Suchergebnisse für ‘Klima’

“Faktisches Arbeitsverbot”?, Elons Waschbecken, “Hildbusters”

1. Klage gegen WDR Journalist wirft dem Sender “faktisches Arbeitsverbot” vor
(ksta.de, Annika Joeres & Anne Burgmer)
Der WDR-Redakteur Jürgen Döschner wirft dem eigenen Sender ein “faktisches Arbeitsverbot” vor: Wegen seiner kritischen Berichterstattung über die Kohleindustrie und anderen Klimathemen werde er geflissentlich ignoriert. Trotz eines Jahresgehalts von rund 100.000 Euro arbeite er nur noch höchstens fünf Stunden im Monat. Der “Kölner Stadt-Anzeiger” und “Correctiv” sind dem Fall in einer gemeinsamen Recherche nachgegangen.

2. Elon Musk übernimmt Twitter und feuert Spitzenkräfte
(spiegel.de)
Nun ist es offenbar soweit. Nach monatelangem Hin und Her und einigen überraschenden Wendungen hat Elon Musk anscheinend den Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter vollzogen. Kamerawirksam betrat Musk das Gebäude des Unternehmens mit einem Waschbecken (“sink”) in den Händen und twitterte dazu launig: “Entering Twitter HQ – let that sink in!” Außerdem steht in seiner Twitter-Bio nun “Chief Twit”. Bisherige Führungskräfte seien unmittelbar nach der Musk-Übernahme entlassen und aus dem Gebäude eskortiert worden (für eine Erklärung von Musks Wortspielen siehe hier).

3. Hildmann aufgespürt: “Wir wussten, wo er Gassi geht – dann haben wir uns auf die Lauer gelegt”
(rnd.de, Maximilian König)
Nach dem Bericht des “Stern” über das Versagen der Berliner Generalstaatsanwaltschaft in der Causa Attila Hildmann spürte ein Team aus Hobbydetektiven (“Hildbusters”) und Journalisten den ehemaligen Koch und wirren Rechts-Influencer in seinem Versteck in der Türkei auf. Im “RND”-Interview erzählt “Hildbuster” Alexander Brehm, wie er und seine Hobbyrechercheure Hildmann dank eines Geräuschs finden konnten.

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4. Wie Polizeimeldungen Unfälle verharmlosen – ein Beispiel aus Berlin-Mahlsdorf
(tagesspiegel.de, Johanna Treblin)
Anhand eines aktuellen Beispiels (ein siebenjähriges Mädchen wurde auf einem Zebrastreifen angefahren) kritisiert Johanna Treblin Polizeimeldungen über Verkehrsunfälle, bei denen man sich frage, ob die Polizei Partei für die Autofahrer und Autofahrerinnen ergreife. “Tagesspiegel”-Redakteur Stefan Jacobs hatte sich bereits 2020 mit dem Thema auseinandergesetzt. Viele Polizeimeldungen zu Unfällen klängen, “als wären sie aus der Perspektive des verständnisvollen Beifahrers geschrieben, der den Fahrern bescheinigte, trotz perfekter Reaktion keine Chance gegen die Unaufmerksamkeit der Fußgänger zu haben – die wegen ihrer schweren Verletzungen ohnehin selten befragt werden konnten”.

5. Marketing und Meinungsmache: das war Mateschitz als Medienmogul
(medienwoche.ch, Herwig G. Höller)
Der kürzlich verstorbene Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz war Brausevermarkter und Medienmogul zugleich. Ob die thailändischen Mehrheitsbesitzer der Marke Red Bull Mateschitz’ Medien weiter finanzieren, sei jedoch ungewiss: “Für Spekulationen, dass der verstorbene Multimilliardär in Form von Stiftungen für seine Steckenpferde vorgesorgt haben könnte, gibt es bislang keine Belege.”

6. Hat sich Mark Zuckerberg verzockt?
(tagesschau.de, Nils Dampz)
Nils Dampz aus dem ARD-Studio Los Angeles berichtet vom Fortgang des “Metaversums”, einer digitalen Zukunftsidee des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Wirtschaftlich sei es derzeit nicht gut um Facebooks Mutterkonzern bestellt. Der Umsatz von Meta sei zum zweiten Mal hintereinander gesunken, bei den Investoren breite sich Nervosität aus.

KW 42/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Die vierte Gewalt – Medien auf dem Prüfstand
(ardmediathek.de, Daniel Bouhs, Video: 52:21 Minuten)
Medienkritiker Stefan Niggemeier diskutiert auf der Buchmesse mit Richard David Precht und Harald Welzer über deren neuestes Buch “Die vierte Gewalt”. Dabei geht es unter anderem um eine “Hart-aber-fair”-Ausgabe zum Thema Impfpflicht, die von Precht angegriffen wird. Niggemeier, erklärtermaßen kein Fan der Sendung, kann dem Beispiel nicht folgen: “Diese Zuspitzung auf Schwarz-Weiß, die Sie den Medien vorwerfen, fand zum Beispiel in dieser ‘Hart-aber-fair’-Sendung nicht statt. Aber in Ihrem Buch in der Zusammenfassung. Was das so ironisch macht, weil ich an vielen Stellen das Gefühl hatte, dass Sie diese Mechanismen, die Sie da beschreiben, in einem viel stärkeren Maße selbst anwenden.”

2. Auf welche Probleme stößt eine Investigativreporterin, wenn es um Tesla geht?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:39 Minuten)
Die “Verschlossene Auster”, ein vom Netzwerk Recherche verliehener Negativpreis für “den Informationsblockierer des Jahres” ging dieses Jahr an den Automobilhersteller Tesla. Das Unternehmen sei “seit Jahren dafür bekannt, Recherchen und Berichterstattung aktiv und aggressiv zu behindern”, so der Netzwerk-Recherche-Vorsitzende Daniel Drepper in der Begründung. Janine Richter, Investigativreporterin bei der “Märkischen Oderzeitung”, kann dies aus eigenem Erleben bestätigen: Teslas Fabrik in Grünheide bei Berlin ist ihr Themenschwerpunkt. Im Gespräch mit Holger Klein berichtet Richter über ihre Erfahrungen mit dem Unternehmen von Elon Musk, das noch nicht mal eine Pressestelle hat: Wie kommt sie dennoch an Informationen? Was erlebt sie bei ihren Recherchen? Wie nimmt sie Behörden und Politik im Umgang mit Tesla wahr? Und welche Risiken sieht sie für die Natur in der Umgebung?

3. IS-Prozesse: Welche Rolle spielen Journalisten?
(ndr.de, Mandy Mülling & Jochen Becker, Video: 19:12 Minuten)
Einige deutsche IS-Anhänger und -Anhängerinnen landeten in kurdischen Gefangenenlagern in Nordsyrien und haben dort mit Medienschaffenden über ihre Geschichten gesprochen – auch in der Hoffnung, nach Deutschland zurückgeholt zu werden, und auch, wenn ihnen hier eine Anklage droht. Einigen IS-Frauen sei die Rückkehr mit ihren Kindern gelungen. “Für Ermittler und Staatsanwälte ist es interessant, was Journalisten über sie wissen. Aber sollen sich Journalisten aktiv an der juristischen Aufklärung von IS-Verbrechen beteiligen?”

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4. Jochen Wegner über persönliches und publizistisches Glück.
(turi2.de, Aline von Drateln & Markus Trantow, Audio: 54:57 Minuten)
Im Podcast “turi2 Clubraum” ist Jochen Wegner zu Gast, “Zeit-Online”-Chef­redakteur und mit “Alles gesagt” selbst Podcaster. In dem Gespräch geht es um die Finanzierbarkeit von Journalismus, Werbung als Geschäftsmodell und natürlich Wegners eigenes Hörformat. Außerdem spricht er über von Maschinen erzeugte Kunst, TikTok und die Frage, warum “Zeit Online”, anders als beispielsweise die Website des “Spiegel”, die Lesedauer der eigenen Artikel nicht ausweist.

5. Die Zerstörung des Buches
(hr-inforadio.de, Anne-Katrin Eutin & David Ahlf, Audio: 48:29 Minuten)
Anlässlich der Frankfurter Buchmesse hinterfragen Anne-Katrin Eutin und David Ahlf von “Studio Komplex” die Institution Buch samt dazugehörigem Buchmarkt: “Das Medium Buch ist wie kein anderes ein Kulturgut, das Intellekt und wahren Tiefgang garantiert. Bloß: Tut es das wirklich? Wir glauben nicht und gehen sogar noch weiter: Wir glauben, dieses Image schadet uns sogar als Gesellschaft.”

6. Kommunikationsstrategien zum Klimawandel
(soundcloud.com, DJV NRW, Sascha Fobbe, Audio: 38:04 Minuten)
Bei “Block und Bleistift” unterhält sich Sascha Fobbe mit Özden Terli, Journalist, Diplom-Meteorologe und Wettermoderator beim ZDF. Terli ist besorgt wegen der Klimathematik, sieht sich und seine Kollegen und Kolleginnen jedoch mehr denn je in der Pflicht: “Natürlich könnte man jetzt sagen, ich stecke den Kopf in den Sand und sage‚ es ist sowieso alles vorbei, aber nein: Wir müssen dafür kämpfen, dass es weitergeht und dafür sind wir Journalist:innen auch da, eben die Sachen richtig darzustellen.”

Viel Energie fürs Zitateverkürzen

Vergangene Woche meinte die “Bild”-Redaktion, bei ihrer Suche nach Argumenten und Mitstreitern gegen die Energiewende mal wieder fündig geworden zu sein:

Screenshot Bild.de - Chemie-Chef rechnet mit Habecks Strompolitik ab - Vom Industrieland zum Industriemuseum

Die beiden “Bild”-Autoren Jan Schäfer und Carl-Victor Wachs schrieben:

Knallhart-Abrechnung mit der Energiepolitik von Robert Habeck (53, Grüne)!

Der neue Präsident des Chemieverbands VCI, Markus Steilemann (52), warnt den Wirtschaftsminister vor dem Kollaps des Industriestandorts Deutschland. Es drohe gigantischer Strommangel, da der geplante Ausbau der Windkraft nicht zu stemmen sei.

Konkret warnt Steilemann: Um Habecks Energieziele bis 2030 zu erreichen, bräuchte man “jeden Tag zehn Windkraftanlagen. Eine davon braucht 4000 Tonnen Stahl; das ist ein halber Eiffelturm. Das heißt: fünf Eiffeltürme jeden Tag. Und das für die nächsten 8 Jahre.”

Steilemann knallhart: “Das möchte ich mal sehen, wie wir das auf den Weg kriegen.” Deutschland drohe der Absturz “vom Industrieland zum Industriemuseum”.

An dem Eiffelturm-Vergleich von Markus Steilemann ist so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann. Der Bundesverband WindEnergie hat das in einem Twitter-Thread wunderbar aufgedröselt: Steilemanns Angabe zum benötigten Stahl ist viel zu hoch (den Fehler hat er selbst auch längst eingeräumt), die Anzahl der täglich neu benötigten Windenergieanlagen soll ebenfalls zu hoch sein, und das Gesamtgewicht des Eiffelturm-Stahls hat Steilemann in seiner Rechnung auch eher grob angegeben. “Wir brauchen also weniger als einen halben Eiffelturm pro Tag – nicht fünf”, so das Fazit des Bundesverbands WindEnergie.

Das alles hätte man mit ein wenig Recherche herausfinden können. Aber darauf haben die zwei “Bild”-Autoren offensichtlich verzichtet.

Interessant ist, wie sie die Stelle zitieren, die es zum Teil auch in die Überschrift bei Bild.de geschafft hat. Schäfer und Wachs schreiben:

Steilemann knallhart: “Das möchte ich mal sehen, wie wir das auf den Weg kriegen.” Deutschland drohe der Absturz “vom Industrieland zum Industriemuseum”.

Das gesamte Steilemann-Zitat ist etwas länger. Es ist in einer Diskussionsrunde des Verbands der Chemischen Industrie zum Thema “Energie und Klima” gefallen, bezieht sich auf die falsche Eiffelturm-Rechnung sowie die Ausbauziele bei den erneuerbaren Energien und lautet:

Das möchte ich mal sehen, wie wir das auf den Weg kriegen. Da müssen wir hin. Weil ansonsten wird alles, was wir hier heute diskutieren, Makulatur bleiben. Und Deutschland wird sich von einer Industrienation in ein Industriemuseum verwandeln, und zwar schneller, als wir uns das vorstellen.

Die Forderung “Da müssen wir hin.” haben die “Bild”-Autoren einfach weggelassen. Stattdessen schreiben sie, Steilemann wäre der Ansicht, dass “der geplante Ausbau der Windkraft nicht zu stemmen sei.” Tatsächlich aber fordert er – selbst unter dem Eindruck seiner viel zu hohen Stahl-Annahme -, die Herausforderung anzunehmen und den Ausbau der Windkraft voranzutreiben. Das passt auch vielmehr zu früheren Aussagen Steilemanns. So sprach er sich beispielsweise 2019 in einem Interview mit dem “Tagesspiegel” für eine Beschleunigung beim Ausbau der Erneuerbaren und der dazugehörigen Infrastruktur aus.

Der Artikel bei Bild.de wurde inzwischen überarbeitet. Nun weist ein “Update” auf den Fehler bei der Stahl-Rechnung hin, eine Aussage des Bundesverbands WindEnergie wurde hinzugefügt. Das verkürzte Zitat wurde kommentarlos gestrichen, dafür steht im Text aber noch immer fälschlicherweise, dass Markus Steilemann der Meinung ist, der geplante Ausbau der Windkraft sei nicht zu stemmen.

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Nichts begriffen, Amigo-Kultur?, “Stinkefinger an die Leserschaft”

1. “Die hat noch immer nicht begriffen, worum es wirklich geht”
(journalist.de, Jan Freitag)
Beim “journalist” sprechen Kayhan Özgenç und Jakob Wais von “Business Insider” über ihre Recherchen zum Fall der ehemaligen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, der sie wenig Einsicht attestieren: “Es mangelt ihr offenbar bis heute an Verständnis, Selbstkritik, Demut – von Reue gar nicht zu sprechen – darüber, dass sie womöglich übers Maß ihrer Privilegien hinausgeschossen ist. Und das, während kaum jemand im Sender sagt, wie schade es sei, dass Patricia Schlesinger gehen musste. Diese Stimmung überhaupt nicht wahrzunehmen, ist besonders für eine Journalistin, die ja davon lebt, Stimmungen zu erspüren, schon überraschend.”
Weitere Lesehinweise: In der Affäre um den RBB habe die Generalstaatsanwaltschaft Berlin die Ermittlungen auf den Verwaltungsdirektor und ehemaligen stellvertretenden Intendanten sowie die Juristische Direktorin ausgeweitet (sueddeutsche.de).
Außerdem hat die “Business-Insider”-Redaktion mit ihren Recherchen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk nachgelegt: Amigo-Kultur? Wie der Nachbar und Mieter der stellvertretenden NDR-Intendantin vom öffentlich-rechtlichen Sender profitiert (Philip Kaleta).

2. Leuchtturm 2022 für Arndt Ginzel
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche (nr) hat auf seiner Jahreskonferenz den Journalisten Arndt Ginzel mit dem “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2022” ausgezeichnet: “Arndt Ginzel ist mit seinen Recherchen wie kaum jemand sonst vor Ort russischen Kriegsverbrechen nachgegangen und hat damit dem deutschen Publikum auf herausragende Weise die Schrecken dieses Krieges Nahe gebracht. Wir freuen uns sehr, ihn mit dem diesjährigen Leuchtturm des Netzwerk Recherche auszuzeichnen”, so der nr-Vorsitzende Daniel Drepper. Die Laudatio hielt “Spiegel”-Reporter Christoph Reuter (youtube.com, 14:30 Minuten).

3. Der Nestbeschmutzer zu NR22 zum Nachlesen
(netzwerkrecherche.org)
Anlässlich der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche haben Studierende der Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Hamburg erneut eine Zeitung produziert. Der kostenlos als PDF verfügbare “Nestbeschmutzer” widmet sich unter anderem dem Klima- und Lokaljournalismus, den Schwierigkeiten der Kriegsberichterstattung und der mangelnden Diversität in Redaktionen.

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4. Warum SZ-Journalismus visueller wird
(sueddeutsche.de, Wolfgang Jaschensky & Astrid Müller & Christian Tönsmann)
Die “Süddeutsche Zeitung” will online visueller werden und setzt dabei auf ein Programm, das eine visuell ansprechendere Einbettung von interaktiven Grafiken, großen Bildern und Videos und damit ein ästhetischeres Layout ermögliche: “Die Software war ein Experiment, das bei seiner ersten Anwendung funktionieren musste: Es gab keine Erfahrung, geschweige denn Routine mit der Veröffentlichung, es gab nicht einmal einen Knopf, auf dem ‘veröffentlichen’ stand.” Ein lohnenswerter Blick in die Werkstatt.

5. Musk will Twitter jetzt doch kaufen
(tagesschau.de)
Nach einem schier endlosen Hin und Her will Tech-Milliardär Elon Musk den Onlinedienst Twitter nun wohl doch kaufen. Eigentlich sollte diesen Monat der Prozess über den möglichen Rücktritt vom Vertrag beginnen. Das kann allerdings vermieden werden, sollten sich beide Parteien auf die ursprünglichen Bedingungen verständigen.

6. Das Medium als Insel, die niemand verlassen darf
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter ärgert sich über etwas, über das wir uns alle schon geärgert haben: Die Unsitte großer Medienplayer, keine Links auf externe Webseiten zu setzen (und wenn sie Links setzen, dann oft nur zu irgendwelchen Seiten des eigenen Angebots). Reuter fasst zusammen: “Wer Links vermeidet, hat nicht genug Arsch in der Hose, um an die eigenen Inhalte und an die eigenen Leser:innen zu glauben. Es ist ein Stinkefinger an die Leserschaft. Und ein journalistisches Armutszeugnis.”

Führungskräfte versetzt, “Grow Greenhouse”, Whistleblowerschutz

1. Landesfunkhauschef versetzt Redaktions-Führungskräfte
(spiegel.de)
Obwohl ein interner Prüfbericht Norbert Lorentzen, Chefredakteur des NDR Kiel, und die Politikchefin Julia Stein hinsichtlich eines etwaigen “politischen Filters” in der Berichterstattung entlastet habe, werden beide versetzt. Nach Angaben des Landesfunkhausdirektors sei das Vertrauen verloren gegangen. Im Bericht sei ein schlechtes Briebsklima attestiert worden. Die zwei Führungskräfte sollen neue Aufgaben außerhalb des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein erhalten.

2. Whistleblowerschutz unzureichend
(djv.de)
Ein Bündnis aus Medienorganisationen und -unternehmen kritisiert das neue Regelwerk zum Whistleblowerschutz – es seien Nachschärfungen nötig. Der aktuelle Gesetzesentwurf der Bundesregierung zum Schutz von Hinweisgebern bleibe nach wie vor hinter den Möglichkeiten der EU-Whistleblower-Richtlinie zurück und genüge nicht den Erfordernissen der Schutzbedürftigen und der Medienschaffenden. Der Bundestag soll heute in erster Lesung über das Gesetz beraten.

3. Wir bringen das Grow Greenhouse an den Start
(netzwerkrecherche.org)
Mit Unterstützung der Schöpflin Stiftung baut das Netzwerk Recherche ein Zentrum für gemeinnützigen Journalismus und Medienvielfalt auf: das “Grow Greenhouse”. Der Bezug zum Gewächshaus ist bewusst gewählt: “Ein Greenhouse ist ein Ort, der Pflanzen Schutz bietet und der für ein günstiges Klima sorgt. Wir schaffen einen solchen Schutzraum für den gemeinnützigen Journalismus”, so Thomas Schnedler, Projektleiter beim Netzwerk Recherche.

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4. Ferngespräche: China
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 52:25 Minuten)
Im radioeins-Korrespondenteninterview spricht Holger Klein mit Benjamin Eyssel, der für die ARD aus Peking berichtet. Es geht dabei auch um die strikten Restriktionen und Kontrollen, denen sich Journalistinnen und Journalisten ausgesetzt sehen und die von offizieller Seite mit der Null-Covid-Politik begründet werden. Schlimmer sei die Situation jedoch für die inländischen Medienschaffenden, deren Lage Eyssel mit den Worten zusammenfasst: “Journalismus im Land selbst ist tot.”

5. Social Media Watchblog Briefing #828
(socialmediawatchblog.de)
Das “Social Media Watchblog” hat eine freie Ausgabe seines Briefings veröffentlicht, in dem es unter anderem um die jüngsten Entwicklungen bei TikTok geht. In den USA habe es erhebliche Sicherheitsbedenken gegeben, was die aus China stammende Plattform betrifft, doch nun stehe eine Einigung mit der US-amerikanischen Regierung bevor. Weitere Nachrichten betreffen social-media-relevante Themen aus Politik und Journalismus sowie neue Features bei den unterschiedlichen Plattformen.

6. How Cars Are Destroyed For Movies & TV
(youtube.com, Movie Insider, Video: 8:46 Minuten)
Hollywoods Regisseure lassen in ihren Actionfilmen gerne bildgewaltig Autos zu Bruch gehen, indem diese von der Straße abkommen, sich überschlagen, miteinander kollidieren oder niedergewalzt werden. Dafür bedarf es jedoch einer gewissen Vorbereitung. Kfz-Spezialisten präparieren die Fahrzeuge, damit es auch ja zu spektakulären Szenen kommt. Bei “Movie Insider” werden einige Ausschnitte aus Filmen gezeigt und deren Entstehungsgeschichten beleuchtet. Alles in englischer Sprache, aber eigentlich reichen schon die Bilder.

NDR-Untersuchung, Filmkritik zu “Tausend Zeilen”, Rundfunkbeitrag

1. NDR-Untersuchung findet keine Belege für “politischen Filter”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet über die Ergebnisse einer internen NDR-Untersuchung zu den Vorwürfen gegen das NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. So etwas wie einen “politischen Filter” in der Berichterstattung soll es nicht gegeben haben, dafür aber Probleme beim Redaktionsklima. Auch der NDR berichtet über die eigene Aufarbeitung. Oder wie Fabian Goldmann auf Twitter zusammenfasst: “Nach Berichten des NDR, der NDR habe unzulässigen Einfluss auf die Berichterstattung des NDR genommen, habe der NDR den NDR nun von allen Vorwürfen seitens des NDR freigesprochen, berichtet der NDR.”

2. Die Zusatzeinnahmen der Intendanten
(tagesschau.de, Sebastian Friedrich & Katharina Schiele)
Die Intendanten und Intendantinnen der öffentlich-rechtlichen Sender beziehen recht unterschiedliche Jahresgehälter, und auch bei den möglichen oder tatsächlichen Zusatzeinnahmen gibt es starke Differenzen. Der NDR hat sich bei den unterschiedlichen Sendern nach den dort geltenden Regeln erkundigt.
Lohnenswerte anderthalb Hör-Minuten dazu: Nebeneinnahmen von ARD-Intendanten nicht einheitlich geregelt (tagsschau.de, Marcus Engert).

3. Rundfunkbeitrag steht nicht zur Debatte
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) spricht sich gegen Äußerungen von Politikern aus, die den Rundfunkbeitrag einfrieren wollen. Es sei “weder angemessen, noch politisch hilfreich”, wenn Spitzenpolitiker die Affäre um Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger zum Vorwand nähmen, um “die Axt an den Rundfunkbeitrag” zu legen, so der DJV-Vorsitzende Frank Überall: “Das wäre so, als ob nach einer politischen Affäre die Kürzung der Abgeordneten-Diäten oder eine Fusion von Ministerien diskutiert würde.”

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4. Facebook enttarnt Propagandanetzwerke, sperrt 1600 Accounts
(spiegel.de)
Das Unternehmen Meta habe auf seiner Plattform Facebook zwei Propagandanetzwerke enttarnt und im Zuge dessen über 1.600 Accounts gelöscht. Das erste Netzwerk sei bereits Ende August nach Recherchen von t-online.de aufgeflogen. Die andere Operation sei von China ausgegangen und habe offenbar versucht, den Wahlkampf in den USA zu beeinflussen. Neben Facebook seien auch die Plattformen Twitter und Instagram betroffen gewesen.

5. Filmkritik zu “Tausend Zeilen”: Eine augenzwinkernde Abrechnung
(fachjournalist.de, Dobrila Kontić)
Der Regisseur Bully Herbig hat die “Spiegel”-Affäre um Claas Relotius verfilmt. “Tausend Zeilen”, so der Titel des Films, kommt am morgigen Donnerstag in die Kinos. Die Journalistin und Filmkritikerin Dobrila Kontić konnte sich das Werk bereits ansehen. Sie ist mit einigen Dingen zufrieden, hätte sich aber mehr gewünscht: “In seiner Gesamtheit greift dieser Film aber – anders als Helmut Dietls Schtonk! (1992) – über die Kritik am Gebaren der Chronik-Verantwortlichen nicht weit genug hinaus, um wirklich als schonungslose Mediensatire zu gelten. Hier wäre stattdessen ein wenig mehr Vertrauen in die Differenziertheit und Nachdenklichkeit der weiterhin lesenswerten Buchvorlage wünschenswert gewesen.”

6. 10 Wege, um (online) immer Recht zu haben
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen hat zehn Ratschläge, wie es gelingt, jederzeit Recht zu behalten. Es ist ein buntes Potpourri dessen, was man bei Online-Debatten alles falsch machen kann.

Rechnungshof rügt BR, Klagen gegen Netflix, Länder setzten Ultimatum

1. Teure Berater
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Der Bayerische Oberste Rechnungshof hat den Bayerischen Rundfunk wegen dessen Auftragsvergabe gerügt. Der BR habe bei Beratungsaufträgen in den Jahren 2015 bis 2020 teilweise gegen seine eigene Beschaffungsordnung verstoßen. In seiner Stellungnahme zum Prüfbericht habe der Sender der Kritik des Rechnungshofs beigepflichtet und angekündigt, seine Prüf- und Kontrollverfahren zu überarbeiten.

2. Länder setzen ARD und ZDF ein Ultimatum
(faz.net, Helmut Hartung)
Die Rundfunkkommission der Bundesländer ist sich einig: Die jüngst bekanntgewordenen Vorfälle in mehreren ARD-Anstalten würden “dem gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk schaden”. Nun fordern die Länder von den Sendern “finanzwirksame Selbstverpflichtungserklärungen” und eine Überarbeitung ihrer Aufsichts- und Compliancestrukturen.

3. Reizüberflutete Reizlieferanten? Resilienter Journalismus
(sr.de, Thomas Bimesdörfer, Audio: 14:51 Minuten)
Im Interview mit Thomas Bimesdörfer spricht Stephan Weichert, Leiter des “Vocer”-Instituts, über die von ihm und Matthias Daniel (Chefredakteur “journalist”) herausgegebene Essay-Sammlung “Resilienz im Journalismus”: Wie kann sich der Berufsstand gegen Reizüberflutung schützen und für einen konstruktiven Dialog in der Gesellschaft sorgen?

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4. Maria Lorenz-Bokelberg über Podcasts und Perspektiven.
(turi2.de, Tim Gieselmann)
Maria Lorenz-Bokelberg gilt mit ihrer Firma Pool Artists als Deutschlands erfolgreichste Podcast-Produzentin. Im “turi2”-Interview geht es um den beschwerlichen Einstieg (“Es lief zwei Jahre scheiße”), die Frage, wie viel “Family and Friends” im Unternehmen steckt, und die Entscheidung, eine Zusammenarbeit mit Springer auszuschließen. Lesenswert, weil tiefergehend.

5. Ein Politikerleben ohne Twitter ist möglich. Oder nicht?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Erst Robert Habeck, dann Kevin Kühnert, jetzt Jens Spahn – in letzter Zeit haben sich einige prominente Politiker von Twitter verabschiedet. Eine Tendenz, die Joachim Huber bedauert: “Sicher, das Diskursklima ist toxisch, mir will nur nicht in den Kopf, warum die Schreihälse, die Faktenverdreher, die Leugner und Verschwörungstheoretiker dadurch mehr Platz und Raum bekommen, dass die Vernünftigen und die Venunftbegabten diese räumen. Auf der Straße geht jeder für seine Überzeugungen demonstrieren, warum dann auch nicht im Netz?”

6. Zu falsch, um wahr zu sein?
(taz.de, Daniel Schütz)
Der Streaminganbieter Netflix wurde in Zusammenhang mit Biopics, also: Filmbiografien, diverse Male wegen Verleumdung verklagt – und zwar nicht von den im Zentrum des jeweiligen Films stehenden Hauptpersonen, sondern von Nebenfiguren. Daniel Schütz fragt sich, wie frei Fiktion mit Wahrheit umgehen darf und ob es nicht zumindest ein ethisches Gebot sein sollte, real existierende Personen vor fiktiven Zuschreibungen zu schützen, die negative Auswirkungen auf ihren Ruf haben könnten.

Die Schlappe Röhns, Journalist verklagt Polizei, Jugend an die Macht

1. “Fake News”: Welt-Reporter scheitert vor Gericht gegen Kritiker
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner)
Für den “Volksverpetzer” berichtet Matthias Meisner über die juristische Niederlage des “Welt”-Chefreporters Tim Röhn: “Die Schlappe Röhns vor dem Landgericht Hamburg ist auch deshalb bemerkenswert, weil Röhn immer wieder juristisch gegen Kritiker:innen seiner Corona-Berichterstattung vorgeht.”

2. Bund bezuschusst Hate Aid mit 497.000 Euro
(spiegel.de)
Eine finanzielle Unterstützung von rund einer halben Million Euro ist dem Bundestag die Arbeit der gemeinnützigen Organisation “HateAid” wert, die Opfern von Hass und Hetze im Internet zur Seite steht. Das “HateAid”-Team hatte vor einigen Tagen für mediale Beachtung gesorgt, als es das Konto des rechtspopulistischen Autors Akif Pirinçci pfänden ließ. Weil Pirinçci die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte, war er zu einer Entschädigungszahlung verurteilt worden, dieser aber nicht nachgekommen (siehe “6 vor 9” vom 15.09.2022).

3. Journalist verklagt Polizei wegen Geheimnisverrats
(t-online.de, Andreas Raabe)
Der Leipziger Journalist Aiko Kempen hat das Landeskriminalamt Sachsen verklagt: “Er geht dabei einem Verdacht nach, der, sollte er sich bestätigen, Auswirkungen auf viele spektakuläre Ermittlungen und Prozesse in Deutschland haben könnte: Manipuliert die Polizei mit Durchstechereien gezielt die Öffentlichkeit – und beeinflusst damit sogar die Rechtsprechung eigentlich unabhängiger Gerichte?”

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4. Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung verschmelzen – wurde der Schritt von Mediahuis veranlasst?
(kress.de, Marc Bartl)
Die beiden Zeitungen “Aachener Zeitung” und “Aachener Nachrichten” verschmelzen Ende 2022 zu einer Marke. Marc Bartl erklärt die Hintergründe der Zusammenlegung und zeigt, was diese für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Leserinnen und Leser bedeutet.
Weiterer Lesetipp: die ausführlichen Fragen und Antworten zur Verschmelzung von “Nachrichten” und “Zeitung” (aachener-nachrichten.de).

5. Qantara.de erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Qantara.de ist ein Projekt der Deutschen Welle, an dem auch das Goethe-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen als beratende Mitglieder im Projektbeirat beteiligt sind. Es will zum Dialog mit der islamischen Welt beitragen und wurde bislang vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert. Doch nun droht dem Portal das Aus – das Auswärtige Amt wolle die zum Weiterbetrieb erforderlichen Mittel streichen. Der Deutsche Journalisten-Verband setzt sich für einen Erhalt der Plattform ein. Sie sei ein wichtiges Medium gegen die Herrscherpropaganda in einigen islamischen Ländern. Das gelte es zu bewahren.

6. Überleben der Öffentlich-Rechtlichen – Jugend an die Macht!
(tagesspiegel.de, Bendix Lippe)
Bendix Lippe wurde 2020 vom Landesjugendring Brandenburg als jüngestes Mitglied in den ZDF-Fernsehrat berufen, inzwischen ist der 25-Jährige wieder aus dem Gremium ausgeschieden. Er kennt den Programmbetrieb also auch aus dem Blickwinkel des Kontrollierenden. Angesichts der heute bevorstehenden Fernsehratssitzung hat Lippe aufgeschrieben, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen.

Döpfners Adidas-Eigeninteresse, Fretterode-Urteil, US-Podcast-Szene

1. Axel-Springer-Chef Döpfner soll “Bild”-Kampagne gegen Adidas initiiert haben
(spiegel.de)
Springer-Chef Mathias Döpfner steht erneut in der Kritik. Wie die “Financial Times” berichtet (Bezahlartikel, englisch), soll er eine “Bild”-Kampagne angestoßen und dabei in einem Interessenkonflikt gesteckt haben: “Bild” empörte sich zu Beginn der Corona-Krise über das Verhalten des Unternehmens Adidas – der Sportartikelhersteller wollte keine Mieten mehr zahlen. Wie sich nun herausstellt, hatte Döpfner als Miteigentümer eines Mietobjekts, für das dann keine Mietzahlung von Adidas mehr gekommen wäre, ein Eigeninteresse.

2. Äußerst milde Strafen im Fretterode-Prozess
(belltower.news, Nicholas Potter)
Im sogenannten Fretterode-Prozess standen zwei Neonazis wegen ihres lebensgefährlichen Angriffs auf Journalisten vor Gericht. Nicholas Potter hält die Strafen (im einen Fall ein Jahr auf Bewährung, im anderen 200 Arbeitsstunden) für zu niedrig und spricht von einem “Skandal-Urteil”: “Das schwache Urteil im Fretterode-Prozess ist investigativen Journalist*innen, die die extreme Rechte in Thüringen und darüber hinaus beleuchten, nun ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und für die Neonazi-Szene ein großer Grund zur Freude.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Landesverband Thüringen des Deutschen Journalisten-Verbands äußert sein “Unverständnis über Urteil im Fretterode-Prozess”.

3. Medienschaffende in Frankreich wollen klimagerechter berichten
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Christiane Kaess & Sebastian Wellendorf, Audio: 4:18 Minuten)
In Frankreich haben sich mehr als 500 Medienschaffende und rund 30 Redaktionen auf eine Charta zum Klimawandel verständigt (hier die englische Übersetzung), die eine neue Form der Klimakommunikation definiert. Klima und Ökologie sollen nicht mehr länger als eigene Rubrik behandelt, sondern zum “Prisma” werden, durch das auch viele andere Themen betrachtet werden sollen. Außerdem soll die Bebilderung von Klimaphänomenen kritischer überdacht werden.

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4. Neuer Kodex für Faktencheck-Organisationen
(correctiv.org)
Mehr als 40 europäische Faktencheck-Organisationen haben sich auf professionelle Standards zur Bekämpfung von Fehlinformationen geeinigt. Für Deutschland seien “Correctiv” und die dpa maßgeblich an dem Projekt beteiligt gewesen.

5. “Mama ist mein größter Fan”
(taz.de, Clara Engelien)
In der “taz” plädiert die promovierte Chemikerin, Youtuberin und TV-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim für mehr Wis­sen­schafts­jour­na­lis­tin­nen und -journalisten in politischen Redaktionen: “Das Problem ist, in politischen Formaten werden immer wieder Fachleute aus der Wissenschaft hinzugezogen als diejenigen, die mit Autorität etwas erklären, was nicht zur Debatte gestellt wird. Die Journalisten, die sie interviewen, sind selten gut genug vorbereitet, um sie kritisch hinterfragen zu können. Als Wissenschaftsjournalistin muss ich aber wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur übersetzen, sondern auch einordnen. Nicht jeder mit einem Professorentitel ist automatisch eine verlässliche Quelle.”

6. Marcus Schuler über die US-Podcast-Szene
(turi2.de, Marcus Schuler)
Marcus Schuler, USA-Korrespondent des Bayerischen Rundfunks, analysiert in seinem Gastbeitrag die US-Podcast-Szene und diagnostiziert ein Überangebot: Die Zahl der Podcasts sei seit 2018 förmlich explodiert – von damals 550.000 auf mittlerweile mehr als zwei Millionen. “Das macht es für neue Sendungen schwieriger, ein Publikum zu finden. Jede neue Show hat quasi ein kleineres Publikum als ihre Vorgänger”, so Schuler.

Hamburg (PR) Journal, Karlsruhes teure Anwälte, Pirinçci gepfändet

1. ZAPP Spezial: Vorwürfe gegen den NDR Hamburg: PR im Programm?
(ndr.de, Jochen Becker & Nicola von Hollander & Iris Ockenfels, Video: 25:51 Minuten)
Es besteht der Verdacht, dass Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg, dazu beigetragen hat, dass Beiträge über Kunden der PR-Agentur ihrer Tochter ausgestrahlt wurden. Das NDR-Medienmagazin “Zapp” ist der Frage nachgegangen, wie im “Hamburg Journal” der Anschein einer möglichen Bevorzugung von Familienangehörigen entstehen konnte, und erklärt, warum bereits dieser Anschein problematisch ist. Vorwürfe, die dem öffentlich-rechtlichen Sender zudem bereits seit 2017 bekannt gewesen seien.

2. Karlsruhes Anwälte kommen Steuerzahler teuer zu stehen
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Das Bundesverfassungsgericht wollte einer “Bild”-Reporterin nicht verraten, wie ein Gespräch der Richter mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und einigen Ministern ablief. Als die Journalistin klagte, setzte das Gericht nicht etwa auf die juristische Expertise im eigenen Haus, sondern engagierte eine externe Kanzlei. Jochen Zenthöfer sieht darin ein bedenkliches Vorgehen: “Journalisten, die zu Recht und mit Recht gegen das Verfassungsgericht klagen, sehen sich einem Gegner gegenüber, der für seine Vertretung auf immense Steuermittel für teure Rechtsanwälte zurückgreifen kann. Kaum eine Behörde hat dieses Privileg. Waffengleichheit sieht anders aus.”

3. Protestgruppen suchen neues Wut-Thema
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Für viele Rechtsextreme und Verschwörungsgläubige ist der Messenger Telegram die bevorzugte digitale Heimat. Wer bei anderen Sozialen Medien längst gesperrt wurde, kann sich hier oft noch weiter austoben. Werden die abebbenden “Querdenken”-Proteste daran etwas ändern? Und welche Themen werden das Milieu auf Telegram in den nächsten Monaten beschäftigen? Darüber gibt der Political Data Scientist Josef Holnburger im Interview Auskunft.

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4. Beleidigung von Luisa Neubauer: Konto von Autor Akif Pirinçci gepfändet
(berliner-zeitung.de)
Der rechtspopulistische Autor Akif Pirinçci wurde zu einer Entschädigungszahlung verurteilt, weil er die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer beleidigt hatte. Nachdem Pirinçci anscheinend nichts unternahm, um seiner Zahlungsverpflichtung nachzukommen, ließen Neubauers Anwälte sein Konto pfänden. Eine Zahlung von 6.000 Euro solle der Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt “HateAid” zugutekommen.

5. Mehr nach rechts?
(sueddeutsche.de, Fabian Fellmann)
Der US-amerikanische Fernsehsender CNN galt lange Zeit als eher links, zumindest für einheimische Verhältnisse. Inzwischen scheint sich das zu ändern, was auch an dem neuen Chef und dessen Personalentscheidungen liege. Auslandskorrespondent Fabian Fellmann hat sich angeschaut, was gerade bei dem berühmten Nachrichtensender in Sachen Neuausrichtung passiert.

6. Hitzerekord
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Nach “Wetter spielt verrückt” nehmen sie sich eine weitere Wetterfloskel vor: den “Hitzerekord”.

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