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Eine Reise, die Fragen aufwirft

“Spiegel Online” lud gestern zum “Nintendo-Quiz”. Überraschenderweise muss man dafür nicht wissen, welchen Beruf Super Mario hat, wer “Tetris” erfunden hat oder wie die aktuelle Nintendo-Spielekonsole heißt.

Nein, darum geht’s:

Was bedeutet “Safari”? Wo leben die Sherpa? Und wer erfand eigentlich das Sandwich für Zwischendurch? Testen Sie im SPIEGEL-ONLINE-Reisequiz Ihr Wissen – und rätseln Sie sich mit Fragen aus dem Nintendo-Spiel “Weltreise” von Kontinent zu Kontinent.

Die Firma Nintendo bringt für ihren tragbaren Spielcomputer “Nintendo DS” seit längerem Spiele heraus, die “Spiegel Online” im Titel tragen: “Allgemeinwissen”, “Life Coach” und jetzt eben “Weltreise”.

Beim “Nintendo-Quiz” auf “Spiegel Online” gilt es, Fragen aus eben diesem Spiel zu beantworten. Und damit der Leser auch weiß, wie er an das Spiel kommt, findet sich links neben den Fragen ein subtiler Hinweis:

Spielerisch vermittelt SPIEGEL ONLINE – Weltreise allen Reiselustigen geographisches und länderspezifisches Wissen – vom Kofferpacken bis hin zu Geheimtipps am Zielort. Jetzt im SPIEGEL- Shop!

Wie traurig ist das: Der Online-Ableger des traditionsreichen Nachrichtenmagazins “Spiegel” stellt im Rahmen einer Werbeklickstrecke läppische Quizfragen (“Wo steht der Buckingham Palace?”), die die Journalisten entweder einem Computerspiel entnommen oder ursprünglich selbst für das Computerspiel geschrieben haben, aus dem sie sie nun wieder recyclen, um dafür zu werben.

Gestern Nachmittag haben wir “Spiegel Online”-Chefredakteur Rüdiger Ditz gefragt, ob das Quiz nicht wenigstens als “Anzeige” bzw. “Eigenanzeige” gekennzeichnet werden müsste.

Eine Antwort haben wir bisher nicht bekommen, aber statt “Nintendo-Quiz” steht plötzlich etwas anderes über den Fragen:

Reisequiz: Einmal um die Welt gerätselt

Mit Dank an Achim S.

Popstars, dpa, Keese

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie Pro Sieben sein Publikum betrügt”
(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)
Das Publikum reagiert mit Buh-Rufen, als im Halbfinale der Castingshow “Popstars” mitgeteilt wird, dass die angesetzte Entscheidung um zwei Tage vertagt wird. “Mit Fairness hatte das, was am Dienstagabend im Halbfinale der diesjährigen ‘Popstars’-Staffel passiert ist, nun wirklich nichts zu tun. Es war stattdessen ein Moment, in dem ein Sender endgültig offenbarte, wie egal ihm seine Zuschauer sind, die er nur braucht, um auf ihrer Telefonrechnung aufzutauchen.”

2. “DPA fällt auf falsche Pressemeldung der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung herein”
(netzpolitik.org, simoncolumbus)
Das “Zentrum für politische Schönheit” sendet eine Pressemitteilung (PDF), die von der dpa aufgenommen (und bald darauf korrigiert) wird. “Dabei hätte man, wenn schon nicht über die Idee, über die angebliche Aussage des Bundespräsidenten stolpern können. Dass dieser eine Bundesstiftung als ‘Schaustück der Ignoranz’ bezeichnet, wäre schließlich eine nie dagewesene Deutlichkeit für Horst Köhler.”

3. “Interview mit dem falschen Sprecher der Stiftung Flucht, Vertreibung und Versöhnung”
(metronaut.de, John F. Nebel)
“Dr. Robert Eckhäuser” sagt, wer “die Geschichte noch fast geglaubt” hätte: “Wir wissen von der FAZ, T-Online und Financial Times. Und Kulturzeit von 3sat wollte unseren Stiftungsdirektor selbst dann noch zum Interview bitten, als die dpa längst widerrufen hatte.”

4. “Falsche Pressemitteilung sorgt für Verwirrung”
(handelsblatt.com)
“Dass es sich bei der Mitteilung und der dazugehörigen Internetseite um eine Fälschung handelte, war laut dpa zunächst nicht erkennbar. Auch eine telefonische Rückfrage bei dem angegebenen Kontakt ergab zunächst keine Zweifel an der Authentizität.”

5. “Der geschmeidige Außenminister”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Ein Porträt von Christoph Keese, der als “Springer-Cheflobbyist” / “Strategie-Sprachrohr” / “His Döpfners Voice in Reinkultur” aufblüht: “Gelernt hatte er das spiegelglatte Formulieren ohne auszurutschen auf der Henri-Nannen-Schule, als dort noch Sprach-Zuchtmeister Wolf Schneider persönlich das Regiment führte.”

6. “Die bedrohte Elite”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo antwortet dem Kopf von Frank Schirrmacher, der nicht mehr mitkommt: “Gehen wir also in einem digitalen Marsch durch die Institutionen dorthin, wo die Überforderung jeden Tag stattfindet. (…) Erklären wir ihnen, dass der Unterschied zwischen der Veröffentlichung der eigenen Daten und der staatlichen Überwachung der gleiche ist wie der Unterschied zwischen ‘sich im Klo einschließen’ und ‘im Klo eingeschlossen werden’.”

Doku-Soaps, Predigerton, Chips

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Scripted Reality”
(sueddeutsche.de, Alexander Kissler)
Doku-Soaps in den Nachmittagsprogrammen erlangen ohne Realität eine bessere Quote: “Erst mit diesem Paradigmenwechsel von Laien, die sich selber spielen, zu Laien, die fiktive Figuren in ausgedachten Konflikten darstellen, kam der Quotenerfolg. Authentizität fasziniert offenbar umso mehr, je künstlicher sie ist.”

2. “Die Opfer einer Doku-Soap”
(ndr.de, Tina Schober)
Ein Teilnehmer der Sendung “Frauentausch” macht klar, was das heisst: “Es wird nichts vom normalen Leben dargestellt. Also, alles, was man macht in diesen Tagen von Drehtagen, von irgendwie morgens 8 bis abends 23, 23.30 Uhr ist mehr oder weniger eine Anweisung. Immer so ein grundsätzliches ‘Ihr könntet doch mal, jetzt könnten wir doch mal dies, könnten wir mal das'” (Video, 8:16 Minuten).

3. “Aufklärer, Schönredner und Prediger”
(nzz.ch, Heribert Seifert)
Heribert Seifert fürchtet, dass “dem grobschlächtig-pauschalen Positivkult um das Fremde und die Fremden” in den deutschen Redaktionen sich “nun eine ebenso grobschlächtig pauschale Ablehnung entgegenstellen” könnte. “Medien sind mitschuldig daran, mit ihrer Vorliebe für den Predigerton des Leitartiklers, der vor allem Haltung und Gesinnung produziert und sich dabei um die vielfältigen Unterscheidungen in der komplexen sozialen Wirklichkeit nicht schert.”

4. “Qualitätsjournalismus Marke SPIEGEL oder FAZ”
(autotestsonline.de, Klaus Justen)
Auf “Spiegel Online” findet sich ein Text der Stiftung Warentest. Kenntlich gemacht wird das nicht. Unter dem Text steht nur: “© SPIEGEL ONLINE 2009, Alle Rechte vorbehalten”.

5. “Chips: Bei Anruf Schweigen”
(nzzfolio.ch, Burkhard Strassmann)
“Von einem, der auszog, um mehr über Kartoffelchips zu erfahren, und dabei auf unerwartete Schwierigkeiten stiess.”

6. “Technologiekritikkritik”
(struppig.de/vigilien, Ronnie Vuine)
Eine Antwort auf die Internetkolumne von Kathrin Passig: “Bei uns ist noch nicht heraus, ob wir Deppen sind, fest steht, wir würden’s nicht merken, wenn es so wäre. Und es könnte, zum Beispiel, wirklich sein, daß Powerpoint auf eine ganz bestimmte Art doof macht; auf den Gedanken kann man schon kommen.”

Text mit Eigenantrieb

Auf “Spiegel Online” steht seit Dienstag ein siebenteiliger Artikel über ein Großprojekt, mit dem im Mittelmeerraum Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden soll. Es ist ein erstaunlich positiver Artikel, bei dem der Teil “Kritik” einigermaßen pflichtschuldig drangeklatscht aussieht. Aber darum soll es gar nicht gehen:

Unter der Teilüberschrift “Wie der Strom transportiert wird” findet sich eine Passage über Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), ein Verfahren, mit dem der in Nordafrika produzierte Strom nach Europa geschafft werden soll.

Eine erprobte Technik, wie “Spiegel Online” weiß:

Die Firma ABB verlegt seit Jahren sowohl unterseeisch als auch an Land HGÜ-Kabel. “Bei dem Norned-Projekt haben wir in 410 Metern Tiefe ein 580 Kilometer langes Kabel zwischen Norwegen und den Niederlanden gelegt”, sagt Günther Stark, Leiter des Fachvertriebs für den Bereich elektrische Netze bei ABB Deutschland. Die Aktion dauerte zwei Wochen und kostete 600 Millionen Euro. Das elf Zentimeter dicke Kabel verbindet seither die Stromnetze beider Länder.
(Link im Original)

Über diesem Text, in dem der Schweizer Elektrotechnikkonzern Asea Brown Boveri (ABB) erwähnt wird, und über allen anderen Texten dieser Artikelserie findet sich ein kleiner Hinweis:

powered by ABB

“Powered by …”?

Chefredakteur Rüdiger Ditz erklärt uns, es handele sich um eine Werbeform, die Werbekunden die Möglichkeit biete, “seine Banner in einem Themenfeld exklusiv zu platzieren”. Seit dem Relaunch im August gebe es bei “Spiegel Online” “Tausende Themenseiten”, deren Inhalte alle rein redaktionell seien. Von diesen Tausenden Seiten sind ein paar “powered by”.

Dass ein Text, in dem es unter anderem um ABB gehe, auch in dem Themengebiet “Erneuerbare Energien” erscheine, das “powered by ABB” ist, ist laut Ditz “purer Zufall, weil der Redakteur oder Ressortleiter der Ansicht war, sein Text passe am besten in das Thema ‘Erneuerbare Energien’.” Der selbe Text sei im Übrigen ja auch noch zu anderen Themengebieten (wie “Solarenergie”, “Kopenhagen-Konferenz”, “Klimawandel”) zugeordnet.

Auf die Frage, ob der Ruf von “Spiegel Online” aufgrund solcher “Zufälle” nicht Schaden nehmen (oder “absaufen”) könne, schreibt Ditz:

Auf allen powered-by-Seiten stehen redaktionell unabhängige Texte. In den vergangenen Jahren war der Ruf von SPIEGEL ONLINE durch diese Praxis nicht berührt, deshalb sehe ich nicht, warum er künftig dadurch gefährdet sein sollte.

Spiegel, Neven DuMont, Steinmeier

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Spiegel”-Titel
(meedia.de, Georg Altrogge)
Georg Altrogge sieht den neuen “Spiegel”-Titel “Das verlorene Jahrzehnt” aus dem Magazin “Time” abgekupfert, das mit “The Decade from Hell” aufmacht. “Zwar ist die optische Aufmachung grundverschieden, aber es erscheint wenig plausibel, dass man beim deutschen Nachrichtenmagazin Nr. 1 ganz ohne Blick auf die ernüchternde Analyse der US-Kollegen auf das Titelthema kam.” Ebenfalls in der Kritik stand der “Spiegel” im Sommer 2008, als der Titel “Macht Das Internet Doof?” stark an den Titel “Is Google making us stoopid?” (“The Atlantic”) erinnerte.

2. Interview mit Konstantin Neven DuMont
(welt.de, Sören Kittel)
Verleger Konstantin Neven DuMont will etwas tun gegen die “Demokratiemüdigkeit”: “Ich kenne einen 18-jährigen Jungen, der fest in der ‘World of Warcraft’ festhängt. Ich möchte versuchen, auch solche jungen Leute zurück in die Debatte um die Zukunft des Landes zu ziehen. Ich will gesellschaftspolitische Meinungsbildung fördern. Das sind wir unserem demokratischen System schuldig. Dazu brauchen wir Qualitätsjournalismus.”

3. “Bitte melde Dich!”
(blog.tagesschau.de, Christian Thiels)
Das Blog der “Tagesschau” thematisiert das Schweigen von SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier zu Afghanistan: “Er ist nicht im Urlaub oder heiser, er schweigt nur. Nicht immer, aber immer, wenn es um eine wesentliche außenpolitische Frage geht, nämlich: Was wird aus Afghanistan, soll Deutschland mehr Truppen schicken und was wusste der frühere Außenminister eigentlich von den Ereignissen in Kundus?”

4. Interview mit Andreas Gross
(weltwoche.ch, Pierre Heumann)
SP-Politiker Andreas Gross kritisiert die “Deutschschweizer Zeitungen”, die im Vorfeld der Minarett-Initiative “leider nur oberflächlich und viel zu weit weg von den Menschen” berichteten. “Heute glauben viele Medien nicht mehr, sie müssten die Wirklichkeit reflektieren, kritisieren und spiegeln. Sie möchten die Wirklichkeit selber setzen.”

5. “Roboter als Redakteure”
(zeit.de, Tina Klopp)
“Das Netz wählt die Themen, der Rechner liefert Texte, bezahlt wird nach Klicks und Anzeigenumsatz. Manche Medienbetreiber stellen sich so den künftigen Journalismus vor.”

6. “Bildzeitungsartikel und Gegendarstellung”
(freiebildungsaar.blogspot.com)
Eine nachgetragene Gegendarstellung zu einem “Bild”-Artikel mit dem Titel “Studenten verlaufen sich vors Rathaus!” vom 26. November 2009.

Spiegel Online, Rudelbildung, Trolle

6 vor 9

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1. “Spiegel Online, abgesoffen”
(freischreiber.de)
Die Freischreiber fragen sich, warum neben einer offensichtlich redaktionell erarbeiteten Meldung im Wirtschaftsressort von Spiegel.de, in der es um eine Unterwasserleitung von ABB geht, der Button “powered by ABB” steht.

2. “Fall Polanski: Warten, frieren und sich im Rampenlicht aufwärmen für den grossen Tag”
(binz-krisenblog.blogspot.com, Roland Binz)
Falls Sie sich fragen, was Journalisten gerade tun – sie sitzen in Gstaad und warten in der Kälte auf einen vielleicht bald mal erscheinenden Chaletbesitzer: “Seit mehr als einer Woche belagern Journalisten aus aller Welt das Umfeld des Anwesens von Roman Polanski, der in Auslieferungshaft sitzt und nun vorerst in den Hausarrest verschoben werden soll.”

3. “Mit Macht auf Sendung”
(freitag.de, Walter van Rossum)
Walter van Rossum kritisiert die Rudelbildung von Journalisten. “Wer die Routinen medialer Betriebe ein wenig aus der Nähe kennt, weiß, dass Konformismus die sicherste Währung ist: Rudelbildung bietet den größten Schutz.”

4. “Post von den ‘Interview People'”
(interviewsfuehren.wordpress.com, Christian Thiele)
Christian Thiele hat Post erhalten von den “Interview People” aus Freising: “Auf gut Deutsch würde ich sagen: Die übersetzen und verhäkseln und vermanschen und verpanschen Interviews aus deutschen Medien und verticken sie ins Ausland. Und andersherum.”

5. “How Google Can Help Newspapers”
(online.wsj.com, Eric Schmidt, englisch)
Google-CEO Eric Schmidt bietet den Zeitungen seine Hilfe an.

6. “Trollforschung aktuell”
(saschalobo.com)
Sascha Lobo wird spätabends überraschend von Trollen heimgesucht. Seine Analyse: “Es handelt es sich bei den meisten Trollereien um eine Fortsetzung des Klingelstreichs mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts.”

Longchamp, Winkler, Technologiekritik

6 vor 9

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1. “Die Illusion vom paid content”
(ndr.de, Video, 6:17 Minuten)
Ein kurzer Überblick über die bisherigen Bezahlangebote der Printverlage im Internet. Weiterhin unbeantwortet bleibt die Frage, für welche Form von Journalismus Leser bereit sind, online Geld auszugeben. Klar ist: “Die fetten Jahre sind vorbei.”

2. “Hau den Blocher”
(tagesanzeiger.ch, Simone Matthieu)
Das linksliberale Boulevardportal Tagesanzeiger.ch behandelt die (eigene) Verhaltensweise, Aussagen von Prominenten gegen die rechtskonservative Partei SVP und deren Aushängeschild Christoph Blocher aufzubauschen. Der “altbekannte PR-Trick” sei eine “Win-Win-Situation”: “Die Medien machen gute Quote und der Blocher-Verunglimpfer wird – egal wie unbekannt er ist und wie unbedeutend seine Aussagen sind – zum Mann der Stunde.”

3. “Wie ein 20-Jähriger einen Verlag demontiert”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz über den hyperlokalen Sportjournalismus von Michael Wagner, dem Macher von fussball-passau.de: “Jede Liga, jedes Spiel wird dort inzwischen ausführlich geschildert. Es gibt Spielerbörsen, Tabellen, Statistiken, kurzum: Wagner hat ein hyperlokales (Fußball-)Medium gemacht — und die User dort sind glücklich.”

4. “Falscher Prophet”
(blog.persoenlich.com, Stefan Bühler)
Stefan Bühler fordert wegen der “katastrophalen Fehlleistung” des Prognostikers Claude Longchamp bei der Vorhersage der Ergebnisse der Minarett-Initiative für das Schweizer Fernsehen Konsequenzen.

5. “Willi Winkler und der Mann der Tat”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Thierry Chervel kritisiert einen Artikel von Willi Winkler in der “Süddeutschen Zeitung” über Dieter Kunzelmann: “Winklers Artikel repräsentiert eine Tendenz in der kulturellen, intellektuellen und auch politischen Linken in Deutschland – eine Tendenz zur Leugnung der Geschichte.”

6. “Standardsituationen der Technologiekritik”
(online-merkur.de, Kathrin Passig)
Kathrin Passig schreibt über den “öffentlich geäußerten Missmut über das Neue” und stellt einen stets wiederkehrenden Argumentationsverlauf fest. 1. Wofür soll das gut sein? 2. “Wer will denn so was?” 3. Das ist nur etwas für “zweifelhafte oder privilegierte Minderheiten”. 4. Das ist nur “eine Mode, die vielleicht wieder vorbeigeht”. 5. Das wird auch nichts ändern. 6. Es ist gut, aber nicht gut genug. 7. “Schwächere als ich können damit nicht umgehen!”. 8. So sollte man aber es nicht nutzen. 9. Es verändert unsere “Denk-, Schreib- und Lesetechniken zum Schlechteren”.

Heckhoff, Regividerm, Schlagzeilen

6 vor 9

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1. “Versteckspiel”
(berlinonline.de, Annika Joeres)
Die “Berliner Zeitung” versucht Licht in den Fall Michael Heckhoff zu bringen und glaubt, “entweder ein Polizeibeamter oder aber der Anwalt des Inhaftierten” habe “zwischen der Redaktion und Heckhoff vermittelt”. “Dass der inzwischen in einem Bochumer Sicherheitstrakt einsitzende Heckhoff persönlich mit dem Skandalblatt geredet hat, ist nahezu ausgeschlossen.”

2. “Bild Dir Deine Meinung im Knast”
(sueddeutsche.de, Christina Maria Berr)
Auch Sueddeutsche.de kann sich das kaum vorstellen: “Vermutlich wurden Teile des Vernehmungsprotokolls wiedergegeben.”

3. “Journalismus heute: knackiger Titel um jeden Preis?”
(marcelwidmer.ch)
Marcel Widmer beschäftigt sich mit einem “Stylecheck” des Schweizer Innenministers Didier Burkhalter auf Tagesanzeiger.ch mit dem Titel “Ohne Frisur, dafür mit vorbildlicher Kravatte”.

4. “Sollen freie Journalisten twittern? Zehn Antworten”
(medialdigital.de, Ulrike Langer)
Ulrike Langer antwortet dem Blogbeitrag des “DJV freienblog” von Anfang Woche: “Natürlich gibt es keine Garantie, dass Freie über das Twittern neue Auftraggeber finden (das kommt auch auf die Art des Twittern an), aber vor allem die Kombination von Bloggen und Twittern schafft Öffentlichkeit. Es macht freie Journalisten für potenzielle neue Kunden sichtbar und unkompliziert ansprechbar – ohne den Umweg über eine Redaktion.”

5. “Regividerm im Selbstversuch – ein Erfahrungsbericht”
(scienceblogs.de/frischer-wind)
“Ist etwas dran an dem Hype um das Neurodermitis-Wundermittel Regividerm? Meine Frau hat die Salbe vier Tage lang getestet und ihre (eher ernüchternden) Erfahrungen für den ‘Frischen Wind’ zusammengefasst.”

6. Interview mit Klaus Hillenbrand
(hausblog.taz.de, Luise Strothmann)
Der Chef vom Dienst der “taz” gibt Auskunft über Schlagzeilen auf der Titelseite. Für eine schämt er sich: “‘Badeunfall erweist sich als rassistischer Mord’. Da ist ein Kind in Sachsen ertrunken, und die Mutter – und eine Zeit lang auch die Polizei – glaubte, es sei von Neonazis ertränkt worden. Aber es stimmte nicht.”

Tages-Anzeiger, N24, Anklam

6 vor 9

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1. “Dürfen Zeitungen von Bloggern klauen?”
(teczilla.de, Bernd Kling)
Tagesanzeiger.ch schreibt einen Artikel offensichtlich aufgrund eines Blogeintrags von Teczilla.de: “Die Übernahmen durch den Tages-Anzeiger aber sind nicht etwa als Zitate gekennzeichnet, sondern erscheinen als eigene Leistung. Wenigstens eine freundliche Verlinkung zurück zur offensichtlich benutzten Quelle? Fehlanzeige, der anonyme (Um-)Schreiber lässt es einfach als sein ‘Werk’ erscheinen.”

2. “Offener Brief an den Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling”
(nachrichtensindwichtig.blogspot.com)
Journalisten des TV-Senders N24 wenden sich gegen die Pläne von ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling, das Nachrichtenangebot drastisch zu kürzen, weil Nachrichten “nicht unbedingt” allen Zuschauern wichtig seien: “Diese Auffassung lehnen wir entschieden ab. Wir fordern, dass die größte private TV-Sendergruppe in Deutschland auch weiterhin ihrer Informationspflicht im Sinne des Rundfunkstaatsvertrages gerecht wird.”

3. “Sollten freie Journalisten auf Twitter aktiv werden?”
(frei.djv-online.de)
Ein frischer, allerdings von einer gewissen Twitter-Ängstlichkeit geprägter Beitrag im “DJV freienblog”. Freiberufler würden beim Twittern Gefahr laufen, “durch das offenherzige Freigeben der eigenen Bezugsquellen (die angezeigten Tweets, denen man folgt) wie auch der Abonnenten (derjenigen, die einem folgen) schnell kopierbar zu werden.”

4. “Ideologie statt Recherchen”
(nzz.ch, ras.)
Rainer Stadler glaubt, dass die Annahme der Volksinitiative “Gegen den Bau von Minaretten” teilweise den mehr ideologischen als genau recherchierenden Schweizer Medien geschuldet sei: “Die Medien schauten nicht so genau hin, weil sie annahmen, die Vernunft würde in dieser politischen Auseinandersetzung sowieso obsiegen.”

5. “Deutschland, entblättert”
(zeit.de, Anita Blasberg und Götz Hamann)
Journalismus unter Druck: “Etwas Grundlegendes geschieht, nicht nur in Anklam, sondern im ganzen Land. In bislang nicht gekanntem Umfang entlassen Zeitungsverlage ihre Leute, schließen ganze Redaktionen, lagern sie aus, ersetzen fest angestellte Redakteure durch billige Leihkräfte.”

6. “Information goes out to play”
(news.bbc.co.uk, David McCandless, englisch)
Man muss Statistiken nicht immer in Balken darstellen – hier ein paar Ideen, wie man das auch machen kann.

Sternestunden des Journalismus

Kennen Sie das “Burj al Arab” in Dubai?

Sicher kennen Sie:

Ein grosser Hafen, eine internationale Airline und das weltweit einzige Sieben-Sterne-Hotel Burj Al Arab waren Ausdruck der Vision und sind teilweise wirtschaftliche Erfolgsgeschichten.
(“NZZ am Sonntag”, 29. November 2009)

Binnen weniger Jahre mauserte sich die Berichterstattung über seine künstlichen Inseln, die glitzernden Hochhaustürme (darunter selbstverständlich das demnächst höchste Gebäude der Welt) und natürlich ganz besonders das welterste “Sieben-Stern-Hotel” zu so etwas wie einem eigenständigen journalistischen Topos.
(“Kurier”, 28. November 2009)

[A]n Dubais Topstrand also, nicht viel mehr als einen Wasserpistolen-pumpstoß entfernt vom bisherigen Wahrzeichen des Emirats, dem weißen, segelförmigen Siebensternehotel Burj al Arab, das gerade zehn Jahre alt geworden und schon ein Mythos ist und höher aus dem Wasser ragt, als es der Eiffelturm tun würde.
(“Die Presse”, 27. November 2009)

Pünktlich zur Jahrtausendwende wurde in Dubai mit dem “Burj al Arab” das erste Sieben-Sterne-Hotel der Welt eröffnet;
(“Süddeutsche Zeitung”, 14. Oktober 2009)

Das Fotoprojekt von Lamya Gargash dokumentiert die Ein-Sterne-Hotels eines Landes, das vor allem für das Burj al Arab bekannt ist: das einzige Sieben-Sterne-Hotel der Welt.
(“Spiegel Online”, 15. Juni 2009)

Im berühmten 7-Sterne-Hotel Burj al Arab gab es am Montagabend einen Empfang für die deutschen Gäste. Vielleicht trösten Glanz und Pracht des Bauwerks ein wenig über die Strapazen der Reise hinweg.
(stern.de, 2. Juni 2009)

Jetzt ist es raus: Der 96 m hohe gläserne Hotelturm im Palais Quartier wird ein Juwel. Gepachtet und gemanagt von der Luxushotelgruppe Jumeirah. Die betreibt auch das Burj Al Arab in Frankfurts Partnerstadt Dubai, das einzige 7-Sterne-Hotel der Welt.
(“Bild”, 30. April 2009)

Aber wissen Sie auch, wie viele Sterne das “Burj al Arab” in Dubai hat?

Der General Manager verrät es Ihnen gerne in einem Werbetext, den die Deutsche Presseagentur anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Hotels verbreitet hat (und unter anderem bei n-tv.de, “RP Online”, “Welt Online” und Sueddeutsche.de veröffentlicht wurde):

“Das Hotel hat einen eigenen Mythos. Wir haben nie behauptet, dass wir ein Sieben-Sterne Hotel sind. Das hat man uns nachgesagt”, erzählt Heinrich Morio, der General Manager des “Burj Al Arab”.

Nun könnte man natürlich sagen, dass so ein bisschen Understatement den ganzen Luxus des Hotels noch mal ein bisschen mehr strahlen lässt. Andererseits gibt es aber tatsächlich ein “weltweit einziges” und “welterstes” Sieben-Sterne-Hotel.

Das Schweizer Zertifizierungsunternehmen SGS hat im März 2007 eine neue Klasse eingeführt und die “Town House Galleria” in Mailand im darauf folgenden Dezember mit sieben Sternen ausgezeichnet.

Zumindest bei “Spiegel Online” und Bild.de hätte man das wissen können — zumal man dort bereits im Oktober 2008 berichtete, dass sich “mehr und mehr Luxushotels” mit sieben Sternen schmückten.

Damals schrieb Bild.de übrigens:

Weltweit gibt es offiziell nur einen bis fünf Sterne.

Diese Aussage ist weder falsch noch richtig, denn “weltweit” gibt es gar keine weder eine zentrale Sternvergabestelle noch einheitliche Qualitätskriterien. Letzteres hat die Welt der Hotels mit der des Journalismus gemein.

Mit Dank an Mario Z.!

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