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Das Gegenteil von Anonymisieren

Schon oft haben wir hier darüber berichtet, dass die “Bild”-Zeitung wieder und wieder die Persönlichkeitsrechte von Menschen verletzt, indem sie ihrem Millionenpublikum Fotos präsentiert, die – irgendwo aufgetrieben – kaum oder gar nicht anonymisiert (mutmaßliche) Täter und Opfer von Straftaten zeigen.

Dabei es ist ja nicht so, dass “Bild” nicht wüsste, dass und wie man anonymisieren muss. Im Gegenteil. Wir zeigen hier mal beispielhaft die gängigsten Versionen:

Neuerdings jedoch benutzt “Bild” beim Herzeigen von Menschen, für deren Herzeigen es keinerlei Notwendigkeit gibt, auch eine neue Art der Nachbearbeitung.

Aktueller Fall: Eine Frau soll vor knapp 20 Jahren drei Babys zur Welt gebracht, möglicherweise nach der Geburt getötet und in der Tiefkühltruhe eingefroren haben. Ihr 18-jähriger Sohn habe die Babyleichen nun durch Zufall entdeckt. Da sei die Frau zur Polizei gegangen und festgenommen worden. Sie befinde sich in psychiatrischer Behandlung. Aus Ermittlerkreisen heißt, die Tat sei “im Grunde aufgeklärt” – evtl. sogar verjährt.

Und “Bild” hat ein Foto der Frau. Seit gestern vormittag zeigt sie es online. Als Quelle wird der “Bild”-Fotograf Stefano Laura genannt. Nachdem er das Exklusiv-Foto offenbar bei Nachbarn/Freunden/Verwandten beschafft hatte (auch das gehört zu den Aufgaben von “Bild”-Fotografen), war die “Bild”-Redaktion am Zug, musste entscheiden, ob sie die Abgebildete bei der Veröffentlichung unkenntlich macht oder nicht. Und entschied mal wieder: nicht.

Irgendwann im Laufe des Tages jedoch kam jemand bei “Bild” auf die Idee, das Foto auf Bild.de doch noch einmal grafisch nachbearbeiten zu lassen. Das Ergebnis wollen wir nicht zeigen, nur die Methode:

Die Nachbearbeitung fand also offensichtlich nicht aus Menschlichkeit statt, sondern aus unternehmerischem Kalkül: Wer das Foto aus dem Online-Angebot von “Bild” klaut benutzt, zeigt auch gleich die Quelle.

Immerhin: Wir haben verstanden und empfehlen daher allen, die unbedingt private Fotos von sich online stellen wollen, dies:

Mit Dank an die Hinweisgeber – und Philipp Neuhaus fürs Symbolfoto.

P.S.: Die gedruckte “Bild” zeigt das Foto der Frau auf der Titelseite und noch einmal groß im Artikel.

6 vor 9

Revoluzzer aus dem Netz
(zeit.de, Video, 7:55 Minuten)
Jeff Jarvis (buzzmachine.com) erzählt im Videointerview, wie er 2001 den Schockwellenreiter las und verlinkte. Er glaubt nicht daran, dass man Angst vor Verlust der Privatsphäre haben muss (wie es die ältere Generation hat), sondern daran, dass im Internet etwas zurück kommt, wenn man etwas preis gibt.

Jugenderinnerungen der neuen Rentner
(nzz.ch, ras.)
Rainer Stadler ermüden die Erinnerungen der Medien an die 68er: “Wer bereits mehrere solcher Jubiläen durchgemacht hat, mag sie ermüdend finden. Vor allem dann, wenn diese gleichsam rituell abgehandelt, wenn keine neuen Perspektiven eröffnet werden. Ein Blickwechsel scheint auch im vierzigsten Jahr danach kaum möglich. Das Erzählmuster Memoiren herrscht vor. Im Mittelpunkt stehen wieder die damaligen Akteure, die milde auf ihre wilden Jugendjahre zurückblicken.” Mich ebenfalls: “Die Schildkröte Alter holt jeden – auch den rollenden Stein von 1968” (blog.ronniegrob.com).

Der Schönwettermacher
(weltwoche.ch, Daniele Muscionico)
“An der Spitze des Tages-Anzeigers steht ein Mann, der sich früher ‘Che’ nannte. Anfangs gab niemand Peter Hartmeier eine Chance, heute ist er akzeptiert, was in dieser Redaktion etwas heissen will. Sein Optimismus hat ihm viel geholfen.”

Paparazzi in Bäumen vor Psychiatrie
(taz.de, Ralf Leonhard)
“Amstetten wird seit dem Inzestfall von Reportern belagert. Einige versuchten, sich als Ärzte in das Krankenhaus einzuschleichen, um an Fotos zu kommen.” Dazu: Hyänen am Horrorhaus (zeit.de, Nina Horaczek)

Interview mit Staatsminister Bernd Neumann (exklusiv)
(medienhandbuch.de)
Bernd Neumann: “Die von Ihnen zitierten Untersuchungen zeigen lediglich, dass die Printnutzung junger Leserinnen und Leser ebenso stetig wie deutlich zurückgeht. Sie belegen aber nicht, dass die Zeitungen und Zeitschriften ihre Funktion als politische Leitmedien verloren haben.”

“Infiltration von Meinung”
(faz.net, Michael Hanfeld)
“Es gibt Stücke im Fernsehen, denen schadet ein später Sendezeitpunkt gar nicht. Für den Film ‘Quoten, Klicks & Kohle‘ von Thomas Leif, den das Erste Mittwochabend um kurz nach halb zwölf zeigte, gilt das ganz besonders. Denn nach einem solch peinlichen Stück der Selbstbeweihräucherung und einem solchen Ausmaß manipulativer Techniken muss man lange suchen.”

6 vor 9

Xing, the new media
(blog.handelsblatt.de/adhoc, Julius Endert)
Die Position der klassischen Medien ist bedroht. Doch nicht Onlinemedien schlüpfen in die Rolle von Zeitungen, Magazinen und Fernsehsendern, sondern die neuen sozialen Netze im Internet.

Mit Bloggern auf Augenhöhe
(mmm.verdi.de, Christiane Schulzki-Haddouti)
Die Interview-Serie der Süddeutschen Zeitung zur ?Zukunft der Medien? fiel kürzlich auf mit kampagnenhaften Titelparolen wie ?Google News ist unser Feind?, ?Wir werden von Blogs und Gelaber überflutet?, ?Der Blogger-Schreck? oder ?Blogger gehen nach dem Copy-and-Paste-Prinzip vor?. Dabei zeichnete sich die Serie durch profunde Interviewpartner, eine breite Perspektive, kluge Interviewer und intelligente Antworten aus. Die Titel drücken daher vor allem redaktionelle Skepsis gegenüber der Bloggerwelt aus, verraten jedoch wenig von der Komplexität der sich sehr dynamisch entwickelnden Blogosphäre. Dabei könnten Journalisten von Bloggern gleich in mehrfacher Hinsicht lernen.

Süddeutsche Zeitung: Das große Schweigen
(taz.de, Steffen Grimberg)
Die Pressestelle der “Süddeutschen” ist dicht, Transparenz für die neuen Besitzer ein Fremdwort. Dafür denken sie über eine Gratiszeitung nach.

“Mopo” und Mordio!
(spiegel.de, Peter Luley)
Steuert die “Hamburger Morgenpost” in die Katastrophe? Außerordentliche Betriebsversammlungen, eine zensierte Mitteilung in eigener Sache und jetzt ein Statthalter, der die Sparkur eines britischen Großinvestors verteidigt: Bei dem Traditionsblatt geht es hoch her.

“Einen Fake hat man exklusiv”
(tagesspiegel.de, Achim Fehrenbach)
Der gefälschte Zeuge in der Sendung “Polylux” ist nur ein weiterer Fall in der langen Geschichte von Medien-Fakes. Benjamin Denes hat sich in seiner Magisterarbeit “Fälschungen im Journalismus” beschäftigt. Ein Interview.

Der liebe Herr Blumencolo
(taz.de, Oliver Gehrs)
Good guy & good guy: Die Zeiten der Denkverbote und der Angst vorm Chef sind vorbei. Nach 100 Tagen ohne Aust ist die Stimmung beim Spiegel so gut wie nie.

6 vor 9

Nur fad
(sueddeutsche.de, Thomas Becker)
Es klingt furchtbar rückwärtsgewandt, muss aber jetzt sein: Der “Scheibenwischer” ist bei sehr weitem nicht mehr das, was er mal war. Er ist nur noch: belanglos. Besserung nicht in Sicht.

Glückwunsch: Gruner+Jahr zeichnet sich selbst aus
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
“Wir können hier exklusiv schon mal vorab die Gewinner verkünden, denn in den sechs journalistischen Kategorien sind ausschließlich Arbeiten aus Gruner + Jahr-Zeitschriften nominiert. Es sind: Stern, stern.de, Neon, Living at home, view und Brigitte. Herzlichen Glückwunsch!”

“China kennt verschiedene Formen der Internetzensur”
(tagesschau.de, Irena Güttel)
Wie ist es möglich, dass ein Staatsapparat anscheinend in der Lage ist, den Internetverkehr zu überwachen? Wie macht ein Staat wie China klar, was online nicht erwünscht ist? Und wieso halten sich die User dran? tagesschau.de sprach darüber mit dem Asien-Experten des Chaos Computer Clubs, Ohlig.

Aufhören mit dem Gejammer!
(davidbauer.ch)
Ein Abgesang auf den Abgesang: Der Journalismus lebt – wenn die Branche den Wettbewerb endlich annimmt.

There’s no such thing as ‘off the record’ anymore
(ojr.org, Robert Niles)
“Let’s just get this on the record — there is no such thing as “off the record” anymore.”

Polylux in eigener Sache – wie wir auf das Glatteis geführt wurden
(polylog.tv, Video, 4:00 Minuten)
“Auch Journalisten kann man veräppeln. Dafür an dieser Stelle unsere sportlichen Glückwünsche.”

“Bild” dokumentiert die eigene Skrupellosigkeit

Nochmal zum Mitschreiben:

  • Am Samstag berichtete “Bild” auf der Titelseite exklusiv, aber ohne Anlass, dass ein Kandidat der RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) schwul und “mit einem Mann verheiratet” sei.
  • Am Sonntag berichtete “Bild am Sonntag”, dass der Sänger aufgrund des “Bild”-Outings “um sein Leben bangen” müsse und Angst vor schwulenfeindlichen Übergriffen habe.

Und das muss man sich vorstellen: An demselben Sonntag, an dem die “BamS”-Kollegen ausführlich über die (durch das “Bild”-Outing verursachte) potentielle Lebensgefahr für den Sänger berichten, wird die “Bild”-Zeitung vom Montag gemacht. In der Redaktion sitzen Menschen und entscheiden, was wo und wie in der heutigen “Bild”-Ausgabe Millionen lesen werden. Und wofür entscheiden sie sich? Na, sehen Sie selbst:

"Superstar F. und sein Ehemann: Das ist die Heirats-Urkunde"

“Gespräch mit BILD”?

“In einem Gespräch mit BILD schwärmte der Ehemann des ‘Superstar’-Sängers: ‘F.* ist der liebenswerteste Mensch der Welt. Unsere Wohnung trägt fast nur seine Handschrift. F. ist Künstler, möchte sich immer nützlich machen, gestaltet deshalb unsere Einrichtung.'”
(Quelle: “Bild” vom 14.4.2008)

*) Anonymisierung von uns

Ohne irgendeinen Hinweis auf die Sorgen des DSDS-Kandidaten und/oder die möglicherweise bedrohliche Situation, in die “Bild” ihn gebracht hat, zugleich aber auch ohne irgendeinen erkennbaren Erkenntnisgewinn veröffentlicht die “Bild”-Zeitung “die Heiratsurkunde, die das Glück besiegelte” – mit weiteren identifizierbaren Details aus dem Privatleben des Sängers und seines mutmaßlichen Ehepartners, der in der heutigen “Bild” auch wörtlich zitiert wird (siehe Kasten). Nach unseren Informationen fand das “Gespräch mit BILD” jedoch schon vor längerer Zeit statt, und der Befragte hatte damals nicht als “Ehemann des ‘Superstar’-Sängers” geantwortet. Und wie uns eine RTL-Sprecherin auf Anfrage mitteilt, haben sich “weder der betroffene Kandidat noch RTL jemals öffentlich dazu geäußert”.

Aber es muss ja einen Grund dafür geben, dass “Bild” auch heute wieder das Privatleben des DSDS-Kandidaten gegen seinen Willen in die Öffentlichkeit zerrt. Und der naheliegende wäre, dass Daniel Cremer, Sven Kuschel und Uli Schüler, die als Autoren über dem “Bild”-Artikel stehen, sowie Florian von Heintze, der als Verantwortlicher der heutigen Ausgabe im “Bild”-Impressum steht, ganz besonders selbstgefällige und skrupellose… Menschen sind.

Madonna wartet nicht auf Bild.de

Die Exklusivitäts-Versprechen von Bild.de werden immer lauter — und immer grotesker. Aktuell verspricht die Seite, als erstes das Video zu Madonnas neuer Single “4 Minutes” mit Justin Timberlake zu zeigen: heute um 17 Uhr.

Heute ab 17 Uhr: Madonna: Video-Premiere exklusiv bei BILD.de! Heute ist es so weit: Madonna zeigt Deutschland den ersten Musikclip aus ihrem neuen Album „Hard Candy“. Und wo sehen Sie ihn zuerst? Richtig, bei BILD.de!

Nun kann natürlich, wer will, bis 17 Uhr warten, bevor er sich das Video ansieht. Und es kann, wer will, glauben, dass das, “was wir sehen werden, noch ein großes Geheimnis ist”, wie Bild.de schreibt.

Alternativ könnte man sich das Video aber auch einfach jetzt schon ansehen. Zum Beispiel auf der MyVideo-Seite des Sat.1-Frühstücksfernsehens, wo es der Entertainment-Beauftragte Torgen schon am vergangenen Freitag veröffentlicht hat. Oder, seit Donnerstag, bei iTunes.

Und wem das zu naheliegend ist, der schaltet einfach die ehemaligen Musiksender MTV oder Viva ein. Dort hat das neue Video heute offiziell Premiere. Um 16 Uhr.

Mit Dank an Gerrit C., Malte L., Niels D. und Stefan W.!

Nachtrag, 15:10 Uhr. Bild.de hat die “exklusive” “Premiere” kurzerhand vorgezogen, bleibt aber dabei, dass es sich um eine solche handelt.

Ein Schlag ins Gesicht

Wenn ein Medium “exklusiv” über ein Thema berichtet, kann das im Wesentlichen zwei Gründe haben: entweder die Redakteure nutzen einen Wissensvorsprung gegenüber der Konkurrenz, oder sie erzählen eine Geschichte, die sich so nie ereignet hat.

Am 5. Dezember 2007 berichtete “Bild” exklusiv und bundesweit, der Eintracht-Frankfurt-Stürmer Ioannis Amanatidis habe eine Frau geohrfeigt, die ihm mit ihrem Auto den Weg versperrt habe — stilecht begleitet von einem Foto der Frau, die sich die “schmerzende Wange” hält. Am nächsten Tag legte “Bild” Frankfurt ausgiebig nach, sprach noch mal mit dem angeblichen Opfer (wieder inklusive Wangen-Foto), ließ einen “1. Zeugen” “sprechen”, der allerdings nichts von einer Ohrfeige berichtete, wies auf Amanatidis’ Position als Botschafter des hessischen Landespräventionsrates hin, ließ aber immerhin auch den Beschuldigten selbst zu Wort kommen:

Amanatidis erhebt schwere Vorwürfe gegen die Frau: “Es haben sich wieder einmal Leute bei mir gemeldet, die mit dieser Frau ähnliche Vorfälle erlebt haben. So etwas hat sie wohl nicht zum ersten Mal abgezogen.” Er fürchtet offenbar, dass er mit Schmerzensgeld abgezockt werden soll.

Amanatidis’ Version

“Kurz bevor später die Polizei kam, trat die Frau nochmals auf mich zu und sagte dann, nachdem sie mich wohl erkannt hatte, dass sie der Polizei sagen werde, dass ich sie eine Hure genannt hätte. Dann schlug sie sich selbst mit der eigenen Hand ins Gesicht und sagte mir, sie werde der Polizei angeben, dass ich sie geschlagen hätte. Ich hatte so etwas bislang nur in einem Film gesehen und war fassungslos.”
“Frankfurter Neue Presse”, 7.12.2007

Als die “Frankfurter Rundschau” (FR) ebenfalls am 6. Dezember über die Anschuldigungen gegen den Fußballer berichtete, tat sie dies unter Berufung auf “Bild” auch mit folgendem Satz:

“Als ich meinen Vater schützen wollte, hat er mir mit der vollen Handfläche auf die linke Gesichtshälfte geschlagen”, berichtete die Frau, die dafür persönlich am Dienstagabend die Frankfurt-Redaktion des Boulevardblattes aufsuchte (und ein Leserhonorar einstrich).

Und in einem Interview zitierte die “FR” den griechischen Nationalspieler so:

Ich bin sauer auf dieses Schmuddelblatt (gemeint ist die Bild-Zeitung, Anm. d. Red.), das diesen Scheißdreck in die Welt setzt.

Gestern nun hat die Frankfurter Amtsanwaltschaft das Verfahren gegen Amanatidis eingestellt und ein neues “wegen des Verdachts der falschen Anschuldigung sowie Beleidigung” gegen das angebliche Opfer und ihre Begleiter eingeleitet.

Und die “FR” fügt hinzu:

Der Fall war seinerzeit von der Bild-Zeitung enorm hochgespielt worden. Gerüchte, dass die Frau für ihre Behauptungen möglicherweise bezahlt wurde, wollte die Amtsanwaltschaft nicht kommentieren.

Die “Bild”-Zeitung selbst berichtet heute online und offenbar in ihrer Frankfurter Ausgabe über die Einstellung des Verfahrens — nicht aber, wie bei der Verbreitung der unbewiesenen Vorwürfe, bundesweit. Und bei der Formulierung für die Gründe gibt es interessante Unterschiede:

“Frankfurter Rundschau” “Bild” Frankfurt
Der 26-jährige Amanatidis hatte den Streit eingeräumt, die Ohrfeige aber bestritten. Diese Aussage wurde auch von sämtlichen befragten Zeugen vor Gericht bestätigt. Daraufhin hatte die Frau Anzeige wegen Körperverletzung und Nötigung erstattet. Doch für den Schlag fanden sich keine Zeugen. Ihre Familienangehörigen, die mit im Auto saßen, waren nicht als Zeugen zugelassen.

Auf die Frage, ob es “klug” sei, sich mit “Bild” anzulegen, sagte Amanatidis im Dezember übrigens zur “FR”:

Das ist mir doch egal. Ich habe keine Angst vor diesen Leuten. Was will man erwarten von einem Blatt, das im Großen und Ganzen nur Dreck schreibt und so einer Person so viel Aufmerksamkeit schenkt.

Mit Dank an Johannes B., Tobias R., Florian Z., Arndt P., Henning K. und Markus für die Hinweise damals und jetzt.

Ups, (v)erfahren!

“Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler”, hat Kai Diekmann bekanntlich vor einiger Zeit gesagt. Aber man muss wohl bei “Bild” arbeiten, um einen eigenen Fehler, wenn man ihn entdeckt, auf andere zu schieben und so zu korrigieren, dass der Eindruck entsteht, man habe eine besondere Rechercheleistung erbracht und die Info quasi exklusiv.

So hieß es vorgestern in “Bild” und bis gestern Nachmittag auch bei Bild.de in einem Text über den neuen Opel:

"Leser-Reporter erwischt neuen Opel

Heute indes steht bei Bild.de an derselben Stelle dies hier:

In Internet-Foren wurde bereits eifrig diskutiert, ob der Passat-Konkurrent bei seiner Vorstellung möglicherweise “Aura” heißen wird. BILD erfuhr: Opel hat sich endgültig für den Seriennamen Insignia entschieden.

Die Diskussionen in den Internet-Foren dürften mittlerweile wohl etwas abgeebbt sein, denn was “Bild” da angeblich “erfuhr”, gab Opel bereits im November 2007 in einer Pressemitteilung bekannt und diverse Medien berichteten damals darüber. Und die Internetseite www.insignia.de ist vermutlich auch schon seit einiger Zeit online.

Mit Dank an Stefan B. und Christian H. auch für den Scan.

Wider die gnadenlose Selbstbeherrschung II

Als “Bild”-Kolumnist Peter Heinlein kürzlich schrieb, die britische Presse sei bzgl. der Geheimhaltung von Prinz Harrys Einsatz in Afghanistan bei einer “Presseverhinderungsabsprache und gnadenlosen Selbstzensur erwischt worden”, war das offenbar nicht nur zynisch (weil die Geheimhaltung, wie berichtet, vor allem dem Schutz vor Anschlägen diente), sondern auch ahnungslos und irreführend.

Denn die “Bild”-Zeitung selbst, als deren Autor sich Heinlein empört, spielt eine seltsame Rolle bei der Enthüllung von Prinz Harrys Aufenthaltsort.

BILDblog dokumentiert:

“Ist Prinz Harry im Krieg?

Wo steckt Prinz Harry (23)? Seit Wochen ist er verschwunden. Keine öffentlichen Auftritte, keine peinlichen Party-Ausfälle. Nun geht das Gerücht: Er ist im Krieg!

Ein Insider des britischen Königshauses sagte dem Magazin ‘Frau im Spiegel’: ‘Es ist durchaus denkbar, dass er im Irak oder in Afghanistan im Einsatz ist.’

Eine offizielle Stellungnahme gibt es dazu aber nicht. Oder: Es darf sie nicht geben. Wenn es um einen geheimen Einsatz des Prinzen geht, dann herrscht strikte Nachrichtensperre, heißt es aus Militärkreisen.”
(Quelle: Bild.de vom 26.2.2008)

Bereits einen Tag vor der “weltexklusiven” Enthüllung durch den Drudge Report nämlich stand bei Bild.de eine kleine Meldung (siehe Kasten) unter der Überschrift:

“Ist Prinz Harry im Krieg?”

Die “Harry im Krieg?”-Meldung fand – ähnlich wie bereits Wochen zuvor eine ähnliche Meldung des australischen Frauenmagazins “New Idea” – keinen Widerhall: weder hierzulande, noch anderswo. Jedenfalls nicht, bis sich der Drudge Report der Sache annahm und (wie u.a. die “New York Times” berichtet) zuerst unter ausdrücklicher Berufung auf “New Idea” und “Bild” aus den Afghanistan-Spekulationen eine Tatsache machte – um dann allerdings in einer überarbeiteten Fassung “New Idea” und “Bild” wegzulassen und die Geschichte als “world exclusive” auszugeben.

Und als wäre das alles nicht seltsam genug, sind die Ursprungsmeldungen bei “New Idea” (Screenshot hier) und Bild.de inzwischen nicht mehr verfügbar. Eine Anfrage bei “Bild”, warum und auf wessen Veranlassung Bild.de den eigenen Artikel gelöscht hat, wurde uns bislang noch nicht beantwortet.

Andererseits ist es umso erstaunlicher, dass die Bild.de-Meldung nicht nur dem Drudge Report als Quelle gedient haben soll, sondern “Bild” auch bei der Rekonstruktion der heiklen Enthüllung in vielen Medien und Agenturmeldungen überhaupt eine Rolle spielt. Denn eigentlich verbreitete Bild.de doch eh’ nur eine exklusive Vorab-Meldung der Illustrierten “Frau im Spiegel” weiter.

Aber so ist das wohl, Herr Heinlein: Ihre “Bild” ignoriert erst die Nachrichtensperre, entscheidet sich im Nachhinein zur gnadenlosen Selbstzensur und steht am Schluss weder zum einen noch zum andern.
 
Nachtrag, 14.28 Uhr: Inzwischen hat ein “Bild”-Sprecher auf unsere Frage, warum die “Harry im Krieg?”-Meldung auf Bild.de gelöscht wurde, geantwortet, er könne “dazu keine Auskunft geben”. Was im Blatt oder auf Bild.de erscheine, seien Entscheidungen der Chefredaktion – und diese Entscheidungen kommentiere man grundsätzlich nicht.

6 vor 9

Rat mal, wie das klingt
(zeit.de, Matthias Schönebäumer)
Das amerikanische Herrenmagazin “Maxim” rezensiert das neue Album der Bluesrockband The Black Crowes. Dumm ist nur: Der Kritiker hat die Platte gar nicht gehört.

Screencast: erster Blick auf blogoscoop
(upload-magazin.de, Jan Tißler, Screencast, 13:04 Minuten)
Unter dem Namen blogoscoop entsteht derzeit ein neues Statistik- und Rankingangebot für Weblogs. Momentan befindet sich das Projekt noch in einer sehr frühen Phase und rund 30 Blogs testen den Dienst. Ich habe mir das einmal für Euch angesehen und zeige Euch im Video, wie blogoscoop derzeit aussieht und was es schon kann.

Kochen vor Wut
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Der Betreiber einer Kochwebsite verschickt Hunderte Abmahnungen, weil Nutzer Fotos von seiner Seite kopieren. Für die Betroffenen ist die Seite nichts als ein “gigantischer Köder”.

“The Connection Has Been Reset”
(theatlantic.com, James Fallows)
China’s Great Firewall is crude, slapdash, and surprisingly easy to breach. Here?s why it?s so effective anyway.

Abgestempelt
(chinablog.ch, Lu Hai Rui)
“Seit gestern Morgen bin ich Besitzer eines exklusiven, absolut einmaligen CASHdaily-Stempels, angefertigt im Auftrag der Lokalregierung meines Wohnbezirks.”

Abt. Wie dumm ist eigentlich 20 Minuten?
(infam.antville.org, vanpipe)
“Barack Obamas Erfolg weckt auch Ängste. Kann ein schwarzer Präsident in den USA wirklich überleben?”

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