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Planetenschließung, Trump-Fehde, Kinder-Zeitschriften

1. Vorübergehend geschlossen
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
“Planet Interview” hat mit Nikolaus Blome gesprochen, dem stellvertretenden Chefredakteur der BILD (aktuelles Buch: “Links oder rechts?”). Nun soll Blome große Teile seines Interviews nicht freigegeben haben. Betroffen seien 41% seiner Antworten. Dies wäre ein seltsames Gebaren, da Blome kritische Fragen bei anderer Gelegenheit als „essentiellen Bestandteil“ einer funktionierenden Demokratie bezeichnet hat. “Planet Interview” hat aus Protest gegen diesen Eingriff die Webseite für zwei Tage stillgelegt und zeigt nur das Interview. Inklusive der Fragen, deren Antworten von Blome nachträglich gestrichen worden seien.
Lesetipp: Wir haben dem Vorgang den Artikel Antworten auf kritische Fragen? Nicht mit Nikolaus Blome gewidmet und dort Blomes mutmaßliche Antworten mit Hilfe von Gedankenlesen und einer komplizierten mathematischen Formel (der sogenannten „Blome-Gleichung“) extrapoliert.

2. Pöbeln, klagen, drangsalieren
(spiegel.de, Marc Pitzke)
“Fox”-Moderatorin Megyn Kelly enthüllt in ihrer Autobiografie “Settle for More” erstmals die Hintergründe ihrer Fehde mit dem damaligen Präsidentschaftsbewerber Trump. Dieser hatte während des Wahlkampfs viele Journalisten bepöbelt und teilweise mit Prozessen überzogen. Auch Megyn Kelly bekam Morddrohungen von aufgeheizten Trump-Anhängern. Für Kelly wird sich die Sache wenigstens gerechnet haben: “Für ihre – bis nach der Wahl verzögerten – Enthüllungen kassierte sie einen Millionenvorschuss und fordert von Fox News nun angeblich 20 Millionen Dollar im Jahr für ihre Vertragsverlängerung, da sie alle hofieren.”

3. Die FPÖ und die blanke Niedertracht
(taz.de, Ralf Leonhard)
In Österreich wird Anfang Dezember erneut der Bundespräsident gewählt, entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung im Land. Vor kurzem hat sich der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer vom boulevardesken Kanal “oe24.tv” für eine Homestory interviewen lassen, in der auch nach dem Beziehungsstatus der 13-jährigen Tochter gefragt wurde. Der Fernsehjournalist Martin Thür twitterte daraufhin: “Ich will nicht in einem Land leben, wo Kandidaten die Zimmer und das Liebesleben ihrer 13-jährigen Töchter offenbaren müssen, um zu gewinnen.” Ein von empörten Hofer-Anhängern initiierter Shitstorm war die Folge.

4. «Die Schweiz ist ein Land der Parallelwelten»
(tagesanzeiger.ch, Nicola Brusa & Beat Metzler)
Der “ARD”-Journalist Hans-Jürgen Maurus arbeitete von 1978 bis 2016 beim Radio, unter anderem als Auslandskorrespondent in Asien, Afrika und Amerika. Die letzten fünf Jahre war er Korrespondent in der Schweiz. Im Interview mit dem “Tagesanzeiger” geht es vor allem über sein Bild der Schweiz.

5. Niemand weiß, was jetzt passiert? Dann Schluss mit der Panikmache!
(perspective-daily.de, Frederik von Paepcke)
Auf dem Cover des aktuellen “Spiegel” rast ein überdimensionaler Trump-Kopf mit geöffnetem Mund und brennendem Kopf auf den Erdball zu. “Was soll das?”, fragt Frederik von Paepcke in seinem Kommentar zur Verantwortung der Medien und verlangt nach dem Schluss mit der Panikmache. Sein Vorschlag: “Entdecken wir konstruktive Tugenden wie Zuversicht, Respekt oder Kreativität neu. Überdenken wir unsere Kommunikation, üben wir uns in mehr Selbstreflexion.”

6. turi2 edition3: Sandra und Simon Peter, Chefredakteure bei Blue Ocean
(youtube.com, Video, 3:16 Minuten)
Sandra und Simon Peter sind, was den Output anbelangt, wahrscheinlich die fleißigsten Chefredakteure Deutschlands: Beim Stuttgarter Blue Ocean Verlag verantworten sie Dutzende von Kinder-Zeitschriften – mit 500 Ausgaben pro Jahr. Die Aufteilung ist dabei ganz klassisch: Sie macht die Mädchenhefte wie “Prinzessin Lilifee”, er die Jungsmagazine wie das “Playmobil-Magazin”.

Antworten auf kritische Fragen? Nicht mit Nikolaus Blome

Kritische Fragen? Ja, doch, die seien schon wichtig, findet Nikolaus Blome, stellvertretender Chefredakteur der “Bild”-Zeitung. Kritische Fragen seien sogar ein “essentieller Bestandteil” einer funktionierenden Demokratie, sagte er Anfang des Monats bei einer Lesung in Dresden (Audio, 1:53 Minuten).

Knapp einen Monat zuvor hat Jakob Buhre von der Interview-Plattform “Planet Interview” Nikolaus Blome einige Fragen zum Buch “Links oder rechts?” gestellt, das “Bild”-Journalist Blome zusammen mit Jakob Augstein veröffentlicht hat. Darunter waren auch einige kritische Fragen zur “Bild”-Berichterstattung. Blome antwortete auf diese Fragen, am Ende des Autorisierungsprozesses wollte er aber mehrmals nicht, dass das, was er Buhre gesagt hat, veröffentlicht wird. Er hat Antworten komplett rausgestrichen. Und zwar nicht nur ein paar — nach Angaben von “Planet Interview” sind letztlich nur 59 Prozent von Blomes Antworten übrig geblieben.

Kritische Fragen seien ein “essentieller Bestandteil” einer funktionierenden Demokratie. Aber das Veröffentlichen von Antworten auf kritische Fragen? Nun ja.

Viele der gestrichenen Blome-Aussagen betreffen konkrete “Bild”-Berichte. Einige davon hatten wir auch hier im BILDblog kritisiert: die “Bild”-Darstellung des vermeintlichen Umgangs der Kieler Polizei mit Straftaten von Flüchtlingen, die Skandalisierung von Flüchtlingskriminalität, die Berichte über die Verdauungsprobleme des Gehers Yohann Diniz bei den Olympischen Spielen in Rio. “Die nachträgliche Streichung mehrerer Antworten begründete Herr Blome damit, dass er nur ein Interview zu seinem Buch geben wollte”, schreibt “Planet Interview”. Die Begründung ist in der Tat bemerkenswert, denn in Blomes und Augsteins Buch geht es auch ganz konkret um Journalismus, um den “Lügenpresse”-Vorwurf, um die publizistische Macht von “Bild”. Dort heißt es zum Beispiel: “BILD kann, als Massen- und Leitmedium, in einer speziellen Situation wahrscheinlich einen Bankrun auslösen. Darüber denken Sie besser drei Mal nach.” Fragen zu “Bild” und “Bild”-Berichten kann man also durchaus auch als Fragen zum Buch sehen.

Als Protest gegen die vielen Streichungen durch Nikolaus Blome hat das Team von “Planet Interview” die eigene Seite heute fast komplett vom Netz genommen*:

Wir schließen für zwei Tage unsere Website, um auf ein Problem hinzuweisen: Das Streichen von kritischen Fragen.

Lediglich das Blome-Interview mitsamt der nun unbeantworteten Fragen sind dort momentan zu lesen.

***

Schade, dass Nikolaus Blome so viele seiner Antworten nicht zur Veröffentlichung freigegeben hat. Zum Glück kann unser Autor Lorenz Meyer nicht nur über lange Distanzen Gedanken lesen, er kennt sich auch mit Realitätsverzerrung, Wahrheitsverdrehung, inhaltsleerem Gefasel und Marketingsprech aus und hat die Antworten mit Hilfe einer komplizierten mathematischen Formel (der sogenannten “Blome-Gleichung”) extrapoliert.

1. Planet Interview: Ein Beispiel: Die BILD schrieb im Januar 2016, dass die Polizei in Kiel “vor Flüchtlingskriminalität kapituliert!”. Grundlage war ein Papier vom Oktober 2015 der Polizeidirektion Kiel, in dem es heißt dass “ein Personenfeststellungsverfahren oder erkennungsdienstliche Behandlung” bei “einfachen/niedrigschwelligen Delikten … regelmäßig ausscheidet”. Der BILD-Bericht wurde von der Polizei umgehend dementiert.

Blomes erster Antwortgedanke: Nichts gegen die Kieler Polizei, aber wenn hier jemand etwas “regelmäßig ausscheidet”, dann immer noch wir von der BILD. Ich würde sogar behaupten, dass wir Deutschlands größtes Ausscheidungsorgan sind!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ihre Frage beinhaltet bereits die Antwort: Anscheinend enthielt das uns zugespielte Papier der Kieler Polizei unangenehme Fakten, die nicht nach außen dringen sollten. Als grundgesetzlich verankertes Presseorgan sehen wir es als unsere Pflicht an, der Exekutive auf die Finger zu schauen. Auch, wenn uns dies verschiedentlich negativ ausgelegt wird. So wie im vorliegenden Fall …

2. Die Kieler Polizei gab aufgrund der Berichterstattung eine Pressekonferenz und erklärte, dass Strafanzeigen “in jedem Einzelfall” erstattet wurden, und dass “in keinem Fall eine andere Behandlung zur Maßgabe erklärt wurde wie bei deutschen Tatverdächtigen auch”.

Blomes erster Antwortgedanke: Das klingt alles recht alkoholisiert. Vielleicht hat sich die Kieler Polizei von ihren Kollegen aus dem Süden inspirieren lassen. Die verstehen unter einer “Maßgabe” nämlich etwas anderes, höhöhö.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich finde es bedauerlich, dass die Kieler Polizei augenscheinlich dem politischen Druck nachgegeben hat und sich so geäußert hat, wie sie sich geäußert hat. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

3. Ein anderes Beispiel: BILD veröffentlichte einen Auszug aus dem Buch “Soko Asyl” des Leiters der Braunschweiger Kripo Ulf Küch. Dieser schreibt darin u.a. “Diejenigen (Flüchtlinge), die wir verfolgen, sind eine winzige Minderheit, deren Anteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt” und “es darf nicht sein, dass die große Mehrheit der dankbaren und friedlichen Flüchtlinge mit diesen Personen über einen Kamm geschoren wird und am Ende unter deren Aktivitäten leiden muss.” Der BILD-Artikel trug die Überschrift “Polizist packt über Flüchtlingskriminalität aus: Manche Banden klauen auf Bestellung”. Nochmal die Frage: Kann es sein, dass Sie mit solchen Artikeln zu den Ressentiments gegenüber Flüchtlingen beitragen?

Blomes erster Antwortgedanke: Meine Güte … Nennen Sie mir ein einziges Wort in der Überschrift, das gelogen war … Aber für begriffsstutzige Ethik- und Moral-Mimosen wie Sie können wir ja nochmal ‘nen Hinweis anbringen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Der von Ihnen genannte Autor hatte keineswegs nur die von Ihnen zitierten Aussagen getätigt, sondern auch Dinge gesagt, die vollkommen andere Rückschlüsse zulassen. Trotzdem haben wir auf seinen Wunsch hin in einer späteren Ausgabe einen entsprechenden Hinweis veröffentlicht.

4. Und diesen Hinweis bringen Sie als große Headline?

Blomes erster Antwortgedanke: Ja, in Fontsize=1.000 und quer über das Brandenburger Tor gespannt. Das hätten Sie wohl gerne, Sie Gutjournalist!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Stellen Sie diese Frage in vergleichbaren Fällen auch anderen Medien? Wohl kaum. Das muss als Antwort reichen.

5. Doch die Skandalisierung von Flüchtlingskriminalität fällt in BILD größer aus als in anderen Medien, wo berichtet wird, dass sich die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge rechtskonform verhält.

Blomes erster Antwortgedanke: Ist ein Skandal, dass wir skandalisieren, oder? Merkste selber, McFly, oder?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Wir haben uns in einer Zeit für Flüchtlinge engagiert, da haben sich weite Teile der deutschen Presselandschaft noch bedeckt gehalten. Ich erinnere nur an die große BILD-Aktion “Wir helfen-#refugeeswelcome”. Das hat uns viel Kritik eingebracht, die nicht immer einfach auszuhalten war, uns aber nicht von unserem Weg abgebracht hat. Wir sind jedoch nicht einäugig. Und wenn es wie beim Silvester-Geschehen in Köln zu Übergriffen kommt, kehren wir das nicht unter den Teppich, sondern berichten darüber. Wir sind da nämlich ganz altmodisch und fühlen uns nur der Wahrheit verpflichtet.

6. “Die meisten Hauseinbrüche werden von Deutschen begangen.” Könnte das eine “Bild”-Schlagzeile sein?

Blomes erster Antwortgedanke: Klar, könnte das ‘ne Überschrift sein! Natürlich werden die meisten Hauseinbrüche von Deutschen begangen. Und zwar, weil Flüchtlinge ihnen den Schlüssel geklaut haben und sie wieder in ihr Haus zurück wollen. Alle anderen Medien verschweigen das. Wir berichten darüber!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Veröffentlichung des Offensichtlichen und von naheliegenden Belanglosigkeiten überbelassen wir unserer Konkurrenz. Wir bei BILD wollen unseren Informationsvorsprung nutzen und unseren Leser über Dinge unterrichten, die er vorher noch nicht wusste. Insofern lautet die Antwort: Nein.

7. Viele Leser haben (z.B. auf Facebook) kritisiert, wie BILD über einen Sportler berichtet hat, der tatsächlich hingefallen ist: Ein Geher brach bei den Olympischen Spielen in Rio über die 50km-Distanz mehrfach zusammen, hatte Verdauungsprobleme, konnte seinen Durchfall nicht zurückhalten und verlor zeitweise die Orientierung. Bild zeigte Fotos davon und kommentierte u.a. mit “Dieser Gang ging in die Hose.” Wie kann es sein, dass BILD sich über so etwas lustig macht?

Blomes erster Antwortgedanke: Wenn ich mich nie mit Dünnpfiff beschäftigen würde, gäb’s dieses Interview nicht, Sie investigatives Abführmittel!

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Unsere Leser haben einen Anspruch auf eine vollumfängliche Sportberichterstattung. Und dazu gehören bei Olympia die großen Medaillenkämpfe, aber auch die kleinen Dramen im olympischen Sportbetrieb. Wir haben über das kleine Malheur in einer lockeren und augenzwinkernden Form berichtet. Wenn Sie das stört, ist das Ihr Problem und nicht unseres.

8. Aber Witze wie “Er war kurz davor, aus Sch**** Gold zu machen. Doch dann läuft’s beim 50-km-Geher Yohann Diniz — so richtig” oder “Dieser Gang ging in die Hose.” Warum muss das in Ihre Zeitung?

Blomes erster Antwortgedanke: Weil Scheiße zu Scheiße passt. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Nochmal: Wenn Sie zu verkrampft sind, etwas über ein allzu menschliches Geschehen zu lesen, sagt das mehr über Sie aus als über uns.

9. Auf den anderen Seiten dominieren Sport, Promis, Skandale, Sensationen. Warum geht da nicht mehr Politik?

Blomes erster Antwortgedanke: Geben Sie Bescheid, wenn Sarah Lombardi Bundeskanzlerin wird. Dann machen wir sofort mehr über Politik.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich habe heute morgen “Spiegel Online” aufgerufen. Und was soll ich sagen: Auf der Startseite “dominieren Sport, Promis, Skandale, Sensationen”, um es mit Ihren Worten zu sagen. Ich kann den Kollegen Augstein aber gerne fragen, warum da nicht mehr Politik vorkommt. Der fühlt sich dem Haus ja immer noch sehr verbunden.

10. Interessieren Sie sich persönlich für die Skandale, Unfälle, Voyeurismus etc. auf den anderen Seiten?

Blomes erster Antwortgedanke: Nö, die hab’ ich ja meist schon irgendwo in der Originalfassung gelesen und für die Veröffentlichung bei uns vom Praktikanten per “Google Translator” übersetzen lassen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: In der Frage schwingt eine abwertende Unterstellung, die ich ablehne. Ich habe Sie auch nicht gefragt, wann Sie aufgehört haben, ihre Frau zu schlagen.

11. Hellmuth Karasek sagte bei uns im Interview: “Ich würde nie eine politische Entscheidung aufgrund der BILD-Lektüre treffen”.

Blomes erster Antwortgedanke: Gegenfrage: Würden Sie eine Kaufentscheidung aufgrund eines Rabatts auf ein Karasek-Buch treffen?

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: (lacht) Wollte Herr Karasek von BILD wissen, wo er bei der Bundestagswahl sein Kreuzchen setzen soll?

12. Ja, zum Beispiel.

Blomes erster Antwortgedanke: In einem kalten Winter und mit ‘ner Ofenheizung mag das in Ordnung gehen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Das traue ich dem Kollegen Karasek auch ohne unsere Mithilfe zu.

13. Aber Sie wollen doch vermutlich die Leute zum Denken anregen, wollen ihnen Informationen mitgeben, so dass sie am Wahltag informiert sind über die politische Lage. Wie würden Sie Karasek, wenn er noch unter uns wäre, vom Gegenteil überzeugen?

Blomes erster Antwortgedanke: Ach, der Karasek … Soll lieber literarisches Quartett im Himmel spielen und dort dem Reich-Ranicki mit seiner Wahlentscheidung auf die Nüsse gehen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ich würde ihm sagen, er soll bei seiner Wahlentscheidung nicht nur seinem Bauchgefühl, sondern seinem Verstand folgen. Und wenn er dafür Unterstützung braucht, findet er die bei BILD.

14. Und es reicht in dieser Verkürzung für eine Wahlentscheidung?

Blomes erster Antwortgedanke: Ja.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Ja.

15. Nun stehe ich aber vor diesem Gegensatz: Ich sehe zwei Hochintellektuelle, Sie und Herrn Karasek, und der eine sagt über die Arbeit des anderen: “Die BILD ist ein Medium, das ich so ernst nehme, wie ich Stefan Raab ernst nehme.” Können Sie mir helfen, diesen Gegensatz aufzulösen?

Blomes erster Antwortgedanke: Medium nehm’ ich nur mein Steak. Außerdem sehe ich in Ihrer Aufzählung nur einen Hochintellektuellen, Sie lästiger Frageonkel. Und das ist, ich sag’s Ihnen durch die Blome, weder der Kollege Karasek noch Stefan Raab.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Stefan Raab zeichnet sich durch einen hohen Grad an Professionalität aus, insofern kann mich der Vergleich nicht treffen. Außerdem führt uns der ewige Weg über Gegensätze nicht weiter. Fragen Sie doch mal nach Verbindendem. Da wüsste ich einiges zu berichten. Auch Dinge, die Herrn Karasek betreffen.

16. Sie schreiben es ja selbst, in Ihrem Buch.

Blomes erster Antwortgedanke: Ach, das Buch … Weiß der Geier, was ich da reingekrakelt habe. Weiß ja noch nicht mal, ob ich da überhaupt was reingeschrieben habe. Wenn der Kollege Augstein ‘nen schizophrenen Anfall hat, übernimmt der gerne mal meinen Part und kotzt sich die neoliberale Zweitseele aus dem Leib.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Dann haben Sie ein anderes Buch gelesen. In meinem steht das nicht.

17. Die Otto Brenner Stiftung schrieb 2012 in einer Studie, BILD praktiziere Journalismus nur “vorübergehend”. Ist Ihnen das nicht zu wenig?

Blomes erster Antwortgedanke: Das Wort “praktiziere” in Zusammenhang mit “Journalismus” lehne ich ab. Das setzt ja voraus, dass wir wüssten, was wir da machen.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Otto Brenner Stiftung sollte sich als Tochter der IG Metall lieber mit Dingen beschäftigen, bei denen sie sich auskennt. Zum Beispiel mit der Verschwendung von Gewerkschaftsgeldern.

18. Die Stiftung hat viele BILD-Artikel analysiert, Interviews mit Experten geführt, verweist auf Quellen, Literatur …

Blomes erster Antwortgedanke: Ich sage es mal mit den Worten, die oft dem früheren britischen Premierminister Sir Winston Churchill zugeschrieben werden: “Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.” Fälschlicherweise zugeschrieben, aber das werden Sie als kritischer Journalist ja bestimmt schon selbst in Erfahrung gebracht haben.

Was er tatsächlich eventuell gesagt haben könnte: Die Axel-Springer-Stiftung kommt in ihrer Studie zum postfaktischen Zeitalter zu ganz anderen Ergebnissen, Sie Argumentationswunder! Und als Springer-Journalist akzeptiere ich nur eine Quelle: Die Einnahmequelle!

*Nachtrag, 16. November: Inzwischen ist der Zwei-Tage-Protest vorbei und die Seite wieder komplett online.

“Breitbart”, Leonard Cohen, Neuköllner Neonazis

1. “Breitbart News” will expandieren
(zeit.de)
Mit seinen Angriffen auf Hillary Clinton gehörte das rechtspopulistische Medium “Breitbart News” im US-Wahlkampf zu den Garanten für Donald Trumps Erfolg. Jetzt könnte es auch nach Deutschland und Frankreich kommen: “Breitbart, das bereits eine Website in Großbritannien betreibt, führt nach Angaben seines Chefredakteurs bereits Gespräche mit deutschen und französischen Journalisten. Ziel sei es, gewählte rechtspopulistische Politiker in Frankreich und Deutschland zu unterstützen.” Als Reaktion auf die Expansionsdrohung von “Breitbart” entwickelt Johannes Kuhn auf seiner Seite kopfzeiler.org eine Empfehlung für die Berichterstattung über den im kommenden Jahr anstehenden Wahlkampf in Deutschland: “Die Lösung für publizistische Portale kann nur lauten, möglichst viele Mitarbeiter weg vom Bildschirm und raus in die deutsche Realität zu schicken, aufzuschreiben, was ist. Normalen Menschen das Wort zu geben, sie erzählen zu lassen, wie es ihnen geht, was sie denken, hoffen, fühlen.”

2. Trump-Wähler scheren sich nicht um die Wahrheit? Du doch auch nicht!
(t3n.de, Lisa Hegemann)
Ob nun die irrtümliche Bebilderung der “Simpsons”-Vorhersage, ein vermeintlicher Titelblatt-Fauxpas der “Märkischen Allgemeinen” oder ein Donald-Trump-Zitat von 1998, das aber gar nicht von Donald Trump stammt — obwohl das alles faktisch falsch ist, verbreitet es sich in den Sozialen Netzwerken wie blöd. Ziemlich problematisch, findet Lisa Hegemann: “Wenn wir Links von Texten teilen, die wir nicht gelesen haben, wenn wir Bilder teilen, deren Ursprung wir nicht geprüft haben, dann prägen wir die postfaktische Ära mit — dann gehen wir nach Gefühl und nicht nach Tatsachen.”

3. Neonazis posten Karte mit Adressen
(juedische-allgemeine.de)
Eine rechtsextreme Gruppierung aus Berlin-Neukölln hat vor zwei Tagen — also zum Jahrestag der Pogromnacht — auf einer Facebook-Seite “eine Grafik mit jüdischen Einrichtungen in Berlin veröffentlicht”: “In Frakturschrift steht auf der Grafik der Satz: ‘Juden unter uns!’. Darauf sind rund 70 Einrichtungen samt Adressen aufgelistet, darunter Kitas, Schulen, Synagogen, Geschäfte, Friedhöfe und Restaurants. Daneben steht die Anmerkung: ‘Heut ist so ein schöner Tag’.” Inzwischen sei die Seite von Facebook gelöscht worden, berichtet “Spiegel Online”.

4. Marxismus im Dauerminus
(taz.de, Judith Freese)
Der “jungen Welt”, in der DDR “das Medium der Freien Deutschen Jugend, kurz FDJ, und mit millionenstarker Auflage zeitweise die meist gelesene Tageszeitung im Osten”, geht es finanziell ziemlich mies: Judith Freese schreibt von einem “nicht gedeckten Fehlbetrag von 953.000 Euro”. Die aktuell 17.000 Abonnenten seien 2000 zu wenig, “um weiterhin die Zeitung produzieren zu können.” Noch solle aber nicht Schluß sein.

5. Leonard Cohen Makes It Darker
(newyorker.com, David Remnick, englisch)
Vor gut einem Monat erschien dieses 60.000-Zeichen-Stück über Leonard Cohen, geschrieben vom “New Yorker”-Chefredakteur David Remnick. Wenn man einen Text zum Tod von Leonard Cohen lesen will, dann diesen.

6. Heisse News vom Vortag
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann wundert sich über die Titelseite der “Augsburger Allgemeinen”, die noch am Donnerstag damit aufmachte, dass Donald Trump “neuer US-Präsident” ist: “Früher war das immer so. Wenn am späten Freitagabend etwas passiert ist, das am Samstagmorgen keinen Platz mehr in der Zeitung fand, na, dann kam es eben am Montag auf die Titelseite.”

7. Liebe Leserinnen und Leser. Wir müssen reden.
(netzpolitik.org)
Heute ausnahmsweise mal ein siebter Link, denn die Kollegen von netzpolitik.org brauchen Hilfe: Die Zugriffszahlen seien zwar 1A, und zu wenig Themen gebe es auch nicht, aber das Geld werde bald knapp. “Sollten sich die Spenden nicht monatlich um 5.000 bis 10.000 Euro erhöhen, werden wir recht bald gezwungen sein, wieder Stellen abzubauen”, schreibt das Team, das nach der “Landesverrat-Affäre” aufgestockt wurde, und bittet um finanzielle Unterstützung.

Atomkoffer! Trump! Apokalypse!

So, der erste Schock über die Wahl von Donald Trump zum kommenden US-Präsidenten könnte langsam verdaut sein. Vielleicht mal Zeit für eine sachliche, durchdachte Analyse.

Hättet ihr da was im Angebot, liebe Mitarbeiter von krone.at?

Sein Aussehen ist unscheinbar, doch sein Inhalt könnte die Apokalypse auslösen: Ein Lederkoffer, von einem Adjutanten getragen, wird auch den gerade erst gekürten 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Schritt und Tritt begleiten.

Na ja, einen Versuch war’s wert.

Mit Dank an @i_am_fabs und @coralandmauve für Screenshot und Hinweis!

Medienversagen, Mafia, Wakaliwood

1. Die US-Wahl, die Medien und ihre Vorhersagen (Links im Text)
(diverse)
In der Wahl von Donald Trump zum künftigen Präsidenten der USA sehen viele auch ein Versagen der Journalisten und ihrer Vorhersagen. Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne bei “Spiegel Online” vom Scheitern der Medien und Meinungsforscher “an den Mechanismen moderner Meinungsbildung” (“Wir müssen aus unseren Fehlern lernen. Sonst ist Trump unser kleinstes Problem”). Bei persoenlich.com sagt Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen, Trump sei der “grosse Profiteur einer veränderten Medienwelt” (“‘Trump hat von einer veränderten Medienwelt profitiert'”). Christian Jakubetz schreibt in seinem Blog von einer “bitteren Lektion” für “Journalisten, Medien und Social-Media-Enthusiasten” (“Eine Ohrfeige namens Trump”). Die Wahl von Donald Trump zeige, “wie sehr sich die Bürger von den klassischen Medien abgewandt haben — und andersherum”, so Julian Dörr bei sueddeutsche.de (“Trump und “Breitbart” triumphieren über das Establishment”). Joshua Benton analysiert bei “NiemanLab”, dass sowohl Journalisten als auch Facebook dazu beitrügen, dass sich die Gesellschaft in “two self-contained, never-overlapping sets of information” bewege (“The forces that drove this election’s media failure are likely to get worse”). Rasmus Kleis Nielsen denkt auf seiner Website darüber nach, was die Wahl für die Sozialwissenschaften bedeuten könnte (“‘A desk is a dangerous place from which to view the world.’ Social science and the 2016 elections”). Danah Boyd sagt klipp und klar “I blame the media” und kritisiert fehlende Selbstreflexion der Medien sowie ein mangelndes Verständnis der eigenen Schwächen (“Reality check: I blame the media.”). Jim Rutenberg und James Poniewozik fragen in der “New York Times”, ob sich die Medien von dieser Wahl wieder erholen können (“Can the Media Recover From This Election?”). Und Margaret Sullivan wirft den Journalisten in der “Washington Post” vor, dass sie nicht richtig hingehört und hingeschaut hätten (“The media didn’t want to believe Trump could win. So they looked the other way.”).

2. War das Volksverhetzung?
(faz.net, Michael Hanfeld)
Der Auftritt einer vollverschleierten Konvertitin in der Talkrunde von Anne Will am vergangenen Sonntag hat jetzt auch rechtliche Folgen — eine Rechtsanwältin aus Neuruppin soll Strafanzeige gestellt haben, “‘wegen aller in Frage kommenden Straftaten'”, schreibt Michael Handfeld. In einer Stellungnahme verteidigt “Anne Will”-Redaktionsleiter Andreas Schneider die Einladung der Frau: “Um das ganze Spektrum der Problematik abzubilden, die im Tatort [lief im Vorfeld der Sendung] angespielt wurde, war es Absicht der Redaktion, auch eine radikalisierte Person in die Gesprächsrunde zu laden.”

3. “Dort verkehren auch Politiker”
(taz.de, Ambros Waibel)
Gestern Abend lief beim “MDR” Ludwig Kendzias Reportage “Revier der Paten — Mafia in Mitteldeutschland” (Video, 29:45 Minuten). Im Interview mit der “taz” erklärt er, warum es schon rein rechtlich schwierig ist, über die Mafia zu berichten: “In Italien ist die nachgewiesene Zugehörigkeit zur Mafia strafbar. Das ist bei uns nicht so und macht es für Journalisten enorm schwierig, identifizierend zu berichten. Wir müssen uns aufs Allgemeine zurückziehen.”

4. O-Töne herstellen? Geht jetzt!
(radio-machen.de, Sandra Müller)
“Adobe”, die Firma, die auch Photoshop entwickelt hat, hat vor einigen Tagen Voco vorgestellt (Video, 7:20 Minuten). Damit kann man — kurz gesagt — am Computer durch die Eingabe oder das Löschen von Wörtern Sprachaufnahmen so verändern, dass ganz neue Aussagen entstehen. Sandra Müller warnt vor dieser “perfekten Audio-Manipulationsmaschine”.

5. Journalisten nicht ins Asylverfahren treiben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Nachdem Michael Roth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, in einem Interview mit der “Welt” verfolgten türkischen Journalisten Asyl in Deutschland in Aussicht gestellt hatte, kritisieren die “Reporter ohne Grenzen”, dass Roths Angebot an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigehe: “Die weitaus meisten der türkischen Medienschaffenden, die sich mit der Bitte um Zuflucht in Deutschland an Reporter ohne Grenzen wenden, wollen weder politisches Asyl noch dauerhaft im Ausland bleiben. Ihnen geht es vielmehr um vorübergehende Zuflucht, bis sich die politische Situation in der Türkei beruhigt hat — und vor allem darum, ihre journalistische Arbeit fortzusetzen. Würden sie politisches Asyl beantragen, könnten sie jedoch während eines Verfahrens von ungewisser Dauer nur sehr schwer eine Arbeit aufnehmen und wären in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.”

6. Wakaliwood: Actionfilme aus Ugandas Slum
(ndr.de, Bastian Berbner, Video, 12:04 Minuten)
Isaac Nabwana braucht gerade mal ein Budget von 160 Dollar, um einen ganzen Spielfilm zu drehen. Nabwana ist Kameramann, Regisseur und die zentrale Person von Wakaliwood, Ugandas Film-Hotspot in Wakaliga. Bastian Berbner war im Slum in der Nähe der Hauptstadt Kampala dabei, als mit Hilfe von Kunstblut in Kondomen und Maschinengewehren aus Abwasserrohren ein neuer Actionfilm im typischen Wakaliwood-Stil entstanden ist.

“6 vor 9”-Sonderausgabe: US-Wahl

1. “Was Sie zur Wahl wissen müssen” (Links im Text)
(diverse)
Heute schaut die ganze Welt nach Amerika und die dort stattfindende Präsidentschaftswahl. Viele Medien erklären noch einmal den genauen Ablauf, meist unter Verwendung der beliebten “Was Sie wissen müssen”-Formel:

Welt.de schreibt, “Worauf Sie in der Wahlnacht achten sollten”. Bei “Spiegel Online” steht, “Was Sie jetzt zur US-Wahl wissen müssen”. Sueddeutsche.de verrät ebenfalls, “Was Sie zur US-Wahl wissen müssen”. Bei “N24” heißt es: “Das sollten Sie über die Wahlnacht wissen”. Merkur.de variiert leicht mit “US-Wahl 2016: Das müssen Sie zum amerikanischen Wahlsystem wissen”. Und “Zeit Online” kürzer: “So läuft die US-Wahl ab”.

2. Die allerletzten Worte
(zeit.de, Rieke Havertz)
Nachdem der Wahlkampf (fast) vorüber ist, entscheiden jetzt die Wähler. Nun heißt es, keine Fehler zu machen (siehe dazu auch: “Mitarbeiter nehmen Trump Twitter-Account weg”) und in den letzten Reden auf einfache Botschaften, starke Emotionen und Symbole zu setzen, analysiert Rieke Havertz: “Die Worte passen sich den Themen der Zeit an, das Drehbuch bleibt stets gleich. Doch wohl noch nie war die wiederkehrende Phrase über das auf dem Spiel stehende Schicksal Amerikas so wahr wie in dem Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, der nun endlich sein Ende gefunden hat.”

3. Hillary Trump gegen Amerika
(heute.de, Ulf Röller)
Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios in Washington, zieht eine Wahlkampfbilanz: “Was für eine Wahl? Das Wort Schlammschlacht trifft es nicht. Es ist leider mehr gewesen. Machtkämpfe sind immer hart und schmutzig, besonders in Amerika. Aber diesmal stieß das Land, das sich für außergewöhnlich hält, für eine von Gott gewählte Nation, in neue, furchteinflößende Dimensionen vor.”

4. How Foreign Journalists Here Try To Explain The U.S. Election Back Home
(npr.org, Hannah Bloch)
Das “National Public Radio” hat Auslandskorrespondenten nach ihren Eindrücken vom amerikanischen Wahlkampf gefragt: Alberto Flores d’Arcais von “La Repubblica”, Joyce Karam von “Al-Hayat”, Matthias Kolb von der “Süddeutschen Zeitung” und Tolga Tanis von “Hurriyet”. Herausgekommen sind einige interessante Wahrnehmungen und Beobachtungen von außen, die auch die jeweils anderen Kulturkreise widerspiegeln.

5. A!154 – Amerika (Staffelfinale)
(aufwachen-podcast.de, Tilo Jung, Stefan Schulz & Andreas Cichowicz, Audio, 2:51 Stunden)
Fast drei Stunden widmet das “Aufwachen”-Podcast-Team um Stefan Schulz und Tilo Jung dem “Staffelfinale” zur US-Wahlkampfberichterstattung. Im Gespräch zu Gast: “NDR”-Chefredakteur Andreas Cichowicz, der vor Ort die “ARD”-Sendungen zum Wahlabend vorbereitet.

6. LdN028 Erdoganokratie, Bundeswehr-Recruiting, Trumps Psychotricks, Brexit nur mit Parlament
(kuechenstud.io, Philip Banse & Ulf Buermeyer, Audio, 1:05 Stunden)
Hörenswert auch der Podcast “Lage der Nation”, in dem die Wissenschaftlerin Elisabeth Wehling Trumps Psychotricks (“Framing”) erklärt (ab Minute 17:26). Es handelt sich dabei um Ausschnitte ihres Vortrags “Politik, Stimmungen und Emotionen — Beobachtungen aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf”, den sie auf der “Deutschlandfunk”-Konferenz “Formate des Politischen” gehalten hat.

Warum schaffen es viele Medien nicht, Oettinger einen Rassisten zu nennen?

Selbstverständlich hätte es in dieser Ausgabe der “Politically Correct!”-Kolumne eigentlich um Carolin Emcke gehen müssen, denn wann passiert in Deutschland schon mal so was wie diese Rede? Stattdessen müssen wir uns jetzt mit ihrem in jeder denkbaren Hinsicht diametralen Gegenstück befassen. Auch weil sie, die Oettinger-Rede, anders als die von Emcke nicht einmalig ist, sondern täglich so oder ähnlich tausende Male in Deutschland gehalten wird.

All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. Den “Waldschlösschen-Appell” gegen Homophobie in Medien hat er initiiert. Sein “Nollendorfblog” bekam eine Nominierung für den “Grimme Online Award”. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.

Natürlich hat Günther Oettinger sich nicht rassistisch, homophob oder sonst wie herablassend geäußert. Würde er so was tun, wäre er schließlich nicht EU-Kommissar. Da er das aber ist — also nicht rassistisch, sondern EU-Kommissar –, müssen viele das irgendwie falsch verstanden, aus dem Zusammenhang gerissen, den ironischen Tonfall, die lockere Zunge nicht kapiert haben.

Wäre Oettinger AfD-Mitglied, wäre die Sache anders. Die AfD ist schließlich eine rassistische Partei, deswegen muss sie ja auch bekämpft werden. Im aktuellen “Spiegel” gibt es ein Essay darüber, “wie dafür gesorgt werden kann, dass die AfD Wähler verliert”.

Deutsche Medien geben sich sehr viel Mühe, die AfD zu “entlarven”, den Menschen zu erklären, dass die AfD eine Partei ist, die sie nicht wählen sollen. Es scheint fast so, als hätten wir weniger Rassismus in Deutschland, wenn es weniger AfD gäbe, als müsse man AfD-Wähler nur davon überzeugen, etwas Anderes zu wählen, damit sie weniger rassistisch sind.

Was deutsche Medien hingegen verblüffend selten zu entlarven versuchen, ist der Rassismus. Es scheint fast so, als müsse sich in Deutschland niemand einen Rassisten nennen lassen, solange er keine Asylbewerberheime anzündet, als hätte in einem Land, in dem sich nicht mal die Nazis als Nazis bezeichnen, die Aussage, “gegen Nazis” zu sein, schon irgendeinen Wert.

Als sei die Gesellschaft durch eine Mauer getrennt, die zwischen Rassisten und Nicht-Rassisten verläuft, so, als ob die einen sich alles vorwerfen lassen müssten und die anderen nichts, als ob es darum ginge, möglichst viele Menschen auf die gute Mauerseite zu ziehen, anstatt darum zu erklären, dass es diese Mauer gar nicht gibt.

So führen auch begründete Rassismusvorwürfe nicht dazu, über Rassismus zu reden. Hätte jener Tag, an dem Günther Oettinger sich per “Welt”-Interview als rassismusfrei erklärte, nicht der Tag sein müssen, an dem Medien zum Thema machen, dass das und warum das so einfach eben nicht geht?

Wäre es nicht Aufgabe deutscher Medien gewesen, den Erklärungsdruck zu erzeugen, der jetzt aus China kam und immerhin dazu geführt hat, dass Oettinger nicht weiter so tun kann, als sei in Wahrheit gar nichts passiert? Sahen nicht überraschend viele Medien Oettinger weniger als Täter, sondern als Opfer des nervigen deutschen Gutmenschentums?

An dem Tag, als Oettinger dachte, mit seinem “Welt”-Interview diese lästige Geschichte beenden zu können, sah das offensichtlich ein Großteil der Journalisten genauso. Nicht nur bei “Spiegel Online” waren die obersten Meldungen wieder irgendwas mit Trump. Eines der merkwürdigsten deutschen Medienphänomene zurzeit ist die Diskrepanz zwischen dem größtmögliche Staunen und Empören über das, was bei Trump als eindeutig rassistisch und abwertend benannt wird, und der Weigerung, ähnliche Maßstäbe bei der Betrachtung von Geschehnissen in Deutschland auch nur in Erwägung zu ziehen.

Ja, klar ist Oettinger auch ein notorischer Dummbrabbler, er hat versucht, lustig zu sein, seine Worte waren nicht für eine große Öffentlichkeit bestimmt. Ja, klar ist es gut, wenn ein Politiker auch mal “frei von der Leber” drauflosreden kann. Aber was davon relativiert seine Homophobie und seinen Rassismus?

“Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt noch mal ein Rassist”, sagt Dunja Hayali. Warum gilt das nicht für den EU-Kommissar?

Trauen sich viele Medien nicht, Oettinger einen Rassisten zu nennen, weil sie dann ihren Zuschauern und Lesern erklären müssten, dass sie es vielleicht auch sind? Oder sind der oettingersche Rassismus, sein Sexismus und seine Homophobie in Deutschland so alltäglich, so selbstverständlich, dass sie als solche kaum erkannt werden können?

Es stimmt einfach nicht, was in diesen Tagen so oft behauptet wird: Dass jede nicht politisch korrekte Äußerung in den Medien einen riesigen Shitstorm zur Folge hat. Es ist eher andersrum so, dass jeden Tag Erstaunliches gesendet und geschrieben wird, ohne dass jemand ernsthaft darüber staunt. Ist die Aufmerksamkeit vieler Medien so sehr darauf ausgerichtet, den Rassismus in der AfD aufzuzeigen, haben sie sich so sehr daran gewöhnt, Rassismus bei pöbelnden rechtschreibschwachen Menschen zu dokumentieren, dass sie ihn sich bei netten gebildeten Menschen ohne AfD-Hintergrund gar nicht mehr vorstellen können?

Wie zum Beispiel bei Luke Mockridge, der am letzten Sonntag in seiner “Sat.1”-Show wohl etwas Lustiges über Musicals sagen wollte, sich dann aber doch lieber auf einen altbewährten Brüller verließ:

Ich war bei “High School Musical”, hab’ ich mitgespielt, kanadische Bühnenproduktion, ich war der Schwarze, es wurde nach Penislänge gecastet, ich habe die Rolle be …

Weil das Publikum begeistert lacht, muss er seinen Satz nicht zu Ende sprechen. In dem Oettinger-Video kann man hören, wie gelacht wird, als er das Wort “Frau” benutzt.

Nach Mockridges Witz, der die Penislänge schwarzer Männer zur Pointe machte, gab es einen fünfminütigen Einspieler. Der Studiogast, der danach auftreten sollte, wird also schon hinter der Bühne gestanden haben, als er erzählt wurde, der Klassiker aller Rassistenwitze. Er durfte anhören, wie und worüber sich das Publikum beömmelte, das da wenige Meter entfernt vor der Bühne sitzt, und vor dem er sich gleich präsentieren würde. Der Gast war der Sternekoch Nelson Müller. Er ist schwarz.

Dieses Humorprinzip ist in deutschen Medien keine Ausnahme. Es findet ganz selbstverständlich in vielen Formaten statt, sogar in denen, die sich als besonders aufklärerisch empfinden. Dieter Nuhr erzählte im “Ersten” noch vor zwei Jahren sogar den uralten “Mainz bleibt Mainz”-Klopfer mit den Männern unter der Dusche, die warten, dass “einer die Seife fallen lässt”. Im Endeffekt ist die Pointe sehr verwandt mit der von Mockridge, nicht nur, weil sie das Geschlechtliche von Randgruppen ins Lächerliche zieht, sondern auch, weil sie einen Aspekt der Bedrohung insinuiert.


(Foto: Michael SchillingEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link)

Ich bin mir sicher, dass dieses Muster nicht trotz, sondern wegen dieses Zusammenhanges immer wieder so gerne benutzt wird. Die “ARD” ist sich sicher, dass das nicht so ist. “Wir bedauern es, wenn Sie die Äußerungen Dieter Nuhrs als homophob empfanden”, antwortete sie einem Zuschauer, der entsprechend nachgefragt hatte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die “ARD” den homophoben Kern dieses Witzes erkannt hätte, wenn er von Alexander Gauland erzählt worden wäre.

Es gibt außer Nelson Müller nicht viele Deutsche, die schwarz und erfolgreich und im Fernsehen sind. Was wäre wohl passiert, wenn Müller bei seinem Auftritt in der Mockridge-Show gesagt hätte, dass er den Witz nicht witzig findet, sondern diskriminierend? Hätte man ihn überhaupt verstanden? Und wäre er dann noch so oft im Fernsehen? Wäre Roberto Blanco auch so beliebt, wenn er nicht sagen würde, dass es ihn nicht stört, wenn ihn ein deutscher Minister einen “wunderbaren Neger” nennt?

Aber es ist nicht der vorrangige Job von Müller oder Blanco auf Rassismus hinzuweisen. Genauso wenig, wie es der “der Homosexuellen”, “der Feministinnen” oder “der Chinesen” ist zu erklären, was an Oettinger nicht geht.

Sie wollen, dass nur noch Jüdinnen und Juden sich gegen Antisemitismus wehren, dass nur noch Schwule gegen Diskriminierung protestieren, sie wollen, dass nur noch Muslime sich für Religionsfreiheit engagieren, damit sie sie dann denunzieren können als jüdische oder schwule “Lobby” oder “Parallelgesellschaft”, sie wollen, dass nur noch Schwarze gegen Rassismus aufbegehren, damit sie sie als “zornig” diffamieren können, sie wollen, dass sich nur Feministinnen gegen Machismo und Sexismus engagieren, damit sie sie als “humorlos” abwerten können.

Ganz ohne Carolin Emcke geht es dann eben doch nicht. Was von dem, was sie sagt, ist eigentlich so schwer zu verstehen?

Trolle, WELTfremdes Marketing, Genderwörterbuch

1. “Wir müssen Social Media mit Journalismus infiltrieren.”
(facebook.com, Armin Wolf)
Der bekannte österreichische Journalist und Fernsehmoderator Armin Wolf hat auf dem “Mediengipfel” der 30. Münchner Medientage gesprochen. Das vorgegebene Thema seines Vortrags: “Welche Medien wollen wir morgen in unserem Leben?” Auf seiner Facebookseite gibt es den Text zum Nachlesen. Wolf geht auf das derzeit bestehende Nachrichten-Ökosystem ein, unterteilt in E-Journalismus, U-Journalismus und K-Journalismus und macht Vorschläge, was man besser machen kann. Zum Beispiel dort hinzugehen, wo die Leser sind: “Mein Vorschlag wäre trotzdem, dass wir Social Media nützen, um in die Echokammern ihrer Abermillionen Nutzer hineinzubrüllen oder auch hineinzuflüstern, dass es da draußen auch noch was anderes gibt als ulkigen Unsinn und paranoide Propaganda.”

2. Der #Troll im Netz. Eine Besichtigung
(geschichtedergegenwart.ch, Remo Grolimund)
Der Historiker Remo Grolimund hat einen kurzen Abriss der Trollgeschichte verfasst. Ausgehend von den Chatrooms der 90er Jahre bis in die Jetzt-Zeit mit den Social-Media-Biotopen. Natürlich denkt er auch über Taktiken nach, wie man Trollen am besten begegnen sollte: “„Don’t feed the trolls“ ist bei gewissen Trollen sicher das Mittel der Wahl. Andere sollten wir vielleicht besser füttern. Bis sie platzen.”

3. Influencer Marketing, wie man es nicht betreibt am Beispiel Axel Springer Verlag
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Die “Welt” betreibt sogenanntes “Influencer Marketing” und hat Blogbetreiber angeschrieben, um über diese “Influencer” ihr kostenpflichtiges Angebot “WELTplus” zu promoten. Dies entbehrt in vielerlei Hinsicht nicht einer gewissen Tragikomik und wurde im Netz schon verschiedentlich kommentiert. (Mario Sixtus dazu auf Facebook: “Wenn der Springer-Verlag einerseits Blogger gewinnen will, auf Ihre WELT zu linken, andererseits Links via Leistungsschutzrecht zu einer gebührenpflichtigen Angelegenheit machen will, wie soll man diese Mail dann werten?”) Thomas Knüwer hat sich die Mühe gemacht und der “Welt” zurückgeschrieben. Und dabei deutliche Worte gefunden.

4. Gott, Glück und Viktor Orbán
(taz.de, Tibor Racz)
Wer sich in Ungarn zukünftig über die Politik im Lande informieren will, wird es noch schwerer haben als in der Vergangenheit. Die größte Oppositionszeitung, die “Népszabadság”, hat den Eigentümer gewechselt und gehört nun einem regierungsfreundlichen Oligarchen. Tibor Racz stellt den neuen Besitzer vor, der in allerlei zweifelhafte Geschäfte verwickelt ist.

5. Geschickt gendern: „Habt ihr da einen an der Klatsche, wisst Ihr überhaupt, was Ihr anrichtet?“
(zebrabutter.net, Johanna Müller & Philipp Müller)
Verfasser von Verwaltungsdokumenten und sonstigen offiziellen Texten werden oft dazu angehalten, gendergerecht bzw. genderneutral zu formulieren. Dies kann zu leseunfreundlichen Wendungen oder umständlichen Paarformen wie “Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter” führen. Johanna Müller hat deshalb auf “geschicktgendern.de” ein Genderwörterbuch mit Vorschlägen für gendergerechte Formulierungen eingerichtet. Sie hat darauf viel positives Feedback erhalten, sieht sich aber auch heftigen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt.

6. Lügenmaschine Trump und die «Lugenpresse»
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Das Unwort von der “Lügenpresse” hat nun auch die USA erreicht. Dort heißt es “Lugenpresse” und wird von Trump-Anhängern in die Kameras gebrüllt. “Dass Trumps Anhänger nun den Vorwurf der «Lügenpresse» erheben, lässt tief blicken. Es zeigt eine radikale Systemkritik und ideologische Wahlverwandtschaft zwischen den Trumpisten in den USA und den Pegidisten in Deutschland, die lange Zeit beide dasselbe meinten, aber nun zum ersten Mal auch dasselbe aussprechen.”

Sendeschluss, Medien-Honorare, Bundesliga

1. Das war’s dann
(taz.de, Jürgen Gottschlich)
Ein Besuch bei der letzten Mitarbeiterversammlung des türkischen Senders “IMC TV” brachte die traurige Gewissheit: Der unabhängige, linke Fernsehsender muss dicht machen, die mehr als 100 Mitarbeiter sind arbeitslos. Nun bleibt nur noch der Gang nach Straßburg zum Gerichtshof für Menschenrechte. Doch das kann Jahre dauern und der bisherige Finanzier befürchtet eine Enteignung, sollte er den Sender finanziell unterstützen. Damit seien im türkischen Fernsehen jetzt praktisch nur noch regierungsnahe Kanäle zu sehen.

2. “Tichys Einblick” – die konservative Alternative
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie hat sich das Monatsmagazin “Tichys Einblick” angeschaut, hinter dem der Ex-Chef der “Wirtschaftswoche” Roland Tichy steckt. “Tichy kann es”, befindet der Autor. Das neue Heft habe eine Auflage von 70 000, erste Abos seien verkauft, Immobilienmaklern und Banken würden Inserate schalten. Unter den Autoren würden sich bekannte Konservative, aber auch “Internetkrawallos” befinden. “Tichy positioniert sich seriös, profitiert aber selbstverständlich vom Pegida-Narrativ der “Lücken- und Lügenpresse”. Es klingt nur vornehmer bei ihm: Sein Blatt, so schreibt er, sei “für Menschen, die die Nase voll haben vom bevormundenden Mainstream-Journalismus, die selber denken, die die Wahrheit vertragen”. Das stimmt. Jedenfalls solange die eigene Wahrheit ist, dass Merkel dringend abgewählt werden muss.”

3. Medien-Honorare: David gegen Goliath
(carta.info, Laurent Joachim)
Laurent Joachim fragt sich, warum Deutschlands Journalisten in fremden Angelegenheiten so mutig seien, aber innerhalb ihrer Verlage so verzagt. In kaum einer anderen Branche seien die Stundenlöhne so schlecht wie in den Medien. Und kaum irgendwo sonst würden sich die Betroffenen so selten dagegen wehren. Joachims trauriges Fazit: “Inzwischen ist Lohndumping überall so verbreitet, dass keine Krähe einer anderen ein Auge aushacken kann, ohne sich selbst in Verlegenheit zu bringen. Eigentlich ein perfektes Machtsystem samt Schweigekartell.”

4. Erdogan geht gegen Einstellung des Böhmermann-Verfahrens vor
(zeit.de)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wehrt sich gegen die Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann. Die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz muss nun über die Beschwerde Erdoğans entscheiden.

5. Seniorbook heißt jetzt Wize.life
(horizont.net, Katrin Ansorge)
Das Netzwerk “Seniorbook” weicht einem Rechtsstreit mit Facebook aus und benennt sich “freiwillig” um in “wize.life”. Laut IVW hätte “Wize.life” im September dieses Jahres 5,9 Millionen Visits verzeichnen können, bei 320.000 registrierten Nutzern.

6. Wie sich das Facebook-Wachstum der Bundesliga-Klubs ins Ausland verschiebt
(andreasrickmann.de)
Der FC Bayern hat 39 Millionen Fans auf Facebook. Doch nicht einmal mehr 10 Prozent kommen aus Deutschland. Ein Trend, der auch bei anderen Bundesligisten zu sehen ist und die Vereine vor neue Herausforderungen stellt, findet Andreas Rickmann. So habe der FC Bayern seine Teamvorstellung im August via Facebook Live auf Englisch gestreamt. Dies sei im Sinne von über 90 Prozent der Facebook-Fans und konsequent am (Facebook) Publikum ausgerichtet gewesen, hätte aber für Unmut bei den heimischen Fans gesorgt. Rickmann spricht von einem Spagat, vor dem gerade Traditionsklubs im Bereich der Internationalisierung stehen würden: “Die Emotionen und Identität der wichtigen deutschen Fans respektieren, die Werte und die Seele des Klubs wahren und zugleich neue Zielgruppen erschließen.”

Heute beginnt das Kandidatinnen-Vergessen

Wenn Ralf Schuler mal nicht Witze der Flensburger Linksfraktion als ernstgemeinte Vorschläge miss­in­ter­pre­tie­rt, Burger-Interviews führt oder den Untergang des Abendlandes an Weihnachten herbeisingt, schreibt er als Leiter des “Bild”-Parlamentsbüros über Politik. Zusammen mit “Bild”-Politik-Chef dem leitenden “Bild”-Politik-Redakteur Rolf Kleine hat er heute eine Prognose zur Nominierung der Kandidaten für die im kommenden Jahr anstehende Bundespräsidentenwahl geliefert:

Die zwei “Bild”-Polit-Profis haben sich schon mal festgelegt, wer nicht Kandidat werden wird: Außenminister Frank-Walter Steinmeier (den wolle Angela Merkel nicht) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (der habe nicht genug Anhänger).

Aber wer dann? Schuler und Kleine haben da so ihre Infos:

Union und SPD gehen nach BILD-Informationen davon aus, dass Merkel in den nächsten Wochen einen dritten “unparteiischen” Kandidaten präsentieren wird, der für alle GroKo-Delegierten in der Bundesversammlung (setzt sich überwiegend aus Abgeordneten des Bundestages und der Landtage zusammen) wählbar ist. Denkbar wäre z. B. ein hochrangiger, anerkannter Wissenschaftler.

In der SPD heißt es zudem: Wenn Merkel “eine einigermaßen akzeptable Frau” als überhaupt erste Anwärterin fürs Schloss Bellevue präsentiere, könnten zumindest die GenossINNEN kaum Nein sagen.

Das wär’ was — die “überhaupt erste Anwärterin fürs Schloss Bellevue”. Also nach Beate Klarsfeld, die 2012 gegen den derzeitigen Bundespräsidenten Joachim Gauck angetreten ist.

Und nach Luc Jochimsen, die 2010 angetreten ist.

Und nach Gesine Schwan, die 2009 angetreten ist.

Und noch mal nach Gesine Schwan, die auch schon 2004 angetreten ist.

Und nach Dagmar Schipanski, die 1999 angetreten ist.

Und nach Uta Ranke-Heinemann, die ebenfalls 1999 angetreten ist.

Und nach Hildegard Hamm-Brücher, die 1994 angetreten ist.

Und nach Luise Rinser, die 1984 angetreten ist.

Und nach Annemarie Renger, die 1979 angetreten ist.

Marie-Elisabeth Lüders war zwar nie offiziell angetreten, bekam bei der Bundespräsidentenwahl 1954 allerdings eine Stimme.

Aber von denen mal abgesehen, haben Ralf Schuler und Rolf Kleine mit ihrer Aussage recht.

Mit Dank an C. F. und Tobias N. für die Hinweise!

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