Suchergebnisse für ‘anonym’

551 Fragen der Union, Eingriff von Bezos, Höchststand an Rügen

1. Union empört mit Fragen zu NGOs
(tagesschau.de)
Die Unionsfraktion hat Anfang der Woche eine sogenannte Kleine Anfrage zur politischen Neutralität von Nichtregierungsorganisationen in den Bundestag eingebracht. In der sonst auf wenige Punkte beschränkten Anfrage werden 551 Fragen zu zivilgesellschaftlichen Initiativen gestellt, darunter auch zu Organisationen wie “Correctiv” und Netzwerk Recherche. Dagegen regt sich breiter Widerstand: Reporter ohne Grenzen sieht darin den Versuch, kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft einzuschüchtern. Netzwerk Recherche hält das Vorgehen für “eine gefährliche Entwicklung, wenn die Union die Gemeinnützigkeit etablierter journalistischer Organisationen in Frage stellt”. Die Deutsche Journalisten-Union in Verdi spricht von einem “parteipolitischen Angriff auf die Demokratieförderung”. Auch der Deutsche Journalisten-Verband übt massive Kritik an dem Vorgang. Attac spricht von einem “Großangriff auf die demokratische Zivilgesellschaft”. Die Amadeu Antonio Stiftung von einer “Misstrauenskampagne gegen die Zivilgesellschaft”. Die ebenfalls von der Anfrage betroffene Organisation Campact hat einen Appell gestartet: “Merz gegen uns alle: Angriff auf die Zivilgesellschaft abwehren!” Und in der “Frankfurter Rundschau” kommentiert Leo Fischer: “Man kann die Gefahren benennen, die darin bestehen, wenn eine künftige Kanzlerpartei die kritische Zivilgesellschaft auf eine Weise angreift, die man bisher nur von Trump und Orbán kannte. Man kann aber auch ganz anders fragen – beispielsweise so: Habt ihr eigentlich alle den Arsch offen?!”

2. Bezos mischt sich in Meinungsbeiträge der “Washington Post” ein
(sueddeutsche.de)
Wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, nimmt Amazon-Gründer Jeff Bezos zunehmend Einfluss auf die “Washington Post”, deren Eigentümer er ist. Bezos lenke das Meinungsressort in eine libertäre Richtung mit Fokus auf persönliche Freiheiten und freie Märkte. Zuvor hatte er bereits eine Wahlempfehlung der Zeitung für Kamala Harris verhindert, was zu Abo-Kündigungen und Kritik innerhalb der Redaktion führte. Die “New York Times” sähe darin einen Rechtsruck in der Ausrichtung der “Washington Post”.

3. Weißes Haus sucht Reporter künftig selbst aus
(taz.de)
Das Weiße Haus will offenbar die regierungsunabhängige White House Correspondents’ Association (WHCA) entmachten, die darüber entscheidet, welche Journalistinnen und Journalisten aus dem Oval Office oder der Präsidentenmaschine berichten dürfen. Damit würde eine jahrzehntelang eingeübte Praxis zu Ende gehen. WHCA-Präsident Eugene Daniels kommentiert: “In einem freien Land dürfen Anführer nicht in der Lage sein, ihr eigenes Pressekorps auszuwählen.”

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4. Trump droht Medien und Autoren bei Verwendung anonymer Quellen
(spiegel.de)
Und noch einmal Donald Trump: Der US-Präsident drohe Medien, Autoren und Verlagen mit rechtlichen Schritten, wenn diese sich auf anonyme Quellen berufen, und stelle die Möglichkeit eines entsprechenden neuen Gesetzes in den Raum. Hintergrund ist offenbar ein Enthüllungsbuch des Autors Michael Wolff, das Trump unter anderem als psychisch angeschlagen nach einem Attentat beschreibt.

5. Presserat: Höchststand an Rügen
(verdi.de)
Der Deutsche Presserat verzeichne einen Höchststand bei den öffentlichen Rügen, insbesondere wegen Verstößen gegen die journalistische Sorgfaltspflicht wie mangelnde Recherche und irreführende Überschriften. Zudem habe es zahlreiche Rügen wegen Verletzungen des Persönlichkeitsschutzes gegeben, etwa durch die Veröffentlichung von Opferfotos ohne Einwilligung der Angehörigen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 2.215 Beschwerden eingegangen, von denen ein Drittel als unbegründet eingestuft worden sei.

6. Zurück in die Zukunft: Der Rachefeldzug des Stefan Raab
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm beschreibt Stefan Raabs TV-Comeback als Rachefeldzug, bei dem dieser mit alten Erfolgsrezepten versuche, “die deutsche ESC-Ehre” zu retten und das deutsche Fernsehen neu zu prägen. Dabei inszeniere sich Raab als unerschütterlicher Perfektionist, der nicht verlieren kann, aber möglicherweise den Anschluss an die veränderte Medienwelt verpasst hat. Raabs Ehrgeiz scheine ungebrochen, aber es bleibe fraglich, ob sein alter Stil und seine alten Methoden heute noch funktionieren.

7. Friede Springer als Berliner Ehrenbürgerin
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:27 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Verleihung der Berliner Ehrenbürgerwürde an Friede Springer: “Eine Stadt, die demokratische Werte und sozialen Zusammenhalt ernst nimmt, sollte ihre höchste Ehrung nicht an jemanden vergeben, dessen Medien jahrelang zur gesellschaftlichen Spaltung beigetragen haben. Berlin kann mehr. Aber Berlin sollte auch mehr wollen.”

Hart aber leer, “Bedrohung für die Menschheit”, Wie viel Wertung?

1. Hart aber leer: Das Wahlkampf-Fernsehen in der Reformstau-Falle
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader kritisiert, dass der zurückliegende TV-Wahlkampf hektisch, oberflächlich und auf Konfrontation ausgerichtet gewesen sei. Die Medien hätten dabei genau die Probleme reproduziert, die sie der Politik vorwerfen: Schnelle Themenwechsel, dramatische Inszenierungen und Problembeschreibungen ohne Lösungsansätze. Schader fordert ein Umdenken in der Politikberichterstattung, die statt Show und Polarisierung die politische Gestaltungsfähigkeit und Kooperation stärker in den Fokus rücken solle.

2. “Bedrohung für die Menschheit”
(verdi.de, Wilfried Urbe)
Im Interview mit dem Verdi-Medienmagazin “M” spricht Günter Wallraff über die massive Bedrohung durch Desinformation, die systematisch eingesetzt werde, um Demokratien zu destabilisieren, insbesondere über Social-Media-Plattformen wie X und TikTok. Er warnt vor der wachsenden Macht von Milliardären wie Elon Musk, die mit populistischen und antidemokratischen Kräften zusammenarbeiten würden, um eine neue autoritäre Weltordnung zu formen. Um dem entgegenzuwirken, fordert Wallraff stärkere staatliche Maßnahmen, eine bessere Medienbildung und eine geeinte demokratische Gegenbewegung.

3. Vor Deutschland-Wahl: X und Meta akzeptierten Werbung mit rassistischen Gewaltaufrufen
(derstandard.at, Andreas Proschofsky)
Ein Experiment der Verbraucherschutzorganisation Ekō zeige, dass sowohl X als auch Meta Werbeanzeigen mit rassistischen Gewaltaufrufen weitgehend akzeptiert hätten, obwohl diese eindeutig gegen geltendes Recht und die Richtlinien der Plattformen verstoßen würden. Während X offenbar alle Anzeigen ungeprüft zugelassen habe, habe Meta etwa die Hälfte innerhalb von zwölf Stunden genehmigt.

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4. TikTok und X pushen rechte Parteien
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter schreibt, dass die Algorithmen von X und TikTok rechte Parteien, insbesondere die AfD, überproportional häufig anzeigen und so deren Reichweite künstlich erhöhen würden. Studien würden zudem zeigen, dass auf TikTok viele anonyme oder KI-generierte Accounts AfD-Inhalte verbreiten, was auf eine koordinierte Manipulation hindeute. Während TikTok die Vorwürfe zurückweise und X nicht reagiere, bleibe unklar, ob diese Verstärkung absichtlich geschieht oder ein unbeabsichtigter Nebeneffekt der algorithmischen Engagement-Maximierung ist.

5. Wie viel Wertung steckt in nachrichtlichen Begriffen?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 35:45 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, wie viel Wertung in nachrichtlichen Begriffen steckt. Es diskutieren der DLF-Hörer Hermann Klatt und DLF-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

6. Wie es besser werden könnte
(taz.de, Yannik Achternbosch)
In seinem Essay argumentiert Yannik Achternbosch, dass konstruktiver Journalismus notwendig sei, um eine Balance zwischen der Flut schlechter Nachrichten und toxischer Positivität zu finden. Soll heißen: Probleme ehrlich anzuerkennen, aber gleichzeitig lösungsorientiert zu berichten. Trotz der Herausforderungen bei der Suche nach wirklich konstruktiven Nachrichten könne ein solcher Ansatz Menschen motivieren, sich zu engagieren und Veränderungen aktiv mitzugestalten.

RBB-Justiziariat getäuscht?, Zerstörung des ORF, Knast­zei­tungen

1. Täuschte die Redaktion ihre Hausjuristen?
(tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich & Cristina Marina & Jost Müller-Neuhof)
“Der rbb hat im Zuge seiner Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar schwerwiegende Fehler gemacht. Er hat Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan.” Dies schrieb der öffentlich-rechtliche Sender in eigener Sache am Freitag in einer Pressemitteilung. Wie aus einer Antwort des RBB auf eine “Tagesspiegel”-Anfrage hervorgehe, könnte auch das hauseigene Justiziariat von der Redaktion getäuscht worden sein. Nun wolle der Sender “die Vorgänge auch journalistisch rekonstruieren und eine Aufarbeitung publizieren”.

2. “Die Zerstörung des ORF beginnt”
(arminwolf.at)
Armin Wolf kritisiert die Medienpolitik einer künftigen blau-schwarzen Koalition aus FPÖ und ÖVP in Österreich: “Sie wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk de facto verstaatlichen und dabei Programm und Personal massiv reduzieren.” Wolf, der selbst beim öffentlich-rechtlichen ORF arbeitet, warnt vor einer möglichen Umwandlung des Senders in einen staatlich kontrollierten “Grundfunk”. Zu seinem Text veröffentlicht er den offenen Brief der ORF-Redaktionsvertretung: Die Zerstörung des ORF.

3. Haben Medien zur Polarisierung beigetragen?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 57:52 Minuten)
Beim Deutschlandfunk (DLF) wurde ausführlich über die Corona-Berichterstattung der vergangenen Jahre gesprochen: “Welche Fehler haben Medien während der Corona-Pandemie gemacht? Welche blinden Flecken gab es? Wie hat das zur Polarisierung beigetragen?” Es diskutieren: der Journalisten Georg Mascolo, Kathrin Kühn aus der DLF-Wissenschaftsredaktion und der Medienforscher Carsten Reinemann.

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4. Feminismus im Archiv
(taz.de, Simone Schmollack)
“Zeit Online” hat seine feministische Kolumne “10 nach 8” nach zehn Jahren eingestellt. Zur Begründung heißt es, dass die Redaktion ihre “eigene Berichterstattung in diesen Bereichen erheblich ausgebaut” habe. Die Kolumne, insgesamt rund 2.000 Beiträge von etwa 600 Autorinnen aus verschiedenen Ländern, bleibe jedoch im Onlinearchiv verfügbar. Im Frühjahr erscheine außerdem eine Anthologie mit ausgewählten Texten.

5. Hass allein ist noch kein Geschäftsmodell
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Mit Blick auf die Abwanderung von Nutzerinnen und Nutzern sowie die schlechte finanzielle Situation bei X (vormals Twitter) kommentiert Matthias Schwarzer: “Es ist eine Entwicklung, die sich auch Mark Zuckerberg genau anschauen sollte. Der Meta-Chef hat seine Dienste in den vergangenen Wochen ebenfalls umgebaut – als eine Art Treueschwur für Donald Trump. Auf Facebook und Instagram ist es mittlerweile erlaubt, Frauen oder LGBTQIA-Personen zu beleidigen. Führt Zuckerberg diesen Kurs fort, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis seinen Plattformen dasselbe Schicksal blüht wie X.”

6. Viele deut­sche Knast­zei­tungen online ver­öf­f­ent­licht
(lto.de, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer beschreibt, wie die Aktivistin Lilith Wittmann mit ihrem Projekt “Knastarchiv” erstmals eine Vielzahl deutscher Gefängniszeitungen gesammelt und online zugänglich gemacht hat, um mehr Transparenz über den Alltag in Haftanstalten zu schaffen. Wittmann habe bislang 500 Ausgaben von 19 verschiedenen Zeitungen aus 18 deutschen Gefängnissen gesammelt. Um die Anonymisierung kümmere sie sich selbst: “In den Ausgaben, die Wittmann auf Papier oder als Datei zugesandt bekommt, ist fast nie etwas geschwärzt. Sie holt das selbst nach. Wittmann sieht jede Ausgabe durch und entfernt Namen von Gefangenen und einfachen Beamten.” Einzige Ausnahme sei eine gewisse “Beate Z.”.

Berichterstattung untersagt, An Eides statt, Intime Szenen beim Film

1. RBB darf Vor­würfe im Fall Gelb­haar nicht ver­b­reiten
(lto.de, Luisa Berger)
“Der RBB berichtete über Vorwürfe von Frauen gegen den Politiker Gelbhaar – und musste sie kurz darauf wegen Recherchefehlern in Teilen wieder zurücknehmen. Nun untersagte das [Landgericht] Hamburg dem Sender auch weitere Berichterstattung.” Luisa Berger fasst den Fall bei “Legal Tribune Online” zusammen – und zwar sowohl inhaltlich als auch juristisch.

2. Wie funktioniert so eine eidesstattliche Versicherung im Journalismus?
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
In seiner inzwischen gerichtlich untersagten Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar berief sich der RBB auch auf eine eidesstattliche Versicherung. Lisa Kräher erklärt bei “Übermedien”, dass eidesstattliche Versicherungen (EV) in journalistischen Texten dazu dienen können, die Glaubwürdigkeit anonymer Quellen zu untermauern und die Berichterstattung rechtlich abzusichern. Medienhäuser seien jedoch keine Behörden, daher habe eine EV juristisch erst dann Gewicht, wenn sie in einem presserechtlichen Verfahren vor Gericht vorgelegt werde. Außerdem warnt Kräher: “Nur, weil jemand etwas in einer eidesstattlichen Versicherung angibt, ist das nicht zwingend richtiger bzw. glaubhafter als Aussagen anderer Quellen. Deshalb ist eine eidesstattliche Versicherung auch kein Freibrief für Journalisten, Inhalte oder deren Absender weniger genau zu überprüfen als andere Aussagen.”

3. “Samma, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Während der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident fragte ein Simultandolmetscher des Senders Phoenix on air die Regie: “Samma, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?” Phoenix erklärte später, dass es sich um eine technische Panne gehandelt habe, und betonte, dass die Äußerung nicht die Meinung des Senders widerspiegele.
Weiterer Lesetipp: Bei n-tv.de erklärt Dolmetscher Frank Deja, dass er eine falsche Taste gedrückt habe und deshalb ungewollt zu hören gewesen sei. Außerdem geht er auf den Inhalt seiner Aussage ein: “Die politischen Inhalte sind nicht das Problem. Ich dolmetsche ständig Leute, mit deren politischen Inhalten ich nicht einverstanden bin. Das Problem bei Trump war, dass er auf einmal anfing, frei zu assoziieren oder dreimal hintereinander dasselbe zu sagen. Diesen wirren Gedankensprüngen zu folgen, ist die Schwierigkeit beim Dolmetschen.” (n-tv.de, Hedviga Nyarsik)

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4. Instagram unterdrückt Suchtreffer
(spiegel.de)
Meta-Chef Mark Zuckerberg kündigte kürzlich einen Kurswechsel hin zu mehr “freier Rede” auf Plattformen wie Instagram und Facebook an. Doch Nutzerinnen und Nutzer hätten festgestellt, dass bei bestimmten Hashtags wie #democrat oder #abortion keine Suchergebnisse kämen, während ähnliche Begriffe wie #republican weiterhin Treffer geliefert hätten. Auf Nachfrage habe Meta erklärt, dass es sich um einen “Fehler” handele, der schnell behoben werde.

5. Reichweite reicht nicht
(verfassungsblog.de, Manu Winau)
Mona Winau argumentiert, dass die Bundesregierung die Nutzung von Social-Media-Plattformen wie X und Facebook nicht mit ihrem verfassungsrechtlichen Informationsauftrag rechtfertigen könne, da dort Inhalte vor allem nach der Aufmerksamkeitsökonomie priorisiert würden und nicht die sachliche und neutrale Information gefördert werde. Winau kritisiert, dass die Präsenz des Staates auf den Plattformen nicht nur deren Reichweite erhöhe, sondern indirekt auch Desinformation und populistische Inhalte fördere.

6. Intime Szenen beim Film
(verdi.de, Gunter Becker)
Gunter Becker hat mit der Bremer Intimitätskoordinatorin Sarah Lee über deren Arbeit gesprochen, die zunehmend Teil von Film- und TV-Produktionen sei. Lee erklärt, wie sie intime Szenen choreografiert, um Sicherheit, Einvernehmen und erzählerische Wirkung zu gewährleisten, und welche zwischenmenschlichen und technischen Fähigkeiten dafür erforderlich sind.

Das große Beben, Warnstreiks, “Propaganda-Instrument des BSW”?

1. Das große Beben
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske kritisiert die seiner Ansicht nach unzureichende und oft naive Berichterstattung von Medien über den Aufstieg der AfD in Ostdeutschland. Er betont, dass Journalisten und Journalistinnen aufgrund von Personalmangel und Bedrohungen Schwierigkeiten hätten, die zunehmende Radikalisierung und deren Auswirkungen angemessen darzustellen: “Ähnlich wie die Politik agiert der Journalismus zunehmend als Getriebener. In den Medien läuft als Endlosschleife: abschieben, abschieben, abschieben. Warum wird trotz erdrückender Beweislage nicht über ein Verbotsverfahren gegen die AfD diskutiert? Man kann das aus guten Gründen ablehnen, aber dem Publikum das Pro und Contra vorzuenthalten, ist ein kollektives Versagen des Journalismus.”

2. Gemeinnütziger Journalismus braucht bundeseinheitliche Anerkennung und Finanzierungsgrundlagen
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Erst vor wenigen Tagen erinnerte die Organisation Reporter ohne Grenzen die Regierungskoalition an ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag (siehe die “6 vor 9” vom Mittwoch): “Non-Profit-Journalismus muss als eigenständiger gemeinnütziger Zweck in der Abgabenordnung verankert werden.” Auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) mahnt zur Umsetzung des Koalitionsvorhabens: “Die dju fordert, den gemeinnützigen Journalismus nun über das Steuerfortentwicklungsgesetz, das ab heute im Bundestag diskutiert wird, in die Abgabenordnung aufzunehmen.”

3. Inhaftierten Journalisten eine Stimme geben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) hat zusammen mit dem französischen Magazin “Society” die “Prison Papers” veröffentlicht. “Mehr als 550 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit im Gefängnis. Täglich gehen Medienschaffende enorme Risiken ein, weil sie Missstände aufdecken und Ungerechtigkeiten anprangern”, sagt ROG-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Mit den Prison Papers gehen wir neue und kreative Wege, um ihre Geschichten lebendig zu halten. Wir hoffen, dass ihre Geschichten die Welt zum Handeln anspornen, für ihre Freilassung zu kämpfen und die unerbittliche Verfolgung von Medienschaffenden zu beenden.”

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4. “Ein Propaganda-Instrument des BSW”
(taz.de, Martin Seng)
Die “taz” hat den Politikwissenschaftler Markus Linden zur Bedeutung der “Nachdenkseiten” befragt, einem Blog, das sich “vom linken Medium zur Plattform mit Putin-Narrativen” entwickelt habe. Lindens Fazit: “Die Nachdenkseiten sind ein klares Propaganda­instru­ment des BSW […]. Das Portal und auch die Berliner Zeitung bilden ein mediales Vorfeld für das BSW, wo sie Agenda und Narrative setzen. Man spielt dieselbe Rolle wie Schnellroda für die AfD, nur ohne Rassismus und von links kommend.”

5. Schwere Vorwürfe gegen Leiterin des Film Festival Cologne
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, habe eine Gruppe von neun ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Film Festival Cologne in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen die Festivalleiterin Martina Richter erhoben, darunter Machtmissbrauch, ein toxisches Arbeitsklima, Mobbing und ein intransparenter Umgang mit öffentlichen Fördergeldern. Richter weise die Anschuldigungen zurück, bedauere die anonyme Form des Briefes und erkläre, dass sie ihre Verantwortung als Geschäftsführerin ernst nehme.

6. Erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF
(verdi.de)
“M”, das Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi, berichtet über erneute Warnstreiks bei ARD und ZDF. Die Gewerkschaft fordere 10,5 Prozent mehr Gehalt, die Rundfunkanstalten böten jedoch lediglich knapp 2,4 Prozent pro Jahr an. Zudem habe die Arbeitsgemeinschaft der Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio in einem Brief an die Ministerpräsidentenkonferenz die aktuellen Vorschläge des sogenannten Zukunftsrats kritisiert und gefordert, die Programmmacher in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Raabs Comeback, Ankerplatz von Rechtsextremisten, “MrBeast”

1. Raabs doppeltes Show-Comeback: Alles wie immer – aber reicht das?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei hat sich das mit großem Aufwand vorbereitete Comeback von Stefan Raab bei RTL (oder genauer: bei RTL+) angesehen. Raab habe seine lange TV-Abstinenz nicht ausreichend genutzt, um sich oder sein Format neu zu erfinden. Entsprechend skeptisch fällt Kreis Fazit aus: “Ob so viel Aufgewärmtes reicht, um die Comeback-Euphorie dauerhaft zu entfachen, bleibt eine spannende Wette, die RTL in den nächsten Jahren für viel Geld eingeht.”

2. Verfassungsschutz sieht Telegram als Ankerplatz von Rechtsextremisten
(zeit.de)
In einer Broschüre des Bundesamts für Verfassungsschutz (PDF) warne die Behörde vor der Kommunikationsplattform Telegram, die sich “in den vergangenen Jahren zu einer Anker- und Sammelstelle verschiedener rechtsextremistischer Szenen entwickelt” habe. Die Plattform biete aufgrund ihrer Anonymität und fehlender Moderation ein sicheres Umfeld für rassistische, antisemitische und gewaltorientierte Äußerungen.

3. Wer hat hier die Hosen an? Wie Medien über den Kleidungsstil in der Politik berichten
(genderleicht.de, Angelika Knop)
Medienberichte über den Kleidungsstil von Politikerinnen und Politikern würden zeigen, dass Frauen oft nach strengeren Maßstäben beurteilt werden, analysiert Angelika Knop. Ein Vergleich zwischen der ehemaligen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und deren Nachfolger Boris Pistorius mache dies deutlich. Knop hat sich in nationalen und internationalen Medien nach weiteren Beispielen umgesehen.

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4. Spanien will Fake News bekämpfen
(taz.de, Reiner Wandler)
Die spanische Regierung habe einen “Aktionsplan für die Demokratie” vorgelegt, um gegen “Fake News” vorzugehen und das Recht auf wahrheitsgemäße Information zu sichern. Demnach sollen Medien künftig ihre Eigentums- und Finanzierungsstruktur offenlegen, um Transparenz zu gewährleisten. Zudem plane die Regierung eine Reform von Gesetzen, die das Recht auf freie Meinungsäußerung beeinträchtigen könnte. Ziel sei es, den Missbrauch des Rechtssystems zu verhindern.

5. Britischer “Observer” steht zum Verkauf
(tagesspiegel.de)
Die britische “Guardian”-Mediengruppe wolle sich vom “Observer” trennen, der ältesten Sonntagszeitung der Welt. Sie führe Verkaufsverhandlungen mit dem Unternehmen Tortoise Media, das mehr als 30 Millionen Euro in den “Observer” investieren wolle, um sowohl die gedruckte Ausgabe als auch das digitale Angebot auszubauen.

6. Kandidaten verklagen MrBeast wegen »dauerhafter Misshandlung«
(spiegel.de)
Der reichweitenstärkste Youtuber der Welt, “MrBeast”, habe juristischen Ärger. Fünf ehemalige Teilnehmer der von “MrBeast” produzierten “Beast Games” würden ihn und Amazon wegen schlechter Arbeitsbedingungen und sexueller Belästigung im Umfeld der Produktion verklagen. Die Klage werfe den Verantwortlichen unter anderem vor, Mindestlöhne und Überstunden nicht gezahlt sowie keine ausreichenden Essens- und Ruhepausen gewährt zu haben.

KW 36/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Warum sich Nachrichtenmeldungen oft wiederholen
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 30:56 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Fragen, ob und warum sich bei den Nachrichten “ständig dieselben Meldungen wiederholen”. Es diskutieren DLF-Hörer Luc Perraudin, Judith Möller vom Hans-Bredow-Institut und DLF-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

2. Mit keiner Sache gemein machen?
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 23:09 Minuten)
“BR 24 Medien” geht dem wohl bekanntesten Zitat des Journalismus nach: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich mit keiner Sache gemein macht, auch nicht mit einer guten”. Die oben verlinkte Folge eins beschäftigt sich mit der Geschichte des Satzes, der dem Journalisten Hanns Joachim Friedrichs zugeschrieben wird. Folge zwei geht den Fragen nach: “Stimmt er? Macht sich ein guter Journalist mit keiner Sache gemein?” Als Expertinnen und Experten sind der ehemalige “Spiegel”-Journalist Cordt Schnibben, die NDR-Moderatorin Anja Reschke und der Kommunikationswissenschaftler Christian Hoffman von der Universität Leipzig dabei.

3. Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung 2024
(youtube.com, Sozialministerium Österreich, Video: 1:29:20 Stunden)
Der Papageno-Medienpreis des österreichischen Sozialministeriums zeichnet herausragende journalistische Beiträge aus, die sich verantwortungsvoll mit dem Thema Suizidprävention auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung einer sensiblen Berichterstattung, die Nachahmungstendenzen reduziert und gleichzeitig Betroffenen Wege aus der Krise aufzeigt. Besonders gewürdigt werden Arbeiten, die positive Bewältigungsstrategien thematisieren und dazu beitragen, der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine Übersicht mit verschiedenen Hilfsangeboten bieten “Spiegel” und “taz”.)

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4. Wissenschaftsjournalismus – Reicht es, sich nur schlau zu machen?
(fachjournalist.de, Swane Jung, Audio: 11:31 Minuten)
Swane Jung spricht mit dem freien Wissenschaftsjournalisten Tim Schröder über die Arbeit als Wissenschaftsjournalist. Im Gespräch teilt Schröder Einblicke in seinen Werdegang und erklärt, was diesen journalistischen Bereich ausmacht. Zudem gibt er wertvolle Tipps für den erfolgreichen Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus.

5. Fritz Jergitsch – Gründer der Satire-Website “Die Tagespresse”
(youtube.com, Peter Blau, Audio: 30:55 Minuten)
Im ORF-Podcast sprechen Peter Blau und Fritz Jergitsch über die Entstehung des satirischen Projekts “Die Tagespresse” und dessen Einfluss auf die österreichische Medienlandschaft. Blau beleuchtet dabei den satirischen Zugang der “Tagespresse” zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Außerdem diskutieren die beiden darüber, wie Satire als journalistisches Mittel eingesetzt werden kann, um Missstände humorvoll und dennoch kritisch aufzuzeigen.

6. Haariges Statussymbol – Wie gefährlich ist das Geschäft mit den Glatzen?
(youtube.com, Sashka, Video: 23:47 Minuten)
Die Youtuberin Sashka spricht über Haartransplantationen und deren Risiken, die in den derzeit gehäuft vorkommenden Influencer-Kooperationen nicht ausreichend thematisiert würden. Sie betont, dass viele Menschen, vor allem Männer, unter Haarausfall leiden und oft zu schnellen und teuren Lösungen wie Haartransplantationen greifen, ohne die Risiken oder Alternativen zu bedenken. Auf verschiedenen Videoplattformen finden sie reichlich Werbung dafür, präsentiert von reichweitenstarken Influencern.

Betr.: “Anwältin des Solingen-Terroristen”

Zum Anschlag in Solingen am vergangenen Freitag, bei dem drei Menschen getötet worden sind, und ein Mann aus Syrien als Tatverdächtiger gilt, fragen die “Bild”-Medien heute:

Wie schaffte es der Solingen-Terrorist, das deutsche Asylsystem auszutricksen?

Laut “Bild” so:

[Issa al H.] umging seine Abschiebung, indem er beim ersten Termin nicht auftauchte und die sechsmonatige Frist verstreichen ließ. Danach meldete er sich wieder, bekam den Schutzstatus und durfte bleiben.

(Das ist eine recht kurze Zusammenfassung des Geschehens. Ausführlicher kann man das beispielsweise hier oder hier nachlesen.)

Die nächste Frage der “Bild”-Medien:

Woher wusste er, dass das funktioniert?

Da hat die Redaktion eine mögliche “Beraterin” ausfindig gemacht, “eine Rechtsanwältin, die auf Abschiebe-Verhinderung spezialisiert” sei:

Nach BILD-Informationen vermuten Behörden, dass sie [al H.] erklärte, wie er die Abschiebung abwenden und wann er wieder risikofrei mit staatlichen Stellen in Kontakt treten konnte.

“Bild” schreibt recht ausführlich über die Rezensionen, die die Anwältin von früheren Mandanten bekommen haben soll, über den von der Kanzlei betriebenen Instagram-Account und lässt einen anonymen “Branchenkollegen” den “Internet-Auftritt der Anwältin” “analysieren”; irgendetwas Illegales, was die Frau gemacht haben soll, speziell im Zusammenhang mit der möglicherweise stattgefundenen Beratung für Issa al H., kann die “Bild”-Redaktion hingegen nicht nennen. Im Gegenteil. Sie schreibt:

Was fragwürdig klingt, ist Alltag in Deutschland. So wie Steuerberater versuchen, mithilfe von Schlupflöchern Steuern zu sparen, suchen Asylanwälte nach Lücken im Asylsystem. Die Anwältin von [al H.] ist eine von Tausenden.

Die Frau scheint einfach ihren Job als Anwältin gemacht zu haben. Und der besteht nun mal unter anderem darin, für die eigenen Mandantinnen und Mandanten das beste Ergebnis herauszuholen, das die Gesetzeslage bietet. Nichts Verbotenes. Dennoch präsentiert “Bild” sie heute wie sonst Schwerverbrecher:

Ausriss Bild-Zeitung - Die Anwältin des Solingen-Terroristen

Die großflächige Unkenntlichmachung stammt von uns. In “Bild” ist ein riesiges Foto der Frau zu sehen, die “Bild”-Redaktion hat ihr Gesicht verpixelt. Genauso auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Half sie dem Solingen-Terroristen, seiner Abschiebung zu entgehen? Migranten feiern Asyl-Anwältin: Empfehle sie jedem

Dass “Bild” die Frau als “Asyl-Anwältin des Solingen-Terroristen” präsentiert, ist bestenfalls fahrlässig formuliert und schlimmstenfalls eine böswillige Verzerrung der Tatsachen: Den Schutzstatus hat Issa al H. Ende 2023 bekommen, also mehrere Monate vor dem Anschlag in Solingen. Er soll zuvor nie als Straftäter aufgefallen sein. Die Frau ist also nicht “die Anwältin des Solingen-Terroristen”, sondern die Anwältin des Mannes, der später wohl als “Solingen-Terrorist” drei Menschen getötet hat. Trotzdem macht die “Bild”-Redaktion sie sprachlich schon fast zu einer Art Komplizin, wenn sie schreibt, “dass diese Anwältin dem Solingen-Terroristen erklärte, wie er die Abschiebung abwenden” konnte.

In derart aufgeladenen Zeiten, in denen schon für Kleinigkeiten Hass und Hetze und Drohungen über Menschen ausgegossen, sie teils tätlich angegriffen werden, ist das unverantwortlich.

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Faeser verbietet “Compact”, BVG erreicht Endstation, “Leuchtturm”

1. Faeser verbietet “Compact”
(tagesschau.de, Michael Götschenberg & Holger Schmidt)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe das rechtsextreme Magazin “Compact” wegen Verstoßes gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verboten. Seit den frühen Morgenstunden würden in mehreren Bundesländern Geschäftsräume und Wohnungen der Verantwortlichen durchsucht, um Beweismaterial zu sichern. Ziel des Verbots sei es, alle Formate und Online-Auftritte von “Compact” zu beenden und das Vermögen zu beschlagnahmen.
Weitere Lesetipps: Wir hatten vergangenen Mittwoch in den “6 vor 9” einen Beitrag über eine “Compact”-Kundgebung verlinkt, bei der eine Regenbogenflagge öffentlich zerrissen und in Brand gesetzt worden war. Außerdem empfehlen wir den BILDblog-Beitrag von Benedikt Frank, in dem dieser bereits im Jahr 2018 über die Verbindungen von “Compact” zu Rechtspopulisten und Rechtsradikalen berichtete.

2. Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen
(netzwerkrecherche.org)
Einmal im Jahr vergibt das Netzwerk Recherche (NR) den “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen”. In diesem Jahr wird die Auszeichnung an das Medienhaus “Correctiv” gehen, das im Januar über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa berichtete. “Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus”, so der NR-Vorsitzende Daniel Drepper: “Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.”

3. Mit wem reden, wenn nichts mehr geht?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 47:25 Minuten)
Die “Helpline” ist laut Eigenbeschreibung eine “unabhängige, anonyme und kostenlose Telefonberatung für mental belastete Journalist*innen”. Dass es sie weiterhin gibt, liegt auch daran, dass sie für ein zweijähriges Förderprogramm der Bundesregierung ausgewählt wurde. Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz sprechen in ihrem Podcast “Druckausgleich” mit Malte Werner, der Projektleiter der “Helpline” ist.

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4. Khesrau Behroz: “Ich bin Öffentlichkeitsjournalist”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:21 Minuten)
Zu Gast bei “Läuft” ist Khesrau Behroz, bekannt für seine dokumentarischen Podcasts. In seiner neuesten Produktion geht es um einen berühmten Mordfall aus dem Jahr 2007: “Judging Amanda Knox”. Behroz spricht mit Alexander Matzkeit darüber, ob er sich selbst als Medienjournalist sieht und warum der Fall Amanda Knox immer noch aktuell ist. Außerdem erklärt er seine verschiedenen Rollen in seiner Produktionsfirma.

5. Katapult kündigt Zeitung für Sachsen an: Ziel sind 500.000 Exemplare
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Das Greifswalder Magazin “Katapult” plane, im August 2024 eine Zeitung für Sachsen herauszugeben, um vor der Landtagswahl über die AfD aufzuklären und die positiven Aspekte der Migration hervorzuheben. Die Finanzierung der angestrebten Auflage von 500.000 Exemplaren solle über Spenden erfolgen. Und auch bei der Verteilung der Zeitung setze “Katapult” auf die Community.

6. Hass und Hetze – BVG verkündet “Endstation”
(tagesspiegel.de, Dominik Mai)
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren dafür bekannt, auf Twitter einen oft humorvollen und direkten Kommunikationsstil zu pflegen, der bei vielen Nutzerinnen und Nutzern beliebt war. Nun haben sie ihre Accounts auf der Social-Media-Plattform X/Twitter wegen zunehmender Hetze und Hass sowie mangelnder Moderation stillgelegt. Das Umfeld auf X entspreche nicht mehr den Werten des Unternehmens.

Ein heißer Herbst?, “Haut endlich ab!”, Anzügliches Instagram

1. ARD-Vorsitzender Kai Gniffke: “ARD 2.0” wird jetzt Realität
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber berichtet im “Tagesspiegel” über die Reformbemühungen der ARD, ist aber skeptisch, ob sie das letzte Wort sind: “Keine wagemutige Prognose ist es, dass die Rundfunkkommission zu weit größeren Synergie-Maßnahmen kommen wird als ARD, ZDF und Deutschlandradio selbst. Ein heißer Herbst kündigt sich an.”

2. Nd erreicht Teilsieg vor Gericht
(verdi.de, Peter Nowak)
Die Tageszeitung “nd” hatte über “fatale Zustände” im Ankunftszentrum für Geflüchtete in Berlin-Tegel berichtet und sich dabei auf anonyme Hinweisgeber bezogen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das das Ankunftszentrum gemeinsam mit anderen Hilfswerken betreibt, ging gegen die Berichterstattung vor und zog vor Gericht. Für die meisten der strittigen Aussagen habe dem Gericht eine eidesstattliche Versicherung der Zeitung gereicht. In vier Fällen gab das Berliner Landgericht jedoch dem DRK recht. Die “nd”-Redaktion müsse nun die betreffenden Passagen aus der Onlineversion des Artikels entfernen und bleibe auf 6.000 Euro Prozesskosten sitzen.

3. Instagram schlägt 13-Jährigen offenbar anzügliche Videos vor
(spiegel.de)
Unter Berufung auf eine Recherche des “Wall Street Journal” berichtet der “Spiegel” von bedenklichen Algorithmen bei Instagram: “Innerhalb des Konzerns soll demnach seit 2022 bekannt sein, dass Instagram Teenagern mehr pornografische und gewaltvolle Inhalte empfehle als Erwachsenen. Minderjährige sahen demnach dreimal so viele eigentlich in der App verbotene Inhalte mit Nacktheit wie Erwachsene, heißt es in Firmenunterlagen, die die Zeitung einsehen konnte.”

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4. New York plant Gesetz gegen Social-Media-Inhalte mit Suchtpotenzial
(zeit.de)
Im US-Bundesstaat New York wurde ein Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor “Social-Media-Inhalten mit Suchtpotenzial” unterzeichnet. Es soll Eltern ermöglichen, ihre Kinder vor algorithmisch vorgeschlagenen Beiträgen zu schützen und automatische Benachrichtigungen zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens zu unterbinden. Beobachter würden mit einem langwierigen Verfahren und möglichen Klagen von Social-Media-Unternehmen gegen das Gesetz rechnen.

5. Haut endlich ab!
(taz.de, Carolina Schwarz)
In der “taz” empfiehlt Carolina Schwarz den verbliebenen Twitter/X-Nutzerinnen und -Nutzern, die Plattform zu verlassen. Sie geht dabei auf das häufig anzutreffende Argument ein, man dürfe diesen digitalen Ort nicht den Rechten überlassen: “So richtig die Solidarität mit den Bedrohten ist, so falsch ist X als Ort dafür. Die Rechten haben ihn übernommen, Musk hat es so gewollt. Diejenigen, die sich dem entgegenstellen, dringen schon lange nicht mehr durch. Das hinzunehmen, mag schwer sein, aber es gibt dort nichts mehr zu gewinnen.”

6. Wie steht es um die Pressefreiheit – in Deutschland und weltweit?
(fachjournalist.de, Nadine Zeidler, Audio: 14:08 Minuten)
Nadine Zeidler hat sich im “Fachjournalist”-Podcast mit Katharina Viktoria Weiß von Reporter ohne Grenzen (RSF) über die diesjährige “Rangliste der Pressefreiheit” unterhalten: “Im Gespräch beleuchten sie die Spitzenreiter und Schlusslichter des Rankings und besprechen die generelle Bedeutung der Pressefreiheit in einer demokratischen Gesellschaft sowie deren rechtliche Grenzen. Die RSF-Pressesprecherin gibt zudem Tipps, was jede und jeder Einzelne für mehr Sicherheit von Medienschaffenden und im Kampf gegen Zensur tun kann.”

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