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Staatliche Pressetrojaner, Herkunftsnennung, RTL2-Rekruten

1. Schutz vor staatlichen Hackerangriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” wendet sich gegen den geplanten Einsatz von Staatstrojanern. Da keine Schutzrechte für Journalisten geplant seien, könnten Ermittler über eingeschleuste Trojaner vertrauliche Gespräche und Chats von Journalisten mit Informanten abfangen. Die Organisation dazu: „Journalisten sind auf Verschlüsselung angewiesen, um sich vertraulich mit Kollegen und Informanten auszutauschen. Die Pläne von Heiko Maas bewirken, dass es in Deutschland kein digitales Kommunikationsmittel mehr gibt, mit denen Journalisten zweifelsfrei vor Überwachung geschützt sind. Die Große Koalition muss im Gesetz klarstellen, dass Journalisten bei ihrer Arbeit nicht abgehört werden dürfen. Ein Staatstrojaner hat auf dem Handy eines Journalisten nichts verloren.“
Link zur ausführlichen Stellungnahme zur Einführung der Quellen-TKÜ und Online-Durchsuchung (PDF)

2. Ist die Herkunft von Tätern und Verdächtigen wirklich von öffentlichem Interesse?
(sueddeutsche.de, David Denk)
Immer wieder wird darüber diskutiert, ob Medien bei Straftaten die Herkunft des Täters nennen dürfen beziehungsweise sollen. Der Presserat hat dazu nun Leitsätze mit aktuellen Beispielen formuliert, die für schnellere und bessere Entscheidungen im Redaktionsalltag führen sollen. Ergänzend führt der Presserat aus, dass weder “Neugier” oder “Gruppeninteressen”, noch die “Nennung einer Gruppenzugehörigkeit durch Quellen, etwa durch Behörden” die Redaktionen von ihrer “eigenständigen presseethischen Verantwortung” entbinde.
Die Praxisleitlinie (Richtlinie 12.1 des Pressekodex) kann beim Presserat eingesehen werden (PDF).

3. Eine ganz andere Sicht
(taz.de, Volkan Agar)
“taz”-Autor Volkan Agar stellt in einem Überblicksartikel die wichtigsten linken Medien der Vergangenheit und Gegenwart vor. Mit dabei sind der Liebling der Sponti-Szene “Pflasterstrand”, die teilweise massiv verfolgte und beschlagnahmte “Agit 883”, die autonome, feministische Zeitschrift “Courage”, das Magazin “konkret”, “analyse & kritik”, die anarchistische “Graswurzelrevolution”, das linksradikale und antifaschistische Newsportal “Indymedia”, die linke Wochenzeitung “Jungle World” und die linksalternative, österreichische Zeitschrift “malmoe”.

4. Hatespeech ist nicht, wenn Journalisten mit Kritikern skypen
(broadly.vice.com, Yasmina Banaszczuk)
Was hat die “Tagesschau” mit ihrer Aktion “Sag’s mir ins Gesicht – für eine bessere Diskussionskultur im Netz” erreicht? Live wollte man sich von den Zuschauern die Meinung sagen lassen und für das Thema Hass im Netz sensibilisieren. Doch auf Hater und Trolle wartete man vergeblich, der Großteil der Anrufer trat höflich bis freundlich auf. Nicht überraschend wie Yasmina Banaszczuk im Gespräch mit Social-Media-Profis herausgefunden hat. “Ich glaube, die wahren Trolle, die wirklichen Hater, sind nirgendwo zu Wort gekommen, weil das gar nicht das ist, was sie wollen.”, befand die Journalistin Katrin Weßling. Ähnlich sah es die Autorin Ninia LaGrande. Und der Blogger Ali Schwarzer störte sich bereits an der Grundidee: “Als hätten Trolle und Hater nicht schon genug Raum, bekommen sie jetzt auch noch ein weiteres Podium.”

5. „Unsere Denkweise war ganz simpel“
(verguetungsregeln.wordpress.com, Martin Schreier)
Vor einigen Tagen hat der Journalist Martin Schreier mit einem Vertreter des “Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger” (BDZV) über die Kündigung der Gemeinsamen Vergütungsregeln für hauptberuflich freie Journalisten an Tageszeitungen gesprochen (6vor9 berichtete). Mittlerweile hat er weitere Stellungnahme-Interviews geführt und zwar mit dem Justitiar des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) Benno Pöppelmann, dem dju-Tarif-Sekretär Matthias von Fintel und der Vorstandsvorsitzenden der Freischreiber Carola Dorner.

6. RTL2 will Werbefilme für Bundeswehr senden
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz & Sebastian Wellendorf)
Die von der Bundeswehr für die Verteilung über Youtube produzierte Werbereihe “Die Rekruten” hat mittlerweile mehr als 44 Millionen Views. Nun hat sich “RTL2” die Fernsehrechte an der 90-teiligen Bundeswehr-Reality-Soap gesichert. Das könnte ein Fall für die Medienaufsicht werden. Die Medienjournalistin Brigitte Baetz kritisiert im Deutschlandfunkgespräch, dass Grenzen zwischen Berichterstattung und PR verschwimmen, wenn der Gegenstand der Berichterstattung selbst zum Berichterstatter wird. Im Zweifel müsse es eine Einblendung geben, die anzeigt, dass es sich um eine Art Sonderwerbeform handelt.

Nicht-Fake-Studie, Terror-TV, GNTM-Finale

1. “Das ist mindestens verleumderisch”
(spiegel.de, Peter Maxwill)
Im Auftrag der Bundesregierung haben Politologen des “Göttinger Instituts für Demokratieforschung” den Fremdenhass in drei ostdeutschen Orten untersucht. In der “Welt” wurden schwere Vorwürfe gegen die Studie erhoben. “In dieser Regierungsstudie wurden sogar Gesprächspartner erfunden” hieß es dort in der Überschrift. Peter Maxwill ist den Vorwürfen nachgegangen: “Der SPIEGEL kennt den Namen des angeblich erfundenen Gesprächspartners sowie die Audioversion des Interviews – und es gibt nach derzeitigem Stand keinen ernstzunehmenden Zweifel daran, dass die Politologen Danny Michelsen und Michael Lühmann dieses Gespräch tatsächlich geführt haben.”

2. Anschlagsopfer! Und die Kriegsopfer?
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Urs P. Gasche prangert die Terror-Berichterstattung der Medien an und stellt ein paar unbequeme Fragen: “Warum lösen vereinzelte (Terror-)Anschläge in Europa in den Medien und bei den Politikern eine derart breite Resonanz aus, während die vielen zivilen Opfer von Kriegen nur selten eine Erwähnung finden? Warum wird nicht heftig darüber debattiert, wie Kriege beendet werden können? Und warum nicht darüber recherchiert und informiert, wer die Kriege finanziert und wer die Waffen liefert? Schürt die Art und Weise der Information über die Terroranschläge in Europa irrationale Ängste, welche Regierungen dazu ausnützen können, Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger ungebührlich einzuschränken?” Nachtrag, 15:39 Uhr: Wir haben den Link zum Text von Urs P. Gasche hier in die Sammlung genommen, weil wir die Fragen, die er stellt, richtig und wichtig finden (deswegen auch der Fokus in unserem Teaser auf “ein paar unbequeme Fragen”). In seinem Artikel trifft Gasche allerdings auch Aussagen (zum Beispiel: “Nach der rücksichtslosen Vertreibung des IS aus dem syrischen Aleppo durch die Russen”), die mindestens fragwürdig, wenn nicht völlig falsch sind. Nach Hinweisen unserer Leser bleiben wir dabei, dass es sich lohnt, über die Fragen, die Gasche stellt, nachzudenken. Den Rest seines Textes sollte man sehr kritisch lesen.

3. „Vom Völkermord berichten“
(taz.de, Dominic Johnson)
Dominic Johnson, Ressortleiter Ausland bei der “taz”, wirft einen Blick zurück ins Jahr 1994 als der Völkermord in Ruanda begann. Damals war es noch schwierig, an Informationen zu gelangen, also schickte die “taz” ihre Ostafrika-Korrespondentin Bettina Gaus auf den Weg. Johnson lässt die damalige Berichterstattung Revue passieren und diskutiert den Begriff der “Gegenöffentlichkeit”, der für ihn mehr denn je heißt: “Selber nachsehen.”

4. «Der mediale Overkill spielt den Terroristen in die Hände»
(tagesanzeiger.ch, Philippe Zweifel)
Das Schweizer Fernsehen verzichtete auf eine Sondersendung zum Terroranschlag in Manchester, was ihm von vielen Zuschauern als mediale Fehlleistung vorgeworfen wurde. Im Interview erklärt der SRF-Chefredakteur seine Beweggründe: “Der mediale Overkill in den westlichen Medien, an dem auch SRF beteiligt ist, spielt den Terroristen letztlich in die Hände. Dem wollten wir etwas entgegensetzen. Einen ersten bewussten Entscheid fällten wir schon letzten Sommer, nämlich die Namen und Bilder von Attentätern nicht mehr zu publizieren. Der «Tages-Anzeiger» und zuvor die Zeitung «Le Monde» gingen uns da ja mit gutem Beispiel voran. Den «Heldenstatus» erreichen die Täter nur, wenn die Medien mitmachen und ihre Namen und ihre Gesichter in die Welt tragen.”

5. Donald Trumps Symbiose mit den Medien
(de.ejo-online.eu, Maximilian Hempel & Andreas Neukam)
Unlängst hat der amerikanischer Journalismus-Professor Robert Byrd im Sendezentrum des ZDF einen Vortrag „Enemy of the People? Trump, ‚Fake News‘ and the Press“. Die deutschen Medien, so sein Credo, sollten aus den Fehlern der US-Medien lernen und sich nicht von Trump zu einer Reality-TV-Show verwandeln lassen. Byrd wünscht sich, dass die Nachrichtenkanäle wieder mehr Wert auf Fakten setzen und weniger auf Emotionen und appelliert an die Journalisten: „Entfolgt Donald Trump auf Twitter oder blockiert ihn sogar!“

6. Namenlose Gewinnerin, es tut uns leid für Dich
(sueddeutsche.de, Juliane Liebert)
Juliane Liebert hat sich das Finale von “Germany’s Next Topmodel” angesehen und die Botschaft der Sendung herausdestilliert: “GNTM ist so weitab von jeder Schönheit wie nur irgendwas, und die eigentliche Message ist: Kauft James Blunts neues Album. Kauft Wolfgang Joops neue Kollektion. Naomi Campbell lebt noch. Beth Ditto ist fett. Kauft Helene Fischers neues Album. Kauft einen Opel. Kauft einen Opel. Los jetzt! Oh, und ihr seid hässlich, und wenn ihr keinen Opel kauft, werdet ihr für immer hässlich bleiben. Aber so hässlich wie GNTM werdet ihr nie.”

Ehrenmänner unter sich

Alfred Draxler. Sie wissen schon: Der Chefredakteur der “Sport Bild”, der einst seine “REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER AUFS SPIEL” setzte und dieses Spiel verlor, hat ein großes Interview mit Dietmar Hopp, dem Mäzen des Bundesligaklubs TSG Hoffenheim, geführt. In der aktuellen Ausgabe der “Sport Bild” präsentiert er es auf vier Seiten und obendrauf gibt es auch noch einen Kommentar von Alfred Draxler zu Hopp:

Draxler schreibt:

Den Unterschied zwischen RB Leipzig und der TSG Hoffenheim nennt Dietmar Hopp im Interview mit SPORT BILD selbst: “Bei Leipzig steckt ein wirtschaftliches Interesse dahinter.”

Das kann der “Sport Bild”-Chef nur bestätigen:

Damit man mich nicht falsch versteht: Ich habe nichts gegen Leipzig und freue mich über die Erfolge des Klubs. Aber in der Tat hat Hopp über den Fußball niemals Werbung für sich selbst oder für das DAX-Unternehmen SAP, dessen Mitbegründer er ist, betreiben wollen.

Stattdessen habe Dietmar Hopp “seinen enormen Reichtum stets für die Region und für soziale Aufgaben eingesetzt.”

Denn Dietmar Hopp ist ein absoluter Ehrenmann!

Hopp hat also “in der Tat” nie “über den Fußball” “für das DAX-Unternehmen SAP” Werbung betreiben wollen? Schauen wir doch mal in den offiziellen Online-Fanshop der TSG Hoffenheim:

Dieses “SAP” dort auf dem Trikot muss da aus Versehen hingeraten sein. Um stinknormale Trikotwerbung kann es sich laut Draxler ja nicht handeln.

Und auch auf der Homepage der TSG Hoffenheim findet man nichts zu SAP. Also bis auf das Logo des Unternehmens:

Und wenn man draufklickt, landet man auf der Homepage von SAP. Wenn man dort schon ist, kann man auch mal im SAP-Fanshop (gibt es wirklich — für wen auch immer SAP-Fanartikel interessant sein sollen) vorbeischauen. Dort gibt es eine SAP-Mütze mit dem Vereinswappen der TSG Hoffeneheim zu kaufen.

Vielleicht stimmt es ja, was Alfred Draxler schreibt: Der “absolute Ehrenmann” Dietmar Hopp hat “über den Fußball niemals Werbung für sich selbst oder für das DAX-Unternehmen SAP, dessen Mitbegründer er ist, betreiben wollen”. Gemacht hat er es aber durchaus.

Mit Dank an @J_Ehemann für den Hinweis!

Unfehlbar, Spiegel Daily, Durchgetanzt

1. Journalisten machen keine Fehler. Sie werden bloß missverstanden.
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ Peter Huth teilte auf Facebook die Meldung des Online-Dienstes seiner Zeitung, wonach ein baden-württembergischer AfD-Landtagsabgeordneter empfohlen habe, Frauen zu verbrennen, um das Klima zu retten. Als Huth von Nutzern darauf hingewiesen wird, dass das Zitat nicht stimmt, macht er sich über die „Wortklauber“ und die „Superkorrekten“ lustig. Eine Entschuldigung will ihm schon gar nicht über die Lippen kommen. Stefan Niggemeier kommentiert den Vorgang: „Wegen Leuten wie Huth werden in vielen Redaktionen immer noch nicht Fehler korrigiert, sondern Missverständnisse beklagt. Wegen einer Haltung wie der von Huth gibt es oft noch keine klaren Routinen, wie mit Korrekturen umzugehen ist, und vor allem kein Gespür für die verheerende Wirkung, die Falschmeldungen und ein ungeschickter Umgang mit ihnen haben. Es ist eine Haltung aus einer Zeit, in der es noch nicht drauf ankam. In der die Hütte noch nicht an allen Ecken brannte.“

2. Links, jüdisch, divers
(taz.de, Frederik Schindler)
Ein neues Debattenmagazin will die „Diversität jüdischen Lebens jenseits der etablierten Institutionen“ zeigen: „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. Es geht darum, jüdisches Leben abzubilden und kritisch zu reflektieren. Die erste Ausgabe widmet sich aber auch feministischen Themen. Das Heft soll halbjährlich erscheinen. Die ersten beiden Ausgaben sind durch öffentliche Mittel finanziert, danach ist man auf sich allein gestellt.

3. Weil wir im Jahr 2017 leben
(faz.net, Julia Encke & Karen Krüger)
Miriam Meckel ist Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“ und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Im Interview spricht sie unter anderem über Feminismus, Frauennetzwerke und Quotendiskussionen, über Donald Trump, Torsten Albig und Emmanuel Macron.

4. Am Dienstag kommt SPIEGEL DAILY
(spiegel.de)
Der „Spiegel“ startet heute eine neue digitale Tageszeitung: „Spiegel Daily“. Die Inhalte kommen von den Kollegen von Print, Online und TV und werden in Form von einer einzigen Ausgabe jeweils um 17.00 Uhr an die Leser ausgeliefert. Das Ganze kostet 2,49 Euro je Woche bzw. 6,99 Euro je Monat, für Abonnenten des digitalen Spiegels ist das Angebot kostenlos.

5. Die kleine Null möchte beim Schwimmmeister abgeholt und in die Y-Achse aufgenommen werden!
(nichperfekt.blogspot.de, Matthias Speidel)
Anlässlich der NRW-Wahl gab es auf „tagesschau.de“ eine Grafik zur Aussage „Hannelore Kraft versteht, was Menschen in NRW bewegt“: ein Liniendiagramm mit ganzen zwei Punkten, bei dem die Y-Achse nicht bei 0 beginnt. Das ist unsauber und unnötig, wie Matthias Speidel in seinem Blog bemerkt und wäre ein Fall für das von der „Tagesschau“ an anderer Stelle gepostete Tutorial für korrekte Statistiken.

6. Österreich: Verwirrung um “Dancing Stars”-Teilnehmer
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Was bei uns im Privatfernsehen als „Lets Dance“ bekannt ist, läuft in Österreich in ähnlicher Form im öffentlich-rechtlichen „ORF“ als „Dancing Stars“. Nun hat einer der Teilnehmer in einem Interview behauptet, dass der Sender ihm das Weiterkommen vertraglich zugesichert habe. Wenn dies stimmt, wäre dies Betrug an den Zuschauern, die Geld für ihre Voting-Anrufe zahlen.

6-vor-9-Sonderausgabe: Unsere Empfehlungen für den ersten Tag der re:publica 2017

Tausende Blogger, Medienleute und Netzaktivisten sind nach Berlin zur re:publica gereist, um die Themen der digitalen Gesellschaft zu diskutieren. Auch wir konnten dem Lockruf nicht widerstehen und sind dort. Besonders interessieren uns natürlich alle Themen, die im weitesten Sinne mit Medien zu tun haben. Deshalb haben wir aus der Vielzahl von Vorträgen die für uns interessanten Veranstaltungen des ersten Tags herausgepickt (was bei dem Überangebot nicht leicht war) und samt der offiziellen Beschreibungstexte hier aufgeführt. Vielleicht sieht man sich ja…

1. Ein Plädoyer für anständiges Community Management (Stage 2 – 11:00 bis 12:00 Uhr)
(re-publica.com)
Was gutes Community Management mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun hat? Viel mehr als wir denken. Die Unart Nutzer öffentlich vorzuführen schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit der dahinter stehenden Institutionen, sondern führt zu einer Verstärkung der jeweiligen Filterblasen. Warum das so ist und was wir dagegen tun können, diskutieren wir nach einer kurzen thematischen Einführung mit einer illusteren Runde von Praktikern. Wir zeigen Euch, was wir alle dafür tun können, um die Diskussionskultur im Netz wieder besser zu machen.
Tanja Laub (Berater Community-Management Walkabout Media)
Ulrich Gelsen (Social-Media-Redakteur BKM)
Lutz Staacke (Head of Social Media Management Deutscher Landwirtschaftsverlag)
Vivian Pein (Vorstand Bundesverband Community Management)

2. Wie digitale Medien das Machtmonopol von Spitzensportverbänden verändern (Stage 3 – 12:15 bis 13:15 Uhr)
(re-publica.com)
Digitale Medien und sportpolitische Blogs haben einen immensen Einfluss auf Veränderungen im Spitzensport. Sie können dazu beitragen, den Sportverbänden das Machtmonopol über den Spitzensport zu entreißen. Neben Bloggern müssen Spitzensportler in der Zukunft digitale Medien intensiver nutzen, um eigene Interessen durchzusetzen. Athleten sind in der heutigen Zeit nicht mehr von den traditionellen Medien abhängig und können so eigenständig über die digitalen Medien ihre Meinung äußern, Interessen vertreten und sich vermarkten.
Jonathan Sachse (Reporter CORRECT!V)
Marthe-Victoria Lorenz (Geschäftsführung fairplaid)
Benjamin Bendrich (Sportwissenschaftler/ Blogger “der ball lügt nicht”)

3. Neue Player, frisches Geld: Goldene Zeiten für Film und TV? (Stage 6 – 12:15 bis 13:15 Uhr)
(re-publica.com)
Online Originals für Marken und Plattformen, die Suche nach dem nächsten Superformat im TV und neue Mittel in der Filmförderung: Produzenten stellen sich für die Zukunft neu auf. Für wen brechen goldene Zeiten an? Mit welchen Erfolgsgeschichten kann das deutsche TV glänzen? Wo steht die Film- und Medienwirtschaft generell?
Stefan Arndt (Geschäftsführer X Filme)
Stefan Schnorr (Abteilungsleiter Digital- und Innovationspolitik Bundeswirtschaftsministerium)
Marcus Wolter (CEO Endemol Shine)
Julia Vismann (Redakteurin, Reporterin, Moderatorin radioeins vom rbb)

4. Wie Podcasts mehr Leute erreichen können (Stage 8 – 12:15 bis 12:45 Uhr)
(re-publica.com)
Podcasts und Audio im Netz könnten noch viel erfolgreicher sein: für NutzerInnen UND MacherInnen. In verschiedenen Bereichen fehlt Bewegung. Wie noch mehr Bewegung in dieses spannende Umfeld kommen kann, wird hier vorgestellt und diskutiert.
Christian Bollert (Managing director detektor.fm / BEBE Medien GmbH)

5. Mit den Trollen ums Datenfeuer tanzen (Stage 3 – 13:30 bis 14:00 Uhr)
(re-publica.com)
Sifftwitter, Hasstwitter, Trolltwitter. Nur drei der Labels, die für eine lose Gruppe von Accounts genutzt wird. Angeblich das Schlimmste, das Twitter zu bieten hat. Ich habe mich mit ihnen unterhalten und Netzwerkvisualisierungen erstellt, um zu verstehen, was dran ist und wie man damit umgehen kann. Es sind relativ wenige, sie haben unterschiedliche Motive und dennoch üben sie eine gewisse Macht aus. Mit Fallbeispielen wie #RasenmäherGegenSexismus, #löschDichTeilzeit und #fragDagi.
Luca Hammer (ruhefaktor/)

6. Türkei unzensiert – Meinungsvielfalt in der Türkei (Lightning Talks 2 – 13.30 bis 14.00 Uhr)
(re-publica.com)
Mit “Türkei unzensiert” bietet der WDR eine mehrsprachige Plattform zur Situation in der Türkei. Ziel ist es, einen Beitrag zur Debatte und damit zum besseren Verständnis der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse zu bieten.
AutorInnen und JournalistInnen aus der Türkei melden sich via Video-Messages aus der Türkei zu Wort, ExpertInnen aus Deutschland liefern weitere Perspektiven. Neben WDR-Inhalten kuratiert das deutsch-türkische JournalistInnenteam Beiträge dritter Medien und macht auch in der Türkei gesperrte Inhalte zugänglich.
Schiwa Schlei (Content Chefin COSMO)
Erkan Arikan (Journalist, Reporter, Moderator, Leiter der türkischen Redaktion cos)
Bülent Mumay (FAZ & WDR Kolumnist Türkei unzensiert)

7. Das BAMF in den Sozialen Medien: Unser Umgang mit Hate Speech und alternativen Fakten (Lightning Talks 2 – 14.00 bis 14:30 Uhr)
(re-publica.com)
Das Social Media Team des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) befasst sich mit der Grauzone zwischen Hate Speech und Meinungsäußerung und zeigt, wie das Bundesamt mit zweifelhaften Kommentaren auf seinen Social Media Kanälen umgeht.
Theresa Charlotte Edelhoff (Social Media Managerin BAMF)
Stefanie Bächler-Grünke (Social Media Managerin BAMF)

8. Fakes, Leaks und Desinformation – Verlässlicher Journalismus im Nachrichtensturm (Stage 2 – 14:45 bis 15:45 Uhr)
(re-publica.com)
„Stimmt das?“ Eine einfache Frage, die doch so schwer zu beantworten ist. Vor allem im Jahr der Bundestagswahl hat diese Frage für den Journalismus eine besondere Bedeutung. Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA wurde auch mit Lügen, Leaks und Desinformation geführt. Im deutschen Bundestagswahlkampf muss mit vergleichbaren Vorfällen gerechnet werden.
Eva-Maria Lemke (Moderatorin “ZDF-Morgenmagazin” und “heute+”, Reporterin, Autorin)
Claus Kleber (Jurist, Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Moderator des ZDF-“heute-journals”)
Ralf Paniczek (Leiter Rechercheteam “#ZDFcheck17” ZDF)

9. Die Macht der Sprachbilder – Politisches Framing und neurokognitive Kampagnenführung (Stage 1 – 16.00 bis 17.00 Uhr)
(re-publica.com)
Language is never innocent. ~ Roland Barthes // Im Januar 2017 zog Donald Trump nach einer donnernden Wahlkampagne ins Weiße Haus ein. Die Welt hatte bis zuletzt Hillary Clinton für überlegen gehalten – „Faktencheck“ hieß die Zauberformel, die am Ende keine war. Bis heute klammern sich viele an die Hoffnung des rationalen Wählers.
Elisabeth Wehling (Neuroforscherin und Linguistin)

10. Clickbait für Videocontent. Wie das Bohemian Browser Ballett Clips viral macht (Media Cube – 16.30. bis 17.00 Uhr)
(re-publica.com)
Das offizielle Ballett des deutschen Internets bringt Talente aus Comedy, Musik und Online-Unterhaltung auf Deinen Browser. Als linksgrünversiffter Stachel im Arsch der Revolutionäre ist das Bohemian Browser Ballett das perfideste Propaganda-Instrument des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Scheinregierung der BRD GmbH. Wir vergiften die Köpfe der jungen deutschen Intelligenzija mit vermeintlichen “Gags” manipulieren damit aber aufs Hinterfotzigste ihre Meinung.
Martin Danisch (Geschäftsführer Turbokultur GmbH)
Christian Brandes (Autor Schlecky Silberstein)

11. Journalist als Social Entrepreneur (Stage J – 18:30 bis 19:30 Uhr)
(re-publica.com)
Social Entrepreneurs im gemeinnützigen Journalismus sind innovationsfreudige Vordenker*innen: Die durch die Digitalisierung gewonnenen publizistischen Möglichkeiten werden von vielen Nonprofit-Projekten gewinnbringend genutzt. Der Workshop soll die Teilnehmer*innen ermutigen und befähigen, Gründungsideen zu entwickeln und zu realisieren.
Thomas Schnedler (netzwerk recherche e.V.)
Jessica Schober (Newscomer)
Günter Bartsch (Geschäftsführer netzwerk recherche)
Tabea Grzeszyk (CEO and Co-Founder hostwriter.org)
Arne Semsrott (FragDenStaat.de Open Knowledge Foundation)

12. Meme-Jeopardy (Stage 4: 20:15 bis 20:45 Uhr)
(re-publica.com)
„Die Woodys“ laufen bei Euch in Dauerschleife, in Eurem Zimmer steht längst ein Harambe-Schrein und den Harlem-Shake habt ihr schon getanzt, als es noch cool war? Ihr glaubt also, Euch gut auszukennen in der Welt der Memes? Zeigt es uns und kommt zum Meme-Jeopardy! Vom Youtube-Gassenhauer bis zum undergroundigen Twittertrend – wir testen, wie ihr euch in der schönen Welt der Netzphänomene auskennt. Belohnt wird das Wissen mit hochwertigen Paarkartenspielen mit Memen (zweite Edition!). Und damit ihr nicht dümmer geht als ihr gekommen seid, gibt es zu jedem Meme ein bisschen Angeberwissen mit nach Hause.
Christian Schiffer (Redakteur Bayerischer Rundfunk)
Anna Bühler (Freie Autorin PULS vom BR)

Deniz-Yücel-Brief, Olaf Utan, “Deppenleerzeichen”

1. „Alles, was ich verlange, ist ein fairer Prozess“
(welt.de, Deniz Yücel)
Der “Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt in der Türkei seit vielen Wochen in Einzelhaft. Die Tatvorwürfe sind in höchstem Maße zweifelhaft. Der türkische Präsident Erdogan redet von Spionage und Terrorismus. Nun meldet sich Yücel mit einem Brief, den er seinen Anwälten bei einem Besuchstermin diktiert hat. Er wolle keineswegs “ausgeliefert” werden, sondern verlange einen fairen Prozess.

2. Auch AfD-Anhänger liken “Mainstream-Medien”
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Bislang ist wenig bekannt darüber, wie es zur politischen Willensbildung in sozialen Netzwerken kommt beziehungsweise wie dort Politik gemacht wird. Über Monate hat die “SZ” in einer großen Datenrecherche Facebooklikes gesammelt und ausgewertet. Simon Hurtz hat sich das Datenmaterial angeschaut. Welche Medien sind in den politischen Lagern besonders beliebt? Und worüber wird parteiübergreifend am meisten gelacht?

3. Das Deppenleerzeichen gibt es nicht: Eine Art Replik
(sprachlog.de, Kristin Kopf)
Die Sprachwissenschaftlerin Kristin Kopf hatte kürzlich ein Gespräch mit einem dpa-Journalisten. Es ging um Leerzeichen und Bindestriche in Komposita und Schreibweisen, die bei Lesern und Leserinnen immer wieder zu heftigen Reaktionen führen (z.B.: Johannes Gutenberg-Universität, dpa-Kindernachrichten, Würfel Zucker). Nun ist der Artikel erschienen und Kristin Kopf ist vom Ergebnis genervt. Sie erklärt warum und macht uns alle nebenbei ein klein wenig schlauer, was Sprache und Hochmut anbelangt.

4. “Das erspart mir Drohbriefe” – Der Mann hinter Böhmermanns Songs im Interview
(noisey.vice.com, Linus Volkmann)
Jan Böhmermann präsentiert in seiner Sendung “Neo Magazin Royale” gelegentlich Songs aus eigener Herstellung. Maßgeblichen Anteil an diversen bekannten Stücken aus der Show hat der Tonmeister der Sendung. Linus Volkmann hat sich mit dem Mann unterhalten, der sich speziell für Böhmermanns letzten Charterfolg das Pseudonym “Olaf Utan” zugelegt hat.

5. Die AfD und die öffentlich-rechtlichen Medien: „Lassen Sie uns doch mal vernünftig miteinander reden“
(boell.de, Audio, 23:40 Minuten)
Im Podcast der Böll-Stiftung ging es um die Frage, wie die öffentlich-rechtlichen Medien mit der AfD umgehen und wie sie mit ihr umgehen sollten. Im Interview spricht der Rechtsextremismus-Experte David Begrich vom Verein “Miteinander” über die anfängliche “Dauerrepräsentanz des Ressentiments” im Fernsehen, über das paradoxe Verhältnis der Partei zu den Medien, Alternativen zur Talkshow – und über die Unfähigkeit von Politikern, dem vorgeblich “gesunden Menschenverstand“ der AfD eine eigene Sprache entgegenzusetzen.

6. Elefanten, Handcreme und der Papst: Hier arbeitet die „Bunte“-Vizechefin
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz & Mats Schönauer)
Am Landgericht Hamburg steht das Urteil im Prozess Michael Schumacher gegen die „Bunte“ an. Gegenstand des Streits ist eine Geschichte aus der Feder der stellvertretenden Chefredakteurin Tanja May. Wer ist diese Frau und hat sie vielleicht ein süßes Geheimnis? Zum Glück gibt es ein Foto, das Rückschlüsse erlaubt. Rückschlüsse, die mindestens so ernst zu nehmen sind wie die Berichterstattung der “Bunten”.

Politisches Facebook, “Sexskandal”, Emotionsanalyse

1. Von AfD bis Linkspartei – so politisch ist Facebook
(sueddeutsche.de, Katharina Brunner & Sabrina Ebitsch)
Eine bemerkenswerte Kraftanstrengung hat die “Süddeutsche” mit ihrer Datenrecherche zur politischen Landschaft auf Facebook unternommen: Über Monate hat man eine Million öffentliche Likes von Nutzern untersucht, die auf den Facebookseiten der sieben großen Parteien interagiert haben. Ein schönes Stück Datenjournalismus, das unter “Der Facebook-Faktor” nochmal in Textform und mit Animationen aufbereitet wurde.
Weiterführender Link: Politikjournalismus im Superwahljahr 2017 mit einem Gespräch mit der Journalistik-Professorin und Politikexpertin Marlis Prinzing.

2. Nazi! Hure! AfD!
(salonkolumnisten.com, Martin Niewendick)
Für allgemeines Kopfschütteln sorgt derzeit ein Artikel des gemeinnützigen Recherchezentrums “Correctiv”. Dort ist man mit einer Exklusiv-Meldung an die Öffentlichkeit gegangen, nach der eine AfD-Politikerin als “Teilzeitprostituierte” gearbeitet haben soll. “Salonkolumnist” Martin Niewendick hält “Correctiv” für ein wichtiges Netzwerk, das gemeinhin gute Arbeit leiste und den selbst gesteckten Ansprüchen in der Regel gerecht werde. Jedoch: “Der journalistisch-investigative Background der Recherche-Profis ist ein scharfes Schwert. Mit voyeuristischen und letztlich sexistischen Beiträgen wie diesem droht es, zu einem labbrigen Gummi-Dildo zu werden.”

3. Verhaltensbasierte Werbung: Facebook identifiziert emotional verletzliche Jugendliche
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Kann Facebook seine Daten tatsächlich mit “Emotionsanalyse-Tools” durchsuchen lassen? Um emotional verletzliche Jugendlichen aufzuspüren, denen man daraufhin zielgerichtete Werbung unterjubeln kann? Dies wollen jedenfalls Journalisten der australischen Tageszeitung “The Australian” herausgefunden haben, die behaupten im Besitz entsprechender Beweise zu sein. Laut “Australian” habe sich Facebook zunächst entschuldigt, dann jedoch ein eigenes Statement veröffentlicht und den Text der Zeitung als irreführend bezeichnet.

4. Eines der gefährlichsten Länder für Journalisten
(deutschlandfunk.de, Christoph Dreyer & Brigitte Baetz, Audio, 4:16 Minuten)
Der Jemen zählt zu einem der gefährlichsten Länder für Journalisten. Gefährlicher ist es nur noch im Irak, in Mexiko, in Afghanistan und in Syrien. Mittlerweile gibt es nur noch wenige unabhängige Journalisten vor Ort. Es gebe eigentlich nur noch parteilich berichtende Medien – für die Regierung oder für die Huthis, die weite Teile des Landes und die Hauptstadt kontrollieren. (Für den Hörbeitrag auf die Schaltfläche rechts im Beitragsbild klicken.)

5. Le Pen klaut bei Fillon
(faktenfinder.tagesschau.de, Nele Pasch)
Der “Faktenfinder” der “Tagesschau” beschäftigt sich mit der Frage, ob sich die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen bei ihrer Wahlkampfrede fremder Inhalte bedient hat: Mindestens sechs Passagen würden mit einer Rede übereinstimmen, die der konservative Kandidat Fillon gehalten hat.

6. Lasst die Zeitung leben!
(taz.de, Mark-Stefan Tietze)
Mark-Stefan Tietze, Satireautor und langjähriges Besatzungsmitglied der “Titanic”, schreibt in der “taz” über die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Diesmal über die Nachteile des Digitalen und die unschlagbaren Vorteile von Printprodukten (z.B. für Wohnungslose, die darauf ihr Nachtlager bereiten).

Wein-Journalismus, US-Flugzeugträger, NRW-Einbrüche

1. Exklusiv: Journalismus zum Heulen
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Hat der Mann, der im Verdacht steht, ein Attentat auf den BVB-Mannschaftsbus begangen zu haben, wirklich unter Tränen ein Geständnis abgelegt? Wer “Focus Online” liest, muss genau das annehmen. Das Problem: Das Bundeskriminalamt widerspricht dieser Behauptung mit deutlichen Worten. Das hält “Focus Online” jedoch nicht ab, erneut … Ach, lesen Sie selbst, was Boris Rosenkranz auf “Übermedien” dazu aufgeschrieben hat.

2. Mediennotizen #1: Petry/”Spiegel” und DJV
(daniel-bouhs.de)
Daniel Bouhs sieht in den Aussagen von Frauke Petry über die “Spiegel”-Reporterin Melanie Amann ein Symbol für das verstörte Verhältnis der AfD zu vielen Journalisten. Er hat dazu die Langfassung des Interviews von Doku-Filmer Stephan Lamby mit Frauke Petry herangezogen und eine Antwort von “Spiegel”-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer eingeholt. Im zweiten Teil seines Blogbeitrags geht es um die Causa der Mafia-Rechercheurin Petra Reski, der vom “Freitag” die juristische Unterstützung in einer Rechtssache verweigert wurde, und die Frage, inwieweit diese von Verdi oder DJV geleistet worden wäre. Weiterführender Link: Die “FAZ” berichtet über Petra Reskis Fundraising zur Abdeckung der Kosten für den gegen sie angestrengten Rechtsstreit: Nicht allein gegen die Mafia.

3. Das Ende der Zukunft des Journalismus’
(medium.com/@lorz, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat konstatiert: “Ohne Vorstellung von einer digitalen Gesellschaft braucht es auch keinen entsprechenden digitalen Journalismus.” Seit rund zwei Jahren sei hierzulande ein Stillstand zu beobachten. Je mehr das Wort “Innovation” überstrapaziert werde, desto weniger trete diese im Journalismus ein. “Die traurige Ironie ist, dass wir in Deutschland mit den Öffentlich-Rechtlichen Einrichtungen besitzen, die mit rund 8.000 Millionen Euro im Jahr von der Gesellschaft ausgestattet werden, um Information und Unterhaltung zu organisieren. Das sind etwa 100 Euro pro Jahr pro Einwohner dieses Landes. Wo wären wir, wenn davon ein Euro pro Jahr pro Einwohner in Experimente, in Format- und Technologie-Entwicklung, in Open-Source-Software gesteckt würde?”

4. Falschmeldungen über US-Drohkulisse
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann & Jenny Stern)
Der “Faktenfinder” der “Tagesschau” beschäftigt sich mit den widersprüchlichen Meldungen über die Flugzeugträger der US-Marine bzw. deren derzeitigen Aufenthaltsort. Die Meldung der südkoreanischen Agentur “Yonhap”, dass sich drei Flugzeugträger auf dem Weg nach Nordkorea befänden, sei falsch.

5. Journalisten zensieren sich selbst
(deutschlandfunk.de, Thomas Otto)
Eine aktuelle Studie des Europarates fördert Erschreckendes zu Tage: Weit mehr als jeder zweite befragte Journalist habe angegeben, in den letzten drei Jahren mindestens einmal das Opfer von Demütigung, Herabsetzung, Einschüchterungsversuchen, Verleumdung oder Schmutzkampagnen gewesen zu sein. Das Ergebnis dieser unschönen Entwicklung sei oftmals Selbstzensur.

6. Faktencheck: Christian Lindner behauptet, dass Einbrüche in NRW massiv zugenommen haben. Richtig oder falsch?
(correctiv.org, Jacques Pezet)
FDP-Chef Christian Lindner hat der “Bild”-Zeitung ein Interview gegeben. Dort wurde ihm unter anderem die Frage gestellt: “Leben die Menschen in NRW weniger sicher als in anderen Bundesländern?” Darauf entgegnete Lindner, dass die Einbruchskriminalität massiv gestiegen sei, während die Aufklärungsquote stagniere.
Jacques Pezet von “Correctiv” hat sich in den amtlichen Statistiken schlau gemacht und schreibt: “Zwischen 2012 und 2016 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW um 2,9 Prozent gesunken. Wir wissen nicht, wie FDP-Chef Christian Lindner zu der Auffassung gelangt ist, dass die Zahl der Einbrüche ‘massiv gestiegen’ sei. Jedenfalls — ist seine Behauptung komplett falsch.” Nachtrag, 22:10 Uhr: Zum Faktencheck von “Correctiv” hatten wir allerdings auch noch was zu sagen: “Vercheckt”.

Ging es beim Anschlag auf den BVB wirklich um Millionen Euro?

Kein islamistischer Terror, keine Rechtsextremen, keine Linksextremen. Habgier soll das Motiv des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus vor zehn Tagen gewesen sein. Heute früh wurde ein Mann festgenommen, der die drei Sprengsätze am 11. April in Dortmund gezündet haben soll. Dabei soll es ihm um die Aussicht auf viel Geld gegangen sein — die Bundesanwaltschaft schreibt in einer Pressemitteilung, dass der Tatverdächtige vor dem Anschlag Optionsscheine gekauft habe, mit denen er auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie spekuliert habe. Viele Medien schreiben, dass der Mann dadurch Millionen hätte machen können.

Bei ihrer Jagd nach großen Schlagzeilen mit großen Summen bringen die Redaktionen allerdings Zahlen ins Spiel, an denen es erhebliche Zweifel gibt. Der Ursprung des Übels ist dabei einmal mehr Bild.de:

Die zuständigen sieben Autoren schreiben:

Nach BILD-Recherchen fanden die Ermittler heraus, dass Sergej W. vom Hotel aus online ein Aktienpaket von 15 000 Optionsscheinen für 78 000 Euro kaufte. (…)

Im Falle eines deutlichen Kursverlustes der BVB-Aktie hätte Sergej W. einen Millionengewinn machen können. Nach den Ermittlungen des Bundeskriminalamtes hätte er einen Gewinn von bis zu 3,9 Millionen Euro erzielt.

Dafür musste die Aktie dramatisch fallen. Und genau das wäre nach einem Anschlag, bei dem ein Teil der Mannschaft schwer verletzt oder sogar getötet worden wäre, vermutlich passiert.

Andere Nachrichtenseiten übernahmen die Kennziffern 15.000 Optionsscheine, 78.000 Euro Einsatz, 3,9 Millionen Euro möglicher Gewinn. “Focus Online” zum Beispiel:

“Der Westen”:

“20 Minuten” aus der Schweiz:

Und viele weitere.

Erstmal zu den 78.000 Euro — wir vermuten, dass die Bild.de-Mitarbeiter durch eine simple Rechnung auf diese Zahl gekommen sind: Sie dürften die 15.000 Optionsscheine, von der die Bundesanwaltschaft berichtet, mit dem Basispreis von 5,20 Euro je Optionsschein multipliziert haben. Macht insgesamt 78.000 Euro.

Das Problem dabei: So funktioniert der Kauf von Optionsscheinen nicht. Man erwirbt die sogenannten Put-Optionsscheine, mit denen man auf fallende Kurse spekulieren kann, nicht zum Basispreis, sondern zu einem Kaufpreis des jeweiligen Optionsscheins. Und der lag bei den Put-Optionen zur BVB-Aktie am Tag des Anschlags bei nur wenigen Cents je Schein.

Die Put-Option zur BVB-Aktie mit dem Basiswert von 5,20 Euro, auf die sich Bild.de bei der 78.000-Euro-Rechnung vermutlich bezieht, hatte am Tag den Anschlags einen Kaufpreis von 0,18 Euro. Die 15.000 Optionsscheine, die der Tatverdächtige gekauft haben soll, haben also nur 2700 Euro gekostet.

Weiter zu den 15.000 Optionsscheinen — vermutlich hat der Verdächtige noch einige mehr gekauft. Sowohl boerse.ard.de (wo Detlev Landmesser übrigens bereits am 12. (!) April im Zusammenhang mit dem Anschlag in Dortmund auf “eine kleine Auffälligkeit aus Börsensicht” hingewiesen hatte) als auch die “Wirtschaftwoche” gehen davon aus, dass mehr Transaktionen getätigt wurden.

Es gibt 23 verschiedene Put-Optionen auf die BVB-Aktie, die man an deutschen Börsen kaufen kann. Sie haben unterschiedliche Basiswerte und unterschiedliche Kaufpreise. Bei insgesamt fünf von ihnen gab es am Tag des Anschlags Aktivitäten an der Frankfurter Börse (was laut Finanzexperten auffällig ist, da Optionsscheine von Privatanlegern in der Regel an der Stuttgarter Börse gehandelt werden):

1) Wertpapierkennnummer DG9CHE
Basiswert: 3,60 Euro
gehandeltes Volumen: 15.000 Optionsscheine
Kaufpreis: 0,09 Euro

2) DG7MN5
Basiswert: 4,00 Euro
gehandeltes Volumen: 15.000 Optionsscheine
Kaufpreis: 0,019 Euro

3) DGQ1VU
Basiswert: 4,40 Euro
gehandeltes Volumen: 15.000 Optionsscheine
Kaufpreis: 0,043 Euro

4) DGM51Y
Basiswert: 4,80 Euro
gehandeltes Volumen: 15.000 Optionsscheine
Kaufpreis: 0,12 Euro

5) DGQ1VV
Basiswert: 5,20 Euro
gehandeltes Volumen: 15.000 Optionsscheine
Kaufpreis: 0,18 Euro

Der Gesamtkaufpreis für diese 75.000 Optionsscheine liegt bei 6780 Euro.

Einen Tag später gab es ebenfalls an der Frankfurter Börse noch einmal Aktivitäten bei Put-Optionsscheinen zur BVB-Aktie. Wir konnten nicht endgültig klären, ob es sich auch bei ihnen ausschließlich um Käufe — und nicht um Verkäufe — handelt. Sollten es alles Käufe gewesen sein, und sollte für all diese Käufe der nun festgenommene Mann verantwortlich sein, hätte er insgesamt 123.000 Optionsscheine im Wert von 10.218 Euro erworben. Also immer noch weit entfernt von den 78.000 Euro, die Bild.de ins Spiel gebracht hat. Und auch nur ein Bruchteil des 79.000-Euro-Kredits, den der Tatverdächtige laut NRW-Innenminister Ralf Jäger aufgenommen haben soll. Bei süddeutsche.de und “Spiegel Online” ist die Rede von einem 40.000-Euro-Kredit.

Zuletzt noch zu den 3,9 Millionen Euro — konnte der Verdächtige auf so viel Geld hoffen? Höchstwahrscheinlich nicht. Detlev Landmesser schreibt bei boerse.ard.de, dass “der theoretisch maximale Gewinn” bei “gerade mal 276.000 Euro” läge. Dafür hätte der Wert der BVB-Aktie allerdings auf 0 Euro sinken müssen. Wäre er lediglich auf 3 Euro gesunken, hätte der Gewinn nur 96.000 Euro betragen. Die “Wirtschaftswoche” nennt zwar keine konkreten Zahlen, glaubt aber auch nicht, dass der nun festgenommene Mann Millionen hätte verdienen können: Die Annahme, dass sich mit dem Einsatz von einigen Tausend Euro “mithilfe von Put-Optionsscheinen Millionen verdienen lassen”, sei “vollkommen unrealistisch.”

Dazu auch:

Mit Dank an Tobi W. für den Hinweis!

Bekennerschreiben, Wissenschaftsbashing, Netzwerkdurchsetzung

1. dpa-Eilmeldung: Das Problem mit Indymedia als Quelle
(flurfunk-dresden.de, Andreas Szabo)
Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund tauchte im linken Szene-Portal “Linksunten Indymedia” ein angebliches “Bekennerschreiben” auf, das von der Nachrichtenagentur “dpa” aufgegriffen wurde. Andreas Szabo von “Radio Dresden” hält das für problematisch: “Einen irgendwo ins Internet geschriebenen Text (mit kurzer Nachfrage bei Polizei) allerdings als Quelle für eine Eilmeldung zu nutzen, die bundesweit für viel Aufsehen sorgt und den Ermittlungsbehörden noch mehr Arbeit beschert, ist fahrlässig. Zu jedem Journalismus-Seminar gehört in den ersten Stunden der Grundsatz: 2-Quellen-Prinzip.”

2. Jeder Beitrag könnte der letzte sein
(correctiv.org, Marta Orosz)
In der Türkei wurden mehr als 140 Journalisten inhaftiert mit der Begründung, sie hätten angeblich terroristische Gruppen unterstützt. Trotz dieser massiven Einschüchterung gibt es Journalisten, die auch weiterhin kritisch aus dem Land berichten. Eine dieser mutigen Personen ist Zübeyde Sarı, die für “#ÖZGÜRÜZ” arbeitet, das türkisch-deutsche Onlinemedium von Can Dündar und Correctiv.

3. Flüchtlinge als Quotenbringer
(taz.de, Bettina Figl)
Letzte Woche fand im italienischen Perugia das 11. Internationale Journalismusfestival statt. Ein Schwerpunkt war der Umgang europäischer Medien mit dem Thema Flucht. Bettina Figl hat für die “taz” einige Panels besucht und berichtet von ihren Eindrücken und Erkenntnissen.

4. kontertext: Wissenschaftsbashing
(infosperber.ch, Ariane Tanner)
Die Historikerin Ariane Tanner erklärt, mit welchen Techniken gearbeitet wird, um wissenschaftliche Tatsachen oder längst Erwiesenes in Zweifel zu ziehen. Sie geht dazu in die 1950er Jahre zurück. In dieser Zeit hatte sich ein Zirkel interessierter Personen zusammengeschlossen, um den bereits bekannten Zusammenhang zwischen Rauchen und Gesundheitsschäden zugunsten der Tabakbranche zu verschleiern. Aber auch in der Jetztzeit wird gegen unangenehme Wahrheiten agitiert wie das Thema Klimawandel beweist. Tanner beschreibt die “Strategie des Anzweifelns” und wie das Medienphänomen “false balance” entsteht.

5. Facebook will Fake-Accounts schließen
(zeit.de)
Facebook kommt nicht umhin, sich dem Thema Fake News zu widmen und hat dazu eine Anzeigenkampagne gestartet. Eine Facebook-Managerin hat im Blog angekündigt, man wolle nicht nur gegen Falschmeldungen vorgehen, sondern auch verdächtige Nutzerkonten (Fake Accounts) löschen. In Frankreich sei das soziale Netzwerk so bereits bei 30.000 Fake-Konten vorgegangen.

6. Netzwerkdurchsetzungsgesetz
(neusprech.org, Martin Haase)
Martin Haase denkt über den Begriff “Netzwerkdurchsetzungsgesetz” nach und kommt zum Schluss: “Wenn aber schon die Bezeichnung eines Gesetzes Murks ist, dann gilt das oft auch für den Inhalt. Das N. ist ein Beleg für diese Theorie.”

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