Suchergebnisse für ‘erfunden’

Wer hat’s erfunden?

“Bild” beschäftigt sich heute mit Haris Seferović, dem neuen Spieler bei Eintracht Frankfurt. Und weil der aus der Schweiz kommt, klingt die Überschrift (Ausgabe Frankfurt) so:

Auch im Text taucht die kleine Spielerei mehrfach auf:

Eintracht wünscht sich Törli Törli unaufhörli!

Jetzt ist Seferovic doch in Frankfurt. Und sorgt hoffentlich unaufhörli für Törli Törli Törli anstatt für Ärger.

Zur Erklärung schreibt “Bild” noch:

Törli ist ein liebevoller Begriff in der Schweiz für Tore.

Ja, das stimmt auch.

Allerdings — wir haben extra bei unseren Schweizer Freunden nachgefragt — nur für solche. Und nicht für solche.

Oder, wie der Schweizer “Blick” schreibt:

Den Eintracht-Fans wird’s egal sein, dass in der ganzen Schweizer Fussballgeschichte noch nie jemand das Wort “Törli” in den Mund genommen hat. Hauptsache, Seferovic schiesst seine Tore…

Mit Dank an Alexander M. und Hannes S.

Bild  

Heinos erfundener Rocker-Krieg

Es ist selbst für “Bild”-Verhältnisse eine etwas überraschende Überschrift:

Weil er DIE ÄRZTE und RAMMSTEIN nachmacht: Rocker-Krieg gegen Heino! Deutsche Rocker sauer auf Volksmusik-Star Heino: "Ich lasse mir von niemandem das Singen verbieten"

Anders als sonst geht es in diesem “Rocker-Krieg” nicht um irgendwelche Motorrad-Gangs, sondern um Rockmusiker:

Wüste Beschimpfungen, Anwälte, verbotene Videos! Die deutsche Rock-Szene ist in Aufruhr: Ausgerechnet Heino singt Hits von “Rammstein” oder “Die Ärzte” nach – obwohl die ihm KEINE Genehmigung dafür gaben.

Dass Heino gar keine, Verzeihung: gar KEINE Genehmigung gebraucht hätte, erklärt “Bild” im Artikel eigentlich sogar selbst:

Heino nutzt ein rechtliches Schlupfloch. Solange er Komposition und Text des Original-Songs nicht verändert, können die Rocker nichts machen.

Details dazu entnehmen Sie bitte einfach der Wikipedia.

Das viele Gerede von Gesetzen wirkt überhaupt sehr kalkuliert — immerhin nennt die Plattenfirma Heinos (zufälligerweise nächste Woche erscheinende) CD offiziell “Mit freundlichen Grüßen — Das verbotene Album”, obwohl nichts an dem Album “verboten” ist.

Auch sonst wirkt der “Bild”-Artikel wie genau geplante Krawall-PR:

Kein großes Plattenlabel traute sich an die Veröffentlichung, weil die Multimillionen-Rocker den Firmen mit Kündigung drohten.

… weswegen das Album jetzt bei Sony Music erscheint, einer der drei größten Plattenfirmen der Welt, wo es zuvor schon für Oktober 2012 angekündigt gewesen war.

Aber zurück zum “Rocker-Krieg”, der für “Bild” sogar ein “irrer Rocker-Krieg ist:

“Diesen Dreck muss man sofort löschen, das ist respektlos!”

“Das Letzte, dass dieser A…. unsere Lieder singt!”

“Was denkt sich dieser Schunkel-Opa, der soll seine Rentner-Schnulzen trällern!”

Reaktionen deutscher Rockstars. Die Namen sind der Redaktion bekannt.

Nun würde man ja von einem “Krieg” irgendwie erwarten, dass beide Seiten öffentlich auftreten und die eine nicht so seltsam von der “Bild”-Redaktion gedeckt wird.

Andererseits nennt die Zeitung ja dann doch noch Ross und Rocker:

Aus dem “Rammstein”-Umfeld heißt es, die Band fände das “zum Erbrechen!” Und: “Wir könnten kotzen.”

Wobei “Bild” da offensichtlich aufs falsche Pferd gesetzt hat. Die Band Rammstein sah sich nämlich auf ihrer Website und bei Facebook zu einer Richtigstellung verpflichtet:

Rammstein haben mit Befremden die heutige Berichterstattung der Bild-Zeitung zur Kenntnis genommen, die Band befände sich in einer Auseinandersetzung mit Heino zu seiner Coverversion des Rammstein Titels “Sonne”.

Das ist nicht der Fall. Rammstein hat sich hierzu nicht geäussert. Die im Text genannten Zitate, die der Band in den Mund gelegt werden, spiegeln ausdrücklich nicht das Meinungsbild von Rammstein wieder.

Auch eine andere Band wusste offenbar noch nichts von ihrer Verwicklung in den “Rocker-Krieg”, wie dpa schreibt:

Auch die Plattenfirma der Ärzte, Hot Action Records in Berlin, widersprach dem Artikel. Dass Heino auf der Platte den Ärzte-Hit “Junge” zum Besten gibt, habe bei den Punk-Rockern nicht für Aufregung gesorgt, hieß es am Donnerstag. Die Band habe Heino auch nicht mit rechtlichen Schritten gedroht, sollte er ein Video seiner “Junge”-Version herausbringen, wie die Zeitung berichtet hatte.

“Bild”-Reporter Mark Pittelkau hatte geschrieben:

Heino-Manager Jan Mewes: “‘Die Ärzte’ drohten Heino mit einer sechsstelligen Schadenersatz-Klage, falls er sein bereits produziertes Musik-Video ‘Junge’ veröffentlicht.”

Ein solches Video können Sie natürlich bei Bild.de sehen.

Mit Dank auch an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Und was hat dann DJ Bobo erfunden?

Die Tatsache, dass Jürgen Trittin an Eierbrötchen erinnert wird, wenn er die Musik der Bee Gees hört, ist selbst im Sommerloch eher eine Null-Nachricht. Die Internetseite des Kölner “Express” tat dem Musikmagazin “Rolling Stone” dennoch gerne den Gefallen, diese Vorabinformation aus dem morgen erscheinenden Interview mit Trittin weiterzuverbreiten:

Ganz schön gaga: Trittin: Bei Disco-Musik denkt er an Eierbrötchen

Statt sich nur über Trittin lustig zu machen, hätte Express.de aber auch bei dieser Geschichte ein bisschen Wert auf Fakten legen können:

Das komme davon, dass zu seiner Bundeswehrzeit in der Kantine immer solche Musik gespielt worden sei, sagte der ehemalige Umweltminister und Erfinder des Dosenpfands dem Magazin “Rolling Stone”.

Zwar steht in der Pressemitteilung des “Rolling Stone” auch, dass sich Trittin “DJ Dosenpfand” nennt, wenn er irgendwo auflegt, aber “erfunden” hat das Dosen- oder Einwegpfand im Jahr 1991 der damalige Umweltminister Klaus Töpfer.

Mit Dank an Jens N.

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Presserat rügt teils frei erfundenen “Bild”-Bericht

Der Presserat hat aufgrund einer Beschwerde von BILDblog eine Rüge gegen die “Bild”-Zeitung ausgesprochen. Der Artikel der “Bild Bremen” (Ausriss rechts) habe gegen das Persönlichkeitsrecht zweier Kinder, das Wahrheitsgebot und die Sorgfaltspflicht verstoßen.

Das Gremium erklärte:

BILD (Bremen) erhielt eine nicht-öffentliche Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Ziffern 8, 2 und 1 des Pressekodex. Die Zeitung hatte berichtet, dass zwei Mädchen im Alter von eins und vier Jahren auf Veranlassung ihrer Mutter zur Beschneidung nach Afrika gebracht werden sollten, was aber durch den Vater und einen Polizeieinsatz habe verhindert werden können. Ausschlaggebend für die Rüge war ein beigestelltes Foto, das beide Kinder ungeblendet zeigte. Hierfür gab es nicht die Einwilligung beider Eltern. Die Veröffentlichung dieses Fotos verletzt die Persönlichkeitsrechte der Kinder nach Ziffer 8 des Pressekodex.

Einen Verstoß gegen das Wahrheitsgebot aus Ziffer 1 des Pressekodex sah der Ausschuss zudem im Einstieg des Beitrages, wonach in einer dunklen Hütte in Afrika bereits ein Medizinmann auf die Mädchen gewartet habe. Dies war offenbar frei erfunden.

Die Zeitung verletzte außerdem die Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex. Als Quellen für den Bericht wurden neben der Polizeimeldung und den Aussagen des Vaters nicht auch die Aussagen der Mutter berücksichtigt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Mutter Beschneidungen ablehnt und ihre Kinder nicht zu diesem Zweck nach Afrika bringen wollte. Der Ausschuss hält es zwar für zulässig, dass die tagesaktuelle Berichterstattung im Wesentlichen auf der Polizeimeldung beruhte. Dies hätte jedoch für den Leser deutlich erkennbar sein müssen.

Aus Opferschutzgründen verzichtete der Ausschuss darauf, die Zeitung zum Abdruck der Rüge zu verpflichten.

Mehr über die gerügte “Bild”-Berichterstattung:

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“Frei erfunden”: Bizarre Mohnhaupt-Entlassung

Nun ja, dass die Ex-Terroristin Brigitte Mohnhaupt in der Nacht zum Sonntag bei ihrer Entlassung aus dem Frauengefängnis Aichach von Journalisten angesprochen worden sei und gesagt habe, “dass sie keine Interviews geben und in Ruhe gelassen werden wolle”, ist offenbar nicht wahr. Behauptet hatte das die Nachrichtenagentur dpa (und u.a. auch “Süddeutsche Zeitung”, süddeutsche.de, heute.de und stern.de). In den “Aichacher Nachrichten” heißt es dazu unter Verweis auf den Gefängnisdirektor Wolfgang Deuschl:

Kann schon sein, dass da jemand fotografiert oder angesprochen wurde (…): Aber sicher nicht die ehemalige Gefangene.

Das “Bild”-Märchen von der Mohnhaupt-Entlassung:

1.40 Uhr: Durch die Sicherheitsschleuse an Gefängnistor 2 fährt ein weißer VW Golf in die JVA.
1.50 Uhr: Der Wagen verlässt die JVA wieder durchs Haupttor, parkt außerhalb des Geländes.
1.57 Uhr: Ein blauer VW-Bus (…) rast (…) aus dem Knast. BILD-Reporter Sigi Kiener: “Auf der Rückbank saß zusammengekauert eine Frau. Sie versteckte sich unter einer Decke. Ich konnte nur ein paar blonde Strähnen sehen.” Die wartenden Journalisten sind sich sicher: “Das ist die Mohnhaupt” und nehmen die Verfolgung auf.
1.57 Uhr: Ein JVA-Beamter fährt mit dem weißen Golf unbemerkt vor die Wohnung des Knastchefs auf dem Gefängnisgelände.
1.58 Uhr: JVA-Beamte führen Mohnhaupt von ihrer Zelle in den Garten des JVA-Chefs. Durch eine Gartenpforte verlässt sie den Vorgarten, steigt zu dem JVA-Beamten in den Golf. Der fährt sie zu einem Parkplatz bei Aichach. Dort wartet eine Freundin der Ex-Terroristin in einem dunklen Wagen. Versteckt bewachen und beobachten LKA-Personenschützer alles – um einzugreifen, falls doch ein Fotograf auftaucht.
2.15 Uhr: Mohnhaupt steigt in das Auto ihrer Bekannten. Die Frauen umarmen sich kurz. Dann fahren sie auf die Autobahn A 8 München–Stuttgart. (…)

Ausrisse und O-Ton: “Bild” vom 26.3.2007

Aber kommen wir zur “Bild”-Zeitung, die (Augenzeugen zufolge) “eine Art ‘Schichtdienst’ zur Überwachung rund um die JVA eingerichtet”, 20 Zimmer angemietet und in der fraglichen Nacht rund zehn Reporter mit mehreren Autos vor Ort hatte. Denn auch “Bild” berichtet heute natürlich groß über Mohnhaupts Haftentlassung. Beziehungsweise:

BILD dokumentiert die letzten bizarren Stunden in Gefangenschaft.

Es folgt eine detaillierte und überaus komplizierte Geschichte, zu der uns Gefängnisdirektor Deuschl auf Anfrage sagt:

Am “Bild”-Bericht stimmen drei Dinge. Erstens: Es ist (wenngleich nicht um 1.40 Uhr wie “Bild” behauptet, sondern um 1.20 Uhr) ein weißer Golf auf das Gelände der JVA gefahren. Zweitens: Um 1.57 Uhr hat ein VW-Bus das JVA-Gelände verlassen. Und drittens: Am Sonntagmittag gab es Eintopf mit Wursteinlage.

Was “Bild” darüber hinaus noch so “dokumentiert”, ist laut Deuschl “frei erfunden”. Und Deuschl meint damit nicht nur das eigentliche Märchen der Mohnhaupt-Entlassung (siehe Kasten), sondern auch viele andere “Bild”-Details. So habe Mohnhaupt z.B. weder um Mitternacht geweckt werden müssen, noch habe sie anschließend “die blaue Sträflingskleidung” abgelegt, weil es in der JVA Aichach nicht nur keine “blaue”, sondern “gar keine Sträflingskleidung” gebe. Und auch, dass der VW-Bus aus dem Knast gerast sei, will Deuschl nicht bestätigen. Der Wagen habe die JVA langsam verlassen — gerast sei da höchstens einer der “Bild”-Reporter bei seinem offenbar erfolglosen Versuch, einen Blick ins Wageninnere zu erhaschen…

Nachtrag, 27.3.2007: In einem weiteren, ausführlichen Artikel zitieren die “Aichacher Nachrichten” Gefängnischef Deuschl zur “Bild”-Version der Mohnhaupt-Entlassung mit den Worten: “Schlichtweg völliger Blödsinn.”

Finder erfunden

"Nachts in Mitte fand dieser Fußballer die Leiche. Es ist eine gefesselte Frau!"

Es ist 21.40 Uhr als Hobby-Fußballer S.* (29, VFB Friedrichshain) vor einem aufgeschütteten, vier Meter hohen und 10 mal 10 Meter breiten Erdhaufen stehen bleibt. Er ist auf dem Weg nach Hause, aber was er dort im Mondlicht sieht, irritiert ihn. “Erst dachte ich, es sei eine Puppe, dann sah ich eine Hand und einen Schädel.” Zehn Minuten später sperren Polizeibeamte den Fundort ab (…)

Der Absatz aus der heutigen “Bild” (Berlin-Brandenburg) und die ganze Aufmachung der Seite (siehe Ausriss oben) erwecken den Eindruck, der junge Mann habe gestern in einem Berliner Park einen mumifizierten Leichnam entdeckt und die Polizei gerufen. Ein Eindruck, der in der Bildunterschrift noch verstärkt wird:

S. (29) fand die Frauen-Leiche im Monbijoupark in Mitte.

Es stimmt trotzdem nicht. Gefunden hat die Leiche eine “35-jährige Frau”, wie die Polizei mitteilte. Oder, noch genauer, deren Hund “Fritz”, wie beispielsweise die “Berliner Zeitung”, die “Berliner Morgenpost” und der “Berliner Kurier” zu berichten wissen. Und es ist auch kein Wunder, dass die Polizei in der “Bild”-Geschichte so schnell anrückte: Die Frau fand die Leiche schon “gegen 21 Uhr 25”. Der junge Mann war offenbar erst von der Frau auf den Fund aufmerksam gemacht worden und hatte dann gemeinsam mit ihr die Polizei gerufen.

*) Anonymisierung von uns.

“BILD-Informationen” frei erfunden

Zwei Tage nach der Freilassung der “deutschen Irak-Geiseln” René Bräunlich und Thomas Nitzschke stand auf der “Bild”-Titelseite:

"Nach der Befreiung verlangten sie ein Bier. Sie fragten: Wie hat die Bundesliga gespielt?"

“Nach BILD-Informationen” hieß es dann zudem:

“Als sie um 17.29 Uhr unserer Zeit dort ankamen, war ihr erster Wunsch an Botschafter Bernd Erbel: ‘Haben Sie ein kühles Bier, bitte?’ (…) Dann wollten die Sachsen den Stand der Fußball-Bundesliga (…) wissen.”

Soweit “Bild”. Doch was sagt der Entführte René Bräunlich selbst zu Bier und Bundesliga?

“Das Letztere ist eine freie Erfindung. Als wir in der Botschaft waren, hatten wir zunächst das tiefe große Gefühl der Dankbarkeit, vor allem auch für die vielen jungen Sicherheitskräfte aus Deutschland, die da waren, für den Botschafter und für all die anderen Leute. Die begrüßten uns so herzlich, das war richtig wohlig-warm. Als erstes wollten wir sofort mit unseren Familien in Kontakt treten. Das war aber ein wenig schwierig, weil die Verbindung nicht gleich zustande kam. Und dann war es, so glaube ich, der Botschafter Erbel, der meinte, Mensch, jetzt stoßen wir aber mit einem kühlen Bier auf ihre Freiheit an. So war das mit dem Bier. Und nach der Bundesliga haben wir uns überhaupt nicht erkundigt.”

(Zitiert aus einem Interview mit Bräunlich und Nitzschke in der “Leipziger Volkszeitung” vom vergangenen Samstag.)

Mit Dank an den Hinweisgeber.

“Gut” und “böse”, Flirt mit der FPÖ, “Wer schützt die Wahrheit?”

1. “Gut” und “böse” sind frei erfunden
(taz.de, Gilda Sahebi)
Gilda Sahebi schreibt in der “taz” über die “Polarisierung im Wahlkampf” und erklärt, “wie die willkürliche Einteilung von Gruppen funktioniert”, auch medial: “So wundert es nicht, dass das Bild des ‘gefährlichen Migranten’ politisch und medial eine Normalität ist, auch wenn es nicht der Realität entspricht. […] Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass in der Fernseh- sowie in der Zeitungsberichterstattung über Gewaltkriminalität ausländische Tatverdächtige etwa fünfmal so oft wie deutsche erwähnt wurden. Obwohl ausländische Tatverdächtige 33,3 Prozent und deutsche 66,7 Prozent aller Tatverdächtigen ausmachten. Es gab also halb so viele ausländische Tatverdächtige, genannt wurden sie aber fünfmal so häufig.”

2. Rechtsextreme Plattform mischt mit
(orf.at, Eva Wackenreuther & Helene Voglreiter)
Die österreichische Plattform “AUF1” mische aktiv im deutschen Bundestagswahlkampf mit und unterstütze dabei die AfD. Auf professionelle, aber unseriöse Weise verbreite “AUF1” rechtsextreme, verschwörungsideologische und antifeministische Inhalte und biete AfD-Politikerinnen und -Politikern wie Alice Weidel eine Präsentationsfläche ohne kritische Nachfragen.

3. Geschichte einer Anbiederung: Die Gratiszeitung Heute im Flirt mit der FPÖ
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Wie Andrea Gutschi bei “Kobuk” schreibt, berichte die österreichische Gratiszeitung “Heute” auffällig oft über die FPÖ und übernehme dabei deren Sprache und Perspektive. FPÖ-Vertreter bekämen besonders viel Raum, während kritische Einordnung oft fehle. Diese Strategie bringe der “Heute”-Redaktion Exklusivgeschichten, Klicks und verstärkte Resonanz in FPÖ-nahen Medien.

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4. Frauenhass im Internet
(wdr.de, Fabian May, Audio: 24:00 Minuten)
Die WDR5-Sendung “Neugier genügt” untersucht den wachsenden Frauenhass im Internet, der sich besonders in Sozialen Netzwerken durch Hassbotschaften und Gewaltandrohungen äußere. Expertinnen sehen darin eine Verbindung zu rechtsradikalen Ideologien. Das Feature beleuchtet, wie sich diese Feindseligkeit in der sogenannten “Mannosphäre im Netz entwickelt.

5. “Im TV muss man sehr dicht erzählen”
(blog.medientage.de, Lisa Priller-Gebhardt)
Lisa Priller-Gebhardt hat für das Blog der Medientage München mit Felix von Mengden gesprochen, dem Geschäftsführer des Fernsehsenders Kabel Eins. Im Fokus standen dabei die Zukunft des Fernsehens, die Konkurrenz durch Streamingdienste und die Frage, welche Formate das lineare Fernsehen weiterhin relevant halten. Von Mengden betont die Bedeutung von Live-Events, Eigenproduktionen und der Anpassung an veränderte Sehgewohnheiten, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.

6. Meta stoppt Fact Checking: Wer schützt die Wahrheit, wenn die Journalist:innen gehen?
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Der Social-Media-Konzern Meta beende in den USA das Fact Checking und ersetze es durch “Community Notes”, bei denen Nutzerinnen und Nutzer selbst Inhalte bewerten. Kritiker würden eine Zunahme von Desinformation befürchten, da journalistische Qualitätskontrollen verschwänden und “Community Notes” leicht manipulierbar seien. Die Folgen könnten auch Europa und Deutschland treffen, wenn Meta seine Politik ausweiten sollte und Medienhäuser ihre Fact-Checking-Teams verkleinern müssen: “Die direkten finanziellen Folgen für die Fact Checker:innen bei den zertifizierten Medienhäusern sind schwer abschätzbar. Bisher kommunizieren Correctiv und dpa nicht offen über ihre entsprechenden Budgets. Es steht aber zu befürchten, dass das gesamte Fact-Checking-Ökosystem betroffen sein wird.”

Wie “Bild” über einen “mutmaßlichen IS-Unterstützer” berichtet

Die bislang schlüssigste Erklärung geht in etwa so: Der aus Libyen stammende und in einer Flüchtlingsunterkunft in Bernau lebende Omar A. war auf der Suche nach einer Braut. Dafür chattete er mit einer Person, die sich zumindest als Frau ausgab, aber eigentlich bei der Terrororganisation “Islamischer Staat” für Rekrutierungen zuständig war. Ein sogenannter Nachrichtenhändler verschaffte sich Zugang zu diesem inhaltlich harmlosen Chat, reicherte ihn mit erfundenen belastenden Aussagen von Omar A. an und verkaufte ihn an einen Geheimdienst. Dieser Geheimdienst leitete den Chat an die deutschen Behörden weiter, die Omar A. festnahmen und in Untersuchungshaft steckten. Der Vorwurf: Er soll einen Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben. Inzwischen ist Omar A., der sich von Anfang an kooperativ verhielt und beispielsweise den Ermittlern zu deren Überraschung direkt den Zugriff auf sein Handy ermöglichte, wieder auf freiem Fuß. Der Generalbundesanwalt sieht keinen dringenden Tatverdacht mehr.

Es deutet also alles darauf hin, dass Omar A. kein Terrorist ist. Den Anschlagsplan auf die israelische Botschaft scheint es nicht gegeben zu haben.

Über diese Wendung in dem Fall berichtet auch Bild.de:

Screenshot Bild.de - Wieder auf freiem Fuß - Vermeintlicher Terrorist suchte nur eine Frau

Die Redaktion schreibt:

Der aus Libyen stammende Asylbewerber wurde im Oktober als mutmaßlicher IS-Unterstützer festgenommen. Auch BILD hatte groß über den Fall berichtet.

Das, was für “Bild”-Verhältnisse wie ein ausgesprochen transparenter Umgang mit dem eigenen Tun wirkt, ist tatsächlich eine sehr wohlwollende Zusammenfassung in eigener Sache, eine geradezu verklärende Darstellung. Denn während die allermeisten Redaktionen es nach der Verhaftung von Omar A. im Oktober 2024 tatsächlich schafften, von einem “mutmaßlichen IS-Unterstützer” zu schreiben, von einem “Terrorverdächtigen” zu sprechen und mit “soll” und “offenbar” zu arbeiten, gab es in den “Bild”-Medien keinen Platz für Grautöne:

Ausriss Bild am Sonntag - SEK-Einsatz - Libyer (28) plante Terror-Anschlag auf israelische Botschaft in Berlin
Ausriss Bild-Titelseite - Er plante Anschlag auf Israel-Botschaft
Screenshot Bild.de - In Bernau bei Berlin gefasst - In diesem Heim plante der IS-Terrorist den Anschlag
Ausriss Bild-Zeitung - Anschlag auf Botschaft geplant - IS-Terrorist wird Haftrichter vorgeführt
Ausriss Bild-Zeitung - Warum war der noch hier? Dieser Grinser ist der IS-Terrorist, der in Berlin einen Anschlag plante
Ausriss Bild-Zeitung - Scheiterte die Abschiebung des IS-Terroristen am Flugplan?
Screenshot Bild.de - Er plante den Anschlag auf Israel-Botschaft - Der lächelnde IS-Terrorist von nebenan
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag stammen von uns.)

Omar A. sei ein “Terror-Libyer” und ein “IS-Fanatiker”, war sich die “Bild”-Redaktion sicher:

Er grinst und lächelt so freundlich. Doch er ist hochgefährlich!

Selbstverständlich will “Bild” diese vermeintliche Gefahr auch zeigen. Und so besorgte sich die Redaktion bei Instagram mehrere Fotos von Omar A. und veröffentlichte sie unverpixelt, teils riesengroß:

Ausriss Bild-Zeitung - Noch einmal die Schlagzeile Warum war der noch hier? Dieser Grinser ist der IS-Terrorist, der in Berlin einen Anschlag plante und dazu ein großes Foto von Omar A., das die Bild-Redaktion unverpixelt veröffentlich hat und wir nachträglich verpixelt haben

Nicht nur über Omar A. schrieb die “Bild”-Redaktion; auch über dessen Onkel verbreitete sie Mutmaßungen, die sich inzwischen als falsch herausgestellt haben dürften. Den Mann aus Nordrhein-Westfalen brachte “Bild” für eine Radikalisierung ins Spiel, die es offensichtlich nie gegeben hat:

Ob der Onkel seinen Neffen radikalisiert haben könnte, ist bislang nicht geklärt. Fakt ist: Im Raum Bonn besuchte Omar A. auch Moscheen.

Während die Redaktion bei ihrer Suche nach weiteren Schuldigen beim Onkel also noch ein Fragezeichen setzt, legte sie sich an anderer Stelle fest. Da der Asylantrag von Omar A. schon vor längerer Zeit abgelehnt, der Mann aber bis zu seiner Verhaftung nicht abgeschoben wurde, sah “Bild” zumindest eine indirekte Mitschuld bei den zuständigen Behörden:

Eine Abschiebung nach Libyen sei zu “diesem Zeitpunkt als aussichtslos” bewertet worden. Deshalb wurde der Fall A. zunächst auch gar nicht an die für Abschiebungen zuständige Ausländerbehörde weitergeleitet.

So konnte A. in Ruhe seinen Anschlag planen …

Was er, kleines Detail am Rande, offenbar nie tat.

Obwohl die große Wendung in dem Fall nun schon mehrere Tage zurückliegt, sind bei Bild.de die Überschriften, die Omar A. fälschlich zum Terroristen erklären, weiter unverändert abrufbar.

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Telegram-Chef lenkt ein, Fake-Leser und Eigenlob, AfD scheitert mit Klage

1. Telegram-Chef Durow kündigt Kooperation mit Behörden an
(spiegel.de)
Der in Frankreich festgenommene und nur gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro vorübergehend freigelassene Telegram-Chef Pawel Durow lenkt offenbar ein: “Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf berechtigte Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können”. Zudem seien alle problematischen Inhalte, die man in der Suche identifiziert habe, nicht mehr zugänglich.

2. AfD scheitert mit Klage zur Besetzung des MDR-Rundfunkrats
(horizont.net)
Laut der Nachrichtenagentur dpa ist die AfD vor dem Sächsischen Verfassungsgericht mit dem Versuch, per Klage einen Abgeordneten in den MDR-Rundfunkrat zu entsenden, gescheitert. Vor der Wahl zum Rundfunkrat sei die Geschäftsordnung geändert worden, was die AfD die notwendige Mehrheit kostete. Das Gericht habe entschieden, dass die Rechte der AfD-Fraktion nicht verletzt worden seien, “da die Aufgaben des Rundfunkrats nicht spezifisch parlamentarisch” seien.

3. Correctiv: “Wir müssen uns in den Wind stellen und kämpfen”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:20 Minuten)
Das Onlinemedium “Correctiv” wurde für den Grimme Online Award nominiert. Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und dem Grimme-Institut, spricht Alexander Matzkeit mit “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels und Brigitte Baetz, Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme Online Awards: “Wie plant man eigentlich die mediale Aufarbeitung einer Recherche wie der zum ‘Geheimplan gegen Deutschland’? Wer kann sowas überhaupt noch leisten? Und wie geht man mit der Kritik daran um?”

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4. Großer Vertrauensverlust
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
“Die fehlerhaften Berichte des Elon Perry erschüttern den ‘Jewish Chronicle’. Vier Prominente Autoren beenden die Zusammenarbeit. Was ist da los?” In der “taz” erklärt Daniel Zylbersztajn-Lewandowski die Hintergründe des Skandals um die älteste, durchgehend erscheinende jüdische Zeitung der Welt, die ihren Sitz in London hat.

5. Trauer um Reporter Christoph Maria Fröhder
(hr.de)
Wie der Hessische Rundfunk (hr) mitteilt, ist der Journalist und Reporter Christoph Maria Fröhder im Alter von 81 Jahren gestorben. In ihrem Nachruf schreibt hr-Programmdirektorin Gabriele Holzner: “Mit Christoph Maria Fröhder verliert die Medienwelt einen streitbaren, aber auch vor allem mutigen und investigativ arbeitenden Kollegen. Seine teils unter Einsatz seines Lebens entstandenen Berichte vom Golfkrieg in den 1990er Jahren oder seine zahlreichen exklusiven Recherchen für die ARD und den Hessischen Rundfunk werden uns in Erinnerung bleiben”.

6. Fake-Leser und erfundenes Eigenlob für 4,6 Millionen Haushalte
(persoenlich.com, Nick Lüthi)
Die Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” habe in der Ausgabe zu ihrem 25-jährigen Bestehen auf einer Testimonial-Seite Bilder von begeisterten Leserinnen und Lesern veröffentlicht, die teilweise von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generiert worden seien. Aufgeflogen sei die Sache durch einen aufmerksamen Leser, der den KI-Schwindel bemerkte und das Ganze auf X/Twitter meldete. “20 Minuten” habe sich für den “wertvollen Hinweis” bedankt und von einem “isolierten Vorfall” gesprochen.

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