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Neu bei BILDblog: “6 vor 9” und “Rivva”

BILDblog bekommt Zuwachs: Von der kommenden Woche an gibt es hier montags bis freitags um 8.54 Uhr sechs handverlesene Links zu interessanten Mediengeschichten – “6 vor 9”.

Die Rubrik stammt aus dem Blog “Medienlese”. Dort hat Ronnie Grob seit über drei Jahren jeden Werktag lesenswerte Stücke auch aus den weniger gut besuchten Orten des Internets zusammengetragen. Als der Schweizer Online-Verlag Blogwerk im April bekannt gab, “Medienlese” aus wirtschaftlichen Gründen schließen zu müssen, sicherte eine spontane Spendenaktion zumindest vorübergehend das Überleben von “6 vor 9”.

Wir glauben, dass “6 vor 9” und BILDblog sich ideal ergänzen und freuen uns, Ronnie und seinen Fundstücken hier ein neues, dauerhaftes Zuhause geben zu können.

Und noch eine Neuerung: Unter jedem Eintrag lassen sich jetzt die Reaktionen, die BILDblog in Blogs und auf Twitter auslöst, direkt nachverfolgen (siehe rechts). Möglich macht das die Technik von “Rivva” (Slogan: “Alles im Fluss”), einer Suchmaschine, die automatisch verfolgt, welche Themen in der digitalen Welt diskutiert werden.

“Rivva”, eine Entwicklung von Frank Westphal, ist die beste Art, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was die sogenannte “Blogosphäre” gerade bewegt: Die Seite bietet einen immer aktuellen, gewichteten Schlagzeilenüberblick über die deutschsprachige Blog- und Online-Medienlandschaft. Ein Klick auf die “Rivva”-Angaben unter jedem BILDblog-Eintrag führt zu einer Übersicht anderer Seiten, die darauf verweisen oder darüber diskutieren.

Bild  

Der Trick mit dem Mann ohne Unterleib

Als sich der Fußballspieler Lars Bender gestern vom TSV 1860 München verabschiedete, sei er “kaum beachtet” worden, berichtet “Bild”. Kein Wunder, möchte man sagen, wenn man sich die entsprechende Szene auf Bild.de ansieht:

Denn wer beachtet schon einen Fußballer, selbst einen U19-Nationalspieler, wenn im Hintergrund ein Mann ohne Unterleib schwebt?

Wie konnte das passieren?

Der Redaktion von “Bild”-München waren auf dem Foto von Benders Abgang “durch die Hintertür” offenbar ein bisschen zu viele Leute zu sehen — schließlich ging er ja angeblich “kaum beachtet”. Also schnitt sie in ihrer gedruckten Ausgabe das Bild links an und ließ den Menschen mit dem iPhone verschwinden. Auf der rechten Seite reichte ebenfalls ein einfacher Schnitt, um einen weiteren Beobachter zu entfernen.

Den korpulenten Mann daneben ließ “Bild” schließlich noch hinter einem schwarzen Textblock mit einem längeren Bildtext verschwinden — wobei der Redaktion irgendwann aufgefallen sein muss, dass unter dem Kasten noch die Beine herausragten. Also wurden die kurzerhand wegretuschiert. Aus dem Beobachter wurde ein Mann ohne Unterleib, was in der Zeitung nicht weiter auffiel, weil der Oberkörper vom schwarzen Kasten verdeckt wurde. Voilà:

Vermutlich hätte niemand etwas von der kleinen Manipulation gemerkt, wenn der Artikel nicht auch online veröffentlicht worden wäre — mitsamt dem retuschierten Foto. Bei Bild.de befreite man das Foto von den Fesseln des Print-Layouts und dem schwarzen Textkasten und ließ dem Mann ohne Unterleib freien Lauf.

Und so haben wir nicht nur etwas darüber gelernt, wie genau man sich bei Bild.de eigentlich ansieht, was man da veröffentlicht, sondern auch über den Aufwand, den man bei “Bild” betreibt, damit ein Foto zur gewünschten Bildunterschrift passt.

Mit Dank an Stefan D.!

Nachtrag, 0:00 Uhr. Bild.de hat das Foto mit dem Mann ohne Unterleib unauffällig und ersatzlos gelöscht.

Schöner Werben ohne Kennzeichnung

Vor zweieinhalb Monaten hat der “Spiegel” erklärt, in Zukunft keine Anzeigen mehr zu akzeptieren, die redaktionelle Inhalte des Magazins imitieren — obwohl die Werbeindustrie ein großes Interesse daran habe und viel Geld dafür biete.

Die Online-Kollegen sehen das nicht so eng mit der Trennung von Werbung und Redaktion. Auch nach seinem gestrigen Relaunch verkauft “Spiegel Online” ungekennzeichnete Anzeigen in der Menuleiste. Im Wissenschafts-Ressort sieht das zum Beispiel so aus:

Hinter dem Menupunkt “Wissenschaftszug” verbirgt sich nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, ein redaktionelles Themen-Special, sondern eine Anzeige der Firma Siemens.

Ähnlich sieht es in vielen anderen Ressorts aus:

Die “Volkswagen News” kommen sozusagen direkt von der Quelle, und auch hinter “Flug & Hotel” verbergen sich keine Inhalte von “Spiegel Online”, schon gar keine redaktionellen, sondern ein Buchungs- und Werbeportal der Fluggesellschaft Air Berlin. Unten auf der entsprechenden Seite distanziert sich “Spiegel Online” dann von den Inhalten, auf die man die Leser gelockt hat, als wären es die eigenen:

SPIEGEL ONLINE ist weder für den Inhalt der Anzeige noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.

Diese Praxis verstößt möglicherweise nicht nur gegen den Pressekodex, sondern auch gegen das Gesetz. Das Kammergericht Berlin urteilte vor drei Jahren relativ unmissverständlich:

Ein Link, der aus einem redaktionellen Zusammenhang auf eine Werbeseite führt, muss so gestaltet sein, dass dem Nutzer erkennbar ist, dass auf eine Werbeseite verwiesen wird. Fehlt es daran, liegt ein Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz vor.

Bei Bild.de und sueddeutsche.de verraten solche redaktionell wirkende Werbelinks seit einiger Zeit zumindest dann ihren wahren Charakter, wenn man mit der Maus darüber fährt:


Für “Spiegel Online” scheint selbst diese Minimal-Kennzeichnung schon zu viel der Transparenz zu sein.

Nachtrag, 21. August. Auch bei “Spiegel Online” erscheint jetzt das Wort “ANZEIGE”, wenn man mit der Maus über den entsprechenden Menupunkt fährt.

Der Horror-Sturz-Horror

Nach dem 5:0-Auswärtssieg des FC St. Pauli bei Alemannia Aachen am Montagabend ist ein St.-Pauli-Fan sechs Meter in die Tiefe gestürzt. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt und ist offenbar noch nicht außer Lebensgefahr.

Weil man sich vielleicht nicht so gut vorstellen kann, wie es aussieht, wenn ein Mensch gerade sechs Meter tief aufs Betonpflaster gefallen ist, oder einfach, weil Fotos des Opfers auf dem Markt waren, veröffentlichten Bild.de und Express.de Bilder, die den Fan in einer Blutlache zeigten. Bei Bild.de war er auf dem Bauch liegend von der Seite zu sehen, auf dem Foto bei Express.de lag er auf der Seite, die Tätowierungen auf seinem der Kamera zugekehrten Rücken waren gut zu sehen.

Beide Bilder sind inzwischen aus den Artikeln verschwunden, was unmittelbar mit dem zusammenhängen dürfte, was die “Aachener Nachrichten” gestern schrieben:

Die Alemannia stellt der Familie [des Mannes] nach Angaben von Pressesprecher Thorsten Pracht “einen renommierten Hamburger Medienanwalt” auf Vereinskosten zur Verfügung, der zunächst auf Unterlassung der Veröffentlichung der Bilder des gestürzten Mannes klagen soll, die im Internetauftritt von zwei Boulevardzeitungen zu sehen sind.

St. Pauli betet für diesen FanDas rigorose Vorgehen gegen die Konkurrenz hielt die “Hamburger Morgenpost” aber offensichtlich nicht davon ab, heute ein Drittel ihrer Titelseite mit dem gleichen Foto zu füllen, das Express.de verwendet hatte. Direkt darüber: Ein Foto des Mannes vor dem Unfall, darunter sein Spitzname.

Im Innenteil der “Morgenpost” findet sich dann ein Foto des Fanblocks, in dem das Opfer als einzige von etwa 50 Personen notdürftig anonymisiert wurde — und gleich daneben eine unverpixelte Nahaufnahme, die den Fan beim Feiern zeigt.

St. Pauli-Fan ringt mit dem Tod

Im Artikel unterhalb des Fotos erklärt die “Morgenpost”:

Gestern bat der Klub darum, die Profis nicht zu den Vorfällen zu befragen. Die MOPO kam dieser Bitte selbstverständlich nach.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 17:15 Uhr: Die Unterseite im Internetauftritt der “Hamburger Morgenpost”, auf der man sonst jeden Tag das aktuelle Titelbild in zweifacher Ausführung betrachten kann, sieht seit dem Nachmittag so aus:

Kein Titelbild bei der "Hamburger Morgenpost".

2. Nachtrag, 20. August: Auf ihrer Internetseite veröffentlicht die “Morgenpost” heute mehrere erboste Leserbriefe, in denen die Veröffentlichung des Fotos vom Unfallort scharf kritisiert wird.

Darüber schreibt die Redaktion:

Liebe Leser, das Titelfoto vom verunglückten St. Pauli-Fan […] löste bei den Anhängern teilweise heftige Reaktionen aus. Es war nicht unsere Absicht, Gefühle zu verletzen. Wir wünschen […] gute Besserung und seiner Familie viel Kraft. DIE REDAKTION

Gefühle wollte man also nicht verletzen — mit den Persönlichkeitsrechten sah es da offenbar etwas anders aus.

Paid Content und breite Mitarbeiter

1. “Justizministerium sperrte Blog von ‘Falter’-Autor”

(futurezone.orf.at)

Das Blog des Journalisten Florian Klenk war beim Justizministerium in Österreich “einige Tage lang für seine Mitarbeiter gesperrt”. Während der Journalist glaubt, es liege an den kürzlich im Blog erschienenen justizkritischen Artikeln, vermutet das Justizministerium technische Gründe.

2. “Warum Paid-Content-Versuche gut sind”

(stefan-niggemeier.de)

Stefan Niggemeier denkt, dass Versuche mit bezahlten Inhalten dem Journalismus online gut tun könnten, denn so könnten sich die Verlage wieder auf die Bedürfnisse der Leser konzentrieren. “Dass der deutsche Online-Journalismus in einem so trostlosen Zustand ist, liegt nicht nur an den geringen Einnahmen. Es liegt auch daran, dass er in weiten Teilen gar nicht für Leser gemacht ist, sondern für die Klickzähler der IVW und für Google.”

3. “Bezahl-Inhalte: Die Online-Men bitten zur Kasse”

(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)

Es gibt nichts Neues unter der Sonne, darum ein Retro-Link aus dem Sommer 2002: “Ein schwacher Werbemarkt zwingt die Betreiber von Internet-Angeboten, Erlöse aus dem Verkauf von Inhalten zu erzielen. Doch dass die Nutzer dabei mitziehen, erscheint mehr als fraglich.”

4. 8 Lektionen, die Zeitungen von Bloggern lernen können

(writetodone.com, Leo Babauta, englisch)

“1. Smaller is better. 2. If you charge, people won’t come. 3. If you charge, others will offer it for free. 4. You’ve got competition now. 5. Your main asset is credibility, not money or size. 6. You’ve got the skills — but you need to adapt. 7. Connect with readers and bloggers, don’t snub them. 8. Become lean and distributed.”

5. “Radebrechen mit Tamedia AG”

(bruderbernhard.ch)

Die Pendlerzeitung 20 Minuten sucht per Inserat Mitarbeiter, die “breit” sind.

6. “Wenn Unternehmen twittern”

(trendopfer.de)

Wenn Unternehmen twittern, tun sie das sehr spontan. Jedenfalls bis die Bedenkenträger davon Wind kriegen.

SF-Videoportal, Kasinos, Entlassungen

1. “Die große Qualitäts-Lüge”

(meedia.de, Stefan Winterbauer)

Fünf Beispiele, wie es wirklich steht um die Qualität der Medien im Netz: 1. Medien klauen Inhalte, 2. Medien schinden online Klicks und tricksen, 3. Medien vermischen PR und redaktionelle Inhalte, 4. Medien übernehmen ungeprüft Inhalte, 5. Medien verfälschen und übergeigen.

2. “Faule und Unfähige entlassen?”

(klartext.ch, Hanspeter Spörri)

Hanspeter Spörri, der beim Bund selbst schon Sparmassnahmen umsetzen musste, denkt über die vielen Für und Widers bei Entlassungen nach: “Das Entlassen ist ein banales Werk: Je länger die Namensliste wird, desto unklarer ist, nach welchen Kriterien sie erstellt wurde; auch die Verantwortlichen wissen nicht, weshalb dieser Name nicht draufsteht, jener aber schon.”

3. Schweizer Fernsehen mit neuem Videoportal

(sf.tv)

Unter videoportal.sf.tv hat das Schweizer Fernsehen eine neue Mediathek gestartet, die auf den ersten Blick sehr gut aussieht. Der Rückschritt ins Mittelalter im Februar 2008 scheint damit rückgängig gemacht.

4. Kanzler-Duell vs. Simpsons

(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)

Das TV-Kanzler-Duell zwischen den Kandidaten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier findet am 13. September um 20:30 Uhr statt. Jüngere Zuschauer werden so kaum für Politik begeistert werden können, denn auf Pro7 findet gleichzeitig die Deutschlandpremiere von “Die Simpsons – Der Film” statt.

5. “Keine Fragen – keine Berichterstattung”

(ingeseibel.de)

“Der spanische Journalist Juan Varela kämpft gegen die Selbstherrlichkeit der politischen Kaste und prangert gleichzeitig die Feigheit der eigenen Zunft an. Seine Thesen zum Umgang mit politischen Themen könnten durchaus auch Vorbildcharakter für deutsche Medien haben.”

6. “Kasino-Reservate sollen Zeitungen retten”

(spiegel.de, Laszlo Trankovits)

Endlich ist eine Lösung für die darbende Zeitungsbranche gefunden: Kasinos! “Der Kongress soll den Verlagen erlauben, ihre Web-Portale als Kasinos – mit Glücksspielen und Wetten online – zu nutzen.”

Lady Gagas kleiner Penis kommt ganz groß raus

Zwei Fragen beschäftigen die Menschen in diesen Tagen, und eine davon können wir beantworten.

Frage 1: Hat Lady Gaga einen Penis?
Frage 2: Sind die Medien komplett verrückt geworden?

Aber beginnen wir diese Geschichte doch einfach bei einer seriösen Nachrichtenseite, der des ARD-Boulevardmagazins “Brisant”. Dort heißt es:

Lady Gaga: “Ja, ich habe einen Penis!”

Das [sic] die US-amerikanische Sängerin Lady Gaga gern Haut zeigt, ist nichts Neues. Doch als sie beim Glastonbury Festival in England auf der Bühne von einem Motorrad stieg, rutschte ihr knappes rotes Kleid noch ein Stück höher und gab den Blick auf etwas frei, dass [sic] aussah wie ein Penis. Zu einem amerikanischen Magazin sagte sie, dass sie sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsteile habe, sich aber eher als Frau fühle. Ob das stimmt, oder ob sich die verrückte Künstlerin nur wieder selbst inszenieren wollte, bleibt offen.

Doch das ist nicht das einzige, das offen bleibt. Offen bleibt auch und vor allem die Frage, ob Frau Gaga das überhaupt gesagt hat. Das Zitat stammt aus einem merkwürdigen verwaisten Blogrudiment namens “Starr Trash”. Das behauptete, die Künstlerin hätte in einem Blog-Eintrag die Gerüchte bestätigt, sie sei zweigeschlechtlich (intersexuell):

Its not something that I’m ashamed of, just isn’t something that i go around telling everyone. Yes. I have both male and female genitalia, but i consider myself a female. Its just a little bit of a penis and really doesnt interfere much with my life. the reason I haven’t talked about it is that its not a big deal to me. like come on. its not like we all go around talking about our vags. I think this is a great opportunity to make other multiple gendered people feel more comfortable with their bodies. I’m sexy, I’m hot. i have both a poon and a peener. big fucking deal.
– L8d Gaga <3>

Ich schäme mich dafür nicht, es ist nur nichts, das ich jedem erzähle. Ja. Ich habe sowohl männliche als auch weibliche Genitalien, aber ich verstehe mich als Frau. Es ist nur ein kleines Stück Penis und stört nicht groß in meinem Leben. Ich habe deshalb nicht darüber geprochen, weil es für mich kein großes Thema ist. Wir rennen ja auch nicht herum und reden über unsere Vaginas. Ich finde, dies ist eine gute Gelegenheit, anderen Menschen mit multiplen Geschlechtern zu helfen, sich mit ihren Körpern wohler zu fühlen. Ich bin sexy, ich bin heiß. Ich habe eine Muschi und einen Pimmel. Was soll’s.

Das Blog gibt sich alle Mühe, kein Vertrauen in seine Seriösität zu wecken, und es spricht sehr viel dagegen, dass das Zitat echt ist. Sicher aber ist: Es ist alt. Der Blog-Eintrag stammt vom 14. Dezember 2008.

Als nun Foto- und Videoaufnahmen auftauchten, die möglicherweise den versehentlich entblößten Penis der Sängerin bei einem Live-Auftritt vor gut fünf Wochen zeigen, kramte “Gone Hollywood”, ein anderes amerikanisches Blog ohne besonderen Anspruch, das passende alte angebliche Zitat hervor.

“Gone Hollywood” schreibt ausdrücklich, dass das Zitat nicht neu ist, und behauptet auch nicht, die Quelle zu sein. Und trotzdem dient dieser kleine hingeworfene Eintrag nun ungezählten Medien als Beleg für die aufgeregte Meldung, Lady Gaga habe jetzt plötzlich zugegeben, einen Penis zu haben.

Die “Abendzeitungs”-Fachfrau Kimberly Hoppe, bekannt für ihre sensiblen Twitter-Reportagen, berichtet:

Während sich andere Stars zu Intimitäten selten äußern, und zu so etwas schon gar nicht, machte Lady/Mister GaGa kurz darauf eine bemerkenswert deutliche Ansage. Dem Online-Portal [!] “Gone Hollywood” sagte die Skandal- Sängerin: “Ja, ich habe einen kleinen Penis!”

Hoppes Artikel trägt die Überschrift: “Lady GaGa schockt mit kleinem Penis” (als wäre ein großer weniger schockierend gewesen) und enthält einen unscharfen Screenshot mit der gewagten Unterzeile: “Eindeutig zu erkennen: Lady GaGa und ihr kleiner Penis.”

Der Online-Ableger des öffentlich-rechtlichen österreichischen Radiosenders Ö3 verlinkt sogar den Blog-Eintrag von “Gone Hollywood”, schreibt aber trotzdem:

Lady Gaga behauptet, dass Sie [sic] einen Penis besitzt. Auslöser für dieses Geständnis ist eine [sic] Video-Konzertmitschnitt, das [sic] eine ziemlich deutliche Beule unter ihrem Minikleid zeigt. (…)

Darauf angesprochen sagte die 23-Jährige dem Onlinemagazin [!] Gone Hollywood: “Ich habe einen kleinen Penis. Ich schäme mich deswegen nicht, aber ich erzähle es eben nicht überall herum. Ich meine, wir reden ja auch nicht die ganze Zeit über unsere Vaginanen [sic]. (…)”

Der “Münchner Merkur” und seine diversen Schwesterblätter machen begeistert mit, die “B.Z.” sowieso, und Radio Energy (das “Gone Hollywood” ein “Magazin” nennt), zieht aus der, nun ja: Enthüllung die merkwürdige Schlussfolgerung: “Lady Gaga hatte bis jetzt also wirklich ein perfektes Pokerface.” Vor wenigen Minuten ist Bild.de auf den Gaga-Zug aufgesprungen, wodurch die Geschichte mit Sicherheit erst richtig Schwung bekommen wird.

Und um auf die beiden Fragen vom Anfang zurückzukommen: Die zweite können Sie jetzt selbst beantworten.

Mit Dank an Jan B.!

Dieter Althaus – wer sonst?

Am Sonntag, vier Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen, hat die “Bild am Sonntag” endlich die Kampagne für Ministerpräsident Dieter Althaus fortgesetzt. Für den eiligen Leser, der vielleicht an Fitness oder Energie des CDU-Spitzenkandidaten zweifelt, reicht ein flüchtiger Blick auf Überschrift und Foto (obwohl man darüber diskutieren kann, wie gut die Idee ist, Althaus ausgerechnet zu zeigen, wie er rasant einen Abhang hinunterfährt).

Aber auch wer das Kleingedruckte liest, findet viel Herzerwärmendes über den sympathischen und gläubigen Politiker. Der Ski-Unfall, den Althaus Anfang Jahres verursacht hat und bei dem eine Frau ums Leben kam, hat ihn offenbar zu einem besseren Menschen gemacht:

BamS: Hat das Ihre Ehe verändert?

ALTHAUS: Ich habe mich noch einmal neu in meine Frau verliebt. Unsere Ehe hat einen wichtigen zusätzlichen Impuls bekommen. Wir sind in diesem August 27 Jahre verheiratet. In dieser Zeit standen wir immer zueinander, aber seit 1990 führen wir berufsbedingt eine Ehe auf räumlicher Distanz. Ich arbeite in Erfurt, sie lebt und arbeitet in Heiligenstadt. Im Krankenhaus haben wir nach den Jahren der Fernbeziehung wieder viel Zeit und Nähe miteinander verbracht. Das war für unsere Liebe gut und wichtig.

(…)

BamS: Sie selbst waren sehr schwer verletzt. Hat diese Nahtod-Erfahrung Sie weicher oder härter gemacht?

ALTHAUS: Der Unfall war ein Schub für mehr Sensibilität. Ich gehe jetzt noch mehr auf die Menschen in meiner Umgebung ein. Früher wurde ich schon mal ungeduldig, wenn Mitarbeiter nicht schnell genug Sachverhalte erfasst haben. Heute bin ich geduldiger.

Ein bisschen überraschend fügt Althaus, nachdem er den Unfall in dieser und ähnlicher Weise ausführlich thematisiert hat, hinzu:

ALTHAUS: Linkspartei und SPD haben zugesagt, dass sie den Unfall im Wahlkampf nicht thematisieren wollen. Ich hoffe, dass das so bleibt.

Eine Frage nach seinen politischen Zielen oder der Art, wie Althaus sie erreichen will, stellt “Bild am Sonntag” nicht.

Nutzwert, Schächter, Anderson

1. “News to use”

(print-würgt.de, Michalis Pantelouris)

Michalis Pantelouris macht sich Gedanken über den Nutzwert von Artikeln. Er unterscheidet zwischen “einer Kultur des Habens” und “einer Kultur des Seins”: “In Zeitschriften, wenn sie gut sind, geht es nicht darum, mir bei der Einordnung dessen zu helfen was ich haben will oder wollen soll. Es geht darum, mir bei der Einordnung dessen Orientierung zu geben, was ich bin oder sein will.”

2. “Wie informiere ich mich richtig?”

(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)

Der Weltwoche-Kolumnist bietet fünf recht fragwürdige Tipps an, wie man eine Tageszeitung richtig liest. Tipp 1: “Lesen Sie keine geraden Seiten wie die Seiten 2, 4, 6 etc. Lesen Sie nur die ungeraden Seiten, also die Seiten 1, 3, 5 etc. Unser Hirn gewichtet stark rechts, genauso machen es die Redaktionen. Das Wichtige ist stets rechtsseitig platziert, also auf ungeraden Seitenzahlen, das Unwichtige stets links. Darum stehen in Zeitungen auch die Inserate links.”

3. “Die besten Recherchelinks für jedes Ressort”

(meedia.de)

“Mit Links zu Behörden, Datenbanken, Linksammlungen, Analysen, Archiven und Expertenportalen für die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.”

4. “Reden wie Markus Schächter (3)”

(medienpiraten.tv, Peer Schader)

Die dritte Folge der Übersetzungshilfe, die nötig ist, um zu verstehen, was der ZDF-Intendant Markus Schächter sagt.

5. “Who needs newspapers when you have Twitter?”

(salon.com, Frank Hornig, englisch)

Ein Gespräch mit Chris Anderson, in dem er sich weigert, die Wörter “journalism”, “media” oder “news” zu verwenden. “I don’t think that those words mean anything anymore. (…) Here at Wired, we stopped using them.”

6. Der Fuchs springt!

(youtube.com, Video, 23 Sekunden)

Fast jeder kennt das Pangramm “The quick brown fox jumps over the lazy dog”, in dem alle Buchstaben des Alphabets einmal vorkommen. Aber wer hätte gedacht, dass der Fuchs tatsächlich springt? Wir warten auf ein Video von Franz, der im komplett verwahrlosten Taxi durch Bayern jagt.

Bild, sid  

Luca Toni? Ich glaub, et hackt!

Man darf aber auch wirklich nichts glauben, was so im Internet steht:

Hacker-Attacke auf die Homepage: Luca Toni beim BVB eingeschmuggelt

Bild.de berichtete gestern über eine “Hacker-Attacke” auf die Website des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund (in der Printausgabe war es gar eine “dreiste Hacker-Attacke”): Dort waren in der Rubrik “Mannschaft” für kurze Zeit die Daten des Bayern-Stürmers Luca Toni zu sehen gewesen.

Alles nur ein Scherz. Ein Unbekannter war wohl in den Server eingedrungen und hatte die Falschmeldung auf der Homepage platziert.

Was Bild.de nicht schrieb: Dort wären nicht nur Tonis Daten zu finden gewesen, sondern die jedes beliebigen Bundesliga-Spielers seit 1965. Die IT-Abteilung von Borussia Dortmund erklärte uns auf Anfrage, dass die angezeigten Daten aus einer externen Datenbank stammten, in der jeder Spieler eingetragen ist, der jemals in der Bundesliga gespielt hat.

Wenn man die Pfadangabe im Browser entsprechend veränderte, konnte man diese Daten auf der BVB-Website sehen. Mitglieder eines BVB-Fanforums hatten am Mittwoch genau das zur gegenseitigen Erheiterung getan — unter anderem mit Christopher Katongo, dem längst verstorbenen Hans Auernhammer und eben Luca Toni.

Auch der Hinweis “Die unterschriebene Autogrammkarte von Luca Toni liegt leider noch nicht vor, wird aber so schnell wie möglich nachgeliefert…” hätte sich (natürlich mit entsprechendem Namen) bei jedem Spieler gefunden, der nicht beim BVB unter Vertrag steht.

Wäre das Laden von externen Inhalten ein Hacker-Angriff, hätte Bild.de vor zwei Jahren auch einen gehabt. Also nichts mit einer “Falschmeldung auf der Homepage” oder “einem Unbekannten”, der “in den Server eingedrungen” war. Vor allem aber auch nichts mit einer solchen Montage:

Luca Toni auf der BVB-Homepage. Er muss in der neuen Saison bei den Bayern um seinen Stammplatz zittern. Trotzdem ist der Italiener, hier als Montage im BVB-Trikot, für die Borussen kein Thema

Die hatte Bild.de der Einfachheit halber in Ermangelung spannender Fotos nämlich gleich selbst gemacht.

Das wiederum war dem Sportinformationsdienst (sid) nicht klar, als er gestern nicht nur die Behauptung vom Hackereingriff weiterverbreitete, sondern ihr auch noch die völlig falsche Überschrift “Hacker zieht Toni BVB-Dress an” gab.

Und damit war die Geschichte nicht mehr aufzuhalten: Sie stand beim Sportportal spox.com, auf Handelsblatt.com und Focus.de und unter einer anderen sid-eigenen Überschrift bei 11freunde.de. Für die Netzeitung handelt es sich um “eine höchst peinliche Angelegenheit” und die niederländische Website “Soccerway” überspannt den Bogen gleich richtig:

“Luca Toni joins Borussia Dortmund, it’s official.” This is the news many German fans woke up to this Friday, only to find out that it had all been the work of a rather inventive hacker.

The headline appear on the official website of Borussia Dortmund. To add to the hoax, the hacker included a picture of Toni wearing a Borussia jersey.

Das schwedische “Aftonbladet” bebilderte seine Meldung zum Thema gleich mit einem Screenshot von Bild.de und auch die renommierte italienische Sportzeitung “Gazzetta dello Sport” ließ es sich nicht nehmen, über den “Fall” zu berichten.

Mit Dank an die Hinweisgeber.

Nachtrag, 25. Juli, 00:15 Uhr: Bild.de hat sich zu einer kleinen (jetzt natürlich etwas späten) Überarbeitung der Bildunterschrift entschieden, den Rest des Artikels aber unverändert gelassen:

Luca Toni auf der BVB-Homepage. Er muss in der neuen Saison bei den Bayern um seinen Stammplatz zittern. Trotzdem ist der Italiener, hier als BILD-Fotomontage im BVB-Trikot, für die Borussen kein Thema

Nachtrag, 27. Juli: Bereits am Samstag hat “Welt Online” (wo man die Geschichte vom Hacker-Angriff auch verbreitet hatte) in einem Artikel klargestellt, was wirklich geschehen ist.

Alle anderen hier verlinkten Medien bleiben nach wie vor bei ihrer Darstellung — bzw. der von “Bild” und dem sid.

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