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Donald Trump will weiter einen Einreisestopp für Muslime

In völliger Verzweiflung klammern sich Menschen ja auch mal an Sprichwörter. Aktuell und mit Bezug auf den Wahlsieg von Donald Trump zum Beispiel: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Soll heißen: Trumps wildeste Ankündigungen im Wahlkampf — Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze, genereller Einreisestopp für Muslime und so weiter — waren eben nur wilde Ankündigungen im Wahlkampf und keine ernsthaften politischen Vorhaben.

Da passte eine Neuigkeit in den “Tagesthemen” (ab Minute 4:50) gestern Abend ganz gut ins Beruhigungsprogramm:

Doch die meisten seiner Pläne sind bisher nicht viel mehr als Gedankenspiele und Worthülsen. Zwei seiner umstrittensten Forderungen sind inzwischen von der Homepage verschwunden: der Einreisestopp für Muslime und die Kündigung des Klimapaktes.

Und nicht nur im “Ersten” wurde über das Verschwinden der Trump-Forderungen berichtet. “Zeit Online” hatte ebenfalls eine Meldung dazu auf der Seite:

Von der Wahlkampfseite des künftigen Präsidenten sind einige brisante Punkte verschwunden. Dazu zählt das von Trump geforderte Einreiseverbot für Muslime.

Genauso n-tv.de:

Einige der umstrittensten Forderungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump sind von dessen Wahlkampf-Website entfernt worden. Dazu zählt der Aufruf, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten und sein Versprechen, das Pariser Klimaabkommen zu kippen. Auch eine Liste mit potenziellen Richtern für den Obersten Gerichtshof sowie diverse Details seiner Wirtschafts-, Verteidigungs- und Regulierungsvorhaben finden sich nicht mehr auf der Seite.

Die Quelle für diese Artikel ist eine “Reuters”-Meldung. Durch die Agentur ist die Info, dass das Team von Donald Trump einige ausgewählte Ankündigungen und Pressemitteilungen gelöscht haben soll, auf vielen Nachrichtenseiten in die Ticker zur US-Wahl gerutscht.

Schauen wir uns mal die Sache mit dem Einreisestopp für Muslime genauer an. Anders als von “Tagesthemen”, “Zeit Online”, n-tv.de und allen anderen behauptet, kann man Trumps “Statement On Preventing Muslim Immigration” vom 7. Dezember 2015 aktuell auf seiner Wahlkampf-Website abrufen. Es war allerdings tatsächlich mal für eine Weile nicht abrufbar — das zeigt ein Test mit der “Wayback Machine”, bei der man ältere Versionen einer Webseite abrufen kann.

Es zeigt sich: Am 8. November um 8:52 Uhr ist das Statement noch abrufbar. Am gleichen Tag um 23:43 Uhr erscheint eine sogenannte “HTTP 302 response” und man wird automatisch zu donaldjtrump.com weitergeleitet. So bleibt es den gesamten Wahltag über, und erst gestern um 19:40 Uhr ist Trumps Statement zu den Muslimen wieder abrufbar.

Also: Die umstrittene Ankündigung von Donald Trump war zwischenzeitlich tatsächlich nicht abrufbar, allerdings nicht erst nach der erfolgreichen Wahl, sondern schon vor und am Wahltag.

Manche Medien haben erkannt, dass Trumps Aussage inzwischen wieder online einzusehen ist. Handelsblatt.com zum Beispiel. Erst hieß es dort:

Und nun:

Dazu schreibt die Redaktion:

Die meisten Kernforderungen Trumps fanden sich durchweg auf der Website, etwa sein Versprechen, eine unüberwindbare Mauer an der Grenze zu Mexiko hochzuziehen, für deren Bau das Nachbarland zahlen solle.

Dieser Aspekt stammt ebenfalls aus der “Reuters”-Meldung. Und er dürfte nicht stimmen. Die “Washington Post” hat einen Kampagnensprecher zu dem Thema befragt:

“The website was temporarily redirecting all specific press release pages to the homepage. It is currently being addressed and will be fixed shortly,” the campaign told The Post in a statement.

Da die “Wayback Machine” nicht für alle Statements von Donald Trump hinreichend viele Vorgänger-Versionen abgespeichert hat, ist es nicht möglich, diese Aussage komplett zu überprüfen. Es gibt aber Hinweise, dass nicht nur die kontroversesten Pressemitteilungen für eine gewisse Zeitspanne nicht abrufbar waren, sondern deutlich mehr, vielleicht sogar alle.

Nehmen wir mal die drei aktuellsten Trump-Statements:

Die Ursache dafür, dass die Forderung nach einem Einreisestopp für Muslime zwischenzeitlich nicht auf der Trump-Website zu finden war, dürfte also tatsächlich technischer Natur gewesen sein. Oder anders gesagt: Donald Trump hat sich keineswegs von seinen radikalen Forderungen verabschiedet.

Mit Dank an Stefan N. für den Hinweis!

Verfassungsschutz, Beschlagnahme, Symbolfoto

1. kontertext: Sautreiben.
(infosperber.ch, Felix Schneider)
In der “kontertext”-Kolumne hat Felix Schneider die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern zum Anlass genommen, an die Symbiose zwischen Politik und Medien zu erinnern. Die AfD hätte mit drei Themen gepunktet: Migration, Islam, Merkel. Alle drei seien tendenziell auch Hauptthemen in den Medien. Manchmal wäre es jedoch besser zu schweigen, so Schneider: “Wir brauchen einen Journalistenpreis, der nicht geschriebene Artikel und nicht gesendete Beiträge auszeichnet. Belohnt werden müsste, wer sich an der Burka-Debatte nicht beteiligt, wer Merkel nicht anschwärzt, wer nicht von der Flüchtlingskrise spricht. Das wäre, angesichts des ökonomischen und politischen Drucks, der auf den Medien lastet, schon viel, denn im Journalismus hat sich eine Ethik des Mitmachens etabliert: Dabei sein ist alles!”

2. DIE WELT begeistert durch schlagfertige Posts im Netz
(netzpiloten.de, Jennifer Eilitz)
Die Social-Media-Redaktion der “Welt” ist für ihren gewitzten und schlagfertigen Umgang mit Trollen und Hetzkommentaren bekannt. Im Interview erklärt Niddal Salah-Eldin (Head of Social Media) wie die “Welt” in Sachen Community-Management vorgeht: “Wir wollten Rassisten, Hetzern und Trollen nicht das Feld überlassen, sondern den Bereich zurückerobern. Wenn man Nutzer, die nur zündeln, provozieren und hetzen wollen, nicht Grenzen aufzeigt, vergiften sie das gesamte Klima. Das wollten wir nicht zulassen. Es ist nun mal so: Eine positive und vitale Community bekommt man nicht geschenkt, man kann sie auch nirgendwo kaufen – man muss sie sich verdienen. Jeder bekommt die Community, die er sich erarbeitet.”

3. Marilys Liste
(taz.de, Kaija Kutter)
Wie sich jetzt herausstellt, wurde die “taz”-Fotografin Marily Stroux 28 Jahre lang vom Hamburger Verfassungsschutz observiert. Woher man das weiß? Nun, sie hat über einen Anwalt nachfragen lassen, ob es beim Hamburger Verfassungsschutz eine Akte über sie gibt. Drei Jahre hat die Behörde gebraucht, um ihre Anfrage zu bearbeiten. Nun ist die Antwort da. Laut Verfassungsschutz sei Marily Stroux eine „bedeutende Person innerhalb der linksextremistischen Szene“. Stroux findet das gleichzeitig zum Lachen und zum Fürchten: „Das macht was mit mir. Ich fühle mich verfolgt.“

4. “Zeit Magazin Mann” haut opulent auf den Putz.
(turi2.de, Jens Twiehaus)
Jens Twiehaus hat sich den neuen Magazinableger der “Zeit” angeschaut. “Mann” heißt das Ganze und soll für 8,50 Euro je Exemplar mit einer Auflage von 60.000 Stück ans gleichnamige Zielobjekt gebracht werden. Der Luxus triefe auf allen Seiten, so Twiehaus: ““Mann” positioniert sich als Magazin, das bei seinen Lesern untenrum mit dem Sexappeal des Geldes für Bewegung sorgt.”

5. Türkische Behörden konfiszieren Deutsche Welle-Videomaterial
(dw.com, Martin Muno )
Die “Deutsche Welle” hat den türkischen Minister für Jugend und Sport in dessen Ministeriumsräumen interviewt. Dabei stellte Interviewer Michel Friedman auch Fragen zum vereitelten Putschversuch im Juli, zu den danach erfolgten Massenentlassungen und Verhaftungen, zur prekären Lage der Presse in der Türkei sowie zur Stellung der Frau in der türkischen Gesellschaft. Unmittelbar nach der Aufzeichnung des TV-Interviews hat ein Mitarbeiter des Ministeriums das Material beschlagnahmt. DW-Intendant Peter Limbourg dazu: “Das stellt einen neuen eklatanten Verstoß gegen die Pressefreiheit in der Türkei dar. Was wir hier erleben, erfüllt den Tatbestand der Nötigung durch die türkische Führung. Das hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun. Es darf nicht sein, dass ein Minister bereitwillig ein Interview gibt und dann auf derartige Weise dessen Ausstrahlung verhindern will, weil ihm die Fragen nicht gepasst haben. Wir fordern die türkische Seite zur unverzüglichen Herausgabe unseres Videomaterials auf. Zudem prüfen wir mögliche rechtliche Schritte.”

6. Fake-Foto bringt Stader AfD in Erklärungsnot
(ndr.de)
Die AfD Stade hat die Wahlkampfbroschüre zum Thema “Innere Sicherheit” mit einem schockierenden Bild illustriert. Darauf ist ein schwarzgekleideter Mann zu sehen, der mit dem massiven Holzstiel einer Fahne auf einen zu Boden stürzenden Polizist eindrischt. Die Jacke des Schlägers trägt den Schriftzug “Antifaschistische Aktion”. Die AfD Stade hat das Bild mit “Rechtsstaat am Boden” beschriftet. Wie sich nun erweist, stammt das Bild nicht von einem Polizeieinsatz in Stade, es stammt noch nicht einmal aus Deutschland. Das Foto zeigt Ausschreitungen bei Protesten in Griechenland und das Logo der “Antifaschistischen Aktion” wurde nachträglich per Photoshop ins Bild montiert. Darauf angesprochen argumentiert die AfD Stade, bei dem Bild habe es sich lediglich um ein “Symbolfoto” gehandelt.

Live-Justiz, Aufmerksamkeitswellen, Cover

1. Live-Übertragung in Gerichten
(blog.tagesschau.de, Frank Bräutigam)
Die “FAZ” ist vor einigen Tagen unter der Überschrift “Recht im Zirkus” kritisch auf die Pläne für mehr Fernsehen im Gerichtssaal eingegangen. Reinhard Müller schrieb in seinem Kommentar: “Das wird zu einer Live-Justiz führen – mit Showmastern, Clowns und Opfern.” Der ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam sieht das anders und erläutert im Blog der “Tagesschau”, worum es aus seiner Sicht wirklich geht.

2. Kölner Sonderrolle in der medialen Eskalationsspirale
(welt.de, Christian Meier)
“Welt”-Medienredakteur Christian Meier hat sich mit den Aufmerksamkeitswellen nach Terroranschlägen oder anderen Schreckensnachrichten beschäftigt. Das mediale Interesse hielte normalerweise nicht lange an. Es gebe aber auch Ausnahmebeispiele wie die Kölner Silvesternacht. Generell warnt Meier vor einer medialen Eskalationsspirale. Es bestünde die große Gefahr, dass Ereignisse überinterpretiert werden würden. “Die Beschäftigung mit den laufenden Herausforderungen unserer Gesellschaft findet mittlerweile 24/7 statt, ohne Atempause. Das wird so bleiben. Dennoch ist eine Einsicht nötig: Überfordern wir uns nicht.”

3. Zunehmende Einflussnahme Chinas
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich der bevorstehenden Wahl zum Legislativrat in Hongkong fordert “Reporter ohne Grenzen” die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone zu einer Kehrtwende in Sachen Medienpolitik auf. Zensur, willkürliche Lizenzvergaben und die Benachteiligung unliebsamer Medien hätten zu einem stetigen Verfall der Pressefreiheit geführt. „Die Selbstzensur in Hongkongs Medien entsteht nicht im luftleeren Raum: Medieneigentümer, Chefredakteure und wichtige Anzeigenkunden schaffen ein Klima der Einschüchterung gegen kritische Journalisten“, so ROG-Vorstandssprecher Rediske. Die Hauptverantwortung für die Repressalien liege jedoch bei der politischen Führung in Peking, deren unsichtbare Hand immer öfter in Hongkonger Redaktionen hineinregiere.

4. Vorwürfe gegen Asylzentrum Kreuzlingen entkräftet
(srf.ch)
Auf der Webseite des “Schweizer Radio und Fernsehen” (SRF) wird über einen bereits des Längeren bekannten Vorgang berichtet, der mittlerweile von offizieller Stelle untersucht wurde. Ein deutscher Journalist hätte sich im Asylzentrum Kreuzlingen als Asylsuchender ausgegeben. Später hätte er die Zustände in einem Zeitungsartikel kritisiert, worauf das Staatssekretariat für Migration die Vorwürfe untersuchen ließ. Der offizielle Schlussbericht entlaste das Sicherheitspersonal, gebe aber auch Empfehlungen, z.B. zur Weiterbildung des Sicherheitspersonals.

5. Kritische Fragen nicht mehr zeitgemäß
(taz.de, Ralf Leonhard)
Seit 45 Jahren gibt es in Österreich das sogenannte “Pressefoyer”, bei dem Kanzler und Vizekanzler der Presse für Fragen jeder Art zur Verfügung standen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat die Institution nun abgeschafft und will sie durch einen Blog ersetzen. Journalistengewerkschaft und Presseverbände würden die Entscheidung in einem gemeinsamen Kommuniqué bedauern, so Ralf Leonhard in der “taz”.

6. Lead Awards: Jury-Vorsitzender kritisiert Blattmacher
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Oktober werden wieder die Lead-Awards verliehen. In diesem Jahr sei es der Jury schwergefallen, überhaupt ein paar Magazin-Cover zu finden, die eine Nominierung verdient hätten. Im Haus der Photographie in Hamburg kann man sich auf 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche alle von der Lead Academy nominierten Arbeiten ansehen. Ulrike Simon hat sich den Jury-Vorsitzenden und ehemaligen “Tempo”-Chef Markus Peichl für einen Rundgang geschnappt. Von einer “mauen Auswahl” und “Notlösung” ist die Rede und von den eigentlich notwendigen Tugenden von Covermachern: „Mut. Unverfrorenheit. Selbstvertrauen“.

Burka-Selbstversuche, Abrechnung, Fake-News

1. Bekloppte Nachrichten
(Adrian Lobe, faz.net)
Für Facebooks Rubrik „Trending Topics“, eine Art Nachrichtenticker, waren bislang News-Kuratoren verantwortlich, doch nun hat der Konzern das fünfzehnköpfige Nachrichten-Team gefeuert und durch einen Algorithmus ersetzt. Eine Maschine sei neutraler als der Mensch, so die Begründung. Doch die ersten Ergebnisse der Algorithmen-Auslese seien eine einzige Katastrophe, berichtet Adrian Lobe in der “FAZ”: Über das Wochenende hätte das Modul ein Video eines mit einem McDonald’s-Sandwich masturbierenden Mannes sowie eine Falschmeldung über die angebliche Entlassung der Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly in seine Trending Topics eingespeist. Der Algorithmus wähle Artikel nach bloßer Häufigkeit aus, verifiziere die Inhalte aber nicht. So gerate Facebook zum Durchlauferhitzer von Fake-Nachrichten, die das politische Klima in den Vereinigten Staaten vergiften würden.

2. Die Diktatur, die aus der Kälte kam
(krautreporter.de, Martin Schibbye)
Sie interessieren sich für Länderreportagen über Regionen, die schwer zugänglich sind? Dann könnte der insgesamt dreiteilige Bericht des Autors Martin Schibbye und des Fotografs Johan Persson etwas für Sie sein, die ins abgeschottete Eritrea gereist sind. Ganz in die Nähe der nordostafrikanischen Region, in der sie 2011 gefangenen genommen wurden und 438 Tage im Gefängnis verbringen mussten. Am besten lesen Sie zunächst den ersten Teil der Reportage, bevor Sie in den aktuell geposteten Bericht einsteigen.

3. Journalistische Burkini-Selbstversuche: Wer nicht zuhören will
(spiegel.de, Margarete Stokowski)
Margarete Stokowski beschäftigt sich in ihrer Kolumne mit den Burkini-Selbstversuchen der Medien. Zahlreiche Journalistinnen hätten sich die Burka übergestreift, ob “Welt”, “Zeit”, “stern.de” oder “Flensburger Tageblatt”. Mehr als etwas peinlicher Journalistinnen-Fasching sei dabei jedoch nicht herausgekommen.

4. „Arrogant und unjournalistisch“ – Jürgen Todenhöfer gewinnt Rechtsstreit mit dem Spiegel, sein Sohn rechnet ab
(meedia.de, Frederic Todenhöfer)
Unter dem Titel der “Der Märchenonkel” berichtete der “Spiegel” Anfang des Jahres über den Publizisten Jürgen Todenhöfer und seine Reise zum sogenannten Islamischen Staat. In dem Beitrag kam ein Mitreisender zu Wort, der scharfe Kritik an Todenhöfers Arbeit und Buch äußerte. Todenhöfer ging juristisch gegen den Text vor, mit der Folge, dass der “Spiegel” den gesamten Artikel löschen musste und keine der 14 beanstandeten Passagen wiederholen darf. Todenhöfers Sohn Frederic rechnet auf “Meedia” in einem Gastbeitrag mit dem Hamburger Verlagshaus ab.

5. “Der beste Journalismus ist heute besser denn je”
(sueddeutsche.de, Alexandra Borchardt)
Wie glaubwürdig ist die Presse noch? Der britische Medienforscher Rasmus Kleis Nielsen ist überzeugt, dass etablierte Medien durchaus noch Vertrauen genießen. Besonders in Deutschland: “Generell vertrauen die Menschen in Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien den etablierten Medien mehr als die in Südeuropa oder den USA. Zwei Variablen beeinflussen das entscheidend: erstens politische Polarisierung. Je mehr Menschen die gegenwärtige Politik ablehnen, desto weniger vertrauen sie den Medien. Zweitens ist das wirtschaftliche Ungleichheit. Je stärker sich Menschen wirtschaftlich abgehängt und in ihren Nöten ignoriert fühlen, umso weniger vertrauen sie den Medien. Das ist nicht überraschend.”

6. Scheint zu klappen: Wie zwei Teenager Nachrichten erfinden und zehntausende Dollar verdienen
(onlinemarketingrockstars.de, Martin Gardt)
Fake News sind eine neue Erwerbsquelle. Die jungen Macher der „Hot Global News“ (16 + 19) generieren damit Millionen von Klicks und was für sie viel wichtiger ist: tausende Dollar an Werbeeinnahmen. Doch bevor Sie jetzt auch ins Business einsteigen, überprüfen Sie, ob Sie die notwendige Portion Skrupellosigkeit haben: Die Methoden unterscheiden sich stark von denen eines “Postillon”…

Senderwende, Ikonographische Wende, VG-Wort-Wende

1. Medienanstalt stoppt Radio für Flüchtlinge
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Wie eine gute Idee manchmal versandet bzw. rigide abgewürgt wird, erzählt Ulrike Simon in ihrem Artikel über das geplante und nun doch nicht zu Stande kommende Integrationsradio für Flüchtlinge. Im vorigen Jahr hätte der frühere Deutsche-Welle-Programmchef vom Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), den Auftrag bekommen, über ein Flüchtlingsradio nachzudenken. Das Konzept hätte gestanden, alle Parameter gestimmt, doch dann kam die überraschende Wende: Der Medienrat entschied, das Projekt zu beerdigen. Den Grund dafür soll Ulrike Simon nicht nennen. Sie tut es dennoch: “Immer wieder, mit wem ich auch sprach, bekam ich zu hören: Die Stimmung habe sich gedreht, das gesellschaftliche Klima habe sich verändert, seit dem 31.12. sei die Welt eine andere, die Euphorie verflogen, die Willkommensbereitschaft vorbei, man denke bitte an Köln, an Brüssel…”

2. Online-Leser wollen längere Storys und weniger Listen
(de.ejo-online.eu, Scott Maier)
Das American Press Institute (API) hat in einer Studie das Nutzerverhalten von Online-Lesern unter die Lupe genommen. Mehr als 400.000 Artikel von 55 Publikationen hat man analysiert. Dabei sei die gängige Annahme, dass Journalisten sich für Online kurz und für mobile Plattformen noch kürzer fassen sollten, widerlegt worden. Die Ergebnisse der Studie hätten gezeigt, dass Online-Leser mehr wollen als Geschichten über Stars und Sternchen, kurze Meldungen ohne Tiefgang und die beliebten “Listicles”.

3. Geschichten eines Bilderstürmers
(zeit.de, Uwe Jean Heuser)
Der 32-jährige Gründer des Foto-Netzwerks Instagram Kevin Systrom kann auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken: Innerhalb weniger Jahre ist Instagram die führende Plattform zum Teilen von Fotos geworden. Und Facebook blätterte vor wenigen Jahren die stolze Summe von einer Milliarde für das Bildernetz hin. In London sprach Systrom nun von der “ikonographischen Wende”. Täglich 80 Millionen Bilder würden täglich auf Instagram gespeichert. “Dass wir diese Momente hochauflösend aufnehmen und für immer speichern können, wird wichtiger sein für die Menschheitsgeschichte als die Erfindung der Schriftsprache.” Systrom glaube, dass die Erinnerungen der Menschen künftig nicht mehr aufgeschrieben, sondern abgebildet werden. “Wir waren immer eher visuelle als sprachbezogene Wesen.” (Leider hat man den Digitalbildrevolutionär und visionären Schriftsprachenablöser nicht gefragt, wieviel Prozent der täglichen Instagram-Bilder auf Duckface-Selfies und Foodfotos entfallen.)

4. BGH kippt VG-Wort-Ausschüttung
(faz.net)
Der Bundesgerichtshof hat gesprochen: Die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort darf keine Einnahmen aus Urheberrechten mehr an die Verlage ausschütten. Das Geld stehe nach derzeitiger Gesetzeslage ausschließlich den Autoren zu. Vor allem kleine Verlage trifft der Urteilsspruch, freuen können sich die Autoren, die nun eventuell sogar rückwirkend Ansprüche auf Nachzahlungen geltend machen können. Doch das Urteil könne auch Auswirkungen für die Vielfalt der Angebote journalistischer Aus- und Weiterbildung haben.

5. Der Hass im Netz – und was dagegen zu tun ist
(carta.info, Ingrid Brodnig)
Montag erscheint Ingrid Brodnigs Buch „Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Auf “Carta” gibt es eine gekürzte und leicht abgeänderte Fassung des Kapitels „Hass als Instrument“, in dem sie auch auf die Facebook-Thematik eingeht: “Würde Facebook allein jene Wortmeldungen löschen, die strafrechtlich relevant sind oder gegen die eigenen Regeln des Netzwerks verstoßen, wäre die Situation schon deutlich besser als bisher. Facebook hingegen betont gerne, wie wichtig Widerrede („Counter Speech“) sei – also dass Menschen gegen hasserfüllte Rede das Wort ergreifen. Das stimmt. Es braucht aber beides: Mutige Bürger und Webseitenbetreiber, die sie vor den schlimmsten verbalen Übergriffen oder gar Bedrohungen schützen.”

6. Wutdruck
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Das konservative britische Wochenmagazin “The Spectator” ruft seine Leser auf, Schmähgedichte auf den türkischen Präsidenten einzusenden – “so schmutzig und beleidigend wie möglich”.

Sinkflug, Lex Böhmermann, smartWoman

1. Auflagen von “Spiegel”, “Welt” und “Bild” brechen zweistellig ein
(horizont.net, Roland Pimpl)
Die neuen Quartalszahlen der Zeitungs- und Zeitschriftenverkäufe sind da. Und auch im ersten Quartal des Jahres müssen viele Zeitschriften weiter mit sinkenden Auflagen leben. Zwei hat es besonders erwischt: Die verkaufte Auflage des “Spiegel” ging im 1. Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 Prozent zurück, der Einzelheftverkauf brach um 18,4 Prozent ein. Der Focus verlor 8,2 Prozent, beim Einzelheftverkauf war es ein Minus von 25,1 Prozent. Und auch bei den überregionalen Zeitungen gibt es haufenweise rote Zahlen. Die Auflage der “Welt” sank um 10,5 Prozent, der Einzelverkauf sogar um unfassbare 43 Prozent.

2. „Wir hatten zwischenzeitlich das Gefühl, uns würde eine Welle des Hasses überrollen“ [Interview]
(t3n.de)
Anfang Mai findet in Berlin die zehnte “re:publica” statt. Dort wird auch der Kommunikationsvorstand des Bundesverbands der Community-Manager, Roland Panter, auf der Bühne stehen und über Diskussionskultur im Internet sprechen. Im Interview mit “t3n” äußert sich Panter zu Ethik im Community-Management, dem sich verändernden Diskussionsklima und den Problemstellungen, denen Plattformbetreiber und Seitenadministratoren ausgesetzt sind.

3. Kommt die Lex Böhmermann?
(faz.net)
Hamburg will noch vor der Sommerpause den umstrittenen Beleidigungsparagraphen 103 aus dem Weg räumen. Das Land habe für die Bundesratssitzung Mitte Mai einen Antrag vorgelegt, die Strafvorschrift zur Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter abzuschaffen. So solle eine Bestrafung des ZDF-Moderators Jan Böhmermann wegen dieser Vorschrift verhindert werden. Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne): „Der Paragraph 103 im Strafgesetzbuch gehört abgeschafft, weil er ein Ausfluss des vordemokratischen Strafrechts ist, als die Majestätsbeleidigung noch eine Rolle spielte“.

4. Prinzip Hoffnung
(brandeins.de, Christian Sywottek)
Das Wirtschaftsmagazin “brand eins” erklärt, warum sich die deutsche Pressebranche auf den niederländischen Onlinekiosk “Blendle” einlässt. Das Start-up, in das auch der Verlag Axel Springer gemeinsam mit der “New York Times” Millionen investiert hat, hätte sich zu einer der größten Hoffnungen der Verlagsindustrie entwickelt. Knapp zwei Jahre nach dem Start sei die Sache jedoch noch lange nicht entschieden. Und mit der Nennung von Zahlen halte man sich bei Blendle zurück.

5. Chefrunde
(sueddeutsche.de, David Denk)
Kurzer Bericht von der Pressekonferenz des Treffens der ARD-Intendanten in Potsdam. Der lange geplante gemeinsame Jugendkanal von ARD und ZDF soll nun starten. Außerdem plant man ein aufwändiges Serienvorhaben: “Babylon Berlin” mit 16 Folgen, 200 Drehtagen und 300 Darstellern.

6. Voll die Spaßbremse
(taz.de, Hanna Pütz)
Mit “smartWoman” hat die WEKA-Mediengruppe eine neue Zeitschrift an den Kiosk gebracht: Eine Technik-Postille nur für Frauen. Für 3,90 Euro pro Ausgabe erklärt man dort den Frauen endlich, wie das so funktioniert mit dem “digitalen Leben” (sehr schön: Das Symbolbild “Halte ich es so richtig?” im Artikel). Außerdem gibt es zielgruppengerechte Tipps wie zum Beispiel zum Putzen des Smartphones: “Verschmierter Bildschirm und Krümel auf der Tastatur: Notebook und Smartphone können ganz schön dreckig werden. Zeit, mal wieder gründlich durchzuputzen!”

Für Sie geklickt (3)

Wir haben mal wieder für Sie geklickt, damit Sie es nicht tun müssen und trotzdem immer top informiert bleiben.

Heute: die “Huffington Post”.

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Ein Mann war fassungslos, als er sah, was hinter seiner Frau passierte
Ein Delfin sprang aus dem Wasser.

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EIn Hezspezialist verrät: Dieses eine Lebensmittel esse ich nie und werde daher länger leben
Zucker.

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Es sollte eine normale Geburt werden, doch was dann passierte, haben die Ärzte noch nie erlebt
Die Frau bekam Fünflinge.

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Sie schickte ihrem Chef aus Versehen ein Nacktfoto. Das ist seine Reaktion
“Hi, du hast wahrscheinlich nicht beabsichtigt, mir das zu schicken, aber sei bitte vorsichtig. Ich bin dein Boss.”

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Was er unter der Matratze seiner Freundin fand, ließ ihn erröten
Abdrücke von Dildos.

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Peinliches Detail: Erst hinterher merkt sie, was auf dem Bild zu sehen ist
Zwei Dildos.

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Als die Braut DAS während der Trauung aus ihrem BH zieht, will ihr Bräutigam nur noch weg
Ihr Handy.

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Gefährliche Sex-Stellung: Dabei verletzen sich die meisten Männer
Reiterstellung.

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Das geschah, als Sarah Connor Flüchtlinge bei sich zuhause aufnahm
Es wurde eine „sehr schöne, intensive Zeit“.

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Sie gaben einem Kind Viagra - Was dann geschah, hätte keiner für möglich gehalten
Der Gesundheitszustand des Mädchens verbesserte sich (das Viagra wurde ihr gegeben, damit ihre Lungen besser mit Blut versorgt werden).

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Das passiert mit deinem Körper, wenn du jeden Tag Bananen isst
1. Beugt Alzheimer vor
2. Die Banane als Energielieferant
3. Antioxidantien steigern Produktivität und Antrieb
4. Kalium normalisiert den Blutdruck
5. Unabdingbar bei Eisenmangel und Anämien

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Das passiert, wenn du einen Monat lang täglich eine Avocado isst
– Senken des Cholesterinspiegels
– Gut für Blutgefäße
– Gewichtskontrolle
– Anti-Aging Effekt
– Krebshemmende Wirkung

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Das passiert, wenn du jeden Tag einen Löffel Kokosöl isst
1. Kokosöl hilft beim Abnehmen
2. Kokosöl senkt den Cholesterinspiegel
3. Hautprobleme bekämpfen mit Kokosöl
4. Zähne werden weißer
5. Symptome von Alzheimer lindern

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Das passiert, wenn du aufhörst zu essen
Du stirbst.

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Sie sieht aus wie ein ganz normales Mädchen. Doch die Wahrheit ist gruselig
Sie ist eine Puppe.

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WDR-Moderatorin verspricht sich vor laufender Kamera - und es hätte nicht peinlicher sein können
Sie sagte “ficken” statt “klicken”.

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Sie wollte nur ihr Baby fotografieren lassen -was dann geschah, hat sie völlig schockiert
Der Fotograf retuschierte ein Muttermal weg.

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Ein Vater fotografiert seine Tochter - und bemerkt zu spät, was sich hinter ihrem Rücken abspielt
Ein Pferd grinste.

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Eine Stunde, nachdem ihre Tochter an Krebs starb, klettert eine Mutter in ihr Bettchen und macht DAS
Sie schrieb ihr einen Brief.

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Heidi Klum: Deshalb weinte sie beim Make-up-Artist
Weil er ihr versehentlich ins Auge gestochen hatte.

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Ein Mann fragte sich, warum seine Verlibte ständig müde ist. Bis ihn eines Abends die Erkenntnis traf
Weil sie sich den ganzen Tag um Kind und Haushalt kümmert.

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SMS lesen während der Autofahrt: Dieses Mädchen musste teuer dafür bezahlen
Sie baute einen Unfall und wurde schwer verletzt

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Ich ging jeden Tag an einem Flüchtling vorbei. Am 5. Tag tat er das
Er reagierte sehr freundlich, als er angesprochen wurde.

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Sie ließ sich nackt an einen Baum fesseln - was dann passierte, konnte niemand ahnen
Sie kam nicht mehr alleine runter. Eine Freundin musste ihr helfen.

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Darum solltest du sofort aufhören, einen BH zu tragen
Weil er deine Brüste schlaff macht.

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Manche Menschen haben weniger Lust auf Sex. Ihr glaubt nicht, woran das liegt
Am Klimawandel.

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Was sie in einer Packung Aldi-Reis fand, raubte ihr den Atem - sprichwörtlich
Schimmel.

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Eine Zeitung bat Frauen, Fotos ihrer Brüste zu schicken - und es kam, was kommen musste
Auch Männer schickten Fotos ihrer Brüste.

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Dieses Foto zeigt, wie viel Schuld Frauen selbst an Belästigungen haben
Keine.

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Das passiert, wenn ein Junge seinen verschwundenen Hund wiedersieht
Er freut sich sehr.

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Bitteschön. Gern geschehen.

Folge dem Kaninchen, Bedrohnung aus Fernost, Verpackungskunst

1. Sender-Bewusstsein
(sueddeutsche.de, Martin Schneider)
Ein Radiosender kündigt an, ein Kaninchen zu schlachten. 86.000 Menschen unterstützen eine dagegen gestartete Online-Petition. Der Sender teilt mit, man hätte von Anfang an nicht vorgehabt, das Kaninchen zu schlachten. Es handele sich vielmehr um eine abgesprochene Aktion in Sachen Tierschutz. Die fragwürdigen Inszenierungen der deutschen Radiomacher sind vielfältig und reichen bis zum vorgetäuschten Tod einer Hörerin. Dazu auch: “Fair Radio” mit einer Polemik zum Thema.

2. Eine vergebliche Suche nach der Lügenpresse
(tagesspiegel.de, Carsten Reinmann & Nayla Fawzi)
Die Kommunikationswissenschaftler Reinmann und Fawzi von der Ludwig-Maximilians-Universität in München machen sich Gedanken über den vieldiskutierten Vertrauensverlust der Medien und ziehen dabei verschiedene Umfragen und Studien zu Rate. Ob es tatsächlich eine „Glaubwürdigkeitskrise“ des Journalismus gebe, sei fraglich.

3. Das Fernsehen als Hort der Konservativen
(dwdl.de, Hans Hoff)
“Das deutsche Fernsehen ist auf Publikumsseite ein Hort des Konservativen, ein Bewahrmedium, das vor allem den mentalen Besitzstand sichern hilft”, so beschreibt es Kolumnist Hans Hoff. Im Netz werde probiert, im Fernsehen verwahrt. Hoffs knackiges Fazit: “Viel geschautes Fernsehen ist das Medium für Spießer. Keine Experimente. Gib mir mehr von dem, was ich kenne.”

4. Digitale Dividende
(jungle-world.com, Jörn Schulz)
Wenn beim World Economic Forum über eine angebliche vierte industrielle Revolution debattiert werde, sei Misstrauen geboten, so “Jungle World”-Autor Schulz. Von der “vierten industriellen Revolution” würden vornehmlich Unternehmensvertreter und Politiker sprechen. Der Trick dabei: Der Staat soll kostenlos die gewünschte Infrastruktur bereitstellen, die den Unternehmern im Erfolgsfall die entsprechenden Gewinne beschert.

5. Bedrohnung aus Fernost
(zeit.de, Xifan Yang)
Der neue Star der chinesischen Start-up-Welt soll der Ingenieur Wang Tao sein, der sich im geschäftlichen Umgang “Frank Wang” nennt. Wang ist der Chef von Dajiang Innovations, dem größten Drohnenhersteller der Welt. Interessanter Bericht über den medienscheuen Unternehmer und sein florierendes Drohnenbusiness.

6. Wie ein verpacktes Auto in Marburg viral geht und zeigt, wie scheiße Medien arbeiten können
(philippmag.de, Katharina Meyer zu Eppendorf)
Herrliches Lehrstück über Medienarbeit im Kleinen und im Großen: Eine Mitarbeiterin eines Studentenmagazins sieht in Marburg ein in Kunststofffolie eingeschlagenes Auto. Sie fotografiert den Wagen und postet das Bild auf Facebook. Das sehen andere, die eine klickheischende Story dazudichten. Danach handele es sich um eine Racheaktion einer Frau an ihrem fremdgehenden Partner. Darauf geht das Bild viral und Medien befördern den Hype.

Ärger auf den Malediven, gefälschte Bilder, “Star Wars”-Kritiken

1. Malediven weisen ARD-Korrespondenten aus
(tagesschau.de, Jürgen Webermann)
ARD-Korrespondent Markus Spieker und sein Fernsehteam wollten auf den Malediven zwei Beiträge über den Klimawandel und den Islamismus drehen, doch daraus wurde nur teilweise was. Denn die Polizei des autoritär geführten Landes schritt mehrfach ein, “die offizielle Begründung: unzureichende Drehgenehmigungen.” Am Ende wurden die ARD-Mitarbeiter ausgewiesen, zehnjähriges Einreiseverbot inklusive. Einen Beitrag über den Islamismus auf den Malediven und die Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten konnte Spieker aber noch fertigstellen.

2. UNICEF-Foto des Jahres 2015
(unicef.de)
Gestern hat UNICEF das “Foto des Jahres” gekürt. Das Siegerbild von Fotograf Georgi Licovski war inzwischen an vielen Stellen zu sehen. Die Fotoserien, die auf den Plätzen zwei (von Magnus Wennman) und drei (von Heidi Levine) gelandet sind, sind aber auch sehr zeigens- und sehenswert.

3. “Speziell die Öffentlich-Rechtlichen können Druck von außen gebrauchen”
(heise.de, Marcus Klöckner)
Ist die “kommunikative Einbahnstraße” zwischen sendenden Medien und empfangenden Lesern/Hörern/Zuschauern zu Ende? Und wie können Redaktionen mit der neu aufgekommenen Kritik umgehen? Im Interview mit Marcus Klöckner spricht Fritz Wolf über die Studie “Wir sind das Publikum!”, die er für die Otto-Brenner-Stiftung angefertigt hat.

4. Wo wir falsch lagen
(nzz.ch, Andreas Rüesch)
Unter dem Titel “Was die Welt erschüttern wird” veröffentlichte die Auslandsredaktion der “NZZ” Ende 2014 eine Liste mit zehn potenziellen Krisenherden. Ein Jahr später blickt Andreas Rüesch zurück auf die eigenen Prognosen und zieht eine selbstkritische Bilanz.

5. Diese Bilder haben uns 2015 schockiert und verblüfft — und alle waren sie gefälscht
(watson.ch)
Inspiriert von “Gizmodo” hat “Watson” spektakuläre Fotos gesammelt, die im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgten — und sich später als Hoaxe herausstellten. Die Bildunterschriften sparen dabei nicht mit Selbstkritik: “Der ‘Tages-Anzeiger’ hat das Fake-Bild der Sonnenfinsternis gar als Pushmeldung verbreitet. Doch auch ’20 Minuten’, ‘Blick’ und ‘Blick am Abend’ fielen darauf herein. Und ‘Watson’? Hat’s natürlich ebenfalls vergeigt!”

6. Wie “Star Wars: Das Erwachen der Macht” den Journalismus ein klein wenig besser macht
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Wenn Thomas Knüwer deutsche Medien lobt, muss etwas Besonderes passiert sein. Und das ist es auch, der Auslöser heißt: “Star Wars Episode VII”. Knüwers These: Deutsche Filmkritiker hätten sich in der Vergangenheit oft darauf beschränkt, “in zu langen Passagen besprochene Filme nachzuerzählen.” Doch diesmal seien die Spoiler kaum wahrnehmbar, “stattdessen gibt es gut geschriebene (und überweigend positive) Kritiken, die ganz ohne längliche Story-Nacherzählungen auskommen.”

Reporter beim Schlussverkauf, Mediengipfel, Übergriffe in Sachsen

1. Die Reporter am Wühltisch greifen, was sie kriegen können
(faz.net, Nina Rehfeld)
Fotos, Bücher, Kontoauszüge — nichts war sicher vor den zahlreichen Journalisten, die die Wohnung der Täter von San Bernardino durchwühlt haben. Dieser “Tiefpunkt des amerikanischen Nachrichtenfernsehens” erinnert Nina Rehfled eher an “Szenen bei einem Schlussverkauf” als an ordentliche Berichterstattung. Und auch andere Einschätzungen sind deutlich: “Ein medialer Sündenfall”, kommentiert Frank Patalong. Marlis Prinzing schreibt von einem Versagen der Medien. Für Johannes Kuhn handelt es sich um “ein Debakel für den Journalismus.” Allie Jones hat einige Beispiele von “CNN”, “MSNBC” und “Fox News” gesammelt.

2. Amerikas Waffengesetze — “ein moralisches Verbrechen und eine nationale Schande”
(sueddeutsche.de)
Die “New York Times” hat nach den Schüssen von San Bernardino das erste Mal seit 95 Jahren wieder einen Leitartikel auf Seite 1 gedruckt. Unter dem Titel “The Gun Epidemic” fordert die Chefredaktion der Zeitung, dass die amerikanischen Waffengesetze verschärft werden. Hier ist der Artikel in der Onlineversion.

3. Der Mediengipfel: “Es gibt keine wertfreie Einschätzung.”
(parisprotokoll.de, Hanna Halfon, Video, 4:10 Minuten)
Der Klimagipfel in Paris ist auch ein Mediengipfel: “Über 3000 Journalisten” seien derzeit in der französischen Hauptstadt, um über die Konferenz zu berichten, so Hanna Halfon. Dabei seien sie oft auf Einschätzungen von Lobbyisten angewiesen. Wie gefährlich ist das? Wie einflussreich? Halfon spricht mit Journalisten, Lobbyisten und Delegierten.

4. Über 25 Übergriffe auf Journalisten in Sachsen
(andi-szabo.de, Andreas Szabo)
Vom 12. Januar in Leipzig (“Fahrzeug MDR-Technikers wird bei Legida-Demo beschädigt.”) bis zum 25. November in Dresden (“Kameramann wird bei Pegida-Demo geschlagen, kommt leicht verletzt ins Krankenhaus. Der Angreifer und seine Begleiter werden ermittelt.”): Andreas Szabo hat 26 Angriffe auf “Journalisten, Redakteure, Techniker, Fotografen, Kameraleute oder Twitter-Reporter” in Sachsen zusammengetragen.

5. Eine Hose ist eine Hose keine Slim-Fit Blue Acid Washed Streched-Jeans
(wuv.de, Peter Breuer)
Werbetexter Peter Breuer findet, dass sich Schreiber häufiger an Romanautor Georges Simenon und seinen “Mots matière”, den Sachwörtern, orientieren sollten. “Klare Aussagen werden viel zu häufig durch sprachliche Konventionen, berufsspezifische Floskeln und Anglizismen verstellt.”

6. Warum haben die Medien so ein Problem mit Jan Böhmermann?
(realvirtuality.info, Alexander Matzkeit)
Alexander Matzkeit wundert sich darüber, “was die restlichen Medien des Landes für ein Problem mit Jan Böhmermann​ haben”, und fragt: “Ist die deutsche Medienkaste wirklich immer noch nicht aus ihrem Jacuzzi aus Selbstgefälligkeit und Intrigantentum aufgestanden?” Aber nicht nur in den traditionellen Medien gibt es Problemhaber: Der Youtuber “theclavinover” antwortet auf Böhmermanns “Ich hab Polizei”: “Du hast ZDF — #WirHamInternet”.

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