Suchergebnisse für ‘anonym’

Heute anonym III

Offenbar wurde bei “Bild” mal wieder ausgelost, auf welchen Abbildungen Personen unkenntlich gemacht werden sollen und auf welchen nicht. Und die Auslosung hatte ergeben, dass die Prostituierten, die in einem Bordell arbeiten, das mit Einstiegsgeld von der Arbeitsagentur gefördert wurde, nur in der Druckausgabe und in der Fotogalerie auf Bild.de anonymisiert werden sollen. Auf den Teasern der Einstiegsseiten von Bild.de jedoch lächelten dieselben Frauen seit vergangener Nacht völlig unverpixelt in die Kamera:

Nachdem wir Bild.de auf die Inkonsequenz im Umgang mit dem Persönlichkeitsschutz der abgebildeten Frauen hinwiesen, bekamen wir zwar keine Antwort. Wenig später wurde das Foto jedoch entsprechend bearbeitet und sieht jetzt ungefähr so aus wie auf unserem Ausriss.

Heute anonym II

Die “Bild”-Zeitung hat sich dazu entschieden, den Namen der Psychologin nicht mehr zu nennen, die sie unter anderem unter der Überschrift “Stephanies Vergewaltiger – Diese Gutachterin ließ ihn laufen” zeigte. Stattdessen hieß die Frau in “Bild” gestern nur noch “Dr. Michaela H. (58)”.

Bei Bild.de musste man in diesem Artikel allerdings nur auf einen Link unter dem Foto der Frau klicken, um ihren wahren Namen zu erfahren (siehe Ausriss; schwarze Balken von uns). Auf unsere Frage an Bild.de, ob das Absicht ist, erhielten wir keine Antwort. Der entsprechende Archiv-Artikel wurde allerdings ersatzlos entfernt.

Danke an Nikolai S. für den Hinweis!

Heute anonym

Bei Bild.de gibt es einen Artikel, in dem ein mutmaßlicher Betrüger nur gepixelt abgebildet ist. Klickt man auf den Link unter dem gepixelten Foto kommt man auf einen Artikel vom Vortag — und dasselbe Foto, ungepixelt.

Und jetzt fragen Sie uns nicht, ob die Anonymisierung von Menschen für Bild.de nur ein Witz oder ein Glücksspiel ist, ob sie von der Tagesform des zuständigen Redakteurs abhängt oder die Pixel bei Bild.de rationiert sind — und ob niemand bei Bild.de mal auf den eigenen Link klickt, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Wir wissen es nicht, und Antworten auf Fragen bekommen wir von “Bild” seit einiger Zeit nicht.

Danke für die vielen Hinweise!

Nachtrag, 15. Februar. Bei Bild.de liest man anscheinend nicht Bild.de, aber BILDblog: Auch im älteren Artikel ist das Gesicht nun unkenntlich gemacht.

Allgemein  

Anonymität à la “Bild” II

“Alles klar, aber ihr druckt nicht meinen vollen Namen, okay?!”
“Nein, nein, keine Sorge.”

Diese Geschwister, zum Beispiel, die miteinander drei Kinder zeugten, von denen mindestens zwei behindert sind. Dank “Bild” kennt ganz Deutschland das “Inzest-Paar”: ihre Gesichter, ihre Vornamen, ihr Alter, ihren Heimatort. Nur ihre Nachnamen verschwieg das Blatt. Doch bei Bild Online sieht sie jeder, der einen Internet Explorer benutzt und mit der Maus über das Foto fährt. (Rote Balken von uns.)

Oder die ehemalige Geliebte von Frank Zander, die anscheinend mit “Bild” geredet und von der “Bild” auch ein Privatfoto hat, deren Namen das Blatt aber nur als “Michaela M.” abkürzt. Die vermeintliche Diskretion wirkt ein wenig albern, wenn der vollständige Name in den Foto-Informationen steckt, die der Explorer anzeigt.

Dies hier war wohl doch kein Einzelfall.

Danke an Branko K. für den sachdienlichen Hinweis!

Nachtrag, 23.00 Uhr: Das ging schnell. Zwei Stunden nach diesem Eintrag hat Bild Online die Nachnamen entfernt.

neu  

Anonymität à la “Bild”

Es gibt Dinge, die beherrschen sie bei der “Bild”-Zeitung. Das Anonymisieren von Personen gehört nicht dazu (vgl. etwa hier, hier, hier und hier). Da ist diese 16-jährige Vanessa aus Bayern, die im Gefängnis in Ankara sitzt, weil in dem Wagen, in dem sie und ihr Freund unterwegs waren, elf Kilo Heroin gefunden wurden. Den Versuch der “Bild”-Zeitung, das Gesicht der “süßen Schülerin” unkenntlich zu machen, muss man wohl halbherzig nennen: Sie hat nicht einmal den üblichen schwarzen Balken über den Augen bekommen. Stattdessen wurde dieser Bereich ein wenig gepixelt, was der Erkennbarkeit wirklich keinen Abbruch tut.

Die Online-Redaktion wollte die Minderjährige (und ihre Angehörigen) offenbar ein bisschen besser schützen und hat dasselbe Bild anders retuchiert: nämlich mit dem klassischen schwarzen Balken. Richtig gelungen ist das mit der Anonymität allerdings nicht. Denn in die Zusatzinformation, die erscheint, wenn man im Internet Explorer mit dem Mauszeiger über das Bild fährt, hat irgendein Scherzkeks oder Dilettant den kompletten Namen der Verdächtigen geschrieben (siehe Abbildung rechts — der rote Balken über dem Nachnamen ist von uns).

Danke für den Hinweis an Gerhard M., der sagt, dass sowas bei bild.de häufiger vorkommt. In Browsern wie Firefox, Mozilla etc. wird die Namensangabe, die im “ALT”-Tag steckt, übrigens nur sichtbar, wenn man die Anzeige von Bildern abschaltet. Dann zeigt der Browser statt der Grafik den Ersatztext – in diesem Fall die Namensangabe.

Nachtrag 12.10., 9.00 Uhr: Anscheinend ist die halbversteckte Namensnennung bei bild.de tatsächlich gängige Praxis. Wer den vollen Namen eines “Heroin-Mädchens” wissen will, die als 18-jährige in der Türkei verhaftet wurde, muss ebenfalls nur mit der Maus über ihr Foto fahren. (Der rote Balken ist wieder von uns.)

Nachtrag 12.10., 17.00 Uhr: Auch bei “Bild” wird BILDblog gelesen. Seit heute Mittag ist der Nachname von Vanessa verschwunden. Dass das ganze Prinzip der Schein-Anonymisierung durch winzige schwarze Balken eine Farce ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Nachtrag 12.10., 18.00 Uhr: Zugegeben: Das zweite Beispiel mit dem Heroin-Mädchen ist schief. Dessen Name ist längst bekannt aus Auftritten in Funk und Fernsehen.

Eklat um Donnepp Media Award, Kein selbstschießendes Auto, Privatsache

1. Donnepp Media Award wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt
(epd.de)
Im vergangenen Januar wurden die vom “Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises” gestifteten Donnepp Media Awards verliehen. Ein Preis ging an die Abiturientin Judith Scheytt, die sich unter anderem kritisch mit der deutschen Nahost-Berichterstattung beschäftigt. Nun sei Scheytt der Preis aberkannt worden. Ihr werde vorgeworfen, die Hamas-Rhetorik auszublenden und Israel pauschal Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Scheytt hat dem auf Instagram widersprochen. Es sei “nicht die Aufgabe von Medienkritik, Verständnis für militärische Operationen zu zeigen.” Teile der Jury seien deutlich gegen die Aberkennung der Preises gewesen. Und auch die für ihren Medienjournalismus ausgezeichnete Mit-Preisträgerin Annika Schneider ist spürbar entsetzt: “Die Vereinsvertreter haben sich offensichtlich mit ihrer Arbeit und ihren Themen nicht ausreichend auseinandergesetzt, weder vor noch nach der Preisverleihung. Sonst hätten sie gewusst, dass die Auszeichnung Kritiker auf den Plan rufen wird – und sich dafür besser gewappnet. Sonst hätten sie verstanden, dass ihr Einknicken genau die Schieflage beweist, die Judith Scheytt immer wieder kritisiert.” Mit bemerkenswerter Konsequenz gibt Schneider nun ihren eigenen Preis zurück: “Ich möchte mich nicht für ‘guten Medienjournalismus’ auszeichnen lassen von einem Verein, der dessen Prinzipien selbst nicht einhält.” Sie werde Statue und Urkunde zurücksenden und die erhaltenen 5.000 Euro zurücküberweisen.

2. Nein, in China gibt es keine selbstschießenden Polizeiautos
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Medienberichte über selbstschießende Polizeiautos in China würden auf einer Fehlinformation beruhen, berichtet Hans Kirchmeyr bei “Kobuk”. Ein falsch übersetzter chinesischer Bericht habe ein Kamerasystem mit einem “Schießgerät” verwechselt, das sich bei genauerer Prüfung lediglich als Notruf- und Überwachungstechnik entpuppt habe. Die Falschmeldung habe sich ausschließlich im deutschsprachigen Raum verbreitet, ausgelöst durch ein irreführendes Video des Contentanbieters “KameraOne”.

3. X sieht kein Problem, wenn Nutzer SA-Parole verwenden
(t-online.de, Lars Wienand)
Elon Musks Plattform X weigere sich weiterhin, deutschen Behörden Nutzerdaten herauszugeben, selbst in strafrechtlich relevanten Fällen wie der Nutzung von NS-Parolen. Die Staatsanwaltschaft ermittele deshalb inzwischen gegen mehrere X-Manager wegen möglicher Strafvereitelung. Die Social-Media-Plattform berufe sich auf angebliche Verstöße gegen Europarecht und fordere, dass deutsche Ermittler stattdessen den langwierigen Weg über US-Rechtshilfeabkommen gehen sollen.

Bildblog unterstuetzen

4. Rechtspopulist soll nach Beleidigung von taz-Reporter zahlen
(taz.de)
Wie die “taz” berichtet, muss der rechtspopulistische YouTuber Anthony Lee 100 Euro zahlen, um einer Anklage wegen Beleidigung zu entgehen. In mehreren Videos habe Lee den “taz”-Redakteur Jost Maurin massiv beschimpft, darunter mit Ausdrücken wie “Arsch” und “Idiot”. Die Staatsanwaltschaft sehe darin einen strafbaren Angriff auf die Menschenwürde. Maurin werte die Entscheidung als Signal gegen rechte Demagogie.

5. RTL Group will für Sky-Übernahme vier Mio. Aktien zurückkaufen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die RTL Group plane, bis zu vier Millionen eigene Aktien zurückzukaufen, um eine “variable Kaufpreis-Komponente” für die Übernahme von Sky Deutschland abzusichern. Diese Komponente hänge vom künftigen Kurs der RTL-Aktie ab und könne bis zu 377 Millionen Euro betragen. Bertelsmann, Hauptaktionär der RTL Group, wolle dabei die Hälfte der angestrebten Aktien beisteuern.

6. Auch eine Promi-Hoch­zeit ist Pri­vat­sache
(lto.de, Hasso Suliak)
Der Bundesgerichtshof habe entschieden, dass Medien wie die “Bild”-Zeitung nicht identifizierend über nichtprominente Ehepartner von Prominenten berichten dürfen. Im konkreten Fall hatte der Ehemann von Ex-Model Nadja Auermann erfolgreich auf Anonymitätsschutz geklagt. Die Berichterstattung über seine Hochzeit mit Auermann habe seine Privatsphäre verletzt. Laut “Legal Tribune Online” stärke das Urteil den Persönlichkeitsschutz von Privatpersonen und dürfte künftige Promi-Berichterstattung in ähnlichen Fällen deutlich einschränken.

Rechte Influencerinnen, “Streiflicht”, “Schlacht um Wahrheit”

1. Rechte Influencerinnen im Netz
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Lars Lubienetzki beschreibt, wie rechte Influencerinnen traditionelle Rollenbilder mit rechtskonservativer Ideologie verknüpfen und diese geschickt über ästhetische Social-Media-Inhalte verbreiten. Durch ihr scheinbar harmloses Auftreten würden sie weniger radikal wirken, könnten so jedoch effektiv rassistische, antifeministische und queerfeindliche Botschaften platzieren.

2. Oberverwaltungsgericht stoppt Warnhinweise in Stadtbücherei Münster
(spiegel.de)
Das Oberverwaltungsgericht Münster habe entschieden, dass ein sogenannter Einordnungshinweis der örtlichen Stadtbücherei zu zwei Büchern rechtswidrig sei und entfernt werden müsse. Die Bücherei hatte die beiden Werke mit einer Art Warnung versehen: “Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.” Eines der Bücher soll die bemannte Mondlandung und den Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki infrage stellen. Der Hinweis habe die Meinungsfreiheit und das Persönlichkeitsrecht des Autors, der sich dagegen juristisch gewehrt hat, verletzt, da er eine negative Wertung darstelle und potenzielle Leserinnen und Leser abschrecken könne. Bibliotheken dürften zwar Bücher auswählen, aber keine derartigen Hinweise anbringen.

3. Warum die Zeitungskolumne im Netz zum Problemfall wird
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier widmet sich in seiner Kolumne der Frage, welchen Platz traditionsreiche Zeitungsformate wie das “Streiflicht” der “Süddeutschen Zeitung” im digitalen Zeitalter noch haben. Er beschreibt die besondere Qualität der anonymen, ironisch-assoziativen Glosse und beklagt, dass sie online weder hervorgehoben noch in ihrer Wirkung verständlich präsentiert werde. Durch die entkontextualisierte Darstellung im Netz verliere das “Streiflicht” seine Wirkung: “Das Internet atomisiert alles, beraubt es seines Kontextes.”

Bildblog unterstuetzen

4. “Wir stehen vor einem Dilemma”
(taz.de, Katrin Gottschalk)
Zum 30. Jubiläum der “taz” im Internet sprechen Magdalena Hess und Markus Beckedahl über die Entwicklung des Internets und seine heutigen Herausforderungen. Hess, Klimaaktivistin und Mit­initiatorin der Kampagne #ReclaimTikTok, berichtet von ihrem aktivistischen Einsatz auf Social-Media-Plattformen und ruft zu mehr Sichtbarkeit progressiver Inhalte auf. Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org sowie des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie, kritisiert die zunehmende Machtkonzentration großer Tech-Konzerne und fordert dezentrale, offene Alternativen. Beide plädieren für mehr politische Regulierung, digitale Bildung und Nutzerbeteiligung.

5. “Schlacht um Wahrheit”: Stimmen der Demokratie müssen aufrüsten
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Beim Global Media Forum der Deutschen Welle haben internationale Medienvertreterinnen und -vertreter über zunehmende Bedrohungen für den Auslandsjournalismus diskutiert. Torsten Zarges fasst die wichtigsten Themen zusammen: den Finanzierungsstopp für US-Auslandsmedien wie Radio Free Europe, die wachsende Medienmacht autoritärer Staaten sowie die Notwendigkeit engerer Kooperationen freier Medien.

6. USA sollen TikTok-Klon bekommen
(netzpolitik.org, Karoline Tanck)
Nach Recherchen des US-Magazins “The Information” plane TikTok eine separate App nur für den US-Markt, um einem Verbot zuvorzukommen. Hintergrund sei der politische Druck durch Donald Trump, der TikTok wegen Sicherheitsbedenken zu einem Verkauf des US-Geschäfts dränge. Die intern nur als “M2” bezeichnete App soll ab dem 5. September 2025 als Download verfügbar sein.

Erfundene Merz-Zitate, X ist ein rechtsfreier Raum, Weltbühne wankt

1. KI-Fake-News: Radio Monster erfindet Merz-Zitate
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer berichtet, dass das Onlineradio “Radio Monster” bei der Erstellung von Nachrichten Künstliche Intelligenz eingesetzt habe, die falsche Informationen über und erfundene Zitate von Bundeskanzler Friedrich Merz verbreitet habe. So seien angebliche Aussagen von Merz zu Plagiatsvorwürfen erfunden worden. Auf Nachfrage der “FAZ” habe die Betreiberin von “Radio Monster” geantwortet, sie wolle “mit Blick auf unsere geschäftlichen Interessen von einer öffentlichen Darlegung absehen.”

2. X ist ein rechtsfreier Raum
(arminwolf.at)
Der österreichische Journalist und Moderator Armin Wolf berichtet, dass es auf X (früher Twitter) praktisch unmöglich sei, gegen anonyme Hasspostings juristisch vorzugehen, da die Plattform kaum mit Behörden zusammenarbeite und bestehende Gesetze zu schwach seien. Trotz umfassender juristischer Bemühungen sei es ihm nicht gelungen, die Löschung eindeutig strafbarer Postings oder die Herausgabe von Nutzerdaten zu erreichen. Wolfs Fazit: “Es ist mir unbegreiflich, dass noch irgendein anständiger Mensch dieses Medium nützt.”

3. Die Weltbühne wankt
(taz.de, Andreas Speit)
Die von Verleger Holger Friedrich neuaufgelegte “Weltbühne” stehe wegen Antisemitismus-Vorwürfen und einer Nähe zur Neuen Rechten in der Kritik. Friedrich habe den Publizisten Thomas Fasbender trotz dessen rechter Verbindungen als Co-Herausgeber engagiert. Als Reaktion darauf habe die Redaktion des antifaschistischen Magazins “Der Rechte Rand” ihre Zusammenarbeit mit einer Druckerei aufgekündigt, die mit Friedrich kooperiere.

Bildblog unterstuetzen

4. Journalistische Standards und neue Themen: Wie sich Telepolis neu aufstellt
(telepolis.de, Philipp Hahnenberg)
Das Onlinemagazin “Telepolis” habe sich laut eigener Angabe unter Chefredakteur Harald Neuber journalistisch neu aufstellt und dabei klare Standards, neue Themenbereiche und eine Trennung von alten, problematischen Inhalten eingeführt. Rund 70.000 alte Artikel seien vorübergehend offline genommen worden, würden aber bald archiviert und getrennt vom aktuellen Angebot zurückkehren.

5. Rügen für Berichte über Messerangriff von Aschaffenburg
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat sich mit insgesamt 141 Beschwerden über Medienberichte befasst. Mehrere Beschwerden betrafen dabei die “Bild”-Medien, denen Verstöße gegen journalistische Standards, etwa dem Opferschutz oder dem Wahrhaftigkeitsgebot sowie der Sorgfaltspflicht, vorgeworfen wurden. Insgesamt habe der Presserat 28 öffentliche Rügen, 26 Missbilligungen und 33 Hinweise verteilt.

6. Newsletter Netzwerk Recherche 246 vom 27.06.2025
(netzwerkrecherche.org, Greta Linde)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Dank des ehemaliges Vorstandsmitglieds Martin Kaul und einem Rückblick auf die diesjährige NR-Jahreskonferenz in Hamburg. Außerdem gibt es einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

KW 21/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Stars unserer Kindheit: Peter Lustig & Elfie Donnelly
(ardaudiothek.de, SWR Kultur & RBB, Audio: sechs Folge zwischen 33 und 42 Minuten)
In dieser sechsteiligen Podcastreihe (die ersten vier Teile sind bereits veröffentlicht, die Folgen 5 und 6 sind für den 28. Mai angekündigt) geht es um die Entstehungsgeschichten von “Bibi Blocksberg”, “Benjamin Blümchen” und “Löwenzahn” beziehungsweise den kreativen Menschen dahinter: Peter Lustig (“Löwenzahn”) und Elfie Donnelly (“Bibi Blocksberg” und “Benjamin Blümchen”), die auch privat miteinander verbunden waren. Eine zeithistorisch interessante, unterhaltsame und informative Reihe.

2. Warum Dominik Kettner einer der gefährlichsten YouTuber Deutschlands ist
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 26:31 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem YouTube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, YouTubern und Social Media. Diesmal hat er sich einen besonders umtriebigen YouTuber angeschaut: “Dominik Kettner wurde vom Goldhändler zu einem der größten Politik-Influencer Deutschlands. Mit welchen miesen Tricks er das geschafft hat – und wie er seinen Zuschauern auf beispiellose Weise das Geld aus der Tasche zieht, zeige ich euch in diesem Video.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

3. Wikipedia: Warum das “digitale Weltwunder” in Gefahr ist
(br.de, Linus Lüring, Audio: 33:18 Minuten)
Linus Lüring hat mit Franziska Heine aus dem Vorstand von Wikimedia Deutschland, Organisationsforscher Leonhard Dobusch und Investigativjournalist Christoph Schattleitner über die zunehmende Manipulation und politische Einflussnahme auf die Wikipedia gesprochen. Sie diskutieren darüber, wie widerstandsfähig Wikipedia gegen derartige Angriffe ist, ob die Anonymität der Autorinnen und Autoren eher Schutz oder Risiko darstellt und warum es an Mitwirkenden mangelt. Im Mittelpunkt steht auch die Frage, wie Wikipedia als demokratisch relevantes Medium geschützt werden kann.

Bildblog unterstuetzen

4. Die neue Fake News Generation wird uns zerstören …
(youtube.com, Alex Böhm, Video: 11:05 Minuten)
Alex Böhm berichtet über die wachsende Verbreitung und Gefahr von KI-generierten “Fake News”. Diese würden in den Sozialen Medien, beispielsweise auf TikTok, millionenfach unkritisch konsumiert und dabei Ängste schüren oder Hass anheizen. Konkret analysiert Böhm eine virale, erfundene Katastrophenmeldung über einen tödlichen Unfall im Heide Park Soltau, deckt sie als KI-generierte Manipulation auf und kritisiert, dass Plattformen kaum gegen solche Inhalte vorgehen.

5. Neue Berufsbilder in Medien und Kommunikation
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 24:30 Minuten)
Christian Jakubetz schaut sich mit Marlene Fuchs an, wie sich die Bayerische Akademie für Fernsehen zur Bayerischen Akademie für Fernsehen und digitale Medien weiterentwickelt hat, um dem Wandel der Medienwelt gerecht zu werden. Sie sprechen darüber, dass Studierende heute nicht mehr speziell fürs klassische Fernsehen, sondern für viele digitale Plattformen und Technologien ausgebildet würden, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Zudem reflektieren sie nostalgisch das gemeinschaftliche Fernseherlebnis früherer Jahrzehnte und vergleichen es mit der schnelllebigen und vielfältigen Medienlandschaft von heute.

6. Böhmermann vs. Clownswelt – War es das wert?
(youtube.com, Alexander Prinz, Video: 29:40 Miniuten)
Der “Dunkle Parabelritter” Alexander Prinz kritisiert Jan Böhmermann und dessen “ZDF Magazin Royale” dafür, dass sie durch ihre Recherche zum YouTuber “Clownswelt” dessen Anonymität aufgehoben und ihn damit unfreiwillig zum Opfer stilisiert hätten. Prinz bemängelt, dass Böhmermann statt inhaltlich präziser Belege vor allem persönliche Details geliefert habe. Dadurch sei es der rechten Bubble ermöglicht worden, die Debatte auf das Thema Doxing umzulenken. Letztlich wirft er der Redaktion vor, durch diese strategischen Fehler den Diskurs verloren und das Gegenteil des eigentlich beabsichtigten Ziels erreicht zu haben.

Ungarisches Mediengesetz, Zweifel am Zweifel, 50 Jahre KEF

1. Appell europäischer Chefredakteure zu ungarischem Mediengesetz
(zeit.de)
92 Chefredakteurinnen und -redakteure aus 21 Ländern haben in einer gemeinsamen Erklärung ein geplantes ungarisches Mediengesetz kritisiert. Dieses Gesetz, das Mitte Juni verabschiedet werden soll, richte sich gegen aus dem Ausland unterstützte Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern die EU und die Mitgliedstaaten auf, entschieden gegen diesen Angriff auf die Pressefreiheit vorzugehen.

2. Der Zweifel am Zweifel
(taz.de, Nicholas Potter)
In der “taz” schreibt Nicholas Potter, dass Schriftstellerin Deborah Feldman in der neu gestarteten “Weltbühne” die jüdische Herkunft von Philipp Peyman Engel, dem Chefredakteur der “Jüdischen Allgemeinen”, öffentlich anzweifle. Ihre Vorwürfe stütze Feldman auf anonyme Aussagen und Chatprotokolle aus Engels Familie. Mehrere jüdische Gemeinden hätten jedoch schriftlich bestätigt, dass Engel als jüdisch gelte. Potter erinnert daran, dass Deborah Feldman schon früher ähnliche Behauptungen gegen andere Jüdinnen und Juden aufgestellt habe, und kritisiert, dass der Berliner Verlag ihr dafür eine Plattform biete.

3. Die Obsession der Medien mit der “Generation Z”
(kobuk.at, Sebastian Deiber)
Sebastian Deiber zeigt in seiner Analyse bei “Kobuk”, dass viele Medienberichte über die “Generation Z” auf fragwürdigen Umfragen beruhen, kaum Quellen bieten und übertriebene Schlagzeilen haben. Solche Beiträge seien oft reißerisch, widersprüchlich und würden vor allem der Klickgenerierung dienen. Deiber kritisiert, dass die berichtenden Medien damit stereotype Vorstellungen über ganze Altersgruppen verstärken, obwohl wissenschaftlich kaum belegt sei, dass es echte Generationeneffekte überhaupt gebe.

Bildblog unterstuetzen

4. Spanien: Vor dem Ende der Polarisierung?
(blaetter.de, Julia Macher)
In ihrem Beitrag für die “Blätter” analysiert Julia Macher, wie Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez eine persönliche Krise – eine Anzeige gegen seine Frau – in eine breit angelegte Debatte über Desinformation, Polarisierung und demokratische Erneuerung umgewandelt habe. Besonders in Medien habe sich die politische Polarisierung Spaniens gezeigt. Rechtspopulistische Portale hätten Falschmeldungen verbreitet, die journalistische Selbstkontrolle sei schwach, und viele politische Talkshows würden Meinung und Information vermischen. Ein wirksamer Gegenvorschlag fehle bisher, doch das neue EU-Medienfreiheitsgesetz könnte helfen, für mehr Transparenz und Unabhängigkeit zu sorgen.

5. Eine Medienplattform für Europa
(verdi.de, Volker Nünning)
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF würden an einer europäischen Medienplattform namens “Streaming OS” arbeiten, die als gemeinsamer digitaler Raum nach europäischen Werten aufgebaut werden solle. Ziel sei es, der Dominanz großer US-Techkonzerne etwas entgegenzusetzen und die digitale Souveränität Europas zu stärken. SWR-Intendant Kai Gniffke und andere Medienverantwortliche sähen darin eine medienpolitische Chance, um unabhängigen, gemeinwohlorientierten Journalismus europaweit zu fördern.

6. 50 Jahre KEF: Eine selbstbewusste Institution mit Akzeptanz-Problemen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, erhält die KEF, die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, zu ihrem 50. Geburtstag zwar viel Lob für ihre unabhängige Arbeit, ihre Empfehlungen würden jedoch zunehmend von der Politik ignoriert. So sei der Vorschlag zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags bereits zum zweiten Mal nicht umgesetzt worden und auch bei der geplanten Änderung der Beitragszeiträume seien Konflikte zu erwarten. Niemeier macht deutlich, dass die KEF zwar wichtig für die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei, ihre Rolle jedoch unter politischem Druck stehe.

Blättern:  1 ... 4 5 6 ... 49