Erwartungsgemäß tingelt derzeit mal wieder eine ansteckende Magen-Darm-Infektion (zwei bis drei Tage Brechdurchfall) durch Deutschland, die in diesem Jahr bei mehr Menschen auftreten könnte als in den Vorjahren. Und nachdem in einer kurzen Meldung dazu im aktuellen “Focus” stand, dass eine Million Menschen erkranken könnten, berichtete natürlich auch “Bild” — und zwar so:
Immerhin kommt “Bild” (zumindest im Raum Berlin-Brandenburg) heute schon wieder ohne vogelgrippe-gelbe Überschriften aus — und lässt zumindest erahnen, dass es sich bei der “schlimmsten Magen-Darm-Seuche” womöglich doch nur um die schlimmste Magen-Darm-Seuche ihrer Art seit 2002/2003 handelt.
Mehr über diesen “Medienthriller ohne Killer” bei stern.de
Drei Autorennamen stehen über dem “Bild”-Bericht vom Bundesligaspiel Schalke 04 gegen Bayern München. Vielleicht ist das nicht genug. Vielleicht wäre einem vierten “Bild”-Reporter aufgefallen, dass Oliver Kahn gar keine gelbe Karte bekommen hat. Oder dem Fünften.
Und auch die beiden Autoren, die in der “Bild am Sonntag” über Real Madrid schrieben, hätten noch einen zusätzlichen Kollegen gebrauchen können, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass der Stürmer Antonio Cassano, der angeblich den Verein demnächst verlassen soll, nicht “erst zu Saisonbeginn” zu Real Madrid kam, sondern schon Anfang des Jahres.
Danke an Alexander J., Michael J., Rene B., Jan J., Patrik R. und Christopher G.!
Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
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1. Was ist beim Grazer Amoklauf schiefgegangen? (youtube.com, Zeitgeist, Video: 27:50 Minuten)
Das Video übt scharfe Kritik an der sensationslüsternen Berichterstattung vieler österreichischer und deutscher Medien (unter anderem “Krone”, “oe24”, “Bild”, “Auf1”, aber auch “Profil”) nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule am 10. Juni dieses Jahres. Es wird detailliert aufgezeigt, wie Journalistinnen und Journalisten ethische Grenzen überschritten haben, indem sie traumatisierte Kinder interviewt, Falschinformationen über Motive verbreitet und den Täter durch unverpixelte Fotos und Namensnennung heroisiert haben. Dies habe auch die Gefahr von Nachahmungstaten (“Columbine-Effekt”) massiv erhöht.
2. Viel Lärm und wenig Echo? Die Weltklimakonferenz und die Medien (ardaudiothek.de, Thomas Bimesdörfer & Stefan Eising, Audio: 19:41 Minuten)
Die Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém ist vorüber. Thomas Bimesdörfer und Stefan Eising haben bei “Medien – Cross und Quer” Janina Schreiber aus der ARD-Klimaredaktion eingeladen und mit ihr über die medial vermittelte Wahrnehmung der Konferenz gesprochen: “Bekommt dieses Treffen auch die öffentliche Aufmerksamkeit, die sich die Veranstalter für ihr Thema erhoffen? Oder sind Großveranstaltungen dieser Art inzwischen zu Ritualen erstarrt? Ist das Ringen um einzelne Formulierungen in Abschlusserklärungen vielleicht einfach nicht spannend genug, um den Weg in die Schlagzeilen zu finden?”
3. Macht Behörden-PR dem Lokaljournalismus das Geschäft kaputt? (uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:55 Minuten)
Machen Kommunen mit ihren Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen der Lokalpresse Konkurrenz oder verdrängen sie sogar, wie manche Verleger behaupten? Darüber spricht Holger Klein mit dem Journalisten und Rechtsanwalt Hermann von Engelbrechten-Ilow: “Lässt sich das Verbot für Kommunen, eigene Radiosender oder Zeitungen zu betreiben, so einfach auf Social-Media-Auftritte übertragen? Wie passt das mit der Pflicht zur Öffentlichkeitsarbeit zusammen, die Behörden eben auch haben? Und liegen die Probleme des Lokaljournalismus in Wahrheit nicht ganz woanders – und vor allem: viel tiefer?”
4. Unterschätzen Medien die Gefahr von rechts? (deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 34:14 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob Medien, auch die öffentlich-rechtlichen, die Gefahr von rechts unterschätzen. Der DLF-Hörer und Mitarbeiter des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg Julian Staiger diskutiert darüber mit dem Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer.
5. Pinar Atalay, was ist Ihre Rolle in gesellschaftlichen Debatten? (laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 26:03 Minuten)
Bei “Läuft”, dem Medienpodcast von “epd medien” und Grimme-Institut, unterhält sich Alexander Matzkeit mit Pinar Atalay, die einige Zeit die “Tagesthemen” moderiert hat und seit September alle zwei Wochen bei n-tv eine Talkshow präsentiert: “Was zeichnet sie aus? Was bringt sie mit? Und wie sieht sie die Rolle der Medien und damit auch ihre eigene Rolle in einer polarisierten Gesellschaft?”
6. Podcast-Markt im Umbruch (thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 46:19 Minuten)
Lukas Schöne spricht bei “This is Media Now” mit Sarah Berg-Türkis, Audiolead beim “Zeit”-Verlag, über die strategische Bedeutung von Podcasts. Im Fokus stehen dabei der erfolgreiche Wandel vom reinen Reichweitenmodell hin zu kostenpflichtigen Abonnements auf externen Plattformen. Zudem diskutieren die beiden darüber, wie Live-Events und nahbare Hosts dabei helfen können, in einer schnelllebigen Medienwelt eine treue Hörerschaft aufzubauen.
1. Journalisten der Deutschen Welle von israelischen Siedlern angegriffen (spiegel.de)
Im palästinensisch verwalteten Teil des Westjordanlandes seien zwei Mitarbeitende der Deutschen Welle (DW) von radikalen israelischen Siedlern verfolgt und mit Steinen angegriffen worden. DW-Intendant Peter Limbourg habe den Angriff scharf verurteilt und die israelische Regierung aufgefordert, die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten zu gewährleisten.
2. Gelnhäuser Bürgermeister geht juristisch gegen Axel Springer vor (hessenschau.de, Michelle Goddemeier)
Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger gehe juristisch gegen den Axel-Springer-Verlag vor. Ihm sei in der “Welt” eine Aussage zu sexuellen Übergriffen im Freibad verfälschend zugeschrieben worden. Dadurch sei fälschlich der Eindruck entstanden, er verharmlose die Taten, was zu massiven Anfeindungen und Morddrohungen geführt habe. Springer habe sich auf Anfrage des Hessischen Rundfunks noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.
3. Außergerichtliche Einigung: RBB zahlt Entschädigung an Gelbhaar (dwdl.de, Uwe Mantel)
Der RBB habe sich mit dem Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar außergerichtlich geeinigt und eine Geldentschädigung für die fehlerhafte Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gezahlt. Die zentrale Quelle für diese Vorwürfe stellte sich später als nicht existent heraus. Der öffentlich-rechtliche Sender habe journalistische Mängel eingeräumt, den Bericht zurückgezogen und öffentlich bei Gelbhaar um Entschuldigung gebeten.
4. MDR streicht Kemferts Klima-Podcast – mit sofortiger Wirkung (correctiv.org, Anette Dowideit)
Der MDR habe “Kemferts Klima-Podcast” mit sofortiger Wirkung eingestellt, obwohl dieser hohe Reichweiten erzielt habe. Die Entscheidung werde mit einer ARD-weiten Bündelung von Klimaformaten und der geplanten Entwicklung eines neuen gemeinsamen Podcasts mit dem NDR begründet. Hinter den Kulissen werde jedoch spekuliert, ob politische Motive eine Rolle spielen, da Claudia Kemfert als Reizfigur für rechtskonservative Klimaskeptiker gelte.
5. “Alles außer Fußball”: DFL steigt bei Sportsender Dyn ein (tagesspiegel.de, Michael Rossmann)
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sei mit einem Anteil von etwa 6,5 Prozent beim Sportsender Dyn eingestiegen, der vom früheren DFL-Chef Christian Seifert gegründet wurde. Bislang überträgt Dyn getreu dem eigenen Slogan “Alles außer Fußball” verschiedene Sportarten, nur nicht Fußball. Obwohl die Beteiligung relativ überschaubar sei, werfe sie Fragen auf, findet Michael Rossmann im “Tagesspiegel”.
6. Tanzen und klatschen und tanken und quatschen (taz.de, Johannes Drosdowski)
Seit 30 Jahren treffen sich Schlagerfans “Immer wieder sonntags” zur Aufnahme der gleichnamigen TV-Sendung, seit 20 Jahren moderiert Schlagerstar Stefan Mross die Liveshow im Ersten. Zum doppelten Jubiläum hat sich “taz”-Redakteur Johannes Drosdowski unters Publikum gemischt und seine Eindrücke unterhaltsam aufgeschrieben.
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1. “Kampf gegen Desinformation: Koalitionsvertrag sorgt für Kritik – zu Recht?” (br.de, Linus Lüring, Audio: 27:27 Minuten)
“Wie groß ist das Problem der Desinformation in Deutschland? Was genau plant die Bundesregierung und was darf sie überhaupt regeln? Welche anderen Wege im Kampf gegen Desinformation sind möglicherweise wichtig?” Darüber spricht Linus Lüring bei “BR24 Medien” mit Jana Heigl vom “BR24 Faktenfuchs”, Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, und Tobias Gostomzyk, Medienrechtler an der TU Dortmund.
2. Die Affäre um den Grünen-Politiker Gelbhaar: Intrigen, Machtkämpfe, Rufmord (spotify.com, Kayhan Özgenç & Lars Petersen, Audio: 1:09:05 Stunden)
Bei “Macht und Millionen” analysieren Kayhan Özgenç und Lars Petersen, wie eine unbewiesene Anschuldigung den grünen Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar politisch zu Fall brachte. Dabei geht es auch um die Rolle von Medien. Insbesondere der RBB steht dabei im Fokus, da der öffentlich-rechtliche Sender durch fragwürdige Berichterstattung maßgeblich zur Eskalation beigetragen habe und später erhebliche Fehler eingestehen musste.
3. Die Zukunft der Musik (youtube.com, Anna Neuhaus, Video: 54:28 Minuten)
Die Arte-Dokumentation geht der Frage nach, ob Künstliche Intelligenz den emotionalen Kern von Musik erfassen und kreativ improvisieren kann, wie es Pianisten wie Michael Wollny und Kit Armstrong tun. Der Film begleitet Wollny, der mit einer KI improvisiert, und Armstrong, der erforscht, ob Maschinen menschliche Musikalität verstehen und wiedergeben können. In einer Mischung aus Experiment und Reflexion erörtert die Doku die Frage, was menschliche Kreativität ausmacht und welche Rolle der Mensch in einer zunehmend von KI geprägten Musikwelt spielen wird.
4. Fortschritt oder Bedrohung – wie berichten über KI (sr.de, Kai Schmieding & Michael Meyer, Audio: 15:04 Minuten)
In der Sendung “Medien – Cross und Quer” berichten Michael Meyer und Kai Schmieding über eine neue Studie zur Medienberichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI). Mit den Studienleiterinnen Elke Grittmann und Lina Brink diskutieren sie die Frage, ob in der Berichterstattung über KI vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen oder ob auch gesellschaftliche Auswirkungen berücksichtigt werden. Die Studie “Künstliche Intelligenz im medialen Diskurs” wurde von der Otto Brenner Stiftung in Auftrag gegeben.
5. Hubertus Koch, was ist deine schlimmste Sucht? (ardaudiothek.de, Eva Schulz, Audio: 1:17:38 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Deutschland3000” spricht Eva Schulz mit dem Journalisten und Buchautor Hubertus Koch, den sie seit vielen Jahren kennt, über persönliche und berufliche Höhen und Tiefen. Koch berichtet von traumatischen Erlebnissen während einer Syrien-Reportage und seiner jahrelangen Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Außerdem sprechen sie über Kochs kürzlich erschienenes Buch “Lost Boy”, seine Auszeit während einer Osteuropa-Reise und die Herausforderung, sich beruflich neu zu erfinden.
6. Kein Kokolores – Katja Ilnizki über Lokaljournalismus als Lebensversicherung der Demokratie (thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 52:41 Minuten)
In seinem Podcast “This Is Media Now” unterhält sich Lukas Schöne mit Katja Ilnizki über aktuelle Probleme und Potenziale des Lokaljournalismus, insbesondere über die öfter anzutreffende oberflächliche Berichterstattung (“Kokolores”) und die Frage, wie diese vermieden werden kann. Beide betonen, dass Lokaljournalismus für die Demokratie unverzichtbar sei, weil er die Bürgerinnen und Bürger zusammenbringe, statt sie zu spalten. Darüber hinaus diskutieren sie, wie Lokalredaktionen ihre Inhalte durch kreatives Storytelling und eine bessere Nutzung digitaler Kanäle zukunftsfähig machen können.
1. Monopol mit Schlagseite nach rechts (taz.de, Harff-Peter Schönherr)
Die “Neue Osnabrücker Zeitung” orientiere sich politisch nach rechts und verbreite Narrative, die an Verschwörungserzählungen und Putin-Nähe erinnern, schreibt Harff-Peter Schönherr in der “taz”. Führende Redakteure verträten Positionen, die bei Kolleginnen und Kollegen auf deutliche Kritik stoßen sollen. Die Zusammenarbeit mit umstrittenen Medien wie “Multipolar” sowie eine angebliche ideologische Nähe zur AfD und zu “Querdenker”-Positionen würden den Eindruck eines publizistischen Rechtsrucks verstärken.
2. Der RBB verspielt weiter seine Glaubwürdigkeit (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der nach der Gelbhaar-Affäre zurückgetretene RBB-Chefredakteur David Biesinger soll Leiter der Hauptabteilung Programmressourcen werden. Ein fatales Signal, meint Joachim Huber im “Tagesspiegel”: “Schon erstaunlich, was Führungskräften im RBB, die als Führungskraft gescheitert sind, alles zugetraut wird. Die Öffentlichkeit darf schon gespannt sein, welchen Job die ebenfalls zurückgetretene Programmdirektorin Katrin Günther zukünftig übernehmen wird.”
Weiterer Lesetipp: Ulrike Demmer holt sich Hilfe für RBB-Umbau an Bord: “Seit Anfang des Monats soll Digitalisierungsexperte Peter Parycek dem RBB als Change-Manager beim Umbau helfen. Für Schlagzeilen sorgt dabei sein Gehalt.” (dwdl.de, Uwe Mantel)
3. Über welche Straftaten berichten Medien? (deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 38:32 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, über welche Straftaten Medien bevorzugt berichten: Über solche, bei denen Deutsche die Täter sind? Oder über solche, bei denen die Täter einen Migrationshintergrund haben? Es diskutieren DLF-Hörerin Anita Hamed, Kommunikationswissenschaftler Thomas Hestermann sowie Katharina Thoms und Anh Tran aus der DLF-Redaktion.
4. Klage gegen die US-Regierung (reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des US-Auslandssenders “Voice of America” haben Klage gegen die US-Medienbehörde USAGM eingereicht. Zuvor habe Präsident Donald Trump per Dekret massive Budgetkürzungen und Beurlaubungen angeordnet. Diese Maßnahmen könnten einer rechtswidrigen Schließung gleichkommen und würden der Klage zufolge die redaktionelle Unabhängigkeit sowie die Pressefreiheit weltweit bedrohen.
5. Desinformation als Gefahr für demokratische Wahlen – Ein Gespräch mit Christina Elmer (de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum)
Merle van Berkum spricht mit Christina Elmer, Professorin für Digitalen Journalismus, über die Auswirkungen von Desinformation auf die Bundestagswahl 2025. Elmer erklärt, wie Falschinformationen – teilweise von politischen Akteuren oder aus dem Ausland gesteuert – den Wahlkampf beeinflusst haben und welche Rolle Fact-Checking, Plattformen und Regulierung dabei spielen. Sie betont die Notwendigkeit von transparenter journalistischer Arbeit, mehr Medienkompetenz und emotional wirksamen Gegenstrategien.
6. Elon Musks Plattform X blockiert offenbar regierungskritische Accounts in der Türkei (spiegel.de)
Die Plattform X (ehemals Twitter) soll in der Türkei zahlreiche regierungskritische Accounts gesperrt haben, darunter auch welche von feministischen und studentischen Gruppen. Dies sei nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem İmamoğlu geschehen. Der Eigentümer der Plattform Elon Musk werde dafür kritisiert, dass er Meinungsfreiheit propagiere, gleichzeitig aber die Zensur solcher Inhalte zulasse.
1. RBB-Spitzenpersonal tritt wegen mangelhafter Berichterstattung zurück (spiegel.de)
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zieht nach der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar personelle Konsequenzen: Programmdirektorin Katrin Günther und Chefredakteur David Biesinger haben ihre bisherigen Ämter beim öffentlich-rechtlichen Sender niedergelegt. Die zentralen Vorwürfe gegen Gelbhaar seien offenbar erfunden gewesen. Weitere Informationen hat der RBB in einem “In eigener Sache” zusammengestellt.
2. Dreckschleuder für anti-rot-grüne Ressentiments (taz.de, Ulrike Winkelmann)
Das Onlineportal “Nius”, gegründet und geführt vom ehemaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und finanziert von Multimillionär Frank Gotthardt, verbreite gezielt anti-rot-grüne Ressentiments und bediene rechtspopulistische Narrative. Durch eine jüngst erworbene TV-Lizenz könnte sich “Nius” zu einem bedeutenden Medium rechts der Mitte entwickeln.
3. “Arte hat so ein Flair wie eine gehypte Untergrundorganisation” (dwdl.de, Senta Krasser)
Heike Hempel, neue Präsidentin des deutsch-französischen Senders Arte, wolle diesen digitaler, jünger und europäischer ausrichten und gleichzeitig ihren Job beim ZDF fortsetzen. Arte sehe sie dabei als kulturell wichtigen Sender, der wie eine “gehypte Untergrundorganisation” funktioniere und wesentlich zum Zusammenhalt und kulturellen Austausch in Europa beitrage.
4. Wie Europa die Macht großer Internetgiganten brechen will (ardaudiothek.de, Jean-Marie Magro, Audio: 27:22 Minuten)
Moderator Jean-Marie Magro spricht mit Svea Windwehr vom digitalpolitischen Verein D64 und mit ARD-Brüssel-Korrespondenten Jakob Mayr über das schwierige Verhältnis von Elon Musk zur EU. Hintergrund ist Musks Unterstützung rechtspopulistischer Kräfte und dessen Kritik an der EU, die er unter anderem durch provokante Posts auf seiner Plattform X zum Ausdruck bringt. Diskutiert wird auch, wie die EU durch Regulierung versucht, die Marktmacht der großen US-Internetkonzerne einzuschränken.
5. Plattformen gegen offenes Internet: Das Digitale ist das Echte (derstandard.at, Gerold Riedmann)
Gerold Riedmann, Chefredakteur des österreichischen “Standard”, beschreibt in seinem Essay zum 30-jährigen Bestehen von derStandard.at, wie geschlossene Plattformen und KI-gesteuerte Dienste zunehmend die Informationsvielfalt und damit den demokratischen Diskurs im Internet gefährden. Während Plattformen wie Instagram und TikTok die Nutzerinnen und Nutzer gezielt in geschlossenen Ökosystemen halten, drohe Künstliche Intelligenz den Pluralismus und die demokratische Souveränität weiter einzuschränken.
6. So zerstört die BILD ihre Feinde (youtube.com, Mats Schönauer, Video: 34:05 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht er der Frage nach, wie und mit welchen Mitteln die “Bild”-Zeitung arbeitet: “In diesem Video zeige ich euch, mit welchen brutalen Mitteln und ausgeklügelten Tricks die BILD-Zeitung gegen ihre Feinde kämpft – ob gegen Ausländer, die ‘Pleite-Griechen’, die Studenten der 60er-Jahre oder die bösen Wölfe. Und welche fatalen Folgen es hat, wenn sich solche Feindbilder in der Gesellschaft ausbreiten.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.
1. Grünen-Politiker Gelbhaar fordert 1,7 Millionen Euro vom RBB (lto.de)
Der Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar verlange wegen fehlerhafter Berichterstattung über Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die sich als unbegründet herausstellten, vom RBB eine Entschädigung in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Er mache auch entgangene Diäten geltend, da er aufgrund der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Senders nicht zur Bundestagswahl angetreten sei, obwohl sein Einzug ins Parlament wahrscheinlich gewesen wäre. Der RBB weise die Forderung Gelbhaars als überzogen zurück und betone, dass dieser bereits vor der falschen Berichterstattung auf einen Listenplatz verzichtet habe.
Weiterer Lesehinweis: Boris Rosenkranz berichtet über eine Sitzung des RBB-Rundfunkrats: “Wer im rbb trägt die Verantwortung für den Falschbericht über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar? Nächste Woche soll es Klarheit geben. Am Mittwochabend übte der Rundfunkrat abermals Kritik. Und griff auch Chefredakteur David Biesinger an.” (uebermedien.de)
2. Thilo Mischke über “ttt”-Moderation: “Die ARD hat versagt” (dwdl.de, Timo Niemeier)
TV-Moderator Thilo Mischke kritisiert die ARD scharf für ihr Krisenmanagement rund um sein geplantes Engagement bei der Kultursendung “titel, thesen, temperamente” und wirft dem Sender vor, sich nicht für die Hintergründe der Vorwürfe interessiert zu haben. Mischke betont, dass sein umstrittenes Buch teilweise fiktional und die öffentliche Debatte ohne ihn geführt worden sei. ProSieben habe ihn im Gegensatz zur ARD verteidigt. Zudem stehe ein möglicher Rechtsstreit im Raum, da Mischke sich mit der von der ARD angebotenen Abfindung nicht zufrieden geben wolle.
3. Gegen Elon Musk und Mark Zuckerberg: Zeit für digitalen Widerstand (derstandard.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig warnt davor, dass Social-Media-Plattformen wie X und Facebook zunehmend Falschmeldungen und extreme Inhalte fördern, insbesondere durch veränderte Algorithmen und Belohnungssysteme für virale Inhalte. Sie fordert eine stärkere Regulierung durch die EU und ruft gleichzeitig zu individuellem Engagement auf – etwa durch die Unterstützung alternativer Plattformen wie Wikipedia, Mastodon oder Bluesky. Außerdem empfiehlt Brodnig, sich durch E-Mail-Newsletter unabhängiger von Algorithmen zu machen und so bewusst gegen die Macht der großen Tech-Konzerne vorzugehen.
4. Mythos Desinformation? (netzpolitik.org, Jan Grapenthin)
Eine umfangreiche Meta-Studie habe keinen eindeutigen Nachweis erbringen können, dass Desinformation den Ausgang von Wahlen maßgeblich beeinflusst. Dies liege aber auch daran, dass die Technologie-Konzerne die entscheidenden Daten nicht bereitstellen. Gleichzeitig würden die Forscherinnen und Forscher darauf hinweisen, dass ständige Warnungen vor Desinformation das allgemeine Misstrauen gegenüber Informationen verstärken und damit negative gesellschaftliche Folgen haben könnten.
5. “Informationsfreie Rituale” (deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 37:58 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, warum die Fernsehsendungen am Wahlabend so wenig erkenntnisreich waren, so jedenfalls der Eindruck von DLF-Hörerin Regina Link. Darüber diskutiert sie mit dem Journalisten Mathias Hamann und dem Dokumentarfilmer, Autor und Produzenten Stephan Lamby.
6. Instagram flutet Feeds mit Gewaltvideos (spiegel.de)
Ein Fehler bei Instagram habe dazu geführt, dass viele Nutzerinnen und Nutzer plötzlich extrem gewalttätige Inhalte in ihren Reels-Feeds gesehen hätten. Der Mutterkonzern Meta habe das Problem bestätigt, um Entschuldigung gebeten und den Fehler nach eigener Angabe inzwischen behoben.
1. Bezahlter Hass: Parteien schalten irreführende Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram (correctiv.org, Gesa Steeger & Stella Hesch & Max Donheiser & Martin Böhmer)
Wie “Correctiv” berichtet, würden Parteien und Politiker bezahlte Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram nutzen, um Falschinformationen, Hass und irreführende Narrative zu verbreiten. Besonders die AfD setze im Wahlkampf auf diese Strategie, doch auch in Anzeigen der FDP und des Bündnisses Sahra Wagenknecht fänden sich irreführende oder unbelegte Behauptungen. Experten würden vor einer demokratiegefährdenden Wirkung von gezielter Desinformation warnen. Der Social-Media-Konzern Meta verweise aber lediglich auf eigene Richtlinien und vage Selbstregulierungen, ohne wirksame Maßnahmen gegen die Verbreitung solcher Inhalte zu ergreifen.
2. Der Payback-Präsident (taz.de, Nicholas Potter)
US-Präsident Donald Trump gehe erneut gegen Medien vor und habe den Sender CBS News verklagt, weil dieser angeblich ein Interview mit Kamala Harris zu seinem Nachteil bearbeitet habe. Obwohl Trump die Wahl bereits gewonnen habe, fordere er 10 Milliarden US-Dollar Schadenersatz und den Entzug der Sendelizenz von CBS, da das Interview Harris angeblich kohärenter erscheinen lassen habe.
3. Europäische Digitalsteuer (djv.de, Gina Schad)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) spricht sich für eine europäische Digitalsteuer aus. “Sollten US-Zölle für Deutschland oder EU-Länder in Kraft treten, brauchen wir eine europäische Digitalsteuer nach französischem Vorbild. Ich bin mir sicher, dass einer schon lange von uns geforderten Digitalsteuer jetzt nichts mehr im Weg steht. Die freigewordenen Gelder sollten vielmehr genutzt werden, um die Medien- und Nachrichtenkompetenz in der Gesellschaft zu stärken”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster.
4. Gelbhaar nimmt RBB-Entschuldigung vorerst nicht an (dwdl.de, Timo Niemeier)
“Der rbb hat im Zuge seiner Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar schwerwiegende Fehler gemacht. Er hat Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan.” Dies schrieb der öffentlich-rechtliche Sender in eigener Sache vor einigen Tagen in einer Pressemitteilung. Nun habe sich RBB-Chefredakteur David Biesinger mit dem Grünen-Politiker getroffen und ihn für die falsche Berichterstattung um Entschuldigung gebeten, was dieser aber vorerst abgelehnt habe.
5. Warum muss sich Stern.de “Nachrichtenfälscher” nennen lassen? (faz.net)
“Der Bundesgerichtshof hat zu einem Bericht des Portals Stern.de über das ‘Twittermädchen’ Bana aus Aleppo ein erstaunliches Urteil gefällt. Die Zweifel eines Bloggers daran seien reine Meinungsäußerung.” Die “FAZ” erklärt das bemerkenswerte Urteil, das einem Blogger gestatte, einen Stern.de-Autor als “Fake-News-Produzenten” und “Nachrichtenfälscher” zu bezeichnen.
6. Massenklage geplant: Mit einer Million Nutzer gegen TikTok (t-online.de, Lars Wienand)
Eine niederländische Stiftung habe mit einer deutschen Anwaltskanzlei eine Sammelklage gegen TikTok und X/Twitter eingereicht, um Verstöße gegen Verbraucher-, Daten- und Jugendschutzgesetze geltend zu machen. Die Klage könnte bis zu einer Million deutsche Nutzerinnen und Nutzer umfassen, die jeweils bis zu 2.000 Euro Schadenersatz erhalten sollen. Die Stiftung, die bereits in anderen europäischen Ländern gegen große Tech-Unternehmen vorgehe, trage dabei das finanzielle Risiko.
7. Tanz die Raute: Die Freiheit der Angela M. (journalist.de, Lorenz Meyer)
Als zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Für den “journalist” hat der “6-vor-9”-Kurator eine absolut wahre* Reportage im “Spiegel”-Stil verfasst: mit Angela Merkel auf Promotour durch die TV-Formate (*Definitionen von “wahr” können variieren. Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig und unbeabsichtigt).
1. Täuschte die Redaktion ihre Hausjuristen? (tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich & Cristina Marina & Jost Müller-Neuhof)
“Der rbb hat im Zuge seiner Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar schwerwiegende Fehler gemacht. Er hat Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan.” Dies schrieb der öffentlich-rechtliche Sender in eigener Sache am Freitag in einer Pressemitteilung. Wie aus einer Antwort des RBB auf eine “Tagesspiegel”-Anfrage hervorgehe, könnte auch das hauseigene Justiziariat von der Redaktion getäuscht worden sein. Nun wolle der Sender “die Vorgänge auch journalistisch rekonstruieren und eine Aufarbeitung publizieren”.
2. “Die Zerstörung des ORF beginnt” (arminwolf.at)
Armin Wolf kritisiert die Medienpolitik einer künftigen blau-schwarzen Koalition aus FPÖ und ÖVP in Österreich: “Sie wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk de facto verstaatlichen und dabei Programm und Personal massiv reduzieren.” Wolf, der selbst beim öffentlich-rechtlichen ORF arbeitet, warnt vor einer möglichen Umwandlung des Senders in einen staatlich kontrollierten “Grundfunk”. Zu seinem Text veröffentlicht er den offenen Brief der ORF-Redaktionsvertretung: Die Zerstörung des ORF.
3. Haben Medien zur Polarisierung beigetragen? (deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 57:52 Minuten)
Beim Deutschlandfunk (DLF) wurde ausführlich über die Corona-Berichterstattung der vergangenen Jahre gesprochen: “Welche Fehler haben Medien während der Corona-Pandemie gemacht? Welche blinden Flecken gab es? Wie hat das zur Polarisierung beigetragen?” Es diskutieren: der Journalisten Georg Mascolo, Kathrin Kühn aus der DLF-Wissenschaftsredaktion und der Medienforscher Carsten Reinemann.
4. Feminismus im Archiv (taz.de, Simone Schmollack)
“Zeit Online” hat seine feministische Kolumne “10 nach 8” nach zehn Jahren eingestellt. Zur Begründung heißt es, dass die Redaktion ihre “eigene Berichterstattung in diesen Bereichen erheblich ausgebaut” habe. Die Kolumne, insgesamt rund 2.000 Beiträge von etwa 600 Autorinnen aus verschiedenen Ländern, bleibe jedoch im Onlinearchiv verfügbar. Im Frühjahr erscheine außerdem eine Anthologie mit ausgewählten Texten.
5. Hass allein ist noch kein Geschäftsmodell (rnd.de, Matthias Schwarzer)
Mit Blick auf die Abwanderung von Nutzerinnen und Nutzern sowie die schlechte finanzielle Situation bei X (vormals Twitter) kommentiert Matthias Schwarzer: “Es ist eine Entwicklung, die sich auch Mark Zuckerberg genau anschauen sollte. Der Meta-Chef hat seine Dienste in den vergangenen Wochen ebenfalls umgebaut – als eine Art Treueschwur für Donald Trump. Auf Facebook und Instagram ist es mittlerweile erlaubt, Frauen oder LGBTQIA-Personen zu beleidigen. Führt Zuckerberg diesen Kurs fort, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis seinen Plattformen dasselbe Schicksal blüht wie X.”
6. Viele deutsche Knastzeitungen online veröffentlicht (lto.de, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer beschreibt, wie die Aktivistin Lilith Wittmann mit ihrem Projekt “Knastarchiv” erstmals eine Vielzahl deutscher Gefängniszeitungen gesammelt und online zugänglich gemacht hat, um mehr Transparenz über den Alltag in Haftanstalten zu schaffen. Wittmann habe bislang 500 Ausgaben von 19 verschiedenen Zeitungen aus 18 deutschen Gefängnissen gesammelt. Um die Anonymisierung kümmere sie sich selbst: “In den Ausgaben, die Wittmann auf Papier oder als Datei zugesandt bekommt, ist fast nie etwas geschwärzt. Sie holt das selbst nach. Wittmann sieht jede Ausgabe durch und entfernt Namen von Gefangenen und einfachen Beamten.” Einzige Ausnahme sei eine gewisse “Beate Z.”.