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Der Kaiser im “BILD-Verhör”

Toll: “Bild” (genauer: “Bild”-Sportchef Alfred Draxler) durfte im “Kaiser-Heli” mitfliegen! Und lässt Beckenbauer, der ja “in der letzten Woche romantisch geheiratet hat”*, in einem Interview von Deutschland schwärmen.

Wir zitieren:

BILD: Herr Beckenbauer, wenn Sie in diesen Tagen über unser Land reden, verfallen Sie geradezu ins Schwärmen. Dabei leben Sie doch schon so lange hier…

Beckenbauer: (…) Ich habe es schon vor einigen Tagen gesagt: Wir leben in einem Paradies!

BILD: Warum leben wir in einem Paradies?

Beckenbauer (lehnt sich in seinem Hubschraubersitz zurück): Deutschland ist ein wunderschönes Land. (…) kaum ein Land hat so viel Wald wie wir.

BILD: Anderswo ist es auch schön. Sie haben gerade die 31 Länder bereist, die an der WM teilnehmen…

Beckenbauer: (…) ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, woanders zu leben als hier. Manche wandern aus, weil das Wetter im Süden beständiger ist.

Soweit “Bild”. Die nun folgende Fortsetzung des Interviews ist rein fiktiv. Wir veröffentlichen sie trotzdem:

BILD (lehnt sich im Hubschraubersitz zurück): Sie sagen: ‘Manche wandern aus, weil das Wetter im Süden beständiger ist’ — andere hingegen, weil sie Ihre Steuern lieber im Ausland zahlen… Lieber Franz, ich weiß: BILD und Beckenbauer, das ist schon seit Jahren ein Dream-Team! Sie versorgen uns mit internen Informationen, wir sind nett zu Ihnen. Aber bei allem Wir-Gefühl gebietet es die journalistische Sorgfalt an dieser Stelle dann vielleicht doch, nicht unerwähnt zu lassen, dass Sie schon vor über 20 Jahren ihren Wohnsitz nach Österreich verlegt haben, dort seit 1982 Ihre Steuern zahlen — und man sich fragen könnte, wie sich das mit Ihrer Aussage, Sie könnten sich “nicht vorstellen, woanders zu leben als hier”, vereinbaren lässt…

Beckenbauer: Mein lieber Alfred, des schreiben mir aber bittschön net in die Zeitung, gell?

BILD (lacht).

*) Romantisch geheiratet hat Beckenbauer in der letzten Woche ja bekanntlich in seinem Wohnort — dem österreichischen Oberndorf.

Mit Dank an Uwe K. für den Hinweis.

Lachen mit “Bild”

Geschmacklos! Will “Bild” unseren Poldi kaputt machen?

Seit Tagen ist auf Bild.de folgender Witz aus der “Bild”-Zeitung zu lesen:

Poldi zu Schweini: “Sag mal, welches Datum haben wir heute?” Schweini: “Schau doch in die Tageszeitung!” — “Habe ich schon, aber die ist von gestern!”

Ungerührt verhöhnt die Boulevardzeitung unseren Stürmer als strohdummen Voll-Proll. Lustig ist das nicht. Man fragt sich: Will “Bild” Poldi kaputt machen?

BILDblog meint: “Bild” würde Größe zeigen, wenn sie Poldi nicht länger lächerlich macht und den “Witz” endlich aus dem Netz —

Halt! Stopp! War ganz anders: Es sind ja die Witze der ARD über Poldi, die “geschmacklos”, “nicht lustig” und ein “Skandal” sind, und bei denen man “Bild” sich fragt: Will die ARD Poldi kaputt machen, indem sie ihn als strohdumm hinstellt?

Apropos “strohdumm”: Bei “Bild” hat man einige der “Lukas’ Tagebuch”-Beiträge von Eins Live und You FM abgetippt, darunter diesen:

Zur Zeit dicke Luft im Hotel. Kein Wunder: Balle-Ballack und Totti Frings haben 40 Kalt-Buller gegessen und machen Rülpskonzert im Frühstücksraum. Die Vollidioten, ey!

Kalt-Buller??? Schlimm, wenn man als “Bild”-Mitarbeiter sogar Comedy schlimm finden muss, die man nicht einmal verstanden hat.

Danke an Maja I. und Mike S.!

Trotz Gerichtsurteil: Bild.de führt Leser in die Irre

Vor zwei Monaten hat Bild.T-Online sein Internetangebot komplett überarbeitet. Seitdem befindet sich auf jeder Seite oben eine Reihe kleiner grauer Laschen:

Fährt man mit der Maus über diese Flächen, bewegt sich die jeweilige Lasche nach oben und gibt ein buntes Feld darunter frei — etwa wie Reiter auf Karteikarten. Aktuell sehen die so aus:

Hinter diesen Reitern verbergen sich Links. Und jetzt kommt die Preisfrage: Führen diese Reiter zu redaktionellen Angeboten von Bild.de? Oder zu Werbung?

Die erstaunliche Auflösung: Sowohl als auch.

Die Reiter “WM 2006” und “Wir sind Fußball” führen zu nicht-werblichen Inhalten von Bild.de. Wer aber nun glaubt, dass das für alles gilt, auf dem das “Wir sind Fußball”-Logo steht, irrt. Wenn man auf “LCD-Fernseher” klickt, kommt man keineswegs (wie vielleicht zu vermuten) zu einem redaktionellen Test von Großbildschirmen anlässlich der WM. Sondern zu einer Anzeige, die für ein Angebot von Fujitsu-Siemens wirbt. Und der “Fan-Caddy” ist ein Produkt, das Volkswagen auf Bild.T-Online verkauft. Und natürlich ist auch der “Volks-Kredit” kein redaktionelles, sondern ein werbliches Angebot: dahinter verbirgt sich easyCredit.

Vor dem Klicken ist nicht zu unterscheiden, welches dieser Bild.de-Standardelemente zu einer reinen Werbeseite führt und welches nicht. Und damit verstößt Bild.de gegen ein Urteil des Berliner Landgerichtes vom 26. Juli 2005. Damals untersagte das Gericht Bild.de, auf eine Werbeseite für den “Volks-Seat” mit einem Teaser zu verweisen, der sich von Teasern für redaktionelle Inhalte nicht unterscheiden lässt (wir berichteten). Das Gericht urteilte:

Ein Hyperlink, der aus einem redaktionellen Zusammenhang auf eine Werbeseite führt, muss so gestaltet sein, dass dem Nutzer irgendwie erkennbar wird, dass auf eine Werbeseite verwiesen wird. (…)

Hier ist der Hyperlink, der auf die Werbeseite führt, genau so gestaltet, wie die Hinweise, die zu redaktionell gestalteten Seiten führen. Das Erscheinungsbild und die Platzierung sind identisch. Es kann daher selbst bei einer großzügigen Betrachtung nicht mehr davon ausgegangen werden, dass dem Nutzer ein klar erkennbarer Hinweis auf den werbenden Inhalt der Seite erteilt wird, auf die er weitergeleitet wird.

Genau dasselbe System, das Bild.T-Online damals untersagt wurde, hat das Unternehmen in der Gestaltung der neuen Seiten-Köpfe zum Prinzip gemacht: Eine Unterscheidung, welche Reiter zu Anzeigen führen und welche nicht, ist vor dem Klicken unmöglich.

In der Verhandlung 2005 hatte Bild.T-Online noch geltend gemacht, man könne davon ausgehen, dass die “Volks-Produkte” durch die breite Werbung so bekannt seien, dass niemand hinter einem Teaser mit dem entsprechenden Begriff etwas anderes als Werbung erwarte. Dieses Argument hatte das Gericht zurückgewiesen. Heute wäre die Position von Bild.T-Online noch schwächer, weil in den Reitern nicht nur die bekannten “Volks-Produkte” beworben werden, sondern auch Produkte, die ohne diesen Markennamen auskommen (“Fan-Caddy”) oder sogar mit einem redaktionellen Bild.de-Label versehen sind (“Wir sind Fußball! LCD-Fernseher”).

Und wir ersparen es uns, an dieser Stelle noch einmal all die Selbstverpflichtungen und Ankündigungen aufzuzählen, gegen die diese Bild.de-Praxis außerdem verstößt.

“Bild” streicht “Bild”

Uli Hoeneß, der Manager von Bayern München, hat dem “Stern” ein Interview zur öffentlichen Debatte um Bundestrainer Jürgen Klinsmann gegeben. Seine Aussagen kann man unterschiedlich interpretieren. Der “Stern” selbst moderierte sie in seiner Vorabmeldung mit den Worten an: “Der Manager des FC Bayern München, Uli Hoeneß, unterstützt den umstrittenen Bundestrainer Jürgen Klinsmann und stellt in Aussicht, dass die Bundesliga sogar weitere Länderspiele vor der WM möglich machen könnte.” “Bild” wählte die Variante: “Hoeneß faltet Klinsi zusammen.”

“Bild” zitiert Hoeneß aus dem “Stern” unter anderem so:

Klinsmann braucht diesen großen Befreiungsschlag. Er muß einsehen, daß Sturheit und Eigensinn keine Chance haben. Da steht ein Volk von knapp 80 Millionen Leuten dagegen, mit all deren Bataillonen, die jetzt aufgefahren werden. Das hält kein Mensch aus. Die Mächte sind gegen ihn.”

Doch das Original-Zitat ist länger. “Bild” hat es u.a. in der Mitte gekürzt. Im “Stern” nennt Hoeneß Namen:

Da steht ein Volk von knapp 80 Millionen Leuten dagegen, mit all den Bataillonen, die jetzt aufgefahren werden. Von der “Bild”-Zeitung bis zur “Süddeutschen”. Alle. Das hält kein Mensch aus.

Ja, die eigene Rolle fand “Bild” da wohl nicht so relevant. Man fährt ja bekanntermaßen keine Kampagne gegen Klinsmann.

PS: “Focus Online” hat Hoeneß’ Zitat auf die gleiche Art gekürzt. Dort tauchte das Thema auch erst heute auf, nachdem “Bild” darüber berichtete — und nicht schon gestern nach der Meldung des “Stern”. “Focus Online” zitiert aus dem langen “Stern”-Gespräch nichts, was nicht in dem viel kürzeren “Bild”-Artikel stand. Grad so, als hätte man die “Stern”-Zitate nicht aus dem “Stern”, sondern aus “Bild” abgeschrieben.

Danke an Michael L. für den Hinweis!

“Bild” wirkt

Vorgestern erschien in der “taz” ein Artikel, in dem der Autor F. ausführlich schilderte, wie er einmal in Indien einen Hund getötet hatte. Es war eine Straßenhündin mit fünf Welpen. Ein Motorradfahrer hatte sie am Morgen des Vortages überfahren. Seitdem hing sie schwer verletzt in einem Gartenzaun. F. forderte den Motorradfahrer auf, das Leid des Hundes zu beenden. Beim Versuch, den Hund zu töten, verletzte der Motorradfahrer ihn anscheinend noch weiter. Schließlich ging F. selbst hin, schlug auf den Hund brutal mit einem Stock ein und ertränkte ihn schließlich.

Die Wortwahl des “taz”-Artikels ist drastisch. Und im Gegensatz zum Text selbst, der Mitleid mit den Tieren ausdrückt, lautet der Vorspann: “Wer Köter keulen will, braucht eine richtige Keule. Vor allem, wenn er von Buddhisten umzingelt ist.”

Das bizarre Protokoll einer Hunde-TötungDie “Bild”-Zeitung berichtet heute in großer Aufmachung über “das bizarre Protokoll einer Hunde-Tötung” und den “Wirbel”, den der Artikel angeblich auslöste. Sie zeigt ein Foto des “taz”-Redakteurs und eine große Zeichnung von einer Hündin, die Welpen säugt, zitiert weite Strecken aus dem “taz”-Artikel, lässt aber unter anderem die Beschreibung weg, wie lange die Hündin schon verletzt gewesen sein soll und wie schwer ihre Verletzungen nach Angaben des Autors waren. Zum Schluss zitiert sie einen empörten Tierschützer, veröffentlicht eine E-Mail-Adresse der “taz”-Redaktion (die auch immer unter den Kolumnen steht) und schreibt (in der gedruckten Ausgabe): “Keinen Computer? Hier ist die Telefonnummer: 030/…”

Bei der “taz” herrschten darauf heute ähnliche Verhältnisse wie beim Satiremagazin “Titanic” im Sommer 2000. Nachdem die “Titanic” die Bestechlichkeit von Fifa-Mitgliedern bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft erfolgreich getestet hatte, titelte “Bild” damals: “Böses Spiel gegen Franz (Beckenbauer)” und forderte auf, die Redaktion anzurufen und ihr die Meinung zu sagen — eine Auswahl der Ergebnisse bietet die “Titanic” auf einer CD an.

Nicht weniger als tausend Mails seien seit dem “Bild”-Bericht eingegangen, heißt es bei der “taz” heute. Darunter diese:

Wenn ich sie irgendwann mal treffen sollte, werde ich mit Sicherheit auch meinen Spaten dabei haben, seien sie sich sicher. (…) Ich werde ihnen das gleiche antun, was sie dem wehrlosen Hund angetan haben. Und auch ich werde keine Skrupel haben, wenn sie mich wimmernd und voller Angst anblicken. Ich werde, wie sie, eiskalt sein, und mitten zwischen die Augen zielen. Ich werde sie so zurichten, dass sie nicht mehr wissen wo oben oder unten ist. Mit meiner ganzer Kraft auf sie einschlagen, einmal, zweimal, dreimal…

Doch töten werde ich sie nicht , ich werde sie qualvoll leiden lassen. Ich will dass sie leiden wie dieser Hund… (…) Ich werde ihrer Seele einen tiefen EInschnitt verpassen, den sie ihrer Lebtag nicht mehr vergessen…

Und diese:

Normalerweise bin ich kein Mensch, der jemand andren was schlechtes wünscht oder so…. IHNEN wünsche ich aber wirklich von ganzem Herzen, dass Ihnen irgendwann das gleiche Schicksal widerfährt!!!!!!! Dass Sie hilflos am Boden liegen und nur noch zusehen können, wie auf Sie eingeprügelt wird….!

Und diese:

ich kann ihnen versichern, daß ich ihnen mit vergnügen und ohne mit der wimper zu zucken, mit einem holzprügel zwischen die augen schlagen könnte – und selbst ihr gewimmer könnte mich davon nicht abhalten. eher würde mir dadurch ihre erbärmlichkeit verdeutlicht werden, und ich würde noch einen freudigen schlag gegen ihr unterkiefer vollziehen, so das dieses von ihrer schädelbasis getrennt würde. (…)

mit grüßen, die ihnen den tod, die pest oder krebs an den hals wünscht.

Nachtrag, 6. April. F. hat sich bei uns gemeldet und bittet darum, ihm keine weiteren Mails mehr zu schicken, auch keine mit Zuspruch oder Aufmunterungen. So sehr er sich darüber freut — er kommt gegen die Menge einfach nicht mehr an.

KW 03/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie viel Theater braucht investigative Recherche?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 32:08 Minuten)
Das Recherchenetzwerk “Correctiv” berichtete am 10. Januar über ein konspiratives Treffen einflussreicher AfD-Politiker und -Politikerinnen mit Rechtsextremen, bei dem ein geheimer Plan zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sei. Bei dem Treffen sei es auch um den Kampf gegen öffentlich-rechtliche Medien und den Aufbau einer rechtsextremen Gegenöffentlichkeit gegangen. Im “Übermedien”-Podcast berichtet Anette Dowideit, stellvertretende “Correctiv”-Chefredakteurin, über die Recherche und ihre Folgen. Die im Podcast erwähnte szenische Lesung der Recherche als Theaterstück ist hier zu sehen (youtube.com, Video: 1:23:30 Stunden).

2. Hörbar Rust: Caren Miosga
(ardaudiothek.de, Bettina Rust: 1:26:37 Stunden)
Caren Miosga kann auf eine beachtliche Fernsehkarriere zurückblicken: “Kulturjournal”, “Zapp”, “Titel, Thesen, Temperamente”, 16 Jahre “Tagesthemen”. Nun wartet eine neue Herausforderung: Als Nachfolgerin von Anne Will geht es für Miosga ab diesem Sonntag mit einer eigenen wöchentlichen politischen Talkshow im Ersten weiter. Bettina Rust hat sich mit der zukünftigen Polit-Talkerin in der “Hörbar Rust” getroffen.

3. Wer ist die Familie Murdoch?
(zdf.de, Heike Ebling, Video: 17:03 Minuten)
Jahrzehntelang war Rupert Murdoch einer der mächtigsten Medienmacher der Welt, nun zieht er sich im biblischen Alter von 92 Jahren von der Spitze seines Unternehmens zurück. ZDF Info ist der Frage nachgegangen, wie die Murdochs ihr globales Medienimperium aufgebaut haben und wer Rupert Murdochs Nachfolge antreten wird: “Wer ist die Familie Murdoch?”

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4. Survival-Guide für Redaktionen
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 46:26 Minuten)
Die “Hinter-den-Zeilen”-Podcaster Niklas Münch und Tobias Hausdorf wollen sich nach dreieinhalb Jahren Podcast anderen Dingen widmen. Für die letzte Ausgabe haben sie sich noch mal etwas Besonderes ausgedacht: einen akustischen “Survival-Guide für Redaktionen”: “Dazu haben wir Anekdoten von Kolleg*innen gesammelt, die davon erzählen, welche Peinlichkeiten ihnen beim Berufsstart passiert sind oder welche ungeschriebenen Redaktionsregeln sie gebrochen haben. Ihr hört, warum ihr vor einem Termin die Postleitzahl checken solltet und wie ihr euch richtig entschuldigt: mit Marzipankuchen.”

5. Satire und Kunstfreiheit
(share.transistor.fm, Luis Paulitsch, Audio: 31:47 Minuten)
Was darf Satire? Welche Auswirkungen haben solche Diskussionen auf die Freiheit der Kunst? Und wo hört Kunst auf? Darüber spricht Luis Paulitsch im Podcast des österreichischen Presserats mit Fritz Jergitsch, Chefredakteur der österreichischen “Tagespresse”, und Meri Disoski, Frauensprecherin der österreichischen Grünen. Zu Wort kommen auch der “Kurier”-Karikaturist Michael Pammesberger und Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserats.

6. Griechenland: Journalisten in Bedrängnis
(ardmediathek.de, Anja Miller, Video: 5:51 Minuten)
Im “Weltspiegel” gibt es einen Bericht (ab Minute 26:08) über die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Griechenland. Bespitzelungen und Bedrohungen bei kritischen Recherchen seien an der Tagesordnung. Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit stehe das Land nur auf Platz 107 von 142, noch hinter Katar.

Einsicht zu Nord Stream 2, “Klare Kante”, Influencer-Abzocke

1. VG Berlin gewährt Zugang zu “Nord Stream 2”-Infor­ma­tionen
(lto.de, Max Kolter)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, hat das Verwaltungsgericht Berlin die Bundesregierung dazu verurteilt, einem “Bild”-Reporter Einsicht in Unterlagen zu den Erdgas-Pipelines Nord Stream 2 zu gewähren. Dabei gehe es vor allem um Informationen zur Genehmigung und zum Bau der Pipelines sowie zur Gründung und zur Tätigkeit der umstrittenen “Stiftung des Landes Mecklenburg-Vorpommern für Klimaschutz und Bewahrung der Natur”.

2. Klare Kante notwendig
(djv.de, Paul Eschenhagen)
Silke Schröder, Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache, hat auf der Plattform X/Twitter die “Remigration von sog. Journalisten an Ausbildungsstätten, die ihnen ideologiebefreit die Grundlagen ihres Handwerks beibringen” gefordert (Schröder hat ihr X-Konto mittlerweile auf privat gestellt). “Darunter kann man nur den Wunsch nach einer Deportation von unliebsamen Journalistinnen und Journalisten in Umerziehungslager verstehen”, kommentiert Mika Beuster, Bundesvor­sitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: “Das erinnert an die dunkelsten Zeiten in Deutschland.” Vergangene Woche berichtete “Correctiv”, dass Silke Schröder an einem Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und finanzstarken Unternehmern in einem Hotel bei Potsdam teilgenommen habe.

3. Prognosen zur Landtagswahl Sachsen: 37, 34 oder 32 Prozent – wie viel hätten sie den gern?
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Anhand der aktuellen Umfragen zur im September 2024 anstehenden Landtagswahl in Sachsen zeigt Peter Stawowy, wie unterschiedlich die Werte der Meinungsforscher ausfallen. Sein Fazit: “In jedem Fall gilt es, Umfragen nur als das zu sehen, was sie sind: Momentaufnahmen. Denn, das macht Politik ja auch so spannend: Bis zu den Wahl-Terminen kann noch einiges passieren.”

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4. “Das Fenster nach Gaza”
(taz.de, Matthias Ubl)
Im Interview mit Christoph Resch, Pressereferent von Reporter ohne Grenzen, geht es um die gefährliche Situation für Journalisten und Journalistinnen im Gaza-Krieg. Die Organisation fordert eine genaue Untersuchung jedes einzelnen Todesfalls. Es gebe Hinweise auf gezielte Tötungen von Medienschaffenden durch die israelischen Streitkräfte, wie im Fall des Reuters-Journalisten Issam Abdallah.

5. Funke gehört nun vollständig der Familie Grotkamp
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, gehört die Funke Mediengruppe nach rund zweieinhalb Jahren unternehmerischer Führung nun vollständig der Familie um Petra Grotkamp. Dieser Schritt folge einer Vereinbarung aus dem Jahr 2021, in der sich die Familie Grotkamp mit den bisherigen Miteigentümern auf den Kauf aller Unternehmensanteile geeinigt habe.

6. Influencer sammelte Zehntausende Euro für Obdachlosen – und behielt Großteil offenbar für sich
(spiegel.de)
Am vergangenen Freitag verlinkten wir in den “6 vor 9” einen Beitrag des Medienmagazins “Zapp” (Video: 6:20 Minuten), in dem gezeigt wurde, wie Youtuber mit Geschenken an Obdachlose Klicks produzieren. Nun berichtet der “Spiegel” von einem Influencer, der bei TikTok und Instagram Spenden in fünfstelliger Höhe für einen Obdachlosen gesammelt, diese jedoch offenbar nahezu komplett für sich behalten habe.

Medien verstehen nur Bahnhof, RIP Presseförderung, Wikipedia-Charts

1. Drohungen nehmen zu
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland ist es in den vergangenen Wochen vermehrt zu Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen Journalistinnen und Journalisten gekommen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilt diese Entwicklung und appelliert an Staat und Medien: “Polizei und Sicherheitsbehörden müssen Medienschaffende bei Demonstrationen konsequent schützen und das Grundrecht auf Pressefreiheit durchsetzen. Aber auch die deutschen Medienhäuser müssen sich der Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden stärker bewusst werden und Sicherheitskonzepte für die Berichterstattung in polarisierten öffentlichen Räumen entwickeln oder bestehende besser umsetzen.”

2. “European Railway Station Index”: Medien verstehen nur Bahnhof
(uebermedien.de, Sebastian Wilken)
Sebastian Wilken kritisiert bei “Übermedien” die Berichterstattung über den “European Railway Station Index”, der deutschen Bahnhöfen ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Die Studie stamme von einer umstrittenen US-Lobbyorganisation und basiere auf fragwürdigen Kriterien. Und in der Tat ist es bemerkenswert, wie viele und durchaus renommierte Medien diese Studie unkritisch übernommen haben.

3. RIP Presseförderung
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschreibt in seinem Beitrag das “Begräbnis mit Ansage” der staatlichen Presseförderung in Deutschland. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds fehle der finanzielle Spielraum für die Förderung. Deren Scheitern habe sich allerdings schon vor dem Urteil und den damit verbundenen Sparmaßnahmen abgezeichnet.

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4. “Die Viva-Story”: Eine Fernsehgeschichte über Fernsehgeschichte
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“DWDL”-Chef Thomas Lückerath hat sich die dreiteilige TV-Doku “Die Viva-Story – zu geil für diese Welt” angeschaut und ist äußerst angetan. Die von Florida Factual produzierte Reihe sei ein “gut zugänglicher Balance-Akt zwischen Fakten und Erinnerung, Nostalgie und Kritik. Aufstieg, Triumph und Fall des Senders in rund 100 Minuten. Eine nostalgische Zeitreise, visuell stimmig und mit Liebe zum Detail in Szene gesetzt.” Die Serie ist in der ARD-Mediathek verfügbar: Folge 1, Folge 2, Folge 3.

5. “Gedruckte Magazine haben etwas herrlich Sinnliches” – Christoph Schwennicke über Print-Liebe, Online-Journalismus und die Aussichten fürs LSR.
(turi2.de, Markus Trantow)
Im Interview mit “turi2” spricht Christoph Schwennicke über seine journalistische Karriere, einschließlich seiner Zeit bei “Cicero” und Corint Media. In dem Gespräch geht es unter anderem um seine damaligen Bemühungen, das Leistungsschutzrecht gegen die US-amerikanischen Tech-Giganten durchzusetzen, den politischen Journalismus in Deutschland und Schwennickes neue Rolle bei t-online.de.

6. Das waren 2023 die meistgelesenen Wikipedia-Artikel
(spiegel.de)
Die englischsprachige Wikipedia hat eine Übersicht der am häufigsten aufgerufenen Artikel des Jahres 2023 veröffentlicht. Jener über ChatGPT führt die Liste an. Insgesamt wurden die Wikipedia-Artikel in allen Sprachen zu dem KI-Chatbot über 78 Millionen Mal aufgerufen. Unter den Top 3 der englischsprachigen Wikipedia-Beiträge finden sich auch ein Überblick über bemerkenswerte Todesfälle im Jahr 2023 und ein Artikel über die Cricket-Weltmeisterschaft.

Kontrolliert euch!, Grimme-Institut in Finanznot, Influencer-Lifestyle

1. Kontrolliert euch!
(taz.de, Elisa Pfleger)
Christine Knaevelsrud ist Professorin für Psychologie an der Freien Universität Berlin und am Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit. Der “taz” hat sie fünf mögliche Strategien für den Umgang mit belastenden Kriegsnachrichten genannt: “Reaktion annehmen und ­Wirkung verstehen”, die “eigenen Intentionen hinterfragen”, “Zeitfenster festlegen”, sich vom Kriegs­geschehen abgrenzen und den “Austausch suchen”.

2. Aktionsplan zur Regulierung von Social Media vorgestellt
(epd.de)
Der von der Unesco vorgestellte Aktionsplan zur Regulierung Sozialer Medien sei das Ergebnis eines umfassenden Konsultationsprozesses, bei dem über 18 Monate lang mehr als 10.000 Beiträge aus 134 Ländern gesammelt wurden. Laut Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay hätten Soziale Medien zwar den Fortschritt bei der Redefreiheit gefördert, aber auch die Verbreitung von Falschinformationen und Hassrede beschleunigt, was eine große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt darstelle: “Um den Zugang zu Informationen zu schützen, müssen wir diese Plattformen unverzüglich regulieren und zugleich das Recht auf freie Meinungsäußerung und Menschenrechte beschützen”.

3. Grimme-Institut in Finanznot
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries)
Wie gestern in “6 vor 9” zu lesen war, befindet sich das Grimme-Institut, vor allem bekannt durch den renommierten Grimme-Preis, in einer finanziellen Schieflage mit einem Defizit von 320.000 Euro in diesem Jahr und voraussichtlich 430.000 Euro im kommenden Jahr. Diese Situation hat in der Medienbranche Besorgnis ausgelöst. Es gibt bereits zwei offene Briefe zu dem Thema. Auch René Martens, freier Medienjournalist und Mitglied der Grimme-Nominierungskommission, sorgt sich um die Zukunft der Medienpreise.

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4. EU fördert Medien-Zusammenarbeit über Grenzen hinweg
(verdi.de)
Die Europäische Kommission fördert mit elf Millionen Euro die “grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Nachrichtenmedien sowie Medien, die einen direkten Beitrag zum demokratischen Leben leisten”. Der verlinkte Artikel gibt Auskunft darüber, wer sich bis wann um die Fördermittel bewerben kann. Weitere Informationen finden sich auf der eigens eingerichteten Webseite der Europäischen Kommission.

5. “Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Uwe Esser von ARD Media äußerte sich gegenüber “DWDL” zufrieden mit der TV-Vermarktung im Jahr 2023, die trotz einiger Herausforderungen fast das Niveau des Vorjahres erreicht habe. Das Jahr werde als Erfolg gewertet, insbesondere wegen der stabilen Reichweiten im Vorabendprogramm und trotz der allgemein sinkenden Reichweiten in der Branche: “Es war ein schwieriges Jahr, aber wir sind zum Ende hin mit einem blauen Auge davongekommen und liegen, den WM-Effekt herausgerechnet, knapp unter Vorjahr.”

6. Bali, Benz & Balenciaga: Hat der Luxus-Lifestyle ausgedient?
(ndr.de, Philipp Nöhr, Video: 23:49 Minuten)
Influencer präsentieren auf Social Media einen luxuriösen Lebensstil mit First-Class-Flügen, teuren Klamotten und Autos, was insbesondere junge Menschen beeinflusst, wie Studien zeigen. In dem Film des Medienmagazins “Zapp” kommen verschiedene Stimmen zu Wort: Lion Salijevic, Erfinder des Formats “Wie viel ist dein Outfit wert”, die Influencerin Marie von den Benken, die Nachhaltigkeits-Influencerin Milena Glimbovski sowie Kapitalismuskritiker und Influencer-Experte Ole Nymoen.

7. X – Muss man da jetzt nicht raus?
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:38 Minuten)
Als zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins durfte der “6-vor-9”-Kurator etwas über die jüngsten Entwicklungen bei X sagen, dem Twitter-Nachfolger. Es geht um einen selbsternannten Freiheitskämpfer, das Vereinsheim der Hells Angels und die Frage, warum man manchmal ein Frosch sein sollte.

KW 46/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Geht’s noch? Weshalb haben Medien Hubert Seipels Putin-PR so gerne verbreitet?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 25:54 Minuten)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel, bekannt für seine Bücher über und Interviews mit Wladimir Putin, soll Recherchen von ZDF und “Spiegel” zufolge 600.000 Euro aus Russland erhalten haben. Der NDR hat daraufhin eine Untersuchungskommission eingerichtet, der Verlag Hoffmann und Campe Seipels Bücher aus dem Verkauf genommen. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit der Osteuropa-Historikerin Franziska Davies über den Fall, die nicht überrascht ist, dass Seipel Geld aus Russland bekommen hat.

2. Schlagabtausch zwischen Lindemann-Anwalt und Spiegel-Anwalt über MeeToo
(youtube.com, Felix W. Zimmermann, Video: 1:06:58 Stunden)
Im “LTO-Streitgespräch” zwischen den Rechtsanwälten Simon Bergmann (vertritt unter anderem Till Lindemann und Luke Mockridge) und Marc-Oliver Srocke (vertritt unter anderem den “Spiegel”) diskutieren die beiden Juristen anhand aktueller Fälle über das Thema Verdachtsberichterstattung. Außerdem geht es um Cancel Culture, Berichterstattung trotz eingestellter Ermittlungsverfahren und den sogenannten “fliegenden Gerichtsstand”. Eine leidenschaftlich geführte und medienethisch wie rechtlich spannende Debatte.

3. Mafia, Korruption, Sex: Die Skandale des Silvio Berlusconi
(macht-und-millionen.podigee.io, Solveig Gode & Kayhan Özgenç, Audio: 53:23 Minuten)
In “Macht und Millionen” berichten Solveig Gode und Kayhan Özgenç von “Business Insider” regelmäßig über spektakuläre Wirtschaftsverbrechen. Diesmal geht es um die Skandale des italienischen Medienmoguls Silvio Berlusconi und insbesondere um dessen Verbindungen zur Mafia.

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4. Wie wir durch True Crime zu Mittätern werden
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 20:10 Minuten)
Bei “Läuft”, der “Programmschau” von epd medien und Grimme-Institut, geht es in der aktuellen Folge um das erfolgreiche, aber nicht unumstrittene True-Crime-Genre. Der Schriftsteller und Fernsehkritiker Torsten Körner findet es beispielsweise “einerseits widerlich, zum anderen lächerlich – und auf jeden Fall medienethisch bedenklich”. Alexander Matzkeit hat Körner nach dessen Beweggründen für diese Einschätzung gefragt.

5. Undercover in der Hitler-Zeitung
(br.de, Linus Lüring & Victoria Koopmann, Audio: 23:24 Minuten)
In der Sendung “Undercover in der Hitler-Zeitung” geht es um die journalistische Undercover-Arbeit von Paula Schlier im Jahr 1923. Sie schleuste sich damals in den “Völkischen Beobachter” ein, das Propagandablatt der NSDAP, um zu den Machenschaften der Nationalsozialisten zu recherchieren. Dabei wurde sie überraschend Zeugin des historischen, gescheiterten Hitler-Putsches vom 8. November 1923. Die von der BR-Journalistin Paula Lochte recherchierte Geschichte basiert auf Schliers Tagebüchern und Memoiren und bietet Einblicke in die Frühzeit des Nationalsozialismus.

6. Galleripky – Fotografie mit Paul Ripke
(ardmediathek.de, Benjamin Rost, Videoserie mit vier Folgen zu je etwa 30 Minuten)
Fotograf, Podcaster, Multitalent Paul Ripke hat für die ARD recherchiert, wie erfolgreiche Fotografen und Fotografinnen zu ihren Bildern kommen. In der ersten Folge geht es um Eventfotografie (“vom Rockfestival zur Trauung”), in der zweiten um Porträtfotografie (“Intimität im Studio”), in der dritten um Naturfotografie (“Alpenpanorama und Wildlife”) und in der vierten Folge um Straßenfotografie (“Architektur und Ruhrgebiets-Flair”).

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