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Weit vorbei ist auch daneben

Fast wären zwei Flugzeuge über London zusammengestoßen. Passiert ist das zwar vor mehr als einem Jahr, aber die dramatischen Details des Falls lassen heute immer noch erschauern und so berichtet Bild.de heute exklusive Fakten:

Erst als der Business-Jet nur noch um die 50 Meter entfernt war, sah ein Pilot der türkischen Boeing 777 das entgegenkommende Flugzeug, riss seine Maschine in letzter Sekunde zur Seite. Knapper geht es nicht.

In der Tat: Knapper geht es nicht. Richtig beeindruckend wird diese phänomenale Pilotenleistung, wenn man weiß, dass die Geschwindigkeit der Boeing zu diesem Zeitpunkt zirka 100 Meter pro Sekunde betrug, während der deutsche Business-Jet aus der Gegenrichtung kam. So hatte der Pilot nicht Mal eine Viertelsekunde Zeit, um die Gefahr zu erkennen und das Ausweichmanöver zu fliegen, das die 248 Menschen an Bord rettete.

Warum berichtet Bild.de exklusiv über die fantastische Leistung? Am mangelnden Interesse der Medien liegt es nicht, denn sowohl Reuters, als auch Sky News und die “Daily Mail” haben von dem Vorfall berichtet, unterschlagen aber das heldenhafte Flugmanöver des türkischen Piloten.

Aufklärung bietet die Air Accidents Investigation Branch, die Bild.de praktischerweise verlinkt. Deren Bericht liest sich ein wenig anders als die Bild.de-Meldung:

D-ITAN […] passierte TC-JJA in fast exakt entgegengesetzter Richtung ungefähr 0,5 nautische Meilen entfernt und 30 bis 60 Meter darunter […]

(Übersetzung von uns)

Eine halbe nautische Meile, also mehr als 900 Meter, trennten die beiden Flugzeuge. Ein ernster Vorfall für die britischen Behörden, für die Bild.de aber offenbar nicht dramatisch genug. Statt eines wagemutigen Ausweichmanövers weiß die britische Luftaufsicht übrigens nur von Funksprüchen zwischen Cockpit und Tower zu berichten, die einen potenziellen Zusammenstoß verhinderten.

Mit Dank an Uli und Thomas.

Die Sautreiber der Schweinegrippe

Die Dresdner Regionalausgabe von “Bild” hat eine “Riesenpleite” entdeckt, nach der inzwischen kein Hahn mehr kräht:

Riesenpleite mit der Schweinegrippe

Schweinegrippe! So hieß die Sau, die im vergangenen Jahr durch jedes deutsche Dorf getrieben wurde. Möglichst jeder sollte sich gegen das “gefährliche, tödliche Virus H1N1” impfen lassen.

Ja, möglichst jeder, auch in der “Bild”-Redaktion. Chefredakteur Kai Diekmann “war der Erste”. Um die Bedenken jener zu zerstreuen, die unsicher waren, ob sie diese Impfung auch wirklich brauchen.

Trotz oder wegen des Vorbilds Diekmann oder wegen möglicher Risiken und Nebenwirkungen reagierten die meisten Bürger zurückhaltend auf die Impfung. Inzwischen sind die Impfdosen verfallen und für den Steuerzahler viele Millionen Euro Kosten aufgelaufen.

Es bleibt, über die Ursache der “Riesenpleite” nachzudenken. Wer es war, der diese “Sau” im vergangenen Jahr durch “jedes deutsche Dorf getrieben” hatte.

Bei “Bild” und “Bild am Sonntag” war das Thema Schweinegrippe im Herbst 2009 in weniger als einem Monat zwölfmal die Titelgeschichte (BILDblog berichtete).

Überhaupt wurden 2009 dazu viele, sehr viele Artikel veröffentlicht. Die folgende Auswahl ist daher sicherlich unvollständig:

28. April 2009:

So schlecht sind wir auf die Schweinegrippe vorbereitet

16. Juni 2009:

Wann gibt es endlich einen Impfstoff?

15. Juli 2009:

Reicht der Impfstoff wirklich für alle Deutschen?

17. Juli 2009:

Bekomme ich als Rentner keine Impfung mehr ab?

5. August 2009:

Warum werden nicht alle Deutschen gratis geimpft?

Am 11. November 2009 forderte “Bild” von Gesundheitsminister Philipp Rösler, Schluss zu machen mit dem “Schweinegrippen-Chaos”. Punkt 1 lautete:

Verhängen Sie Vertragsstrafen für Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline, wenn nicht genügend Impfstoff oder nicht pünktlich geliefert wird!

Und jetzt nochmals die Empörung darüber rund zehn Monate später:

150 Millionen Dosen Impfstoff wurden eiligst im Dresdner Pharmaziewerk „GlaxoSmithKline“ produziert. Ein Milliardengeschäft! Allein Sachsen orderte ca. 1,5 Millionen Dosen Impfstoff für rund 20 Millionen Euro.

Und heute? Die Riesenpleite. Kein Hahn kräht mehr nach der Schweinegrippe. Laut Robert Koch-Institut ließen sich gerade mal 340 200 (8,1 %) der 4,2 Millionen Sachsen impfen. Die verbliebenen Dosen stehen nun in Lagern und verfallen nach und nach!

Exekutivpolitiker sind bei drohenden Pandemien in der Zwickmühle. Treffen sie keine Vorkehrungen für den Worst Case, wird ihnen schon präventiv eine mögliche Verantwortungslosigkeit vorgeworfen. Medien wie “Bild” dagegen sind bei drohenden Pandemien in einer komfortablen Ausgangslage. Sie können zwar Panik schüren, müssen sich aber nicht für die Folgen verantworten.

A farewell to brothers in arms

Die Geschichte ist so ungewöhnlich, dass das Polizeipräsidium Bochum im ersten Satz seiner Pressemitteilung erst einmal verkündet, dass der Inhalt der nachfolgenden Polizeipressemeldung “nun wirklich sehr ungewöhnlich” sei: Ein 35 Jahre alter Mann aus Herne ließ sich wegen einer Geschwulst am Kopf im Krankenhaus untersuchen, woraufhin die Ärzte auf seinem Röntgenbild einen Fremdkörper entdeckten, der sich bei einer Operation als Projektil des Kalibers 22 herausstellte.

Oder wie “Spiegel Online” es formuliert:

Ein Mann aus Herne hat jahrelang mit einer Pistolenkugel im Kopf gelebt. Er hatte in einer Silvesternacht angetrunken einen Schlag am Hinterkopf verspürt, dem aber keine Bedeutung beigemessen. Die Polizei vermutet, dass er das Opfer eines Schützenbruders wurde.

Diese Vermutung äußert die Polizei allerdings weltexklusiv auf “Spiegel Online”. Wie uns der Polizeisprecher auf Anfrage bestätigte, habe er nie von einem “Schützenbruder” gesprochen. Er habe lediglich in einem der zahlreichen Gespräche mit Journalisten aus aller Welt erklärt, dass Projektile des Kalibers 22 (5,6 mm) typisch für Sportschützen seien — und die Polizei regelmäßig vor Silvester davor warne, mit Salutschüssen das Jahr zu begrüßen.

Mit Dank an Benedikt K.

Kika, Burtscher, Prantl

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Bild-Zeitung’: Von Bibeln bis Dessous”
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
“Wir helfen den Menschen, das Leben zu meistern”, sagt Verlagsgeschäftsführer Ralf Hermanns über die Marke “Bild”.

2. “Ernie & Bert fahren am liebsten Volkswagen”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader war am Berliner Ostbahnhof bei der “Kika-Sommertour”: “Es ist ein merkwürdiges Selbstverständnis, das der Kika pflegt: einerseits herauszustellen, dass sein Programm dank Gebühren ohne Werbung auskommt und andererseits mehrere hundert Quadratmeter seiner ‘Sommer-Tour’ an Werbepartner zu vermieten.”

3. “Vom Machtkampf”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig thematisiert die Berichterstattung zur anstehenden Wahl für den Vorsitz der CDU in Nordrhein-Westfalen. “Aus dem vollkommen normalen, demokratischen Vorgang, dass sich für ein Amt mehrere Kandidaten zur Wahl stellen, wird nun ein Skandalon produziert.”

4. “Reden wie Joachim Löw”
(zeit.de, Oliver Fritsch)
Die Fußballberichterstattung soll in der kommenden Bundesliga-Saison eine “neue Hinwendung zum Fachlichen” erfahren. “Voraus sind den deutschen nach wie vor die englischen Medien – und zwar im Fernsehen, in der Zeitung und im Internet.”

5. “Dementieren, vernebeln, ignorieren”
(weltwoche.ch, Alex Baur)
Alex Baur fragt sich, warum das Schweizer Fernsehen keinen Anlass sieht, sich im Fall Barbara Burtscher zu korrigieren. Doch auch Burtscher habe “nie irgendeine Anstrengungen” unternommen, “die Falschmeldungen zu korrigieren (als mal ein Datum eines ihrer Vorträge nicht stimmte, veranlasste sie indes sofort eine Richtigstellung)”.

6. “An den Taten sollt ihr sie messen”
(blog.abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
“In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung wirft uns Heribert Prantl heute ‘übertrieben kleinliche Beckmesserei’ im Umgang mit den Nebentätigkeiten von Peer Steinbrück vor. Eine Replik.”

Andreas Studer kocht auch nur mit Toppits

Andreas C. Studer ist “Sternekoch”, “TV-Koch” und “Fernsehkoch”. Außerdem ist er Testimonial eines Küchenartikel-Herstellers und zeigt “exklusiv für die BILD.de-Leser” in kurzen Videoclips “seine besten Tipps und Rezepte”.

Das sieht dann so aus:

Wenn “Studi” kocht, achtet er darauf, nur die besten Zutaten zu verwenden. Und die Produkte seines Werbepartners. Und so werden Muffins in “wunderschönen” und “tollen” Förmchen gebacken:

Auch bei der Zubereitung eines Salats gelingt es Studer, Produkte seines Sponsors ins Bild zu rücken: Er tränkt (Studer: “umcoatet”) die Salatblätter einfach direkt in einer Frischhaltebox mit dem Dressing. Selbst Knollensellerie, den er für seinen Waldorf-Salat gar nicht braucht, kann Studer immer noch in Frischhaltefolie einwickeln, den Salat selbst packt er dann direkt in eine Frischhaltedose — “fürs Büro”. Und wie man sein Essen für ein Picknick ordentlich verpackt, dürfte außer Frage stehen.

Grüner Spargel wird in einem “Dampfgar-Beutel” zubereitet. Und wer dessen aufgedrucktes Logo nicht erkennen kann, als Studer den Beutel aus der Mikrowelle holt, für den fasst Bild.de das noch mal zusammen:

1 "Toppits Dampf Garer Beutel (R)"

Es geht allerdings auch noch weniger subtil: Wenn Studer einen Kartoffelsalat zubereitet (“Das Geheimnis des schnellen Kartoffelsalates ist die Zubereitung der Kartoffeln in der Mikrowelle.”), dann tut er das in einem “Dampfgar-Beutel”:

Bild.de unterlegt das Wort “Dampfgar-Beutel” im geschriebenen Rezept auch gleich mit einem Link zur Hersteller-Website. Das freilich geht auch mit dem Wort “Bratschlauch”. Nur für das Wort “Anzeige” war nirgendwo mehr Platz.

Manchmal schafft es Studer aber überraschenderweise doch, völlig auf Produkte des ostwestfälischen Herstellers zu verzichten. Dann präsentiert er den “StudiMagic”, einen handbetriebenen Häcksler, der nach ihm benannt ist. Und wer ein solches Gerät sofort käuflich erwerben will, für den hat Bild.de den Bestell-Link schon mal in den Text eingearbeitet. So interaktiv sind auch die modernsten Dauerwerbesendungen im Fernsehen nicht.

Mit Dank auch an Hans-Christian H., Ulli M. und C.

Kachelmann: Zitieren für Anfänger

Das ist irgendwie unglücklich gelaufen für “Bild”: Mitten in die immer noch laufende Berichterstattung zum Loveparade-Desaster und den Rosenkrieg bei Lothar Matthäus wurde am Donnerstag auch noch Jörg Kachelmann aus der U-Haft entlassen.

Aber zum Glück hat Kachelmann ja direkt am Freitag dem freien Journalisten Jan Mendelin ein Interview gegeben, das nicht nur bei “Brisant” und “Exklusiv” zu sehen war, sondern auch auch auf Bild.de.

Der Einfachheit halber hat Bild.de das knapp vierminütige Gespräch zu weiten Teilen exzerpiert und zusammengefasst:

Von der Frau, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt, spricht Kachelmann nur von “dieser Person”: “Das wünsche ich niemand anderem auf der Welt, was diese Person mir angetan hat.”

Ja, äh … fast.

Was Kachelmann sagt (ab 1:40), ist:

Man kann ja selber nichts an seiner Situation ändern. Das ist etwas, was ich niemandem wünschen möchte, niemandem auf der Welt, was dieser Mensch mir auch angetan hat.

Oder für Bild.de-Mitarbeiter: Er wünscht es niemandem. Auch nicht Kai Diekmann oder Mathias Döpfner. Aber auf zwei Millionen Euro will er “Bild” Medienberichten zufolge trotzdem verklagen.

Mit Dank an Martin R. und Hauke W.

Matthäus, Angeber, Zeitlupe

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Loveparade: Fall für Presserat”
(sueddeutsche.de, Ralph Pfister)
Fast alle der rund 140 zur Berichterstattung über die Loveparade in Duisburg eingegangenen Beschwerden beim Presserat richten sich gegen “Bild”. “Ganze drei Beschwerden richten sich – Stand Dienstag Mittag – nicht gegen Bild oder Bild Online.”

2. “Lothar vs. Liliana: die inszenierte Trennung”
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Nils Jacobsen hält die von “Bild” und Sat.1 besonders ausführlich begleitete Trennung des Ehepaars Lothar und Liliana Matthäus für inszeniert.

3. “4 von 4 Studien sind fragwürdig”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Für Martin Weigert sind viele Studien zu Tech- und Netzthemen fragwürdig, weil sie inkorrekt sind oder fehlerhaft wiedergegeben werden, weil sie mit gesundem Menschenverstand widerlegt werden können, weil sie kaum Aussagekraft besitzen oder weil sie Erkenntnisse verbreiten, die jedes Kind erraten könnte.

4. “Blöffsack-Journalismus”
(weltwoche.ch, Daniela Niederberger)
Mitunter auch selbstkritisch kritisiert Daniela Niederberger den Angeber-Journalismus, der mit Ideenlosigkeit zu tun habe und den Austeil-Journalismus, der mit Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung zu tun habe.

5. “Friedensnobelpreis für WikiLeaks!”
(magda.de, Wolfgang Michal)
Für Wolfgang Michal liegt der Vorteil von Wikileaks für Whistleblower auf der Hand: “Es gibt keine stationären Redaktionscomputer, die von der Polizei ‘bei Gefahr im Verzug’ beschlagnahmt werden können, es gibt keine Redakteure, die – wenn sie ihre Quellen nicht preisgeben – in Beugehaft genommen werden können, und es gibt keine Verleger, die auf Schadenersatz verklagt oder wegen Landesverrat vor Gericht gezerrt werden können – und dabei vielleicht einknicken.”

6. Einschränkung der Zeitlupe
(diepresse.com)
Der öffentlich-rechtliche TV-Sender RAI schafft gemäß Chefredakteur Eugenio de Paoli, “Tore und Ausschlüsse ausgenommen”, bei Fußball-Übertragungen die Zeitlupe ab: “Die gewonnene Sendezeit will man für Analysen der Taktik nützen.”

Liebesgrüße aus Köln

Es ist ein Elend mit diesem Onlinejournalismus: Ständig braucht man Bilder, zum Beispiel für den großen Startseitenaufmacher, aber nicht immer gibt es auch geeignetes Bildmaterial.

Was also tun, wenn die Überschrift “FBI verhaftet Russen-Spione” heißt? Das FBI-Hauptquartier ist ein guter Anfang, aber woher die Russen, die Spione nehmen? Szenenbilder aus “James Bond”-Filmen wären da vielleicht auch ein bisschen platt …

Dem Internetauftritt des Kölner “Express” lagen exklusive Bilder vor:

FBI nimmt 10 Verdächtige fest: Russen-Spione in den USA aufgeflogen

Ob der DFB das weiß?

Joachim Löw als Symbolbild

Mit Dank an Benjamin B.

Bild  

WM-Pakete packen mit alten Freunden

Ab heute! WM-Knaller von Lidl und Bild: 6 Flaschen Bier + 1 Tüte Erdnuß-Flips + 1 Deutschland-Fahne nur 99 Cent!Es ist Sommer, wir schreiben eine gerade Jahreszahl und viele Privatfahrzeuge sind beflaggt wie sonst nur Staatskarossen. Kein Zweifel: Uns steht ein internationales Fußballgroßereignis ins Haus.

Anlässlich der Fußball-WM 2006 hatte “Bild” mit einem “WM-Knaller” überrascht: Mit einem in der Zeitung abgedruckten Gutschein konnte man beim Discounter Lidl für 99 Cent 6 Flaschen “köstliches Grafenwalder Premium-Pils”, “eine große Tüte knackige Erdnuß-Flips” und eine Deutschland-Fahne erstehen.

Nach langem Zögern sah der deutsche Presserat darin einen Verstoß gegen die Ziffern 6 und 7 des Pressekodex und sprach – unter anderem wegen eines Verstoß gegen des Trennungsgebot von Werbung und redaktionellen Inhalten – gegen “Bild” einen “Hinweis” aus (BILDblog berichtete).

"Lidl-EM-Paket exklusiv in BILD"Zwei Jahre später bekam der geneigte Leser zur Fußball-EM für “nur einen Euro” sechs Flaschen “Grafenwalder Premium Pils” und ein Paket Grillwürstchen (“Dulano, 350 Gramm”). “Bild” pries die “größte EM-Aktion aller Zeiten” zwei Mal auf der Titelseite an und schwärmte in den dazugehörigen Artikeln u.a. vom “Party-Hammer”. Der Gutscheincoupon selbst war immerhin – gleich zwei Mal – mit dem Wörtchen “Anzeige” versehen (BILDblog berichtete auch dazu).

WM-Paket von Lidl und BILD: 6 Würstchen, 6 Bier für 1 EuroHeute startet – wie die Meisten vielleicht mitbekommen haben – mal wieder eine Fußballweltmeisterschaft — und da sind “Bild” und Lidl natürlich bestens aufgestellt:

Im … äh: “redaktionellen” Artikel wurde gestern schon mal vom “WM-Knaller von BILD und Lidl” geschwärmt, der “sechs Flaschen Grafenwalder Pils und ein Paket Grillwürstchen (6 Stück) für nur 1 Euro” verspricht (“Sie sparen bis zu 70 Prozent gegenüber dem Einzelkauf!”).

WM-Paket von BILD & Lidl: 6 Bier und 6 Würstchen für 1 EuroHeute nun ist es laut “Bild”-Titelseite ein “Mega-Kracher zum WM-Start”.

Auf einer Viertelseite wird in der Zeitung “die größte Fan-Aktion aller Zeiten” gefeiert, “mit allem, was Sie für Ihre WM-Feier brauchen”. Als “Anzeige” gekennzeichnet ist allerdings – in alter Tradition – nur der Gutschein-Coupon selbst. Das aber natürlich wieder doppelt:

6 Würstchen und 6 Bier für nur 1 Euro! Mit diesem Coupon. [...] Anzeige

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber!

Wundersalben, Bären, Foursquare

6 vor 9

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1. “Wundersalbe, die II.”
(gesundheit.blogger.de, hockeystick)
Hockeystick über den Text “Der Wunderheiler” von Werner Bartens im SZ-Magazin 18/2010: “Gegenüber den Wunderwirkungen der von Bartens gefeierten neuen Wundersalbe mutet der Anspruch ihres rosafarbenen Pendants, die Hautkrankheiten Neurodermitis und Psoriasis nebenwirkungsfrei zu heilen, geradezu bescheiden an.” Mit dem rosafarbenen Pendant ist die Hautcreme Regividerm gemeint. Ein WDR-Film dazu führte zu einer Entlassung des Autors Klaus Martens.

2. “Reporter befragen Opfer via Handy im Krankenhaus”
(stuttgarter-zeitung.de, Helmut Hetzel)
Die niederländische Tageszeitung “De Telegraaf” wird kritisiert, weil sie ein Telefoninterview mit einem neunjährigen Jungen führte, der den Absturz einer Afriqiyah-Airways-Maschine überlebte. “Reporter hätten in dem Krankenhaus angerufen, um sich nach dem Befinden des Jungen zu erkundigen, als plötzlich ein Arzt sein Handy an Ruben weitergereicht habe.”

3. “Dem Journalismus geht es erstaunlich gut”
(sueddeutsche.de, Wolfgang Blau)
“Zeit Online”-Chef Wolfgang Blau stellt fest, dass der Journalismus keine exklusive Profession mehr ist. Damit hätten sich aber viele der etablierten Journalisten noch nicht abgefunden und würden daher die Internetbeschimpfung als Mutprobe betreiben. Das Verhalten der Verlegerverbände erinnere an einen Bären, der wahllos um sich dresche, weil er von einer Wespe attackiert werde.

4. “Alle Redakteure raus! Ein Lob auf den Jahreszeitenverlag”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
Oliver Gehrs fragt, “ob denn wirklich jede Zeitschrift eine eigene Redaktion benötigt”. “Man muss sich ja manchmal wundern, wie viele feste Redakteure manche Blätter haben – beim Blick in das Impressum des ‘Stern’ kann einem regelrecht schwindelig werden vor lauter Namen – einige darunter, von denen man höchst selten liest.”

5. “7 Ways Journalists Can Use Foursquare”
(mashable.com, Shane Snow, englisch)
Wie Journalisten einen Nutzen aus Foursquare, ein soziales Netzwerk für das mobile Internet, ziehen können.

6. Interview mit Günther Jansen
(jungewelt.de, Gitta Düperthal)
In einem Beitrag der Sendung “Report Mainz” (Video, 6:34 Minuten) wird ohne nähere Erläuterung ein Mann gezeigt, der eine DDR-Fahne schwenkt. Es handelt sich dabei um Günther Jansen, Satiriker und Mitglied der Partei “Die Partei”.

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