Fünf Beispiele, wie es wirklich steht um die Qualität der Medien im Netz: 1. Medien klauen Inhalte, 2. Medien schinden online Klicks und tricksen, 3. Medien vermischen PR und redaktionelle Inhalte, 4. Medien übernehmen ungeprüft Inhalte, 5. Medien verfälschen und übergeigen.
Hanspeter Spörri, der beim Bund selbst schon Sparmassnahmen umsetzen musste, denkt über die vielen Für und Widers bei Entlassungen nach: “Das Entlassen ist ein banales Werk: Je länger die Namensliste wird, desto unklarer ist, nach welchen Kriterien sie erstellt wurde; auch die Verantwortlichen wissen nicht, weshalb dieser Name nicht draufsteht, jener aber schon.”
Unter videoportal.sf.tv hat das Schweizer Fernsehen eine neue Mediathek gestartet, die auf den ersten Blick sehr gut aussieht. Der Rückschritt ins Mittelalter im Februar 2008 scheint damit rückgängig gemacht.
Das TV-Kanzler-Duell zwischen den Kandidaten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier findet am 13. September um 20:30 Uhr statt. Jüngere Zuschauer werden so kaum für Politik begeistert werden können, denn auf Pro7 findet gleichzeitig die Deutschlandpremiere von “Die Simpsons – Der Film” statt.
“Der spanische Journalist Juan Varela kämpft gegen die Selbstherrlichkeit der politischen Kaste und prangert gleichzeitig die Feigheit der eigenen Zunft an. Seine Thesen zum Umgang mit politischen Themen könnten durchaus auch Vorbildcharakter für deutsche Medien haben.”
Endlich ist eine Lösung für die darbende Zeitungsbranche gefunden: Kasinos! “Der Kongress soll den Verlagen erlauben, ihre Web-Portale als Kasinos – mit Glücksspielen und Wetten online – zu nutzen.”
Zwei Fragen beschäftigen die Menschen in diesen Tagen, und eine davon können wir beantworten.
Frage 1: Hat Lady Gaga einen Penis?
Frage 2: Sind die Medien komplett verrückt geworden?
Aber beginnen wir diese Geschichte doch einfach bei einer seriösen Nachrichtenseite, der des ARD-Boulevardmagazins “Brisant”. Dort heißt es:
Lady Gaga: “Ja, ich habe einen Penis!”
Das [sic] die US-amerikanische Sängerin Lady Gaga gern Haut zeigt, ist nichts Neues. Doch als sie beim Glastonbury Festival in England auf der Bühne von einem Motorrad stieg, rutschte ihr knappes rotes Kleid noch ein Stück höher und gab den Blick auf etwas frei, dass [sic] aussah wie ein Penis. Zu einem amerikanischen Magazin sagte sie, dass sie sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile habe, sich aber eher als Frau fühle. Ob das stimmt, oder ob sich die verrückte Künstlerin nur wieder selbst inszenieren wollte, bleibt offen.
Doch das ist nicht das einzige, das offen bleibt. Offen bleibt auch und vor allem die Frage, ob Frau Gaga das überhaupt gesagt hat. Das Zitat stammt aus einem merkwürdigen verwaisten Blogrudiment namens “Starr Trash”. Das behauptete, die Künstlerin hätte in einem Blog-Eintrag die Gerüchte bestätigt, sie sei zweigeschlechtlich (intersexuell):
Its not something that I’m ashamed of, just isn’t something that i go around telling everyone. Yes. I have both male and female genitalia, but i consider myself a female. Its just a little bit of a penis and really doesnt interfere much with my life. the reason I haven’t talked about it is that its not a big deal to me. like come on. its not like we all go around talking about our vags. I think this is a great opportunity to make other multiple gendered people feel more comfortable with their bodies. I’m sexy, I’m hot. i have both a poon and a peener. big fucking deal.
– L8d Gaga <3>
Ich schäme mich dafür nicht, es ist nur nichts, das ich jedem erzähle. Ja. Ich habe sowohl männliche als auch weibliche Genitalien, aber ich verstehe mich als Frau. Es ist nur ein kleines Stück Penis und stört nicht groß in meinem Leben. Ich habe deshalb nicht darüber geprochen, weil es für mich kein großes Thema ist. Wir rennen ja auch nicht herum und reden über unsere Vaginas. Ich finde, dies ist eine gute Gelegenheit, anderen Menschen mit multiplen Geschlechtern zu helfen, sich mit ihren Körpern wohler zu fühlen. Ich bin sexy, ich bin heiß. Ich habe eine Muschi und einen Pimmel. Was soll’s.
Das Blog gibt sich alle Mühe, kein Vertrauen in seine Seriösität zu wecken, und es spricht sehr viel dagegen, dass das Zitat echt ist. Sicher aber ist: Es ist alt. Der Blog-Eintrag stammt vom 14. Dezember 2008.
Als nun Foto- und Videoaufnahmen auftauchten, die möglicherweise den versehentlich entblößten Penis der Sängerin bei einem Live-Auftritt vor gut fünf Wochen zeigen, kramte “Gone Hollywood”, ein anderes amerikanisches Blog ohne besonderen Anspruch, das passende alte angebliche Zitat hervor.
“Gone Hollywood” schreibt ausdrücklich, dass das Zitat nicht neu ist, und behauptet auch nicht, die Quelle zu sein. Und trotzdem dient dieser kleine hingeworfene Eintrag nun ungezählten Medien als Beleg für die aufgeregte Meldung, Lady Gaga habe jetzt plötzlich zugegeben, einen Penis zu haben.
Während sich andere Stars zu Intimitäten selten äußern, und zu so etwas schon gar nicht, machte Lady/Mister GaGa kurz darauf eine bemerkenswert deutliche Ansage. Dem Online-Portal [!] “Gone Hollywood” sagte die Skandal- Sängerin: “Ja, ich habe einen kleinen Penis!”
Hoppes Artikel trägt die Überschrift: “Lady GaGa schockt mit kleinem Penis” (als wäre ein großer weniger schockierend gewesen) und enthält einen unscharfen Screenshot mit der gewagten Unterzeile: “Eindeutig zu erkennen: Lady GaGa und ihr kleiner Penis.”
Der Online-Ableger des öffentlich-rechtlichen österreichischen Radiosenders Ö3 verlinkt sogar den Blog-Eintrag von “Gone Hollywood”, schreibt aber trotzdem:
Lady Gaga behauptet, dass Sie [sic] einen Penis besitzt. Auslöser für dieses Geständnis ist eine [sic] Video-Konzertmitschnitt, das [sic] eine ziemlich deutliche Beule unter ihrem Minikleid zeigt. (…)
Darauf angesprochen sagte die 23-Jährige dem Onlinemagazin [!] Gone Hollywood: “Ich habe einen kleinen Penis. Ich schäme mich deswegen nicht, aber ich erzähle es eben nicht überall herum. Ich meine, wir reden ja auch nicht die ganze Zeit über unsere Vaginanen [sic]. (…)”
Der “Münchner Merkur” und seine diversenSchwesterblätter machen begeistert mit, die “B.Z.” sowieso, und Radio Energy (das “Gone Hollywood” ein “Magazin” nennt), zieht aus der, nun ja: Enthüllung die merkwürdige Schlussfolgerung: “Lady Gaga hatte bis jetzt also wirklich ein perfektes Pokerface.” Vor wenigen Minuten ist Bild.de auf den Gaga-Zug aufgesprungen, wodurch die Geschichte mit Sicherheit erst richtig Schwung bekommen wird.
Und um auf die beiden Fragen vom Anfang zurückzukommen: Die zweite können Sie jetzt selbst beantworten.
Am Sonntag, vier Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen, hat die “Bild am Sonntag” endlich die Kampagne für Ministerpräsident Dieter Althaus fortgesetzt. Für den eiligen Leser, der vielleicht an Fitness oder Energie des CDU-Spitzenkandidaten zweifelt, reicht ein flüchtiger Blick auf Überschrift und Foto (obwohl man darüber diskutieren kann, wie gut die Idee ist, Althaus ausgerechnet zu zeigen, wie er rasant einen Abhang hinunterfährt).
Aber auch wer das Kleingedruckte liest, findet viel Herzerwärmendes über den sympathischen und gläubigen Politiker. Der Ski-Unfall, den Althaus Anfang Jahres verursacht hat und bei dem eine Frau ums Leben kam, hat ihn offenbar zu einem besseren Menschen gemacht:
BamS: Hat das Ihre Ehe verändert?
ALTHAUS: Ich habe mich noch einmal neu in meine Frau verliebt. Unsere Ehe hat einen wichtigen zusätzlichen Impuls bekommen. Wir sind in diesem August 27 Jahre verheiratet. In dieser Zeit standen wir immer zueinander, aber seit 1990 führen wir berufsbedingt eine Ehe auf räumlicher Distanz. Ich arbeite in Erfurt, sie lebt und arbeitet in Heiligenstadt. Im Krankenhaus haben wir nach den Jahren der Fernbeziehung wieder viel Zeit und Nähe miteinander verbracht. Das war für unsere Liebe gut und wichtig.
(…)
BamS: Sie selbst waren sehr schwer verletzt. Hat diese Nahtod-Erfahrung Sie weicher oder härter gemacht?
ALTHAUS: Der Unfall war ein Schub für mehr Sensibilität. Ich gehe jetzt noch mehr auf die Menschen in meiner Umgebung ein. Früher wurde ich schon mal ungeduldig, wenn Mitarbeiter nicht schnell genug Sachverhalte erfasst haben. Heute bin ich geduldiger.
Ein bisschen überraschend fügt Althaus, nachdem er den Unfall in dieser und ähnlicher Weise ausführlich thematisiert hat, hinzu:
ALTHAUS: Linkspartei und SPD haben zugesagt, dass sie den Unfall im Wahlkampf nicht thematisieren wollen. Ich hoffe, dass das so bleibt.
Eine Frage nach seinen politischen Zielen oder der Art, wie Althaus sie erreichen will, stellt “Bild am Sonntag” nicht.
Michalis Pantelouris macht sich Gedanken über den Nutzwert von Artikeln. Er unterscheidet zwischen “einer Kultur des Habens” und “einer Kultur des Seins”: “In Zeitschriften, wenn sie gut sind, geht es nicht darum, mir bei der Einordnung dessen zu helfen was ich haben will oder wollen soll. Es geht darum, mir bei der Einordnung dessen Orientierung zu geben, was ich bin oder sein will.”
Der Weltwoche-Kolumnist bietet fünf recht fragwürdige Tipps an, wie man eine Tageszeitung richtig liest. Tipp 1: “Lesen Sie keine geraden Seiten wie die Seiten 2, 4, 6 etc. Lesen Sie nur die ungeraden Seiten, also die Seiten 1, 3, 5 etc. Unser Hirn gewichtet stark rechts, genauso machen es die Redaktionen. Das Wichtige ist stets rechtsseitig platziert, also auf ungeraden Seitenzahlen, das Unwichtige stets links. Darum stehen in Zeitungen auch die Inserate links.”
“Mit Links zu Behörden, Datenbanken, Linksammlungen, Analysen, Archiven und Expertenportalen für die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.”
Ein Gespräch mit Chris Anderson, in dem er sich weigert, die Wörter “journalism”, “media” oder “news” zu verwenden. “I don’t think that those words mean anything anymore. (…) Here at Wired, we stopped using them.”
Fast jeder kennt das Pangramm “The quick brown fox jumps over the lazy dog”, in dem alle Buchstaben des Alphabets einmal vorkommen. Aber wer hätte gedacht, dass der Fuchs tatsächlich springt? Wir warten auf ein Video von Franz, der im komplett verwahrlosten Taxi durch Bayern jagt.
Man darf aber auch wirklich nichts glauben, was so im Internet steht:
Bild.de berichtete gestern über eine “Hacker-Attacke” auf die Website des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund (in der Printausgabe war es gar eine “dreiste Hacker-Attacke”): Dort waren in der Rubrik “Mannschaft” für kurze Zeit die Daten des Bayern-Stürmers Luca Toni zu sehen gewesen.
Alles nur ein Scherz. Ein Unbekannter war wohl in den Server eingedrungen und hatte die Falschmeldung auf der Homepage platziert.
Was Bild.de nicht schrieb: Dort wären nicht nur Tonis Daten zu finden gewesen, sondern die jedes beliebigen Bundesliga-Spielers seit 1965. Die IT-Abteilung von Borussia Dortmund erklärte uns auf Anfrage, dass die angezeigten Daten aus einer externen Datenbank stammten, in der jeder Spieler eingetragen ist, der jemals in der Bundesliga gespielt hat.
Wenn man die Pfadangabe im Browser entsprechend veränderte, konnte man diese Daten auf der BVB-Website sehen. Mitglieder eines BVB-Fanforums hatten am Mittwoch genau das zur gegenseitigen Erheiterung getan — unter anderem mit Christopher Katongo, dem längst verstorbenen Hans Auernhammer und eben Luca Toni.
Auch der Hinweis “Die unterschriebene Autogrammkarte von Luca Toni liegt leider noch nicht vor, wird aber so schnell wie möglich nachgeliefert…” hätte sich (natürlich mit entsprechendem Namen) bei jedem Spieler gefunden, der nicht beim BVB unter Vertrag steht.
Wäre das Laden von externen Inhalten ein Hacker-Angriff, hätte Bild.de vor zwei Jahren auch einen gehabt. Also nichts mit einer “Falschmeldung auf der Homepage” oder “einem Unbekannten”, der “in den Server eingedrungen” war. Vor allem aber auch nichts mit einer solchen Montage:
Die hatte Bild.de der Einfachheit halber in Ermangelung spannender Fotos nämlich gleich selbst gemacht.
Das wiederum war dem Sportinformationsdienst (sid) nicht klar, als er gestern nicht nur die Behauptung vom Hackereingriff weiterverbreitete, sondern ihr auch noch die völlig falsche Überschrift “Hacker zieht Toni BVB-Dress an” gab.
Und damit war die Geschichte nicht mehr aufzuhalten: Sie stand beim Sportportal spox.com, auf Handelsblatt.com und Focus.de und unter einer anderen sid-eigenen Überschrift bei 11freunde.de. Für die Netzeitung handelt es sich um “eine höchst peinliche Angelegenheit” und die niederländische Website “Soccerway” überspannt den Bogen gleich richtig:
“Luca Toni joins Borussia Dortmund, it’s official.” This is the news many German fans woke up to this Friday, only to find out that it had all been the work of a rather inventive hacker.
The headline appear on the official website of Borussia Dortmund. To add to the hoax, the hacker included a picture of Toni wearing a Borussia jersey.
Das schwedische “Aftonbladet” bebilderte seine Meldung zum Thema gleich mit einem Screenshot von Bild.de und auch die renommierte italienische Sportzeitung “Gazzetta dello Sport” ließ es sich nicht nehmen, über den “Fall” zu berichten.
Mit Dank an die Hinweisgeber.
Nachtrag, 25. Juli, 00:15 Uhr: Bild.de hat sich zu einer kleinen (jetzt natürlich etwas späten) Überarbeitung der Bildunterschrift entschieden, den Rest des Artikels aber unverändert gelassen:
Nachtrag, 27. Juli: Bereits am Samstag hat “Welt Online” (wo man die Geschichte vom Hacker-Angriff auch verbreitet hatte) in einem Artikel klargestellt, was wirklich geschehen ist.
Alle anderen hier verlinkten Medien bleiben nach wie vor bei ihrer Darstellung — bzw. der von “Bild” und dem sid.
Die Erziehung der Bürger durch den Staat schreitet voran. Nach den Netzsperren möchte Ursula von der Leyen bei den “sozialen Netzwerken im Internet” “einen Verhaltenskodex entwickeln”. Die Wahl ihres von der Netzgemeinde gewählten Übernamens “Zensursula” hält sie für “patent”.
Der DJV antwortet auf den offenen Brief von Björn Sievers und stellt fest: “Google hat sein erfolgreiches Geschäftsmodell auf der systematischen Auflistung und Verlinkung zu Beiträgen Dritter aufgebaut, für die das Unternehmen keinen Cent bezahlt.”
(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier kommentiert eine Online-Diskussion (ab hier) zwischen Kai Gniffke und Ulrich Deppendorf: “Wenn schon seine harmlosen Frotzeleien über den Virtualitätspomp des ZDF Anlass genug für Deppendorf sind, sich um eine Retourkutsche in zwei Jahren (!) zu sorgen, mag man sich nicht ausmalen, was ernste Kritikversuche für Schweißausbrüche bei ihm auslösten – und wie oft er entsprechende Formen des Journalismus womöglich verhindert.”
Felix Schwenzel macht sich in einem längeren Beitrag Gedanken über Werbung und Moral: “das doofe ist ja, ich finde werbung auf blogs und in zeitungen und zeitschriften gut. werbung finanziert leute wie heribert prantl, günter wallraff, jens weinreich und ermöglicht ihnen das zu schreiben was wir alle schätzen. werbung ermöglicht, dass ich mir günstige tageszeitungen, die FAS, die brandeins oder die dummy regelmässig leisten kann. (…) ich hätte es auch gerne, dass werbung stefan niggemeier, markus beckedahl, lukas heinser, malte welding, peer schader, herrn paulsen oder mir (und anderen) ermöglicht weiterhin unabhängig und frei ins internet zu schreiben.”
“Barack Obama ist ein begnadeter Redner” — und das, so flötet “Spiegel Online” in einem Video über einen Auftritt des US-Präsidenten im Weißen Haus, habe er oft genug unter Beweis gestellt. Einen weiteren Beweis dieser Künste soll jetzt das Video erbringen, dessen Rohmaterial den “Spiegel Online”-Redakteuren auf der Suche nach neuem Bewegtbild vermutlich wie gerufen kam.
Obama ist nicht einmal dann aus der Ruhe zu bringen, wenn ein Instrument ausfällt, ohne das vermutlich ein beträchtlicher Teil der internationalen Politikerschaft bei staatstragenden Auftritten nicht lebensfähig wäre: Peng, macht es — und die Projektionsscheibe des Teleprompters zerspringt.
Doch Obama wäre nicht der Mann, der “yes we can” erfunden hat, würde er nicht auch in einer solchen Situation Rat wissen. Mit “großer Gelassenheit” improvisiere er einfach weiter, freut man sich bei “Spiegel Online” und schließt mit den Worten: “Ein großerwahrer Rhetor braucht keinen Teleprompter”.
Das mag natürlich stimmen. Aber das Video beweist leider nur, dass er keine zwei Teleprompter braucht — einer, der noch funktioniert, reicht zur Not auch aus:
Mit Dank an Michael, Stefan S., Oliver S. und Mario Z.
“Erst hatte ich gedacht, dass eine Wahlbroschüre von Karl-Theodor zu Guttenberg an Berliner Kiosken ausliegt, aber dann war es doch nur der aktuelle ‘Stern’.”
Ex-Profil-Journalist Andy Kaltenbrunner nennt den Kollektivvertrag Ausdruck eines “verknöcherten Systems”. Berufsdefinitionen und Verträge würden die Realität nicht mehr abbilden: “In Österreich haben wir jetzt eine Dreiklassengesellschaft: wenige Topverdiener, eine große Gruppe, die alle fünf Jahre automatisch zehn Prozent dazu bekommt – und ein publizistisches Prekariat.”
“Längst hat man sich an das Dauerbombardement mit Werbeclips gewöhnt. Nun gibt eine neue EU-Richtlinie den Weg frei für Produktplazierung in bislang ungekanntem Ausmaß. Fällt damit endgültig die Trennung zwischen Programm und Kommerz?”
20 Minuten ergänzt sein Online-Angebot ab Ende August mit einem “Lokalportal für sämtliche Gemeinden der Schweiz”. Geschäftsführer Marcel Kohler verspricht sich davon eine zielgenauere Werbung: “Der Bäcker von Ostermundigen muss mit seiner Gipfeli-Reklame nicht mehr die User in Dietikon ansprechen.”
Zugegeben, die Idee ist brillant. Um herauszufinden, wohin sich die Medienwelt bewegt, befragt man einfach mal einen 15-jährigen (Originalmeldung auf ft.com). Die verrückte Vorgehensweise erzeugt auch gleich “einige der klarsten und aufrüttelndsten Erkenntnisse, die wir je gesehen haben”.
Franz Patzig hilft einer Facebook-Freundin schnell und unkompliziert mit 150 Euro aus. Nachher stellt sich heraus, dass ihr Konto kürzlich gehackt wurde. “Es wäre ein leichtes gewesen nach kleinen Details zu fragen, die nur wir beide kennen und die sicher nicht in Facebook zu finden gewesen wären. Eine Frage hätte gereicht.”
Die etablierten Journalisten stehen noch immer unter dem “Schock nach dem Ende seiner Deutungsoligopole”: “Dem Qualitätsjournalismus über die gegenwärtigen Strukturprobleme des Journalismus kann inzwischen über weite Strecken Distanzlosigkeit, Hang zu normativen Kurzschlüssen, Desinteresse an empirischer Fundierung und Klientelismus in eigner Sache bescheinigt werden.”
Nicht nur Robin Meyer-Lucht (siehe 1.), sondern auch ras. von der Neuen Zürcher Zeitung stellt sich klar gegen Staatshilfe für Verlage. Er spricht den aggressiven “Kommerz-Journalismus” aus dem Grossraum Zürich an sowie das Branchen-Tabuthema der “Tiefstlöhne der freien Journalisten”. Ausserdem kann er sich nicht vorstellen, wie der “Gummibegriff” definiert werden soll, der gemäss dem Manifest des Verlegerverbands jenen Vergünstigungen zuspricht, die “publizistische Medienleistungen” erbringen.
Die tageszeitung befragt ihre abtretende Chefredakteurin. Die beschreibt ihre Redaktion so: “Es gibt diese seltsame Sehnsucht nach jemand, der führt – aber keine unangenehmen Entscheidungen treffen soll. Das blitzt immer mal wieder auf. Es gibt ein frei flottierendes Bedürfnis in der Redaktion nach autoritären, aber unverbindlichen Gesten.”
“Oskar Lafontaine zeigt Nerven. In einem ZDF-Interview am Sonntagabend (youtube.com, Video, 17:49 Minuten) präsentierte sich der Linkspartei-Chef, der selbst gerne und kräftig verbal austeilt, extrem dünnhäutig. Dabei hatte es ganz gemütlich begonnen.”
“Gamesites nehmen in rauen Mengen einen völlig anonymen Beitrag in einem Blog auf, der behauptet, Eidos würde Testberichte schmieren. Es ist ein trauriges Spektakel.”
“Die meisten Medienleute leben in einem wohlanständigen Leben, das vor allem verteidigt werden soll. Natürlich geht man ab und zu mal zu den Arbeitslosen und zu den Neonazis – das sind dann so Pflichtthemen. Aber eigentlich hat man sich gemütlich eingerichtet.”
Als Laie glaubt man vielleicht, dass es bei “Bild”-Geschichten wie “7 Wahrheiten über unsere Energie” darauf ankommt, dass es sich um Wahrheiten handelt. Tatsächlich scheint es wichtiger zu sein, dass es sieben sind.
Der Pro-Atomenergie-Artikel rechts ist fast genau ein Jahr alt. Er erschien am Tag, nachdem aus einem Atomkraftwerk in Südfrankreich radioaktive Uranlösung ausgetreten und in zwei Flüsse gelangt war. “Bild” fragte damals beim RWE-freundlichen Institut RWI nach.
Der Pro-Atomenergie-Artikel links ist von heute. Er erschien am Tag, nachdem der Chef des Atomkraftwerkes Krümmel wegen eines erneuten Störfalls gehen musste. “Bild” fragte diesmal bei der RWE direkt nach. Die Frage, wie sicher “unsere Atom-Meiler” sind, können deren Betreiber ja auch am besten beantworten. (Das Gespräch führte in bewährter Art der “Bild”-PR-Mann Oliver Santen.)
Der Arbeitsaufwand beim Recyclen der sieben “Wahrheiten” scheint überschaubar gewesen zu sein:
Aber was damals richtig falsch war, muss ja heute nicht falsch richtig sein.