”.
6. So gefährlich ist BILD TV wirklich (youtube.com, Philipp Walulis, Video: 15:02 Minuten)
Philipp Walulis widmet sich in seiner neuesten “Story”-Folge dem Sender “Bild TV”. Ist Springers neuer Fernrsehkanal das deutsche Fox News, das mit rechter Propaganda so überaus erfolgreich ist? “Wie gefährlich es wirklich ist, dass Julian Reichelt und Claus Strunz jetzt bei genau denen abschreiben – das ist unsere Story!”
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter gibt ProSieben die aktuellen Einschaltquoten von Mitbewerber “Bild TV” bekannt: “Der TV-Sender BILD hatte am Donnerstag einen Marktanteil von 0,0 Prozent Marktanteil (14-49). In der PrimeTime (20-23 Uhr) kam BILDTV ebenfalls auf einen Marktanteil von 0,0 Prozent (14-49).”
1. Medien verbreiten falschen Täternamen (tagesschau.de, Patrick Gensing)
Nach dem möglichen Terroranschlag in Norwegen verbreiteten Medien einen erfundenen Namen des Verdächtigen. Verschiedene italienische, griechische und französische Redaktionen behaupteten, der mutmaßliche Täter von Kongsberg heiße “Rainer Winklarson”. Sie waren auf böswillig gestreute Falschinformationen von Internet-Trollen hereingefallen, die dafür den Namen eines deutschen Youtubers verballhornt hatten.
2. Neutralität gibt es nicht (taz.de, Ulrike Herrmann)
Die “taz”-Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann wundert sich: “Seit vielen Jahren schreibe ich für die taz über Wirtschaftsthemen. Meine Mitgliedschaft bei den Grünen war dabei nie ein Problem. Bis jetzt.” Weil sie der Neutralitätsdebatten müde sei, habe sie bei der Partei das Ruhen ihrer Mitgliedschaft beantragt.
Gucktipp: Wer Ulrike Herrmann kennenlernen und noch dazu viel über Wirtschaftsthemen lernen möchte, sollte sich ihr Gespräch mit Tilo Jung anschauen: Jung & Naiv: Folge 451 (youtube.com, Video: 1:25:51 Stunden).
3. Siegfried Borchardt, 67, Kampfname: “SS-Siggi” ist tot. Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte. (facebook.com, Gerhard Kromschröder)
Bei Facebook erzählt der Journalist Gerhard Kromschröder, wie er mit einem Kollegen, dem Fotografen Harmut Schwarzbach, 1983 für den “Stern” undercover in der Dortmunder Neonazi-Szene unterwegs war und dabei den jüngst verstorbenen Siegfried Borchardt (Kampfname: “SS-Siggi”) kennenlernte: “Unsere ‘Stern’-Reportage ‘Blut, Blut muss fließen …’ war der erste Beleg für das neue Phänomen [von rechtsradikalen Fußballfans] und erregte Aufsehen. Doch der BVB und Dortmunds Polizei wiegelten ab: Neonazis unter Fußballfans kennen wir nicht, gibt’s nicht, Ende der Durchsage. Statt gegen Borchardt und seine ‘Borussenfront’ wurde erst einmal gegen Schwarzbach und mich ermittelt.” Zudem sei ihm damals in der “Bild am Sonntag” unterstellt worden, er hätte “eine Gruppe Dortmunder Fußballfans als ‘Neo-Nazis’ diffamiert.”
4. Wieso kann Youtube #allesaufdentisch abermals löschen? (faz.net, David Lindenfeld)
Der Streit zwischen Youtube und den Anti-Corona-Maßnahmen-Aktivisten von #allesaufdentisch geht in die nächste Runde: Die Videoplattform habe abermals zwei Beiträge gesperrt, weil sie gegen die Richtlinien zu Fehlinformationen im Zusammenhang mit Covid-19 verstoßen würden. Der Jurist Joachim Steinhöfel, der #allesaufdentisch rechtlich vertritt und in einem der Videos auch selbst zu Wort kommt, habe die neuerliche Löschung als “pure Provokation” gegenüber dem Landgericht Köln bezeichnet.
5. MDR und sächsische Polizei wollen enger zusammenarbeiten (mdr.de)
Der MDR und die sächsische Polizei wollen künftig enger zusammenarbeiten und haben dazu eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ziel dieser Vereinbarung soll sein, dass Journalistinnen und Journalisten einerseits und Polizistinnen und Polizisten andererseits mehr Verständnis für die Arbeit der jeweils anderen Seite entwickeln. Zudem sollen Medienschaffende von der Polizei besser geschützt werden – etwa vor Übergriffen bei Demonstrationen.
6. Antisemitismus in sozialen Netzen weit verbreitet (netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Allen Bemühungen gegen Hate Speech zum Trotz sei Antisemitismus in Sozialen Netzwerken immer noch weit verbreitet, so das Ergebnis einer Studie der Amadeu Antonio Stiftung. Die Stiftungs-Mitarbeiterin Simone Rafael kommentiert: “Dass Antisemitismus im Jahr 2021 immer noch auf jeder Plattform mit wenigen Klicks und den plattesten Vorurteilen als Suchbegriffe zu finden ist, ist ein Armutszeugnis. Jüdinnen und Juden als Betroffene weisen seit über einem Jahrzehnt darauf hin, wie sehr sie online attackiert werden. Es wird Zeit, dass die Netzwerke ihre Verantwortung für die Sicherheit ihrer Nutzer:innen endlich ernst nehmen und Antisemitismus von den Plattformen verbannen.”
1. Starke Botschaft für mutigen Journalismus (reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen freut sich über die Verleihung des Friedensnobelpreises 2021 an Maria Ressa und Dmitri Muratow: “Sie verkörpern in ganz besonderer Weise den Kampf für die Unabhängigkeit des Journalismus. Diese Auszeichnung ist eine Würdigung des Journalismus, aber auch ein Aufruf zur Mobilisierung, denn das vor uns liegende Jahrzehnt wird entscheidend sein für die Zukunft des Journalismus. Es ist eine starke Botschaft in einer Zeit, in der Demokratien weltweit durch Desinformation und Hassrede bedroht werden.”
Weiterer Lesehinweis: “Gerade erst wurde Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis geehrt. In einem ihrer ersten Interviews attackiert sie Facebook. Die Algorithmen der Plattform würden eher Lügen und Hass streuen, als Fakten zu verbreiten” – Nobelpreisträgerin Ressa nennt Facebook Gefahr für Demokratie (spiegel.de).
2. Könnten in der ARD-Mediathek bald Werbespots laufen? (rnd.de, Matthias Schwarzer)
Eigentlich sind die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Mediatheken werbefrei, doch bei einem Branchentreff empfahl der scheidende Intendant des Hessischen Rundfunks listig eine Art Revolution von unten: “Sie sollten sich dafür einsetzen”, empfahl er den Werbekunden und Agenturchefs, “dass Sie bei uns auch in der Mediathek und in der Audiothek werben dürfen, wenn Sie weiterhin Menschen erreichen wollen, die Qualität suchen und denen Gemeinwohl am Herzen liegt. Wir sind da eher schüchtern und zurückhaltend, wie es unsere Art ist. Aber Sie können das zum Thema machen.”
3. Der einsame Klimakampf der Wetteransager (spiegel.de, Christian Stöcker)
Wenn TV-Meteorologen immer deutlicher über Extremwetterkatastrophen reden, habe das auch mit dem Versagen öffentlich-rechtlicher Sender zu tun, findet Christian Stöcker in seiner “Spiegel”-Kolumne: “Tatsächlich ist der Wetterbericht in vielen Nachrichtensendungen mittlerweile politischer – oder vielmehr: relevanter als weite Teile der übrigen Berichterstattung. Das liegt daran, dass die einst so unpolitischen Wetterleute offenkundig die Nase voll davon haben, dass das wichtigste Thema der Gegenwart auch in den Öffentlich-Rechtlichen oft noch immer wie eine Randnotiz behandelt wird.”
4. Polizei behindert mehrfach Pressearbeit und nimmt Fotografen in Gewahrsam (tagesspiegel.de, Madlen Haarbach)
Am Rande einer Demonstration gegen die Räumung des linksalternativen Køpi-Wagenplatzes in Berlin habe die Journalistengewerkschaft dju am Samstagabend mindestens drei Verstöße gegen die Pressefreiheit durch die Polizei registriert. Insgesamt seien ihm zwei grobe Behinderungen und ein tätlicher Angriff seitens der Einsatzkräfte bekannt, so dju-Landesgeschäftsführer Jörg Reichel.
Weiterer Lesetipp: “Das Netzwerk ‘Copservation’ will polizeiliches Fehlverhalten dokumentieren. Fast jeden Tag erhalten die Mitglieder in sozialen Medien Berichte über Vergehen” – “Das Einzelfall-Narrativ ist absurd” (taz.de, Emeli Glaser).
5. Was mit Medien? Das braucht Hartnäckigkeit (verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Im Journalismus Fuß zu fassen, ist oftmals gar nicht so leicht. Obwohl in manchen Bereichen, wie den Lokalredaktionen, von Nachwuchsmangel die Rede sei, hätten es junge Leute schwer mit dem Berufseinstieg. Susanne Stracke-Neumann hat für das Verdi-Medienmagazin zwei junge Frauen auf ihrem Weg in den Beruf begleitet.
6. Ich habe einen langen Atem. (planet-interview.de, Jakob Buhre & Adrian Arab)
Tilo Jung ist mit seinen Interviews für das Format “Jung & Naiv” und seinen regelmäßigen Berichten von der Bundespressekonferenz inzwischen fester Bestandteil des Politikjournalismus in Deutschland. Im ausführlichen Interview spricht er über die Ära Merkel, heikle Interview-Partner, Absagen von der AfD, seine Kritik an Boris Reitschuster, über die Frage, wo er die Öffentlich-Rechtlichen als “staatstragend” empfindet. Und er beantwortet die Frage, unter welchem Kanzler er Regierungssprecher werden würde: “Ich werde niemals Sprecher eines Politikers oder einer Politikerin, das habt ihr hiermit auf Band. Ich glaube, das wird auch nie irgendjemand wollen. Okay, eine Ausnahme würde ich machen: Wenn Jürgen Todenhöfer Kanzler wird.”
1. So gefährlich können die “Papers”-Recherchen sein (deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Michael Borgers, Audio: 9:58 Minuten)
“Panama Papers”, “Paradise Papers”, “Luxemburg Leaks” und nun die “Pandora Papers”: Die internationalen Recherchen über kriminelle Machenschaften und fragwürdige Offshore-Geschäfte reißen nicht ab. Hintergrund sei erneut ein Datenleck mit fast zwölf Millionen vertraulichen Unterlagen, die dann mehr als 600 Journalistinnen und Journalisten aus 117 Ländern ausgewertet haben. Der Deutschlandfunk hat mit Petra Blum über den aktuellen Fall gesprochen. Blum ist Mitglied des Investigativ-Zirkels ICIJ, dem die “Pandora Papers” zugespielt wurden.
2. Frontex will kein Bargeld von FragdenStaat (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Es ist ein Vorgang, der selbst vom EU-Parlament getadelt wird: Frontex, die milliardenschwere Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache, hat die vergleichsweise kleine Transparenzinitiative “FragDenStaat” mit einer Forderung von mehr als 10.000 Euro überzogen. Arne Semsrott von “FragDenStaat” sieht darin eine Reaktion auf eine Bitte um Auskunft: “Unsere Klage ist der erste Fall, in dem eine NGO von Frontex vor Gericht die Herausgabe von Dokumenten verlangt hat. An uns soll ein Exempel statuiert werden.”
Auf Twitter berichten die wackeren Streiter für mehr Transparenz von ihrem vergeblichen Versuch einer Geldübergabe: “Wir haben heute versucht, der EU-Grenzpolizei Frontex in Brüssel 10.520,76 Euro bar zu übergeben. Aber Frontex hat die Tür nicht aufgemacht. Offenbar wurde das gesamte Gebäude nach unserer Ankündigung der Geldübergabe geräumt, Polizei war vor Ort.”
3. Handyvideo von einem Polizeieinsatz ist zulässig (lto.de)
Weder Bild- noch Tonaufnahmen eines Polizeieinsatzes im öffentlichen Raum sind strafbar. Die Beschlagnahmung des dazu benutzten Handys sei daher nach Ansicht des Landgerichts Osnabrück rechtswidrig. “Legal Tribune Online” fasst die Entscheidung zusammen: Letztlich habe das Gericht ausgeführt, “dass gem. § 201 a StGB das Anfertigen von Bildaufnahmen im öffentlichen Raum grundsätzlich straffrei sei. Warum das Anfertigen von Tonaufnahmen in demselben Raum strenger geahndet werden sollte, sei nicht ersichtlich.”
4. ARD-Programmdirektorin Strobl attackiert “Bild TV”: “Ausrichtung auf Spaltung der Gesellschaft” (augsburger-allgemeine.de, Daniel Wirsching)
In einem Gespräch mit der “Augsburger Allgemeinen” wirft die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl den Springer-Medien und der AfD vor, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk diskreditieren zu wollen. Auf den neuen Wettbewerber “Bild TV” angesprochen, antwortet Strobl: “Der ambitionierte Versuch, Zeitung und Fernsehen zusammenzubringen, ist nicht uninteressant. Aber ich finde die Art der Berichterstattung hochproblematisch: diese Art des Zuspitzens, diese Ausrichtung auf eine Spaltung der Gesellschaft und der Umgang mit Fakten.”
5. Dritte Mahnwache vor Verleger-Villa (verdi.de, Frank Biermann)
Thomas Hoof war Landesgeschäftsführer der NRW-Grünen, bevor er das Versandhaus Manufactum (“Es gibt sie noch, die guten Dinge”) gründete. 2008 verkaufte Hoof die Firma für einen zweistelligen Millionenbetrag an das Versandunternehmen Otto und konzentriert sich seither auf seine (zweifelhaften) verlegerischen Aktivitäten. In Hoofs Verlagsbuchhandlung in Lüdinghausen tummeln sich allerlei Autoren der Neuen Rechten. Nun regt sich Widerstand von Kritikern und Kritikerinnen: “Sie haben mit zwei Mahnwachen und in Presseerklärungen bereits deutlich gemacht, was sie von Autoren des Verlages wie den AfD-Politikern Björn Höcke und Alexander Gauland, dem Verschwörungsideologen Jürgen Elsässer und dem Rechtspopulisten Acif Pirincci (‘Die große Verschwulung’) halten.”
6. WDR startet neue Newsmarke tickr im Netz (dwdl.de, Manuel Weis)
Der WDR hat mit “tickr” ein weiteres junges Online-Newsformat gestartet. Das Angebot richte sich an Menschen unter 25 Jahren und finde auf den Plattformen Instagram und Snapchat statt. Montags bis freitags soll es dort in rund drei Minuten die wichtigsten News, Bilder und Statements des Tages im Hochkantformat geben.
1. ZDF lässt verurteilten Neonazi zu Wort kommen (spiegel.de)
Das ZDF hat sich für eine Umfrage zur Bundestagswahl bei Menschen auf der Straße umgehört – und dabei auch einen wegen Volksverhetzung verurteilten Neonazi und Holocaust-Leugner befragt. Auf Twitter kommentiert der Journalist Andrej Reisin den Fall mit den Worten: “Sorry, aber wenn die ganze Redaktion den ‘Volkslehrer’ Nikolai Nerling nicht (er-)kennt, hat sie schlichtweg ein Expertise-Defizit im Bereich Rechtsextremismus. Das ist nicht gut und zu wenig für den Anspruch, den man an öffentlich-rechtlichen Journalismus haben darf.”
2. Bild kapert TV-Signal: “Gerne bereit, Ansprüche zu begleichen” (dwdl.de, Alexander Krei)
Der Fernsehsender “Bild TV” hat am Wahlabend fast eine Viertelstunde lang die “Berliner Runde” parallel zur eigentlichen Ausstrahlung bei ARD und ZDF live übertragen. Die Öffentlich-Rechtlichen zeigen sich erstaunt und erwägen rechtliche Schritte. Der Springer-Verlag rechtfertigt sein Vorgehen mit der “überragenden Bedeutung” der Sendung. Falls sich aus der Übernahme durch “Bild” Ansprüche von ARD und ZDF ergeben sollten, sei man jedoch “gerne” bereit, diese zu begleichen. Listig fügt der Verlagssprecher hinzu: “Wir würden dann allerdings davon ausgehen, dass ARD und ZDF Leistungsschutzrechte auch gegenüber den GAFA-Plattformen in gleicher Konsequenz geltend machen” (gemeint sind Google, Amazon, Facebook und Apple).
3. Performance statt Positionen: Was im Wahlkampf 2021 zählte (uebermedien.de, Johannes Hillje)
“Übermedien” hat Johannes Hilljes Wahlkampf-Analyse (ursprünglich am 17. September erschienen) vor die Bezahlschranke geholt. Der Politikberater und Buchautor stellt sich die Frage, welcher Partei es gelungen ist, der Wahldebatte ein Thema aufzudrücken. Die kurze Antwort lautet: keiner. Die lange Antwort liefert Hillje in seinem lesenswerten Text.
4. Welche Rolle NFTs im Journalismus spielen könnten (deutschlandfunk.de, Peter Weissenburger, Audio: 5:31 Minuten)
Die Abkürzung NFT steht für Non-Fungible Token und ist ein nicht ersetzbares digital verschlüsseltes Objekt. NFTs finden laut Wikipedia “überall dort Verwendung, wo sie virtuellen Gütern, also digitaler Kunst, Musik oder Einzelobjekten in Computerspielen gleich einem Etikett zugeordnet und damit wie die einmaligen Objekte selbst gesammelt und gehandelt werden können.” Nun setzen auch die ersten Medienunternehmen auf die neue Technologie. Wie funktioniert das? Und wie könnten NFTs im Journalismus eingesetzt werden?
5. Instagram setzt Entwicklung von Kinderversion aus (zeit.de)
Instagram will Kindern ab zehn Jahren eine spezielle Variante der App anbieten, was zu einiger Kritik führte. Nun hat das Unternehmen die Entwicklung der neuen Kinderversion ausgesetzt. Man wolle zunächst mit Expertinnen, Eltern und Politikern sprechen. In den vergangenen Wochen war der Mutterkonzern Facebook in die Kritik geraten, da er laut internen Unterlagen genau wisse, dass sich die Instagram-Nutzung negativ auf die psychische Gesundheit zahlreicher Teenager auswirke, vor allem von Mädchen. Siehe dazu: Facebook Knows Instagram Is Toxic for Teen Girls, Company Documents Show (Wall Street Journal, englisch).
6. Faktenchecks zur Wahl (correctiv.org)
Die Faktenchecker von “Correctiv” hatten bereits im Vorfeld der Bundestagswahl jede Menge zu tun, doch es sollte noch schlimmer kommen: “Am Wochenende kursierten dann Behauptungen über Wahlurnen mit aufgebrochenen Siegeln, Bleistifte in Wahlkabinen, Wahlsoftware oder angebliche Geheimpläne, Saskia Esken zur Bundeskanzlerin zu machen. Überall witterte man die Gefahr des Wahlbetrugs, sei es in einer Panne der ARD am Freitag oder einer angeblichen Reduzierung von OSZE-Wahlbeobachtern in Deutschland. All das stellte sich bei näherer Betrachtung als Irreführung heraus.”