Suchergebnisse für ‘Klima’

Russland droht, Nasen-OP von “Zeit Campus”, Klima-Fossile beim ZDF

1. Russland droht mit Sperrung von YouTube
(spiegel.de)
Am Dienstag hat Youtube die deutschsprachigen Kanäle des kremltreuen Senders RT gesperrt. Nun droht Russland der Onlineplattform mit Vergeltungsmaßnahmen. Man fordert das US-Unternehmen auf, die Sperrungen aufzuheben. Andernfalls könnten “Maßnahmen zur vollständigen oder teilweisen Beschränkung” gegen Youtube getroffen werden. Das russische Außenministerium spreche von einem “beispiellosen Akt der Medienaggression” und vermute eine Unterstützung vonseiten deutscher Behörden. Die Bundesregierung weist die Vorwürfe zurück – es handele sich allein um eine Entscheidung von Youtube.

2. Bearbeitetes Foto auf dem Cover von ZEIT Campus
(blog.zeit.de, Chefredaktion von ZEIT Campus)
Am Dienstag ist eine Ausgabe von “Zeit Campus” mit einem Cover-Foto der Bestsellerautorin Şeyda Kurt erschienen. Auf diesem Foto wurde ihre Nase mit einem Bildbearbeitungsprogramm verändert. Bei Instagram kommentiert Kurt: “Das ist natürlich besonders absurd, wenn das in einer Ausgabe passiert, in der es u.a. um Menschenfeindlichkeit, Schönheitsnormen und Feminismus etc geht.” Sie schlägt vor: “Für jede in Umlauf gebrachte falsche Nase sollte der Zeit-Verlag 2 Euro an die Seebrücke spenden.” Ein Vorschlag, den die “Zeit-Campus”-Chefredaktion in ihrer Bitte um Entschuldigung dezent ausklammert.

3. Volker Angres (ZDF): Fossile im Fernsehen
(klima-luegendetektor.de)
“Hä? Neue Kohlekraftwerke sind das Erste, was dem obersten Umweltjournalisten des ZDF als europäische Klimaschutzmaßnahme einfällt? Und die einzige überhaupt, die er hier vor riesigem Publikum nennt?” Der “Klima-Lügendetektor” ist entsetzt über Äußerungen des Leiters der ZDF-Umweltredaktion Volker Angres und erklärt, was Angres stattdessen hätte sagen können.

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4. Geld wie Heu
(taz.de, Wilfried Urbe)
Die Streamingdienste pumpen immer mehr Geld in den Markt. Netflix kündigte zum Beispiel jüngst an, im deutschsprachigen Raum in drei Jahren 500 Millionen Euro in lokale Inhalte investieren zu wollen. Bei dem Streaming-Riesen hätten sich jedoch über 15 Milliarden US-Dollar Verbindlichkeiten angehäuft, schreibt Wilfried Urbe: “Viele Bran­chen­be­ob­ach­te­r*in­nen gehen davon aus, dass Streaming-Anbieter aus wirtschaftlicher Sicht nur eine Chance haben: Ein noch größerer Mediengigant kauft ihn.”

5. “Bild TV” übernimmt Inhalte von ARD und ZDF ohne Zustimmung – Debatte um CC-Lizenzen im öffentlichen Rundfunk
(irights.info, Maya El-Auwad)
Die nicht genehmigte Übernahme von öffentlich-rechtlichen Inhalten durch den Privatsender “Bild TV” am Wahlabend treibt eine Debatte um CC-Lizenzen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk voran. Einer generellen Freigabe der Inhalte stünden derzeit einige Dinge entgegen, trotzdem tue sich etwas bei dem Thema, wie Maya El-Auwad bei irights.info berichtet.

6. Gruppenbild mit Dame: Wie ein grün-liberales Selfie Geschichte schreibt
(rnd.de, Imre Grimm)
Es gab kaum eine Chance, dem Bild zu entgehen: Das grün-liberale Vierer-Selfie mit den Spitzen von FDP und Grünen dominierte einen Tag die Sozialen Netzwerke – ob als Original oder abgewandelte Parodie. Imre Grimm hat dazu eine unterhaltsame Bildanalyse verfasst und zeigt, was das Netz an kreativen Einfällen hatte.

Corona-Radikalisierung von “Bild”, Klimakrise verschlafen, Elefanten

1. Die Corona-Radikalisierung von “Bild” und der Mord von Idar-Oberstein
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier hat sich angeschaut, wie “Bild” über den Mord von Idar-Oberstein berichtet hat, und dies in Relation zur sonstigen Corona-Berichterstattung gesetzt. Sein Fazit: “Aus legitimer und notwendiger Kritik an Maßnahmen im Namen der Corona-Bekämpfung ist bei ‘Bild’ in den vergangenen Monaten eine rasende Wut auf ‘die’ Politik und den Staat geworden. Das Blatt hält zwar Abstand zu Querdenkern und der AfD – aber nicht zu vielen ihrer Positionen. Gleichzeitig befeuert sie mit ihrer Radikalität immer neu deren Wut.”

2. Wie österreichische Medien in den deutschen Wahlkampf eingreifen
(correctiv.org, Tania Röttger & Alice Echtermann & Till Eckert)
Recherchen von “Correctiv” und “Undone” zeigen: Österreichische Medien verbreiten Desinformation in Deutschland und mischen sich so in die Bundestagswahl ein. Dahinter stecke ein Netzwerk mit dubioser Finanzierung und zahlreichen Verbindungen zur rechten Szene. Die spannenden Enthüllungen sind auch als Podcast im Rahmen der Serie “Noise” erschienen: Vienna Calling (Audio: 30:01 Minuten). Eine Rekonstruktion der Desinformation in Deutschland vor der Bundestagswahl gibt es hier als Text und hier als interaktive Grafik.

3. Was ist mit den Medien los? Eine Kritik der Wahlberichterstattung.
(twitter.com/MalteHeynen)
Auf Twitter hadert der Journalist Malte Heynen mit seiner Zunft. Fast alle Medien würden die Klimakrise verschlafen: “Klima ist nur ein Thema unter vielen. Irgendwo zwischen Panorama und Sport, Autotests und Börsenberichten. Auch die meisten Headlines zeigen nicht, wie dramatisch die Lage ist. Das muss sich dringend ändern.” Union und SPD hätten beim Klimaschutz versagt, ein Versagen, das die Menschheit gefährde. Heynens bittere Schlussworte: “Wenn Medien es nicht schaffen, dieses Versagen herauszuarbeiten, machen sie ihren Job nicht.”

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4. Bundesregierung darf nicht länger zögern
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Rettung afghanischer Journalistinnen und Journalisten durch die Bundesregierung geht nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen (RSF) zu schleppend voran. Nicht nachvollziehbar bleibe die Entscheidung, nach einem bestimmten Stichtag keine Fälle mehr anzunehmen: “Noch immer erreichen RSF täglich verzweifelte Hilferufe afghanischer Journalistinnen und Journalisten, die es nicht geschafft haben, mit einem Evakuierungsflug aus Kabul gerettet zu werden oder in Drittstaaten Gefahr laufen, aufgegriffen und nach Afghanistan zurückgeschickt zu werden.”

5. Podcast-Nutzung steigt rasant, Werbemarkt dreht ins Plus
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die Einschaltquotenmesser der AGF melden einen rasanten Anstieg der Podcast-Nutzung. Laut aktuellem “Convergence Monitor” sei die Zahl der Personen, die mindestens einmal im Monat einen Podcast hören, im Vergleich zum Vorjahr um satte 42,6 Prozent gestiegen. Uwe Mantel hat sich ein paar interessante Zahlen aus der Erhebung herausgepickt und liefert weitere Neuigkeiten aus dem Bereich Audio.

6. Fernsehmomente der Wahrheit
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider)
Beim Deutschlandfunk blickt Nikolaus Brender, ehemaliger Chefredakteur des ZDF, auf die sogenannten Elefantenrunden der Spitzenpolitiker am Wahlabend zurück. Als Moderator bereite man sich tagelang auf unterschiedlichste Varianten vor, aber mit dem Auftritt von Noch-Kanzler Gerhard Schröder im Jahr 2005 habe er nicht gerechnet. War Schröder an dem Abend angetrunken, wie von vielen vermutet? Nein, so Brender: “Mein Eindruck war, dass Gerhard Schröder keinen Alkohol getrunken hatte – das waren die Endorphine.”

Hildmann-Vertrauter packt aus, Rüge für “Bild”, Anti-Klimaschutz

1. Attila Hildmanns engster Vertrauter packt aus
(t-online.de, Lars Wienand)
Vor einigen Tagen hat die Hackergruppe Anonymous Telegram-Kanäle und Websites von Attila Hildmann vom Netz genommen. Der ehemalige Kochbuch-Autor hatte über den Messenger rechtsextremistische, antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte an seine teilweise mehr als 100.000 Abonnenten ausgespielt. Die Anonymous-Aktion war nur deshalb möglich, weil ein ehemaliger Vertrauter und IT-Administrator Hildmanns die Daten an das Hackerkollektiv weitergegeben hatte. Jetzt hat dieser Mann vor Journalisten über die Zeit mit Hildmann, dessen Gedankenwelt und Netzwerk gesprochen.
Weiterer Lesehinweis: Facebook löscht Konten und Gruppen der Querdenken-Bewegung: “Facebook hat knapp 150 Accounts und Gruppen auf seinen Plattformen gelöscht, die zur umstrittenen Querdenken-Bewegung gehören sollen. Es ist nach Angaben des Unternehmens weltweit die erste gezielte Aktion, die sich gegen eine Gruppierung richte, die einen ‘koordinierten sozialen Schaden’ (coordinated social harm) hervorruft.” (zeit.de)

2. Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien
(twitter.com, Niema Movassat)
Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat hat sich – neben einigen BILDblog-Leserinnen und -Lesern – beim Presserat über “Bild” beschwert und Zustimmung erhalten. Auf Twitter schreibt Movassat: “Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien, bei dem ein Kind seine Familie verlor? Das Drecksblatt Bild hat nicht davor zurückgeschreckt, das Bild des Kindes abzudrucken. Ich habe mich beim Presserat beschwert – die Bild bekommt nun eine öffentliche Rüge.” In den Kommentaren wird berechtigterweise die Frage nach den Folgen diskutiert: “Wenn die Lehrerin immer nur Tadel einschreibt und das keine Konsequenzen hat, interessiert das die Jungs, die den Unterricht stören halt einen Scheiss. Also? Konsequenzen?”

3. „Nicht den Anschein erwecken, wir bevorzugen jemanden“
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 6:08 Minuten)
Wie berichten die Sender des Deutschlandradios kurz vor der Bundestagswahl? Welche Politikerinnen und Politiker werden dann noch interviewt? Und wie steht es um journalistische Nebentätigkeiten? Im Gespräch mit @mediasres, dem Medienmagazin im Deutschlandfunk, spricht Friedbert Meurer, Leiter der Abteilung Aktuelles, über die Grundsätze des Senders bei der Berichterstattung kurz vor der Wahl.

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4. Warum der Fall Nemi El-Hassan die Krise des deutschen Journalismus aufzeigt
(berliner-zeitung.de, Hanno Hauenstein)
Hanno Hauenstein findet die Debatte um den WDR und die designierte “Quarks”-Moderatorin Nemi El-Hassan scheinheilig. Die Diskussion sei “Ausdruck einer inzwischen normalisierten deutschen Sehnsucht, die Deutungshoheit über Antisemitismus gegen Minderheiten in Anschlag zu bringen. Ob diese nun jüdisch, muslimisch oder links sind, scheint dabei kaum mehr eine Rolle zu spielen.” Der Beitrag ist auch deshalb empfehlenswert, weil er neue Gedanken und Perspektiven zur Bewertung des Konflikts einbringt.

5. Pressefreiheit: Wahlversprechen unter der Lupe
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen hat die Parteien zu Kernthemen rund um die Pressefreiheit befragt. Die acht “Wahlprüfsteine” behandeln etwa den Umgang mit zunehmenden gewalttätigen Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten, das Sanktionieren mangelnder Rechtsstaatlichkeit in EU-Staaten und die Frage, wie zwischen staatlichen Überwachungsbefugnissen und dem Recht auf vertrauliche Kommunikation im Internet abzuwägen ist. Alle der im Bundestag vertretenen Parten haben geantwortet – abgesehen von der AfD.

6. Bild: Anti-Klimaschutz-Propaganda verbreiten
(klima-luegendetektor.de)
“Bild” sprach mit dem Vorsitzenden der IG Metall über allerlei aktuelle Themen, darunter auch die arbeitsmarktrelevanten Aspekte der Klimapolitik. Die Folge war ein “Bild”-Titel mit der verzerrenden und irreführenden Schlagzeile: “IG-Metall-Boss Hofmann warnt: Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs!” (siehe dazu auch unseren gestrigen Beitrag “Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage). Den Experten und Expertinnen des “Klima-Lügendetektors” sind noch weitere bemerkenswerte Dinge zur “Bild”-Geschichte aufgefallen.

“Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, war zum Interview bei “Bild”. In dem Gespräch ging es unter anderem um die Debatte über die Anhebung des Renteneintrittsalters, um im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen und auch um den Klimaschutz. Auf die Frage von “Bild”-Redakteur Johannes C. Bockenheimer “Industriepolitik und Klimapolitik widersprechen sich also?” antwortete Hofmann:

Nein, ich bin überzeugt, dass wir den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen können. Aber dafür brauchen die Industrie und die dort Beschäftigten jetzt Planungssicherheit, andernfalls sind weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr. Wenn wir aber jetzt massiv Ladesäulen bauen, in Batteriezellfabriken und Recycling investieren, eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen, Unternehmen davon abhalten, alles in Billiglohnländer zu verlagern und die Menschen aktiv weiterbilden, dann kann die Transformation ein Erfolgsmodell werden. Aber was wir bei Teilen der Politik und der Unternehmen erleben, ist Trägheit – und die gefährdet Arbeitsplätze.

Daraus macht die “Bild”-Redaktion heute auf der Titelseite diese Schlagzeile:

Ausriss Bild-Titelseite - IG-Metall-Boss Hofmann warnt - Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs

Bei Bild.de wird aus dem “IG-Metall-Boss” zwar der “IG-Metall-Chef”, die Schlagzeile ist aber auch dort genauso verzerrend:

Screenshot Bild.de - IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt - Klimaschutz kostet Hunderttausende Jobs

Online kann jeder, der sich die Mühe macht, immerhin nachlesen, dass Jörg Hofmann keineswegs findet, dass Klimaschutz per se “Hunderttausende Jobs” kosten wird, sondern dass der aus seiner Sicht richtig gemachte Klimaschutz sogar “ein Erfolgsmodell” sein kann. In der gedruckten “Bild” ist das nicht möglich. Dort ist kein Wortlautinterview erschienen, sondern nur eine Zusammenfassung Bockenheimers. Der “Bild”-Autor schreibt lediglich:

Hofmanns Sorge: Es sind “weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr!”

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Zurückgelassen in Kabul, Kein Sack Reis, Deutscher Klimajournalismus

1. Zurückgelassen in Kabul
(reporter-ohne-grenzen.de)
Gestern hat die US-Armee ihre letzten Einsatzkräfte aus Afghanistan abgezogen. Nun wird die Bedrohungslage für Journalistinnen und Journalisten vor Ort immer größer, so Reporter ohne Grenzen. Die Organisation fordert die Bundesregierung auf, eine Grundsatzentscheidung für Visa für in Drittstaaten gestrandete, bedrohte Medienschaffende zu treffen, anstatt weiterhin nach Einzelfällen zu entscheiden.
Weiterer Lesehinweis: “Nach dem Abzug der letzten US-Soldaten mussten auch zahlreiche Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan zurückbleiben. Er wisse von Fällen, die nun ‘von Haus zu Haus fliehen’, sagt der Journalist und Afghanistan-Kenner Marc Thörner im Deutschlandfunk. Diejenigen, die noch arbeiten, würden versuchen, “tastend weiterzumachen”.

2. “Es wird erst dann interessant, wenn man Widersprüche akzeptiert”
(journalist.de, Thilo Komma-Pöllath)
Die freie Journalistin und Umweltaktivistin Leonie Sontheimer und der journalistisch ausgebildete Sprecher des Lobbyverbands der deutschen Gaswirtschaft, Charlie Grüneberg, diskutieren über das Selbstverständnis im deutschen Klima­journalismus. In dem Interview steckt mehr drin als der Streit um Wahrheit und Deutungshoheit. Es liefert Stoff für eine gesellschaftliche Debatte, der man sich in den nächsten Jahren kaum entziehen können wird.

3. Kein Sack Reis in China umgefallen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt in einer Glosse über ein merkwürdiges Genre im Politikjournalismus: Die Berichte darüber, “dass wichtige Parteimenschen exakt das sagen, was von ihnen in dieser Situation erwartet wird”.

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4. Wenn Influencerinnen Politik machen
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 5:25 Minuten)
In Sachen Politik halten sich Influencerinnen und Influencer in Deutschland in der Regel eher zurück. Es gibt jedoch auch Instagram- und Youtube-Größen, die sich im weitesten Sinn politisch betätigen, darunter Louisa Dellert und Marvin Neumann. Der Politberater Martin Fuchs unterstreicht und relativiert den Einfluss dieser Personen: “Das heißt also, diese Multiplikator*innen sind schon nicht uninteressant für Parteien. Man muss aber das Big Picture sehen: Und da sind die jungen Wähler*innen eine vernachlässigbare kleine Gruppe, die nicht ganz entscheidend im Fokus der Parteien steht.”
Weiterer Lesehinweis: Ab heute gibt es beim Deutschlandfunk in einem Live-Blog Neues zur Bundestagswahl in leichter Sprache.

5. Der “80 Prozent-Corona-Tote”-Fake: Häussler distanziert sich von “falscher” Welt-Schlagzeile
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die “Welt” titelte online, dass 80 Prozent der Covid-Toten wohl nicht an Corona gestorben seien. Auf Anfrage distanzierte sich ihre Quelle von der Aussage: Diese Überschrift sei “in ihrer Allgemeinheit falsch und würde von uns niemals so vertreten werden.” Thomas Laschyk hat am Ende seiner Ausführungen einen Tipp für alle Experten und Expertinnen, die ähnliche Anfragen von der “Welt” bekommen: “Das sollte eine Lehre für alle Wissenschaftler:innen sein, sich nicht von der WELT für deren skrupellose Profitmache einspannen zu lassen, die gerade jetzt vor einem Delta-Winter mit weiterhin vielen Ungeimpften für viele ihrer neuen (und alten) Leser:innen tödlich enden kann.”

6. Ist das so okay für dich?
(taz.de, Emeli Glaser)
“In­ti­mi­täts­ko­or­di­na­to­r:in­nen sorgen dafür, dass der Dreh respektvoll und einvernehmlich verläuft, wenn sich Schau­spie­le­r:in­nen vor der Kamera körperlich nahekommen müssen. Denn bei schlechter Kommunikation oder unsensiblem Verhalten können Traumata entstehen. Und das passiert beim Dreh häufiger, als man vielleicht vermuten würde.” Emeli Glaser berichtet über einen Berufsstand, der sich mit dem wachsenden Bewusstsein für die Problematik auch in Deutschland allmählich etabliert.

“Bild” hetzt durchs Programm, Lob des Zweifels, Klimakrise und Medien

1. Fernsehen ohne Ruhepuls: Bild hetzt durchs Programm
(dwdl.de, Alexander Krei & Thomas Lückerath)
Alexander Krei und Thomas Lückerath haben ihre ersten Eindrücke vom neuen “Bild”-Fernsehsender aufgeschrieben. Zur Ruhe gekommen sind sie beim TV-Gucken nicht: “In einem Moment beschimpft CDU-Generalsekretär Ziemiak den SPD-Kanzlerkandidaten Scholz als politischen Hütchenspieler, im nächsten Moment wird über eine blutige Auseinandersetzung berichtet, in die die Influencerin Georgina Fleur involviert ist. Mal fabuliert Meinungschef Filipp Piatov über das ‘Inzidenz-Regime’ der Regierung, dann leitet Detlef Soost plötzlich zu Sit-Ups im Studio an, und im Gespräch mit einem Augenarzt geht es schließlich um die Tatsache, dass Fußball-Trainer Jürgen Klopp neuerdings keine Brille mehr trägt – mitsamt der wichtigen Abschlussfrage: ‘Ist das eine Kassenleistung?'”

2. Die Klimakrise ist nicht ein weiteres Problem auf der Bühne. Sie bedroht die ganze Bühne.
(uebermedien.de, Sara Schurmann & Lea Dohm)
In einem Gastbeitrag für “Übermedien” setzen sich Sara Schurmann und Lea Dohm für mehr Klimaberichterstattung ein: “Wenn Menschen viel und oft von der Klimakrise lesen, können sie das Problem besser verstehen. Dafür müssen alle Medien ganz oft darüber berichten. Das Problem muss auch immer wieder als erstes in den Nachrichten kommen. Um die Klimakrise gut zu verstehen, ist es wichtig, sie zu fühlen. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender können uns dabei helfen.” Der Text ist ein Vorabdruck aus dem heute erscheinenden Buch “Climate Action – Psychologie der Klimakrise”.

3. “Die Taliban haben mir alles genommen”
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 9:01 Minuten)
Fast zwei Jahrzehnte lang hat der Fotojournalist und Pulitzer-Preisträger Massoud Hossaini aus Afghanistan berichtet, doch nun muss er seine Heimat verlassen. Den Taliban sei es gelungen, die Welt zu blenden, so Hossaini: “Sie selbst stiften das Chaos, das wir gerade erleben, und erklären dann: Seht her, was der Westen angerichtet hat, gemeinsam mit einem Präsidenten, den der Westen unterstützt hat. Die Situation am Flughafen von Kabul haben die Taliban orchestriert – und instrumentalisieren jetzt die Medien dafür, darüber zu berichten. Die Taliban lenken damit von einer Wirklichkeit ab, außerhalb vom Flughafen, außerhalb von Kabul – einer Wirklichkeit, über die die internationale Gemeinschaft unbedingt mehr erfahren müsste.”

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4. Lobbytransparenz schaffen
(netzwerkrecherche.org)
Mehr als 50 zivilgesellschaftliche Organisationen fordern in einem gemeinsamen Appell strengere Lobbyregeln. Als zentrale Maßnahmen von der Politik nennen sie, Einflussnahmen transparent zu machen, die Parteienfinanzierung zu reformieren und Lobbykontakte offenzulegen. “Wir brauchen eine politische Kultur, in der alle Teile der Gesellschaft gehört werden und in der Integrität, Unabhängigkeit und Transparenz von Politik und Verwaltung selbstverständlich sind.” Auch das Netzwerk Recherche schließt sich den Forderungen an. Eine Umsetzung hätte sicher positive Auswirkungen auf die mediale Berichterstattung über parlamentarische Entscheidungen oder Gesetzesvorhaben.

5. Lob des Zweifels
(journalist.de, Christian Meier)
In der Reihe “Wie wir den Journalismus widerstandsfähiger machen” meldet sich “Welt”-Medienredakteur Christian Meier mit einem Plädoyer für den Zweifel zu Wort: “Die schöne Regel, dass man bei jedem Thema für einen Moment davon ausgehen sollte, dass die ‘andere Seite’ (schon wieder so ein problematischer Begriff, denn auf welcher Seite sollte ein Journalist überhaupt stehen?) Recht haben könnte – gilt sie noch? Ist sie in den Redaktionen akzeptiert? Und wie selbstverständlich ist es, eine auch in der eigenen Redaktion unpopuläre Position zu vertreten, notfalls gegen Kritik und Widerstände? Ich glaube, der Zweifel sollte unser ständiger Begleiter sein. Und das ist, ich merke es schon beim ersten Nachlesen, schon wieder so ein Besserwissersatz. Ich kann nur um Verzeihung bitten, wir sitzen alle im Glashaus.”

6. Impfgegner stürmen Foyer von TV-Nachrichtenproduzent ITN in London
(rnd.de)
Dutzende Impfgegnerinnen und -gegner haben gestern die Zentrale des britischen Nachrichtenproduzenten ITN in London gestürmt. Dabei skandierten sie Parolen gegen Impfungen und Corona-Maßnahmen, belegten einen Nachrichtensprecher mit wüsten Beschimpfungen und widersetzten sich Polizisten, die versuchten, die Menschen von einem weiteren Eindringen in die Redaktionsräume abzuhalten.

Netzwerk Klimajournalismus, Pferderennen, Pandemisches Drehen

1. Journalismus oder Aktivismus?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann & Torsten Schäfer, Audio: 7:34 Minuten)
Unter dem Namen Netzwerk Klimajournalismus Deutschland haben sich einige Journalistinnen und Journalisten zusammengeschlossen, um ähnlich wie das Netzwerk Recherche oder das Europäische Datenjournalismus-Netzwerk regelmäßig über inhaltliche und redaktionelle Fragen zu diskutieren. Umweltjournalist und Journalismus-Professor Torsten Schäfer hat das Projekt mitgegründet und erklärt im Deutschlandfunk die Hintergründe und Zusammenhänge.

2. Lange historische Bögen
(taz.de, Dirk Knipphals)
Dirk Knipphals kommentiert die Entscheidung des WDR, sich von den “Buchtipps” mit Christine Westermann zu trennen: “Auch wenn man kein literaturkritischer Fan von Christine Westermann ist, kann einen die Begründung, mit der ihre Literaturtipps im WDR nun gestrichen werden, doch einigermaßen erschüttern. Im Kern läuft sie auf die Behauptung hinaus: Die Mehrheit interessiert sich nicht für Bücher. Selbst wenn das so wäre, sollte das gerade für ein öffentlich-rechtliches Fernsehen nicht Ansporn sein, das zu ändern?”

3. SPIEGEL-Kulturchef schürt Angst vor trans: Ahnungslos durch die Nacht?
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Beim “Spiegel” kritisierte Sebastian Hammelehle, Leiter des Kulturressorts, in einem Essay (nur mit Abo lesbar) den Wunsch eines Schauspielers, den Namen seiner ehemaligen geschlechtlichen Identität nicht mehr zu erwähnen (“So baut sich unsere aufgeklärte Gesellschaft einen Kokon aus neuen Verboten.”) Johannes Kram antwortet: “Hat der SPIEGEL-Kulturchef nicht mitbekommen, wie gegen trans Menschen gehetzt wird? Und welche Rolle dabei alte Bilder und der alte, der Deadname spielt, das Vergnügen des rechten Pöbels, diesen immer wieder sichtbar zu machen als ‘Beweis’ dafür, dass der Mann oder die Frau gar nicht ‘echt’ ist, sondern sich nur ‘verkleidet’?”

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4. «Es geht nicht nur darum, einfach mehr über Frauen zu schreiben»
(medienwoche.ch, Thomas Häusermann)
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Uni Zürich haben die Darstellung von Frauen in Schweizer Print- und Onlinemedien untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die “Medienwoche” hat Verlage und Redaktionen befragt, was sie über den anhaltend tiefen Frauenanteil in ihren Medien denken und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen, um die Situation zu ändern.

5. “Der Wahlkampf ist kein Pferderennen”
(deutschlandfunkkultur.de, Jenny Genzmer & Martin Böttcher, Audio: 11:15 Minuten)
Der Begriff “Horse-Race-Journalismus” bezeichnet die Eigenart einiger Medien, die politische Berichterstattung wie ein Sport-Event zu behandeln, bei dem es ausschließlich darum geht, wer gerade in Führung liegt. Die Medienwissenschaftlerin Margreth Lünenborg erklärt, was dabei zu kurz kommt – die Inhalte: “Die Aufgabe von Journalismus ist zweifelsohne, auf den Zahn zu fühlen und kritisch zu prüfen, ob die Versprechen, die da jetzt ausgeschüttet werden, auch tatsächlich tragfähig sind. Also tatsächlich Inhalte in den Mittelpunkt zu stellen.”

6. Mit Risiken und Nebenwirkungen
(sueddeutsche.de, Nicolas Freund)
Die Corona-Pandemie hatte weitreichende Folgen für das TV- und Kinogeschäft. Monatelang waren kaum Dreharbeiten möglich und auch die jetzigen Bedingungen sind kompliziert. So soll es am Set von “Star Wars” einige Covid-Fälle gegeben haben. Nicolaus Freund berichtet über das Drehen unter pandemischen Bedingungen.

“Klima Update”, Muslimfeindlichkeit, Genderdebatte und Sportjournalismus

1. “Der Rechtsstaat im Herzen getroffen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:55 Minuten)
In Amsterdam wurde am Dienstagabend der bekannte niederländische Kriminalreporter Peter de Vries auf offener Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Sebastian Wellendorf hat mit der Korrespondentin Kerstin Schweighöfer über die Hintergründe der Tat gesprochen. De Vries habe in mehreren spektakulären Fällen recherchiert und an der Aufklärung mitgewirkt: “Er ist nicht nur Reporter, er hat sich auch als eine Art Privatdetektiv einen Namen gemacht – spezialisiert auf ‘cold cases’. Zum Beispiel hat er einen 20 Jahre alten Mord an einem elfjährigen Jungen gerade erst aufgelöst.” Zudem herrsche gegenüber Journalistinnen und Journalisten in den Niederlanden schon seit Jahren ein feindliches Klima.

2. Türkischer Exiljournalist in Berlin angegriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am Mittwochabend ist in Berlin ein regierungskritischer türkischer Journalist von drei Männern angegriffen und verletzt worden. Für Reporter ohne Grenzen kommentiert Christian Mihr: “Wir kennen die Hintergründe der Tat noch nicht, aber dass ein regierungskritischer Journalist aus der Türkei in Berlin angegriffen wird, ist besorgniserregend und könnte andere Exiljournalistinnen und -journalisten im Land einschüchtern. Die Behörden müssen dem Verdacht nachgehen, dass der Angriff mit seiner journalistischen Arbeit zusammenhängt. Medienschaffende im Exil sind vor Repressionen in ihren Heimatländern geflohen. Sie müssen sich hier sicher fühlen können.”

3. Olympiahoffnung: Mehr Frauen im Sport und im Sportjournalismus
(genderleicht.de, Anna E. Poth)
Angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Medien in einem offenen Brief (PDF) dazu aufgerufen, mehr über Sportlerinnen zu berichten: “Unsere Forderung ist: das Gewährleisten einer ausgewogenen und gleichwertigen Sportberichterstattung – ohne stereotype und diskriminierende Darstellungen von Sportlerinnen in Wort und Bild.” Die Initiative “Genderleicht” hat sich mit verschiedenen Fachfrauen über den Einfluss der Genderdebatte auf den Sportjournalismus unterhalten: mit Ulrike Spitz, Pressesprecherin des DOSB, mit Susanne Opitz, langjährige Sportjournalistin und Reporterin für das ZDF, und mit Nina Probst, Chefredakteurin des Sportblogs Sportfrauen.net.

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4. “Klima Update” bei RTL: “Zeichen der Zeit erkannt”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Lange hatten sich die Verantwortlichen der “Klima-vor-acht”-Initiative für ein regelmäßiges Klimaformat im Ersten eingesetzt, waren dort jedoch regelmäßig abgeblitzt. Konkurrent RTL hat die Gunst der Stunde genutzt und bringt das Format als “Klima Update” auf Sendung, das künftig immer donnerstags und samstags im Anschluss an die Nachrichtensendung “RTL Aktuell” zu sehen sei.

5. Muslimfeindlichkeit: Medien unter Druck
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Interkulturellen Mediendialog in Frankfurt am Main wurde unter anderem über die Studie “Mediale Wahrnehmung des Islam bei Politiker*innen und Journalist*innen” diskutiert. Bärbel Röben fasst den Vortrag und die anschließende Diskussion zusammen.

6. Donald Trump klagt gegen Twitter, Facebook und Google
(zeit.de)
Der frühere US-Präsident Donald Trump will sich seine Socia-Media-Verbannung nicht gefallen lassen und hat Twitter, Facebook und Google auf Wiederherstellung seiner Accounts verklagt.
Weiterer Lesehinweis in Sachen Twitter: “Ein französisches Gericht ordnet an, dass Twitter seine Moderationspraktiken bei Hassrede offenlegen muss. Geklagt hatten französische Organisationen, die zuvor in einer Studie den nachlässigen Umgang des sozialen Netzwerks mit hetzerischen Inhalten angeprangert hatten.” – “Twitter muss endlich Verantwortung übernehmen” (netzpolitik.org, Denise Stell).

Relotius-Interview, Kein “Klima vor Acht”, Mutig in Minsk

1. Zweifel und Neugierde – über den Umgang mit einem Fälscher
(deutschlandfunk.de, Henning Hübert, Audio: 9:06 Minuten)
Der frühere “Spiegel”-Reporter Claas Relotius hat sich in einem 90 Fragen umfassenden Interview mit dem Magazin “Reportagen” erstmals zu seinen gefälschten Texten geäußert. Der Deutschlandfunk hat mit “Reportagen”-Chefredakteur Daniel Puntas Bernet über die Entstehungsgeschichte gesprochen. Im Text zum Deutschlandfunk-Beitrag gibt es darüber hinaus einige Einschätzungen Dritter (darunter auch die des “6-vor-9”-Kurators).
Weiterer Lesehinweis: Der Journalist Armin Wolf stellt in einem Blog-Beitrag eine bezeichnende Stelle des Relotius-Interviews heraus: “Irgendwo in dem Interview schildert er eine rührende Episode, wie er auf einer Dienstreise ins irakische Kriegsgebiet 4.500 Euro von seinem Spesenkonto einer Flüchtlingsfamilie schenken wollte, die dann aber nie am vereinbarten Treffpunkt eingetroffen sei. Die Anekdote endet mit dem Satz: ‘Es kann auch sein, dass alles ganz anders war und ich mir Teile davon nur eingebildet habe.’ Ja, so könnte es auch sein.”

2. Mehr Klimathemen? Noch keine Einigung zwischen ARD und Klima vor Acht
(rnd.de)
Die Initiative “Klima vor Acht” hat sich mit ARD-Verantwortlichen getroffen, um für eine Klimasendung vor der “Tagesschau” zu werben. Das Gespräch sei “in guter, konstruktiver Atmosphäre” verlaufen, wenn es auch keine Einigung gegeben habe. In diesem Zusammenhang eine vielsagende Aussage des ZDF-Intendanten Thomas Bellut auf den Medientagen Mitteldeutschland: “Ich würde es nicht machen. Klima ist wichtig, aber danach kommt das nächste Thema. Themen ändern sich ständig. Ich finde es falsch, so etwas vorzugeben, denn damit macht man Politik. Ist das unsere Aufgabe? Nein.” “Klima vor acht” kommentiert das mit einem knappen “Wer sagt’s ihm?”

3. Mutig in Minsk – wenn die Polizei das TV-Studio stürmt
(youtube.com, Zapp – Das Medienmagazin, Video: 17:02 Minuten)
(Achtung: Trigger-Warnung! Im verlinkten Video sind Gewaltszenen zu sehen.) Für Alexander Lukaschenko, das Staatsoberhaupt von Belarus, scheinen unabhängige Medien Staatsfeind Nummer eins zu sein. Jeder Mensch mit einer Kamera in der Hand riskiere eine Festnahme. Seit August 2020 seien mehr als 400 Journalisten und Journalistinnen festgenommen worden. Das neueste, prominente Opfer ist der regierungskritische Blogger Roman Protasevich, den Lukaschenko über den Umweg einer Flugzeugentführung festnehmen ließ. Roman Schell berichtet seit mehr als zehn Jahren aus Osteuropa. Für “Zapp” hat er die jüngsten Ereignisse zusammengefasst.
Weiterer Lesetipp: Die Deutsche Welle meldet, dass ihr Korrespondent Alexander Burakow nach 20 Tagen aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen wurde. Es muss eine furchtbare Zeit für Burakow gewesen sein: “Sie haben mich jede Nacht zweimal geweckt, mich aus der Zelle geholt und mir befohlen, mich komplett auszuziehen, auch die Unterwäsche”. Außerdem habe man ihm in seiner Haftzeit Bettlaken, Decke und Kissen verwehrt (dw.com, Irina Filatova).

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4. “Man muss sich als Journalist vor zu viel Nähe hüten”
(fachjournalist.de, Florian Beißwanger)
Der “Fachjournalist” hat sich mit Michael Schlieben unterhalten, der als politischer Korrespondent bei “Zeit Online” tätig ist. In dem Gespräch geht es unter anderem um Schliebens Arbeitsalltag, den bevorstehenden Bundestagswahlkampf und die Frage, warum Politikjournalismus in Deutschland vergleichsweise höflich ist. Die Tendenz der Politik, eigene Newsrooms einzurichten, sieht Schlieben mit gemischten Gefühlen: “Wenn die Ministerien und Parteien ihre Kommunikation nicht professionalisieren würden, wäre es nicht zeitgemäß. Trotzdem nervt es natürlich manchmal, wenn die Pressestellen darauf verweisen, dass ihr Chef vom Dienst heute Morgen schon um neun Uhr eine Pressemitteilung herausgegeben hat und der Minister für ein Statement leider nicht zur Verfügung steht – oder nur für den eigenen Hauskanal.”

5. Achtzig Millionen für ostdeutsches Programm
(faz.net, Anna Schiller)
Wenn es nach dem Willen von Linkspartei und MDR-Rundfunkrätin Nicole Anger geht, sollen künftig ein Prozent der Beitragseinnahmen, rund 80 Millionen Euro jährlich, an ostdeutsche Programmangebote von NDR, RBB und MDR fließen. Der Deutsche Journalisten-Verband sieht in dem Vorstoß einen “ernst zu nehmenden Diskussionsansatz” und fordert: ARD braucht Ost-Talkshow (djv.de, Hendrik Zörner).

6. Lesen, was sonst nur der Verfassungsschutz liest
(uebermedien.de, Klaus Ungerer)
Klaus Ungerer ist Leser der vom Verfassungsschutz beobachteten “jungen Welt” geworden. Er schildert es ironisch als eine Mutprobe der besonderen Art: “Damit das Ganze noch etwas verschwörerischer wird, abonniere ich nicht direkt beim Blatt, sondern gehe täglich zu einem der verbliebenen Zeitschriftenläden – und kaufe das Ding. Anonym. An der Kasse. Das wird den Schlapphüten zu denken geben! Wer ist der Typ, was führt er im Schilde, läuft da eine ganz große Sache, sollten wir rasch mehr Mittel beantragen?”

7. Clubhouse-Tipp: Die Writers Pub diskutiert über das “Bild”-Buch “Ohne Rücksicht und Verluste”.
(turi2.de, Tatjana Kerschbaumer)
Zuletzt ein siebter Link, da in eigener Sache: Heute Abend diskutiert das “Writers Pub” der “Reporterfabrik” über das “Bild”-Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” meiner BILDblog-Kollegen Moritz Tschermak und Mats Schönauer. Neben Moritz unter anderem auf dem virtuellen Podium: “Reporterfabrik”-Gründer Cordt Schnibben, der Politiker Kevin Kühnert und die TV-Moderatorin Aline von Drateln. Um 18:30 Uhr geht es auf Clubhouse los, ihr seid alle herzlich eingeladen.

Unter Beschuss, Warten auf die Elche, Klimadatenjournalismus

1. Berichterstattung unter Beschuss
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Tim Aßmann & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:25 Minuten)
Die Arbeitsbedingungen für Korrespondentinnen und Korrespondenten, die aus Israel berichten, haben sich seit den aktuellen Raketenangriffen der Hamas massiv verändert. Tim Aßmann, Leiter des ARD-Hörfunkstudios in Tel Aviv, erinnert sich an eine ähnliche Situation im Jahr 2014, doch die aktuellen Angriffe würden eine “neue Qualität” darstellen: “Auch für uns ist das eine außergewöhnliche Situation.”
Weiterer Lesetipp: Der Journalistenverband Foreign Press Association und die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisieren den israelischen Luftangriff auf Medienbüros in Gaza (rnd.de).

2. Warten auf die Elche
(taz.de, Reinhard Wolff)
In Schweden und Norwegen erfreut sich das sogenannte Slow-TV großer Beliebtheit. Darunter fallen Dauersendungen aus dem Wald und abgefilmte Fahrten mit Bahn sowie Schiff. In Norwegen habe es bislang 27 solcher Slow-TV-Sendungen gegeben: Vom 18-stündigen Lachsfischen, bei dem es drei Stunden dauerte, bis der erste Lachs anbeißen wollte, über einen Strick­abend bis zum Zug einer Rentierherde. Und auch die Schweden finden Gefallen an der Langsamkeit und produzieren ähnliche Langformate. Reinhard Wolff geht der Frage nach, warum Slow-TV gerade in den skandinavischen Ländern so beliebt ist.

3. Dokus im Dritten: So geht gutes Regionalfernsehen, macht mehr davon!
(dwdl.de, Peer Schader)
Aufbruch im Osten, Geflüchteten-Integration in Hessen, Kampf mit der Armut in Baden-Württemberg … Peer Schader stellt in seiner “DWDL”-Kolumne einige besonders gelungene Regional-Reportagen und Dokus der (öffentlich-rechtlichen) dritten Fernsehprogramme vor: “Alle diese Sendungen sind Beispiele dafür, was regionales Fernsehen zu leisten vermag, wenn es nicht bis zur Unkenntlichkeit durchformatiert worden ist und Autorinnen bzw. Autoren die Freiheit lässt, Menschen einfach erzählen zu lassen; und zwar nicht bloß, weil die vorher am lautesten geschrien haben.”

Bildblog unterstuetzen

4. Klimadatenjournalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Für Lorenz Matzat stellt die Covid-19-Pandemie eine Zäsur für den Datenjournalismus dar: “Markierten die Afghanistan War Logs von 2010 quasi die Geburtsstunde des data-driven-journalism, hat er es zehn Jahre später tagtäglich auf die Start- und Titelseiten geschafft. Waren zuvor Graphen und Tabellen nur im Sport und bei der Börse sowie Kartenvisualisierungen im Wetter täglich wiederkehrender Bestandteil, sind jetzt Dashboards, Graphen, Diagramme und Karten zu Infektionszahlen & Co. normal geworden.”

5. Reporter der Deutschen Welle zu Haftstrafe verurteilt
(sueddeutsche.de)
In Belarus ist ein freier Journalist und Korrespondent der Deutschen Welle zu 20 Tagen Haft verurteilt worden. Alexander Burakow habe über einen Prozess gegen Oppositionspolitiker berichten wollen und mit anderen Medienvertretern vor einem Gerichtsgebäude gewartet. Dies sei ihm als verbotene und “erneute Teilnahme an einem nicht autorisierten Ereignis” ausgelegt worden.

6. Fünf Tipps für Ihr Fernseh-Fest: Nicht nachmachen!
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Das ARD-Servicemagazin “Live nach neun” hat dieser Tage Geburtstag gefeiert. Dabei spielten sich einige, nun ja, befremdliche Szenen ab. Boris Rosenkranz versucht bei “Übermedien”, dem Ganzen etwas Gutes abzugewinnen, und hat daraus fünf (nicht ganz ernst gemeinte) “Tipps für Ihr Fernseh-Fest” gebastelt.

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