Suchergebnisse für ‘Klima’

Klimakrise in den Medien, Welt im Wandel, “Süddeutsche” bestreikt

1. “Die Klimakrise wird uns in den nächsten fünf Jahren sowas von um die Ohren fliegen”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Luisa Neubauer spricht im Interview mit dem “journalist” über die Verantwortung von Parteien und Medien, die Klimakrise trotz anderer Krisen stärker in den Fokus zu rücken. Sie kritisiert die Berichterstattung als oft zu wenig substanziell und fordert ein breiteres Verständnis für Klimafragen in allen journalistischen Formaten: “Es scheint, als hätte man sich dazu entschieden, nicht weiter über die Klimakrise zu berichten, obwohl sie umfassend und existenziell ist. Aber sie ist nicht weg, nur weil man weniger darüber berichtet”, so die Klimaaktivistin.

2. “Süddeutsche Zeitung” wird für 48 Stunden bestreikt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, streiken die Redakteurinnen und Redakteure der “Süddeutschen Zeitung” wegen festgefahrener Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger 48 Stunden lang. Die Gewerkschaften würden eine Tariferhöhung von zwölf Prozent fordern, rückwirkend ab Mai 2024. Das Angebot der Verleger falle deutlich niedriger aus. Außerdem wolle die Arbeitgeberseite Gehaltssteigerungen an selbst organisierte und selbst bezahlte Weiterbildungen koppeln.

3. Die Welt im Wandel: Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Fokus des Journalismus
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Jörg Köpke, Chefredakteur und Leiter Kommunikation des Thinktanks Centrum für Europäische Politik, spricht im Interview mit Ulrike Bremm über die Herausforderungen des Sicherheits- und Verteidigungsjournalismus angesichts der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere nach der Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump. Köpke beleuchtet, wie Trumps erratische Politik und Europas mangelnde Vorbereitung die Sicherheitslage verschärfen könnten, und kritisiert die zunehmende Oberflächlichkeit in der Berichterstattung über sicherheitspolitische Themen.

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4. EU-Abgeordneter, Youtuber und Musk-Fanboy: Die große Show des Fidias
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
“Seit dem Sommer sitzt der Youtuber Fidias Panayiotou für Zypern im EU-Parlament. Seinen Fans präsentiert er regelmäßig Clips aus Brüssel, die auch Elon Musk gefallen. Andere Abgeordnete verlieren langsam die Nerven. Was genau ist seine Agenda?” Matthias Schwarzer ist dem kuriosen Fall nachgegangen, bei dem ein Youtuber anscheinend das EU-Parlament vornehmlich dafür nutzt, um Social-Media-Aufmerksamkeit für sich zu generieren.

5. Bloß raus bei der Hetz-Plattform von Musk
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Immer mehr Organisationen, darunter staatliche Institutionen, Medien, Vereine und Städte, verlassen Elon Musks Plattform X (vormals Twitter), die zunehmend mit Hetze, Demokratiefeindlichkeit und extremistischen Positionen in Verbindung gebracht werde. Beispiele seien die Bundeswehr, der Hessische Rundfunk sowie die Sportvereine Hertha BSC und SV Darmstadt 98, die ihre Werte nicht mit X vereinbar sähen. Insbesondere die Plattform Bluesky profitiere von der Abwanderung, da sie als Alternative für ein faires und respektvolles Online-Umfeld wahrgenommen werde.

6. Keine Rolle rückwärts
(djv.de, Gina Schad)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnt vor einer möglichen Einflussnahme von Plattformkonzernen wie X und Meta auf europäische Standards, vor allem nach Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident. Elon Musk und Mark Zuckerberg hätten bereits Maßnahmen ergriffen, die europäische Regelungen gegen Desinformation untergraben könnten. Der DJV fordert Politik und Aufsichtsbehörden auf, den Digital Services Act entschlossen durchzusetzen, um demokratische Spielregeln und die politische Willensbildung vor der Bundestagswahl zu schützen.

Medienfreiheit in Israel, Mehr Klima bitte, Prognosen fürs Medienjahr

1. Israel: “Angriff auf die Medienfreiheit”
(mmm.verdi.de, Till Schmidt)
Till Schmidt hat sich mit der israelischen Journalistin und Gewerkschafterin Anat Saragusti über die Einschränkungen der Medienfreiheit in Israel unterhalten: Was sind die wichtigsten aktuellen Trends in der israelischen Medienlandschaft? Was sind die größten Herausforderungen für israelische Journalistinnen und Journalisten, wenn sie über den aktuellen Gaza-Krieg berichten? Und wie wirkt sich die belastete und polarisierte Atmosphäre auf die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten in Israel aus?

2. Mehr Klima bitte
(taz.de, Johanna Weinz)
Das “Netzwerk Klimajournalismus” fordert in einem offenen Brief die Medien auf, die Klimakrise konsequent und ressortübergreifend in ihre Berichterstattung einzubeziehen und im Wahlkampf zu thematisieren. Der Verein kritisiere, dass trotz der drängenden Auswirkungen der Klimakrise das Thema oft von anderen Krisen verdrängt werde, und rufe Journalistinnen und Journalisten dazu auf, Zusammenhänge aufzuzeigen und kreative Erzählformate zu entwickeln.

3. Reuters-Report: Die Prognosen fürs Medienjahr 2025
(medientage.de, Petra Schwegler)
Das Reuters Institute for the Study of Journalism hat in seinem News-Report “Journalism, Media, and Technology Trends and Predictions 2025” einen Blick in die Zukunft gewagt. Petra Schwegler fasst die Thesen zusammen. Trotz schwieriger Aussichten für die Branche würden die Autorinnen und Autoren die Chancen für Medienunternehmen betonen, sich durch Anpassung und Diversifikation erfolgreich im digitalen Umfeld zu positionieren.

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4. RSF verlässt X
(reporter-ohne-grenzen.de)
Nun verlässt auch die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen Elon Musks Plattform X (vormals Twitter): “Studien belegen, dass der Anteil an Verschwörungserzählungen, Desinformation und diskriminierenden Beiträgen gestiegen ist. Dadurch hat der öffentliche Diskurs auf X stark gelitten – es dominieren Trolle und populistische Inhalte, während konstruktive Dialoge kaum noch stattfinden.”

5. Hören/Sagen!
(mailchi.mp/sandroschroeder)
Sandro Schroeder berichtet in seinem Newsletter über Entwicklungen und Herausforderungen in der Podcast-Branche, insbesondere zu Arbeitsbedingungen, Bezahlung und Solidarität unter Podcasterinnen und Podcastern. Außerdem geht es um die Konferenz “So Many Voices”, die Themen wie faire Honorare und Arbeitsstrukturen in den Mittelpunkt gestellt habe. Zu guter Letzt bietet er einen Rückblick auf “Meine Podcasts des Jahres 2024”.

6. Nominierungen für den Grimme-Preis: Wer 2025 hoffen darf
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Die Nominierungen für den Grimme-Preis 2025 sind da – und es sind so wenige Filme im Rennen wie nie. Wie immer dominieren die Öffentlich-Rechtlichen, doch auch Prime Video, RTL und Disney+ haben Chancen.” Alexander Krei hat zusammengefasst, wie sich die Nominierungen zusammensetzen, und eine Übersicht aller Kandidaten und Kandidatinnen angehängt: von “Angemessen Angry” bis “Die Zweiflers”.

AfD schikaniert Medien, “Klima vor acht”, Social-Media-Verbot

1. Ihr Kampf
(taz.de, Gareth Joswig)
Bei einem Parteitag in Bayern habe die AfD Journalistinnen und Journalisten von Security-Mitarbeitern bewachen lassen. Dies sei selbst für AfD-Verhältnisse ein neuer Tiefpunkt, findet Gareth Joswig: “Zwei stämmige Securitys begleiteten den Reporter Johannes Reichart vom Bayerischen Rundfunk beim Parteitag der AfD Bayern in Greding Ende November auf Schritt und Tritt. Sogar beim Toilettengang und beim Kauf von Getränken bewachte das Sicherheitspersonal den Journalisten.”

2. Klima vor acht will sich jetzt ins ARD-Programm einkaufen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Verein “Klima vor acht” plane, sich mit einer einmaligen Sendung ins Vorabendprogramm der ARD einzukaufen, um dort auf ein tägliches Klimaformat aufmerksam machen zu können. Dafür sollen 250.000 Euro bei Sponsoren eingeworben werden, mit denen dann ein entsprechender Werbeplatz gekauft werden soll. Ziel sei es, die öffentlich-rechtlichen Sender zum Handeln zu bewegen und die Klimaberichterstattung stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

3. Wie “Politfluencer” Jugendliche erreichen
(blog.medientage.de, Bettina Pregel)
Bettina Pregel von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien hat sich mit der Kommunikationswissenschaftlerin Desiree Schmuck über das Phänomen der “Politfluencer” unterhalten: Welche Rolle spielen sie für die Meinungsbildung Jugendlicher und junger Erwachsener? In welcher Weise und auf welchen Kanälen erreichen Influencer junge Menschen mit politischen Themen? Und was können klassische Nachrichtenmedien wie Zeitung, Radio und Fernsehen ändern, um im Wettbewerb um die junge Zielgruppe zu punkten?

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4. Zahlreiche prominente Accounts verlassen X
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
In einem offenen Brief haben sich mehr als 60 Medienschaffende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Autorinnen und Autorinnen von X (ehemals Twitter) verabschiedet. Sie schreiben: “Seit der Übernahme durch Elon Musk ist Twitter kein Ort mehr für freie und faire Meinungsäußerung und einen offenen Austausch. Schlimmer noch, Twitter ist ein Ort der Zensur, des Rassismus, Antisemitismus und des rechten Agendasettings geworden. Die Abschaffung von Moderationsmechanismen und die gezielte Verstärkung extremistischer Inhalte untergraben die Grundprinzipien einer deliberativen Plattform und machen X zu einem Werkzeug der Polarisierung, der Manipulation​​​ und der Menschenfeindlichkeit.”

5. Die besten Texte 2024
(arminwolf.at)
Der österreichische Journalist Armin Wolf macht Werbung für die nominierten Texte bei der Wahl des diesjährigen Reporter:innen-Preises: “Es ist eine Art Best of des deutschsprachigen Text-Journalismus 2024 und man kann sich einfach stundenlang querdurch lesen.” Wolf kennt die Texte sehr gut – er ist Mitglied der Jury.

6. Mehrheit befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder wie in Australien
(spiegel.de)
Australien hat ein radikales Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche erlassen. Nun berichtet der “Spiegel” über eine repräsentative Onlineumfrage, nach der eine große Mehrheit in Deutschland ein ähnliches Social-Media-Gesetz befürworten würde: “77 Prozent der knapp 2000 Befragten gaben an, ein solches Gesetz in Deutschland ‘voll und ganz’ oder ‘eher’ zu befürworten. Dagegen würden es 13 Prozent entweder ‘voll und ganz’ oder ‘eher’ ablehnen. Der Rest beantwortete diese Frage mit ‘weiß nicht’.”

Russische Restriktionen, Reform der Filmförderung, Klimajournalismus

1. Wie frei können Sie berichten, Armin Coerper?
(journalist.de, Jan Freitag)
Jan Freitag hat mit Armin Coerper über dessen Arbeit als ZDF-Korrespondent in Moskau gesprochen, die durch wachsenden staatlichen Druck und mögliche Überwachung erschwert werde: “Wie sehr schränken ihn die russischen Restriktionen tatsächlich ein – und was hilft ihm, seinen Job trotzdem auszuüben?”

2. Claudia Roths Amtschef bleibt optimistisch bei Filmförderreform
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, stehe die geplante Reform der Filmförderung kurz vor dem Abschluss, allerdings würden noch wichtige Gesetzesvorschläge fehlen, insbesondere zum steuerlichen Anreizsystem und zur Investitionsverpflichtung. Trotz der Unsicherheiten sei Andreas Görgen, Amtschef der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth, optimistisch, dass noch in diesem Jahr eine Einigung in Bundestag und Bundesrat erzielt werden könne.

3. “Klimajournalismus soll Wissen vermitteln”
(verdi.de, Till Schmidt)
Till Schmidt hat sich für das Verdi-Medienmagazin “M” mit Maja Göpel, Politökonomin, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung, unterhalten. In dem Interview geht es unter anderem um konstruktiven Journalismus, Triggerpunkte der klimapolitischen Debatte und das sogenannte “Collective-Action-Problem”: “Das heißt, niemand handelt zuerst, weil er oder sie denkt, dass die anderen nicht handeln wollen. Doch eigentlich würden alle besser wegkommen, wenn zusammen die Art der Wohlstandsgewinnung verändert wird. Doch auch das geht bei einem solchen Framing unter. Im Vordergrund steht hier der ‘persönliche Verlust’.”

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4. Freilassung eines Unbequemen
(taz.de, Knut Henkel)
Der Investigativjournalist José Rubén Zamora sei nach mehr als 800 Tagen Untersuchungshaft aus einem Militärgefängnis in Guatemala entlassen worden und stehe nun unter Hausarrest. Ein Freispruch sei allerdings unwahrscheinlich, da noch mehrere Verfahren gegen ihn laufen, und die Justiz in Guatemala von Korruption geprägt sei. Zamora habe als Gründer der Zeitung “elPeriódico” immer wieder staatliche Korruption aufgedeckt und sich damit viele Feinde gemacht.

5. Juliane Leopold: Online-Nachrichten der tagesschau werden langsamer
(wwwagner.tv, Jörg Wagner, Audio: 23:17 Minuten)
Medienjournalist Jörg Wagner hat Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales bei ARD-aktuell, zu den möglichen Auswirkungen des Reform-Medienstaatsvertrags auf Angebote wie die “Tagesschau” befragt. Leopold befürchtet: “In der jetzigen Entwurfsfassung dieses Vertrags werden wir ein Nachrichtenangebot sein, was langsamer ist, was flacher ist und was einfach schlechter ist am Morgen.”

6. Ende der Konsultationsverfahren
(tamedia.ch)
Ursprünglich habe der Schweizer Medienkonzern Tamedia 90 Vollzeitstellen in seinen Redaktionen abbauen wollen. Durch interne Wechsel, Fluktuationen und ein Freiwilligenprogramm habe man die Zahl deutlich senken können: “Die Konsultationsverfahren rund um den angekündigten Personalabbau im Bereich der Redaktionen mit den Personalkommissionen in der Deutschschweiz und der Westschweiz sind beendet. In den Redaktionen werden 17 Kündigungen durch Tamedia ausgesprochen.”

Semsrott vor Gericht, Panik zieht, Perspektiven für Klimajournalismus

1. Auf wel­chem Weg geht’s nach Karls­ruhe?
(lto.de, Max Kolter)
Heute beginnt vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen “FragDenStaat”-Leiter Arne Semsrott, der Gerichtsbeschlüsse gegen die “Letzte Generation” bewusst verbotswidrig veröffentlicht habe. Semsrott halte den maßgeblichen Straftatbestand für verfassungswidrig und habe daher die Anklage gegen sich provoziert. Max Kolter ordnet den Fall juristisch ein. Seine Prognose zum Ausgang des Verfahrens: “Da der Sachverhalt feststeht und das LG Berlin I das Hauptverfahren eröffnet hat, ist zu erwarten, dass es Semsrott zu einer Geldstrafe verurteilen wird.” Kolter geht außerdem auf die Frage ein, ob der Fall danach beim Bundesverfassungsgericht landen könnte.

2. Panik zieht
(taz.de, Johannes Drosdowski)
In der “taz” beschreibt Johannes Drosdowski, wie rechte Plattformen “Fake News” nutzen, um gezielt Angst und Hass zu schüren, indem sie beispielsweise über Gewalt gegen Kinder oder sexuelle Handlungen mit Tieren berichten. In Workshops, die Drosdowski zu dem Thema gebe, zeige er, dass es nicht nur darum gehe, “Fake News” zu erkennen, sondern auch die emotionale Reaktion darauf zu bemerken. Medienkompetenz sei wichtig, um emotionale Manipulationen zu durchschauen und sich dagegen zu wappnen.

3. Programmpräsentation: Beim ORF steht viel in den Sternen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier fasst die Programmpräsentation des öffentlich-rechtlichen österreichischen TV-Senders ORF zusammen, der sich derzeit in einer schwierigen Lage befinde: “Der ORF steht aktuell vor einer unsicheren Zukunft. Mit der rechtspopulistischen FPÖ hat zuletzt eine Partei die Nationalratswahl gewonnen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk spürbar verkleinern will.”

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4. Neue Perspektiven für Klimajournalismus
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg berichtet über das neue journalistische Projekt “Neue Zukunft”, das sich darauf konzentriere, die Klimagerechtigkeitsbewegung und deren Akteurinnen und Akteure intensiver zu begleiten. Krieg kritisiert eine oft verbreitete “False Balance” in der Berichterstattung, die dem Ernst der Klimakrise nicht gerecht werde, und beschreibt, wie “Neue Zukunft” die aktuelle Klimaberichterstattung durch Videosendungen, Podcasts und Visualisierungen verbessere.

5. Influencer “ImmoTommy”: Frustrierte Kunden nach Immobilienkauf
(youtube.com, Florian Heide & Nicolas Lieven, Video: 9:10 Minuten)
Im August wiesen wir in den “6 vor 9” auf eine “Spiegel”-Reportage (nur mit Abo lesbar) hin, in der es darum geht, “wie ein Netzwerk um Influencer Immo Tommy Immobilienkäufer ins Unglück stürzt”. Die Redaktion des “ARD-Marktcheck” ist der Sache ebenfalls nachgegangen und hat ihren Beitrag nun bei Youtube hochgeladen: “Viele Kunden sind im Nachhinein frustriert und fühlen sich von ImmoTommy und seinem Team hintergangen.”

6. RTL durfte Foto von “Gruppe Reuß”-Angeklagtem nicht veröffentlichen
(beck.de)
Das Landgericht Karlsruhe habe entschieden, dass RTL das Foto eines Angeklagten aus dem Strafprozess gegen die “Gruppe Reuß” nicht ohne dessen Einwilligung veröffentlichen durfte. Das Gericht habe festgestellt, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Angeklagten einschließlich seines Rechts auf informationelle Selbstbestimmung die Pressefreiheit überwiege, da die Veröffentlichung des von der Polizei gemachten Fotos eine erhebliche Stigmatisierungsgefahr berge.

Reklame für Klimakiller, Mediatheken rücken zusammen, Reichelts Strafe

1. Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag: TV-Werbung oft für klimaschädliche Produkte
(riffreporter.de, Marianne Falck)
Die Otto-Brenner-Stiftung hat eine Studie über “Reklame für Klimakiller” veröffentlicht (PDF). Die “Riffreporter” haben sich die 70-seitige Analyse mit dem Untertitel “Wie Fernseh- und YouTube-Werbung den Medienstaatsvertrag verletzt” genauer angesehen und die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Und sie weisen auf die ordnungspolitischen Möglichkeiten hin, mit denen für mehr Klimaschutz gesorgt werden kann: “Nicht nur aus Sicht der Otto-Brenner-Stiftung gilt es, sie konsequent zu nutzen, um ein zeitnahes Umsteuern bei Unternehmen in Gang zu setzen.”

2. “Wer die Öffentlich-Rechtlichen bewahren will, muss sie grundlegend verändern”
(journalist.de, Jan Freitag)
Julia Jäkel, ehemalige Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, hat mit einer Kommission, dem sogenannten “Zukunftsrat”, über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien nachgedacht und Vorschläge erarbeitet (PDF). Die grundlegende Frage dabei: Was muss sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ändern? Und: Kann er gerettet werden? Jan Freitag hat Jäkel unter anderem dazu befragt. Er wollte auch wissen, wie man sich die Zusammenarbeit in dem achtköpfigen Gremium vorstellen muss. Jäkels Fazit: “Wer die Öffentlich-Rechtlichen bewahren will, muss sie grundlegend verändern”.

3. Streit mit Böhmermann: Reichelt muss 2.000 Euro zahlen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Ex-“Bild”-Chefredakteur und jetzige Verantwortliche des rechten Krawallmediums “Nius”, Julian Reichelt, muss laut “DWDL” 2.000 Euro Ordnungsgeld zahlen, weil er im Streit mit dem ZDF-Satiriker Jan Böhmermann gegen eine einstweilige Verfügung verstoßen habe. Das Hanseatische Oberlandesgericht habe festgestellt, dass Reichelt in einem “Achtung-Reichelt!”-Video unter anderem die unwahre Behauptung verbreitet habe, eine Frau mit Verbindungen zum Innenministerium gehöre zur Redaktion des “ZDF Magazin Royale”.

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4. “Keine Einschnitte in die Honorare von Freien!”
(djv-nrw.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Nordrhein-Westfalen ruft alle festangestellten und arbeitnehmerähnlichen Journalistinnen und Journalisten sowie die Volontärinnen und Volontäre des WDR zu einem zweitägigen Warnstreik für gerechtere Honorare der Freien auf. DJV-NRW-Verhandlungsführer Volkmar Kah kritisiert den aktuellen Vorschlag des WDR: “Wenn sich an dem vorliegenden Vorschlag nichts ändert, wird es bei zahlreichen Honoraren enorme Verschlechterungen geben. Für einzelne Positionen sind Einkommensverluste bis zu 30 Prozent zu befürchten. Das ist mit uns nicht zu machen!”

5. Mediatheken rücken enger zusammen
(tagesschau.de)
Der Intendant des ZDF und der Vorsitzende der ARD haben eine engere Zusammenarbeit ihrer Mediatheken angekündigt. Die Kooperation, die ab dem ersten Quartal 2025 starten soll, sieht den Einsatz von Open-Source-Technologie vor, die auch von anderen Institutionen genutzt werden könne. “Wir geben der Gesellschaft damit etwas zurück, wofür sie uns auch bezahlt hat”, so ZDF-Chef Norbert Himmler. Die Kosten dafür würden aus dem laufenden Betrieb finanziert.

6. Kurznachrichtendienst: Jack Dorsey kehrt Bluesky den Rücken
(heise.de, Martin Holland)
Wie Martin Holland bei “Heise” berichtet, hat Twitter-Erfinder und Bluesky-Gründer Jack Dorsey seinen Vorstandsposten bei Bluesky aufgegeben und seinen dortigen Account gelöscht. Die Plattform habe die Trennung bestätigt und suche nun einen Nachfolger für Dorsey im Vorstand. Warum Jack Dorsey sich von der Twitter-Alternative getrennt habe, sei nicht bekannt.

Gute und Schlechte Nachrichten, SWR-Kleiderordnung, Klimaplattform

1. Staatliche Vorschriften jetzt kostenfrei zugänglich
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Transparenzinitiative “FragDenStaat” hat das Gemeinsame Ministerialblatt (GMBl), eine wichtige Quelle für staatliche Vorschriften und Bekanntmachungen, kostenlos online zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung von 2.713 Ausgaben des GMBl, die normalerweise von einem privaten Verlag kostenpflichtig angeboten werden, sei ein Schritt zur Förderung des öffentlichen Zugangs zu amtlichen Dokumenten.

2. Harenberg stellt buchreport zum Verkauf und Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
(buchreport.de)
Der Harenberg Verlag hat sein Kernprodukt, die Fachzeitschrift “buchreport”, zum Verkauf angeboten und gleichzeitig Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Verlag sei direkt und indirekt von den finanziellen Schwierigkeiten der gesamten Busch-Glatz-Gruppe, zu der er gehört, betroffen. Außerhalb der Buchbranche dürfte der Verlag den meisten durch die “Spiegel”-Bestsellerliste bekannt sein, für deren Erstellung er verantwortlich ist beziehungsweise bald gewesen sein wird.

3. Erlaubt ist, was nicht stört
(taz.de, Lara Ritter)
Der öffentlich-rechtliche Südwestrundfunk (SWR) plane die Einführung einer geschlechtsspezifischen Kleiderordnung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was bei nicht-binären Menschen wie Janboris Rätz auf Kritik stößt. Rätz hat die eigene queere Identität vor der Kamera bisher durch das Tragen von kräftig farbigem Nagellack betont. Der Entwurf des SWR-Styleguides schließe sichtbar lackierte Fingernägel allerdings aus und beschränke sich auf dezente Farben, was Rätz als diskriminierend empfinde. Der SWR betone, dass es sich um einen Entwurf handele, und zeige sich offen für Feedback.

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4. Plattform für Klimajournalismus lanciert
(persoenlich.com, Michèle Widmer)
Wie Michèle Widmer berichtet, soll im Frühling 2024 eine neue Plattform für Klimajournalismus namens “Neue Zukunft” an den Start gehen. Das Online-Magazin werde sich auf eine solidarische und kritische Auseinandersetzung mit der Klimagerechtigkeitsbewegung konzentrieren und plane, monatliche Inhalte in verschiedenen Formaten wie Videos, Podcasts oder Texten zu veröffentlichen. Die Finanzierung des Projekts sei noch offen, wobei Werbung als Finanzierungsquelle ausgeschlossen werde.

5. Warum wir uns gute Nachrichten wünschen und schlechte (oder keine) Nachrichten lesen
(de.ejo-online.eu, Marcus Kreutler)
“Gerade zur Weihnachtszeit nach einem Jahr voller Krisen möchten Redaktionen ihrem Publikum vielleicht verstärkt hoffnungsfrohe Geschichten anbieten. Doch es bleibt die Frage: Kommt das an?” Marcus Kreutler schaut sich das Phänomen an, dass viele Menschen sich zwar positive Nachrichten wünschen, aber tendenziell eher negative Nachrichten konsumieren.

6. Netflix veröffentlicht Nutzungs-Zahlen für Tausende Titel
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Nachdem Netflix lange ein Geheimnis um seine Zahlen gemacht hat, veröffentlicht der Streamingdienst nun halbjährlich detaillierte Nutzungszahlen für Tausende von Titeln. Der erste Bericht beleuchtet den Erfolg verschiedener Serien und Filme, wobei, wie Uwe Mantel bei “DWDL” betont, die Metrik der gestreamten Stunden nicht direkt den Erfolg eines Titels widerspiegele, da Serien mit vielen Episoden bevorzugt würden.

Missglückter Ministeriums-Tweet, Klima, Böhmermann vs Reichelt

1. Verkehrsministerium macht falsche “Bild”-Meldung noch falscher
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
“Beeindruckend, auf ‘ne Art, wie viele Fehler man in einem Tweet unterbringen und wie wenige davon man im zweiten Anlauf korrigieren kann”, schreibt Stefan Niggemeier zu seinem Text über einen in mehrfacher Hinsicht missglückten Tweet des Bundesverkehrsministeriums. Niggemeiers Faktencheck bei “Übermedien” offenbart nicht nur inhaltliche Schwächen des Ministeriums, sondern auch dessen mangelnde Medienkompetenz und unzureichende Fehlerkultur – plus falsche “Bild”-Berichterstattung.

2. Klima als Dimension sichtbar machen – aber wie?
(journalist.de, Sara Schurmann)
Für Journalistinnen und Journalisten kann es herausfordernd sein, angemessen und fundiert über die Klimakrise zu berichten. Sara Schurmann, Mitgründerin des Netzwerks Klimajournalismus, zeigt in fünf Schritten auf, wie Medienschaffende die Klimakrise in ihrer Berichterstattung beleuchten können. Schurmann betont: “Journalist*innen müssen weder Klimawissenschaften studieren, noch den Journalismus neu erfinden, um gut und angemessen über die Klimakrise berichten zu können. Es reicht, sich die wichtigsten Zusammenhänge und unseren journalistischen Umgang damit tiefergehend bewusst zu machen.”

3. Rat und Parlament streiten, wann der Staat Journalist:innen hacken darf
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie Tomas Rudl berichtet, will das EU-Parlament Journalistinnen und Journalisten und deren Quellen besser vor Überwachung schützen, doch die EU-Länder im Ministerrat würden Ausnahmen für die “nationale Sicherheit” fordern. Dieser Konflikt könnte nun im Rahmen des Europäischen Medienfreiheitsgesetzes eskalieren. Rudl erläutert die Gemengelage und die unterschiedlichen politischen Positionen.

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4. Jan Böhmermann schickt Julian Reichelt seinen Anwalt
(derstandard.at)
Der “Standard” berichtet unter Berufung auf Informationen der “Zeit” über eine juristische Auseinandersetzung zwischen Satiriker Jan Böhmermann und dem geschassten “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt. Dabei gehe es unter anderem um die Unterlassung der in der Sendung “Achtung, Reichelt!” getätigten Behauptung, das Bundesinnenministerium habe den früheren Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, “über die öffentlich-rechtlichen Medien mit frei erfundenen Vorwürfen hinrichten” lassen.

5. SWR-App: Schlichtung geplatzt
(verdi.de)
Das Schlichtungsverfahren zwischen dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der ARD bezüglich der Nachrichten-App “Newszone” des öffentlich-rechtlichen SWR sei ohne Einigung zu Ende gegangen. Der BDZV halte die App für presseähnlich und somit für rechtswidrig. Der SWR prüfe eine erneute Veröffentlichung der App und biete den Verlagen Kooperationsmöglichkeiten an. Diese erwögen wiederum eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission.

6. HiHö23: Wir brauchen euren Input
(freischreiber.de)
Die Vertretung freier Journalistinnen und Journalisten Freischreiber vergibt regelmäßig den “Himmel-und-Hölle-Preis”, mit dem sie “Engel und Teufel der Branche ehren und verdammen”. Vorschläge können noch bis zum 15. September eingereicht werden: “Wer hat euch im vergangenen Jahr unterstützt und damit euren freien Arbeitsalltag gen Himmel erhoben? Wer hat euch das Freiendasein zur Hölle gemacht?” Einen Rückblick auf die vorherigen Preisträgerinnen und Preisträger gibt es hier.

Gluckernde Güllepumpe, Geseufztes Halleluja, Klimajournalismus

1. Andreas Ellermann und die Güllepumpe aus Trash
(uebermedien.de, Peter Breuer)
Bei “Übermedien” beschäftigt sich Peter Breuer mit der medialen Selbstvermarktung des Andreas Ellermann, der sich durch seine Beziehungen zu Prominenten wie Patricia Blanco und Nadja Abd el Farrag in die Schlagzeilen der Boulevardpresse katapultiert hat. Breuer kritisiert die Redaktionen für ihre Bereitschaft, Ellermanns Inszenierungen zu verbreiten und bezeichnet die Beziehung zwischen Ellermann und den berichtenden Medien als “Perpetuum mobile” und “gluckernde Güllepumpe aus Trash, die bereits mit minimaler Nährstoffanreicherung ein unfassbares Textwachstum düngt”.

2. Klimajournalismus – über Herausforderungen und Perspektiven eines zukunftsträchtigen Ressorts
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Die Klimajournalistin Annika Joeres spricht im Interview über die Entwicklung und Herausforderungen ihres Themenfeldes. Sie betont, dass Klimajournalismus nicht nur über physikalische Gesetzmäßigkeiten berichtet, sondern auch kritisch hinterfragt, welche politischen und wirtschaftlichen Interessen die Klimapolitik beeinflussen. Und sie hat einen Tipp für junge Journalistinnen und Journalisten: “Wer sich für den Klimajournalismus interessiert, sollte sich in die Europapolitik im Zusammenhang mit der Klimakrise einarbeiten. Da wird dringend Nachwuchs gebraucht!”

3. Ein geseufztes Halleluja zum Geburtstag: Wo steht Bild TV?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Mit großen Ambitionen startete der Springer-Konzern vor zwei Jahren sein Projekt “Bild TV”. Zum Jubiläum zieht Alexander Krei eine Zwischenbilanz. Die aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen des Senders lassen in ihm Zweifel aufkommen, ob “Bild TV” langfristig in der Medienlandschaft bestehen kann: “In zwei Jahren steht die nächste Bundestagswahl an. Dass es dann noch einmal eine ‘Kanzlernacht’ bei Bild TV geben wird, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist da schon, dass dann mal wieder ein Film über das Schwarze Loch gesendet wird. Wenn überhaupt.”

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4. “Clankriminalität”: Berichten, aber wie?
(deutschlandfunk.de, Luise Sammann, Audio: 5:57 Minuten)
Im Deutschlandfunk geht es um die Berichterstattung über “Clankriminalität”. Obwohl das Wort von Medien und Polizei häufig verwendet werde, gebe es keine einheitliche Definition. Oft werde der Begriff mit einer bestimmten ethnischen Herkunft in Verbindung gebracht, was zu Diskriminierung und Pauschalisierung führen könne. Experten empfehlen, dass Redaktionen differenzierter berichten und auch nicht-kriminelle Familienmitglieder zu Wort kommen lassen sollten.

5. “Frankfurter Rundschau” ohne Tarif
(taz.de, Caspar Shaller)
Die “taz” berichtet über den Tarifkonflikt bei der “Frankfurter Rundschau” (“FR”). Die Gewerkschaften Verdi und DJV würden eine Rückkehr in die Tarifbindung fordern, was die Geschäftsführung des Blattes ablehne. Die “FR” sei vor zehn Jahren aus der Tarifbindung ausgestiegen, was dazu führe, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vergleich mehrere hundert Euro weniger im Monat bekämen. Die Eigentümerin der Zeitung, die Ippen-Gruppe, argumentiert, die “FR” könne sich höhere Gehälter nicht leisten, was die Gewerkschaftsvertreter bezweifeln. Sie fordern mehr Transparenz über die finanzielle Situation des Unternehmens.

6. Wenn Pointen von damals heute aufregen
(tagesspiegel.de, Ariane Bemmer)
Der WDR hat alte Sendungen von Otto Waalkes und Harald Schmidt in der eigenen Mediathek mit einem Hinweis versehen, dass einige Passagen heute als diskriminierend empfunden werden könnten. Dafür wurde der Sender in Sozialen Medien heftig kritisiert. Zu Unrecht, findet Ariane Bremmer. Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem Akt der Rücksichtnahme: “Es wird damit nichts zensiert, es wird nichts ungeschehen gemacht, es wird nichts zurückgenommen.”

Klimakrise, Journalisten in Afghanistan, Die Hölle auf Speed

1. Objektivität ist eine Illusion
(taz.de, Valérie Catil)
“Texten über das Klima wird häufig vorgeworfen, zu viel Haltung zu zeigen und nicht objektiv genug zu sein”, schreibt Valérie Catil in ihrem Essay über die “Klimakrise im Journalismus”: “Dabei sind wir an so einem kritischen Punkt in der Klimakrise angekommen, dass die Plattformen, die nicht ernsthaft über sie schreiben, der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigt werden sollten.”

2. DJV warnt Medienschaffende vor Reisen in die Türkei: Bitte nicht pauschalisieren
(freitag.de, Barış Altıntaş)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte auf die Festnahme einer Bundestagsabgeordneten bei deren Einreise in die Türkei mit einer Art Reisewarnung für Journalistinnen und Journalisten (siehe die “6 vor 9” vom vergangenen Dienstag). Barış Altıntaş fragt im “Freitag”: “War es eine Überreaktion des DJV?” Für eine differenzierte Antwort hat Altıntaş mit mehreren Medienschaffenden und -experten in der Türkei gesprochen, und die widersprechen dem DJV zum Teil, stimmen ihm in manchen Punkten aber auch zu.

3. Reichelt revanchiert sich
(jungle.world, Markus Liske)
Markus Liske hat sich durch “Nius” gekämpft, ein neues Medienangebot, das “die Stimme der Mehrheit” verkörpern will und dessen Gesicht der geschasste “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt ist: “Dass der geradezu minimalistisch enge Meinungskorridor, den Nius abbildet, tatsächlich ‘die Stimme der Mehrheit’ wiedergibt, darf bezweifelt werden. Selbst rechte Gesinnungen in diesem Land sind deutlich vielfältiger.” Liskes Fazit: “Derzeit dient Nius hauptsächlich dazu, Julian Reichelt im Gespräch zu halten. Das immerhin scheint geglückt.”

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4. Taliban nehmen neun Journalisten fest
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtet über die erschütternde Situation für Medienschaffende in Afghanistan: “In den vergangenen elf Tagen ließen die Taliban landesweit insgesamt neun Journalisten verhaften. Faqir Mohammad Faqirzai, Jan Agha Saleh, Haseeb Hassas, Habib Sarab, Sayed Wahdatullah Abdali, Shamsullah Omari, Wahidrahman Afghanmal, Ataullah Omar und Parwiz Sargand wurden bei Razzien in fünf afghanischen Provinzen ohne Angabe von Gründen verhaftet. Mit einer Ausnahme sind alle noch in Haft.” Der Text wirft auch einen kritischen Blick auf das Mitte Oktober 2022 angelaufene Bundesaufnahmeprogramm Deutschlands.
Noch ein zusätzlicher Hörtipp: Eine positive Nachricht aus einem völlig anderen Land: Natalie Amiri berichtet, dass die im Iran verhaftete Journalistin Nazila Maroofian offenbar wieder frei ist (deutschlandfunk.de, Audio: 5:50 Minuten).

5. Razzia bei Zeitung in Kansas sorgt für Entrüstung
(spiegel.de)
Die kleine Wochenzeitung “Marion County Record” aus dem US-Bundesstaat Kansas, die laut “New York Times” eine Auflage von etwa 4.000 Exemplaren hat, steht im Zentrum einer großen Debatte um die Pressefreiheit in den USA. Beamte hatten die Redaktionsräume des “Record” sowie das Haus des Herausgebers durchsucht und unter anderem Computer und Handys beschlagnahmt. Große Medienorganisationen sind von der Razzia entsetzt, sogar das Weiße Haus schaltete sich ein: Der Vorgang böte Grund zur Sorge. Inzwischen soll der Durchsuchungsbeschluss wieder zurückgezogen und die beschlagnahmten Geräte zurückgegeben worden sein.

6. Süchtig nach TikTok
(uebermedien.de, Armin Wolf)
In der neuen “Übermedien”-Serie “Geheime Leidenschaften” stellen “bekannte Leute Mediendinge vor, die sie mögen – obwohl man das vielleicht von ihnen nicht erwartet hätte.” Den Anfang macht der österreichische Journalist Armin Wolf, der über seine TikTok-Sucht schreibt: “TikTok ist die Hölle. Glauben Sie einem demnächst 57-Jährigen. Ich habe keine Erfahrung mit herkömmlichen Drogen oder anderen Substanzen, die süchtig machen. Aber der Algorithmus von TikTok ist die Hölle. Auf Speed.”

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