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“Bild” zeigt private Fotos von getöteten Menschen

Am vergangenen Sonntag entdeckte die Polizei in einer Bonner Wohnung zwei Leichen. Es handelte sich um eine 48-Jährige und ihren 11-jährigen Sohn. Der Lebensgefährten der Frau und Vater des Kindes, der anfangs nirgendwo zu finden war, wurde zum Verdächtigen.

“Bild” und Bild.de berichteten am Dienstag bundesweit über den Fall und die Suche der Polizei:

In dem Artikel ist auch ein unverpixeltes Foto des Gesuchten zu sehen, was zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Sinn machte, weil er eben zur Fahndung ausgeschrieben war. Was viel problematischer ist: Die “Bild”-Medien zeigten auch ein privates Foto der getöteten Frau, ebenfalls ohne irgendeine Verpixelung:


(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Im Pressekodex des Deutschen Presserats heißt es in Richtlinie 8.2:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

Und als wäre das Zeigen der Frau nicht schon rücksichtslos genug, veröffentlichten “Bild” und Bild.de auch noch ein privates Foto des 11-jährigen Jungen:

Noch einmal ein Blick in den Pressekodex, dieses Mal Richtlinie 8.3:

Insbesondere in der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle dürfen Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres in der Regel nicht identifizierbar sein.

Außerdem schreiben die Redaktionen über eine schwere Krankheit des Jungen.

Der Verdächtige wurde inzwischen gefasst. Ein Passant erkannte ihn, wohl auch aufgrund der Berichterstattung in den Medien. Gestern dann der nächste große Bericht, dieses Mal in der Köln-Ausgabe der “Bild”-Zeitung; bei Bild.de gab es ebenfalls einen Artikel über die neuen Geschehnisse:

In einem ersten Verhör soll der Mann zugegeben haben, seiner früheren Freundin zwar 15.000 Euro gestohlen zu haben, er bestreitet allerdings, etwas mit ihrem Tod und dem seines Sohnes zu tun zu haben. Die Reporter von “Bild” und Bild.de haben in der Zwischenzeit ein weiteres Foto der Frau und des Kindes aufgetrieben, das sie ihrer Leserschaft unbedingt präsentieren wollen:

Woher die “Bild”-Leute all die Fotos haben, verraten sie lieber nicht. In den Fotocredits heißt es wie immer in solchen Fällen: “Fotos: PRIVAT”. Das könnten sie endlich mal wörtlich nehmen.

Die Rügen-Könige aus dem Axel-Springer-Hochhaus

Im Axel-Springer-Hochhaus in Berlin klirren gerade die Champagnergläser. Julian Reichelt dreht an seinem Arbeitsrechner Queens “We Are The Champions” noch ein Stück lauter, Freddie Mercurys Stimme knarzt aus den kleinen Lautsprecherboxen. Die Mitarbeiter von “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de sind zusammengekommen. Sie liegen sich in den Armen und pusten Luftschlangen durch den großen Newsroom. Denn die große “Bild”-Familie hat es mal wieder geschafft: Sie sind die Nummer eins, unangefochten in ganz Deutschland, ein weiterer Grund, mächtig stolz auf sich zu sein. Alle drei Rügen, die der Deutsche Presserat in seiner letzten Sitzung verteilt hat, gehen an “Bild”-Medien.

***

Jeweils eine Rüge bekamen “Bild am Sonntag” und Bild.de für ihre Berichterstattung über das Attentat vor und im Münchener Olympia-Einkaufszentrum. Konkret geht es um das Zeigen von Fotos der teilweise noch minderjährigen Opfer:


Der Presserat schreibt dazu:

Der Ausschuss kritisierte, dass beide Veröffentlichungen Fotos zeigten, die ohne Einwilligung der Hinterbliebenen veröffentlicht worden waren. Einige Opfer waren minderjährig. Es handelt sich um einen schwerwiegenden Verstoß gegen Richtlinie 8.2. des Kodex, nach der die Identität von Opfern besonders zu schützen ist. Die Hinterbliebenen der Verstorbenen sollten nicht unvermittelt mit Fotos ihrer toten Angehörigen konfrontiert werden. “Nicht alles, was in sozialen Netzwerken verfügbar ist, darf auch ohne Einschränkung veröffentlicht werden. Die eigene Darstellung, z. B. in einem Facebook-Profil, bedeutet nicht zwingend eine Medienöffentlichkeit”, sagte die Vorsitzende des Ausschusses 2, Katrin Saft.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Dass die “Bild”-Medien dazu diametral entgegengesetzte Ansichten haben, kann man täglich in den vielen “Bild”-Regionalausgabe und bei Bild.de beobachten.

Der Presserat beschäftigte sich übrigens auch mit Beschwerden zur Berichterstattung über den Täter von München. Im Veröffentlichen der Fotos, die ihn zeigen, und Nennen seines Namens sah das Gremium allerdings keinen Verstoß gegen den Pressekodex:

Die Tat in München hatte ein großes öffentliches Interesse ausgelöst und Fragen nach dem Motiv und nach den Hintergründen der Tat aufgeworfen. Das öffentliche Interesse am Täter ist höher zu bewerten als der Schutz der Persönlichkeit nach Ziffer 8 des Kodex, die Darstellung war presseethisch akzeptabel, urteilte der Beschwerdeausschuss.

***

Die dritte Rüge ging an Julian Reichelts Bild.de, womit er “Bild”-interner Rügen-König wurde. Sein Portal berichtete im Mai über einen Messerangriff in einem Dortmunder Kaufhaus. Bild.de zeigte ein Video, in dem das Opfer neben einer Blutlache auf dem Bauch lag, das Messer steckte noch in seinem Rücken:

Der Beitrag unter der Überschrift “Brutale Messerattacke auf Video aufgenommen” zeigt den Handymitschnitt eines Passanten, auf dem das Opfer zu sehen ist, wie es mit einem Messer im Rücken blutend auf dem Boden liegt. Diese Passage wurde sogar mehrfach wiederholt. Im Hintergrund sind die Schreie einer Frau zu hören. Die Berichterstattung hält der Beschwerdeausschuss für eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt.

Bei all der Schrecklichkeit dieses Artikels: Immerhin ist der Kopf des Opfers bei Bild.de verpixelt. Die Ruhrgebiets-Ausgabe der “Bild”-Zeitung berichtete in dem Fall noch rücksichtsloser, ohne Unkenntlichmachung, dafür aber mit einer Großaufnahme des im Rücken steckenden Messers (Bildunterschrift: “Am Messergriff hängt noch die Diebstahlsicherung”):

Folgen hatte dieser Voyeurismus für die Redaktion allerdings keine. Eine Sprecherin des Presserats sagte uns, dass gegen den Printartikel keine Beschwerde eingegangen sei. Und dann wird der Presserat auch nicht aktiv.

  • Neben den drei Rügen verteilte der Presserat noch zwölf Missbilligungen und 32 Hinweise an verschiedene Medien.

Bei Anruf Witwenschütteln

Am vergangenen Sonntag stürzte ein Kletterer in den Südtiroler Alpen ab und starb noch vor Ort. Der Mann lebte zwar schon seit mehreren Jahren in Österreich, er war aber gebürtiger Kölner. Und so griff die Köln-Redaktion der “Bild”-Zeitung die Geschichte am Montag auf:

Es war nur eine kleine Meldung, 15 Zeilen lang, beschränkt auf die wichtigsten Fakten. Für “Bild”-Verhältnisse also ein ausgesprochen ordentlicher Umgang mit einer so traurigen Nachricht, und wir wunderten uns schon, warum das Blatt nicht — wie sonst — Fotos des Verstorbenen zeigt oder Angehörige und Bekannte belästigt hat, um an Zitate zu kommen, oder sonst irgendwie Privatsphären missachtet hat.

Was wir nicht wussten: Während wir noch rätselten, liefen in der “Bild”-Redaktion in Köln schon die üblichen Post-mortem-Recherchen. Und so konnten “Bild” und Bild.de (kostenpflichtig als “Bild-plus”-Artikel) gestern eine deutlich opulentere Aufmachung der Geschichte präsentieren:


(Unkenntlichmachung durch uns.)

Schon der erste Absatz gibt die Sensationsgier vor:

Er liebte die Berge, das Klettern, die Höhe. Doch sein Hobby wurde für ihn nun zur Todesfalle!

Und auch sonst haben die “Bild”-Mitarbeiter mal wieder unter Beweis gestellt, was sie alles Schreckliches so können. Da wäre zum Beispiel das Foto von Christian V., das “Bild” und Bild.de groß und unverpixelt zeigen. Es stammt von der Homepage der Praxis, in der der Mann gearbeitet hat. Die “Bild”-Medien haben einfach seine Arbeitskollegen weggeschnitten und das Foto veröffentlicht.

Oder der Anruf in der Praxis:

Einen Tag danach erreicht BILD eine Arbeitskollegin von Christian V. […]. Sie erzählt unter Tränen: “Wir sind alle so geschockt. Christian war ein begeisterter Kletterer, viel in den Bergen unterwegs. Das ist alles so schlimm.”

Witwenschütteln am Telefon. Was denkt man sich als “Bild”-Reporter wohl nach diesem Gespräch? “Geil, die weint! Das nehm’ ich.”?

Als er in den Südtiroler Alpen abstürzte, war Christian V. übrigens mit seiner Frau und einer Freundin unterwegs. “Bild” schreibt:

Christians Ehefrau, die den Absturz wohl direkt miterlebte, wird nun psychologisch betreut.

Wenn man das weiß und dennoch eine solche Geschichte druckt, hält man sein eigenes Verhalten womöglich auch noch für völlig normal.

Nachtrag, 14:50 Uhr: Inzwischen haben wir die Praxis erreicht, in der Christian V. gearbeitet hat. Wir wollten wissen, ob dort jemand der “Bild”-Zeitung erlaubt hat, das Foto zu nutzen. Antwort: “Nein.” Es habe nicht mal eine Anfrage gegeben.

Nur zur Erinnerung: Die Identität eines Opfers sei “besonders zu schützen”, sagt der Pressekodex. Für das Verständnis eines Unglücks sei “das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich.” Zwar könne das Foto eines Opfers “veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben”. Aber das dürfte in diesem Fall eben nicht so gewesen sein.

Neben diesen presseethischen Grundsätzen dürfte “Bild” mit der Veröffentlichung des Fotos auch das Urheberrecht des Fotografen missachtet haben. Als Quelle nennt die Redaktion lediglich das notorische “PRIVAT”.

Medienselbstkontrolle, Digitalradio, Kinderlied

1. Hinterher sind nicht alle schlauer
(faz.net, Ursula Scheer & Michael Hanfeld)
Vor einem Jahr, am 4. September 2015, öffneten Deutschland und Österreich ihre Grenzen für die Flüchtlinge. Mehr als eine Million Menschen kamen ins Land. Ursula Scheer und Michael Hanfeld lassen in der “FAZ” das vergangene Jahr Revue passieren und geben ihre Sicht auf die jeweilige Berichterstattung wieder, von der monatelangen wohlwollenden Berichterstattung bis hin zu Wegduckreflexen und Phasen der medialen Ernüchterung.

2. Twitter statt Presserat?
(de.ejo-online.eu, Susanne Fengler)
Susanne Fengler ist Professorin für internationalen Journalismus an der TU Dortmund und beschäftigt sich in einem längeren Artikel mit dem Thema Medienselbstkontrolle in Europa. Sie spricht sich im Eigeninteresse der Branche für Standards aus: “Was spräche dagegen, die Vergabe staatlicher und auch privater Anzeigenaufträge davon abhängig zu machen, dass die betreffende Redaktion einen Ethikkodex entwickelt, einen Newsroom-Blog installiert, einen Ombudsmann eingesetzt oder einen „Correction Button“ für die Nutzer installiert hat, kurz: sich in welcher Form und mit welchem Ergebnis auch immer um media accountability bemüht?”

3. Google gibt die Daten frei
(taz.de, Nina Monecke)
Der von Google gelöschte Blog des US-Autors Dennis Cooper geht wieder online. Allerdings nicht bei Google, sondern unter eigener Adresse. Google hatte den Blog ohne Begründung vom Netz genommen und den Google-Account mit 14 Jahren Mail-Verkehr gleich mit deaktiviert. Ein wochenlanger Rechtsstreit folgte. Nun will Google dem Schriftsteller seine Daten zuschicken. Bis Coopers Blog wieder vollständig sei, werde es noch ein wenig dauern. Zum Verhängnis soll Cooper übrigens ein Bild geworden sein, dass nach zehn Jahren von einem User als angeblich “kinderpornographisch” gemeldet worden war. Ein Vorwurf, den Cooper vehement abstreitet.

4. NZZ, (K)alter Krieg & die nützlichen Idioten 2016
(infosperber.ch, Jürgmeier)
“Infosperber”-Kolumnist Jürgmeier geht mit der “NZZ” ins Gericht. “Kalter Krieg” reloaded, übertitelt er seinen Artikel und schachtelsatzt dem Schweizer Traditionsblatt seine Kritik um die Ohren: “Wer jene, die im (durchaus nötigen) Kampf gegen islamistische & andere fundamentalistische Religionen beziehungsweise Ideologien auf gelebte Freiheit, Gleichheit & Brüderlichkeit (sowie Schwesterlichkeit) setzen, als «Anhänger einer Therapie- und Verständniskultur» diffamiert und ihnen «verblendete Wehrlosigkeit» unterstellt, greift zum einen auf die Kalte-Kriegs-Formel vom «nützlichen Idioten» zurück und beweist zum anderen, dass er oder sie nicht wirklich an die Kraft der so gern & oft beschworenen europäischen Werte der Aufklärung sowie der universellen Menschenrechte glaubt.”

5. Die Schwäche des Radios ist die Schwäche von DAB+
(dwdl.de, Hans Hoff)
Seit Jahren werde über das Digitalradio in Deutschland gestritten, doch woran liegt es, dass sich DAB+ einfach nicht durchsetzen will, fragt Hans Hoff in seiner neuen Kolumne. Es gäbe einige Kritikpunkte, doch Hoff sieht noch ein ganz anderes Problem: “Ich glaube ja, dass die Krux ganz woanders liegt, nämlich in der Tatsache, dass Radiomacher landauf, landab auf dem besten Wege sind, das Radio abzuschaffen, also zumindest das öffentlich-rechtliche mit Restbeständen von Anspruch? Sie sagen natürlich nicht, dass sie es abschaffen wollen. Sie richten es vielmehr still und leise zugrunde.”

6. Kann denn Singen Sünde sein?
(rp-online.de, Tobias Jochheim)
Zu Ehren ihres syrischen Mitschülers sangen die Erstklässler einer Volksschule im Hinterland von Salzburg ein arabisches Kinderlied. “FPÖ” und “Kronen Zeitung” erklärten die nette Geste zum Skandal, nutzten es für Stimmungsmache und forderten lautstark eine “Überprüfung des Vorfalls”. Tobias Jochheim weist in seinem Beitrag darauf hin, dass sich eine Überprüfung erübrige, denn der Lehrplan für Volksschulen sehe interkulturelle Bildung ausdrücklich als übergeordnetes “Allgemeines Bildungsziel” vor. (Wo “österreichische und ausländische Kinder gemeinsam unterrichtet werden”, seien “im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem jeweils anderen Kulturgut (…) insbesondere Aspekte wie Lebensgewohnheiten, Sprache, Brauchtum, Texte, Tradition, Liedgut usw. aufzugreifen”.) Hier ginge es um eine Form von aufgebauschter Skandalberichterstattung, bei der das Medienhaus und die FPÖ voneinander profitieren würden.

“Bild” schon wieder am Grab von Andreas L.

Als Andreas L., der Co-Pilot des “Germanwings”-Flugs 4U9525, vor etwas mehr als einem Jahr beerdigt wurde, hatten die “Bild”-Redaktionen im Vorfeld glücklicherweise nichts davon mitbekommen. So konnten ihre Fotografen nicht mit Teleobjektiven auf dem Friedhof von Montabaur lauern, und ihre Reporter nicht schmierige Zeilen über die Trauergäste verfassen.

“Bild” und Bild.de berichteten aber trotzdem, einige Tage später, und zeigten in Großaufnahmen das Grab von Andreas L. Damals gab es das volle Bilder-Programm: das Holzkreuz aus verschiedenen Perspektiven, die Blumen und Trauerkränze der Angehörigen, den Grabschmuck der Freundin, ihre Abschiedsworte.

Gestern veröffentlichten “Bild” und Bild.de erneut einen Bericht über das Grab von Andreas L.:


Der einzige Grund für die neuen, großen Berichte: Das Holzkreuz wurde inzwischen durch eine Granitsäule ersetzt.

Neun Monate nach seiner heimlichen Beisetzung auf dem Friedhof in Montabaur, unweit des Segelflugplatzes, auf dem L[.] seine Leidenschaft fürs Fliegen entdeckte, wurde inzwischen das einfache Holzkreuz (“Andy”) durch die Grabsäule ersetzt.

Wieder gibt es große Fotos vom Grab, außerdem eine Nahaufnahme einer “runden Plakette”, auf der eine persönliche handschriftliche Widmung zu lesen ist, vermutlich von der Mutter von Andreas L. Im Text kommt eine Frau zu Wort, die bei dem Absturz zwei Angehörige verloren hat. Sie ist auch die Zitatgeberin für die Überschrift bei Bild.de (“Für mich als Angehörige der Opfer ist das sehr verletzend …”). Dass sie über das Grab ebenfalls sagt: “Für die Eltern von L[.] verständlich”, erfährt man erst im Artikel. Dort wird auch noch ein Anwalt zitiert, der mehrere Opfer-Familien vertritt und analysiert, dass durch die neue Grabsäule die “Ich-Bezogenheit” von Andreas L. “über seinen Tod hinaus in Stein gemeißelt” bleibe. Und dazu erinnern die beiden “Bild”-Autoren noch einmal mit deutlichen Worten daran, wer dort überhaupt begraben liegt:

Wir sehen das Grab von Todes-Pilot Andreas L[.] Das Andenken an einen Massenmörder!

Die “Bild”-Medien nutzen weiterhin jede noch so kleine Gelegenheit, um die Tat von Andreas L. aufs Neue aufrollen zu können, mit all den Beteiligten — Täter, Opfer, den Angehörigen beider Seiten. Ob es sich dabei um ansatzweise relevante Informationen handelt, spielt schon lange keine Rolle mehr.

“Bild” sucht den verschwundenen Chinesen. Wir suchen mit.

Lieber Junliang L.,

über Dich kursieren die unterschiedlichsten Pressemeldungen. Mal sollst Du ein chinesischer Tourist sein, der aus Versehen in die Mühlen der deutschen Asylbürokratie geraten ist, mal ein urplötzlich verschwundener Asylsuchender. (Sogar beim Namen gibt es Unklarheiten. Die “Bild”-Medien nennen Dich manchmal “Junliang” und manchmal “Jinliang”.)

Zu allem Überfluss hat Dich Bild.de nun zur inoffiziellen Fahndung ausgeschrieben und veröffentlicht, wenn man ihnen glauben mag, Teile des von Dir unterschriebenen Asylantrags. Zusammen mit einem persönlichen Aufruf:

Du kennst Dich wahrscheinlich nicht so gut mit der deutschen Sprache aus, zumal manches auch nur zwischen den Zeilen steht. Wir verraten Dir deshalb, was die Mitarbeiter von Bild.de meinen, wenn sie Dir zeigen wollen, “wie schön Deutschland wirklich ist”:

1.) Hier kann man schön unverpixelte Fotos von Tätern und Opfern veröffentlichen.
2.) Hier kann man schön Facebook-Profile plündern.
3.) Hier kann man schön den Pressekodex missachten.
4.) Hier kann man schön gegen den Presserat wettern.
5.) Hier kann man schön Krankenakten und persönliche Dokumente ausschlachten.
6.) Hier kann man schön Falschmeldungen in Umlauf bringen.
7.) Hier kann man schön Ressentiments schüren und Vorurteile verstärken.
8.) Hier kann man schön die niedersten Instinkte seiner Leser bedienen.
9.) Hier kann man schön Stimmung gegen Ausländer, Minderheiten und Benachteiligte machen.
10.) Hier kann man bei aufkommender Kritik schön patzig werden oder Nebelkerzen werfen und sich hinter Selbstironie verstecken.

Wenn Du all das erfahren willst, und zwar am eigenen Leib, dann melde Dich bei “Bild”. Die haben dort sicher schon Dutzende passender Schlagzeilen in der Schublade wie:

  • “Ein Chinese mit dem Kontrapass”
  • “Um lei Tung: Dieser Chinese kennt keine Abkürzungen”
  • “Junliang: Schlitzauge sei wachsam!”
  • “Kau der Welsch: Der Mann mit dem Mao-am-Anzug”
  • “Erst kam der Chinese, dann war der Hund weg!”
  • “Messer-und-Gabel-Allergie: Dieser Chinese isst Fisch nur mit (Fisch)stäbchen.”
  • Du kannst Dich aber auch statt bei “Bild” bei uns BILDbloggern melden. Wir können Dir zwar aus Zeitgründen momentan nicht zeigen, “wie schön Deutschland wirklich ist”, haben aber Tipps parat, was man machen kann, wenn die “Bild”-Zeitung unangekündigt bei einem vor der Tür steht.

    Deine BILDblogger

    Das besondere “Bild”-Mitgefühl

    Was mag in Eltern und Freundin des Todes-Piloten vorgehen? Sind sie mit der Tat des Sohnes nicht gestraft genug?

    Gemeint sind in diesen zwei Fragen die Eltern und die frühere Freundin von Andreas L., dem Co-Piloten des Germanwings-Flugs 4U9525. L. hatte im März vergangenen Jahres ein Flugzeug in die französischen Alpen gelenkt, wodurch er und 149 weitere Menschen ums Leben kamen. Die oben zitierte Passage stammt aus einem Artikel, den “Bild” und Bild.de am Dienstag veröffentlichten:



    (Alle Unkenntlichmachungen in diesem Artikel durch uns.)

    Der Mann, der Anzeige gegen die Eltern von Andreas L. erstattet hat, hat bei dem Unglück vor 16 Monaten seine Tochter und sein Enkelkind verloren. Der Lebensgefährte seiner Tochter ist ebenfalls gestorben. Die “Bild”-Medien schreiben dazu:

    Der schwere Vorwurf des Düsseldorfer Unternehmers: Die Eltern [von L.] hätten sich mitschuldig gemacht. […]

    Konkret geht es um die zahlreichen Arztbesuche des kranken L[.]. Eltern und Freundin hätten davon gewusst und den späteren Amok-Piloten zu den Medizinern begleitet, ihn jedoch nicht davon abgehalten zu fliegen, so die Anzeige. […]

    Sein juristischer Beistand, Klaus Brodbeck, zu BILD: “Die Anzeige ist für uns die einzige Möglichkeit, dass in diese Richtung ermittelt wird.” Für ihn komme der Straftatbestand der Beihilfe zur fahrlässigen Tötung in 149 Fällen in Frage.

    Und nun fragt das Dreierautorenteam von “Bild” also mitfühlend, ob die Eltern von Andreas L. nicht schon genug gestraft seien.

    Dass “Bild”-Mitarbeiter sich ums Wohlbefinden von Angehörigen von Tätern sorgen, ist, gelinde gesagt, überraschend. Gerade im Fall von Andreas L. Denn die “Bild”-Medien hatten wenige Tage nach der Tat von L. kein Problem damit, auch seine Eltern in den Fokus der Berichterstattung zu zerren:

    Autor Tim Sönder nannte in dem Artikel die Berufe der beiden Eltern und ließ einen “Trauma-Experten” eine Ferndiagnose über sie anstellen.

    Nur wenige Tage später ging es in einem weiteren Artikel noch einmal um das Ehepaar L.:

    Erneut wurden die Berufe genannt, dieses Mal von “Bild”-Mitarbeiter Philipp Blanke. Er ließ den “Trauma-Experten” ebenfalls zu Wort kommen. Und bei seiner Recherche hat er offenbar auch im Umfeld der Familie rumgeschnüffelt — eine Nachbarin der Großeltern von L. erzählt in dem Text nämlich über die Kindheit des Piloten.

    Nun kann man Andreas L. aufgrund seiner Tat als Person der Zeitgeschichte sehen. Doch seine Eltern sind kein Teil dieser Tat, dieses zeitgeschichtlichen Ereignisses. Sie haben das Recht auf Privatsphäre.

    Davon unabhängig sollte man ihnen auch ein Recht auf Trauer zugestehen. Neben dem Verlust ihres Sohnes müssen sie auch verarbeiten, dass dieser für den Tod vieler weiterer Menschen verantwortlich ist. Doch wie soll das funktionieren, wenn die “Bild”-Medien jede Kleinigkeit nutzen, um über ihren Sohn zu berichten? Zum Beispiel wenn sich ein früherer Bekannter im Fernsehen über ihn äußert …

    … oder wenn die “Tagesschau” zum Jahrestag des Unglücks sein Gesicht nur verpixelt zeigt …

    … oder wenn “Bild” einen Mann findet, der genauso heißt wie ihr Sohn:

    Sie müssen mit ansehen, dass Bild.de Fotos vom Grab ihres Sohnes veröffentlicht. Und dass Bild.de aus angeblichen privaten E-Mails ihres Sohnes zitiert:

    Und dass Bild.de, gerade erst vor zwei Wochen, Fotos aus Ermittlungsakten veröffentlicht, die die private Wohnung von L. …




    … und auch sein Kinderzimmers im Haus der Eltern zeigen:

    Autor des Artikels ist Mike Passmann. Passmann ist es auch, der am Dienstag mit seinen zwei Kollegen fragte, ob die Eltern von Andreas L. nicht schon gestraft genug seien.

    Bild  

    “Extrem drastisches Video”, munter retweetet

    Vergangene Nacht, als die ersten Meldungen und Fotos und Videos vom Attentat in Nizza auftauchten, hat Tanit Koch sich richtig heißgetwittert. Die “Bild”-Chefredakteurin verbreitete Titelseiten von französischen Tageszeitungen, Aussagen vom früheren Bürgermeister von Nizza und vom deutschen Regierungssprecher, Fotos von Leichen. Und sie retweetete mehrere Videos aus der südfranzösischen Stadt.

    Dafür gab es bei Twitter einiges an Kritik:

    Es gab aber auch Leute, die Tanit Koch zur Seite sprangen und sie gegen ihre Kritiker verteidigten:

    Was der frühere “Bild”-Mitarbeiter Dirk Benninghoff und “Tichys Einblick”-Autor Dushan Wegner offenbar nicht wissen: Die Kritik an Tanit Koch richtet sich nicht gegen das Verbreiten von News beziehungsweise von “Videos von Reuters oder ABC”, sondern gegen den Retweet eines ganz bestimmtes Videos: Es zeigt 45 Sekunden lang sehr explizit und sehr nah viele blutüberströmte und tote Menschen. Zuschauer, die die Personen aus dem Video persönlich kennen, dürften keine großen Probleme haben, sie zu identifizieren.

    Diese Aufnahmen, die mit dem Warnhinweis “Extremely GRAPHIC VIDEO” versehen sind, hatte Tanit Koch bei einer britischen Sensationsplattform — die fälschlicherweise auch Meldungen über Geiselnahmen in Nizza verbreitet hatte — gefunden und retweetet:


    (Unkenntlichmachung durch uns, da wir dieses Video, das jegliche Würde der abgebildeten Personen missachtet, nicht weiter promoten wollen.)

    Dass selbst Tanit Koch die Kritik an ihr offenbar nicht für völlig unangebracht hielt, zeigt sich womöglich daran, dass sie ihren Retweet inzwischen gelöscht hat. (Das hinderte sie freilich nicht daran, Dushan Wegner, den Kritiker ihrer Kritiker, zu retweeten.)

    Dennoch, und auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Der Pressekodex sagt recht deutlich, was bei der Berichterstattungen über Situationen wie aktuell in Nizza in Ordnung ist und was nicht:

    Unangemessen sensationell ist eine Darstellung, wenn in der Berichterstattung der Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, herabgewürdigt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn über einen sterbenden oder körperlich oder seelisch leidenden Menschen in einer über das öffentliche Interesse und das Informationsinteresse der Leser hinausgehenden Art und Weise berichtet wird. […]

    Die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen findet ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen. Die vom Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.

    Andererseits: Was interessieren die “Bild”-Medien schon die Vorgaben und Entscheidungen des Deutschen Presserats?

    Kummerreportagen, Mördergage, Talkshowzirkus

    1. Tom Kummers unlautere Textcollagen
    (nzz.ch, Boas Ruh)
    Der Schweizer Journalist Tom Kummer wurde lange Zeit für seine exklusiven Interviews mit illustren Promis gefeiert. Umso größer war das Entsetzen, als sich im Jahr 2000 herausstellte, dass Kummer viele seiner Interviews frei zusammenfantasiert oder aus vorhandenem Material zusammengebaut hatte. Das mediale Beben war erheblich: Die verantwortlichen Chefredakteure des SZ-Magazins wurden gefeuert. Kummer selbst verklärte seinen Betrug gerne zur Kunstform. 2005 verpatzte Kummer seine zweite Chance mit einer weiteren Täuschung, wie der “Spiegel” schrieb. Nun fand Kummer für seine Texte erneut Abnehmer. Medien wie “reportagen” oder die “Weltwoche” haben anscheinend ungeprüft Reportagen des notorischen Wiederholungstäters veröffentlicht. Die “NZZ” hat die Kummer-Reportagen untersucht und festgestellt, dass sie zwar nicht komplett zusammenfantasiert, aber eine Melange aus abgekupferten Texten anderer Autoren sind.

    2. Das Gegenteil von Lügenpresse
    (derstandard.at, Noura Maan, Fabian Schmid)
    Die rechte Pegida-Bewegung bedient sich besonders gerne der sozialen Netzwerke, um ihre Inhalte zu vermitteln und neue Anhänger zu requirieren. Noura Maan und Fabian Schmid haben das Social-Media-Verhalten der Bewegung untersucht und sich unter anderem angeschaut, welche Links von Pegida auf Facebook geteilt werden. Eine spannende Analyse, die möglich wurde durch eine Kooperation mit Wissenschaftlern des Alexander-von-Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft in Berlin im Rahmen eines von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojekts zu “Wissenschaft und Datenjournalismus”.

    3. Krankenpfleger Niels H.: TV-Produktionsfirma zahlte Serienmörder 5000 Euro Honorar
    (spiegel.de)
    Der Krankenpfleger Niels H. hat Patienten mit Medikamenten in einen lebensbedrohlichen Zustand gebracht, um sie danach zu reanimieren und sich selbst als Retter zu gerieren. Für ein im WDR ausgestrahltes Interview soll der mittlerweile wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilte Mann einen Betrag von 5.000 Euro erhalten haben. Der WDR hat nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Sendung für die weitere Ausstrahlung gesperrt.

    4. “Nicht in Ordnung, nur weil man es immer macht”
    (lto.de, Constantin Baron van Lijnden)
    Die “Sächsische Zeitung” hat angekündigt, in Zukunft stets die Nationalität von Straftätern nennen zu wollen – auch, wenn es Deutsche sind. Dies kollidiert jedoch wahrscheinlich mit Richtlinie 12.1 des Pressekodex. Danach ist eine derartige Nennung nur zulässig, wenn ein begründbarer Sachbezug zu der Meldung besteht. Die “Legal Tribune Online” hat den Presserats-Geschäftsführer im Interview gefragt, ob der Presserat bald reihenweise Artikel der Sächsischen Zeitung beanstanden wird.

    5. nr-Jahreskonferenz 2016
    (netzwerkrecherche.org)
    Der Verein “Netzwerk Recherche” ist ein Journalistenzusammenschluss, der nach eigenen Angaben für die Interessen jener Kollegen eintritt, die oft gegen Widerstände in Verlagen und Sendern intensive Recherche durchsetzen wollen. Am Wochenende hat man sich zur Tagung getroffen. Ein Team angehender Journalisten hat das Geschehen in einem ausführlichen Live-Blogbeitrag dokumentiert und zahlreiche Abstracts, Videobeiträge und Tweets der Veranstaltung zusammengestellt.

    6. Lasst sie reden
    (taz.de,Philipp Daum)
    Steffen Bothe hat ein etwas anderes Hobby. In den letzten 20 Jahren hat er nach eigener Schätzung etwa 800 Talkshows besucht. “taz”-Autor Philipp Daum hat sich mit dem TV-Dauergast zum Fernseh-Marathon getroffen: Vier Talkshows in drei Tagen, zusammen wurden es 13,5 Stunden in Fernsehstudios.

    Experimentierfeld, Textfeld, Fussballfeld

    1. Was ein Reporter erlebt, der das Gespräch mit den „Lügenpresse“-Kritikern sucht
    (Christian Fuchs, blog.zeit.de)
    Im Blog der “Zeit” schreibt Christian Fuchs von den vergeblichen Bemühungen, mit den Machern des Magazins “Compact” ins Gespräch zu kommen. Dahinter stand der Wunsch, ein Porträt über den überraschenden und seltenen Auflagenerfolg des neuen politischen Magazins anzufertigen. Doch die Sache gestaltet sich schwieriger als erwartet. Zwar habe man mit über 60 Personen aus dem Umfeld der Zeitschrift, mit Weggefährten des Chefredakteurs und mit Experten im In- und Ausland gesprochen, die Magazinmacher hätten sich jedoch bis zum Schluss beharrlich verweigert.

    2. Zeitung wird zum Buchstabenkino
    (faz.net, Adrian Lobe)
    Spleen oder kluges Investment? Immer mehr Milliardäre legen sich renommierte Zeitungen zu. Nun hat der Biotech-Unternehmer Patrick Soon-Shiong die bekannten, amerikanischen Blätter „Los Angeles Times“ und „Chicago Tribune“ gekauft. Soon-Shion wolle “experimentieren” und die Blätter zu einem “Technologie-Hub” voller künstlicher Intelligenz umbauen, berichtet Adrian Lobe in der “FAZ”. Es stelle sich die Frage, ob der Unternehmer den Journalismus wirklich revolutionieren oder Zeitungen nur als Experimentierfeld für seine Biotech-Unternehmungen nutzen wolle.

    3. Silent News
    (heise.de, Hans-Jürgen Krug)
    Angeblich sollen 80 Prozent aller Facebook-Nutzer Videos im Silent-Modus, also mit abgeschaltetem Ton, nutzen. Die Medien haben darauf reagiert und statten ihre Nachrichtenclips mit Untertiteln aus. Doch um geklickt zu werden, bedarf es mehr. Und deshalb würden in den Filmschnipseln, wie beim Beispiel “heute plus”, zunehmend große grelle Textbanner mit Fragen eingeblendet. “”Facebook first” verändert nicht nur die – zeitliche – Platzierung von Neuigkeiten. Es prägt auch zutiefst ihre Machart. Silent Audioplay macht Nachrichten zu Worthäppchen. Gelbe Kästchen erzählen eigene Geschichten.”

    4. „Planwirtschaftliches Fernsehen“
    (taz.de, Klaus Raab)
    Die “taz” hat mit dem Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister über die Gegenwart der deutschen Talkshow gesprochen. Hachmeister auf die Frage, warum es derart viele Talkshows gäbe: “Weil es planwirtschaftliches Fernsehen ist. Man kann ungefähr die Quote absehen. Es ist im Vergleich zu anstrengenden Recherchen billig. Und es schafft eine strukturelle Regelmäßigkeit, die den Programmmanagern gefällt. Risikovermeidung ist das Lebenselexier technokratischer Programmplanung.”

    5. Absurder Streit um Syrien-Berichterstattung
    (Petra Sorge, cicero.de)
    Vor einigen Tagen hat der Presserat eine sogenannte Missbilligung gegen die Syrien-Berichterstattung von “bild.de” ausgesprochen. “Bild Online”-Chef Julian Reichelt veröffentlichte daraufhin einen offenen Brief und bezeichnete den Presserat als „Handlanger des Kreml“. Petra Sorge vom “Cicero” erklärt, warum für sie bei dem Konflikt beide Seiten kein gutes Bild abgeben würden.

    6. Gauland
    (facebook.com, Maxim Biller)
    “Nachdem der stellvertretende Vorsitzende der AfD, Alexander Gauland, in einem „Kicker“-Interview über Omri Bunsenstein, den Mittelfeldregisseur von Makkabi Wedding, gesagt hatte, die Leute fänden ihn zwar als Fußballspieler gut, wollten ihn aber nicht als Nachbarn haben, erklärte der Trainer von Makkabi Wedding, niemand fände Bunsenstein als Fußballspieler gut, schon gar nicht er selbst, aber er müsse ihn trotzdem immer aufstellen, weil ohne die Spenden von Bunsensteins Vater Makkabi Wedding längst pleite wäre.”

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