Suchergebnisse für ‘exklusiv’

Angriff auf die Informationsfreiheit, Datenretter, Hilfe bei Krisen

1. Union will Informationsfreiheitsgesetz abschaffen
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
“In den Koalitionsverhandlungen drängen CDU und CSU darauf, das Recht auf staatliche Informationen abzuschaffen. Angetrieben wird das Vorhaben von Philipp Amthor – der wegen seiner umstrittenen Nebentätigkeiten bei Augustus Intelligence selbst unter IFG-Anfragen zu leiden hatte.” Arne Semsrott erläutert den geplanten “Frontalangriff auf die Informationsfreiheit”, der auch Auswirkungen auf die journalistische Arbeit hätte.
Weiterer Lesehinweis: Auch beim Netzwerk Recherche ist man besorgt: “Wer die Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes fordert, ohne eine andere Transparenzregel an seine Stelle treten zu lassen, fürchtet sich offensichtlich vor mehr Offenheit und Bürgernähe. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen den staatlichen Institutionen misstrauen, ist es ein gefährlicher Irrweg, demokratische Rechte beschneiden zu wollen und den Weg der Abschottung zu gehen”. (netzwerkrecherche.org)

2. Richter stoppt Schließung von Radio Free Europe
(faz.net)
Ein US-Bundesrichter habe die Schließung von “Radio Free Europe” vorerst gestoppt und angeordnet, dass die zuständige Behörde den Sender weiter finanzieren muss – auch wenn US-Präsident Donald Trump die Mittel streichen wollte. Der 1950 gegründete Sender, der wöchentlich rund 50 Millionen Menschen in autoritär regierten Staaten erreiche, begrüßt die Entscheidung: “Dieses Urteil ist eine weitere deutliche Botschaft an unsere Journalisten in aller Welt: Ihr Auftrag, wie er vom Kongress festgelegt wurde, ist würdig und wertvoll und sollte fortgesetzt werden”. Juristisch ausgestanden sei die Sache für “Radio Free Europe” jedoch noch nicht, der Rechtsstreit gehe weiter.

3. Diese Menschen retten Daten vor der Trump-Zensur
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck hat sich mit dem “digitalen Historiker” Sebastian Majstorovic über dessen Arbeit beim “Data Rescue Project” unterhalten. Dort sichert Majstorovic gemeinsam mit Hunderten von Freiwilligen gefährdete öffentliche US-Daten, die unter der zweiten Trump-Administration gelöscht werden sollen: “Da kommen Leute aus Elon Musks DOGE-Abteilung, die sich nicht dafür interessieren, welche Funktionen eine Behörde erfüllt. Sie haben eine Liste mit verbotenen Wörtern, darunter Begriffe wie ‘schwul’, ‘Frau’ oder ‘kulturelles Erbe’. Und sie löschen rücksichtslos Inhalte, in denen diese Wörter auftauchen. Sie haben gelöscht, dass der Schwarze US-General Charles Calvin Rogers mit der ‘Medal of Honor’ geehrt wurde. Sie haben auch medizinisches Wissen gelöscht, das Ärzt*innen für laufende Behandlungen von Patient*innen brauchen.” Majstorovic betrachtet die Löschaktionen als eine Form der “digitalen Bücherverbrennung”. Er warnt vor “technofaschistischen” Tendenzen und ruft dazu auf, auch in Europa Strategien zur digitalen Datensicherung zu entwickeln.

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4. So setzt sich RSF in Gaza und Nahost ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) setzt sich im Gaza-Krieg aktiv für den Schutz von Journalistinnen und Journalisten ein, indem sie Schutzzonen fordert, Ausrüstung und Nothilfe bereitstellt und internationale Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen unterstützt. Seit Beginn des Krieges wurden laut RSF fast 200 Medienschaffende getötet, viele davon gezielt oder im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. RSF hat mehrfach beim Internationalen Strafgerichtshof Anzeige erstattet und dokumentiert systematisch die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten.

5. Berlusconis MFE kündigt Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 an
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der italienische Medienkonzern MFE unter Pier Silvio Berlusconi habe ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 angekündigt, um die Kontrolle über den deutschen TV-Konzern zu erlangen. Trotz großer strategischer Worte und der Vision einer paneuropäischen Sendergruppe bleibe das Angebot mit einem erwarteten Preis von rund 5,75 Euro pro Aktie eher zurückhaltend. Bei ProSiebenSat.1 begegne man dem Vorstoß mit Skepsis, verweise auf den niedrigen Preis und bleibe vorerst gelassen.

6. Wer hilft Journalist:innen bei mentalen Krisen?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Gunter Becker schreibt, dass Journalistinnen und Journalisten besonders stark unter psychischen Belastungen wie Stress, Burn-out und Depressionen leiden, was eine aktuelle Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München belege. Gleichzeitig stellt Becker verschiedene Hilfsangebote wie “HateAid”, die “HelpLine” des Netzwerk Recherche und betriebliche Unterstützungsstrukturen bei Verlagen wie Funke und der “Zeit”-Gruppe vor. Inzwischen gebe es ein wachsendes Problembewusstsein in der Branche und vielfältige Anlaufstellen, so dass niemand mit seiner seelischen Not allein bleiben müsse.

7. Nach Chat-Sicherheitspanne: Trump beschimpft Journalisten
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:29 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Attacken des US-Präsidenten auf den “Atlantic” nach dem Militärchat-Skandal: “Die systematische Attacke auf unabhängige Medien ist kein Zufall. Sie ist das Herzstück populistischer Politik. Und sie erfüllt gleich mehrere Zwecke: Sie lenkt ab. Sie diskreditiert Kritik. Und sie schweißt das eigene Lager enger zusammen: Plötzlich geht es nicht mehr um den eigentlichen Fehler – sondern um denjenigen, der ihn sichtbar gemacht hat.”

“Gut” und “böse”, Flirt mit der FPÖ, “Wer schützt die Wahrheit?”

1. “Gut” und “böse” sind frei erfunden
(taz.de, Gilda Sahebi)
Gilda Sahebi schreibt in der “taz” über die “Polarisierung im Wahlkampf” und erklärt, “wie die willkürliche Einteilung von Gruppen funktioniert”, auch medial: “So wundert es nicht, dass das Bild des ‘gefährlichen Migranten’ politisch und medial eine Normalität ist, auch wenn es nicht der Realität entspricht. […] Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass in der Fernseh- sowie in der Zeitungsberichterstattung über Gewaltkriminalität ausländische Tatverdächtige etwa fünfmal so oft wie deutsche erwähnt wurden. Obwohl ausländische Tatverdächtige 33,3 Prozent und deutsche 66,7 Prozent aller Tatverdächtigen ausmachten. Es gab also halb so viele ausländische Tatverdächtige, genannt wurden sie aber fünfmal so häufig.”

2. Rechtsextreme Plattform mischt mit
(orf.at, Eva Wackenreuther & Helene Voglreiter)
Die österreichische Plattform “AUF1” mische aktiv im deutschen Bundestagswahlkampf mit und unterstütze dabei die AfD. Auf professionelle, aber unseriöse Weise verbreite “AUF1” rechtsextreme, verschwörungsideologische und antifeministische Inhalte und biete AfD-Politikerinnen und -Politikern wie Alice Weidel eine Präsentationsfläche ohne kritische Nachfragen.

3. Geschichte einer Anbiederung: Die Gratiszeitung Heute im Flirt mit der FPÖ
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Wie Andrea Gutschi bei “Kobuk” schreibt, berichte die österreichische Gratiszeitung “Heute” auffällig oft über die FPÖ und übernehme dabei deren Sprache und Perspektive. FPÖ-Vertreter bekämen besonders viel Raum, während kritische Einordnung oft fehle. Diese Strategie bringe der “Heute”-Redaktion Exklusivgeschichten, Klicks und verstärkte Resonanz in FPÖ-nahen Medien.

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4. Frauenhass im Internet
(wdr.de, Fabian May, Audio: 24:00 Minuten)
Die WDR5-Sendung “Neugier genügt” untersucht den wachsenden Frauenhass im Internet, der sich besonders in Sozialen Netzwerken durch Hassbotschaften und Gewaltandrohungen äußere. Expertinnen sehen darin eine Verbindung zu rechtsradikalen Ideologien. Das Feature beleuchtet, wie sich diese Feindseligkeit in der sogenannten “Mannosphäre im Netz entwickelt.

5. “Im TV muss man sehr dicht erzählen”
(blog.medientage.de, Lisa Priller-Gebhardt)
Lisa Priller-Gebhardt hat für das Blog der Medientage München mit Felix von Mengden gesprochen, dem Geschäftsführer des Fernsehsenders Kabel Eins. Im Fokus standen dabei die Zukunft des Fernsehens, die Konkurrenz durch Streamingdienste und die Frage, welche Formate das lineare Fernsehen weiterhin relevant halten. Von Mengden betont die Bedeutung von Live-Events, Eigenproduktionen und der Anpassung an veränderte Sehgewohnheiten, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.

6. Meta stoppt Fact Checking: Wer schützt die Wahrheit, wenn die Journalist:innen gehen?
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Der Social-Media-Konzern Meta beende in den USA das Fact Checking und ersetze es durch “Community Notes”, bei denen Nutzerinnen und Nutzer selbst Inhalte bewerten. Kritiker würden eine Zunahme von Desinformation befürchten, da journalistische Qualitätskontrollen verschwänden und “Community Notes” leicht manipulierbar seien. Die Folgen könnten auch Europa und Deutschland treffen, wenn Meta seine Politik ausweiten sollte und Medienhäuser ihre Fact-Checking-Teams verkleinern müssen: “Die direkten finanziellen Folgen für die Fact Checker:innen bei den zertifizierten Medienhäusern sind schwer abschätzbar. Bisher kommunizieren Correctiv und dpa nicht offen über ihre entsprechenden Budgets. Es steht aber zu befürchten, dass das gesamte Fact-Checking-Ökosystem betroffen sein wird.”

Schüler und “Fake News”, Linke will in “Wahlarena”, Modejournalismus

1. Schüler erkennen Fake-News nicht (und zweifeln an der Digitalkompetenz von Lehrern)
(news4teachers.de)
Das Onlinemagazin “News4Teachers” hat sich eine neue Auswertung der jüngsten PISA-Studie angeschaut (PDF): “Die Mehrheit der 15-Jährigen in Deutschland findet zwar problemlos Informationen im Internet, traut sich aber nicht zu, deren Qualität zu beurteilen. Die Jugendlichen schätzen dabei ihre eigenen Kompetenzen schlechter ein als der Durchschnitt in den OECD-Staaten. Sie halten zudem seltener ihre Lehrkräfte für kompetent genug, digitale Medien im Unterricht zu nutzen.”

2. Linke will Spitzenkandidatinnen in SWR-Wahlarena einklagen
(spiegel.de)
Die Partei Die Linke wolle mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung die Teilnahme ihrer Spitzenkandidatinnen für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an den entsprechenden SWR-Wahlsendungen erzwingen. Sie argumentiere, dass ihr Ausschluss die demokratische Vielfalt untergrabe und sie in bundesweiten Umfragen zum Teil besser dastehe als andere eingeladene Parteien. Daher wende sich Die Linke nun an das Verwaltungsgericht Stuttgart.

3. “Die Pressefreiheit gerät weltweit unter Druck”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Die Journalistin Kathi Preppner hat sich mit Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, über die Herausforderungen für die Pressefreiheit und die Zukunft des Journalismus unterhalten. Beuster kritisiert eine politische Untätigkeit bei der Förderung des Journalismus, spricht über Bedrohungen durch rechtsextreme Parteien und Plattformkonzerne sowie über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Medienbranche. Er fordert eine staatsferne Förderung des Journalismus, eine faire Bezahlung von Medienschaffenden und eine stärkere Regulierung der großen Tech-Konzerne.

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4. Trump öffnet Presseraum für TikToker, Blogger und Podcaster
(zeit.de)
US-Präsident Donald Trump öffne den Presseraum des Weißen Hauses für TikToker, Blogger und Podcaster, da er traditionelle Medien für unfair halte. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt habe betont, dass diese “neuen Medienstimmen” sich akkreditieren lassen können, und einen festen Platz für sie im Presseraum angekündigt. Gleichzeitig habe Leavitt kritischen Journalistinnen und Journalisten Konsequenzen angedroht, sollten sie “Lügen” über Trump verbreiten.

5. Journalismus: Beitrag zur Medienmündigkeit
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Für das Verdi-Medienmagazin “M” sprach Tilmann P. Gangloff mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über den Einfluss Sozialer Netzwerke auf das Kommunikationsklima und die Herausforderungen für den Journalismus. Pörksen kritisiert die zunehmende Emotionalisierung und Polarisierung in digitalen Debatten, fordert eine stärkere Medienbildung sowie eine bessere Regulierung gegen Desinformation und betont die Notwendigkeit eines transparenteren und dialogorientierteren Journalismus.

6. Glamour im Umbruch: Wohin bewegt sich der Modejournalismus?
(fachjournalist.de, Dobrila Kontić)
Dobrila Kontić sieht den Modejournalismus in der Krise, da digitale Medien und Soziale Netzwerke klassische Modemagazine verdrängen würden und Werbebudgets zunehmend an Influencer flössen. Die enge Verbindung zwischen Modeindustrie und Medien habe den Journalismus lange Zeit geprägt. Doch nun verlören Modemagazine durch Livestreams und Social Media ihren exklusiven Zugang zu Trends und müssten neue Strategien entwickeln.

7. KI-Technologie und Deepfakes in den Medien
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:13 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die sich im Umlauf befindenden gefälschten “Tagesschau”-Clips und warnt: “Die nächste Generation von Deepfakes wird noch überzeugender sein. Mit jedem Tag, an dem wir keine Antwort darauf haben, verlieren mehr Menschen das Vertrauen in das, was sie sehen und hören. Und das ermöglicht Manipulatoren, unsere Gesellschaft gezielt zu spalten. Die Zeit zu handeln ist deshalb nicht übermorgen. Sie ist auch nicht morgen. Sie ist jetzt.”

Tödlicher Angriff, RBB bestreikt, Listenste Liste aller Zeiten

1. Tödlicher Angriff muss untersucht werden
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert eine unabhängige Untersuchung eines israelischen Luftangriffs, bei dem mehrere Journalisten im Libanon getötet und verletzt wurden. Unter den Getöteten befinde sich auch ein Kameramann des als Sprachrohr für die Hisbollah fungierenden und in Deutschland verbotenen Senders Al-Manar: “RSF distanziert sich von jeglicher Berichterstattung, die zu Gewalt aufruft oder Propaganda für bewaffnete Gruppierungen macht. Zugleich ist selbst Berichterstattung, die berufsethische und moralische Grenzen überschreitet, keine Rechtfertigung dafür, Journalisten gezielt anzugreifen und zu töten.”

2. Verdi erhebt Vorwürfe gegen RBB und ruft zu Streik auf
(t-online.de)
Die Gewerkschaft Verdi habe die Beschäftigten des öffentlich-rechtlichen RBB zu einem dreitägigen Warnstreik ab dem heutigen Mittwoch aufgerufen. Verdi erhebe schwere Vorwürfe gegen RBB-Intendantin Ulrike Demmer. Diese weigere sich, einen ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterzeichnen. Der Sender zeige Unverständnis für den Streik.
Transparenzhinweis: Der “6-vor-9”-Kurator ist als “radioeins Kommentator” freier Mitarbeiter des RBB.

3. Harris vs. Trump: Können Influencer die US-Wahl entscheiden?
(ndr.de, Lea Struckmeier, Video: 25:13 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” untersucht die Rolle von Social Media und Influencern im laufenden US-Wahlkampf. Lea Struckmeier besucht dafür sowohl eine Trump-Rallye als auch demokratische und republikanische Influencer, um deren Einfluss auf die Wählerinnen und Wähler zu beleuchten. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Social-Media-Inhalte die Wahl entscheiden könnten.

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4. Donald Trumps Netzwerk Truth Social ist mehr wert als Elon Musks X
(zeit.de)
Dass Donald Trumps Social-Media-Plattform Truth Social beziehungsweise die dahinterstehende Muttergesellschaft Trump Media & Technology Group (TMTG) inzwischen mehr wert sei als Elon Musks X/Twitter, könne auch an Elon Musk selbst liegen: “Mit seinem Einsatz für die Wahl Trumps dürfte Musk dazu beigetragen haben, Investoren dazu zu animieren, wegen steigender Wahlchancen Trumps Aktien von TMTG zu kaufen.”

5. Das nehmen wir von den #MTM24 mit
(medientage.de, Petra Schwegler)
“Drei Tage Livekonferenz im House of Communication, gut 5000 Besucher:innen, etwa 300 Referent:innen und Diskussionsteilnehmer:innen aus den Bereichen Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, kontroverse Debatten, inspirierende Keynotes und informative Präsentationen unter dem Motto ‘Realities’.” Petra Schwegler berichtet über die 38. Medientage München, bei denen Themen wie Medienpolitik, Künstliche Intelligenz und die Rolle von Social Media im US-Wahlkampf im Fokus standen.

6. Exklusiv zum 30. Geburtstag des “Rolling Stone”: Die listenste Liste aller Zeiten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Zum Jubiläum kürt die deutsche Ausgabe des “Rolling-Stone”-Magazins “300 Lieblingsalben aus 30 Jahren” und setzt damit seine Tradition der schier endlosen Musik-Rankings fort. Stefan Niggemeier ergänzt die Liste ironisch mit seiner eigenen Auswahl der “30 besten Songs für Listenliebhaber”, um die absurde “Rolling-Stone”-Fixierung auf Listen zu verdeutlichen.

Telegram-Chef lenkt ein, Fake-Leser und Eigenlob, AfD scheitert mit Klage

1. Telegram-Chef Durow kündigt Kooperation mit Behörden an
(spiegel.de)
Der in Frankreich festgenommene und nur gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro vorübergehend freigelassene Telegram-Chef Pawel Durow lenkt offenbar ein: “Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf berechtigte Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können”. Zudem seien alle problematischen Inhalte, die man in der Suche identifiziert habe, nicht mehr zugänglich.

2. AfD scheitert mit Klage zur Besetzung des MDR-Rundfunkrats
(horizont.net)
Laut der Nachrichtenagentur dpa ist die AfD vor dem Sächsischen Verfassungsgericht mit dem Versuch, per Klage einen Abgeordneten in den MDR-Rundfunkrat zu entsenden, gescheitert. Vor der Wahl zum Rundfunkrat sei die Geschäftsordnung geändert worden, was die AfD die notwendige Mehrheit kostete. Das Gericht habe entschieden, dass die Rechte der AfD-Fraktion nicht verletzt worden seien, “da die Aufgaben des Rundfunkrats nicht spezifisch parlamentarisch” seien.

3. Correctiv: “Wir müssen uns in den Wind stellen und kämpfen”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:20 Minuten)
Das Onlinemedium “Correctiv” wurde für den Grimme Online Award nominiert. Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und dem Grimme-Institut, spricht Alexander Matzkeit mit “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels und Brigitte Baetz, Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme Online Awards: “Wie plant man eigentlich die mediale Aufarbeitung einer Recherche wie der zum ‘Geheimplan gegen Deutschland’? Wer kann sowas überhaupt noch leisten? Und wie geht man mit der Kritik daran um?”

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4. Großer Vertrauensverlust
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
“Die fehlerhaften Berichte des Elon Perry erschüttern den ‘Jewish Chronicle’. Vier Prominente Autoren beenden die Zusammenarbeit. Was ist da los?” In der “taz” erklärt Daniel Zylbersztajn-Lewandowski die Hintergründe des Skandals um die älteste, durchgehend erscheinende jüdische Zeitung der Welt, die ihren Sitz in London hat.

5. Trauer um Reporter Christoph Maria Fröhder
(hr.de)
Wie der Hessische Rundfunk (hr) mitteilt, ist der Journalist und Reporter Christoph Maria Fröhder im Alter von 81 Jahren gestorben. In ihrem Nachruf schreibt hr-Programmdirektorin Gabriele Holzner: “Mit Christoph Maria Fröhder verliert die Medienwelt einen streitbaren, aber auch vor allem mutigen und investigativ arbeitenden Kollegen. Seine teils unter Einsatz seines Lebens entstandenen Berichte vom Golfkrieg in den 1990er Jahren oder seine zahlreichen exklusiven Recherchen für die ARD und den Hessischen Rundfunk werden uns in Erinnerung bleiben”.

6. Fake-Leser und erfundenes Eigenlob für 4,6 Millionen Haushalte
(persoenlich.com, Nick Lüthi)
Die Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” habe in der Ausgabe zu ihrem 25-jährigen Bestehen auf einer Testimonial-Seite Bilder von begeisterten Leserinnen und Lesern veröffentlicht, die teilweise von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generiert worden seien. Aufgeflogen sei die Sache durch einen aufmerksamen Leser, der den KI-Schwindel bemerkte und das Ganze auf X/Twitter meldete. “20 Minuten” habe sich für den “wertvollen Hinweis” bedankt und von einem “isolierten Vorfall” gesprochen.

Angriff auf Journalisten, Lage der Zeitungen, Kunstsprache Denglish

1. Journalist mit einem Messer bedroht
(taz.de, Nicholas Potter)
Nach dem Dyke* March in Berlin am vergangenen Freitag sei der “Bild”-Reporter Iman Sefati vor seiner Wohnung mit einem Messer bedroht worden. Den Angreifer kenne Sefati von den propalästinensischen und antiisraelischen Demonstrationen, von denen er regelmäßig berichtet. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) Berlin-Brandenburg verurteilt den Angriff aufs Schärfste und fordert eine lückenlose Aufklärung sowie juristische Konsequenzen für die Täter: “Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie und darf unter keinen Umständen durch Einschüchterung und Gewalt bedroht werden”, so die dju-Landesvorsitzende Renate Gensch.

2. BDZV veröffentlicht Bericht zur Wirtschaftslage bei Zeitungen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger hat seinen Bericht zur wirtschaftlichen Lage der Zeitungen veröffentlicht (PDF). Timo Niemeier fasst bei “DWDL” die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse zusammen. Die Zeitungsbranche sei im digitalen Bereich stark gewachsen, während der Printbereich weiter rückläufig sei. Diese Entwicklung werde sich in Zukunft eher noch verstärken, wie eine Trendumfrage ergeben habe.

3. Elon Musk verbreitet Fake-Video von Kamala Harris auf X
(spiegel.de)
Elon Musk habe auf seiner Plattform X/Twitter ein manipuliertes Video verbreitet, in dem eine synthetische Stimme, die wie die von Kamala Harris klingt, irreführende Aussagen über die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidaten der Demokraten mache. Dies könnte einen Verstoß gegen die Richtlinien von X darstellen, die das Teilen von irreführenden Medien verbieten, sofern es sich nicht eindeutig um Satire handelt. Während das Originalvideo als Parodie gekennzeichnet gewesen sei, habe ein solcher Hinweis in Musks Beitrag, der inzwischen über 128 Millionen Mal angeklickt wurde, gefehlt.

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4. Reddit blockiert Suchmaschinen: Ist die Zeit des offenen Internets vorbei?
(basicthinking.de, Fabian Peters)
Reddit hat offenbar damit begonnen, zahlreiche Suchmaschinen zu blockieren, um den Zugang zu den eigenen Inhalten einzuschränken. Eine Ausnahme bleibe Google, das sich aufgrund einer Lizenzvereinbarung im Wert von rund 60 Millionen US-Dollar den exklusiven Zugang zu Reddit-Inhalten gesichert habe. Fabian Peters kommentiert: “Die Gretchenfrage dürfte nicht nur sein, wie die Suchmaschinen mit dem Vorstoß von Reddit umgehen, sondern auch, ob dieser Nachahmer findet – vom Umgang mit KI-Spam, den selbst Google nicht in den Griff bekommt, ganz zu schweigen.”

5. Wie ist es, aus fernen Ländern zu berichten, liebe Weltreporter?
(riffreporter.de, Karl Urban & Bettina Ruehl & Christina Schott, Audio: 41:08 Minuten)
“Weltreporter”, ein Zusammenschluss freier Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Das Netzwerk besteht aus 45 Journalistinnen und Journalisten, die aus über 160 Ländern berichten. Einige davon sind nun im “Riffreporter”-Podcast zu hören: “Es gibt Eindrücke aus Tunesien, den USA, Spanien und Australien. Im zweiten Teil erzählt Bettina Rühl, wie herausfordernd es ist, vom riesigen afrikanischen Kontinent zu berichten und wie sehr sich das Reisen und Arbeiten dort verändert hat. Christina Schott nimmt uns mit nach Südostasien – eine ebenso große und häufig unübersichtliche Weltregion, die sich erst durch persönliche Arbeit vor Ort erschließen lässt.”

6. Denglish als Kunstsprache – Kurt M. Stein und ein Buchfund in New Orleans
(54books.de, Philip Kraut)
Philip Kraut beschreibt die Entdeckung eines Buches von Kurt M. Stein in New Orleans, das humoristische Gedichte in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, genannt “Lengevitch”, enthält. Stein, ein deutsch-amerikanischer Dichter, benutze diese Kunstsprache, um kulturelle und sprachliche Unterschiede humorvoll zu thematisieren. Der Artikel zeigt, dass Denglish, die Mischung aus Deutsch und Englisch, bereits in den 1920er-Jahren ein humoristisches und literarisches Phänomen war.

Legaler Link, Forderung gegen Forderungen, Dreckschleuder

1. Sieg für die Pressefreiheit
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Wie netzpolitik.org berichtet, wurde der Journalist Fabian Kienert vom Landgericht Karlsruhe freigesprochen. Er habe mit der Verlinkung auf die Seite linksunten.indymedia.org nichts Verbotenes getan. Der Freispruch sei allerdings noch nicht rechtskräftig. Kienerts Schlusswort fällt trotz des Freispruchs etwas bitter aus: “Leider lässt sich der Großteil des Schadens nicht mehr korrigieren. Die Hausdurchsuchung mit ihren Konsequenzen und mit ihrer einschüchternden Wirkung auf die Arbeit von zahlreichen Journalist:innen, insbesondere in freien Radios, hat stattgefunden”.
Dazu ein Hörtipp aus dem Mai: In der ersten Folge des Doku-Podcasts “Systemeinstellungen” geht es um die Geschichte hinter den Razzien bei Radio Dreyeckland (netzpolitik.org, Anna Biselli & Chris Köver & Ingo Dachwitz & Sebastian Meineck, Audio: 49:43 Minuten)

2. Ich fordere: Der Forderungsjournalismus muss sterben!
(uebermedien.de, Arne Semsrott)
“Übermedien” veröffentlicht einen Auszug aus dem neuen Buch “Machtübernahme – Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren? Eine Anleitung zum Widerstand” von Arne Semsrott. Er schreibt darin unter anderem über “Forderungsjournalismus” am Beispiel von CDU-Politiker Jens Spahn: “Wenn ein Politiker etwas fordert, ist das in der Regel erst mal keine Nachricht. Vor allem – aber nicht nur -, wenn diese Person Jens Spahn ist. Die Forderung kann zu einer Nachricht werden, wenn dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: wenn die Forderung politisch relevant ist und wenn die fordernde Person bestimmte Kompetenzen im Hinblick auf diese besitzt. Eine Forderung kann auch dadurch politisch relevant sein, dass ein Politiker einer demokratischen Partei eine menschenfeindliche Forderung stellt. In jedem dieser Fälle müssen Forderungen aber eingeordnet und kontextualisiert werden. Das dauert zwar länger und macht eine Meldung möglicherweise nicht exklusiv, aber dafür besser.”

3. Die Dreckschleuder der Geschassten
(taz.de, Andreas Speit)
Wie Andreas Speit berichtet, bietet das Online-Magazin “Deutschland Kurier” den umstrittenen AfD-Europawahlkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron trotz ihrer Verbindungen zu China und Russland sowie eines Auftrittsverbots durch die AfD-Spitze weiterhin eine Plattform für den Wahlkampf. Speit hat sich angesehen, wer und was hinter dem “Deutschland Kurier” steckt und mit welchen Themen dort Stimmung gemacht wird.

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4. Mit einem 12-Punkte-Plan gegen Desinformation
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem “New Deal für das Recht auf Information” (PDF, englisch) formuliert die Organisation Reporter ohne Grenzen zwölf Vorschläge, wie die EU den Zugang zu verlässlichen Informationen fördern kann. Die Ideen umfassen die Förderung von Qualitätsjournalismus, die Schaffung eines gemeinwohlorientierten digitalen Raums und den Schutz kritischer Stimmen. Zu den Maßnahmen gehören außerdem die Priorisierung verlässlicher Quellen auf Online-Plattformen, die Einführung einheitlicher Regeln für alle Medien und der verstärkte Schutz von Medienschaffenden vor Überwachung und Bedrohung.

5. Datenschützer legen Beschwerde gegen Meta wegen KI-Trainings mit Nutzerdaten ein
(spiegel.de)
Die Datenschutzorganisation Noyb habe in elf europäischen Ländern Klagen gegen Meta eingereicht, um das Unternehmen dazu zu zwingen, vor der Verwendung von Nutzerdaten für das Training von KI-Systemen die ausdrückliche Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer einzuholen. Noyb argumentiere, dass die derzeitige Praxis des Mutterkonzerns von Facebook und Instagram gegen die Datenschutz-Grundverordnung verstoße, da lediglich eine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt werde. Meta hingegen halte die eigene Praxis für rechtmäßig und berufe sich auf ein berechtigtes Interesse.
Weiterer Lesetipp: Ihre Daten bei Facebook und Instagram für KI: So widersprechen Sie (verbraucherzentrale.de).

6. “Der nächste Quantensprung kommt”
(journalist.de, Jan Freitag)
Jan Freitag hat mit ZDF-Sportchef Yorck Polus über die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen. Polus geht auf den technischen Fortschritt im Sportjournalismus ein und betont die Notwendigkeit von Qualität im Kampf gegen Falschmeldungen. Zum Thema Künstliche Intelligenz sagt er: “Das ist Wahnsinn, was da auf uns zurollt! Das menschlich zu händeln, wird die große journalistische Herausforderung der nächsten Jahre sein. Denn Sie sehen ja jetzt schon, wie schwer es ist, manipulierte Bilder ohne technisches Equipment von echten zu unterscheiden.”

Afghanistan-Doku mit Todesfolge?, Horse-Race-Journalismus, ADB

1. Preisgekrönte Afghanistan-Doku soll zum Tod eines »Kollaborateurs« geführt haben
(spiegel.de)
Der preisgekrönte Dokumentarfilm “Retrograde” dokumentiert die letzten Monate der US-Truppen in Afghanistan. Trotz mehrfacher Warnungen von US-Militärs seien die Gesichter der afghanischen Helfer in der Doku nicht unkenntlich gemacht worden. Dies habe mindestens in einem Fall zur Identifizierung, Folterung und Ermordung durch die Taliban geführt. Der Regisseur und die Produzentin von “Retrograde” hätten angegeben, sich an entsprechende Warnungen nicht erinnern zu können.

2. Wer macht das Rennen in Wahlumfragen?
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben beschäftigt sich mit der Eigenart von Redaktionen, die Ergebnisse von Wahlumfragen wie ein Pferderennen darzustellen (Horse-Race-Journalismus). Der Journalismusprofessor Tanjev Schultz kritisiere diese Art der Berichterstattung, die vor allem in der Endphase vor Wahlen den Wettbewerb zwischen Parteien sowie Kandidatinnen und Kandidaten anhand von Umfrageergebnissen in den Vordergrund stellt. Die Berichterstattung über Umfragen werde seriöser, konstatiert Röben, aber der Horse-Race-Journalismus bleibe.

3. Gericht entscheidet: Springer darf wegen Israel-Nazi-Vergleich kündigen
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer berichtet über einem interessanten arbeitsrechtlichen Fall: Demnach habe das Arbeitsgericht Berlin eine Probezeitkündigung des Springer-Konzerns für wirksam erklärt, die sich gegen einen Auszubildenden richtete, der öffentlich anti-israelische Positionen vertrat und Springer-Bildmaterial in einem Propagandavideo verwendete. Der Auszubildende verteidigte sich mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Gericht hielt die Kündigung jedoch für gerechtfertigt, da sie betrieblichen Interessen entspreche und während der Probezeit ohne Begründung möglich sei.

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4. “Krone” bestätigt Abbau von rund 40 Jobs mit Sozialplan
(derstandard.at)
Wie der “Standard” berichtet, hat die österreichische “Kronen Zeitung” den Abbau von rund 40 Stellen angekündigt. Der Verband Österreichischer Zeitungen reagierte mit Sorge auf die Sparmaßnahmen bei dem Boulevardblatt: “Das ist ein Teil einer überaus ernstzunehmenden Entwicklung, von der alle Medienhäuser in Österreich gleichermaßen betroffen sind und vor der der Verband schon seit längerem warnt.”

5. Meta muss 20 Millionen Euro an die Telekom nachzahlen
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat das Landgericht Köln entschieden, dass Meta (Mutterkonzern unter anderem von Facebook und Instagram) 20 Millionen Euro an die Deutsche Telekom zahlen muss. Der Social-Media-Konzern habe trotz Kündigung weiterhin Daten über exklusive Leitungen der Telekom versendet, ohne dafür zu bezahlen. Tomas Rudl erläutert den Fall, der Auswirkungen auf die künftige Regelung des Datenaustausches zwischen Anbietern von Internetinhalten und Netzbetreibern haben könnte.

6. Die ARD und ihre ADB
(br.de, Sozusagen, Hendrik Heinze, Audio: 13:27 Minuten)
“Schirurgie oder Kirurgie, Gündogan oder Gündoan, Sophia Loreeen oder Sophia Loooren. Und wie hieß noch mal die israelische Sängerin beim ESC?” Bei diesen und ähnlichen Frage zur Aussprache hilft die ADB, die AusspracheDatenBank der ARD. Hendrik Heinze, Moderator des Sprachmagazins “Sozusagen”, hat sich mit BR-Nachrichtensprecherin Julia Cortis über die praktische Audio-Unterstützung unterhalten.

Assanges letzter Rechtsweg?, Zeichenlimit, Fragwürdiger PR-Stunt

1. Assanges letzter Rechtsweg?
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
Wikileaks-Gründer Julian Assange kämpft seit 13 Jahren gegen seine Auslieferung an die USA, wo ihm wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente durch Wikileaks bis zu 175 Jahre Haft drohen. Ein bevorstehender Prozess in Großbritannien könnte Assanges letzte Chance sein, eine Auslieferung zu verhindern.
Weiterer Lesehinweis: Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands, appelliert an den britischen High Court, das Auslieferungsersuchen der USA endgültig abzulehnen: “Wikileaks hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Weltöffentlichkeit die schmutzige Seite der US-Kriegseinsätze erfuhr. Dafür verdient Julian Assange Auszeichnungen und nicht Haft.”

2. Wie ein Youtuber dem ZDF ohne Beweise Manipulation unterstellt
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Ein Youtuber wirft dem ZDF ohne stichhaltige Beweise vor, eine Bauerndemonstration manipuliert zu haben, indem ein Mann mit einem provokanten Plakat unter die Demonstranten gemischt wurde. Das Ziel des ZDF soll die Diskreditierung des Bauernprotestes als Pro-Kriegs-Demonstration gewesen sein, so der Vorwurf des Youtubers. Mats Schönauer hat den Fall genauer unter die Lupe genommen und seine Recherchen filmisch verarbeitet: “Ich habe unter anderem den Mann mit dem Schild ausfindig gemacht, exklusiv mit ihm sowie anderen Beteiligten gesprochen – und mir vor allem einmal den fertigen ZDF-Beitrag angeschaut.”

3. Bei Tamedia gefährdet der eigene Verleger die Medien­freiheit
(republik.ch, Dennis Bühler)
Nach einer Intervention von Tamedia-Verwaltungsrats­präsident Pietro Supino habe der Schweizer “Tages-Anzeiger” eine Recherche über Vorfälle in einem Heim der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung offline genommen. Der Vorgang verdeutliche das zunehmend prekäre Machtgefüge zwischen den Journalistinnen und Journalisten einerseits und der Verlagsführung andererseits, trage zur Verunsicherung in der Belegschaft bei und unterstreiche die Wichtigkeit der Pressefreiheit, schreibt Dennis Bühler.

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4. Soziale Netzwerke: Hebt endlich das Zeichenlimit auf!
(avatter.de, André Vatter)
André Vatter kritisiert die in Sozialen Netzwerken wie X/Twitter vorherrschende Zeichenbegrenzung: “Ein strenges Zeichenlimit macht es schwierig, komplexe Ideen oder Nuancen effektiv zu vermitteln. Der Raum zur Reflexion fehlt. Die Begrenzung – dieser “snackable content” – lädt geradezu zu Missverständnissen ein und fördert die oberflächliche Diskussion, die Wahl einfacher Lösung. Darüber hinaus fragmentieren Threads als vorsintflutlicher Notbehelf die Kommunikation.”

5. Nicht alle Medien sperren künstliche Intelligenz aus
(persoenlich.com, Christian Beck)
Wie Christian Beck ausführt, reagieren Schweizer Medienunternehmen unterschiedlich auf den Zugriff Künstlicher Intelligenz (KI) auf ihre Inhalte: Während einige, wie “NZZ”, CH Media, Tamedia und “20 Minuten”, KI-Crawler blockieren, um ihre Urheberrechte zu schützen, halten andere, wie Ringier und SRF, ihre Inhalte zugänglich. Beide Seiten haben aus ihrer Sicht gute Gründe für ihr jeweiliges Verhalten.

6. Mai-Thi Nguyen-Kim: Politik-Andeutungen waren PR-Stunt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Journalistin Mai-Thi Nguyen-Kim hat kürzlich Andeutungen gemacht, möglicherweise in die Politik gehen zu wollen, was sich jedoch als PR-Aktion für die neue Staffel ihrer ZDFneo-Show “MaiThink X” herausstellte. Sie habe zeigen wollen, wie anfällig wir alle für Populismus seien. Dieser Argumentation kann Aurelie von Blazekovic bei Süddeutsche.de (nur mit Abo lesbar) nicht viel abgewinnen: “Wer ihrem Statement Glauben schenkte, ist nicht den Mechanismen des Populismus aufgesessen, sondern seinem Vertrauen in die ZDF-Moderatorin.”

“Bild” macht, was “Bild” laut “Bild” nicht machen darf

Am Samstagabend meldete die “Bild”-Redaktion per Push-Nachricht die angebliche Schwangerschaft einer prominenten deutschen Frau: “Erstes Kind mit 43!” Im dazugehörigen Bild.de-Artikel findet sich auch diese Passage:

Doch wenn sie wie jetzt das Glück unter ihrem Herzen trägt, können auch sie und ihr Lebensgefährte, ein erfolgreicher Musiker, dessen Namen BILD nicht nennen darf, die Freude wohl nicht für sich behalten.

In der “Bild am Sonntag” fand sich gestern zum selben Thema eine ganz ähnliche Formulierung: “… dessen Namen BamS nicht nennen darf …”.

So viel Zurückhaltung und Selbstreflexion ist bei den “Bild”-Medien überraschend. Und nicht von langer Dauer. Gestern Abend ganz oben auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Schwanger mit 43 - Er ist der Vater
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns)

Im Artikel wird dann tatsächlich der Name des angeblichen Vaters genannt (“so erfährt BILD exklusiv”). Auch die “Bild”-Zeitung nennt in ihrer heutigen Ausgabe den Namen.

Es scheint sich für die Redaktion gelohnt zu haben, das zu machen, was sie laut eigener Aussage gar nicht machen darf. Der Beitrag hinter der “Bild-plus”-Paywall führte gestern Abend die erfolgreichsten Artikel des Bezahlangebots an:

Screenshot Bild.de - Übersicht über die Top Bild-plus-Artikel - ganz oben der Artikel mit der Überschrift Er ist der Vater

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