Suchergebnisse für ‘Gelb’

Kampagnen gegen Habeck, Fehler bei Gelbhaar-Recherche, “ttt”-Desaster

1. Die wilden Kampagnen gegen Robert Habeck
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:57 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht es um den Umgang bestimmter Medien mit dem Grünen-Politiker Robert Habeck: “In diesem Video zeige ich, mit welchen Tricks einige Medien und politische Influencer – z.B. die BILD-Zeitung, Alexander Raue (Vermietertagebuch) oder Julian Reichelt (Nius; Achtung, Reichelt!) – gegen den Kanzlerkandidaten der Grünen kämpfen und damit riesigen Hass und unfassbare Gewalt- und Mordfantasien befeuern.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

2. RBB-Chefredakteur räumt Fehler bei Gelbhaar-Recherche ein
(spiegel.de)
Der RBB hat journalistische Fehler bei der Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (Grüne) eingeräumt. Die zentrale Zeugin “Anne K.” existiere nicht. RBB-Chefredakteur David Biesinger spreche von krimineller Energie und betrügerischer Absicht, auf die der öffentlich-rechtliche Sender hereingefallen ist. Man habe Strafanzeige gegen eine Person gestellt. Gelbhaar habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bis zuletzt bestritten. Die Grünen-Bezirkspolitikerin, die die Vorwürfe gegen ihn erhoben hatte, sei aus der Partei ausgetreten.

3. Klischees versus Realität
(tagesschau.de, Tom Garus)
“Der Anteil der Frauen in Führungspositionen der größten deutschen Unternehmen steigt nur langsam. Liegt das auch an der Art der Berichterstattung über Managerinnen in den Medien?” Tom Garus fasst die Ergebnisse des neuen “Managerinnen-Barometers” zusammen, für das drei Wissenschaftlerinnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Zehntausende Artikel aus drei großen überregionalen Tageszeitungen ausgewertet hätten.

Bildblog unterstuetzen

4. “Hetze und Demokratiefeindlichkeit” – Hessischer Rundfunk verlässt Kurznachrichtendienst X von Musk
(tagesspiegel.de)
Immer mehr Medien und Institutionen verlassen Elon Musks Plattform X/Twitter. Nun hat sich auch der Hessische Rundfunk von dort zurückgezogen. X sei aus Sicht des Senders kein Ort mehr für einen offenen und fairen Austausch. Seit Milliardär Musk die Plattform übernommen hat, würden dort zunehmend Hetze und Demokratiefeindlichkeit dominieren, so “hessenschau”-Leiter Fabian Kühne in einer Mitteilung.

5. EU-Kom­mis­sion for­dert von X interne Doku­mente
(lto.de)
Und noch einmal X: Die EU-Kommission ermittelt gegen Elon Musks Plattform und fordert interne Dokumente zu Algorithmen sowie Zugang zu Programmierschnittstellen, um potenzielle Verstöße gegen den Digital Services Act zu prüfen. Ziel sei es, systemische Risiken wie Desinformation und Hassrede zu bewerten. Musk stehe zudem wegen seines politischen Einflusses, etwa durch die Unterstützung der AfD, unter Beobachtung. Bei Nichteinhaltung der Vorschriften würden X empfindliche Strafen drohen, darunter Geldbußen und tägliche Strafzahlungen.

6. “ttt”: Redakteure kritisieren ARD für “Kommunikationsdesaster”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, habe die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redaktionsausschüsse die ARD für ihr “Kommunikationsdesaster” rund um die Personalie Thilo Mischke kritisiert: “Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht ohne Not schlecht da. Zum einen durch eine mangelhafte, verzagte Krisenkommunikation, in der niemand von den direkt Verantwortlichen für die Entscheidung Verantwortung übernommen und sie erklärt hat”, heiße es von der Arbeitsgemeinschaft. Mischke war als Co-Moderator für das Kulturmagazin “titel, thesen, temperamente” vorgesehen.

Koalition der Klimawandelleugner, Untertitel für Pornos, Gelber Stern

1. Koalition der Klimawandelleugner
(spiegel.de, Susanne Götze & Annika Joeres)
Neue Rechte und Klimawandelleugner haben eine Medienkampagne gegen mehr Klimaschutz in Deutschland gestartet. Zu den “Kooperationspartnern” der Initiative würden der ultra-konservative CDU/CSU-Flügel “Werteunion”, der rechtslastige Arbeitgeberverband DAV sowie AfD-, CDU- und FDP-Mitglieder und ehemalige Abgeordnete gehören. Die CDU habe sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu der Kampagne und der Rolle der “Werteunion” äußern wollen: “Man darf spekulieren, dass die Parteispitze darauf hofft, mit der Werteunion und dem Grenzgänger Maaßen AfD-nahe Wähler holen zu können. Auch wenn die Gruppe von Präsidium und Vorstand der CDU nicht anerkannt wird.”

2. Was ist ein Mensch wert: Sat.1 trommelt für “Big Brother”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“DWDL” berichtet über die fragwürdige Ankündigung der neuen “Big Brother”-Staffel (Sat.1) und wird dafür selbst kritisiert: “Wie unbedarft muss man eigentlich sein, um so einen geschichtsvergessenen, faschistoiden Schund unkommentiert zu vermelden?”, fragt Till Räther auf Twitter. “DWDL” veröffentlichte später am Tag noch einen Kommentar von Redakteur Alexander Krei zur “Big Brother”-PR-Strategie. Auch Rainer Leurs, Redaktionsleiter bei “RP Online”, kommentiert die Marketing-Kampagne des Fernsehsenders: “Mit gelbem Stern entscheiden, ‘was ein Mensch wert ist’ & ‘Follow the Leader’ als Titelsong — die Provokation ist so obvious, dass ich nicht an eine Panne glauben kann. Bei der Geschmacklosigkeit dürfte der Social-Media-Aufschrei Teil des Plans gewesen sein. Eklig ist das.” Und Anna Aridzanjan fällt nur noch ein: “Ob diese Marketingleute in der Geschichtsstunde Kreide holen waren habe ich gefragt”.

3. Untertitel für Pornos
(taz.de, Denis Gießler)
Für viele klingt es zunächst wie ein Witz: Der gehörlose New Yorker Yaroslav Suris habe laut ABC News mehrere Online-Pornoplattformen wegen fehlender Untertitel verklagt. Suris stütze sich dabei auf den Americans with Disabilities Act, der US-Amerikaner mit Behinderungen seit 1990 bundes- und staatsübergreifend vor Diskrimierung schützen soll. Es wären nicht die USA, wenn es dabei nicht auch um jede Menge Geld gehen würde — in Form von Strafzahlungen, aber auch als Schadensersatz.

4. Der Deutsche Podcastpreis ist eine Fehlkonstruktion
(uebermedien.de, Daniel Bouhs)
Mitte März soll erstmals der Deutsche Podcastpreis verliehen werden. Unter den Initiatoren befinden sich öffentlich-rechtliche Radiosender, aber auch privatwirtschaftliche Podcast-Schwergewichte wie Amazon und Spotify. Im Vorfeld regt sich allerlei Kritik: Podcasts hätten sich mit dem Label “nominiert” schmücken können, über die “Crowd-Jury” sei wenig bekannt und das Auswahlverfahren sei überfordernd. Daniel Bouhs kommentiert: “So ehrenhaft der Versuch auch sein mag, unter dem Stichwort ‘Crowd’ alle zu umarmen: Engere Kriterien und eine Vorjury wären nur fair, um Brillantes verlässlich identifizieren und so tatsächlich allen eine Chance bieten zu können. Die Nominierten, erst recht die Prämierten, hätten es dann wirklich verdient.”

5. “Und morgen bist du tot!”
(zeit.de, Hasnain Kazim)
Was macht es mit einem, wenn man über einen längeren Zeitraum und nahezu täglich Hassnachrichten und Morddrohungen erhält? Es lohnt sich, dem für seine Deutlichkeit bekannten Journalisten Hasnain Kazim zuzuhören. Nicht nur, weil sein persönliches Erleben so erschütternd ist, sondern weil die Angriffe auf ihn in gewisser Weise auch Angriffe auf die Gesellschaft sind: “Manchmal erkennen mich Leute auf der Straße. ‘Sind Sie nicht …?’ Oder: ‘Ich kenne Sie doch!’ Ich freue mich darüber, es ist ja eine Form der Anerkennung. Aber in letzter Zeit hat sich ein Unbehagen eingeschlichen. Ich weiche unweigerlich zurück, wenn fremde Leute auf mich zukommen. Was, wenn sie mir etwas antun wollen? Dann wieder ärgere ich mich darüber, dass ich so misstrauisch geworden bin. Es zeigt, dass die Drohungen mich verändern.”

6. Die vier Gesichter unserer Internetprofile
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Marc Baumann)
Die US-amerikanische Country-Sängerin Dolly Parton veröffentlichte eine Bildcollage, die zeigen sollte, wie unterschiedlich wir uns auf Plattformen wie Linkedin, Facebook, Instagram und Tinder darstellen. Damit war die “Dolly Parton Challenge” geboren, der sich nun unzählige Promis, mal mehr und mal weniger lustig, anschließen.

Bilanz der Pressefreiheit, China-Nähe der “Weltwoche”, Gelbkehlchen

1. Jahresbilanz der Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Zum Jahresende veröffentlicht Reporter ohne Grenzen die “Jahresbilanz der Pressefreiheit” (PDF). 2019 seien mindestens 49 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Die gefährlichsten Länder für sie seien Syrien, Mexiko, Afghanistan, Pakistan und Somalia gewesen. 389 Medienschaffende hätten zum Stichtag 1. Dezember im Gefängnis gesessen, fast die Hälfte von ihnen in nur drei Ländern: China, Ägypten und Saudi-Arabien.

2. Ausufernde Jugendgewalt?
(community.beck.de, Henning Ernst Müller)
Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller berichtet über eine gerade veröffentlichte kriminalstatistische Studie zur Jugendkriminalität. Sein Resümee: “Die Jugend ist in der vergangenen Dekade nicht gewalttätiger geworden, sondern Jugendgewalt ist — im Gegenteil — deutlich zurückgegangen. Derzeit spricht viel dafür, dass dieser Trend anhält, auch wenn die Utopie einer gewaltfreien Gesellschaft wohl eine bleiben wird.”

3. Ein koksender Koch im TV, ein Joke in einem Nebensatz, eine Abmahnung der Kanzlei Höcker – und warum ich vielleicht ein bisschen Unterstützung gebrauchen könnte
(kraftfuttermischwerk.de, Ronny Kraak)
Blogger Ronny Kraak (“Kraftfuttermischwerk”) hat unangenehme Anwaltspost bekommen: Die in vielerlei Hinsicht bekannte Anwaltskanzlei Höcker hat ihm eine Abmahnung zukommen lassen, die er nicht unwidersprochen lassen will. Wenn da nicht die Sache mit dem Geld wäre: “Mein Problem: der Bums könnte mich am Ende um die 5000 Euro kosten, wenn ein Gericht dann halt für die Rechtsauffassung der Kanzlei Höcker entscheidet, was nicht sicher ist, denn mit dieser greifen auch die hin und wieder mal ins Klo. Auch mit anderen Dingen, aber um die soll es gerade nicht gehen.”

4. Unterwegs im Ausland: die Arbeit als Korrespondent/in
(anchor.fm, Levin Kubeth, Audio: 1:15:40 Stunden)
Levin Kubeth unterhält sich im Medienpodcast “Unter Zwei” mit Fabian Reinbold, Washington-Korrespondent von t-online.de, und mit Karoline Meta Beisel, EU-Korrespondentin der “Süddeutschen Zeitung” in Brüssel. Es geht unter anderem um die Schwierigkeiten und Besonderheiten derartiger Auslandseinsätze, ihre Arbeitsabläufe und die Frage, wie es ist, in einem kleinen Team über ein ganzes Land zu berichten.

5. Roger Köppels seltsame Nähe zu den chinesischen Kommunisten
(nzz.ch, Simon Hehli & Daniel Gerny)
Die “NZZ” berichtet über eine “bemerkenswerte Kooperation” der rechtslastigen Schweizer Wochenzeitung “Weltwoche” mit der chinesischen Botschaft. Der “NZZ” lägen Kopien von Mails vor, die darauf hindeuten würden, dass die “Weltwoche” für ihre chinafreundliche Berichterstattung mit Gegenleistungen belohnt werde: Die chinesische Botschaft habe chinesischen Firmen, die in der Schweiz tätig sind, die Übernahme der Kosten für Werbung in dem Blatt angeboten. Dabei gehe es um ganzseitige Anzeigen im Wert von jeweils über 10.000 Franken.

6. Gelbkehlchen
(sueddeutsche.de, Maresa Sedlmeir)
Maresa Sedlmeir erzählt von einem Synchronauftrag für die “Simpsons”. Bei dem interessanten Blick hinter die Kulissen geht es auch um Kulturunterschiede hinsichtlich Wertschätzung und Bezahlung: Während in den USA die “Simpsons”-Sprecher und -Sprecherinnen gefeierte und hoch bezahlte Stars seien, könne in Deutschland keine der “Simpsons”-Stimmen ausschließlich von dieser Arbeit leben.

7. Fehlerforschung: Jeder zweite Artikel hat Mängel
(bildblog.de, Ralf Heimann)
Ausnahmsweise ein (zusätzlicher) Link in eigener Sache: Im zurückliegenden Jahr haben wir hier im BILDblog viel über Fehler geschrieben. Aber was genau sind das eigentlich: Fehler? Wie häufig passieren sie? Wie entstehen sie? Und was können Redaktionen gegen sie tun? Unser Autor Ralf Heimann hat sich in einer achtteiligen Serie mit all dem Falschen beschäftigt. Hier Teil 1: die Fehlerforschung.



Zeitstempel-Gelbwesten, Maskupedia, Eine Vergewaltigung ist kein Sex!

1. Verschwörungstheorien wegen eines Tweets
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing & Sabine Wachs)
Nach dem Anschlag in Straßburg zirkuliert in Kreisen der protestierenden “Gelbwesten” die Verschwörungstheorie, der französische Staat stecke dahinter. Als angeblicher Beleg dient unter anderem ein Tweet einer Polizeipräfektur mit einem scheinbar entlarvenden Zeitstempel. Die Gründe dafür sind jedoch technischen Ursprungs. Patrick Gensing und Sabine Wachs erklären das Phänomen, das auf Twitter in ähnlicher Form immer wieder für Verwirrung sorgt.

2. It’s a man’s world: Wie weibliche Editorinnen von der Wikipedia verdrängt werden
(netzpolitik.org, Carolina Schwarz)
Carolina Schwarz hat für das Gesellschaftsmagazin “ROM” aufgeschrieben, wie schwer es Frauen bei Wikipedia haben. “Oh, Hasilein, lösch dich von Wikipedia und kümmer dich lieber um das, was du wirklich gut kannst: shoppen, putzen und deinen Mann umgarnen.” Solche Sätze musste sich beispielsweise die Wikipedia-Editorin “Sophia” (Pseudonym) anhören. Anderen Frauen sei es ähnlich ergangen. Der Verein Wikimedia kenne das Problem und versuche gegenzusteuern. Wie es gelöst werden kann, bleibe jedoch offen.

3. Kritiker über Facebook verfolgt
(reporter-ohne-grenzen.de)
Dass man kritische Stimmen auch im Ausland unterdrücken kann, beweisen die böswilligen Facebook-Angriffe auf den in Deutschland im Exil lebenden Journalisten Trung Khoa Le aus Vietnam. Unbekannte hätten ausgenutzt, dass es auf Facebook bis vor Kurzem möglich war, eine andere Person unwissentlich zum Administrator einer Seite zu machen, auf der in grober Weise gegen die “Community Standards” vorstoßen wird. Das Resultat in derartigen Fällen: Der unfreiwillige Administrator wurde für die Verstöße verantwortlich gemacht und mit einer Sperre belegt. Christian Mihr, Geschäftsführer der “Reporter ohne Grenzen”: “Facebook eröffnet vielen Journalisten die Chance auf eine freie Berichterstattung, doch offensichtlich kann das Unternehmen solch zensurähnlichen Missbrauch nicht verhindern. Es braucht endlich eine demokratische Kontrolle des Konzerns, um die Rechte der Nutzer wirksam zu stärken.”

4. Die Dinge beim Namen nennen – Warum eine Vergewaltigung kein Sex ist
(genderequalitymedia.org, Vic Schulte)
Es ist eigentlich so einfach: Eine Vergewaltigung ist kein Sex! Dennoch schreiben Medien Vergewaltigungsfälle gerne zu klicksteigernden Sex-Stories um. Vic Schulte zählt einige unschöne Beispiele auf und fasst am Ende zusammen: “Wenn bei Sexualstraftaten statt von Belästigung und Vergewaltigung von “Sex” die Rede ist, sieht das auf der Titelseite zwar aufregend und ein bisschen skandalös aus und hilft möglicherweise, Verkaufs- oder Klickzahlen in die Höhe zu treiben. Aber durch die Vermischung der Begriffe wird zugunsten der Unterhaltsamkeit ein Gewaltverbrechen trivialisiert und verharmlost.”

5. Erfolgsfaktor Natur – das Genre „Nature Writing“
(fachjournalist.de, Torsten Schäfer)
Journalismusprofessor Torsten Schäfer ist als langgedienter Wissenschafts- und Umweltjournalist Experte für grüne, sprich naturnahe Themen. In einem Beitrag für den “Fachjournalist” beschäftigt er sich mit dem angloamerikanischen “Nature Writing”. Dieses Literaturgenre erobere den deutschen Buchmarkt und die Feuilletons, werde aber im Journalismus selbst kaum diskutiert — obwohl es viele Chancen für die Lokal- und Umweltberichterstattung biete.

6. Kleinvieh-Strategie: Endemol Shine erstmals an der Spitze
(dwdl.de, Torsten Zarges)
“DWDL” hat ein Ranking der TV-Produzenten für das Jahr 2018 erstellt. Spitzenreiter ist die Firma Endemol Shine, die mit zehn verschiedenen Formaten unter den 100 meistgesehenen Sendungen des Jahres vertreten ist. Wer sich für das TV-Geschäft interessiert, findet in dem Artikel viele Zahlen und Informationen über das milliardenschwere Geschäft mit der Fernsehunterhaltung.

Falschen im Visier, Medienphänomen “Gelbwesten”, Politisches Adbusting

1. Ermittlungen wegen CumEx-Files: Angriff auf die Pressefreiheit?
(daserste.ndr.de/panorama)
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen den Investigativjournalisten und “Correctiv”-Chefredakteur Oliver Schröm. Im Oktober hatte “Correctiv” gemeinsam mit 18 Medienpartnern die Rechercheergebnisse zum Cum-Ex-Skandal veröffentlicht, der als größter Steuerraubzug Europas (geschätzter Schaden: mehr als 55 Milliarden Euro) in die Geschichte eingehen könnte. Anstatt Schröm (und die anderen an der Aufdeckung Beteiligten) mit dem Verdienstkreuz auszuzeichnen, ermittelt man gegen ihn wegen angeblicher “Anstiftung zum Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen”.
Weiterer Lesehinweis: Journalismus ist kein Verbrechen: Der offene Brief von “Correctiv” an Justizministerin Barley und Finanzminister Scholz: “Sehr geehrter Herr Finanzminister Olaf Scholz, wir fordern Sie auf, gemeinsam mit Ihren Kollegen in Europa endlich unsere Staatskassen vor Ausplünderung zu schützen. Sehr geehrte Frau Justizministerin Katarina Barley, wir fordern Sie auf, investigative Recherchen von Journalisten nicht zu kriminalisieren. Sorgen Sie dafür, dass Journalisten nicht wegen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen strafrechtlich verfolgt werden können. Der Rechtsstaat muss sich auf die Verfolgung der Täter konzentrieren. Steuerraub ist ein Verbrechen. Journalismus nicht.”
Bei “Spiegel Online” ordnet Tobias Gostomzyk, Professor für Medienrecht an der TU Dortmund, den Fall juristisch ein: “Pressefreiheit stößt manchmal an Grenzen”.

2. Absage an eine Gesellschaft
(spiegel.de, Nils Minkmar)
Die französischen “Gelbwesten” sind das perfekte Medienphänomen, wie Nils Minkmar bei “Spiegel Online” ausführt: “Man kann etwas Revolutionsfolklore hineindeuten, nach Belieben personalisieren und viel Häme gegen Macron verbreiten. Gescheiterter Star, das lesen die Leute ja gern. Aber diese Deutungen verkennen die fundamentale, ja intime Dimension der Verzweiflung in Frankreich. Sie hat mit der Erkenntnis zu tun, dass der Nationalstaat nicht mehr viel, aber Europa noch lange nicht genug vermag, um normale Bürger zu fördern.”

3. Livestreams von Schießereien
(twitter.com, Martin Kaul)
“taz”-Reporter Martin Kaul erklärt auf Twitter, warum aus seiner Sicht Leute ohne journalistischen Hintergrund keine Livestreams von Schießereien erstellen sollten.

4. Wenn Unternehmen unfreiwillig gegen die AfD werben
(faz.net, Jonas Jansen)
Jonas Jansen berichtet über die aktuellen Fälle von politischem Adbusting. Dabei handelt es sich um gefälschte Wahlplakate, auf denen bekannte Marken vermeintlich eine politische Botschaft verkünden. Für großes Aufsehen hatte kürzlich ein angebliches Coca-Cola-Plakat gesorgt (“Sag nein zur AfD”). Nun wurde ein Nutella-Plakat gefälscht und das Bild davon in den sozialen Medien verbreitet. Die Einordnungen der Adbustings gehen auseinander: Die Aktivisten sehen sie als legitime politische Äußerung, die betroffenen Unternehmen als Sachbeschädigung und Rufgefährdung.

5. Übersetzungsautomaten statt Sprachbarrieren
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Die Übersetzungstechnologie hat in den vergangenen Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Medienhäuser könnten davon profitieren, indem sie ihre Publikationen demnächst in verschiedenen Sprachen anbieten und dadurch ausländische Märkte erschließen. Dabei sind sie jedoch auf Unternehmen wie Google und deren Übersetzungsdienste angewiesen. Adrian Lobe sieht neben den Chancen auch die Risiken: “Die Gefahr dabei ist, dass der Internetkonzern nicht nur die Verbreitung von Inhalten kontrolliert (wer sieht welche Artikel?), sondern dass dem Konzern auch eine Sprachmacht zuwächst, indem seine Algorithmen Auslegungsregeln für Übersetzungen festzurren. Es geht dabei nicht um Stilkritik, sondern um die Deutungshoheit über Begrifflichkeiten. Ob man die Ausschreitungen in Chemnitz als einen “wütenden Mob” (angry mob, so die NYT) oder “Hetzjagd” bezeichnet, macht in der politischen Bewertung der Vorkommnisse einen erheblichen Unterschied.”

6. 26 Jahre später …
(twitter.com, Patrick Bahners)
Vor 26 Jahren hatte Patrick Bahners in der “FAZ” über die plagiatsverdächtige Doktorarbeit von Margarita Mathiopoulos geschrieben und dafür eine Gegendarstellung kassiert. 26 Jahre später schließt sich der Kreis: Die Potsdamer Honorarprofessorin verliert ihren zusammenplagiierten Doktortitel nun endgültig. Ihre Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde abgelehnt.

Gerichtsstand, Schwarm-Extremisten, Schwatzgelb

1. Trotz ihrer Kritik an “Bild”: Gisela Friedrichsen wechselt zu Axel Springer
(kress.de, Jochen Zenthöfer)
Vor kurzem berichtete der “Spiegel” in einer Meldung in eigener Sache vom Abschied von Gerichtsreporterlegende Gisela Friedrichsen. Nun stellt sich überraschend raus, dass die 72-jährige Friedrichsen zu Axel Springers “Welt”-Gruppe wechselt. Was etwas pikant ist: Im Zuge des Kachelmann-Prozesses hatte Springers “Bild” sie wegen ihrer Berichterstattung im “Spiegel” noch als “Lügenpresse” tituliert.

2. Fußball-Berichterstattung: “Nennen wir das bitte nicht Journalismus”
(kress.de, Frank Hauke-Steller)
Der freie Journalist Ronny Blaschke hat ein Buch geschrieben, in dem er die öffentlich-rechtlichen Sender wegen ihrer Fußballberichterstattung kritisiert. Viele soziale Projekte der Vereine seien nicht ehrlich gemeint, Sportjournalisten seien oft mehr Fans denn objektive Begleiter. “kress.de” hat mit dem Autor gesprochen und unter anderem gefragt, ob die Milliarden, die die Sender für die Übertragungsrechte ausgeben, einen Maulkorb für Reporter bedeuten würden.

3. «Extremisten benehmen sich wie ein Schwarm»
(tagesanzeiger.ch, Jonathon Morgan)
Der US-Amerikaner Jonathon Morgan ist Datenwissenschaftler und untersucht, wie IS-Terroristen oder Rechtsextreme im Netz kommunizieren. Morgan über seine Analysetechnik: “Es ist wie im richtigen Leben. Menschen, die Schaden anrichten, haben bestimmte Verhaltensweisen – online und in der realen Welt. Wir nutzen Algorithmen und Datenanalyse, um diese Muster zu finden. So identifizieren wir Gruppen, die radikale Ideologien annehmen, anhand ihrer Sprache. Extremisten vertreten per Definition extreme Ansichten, sprechen eine extreme Sprache. Das können wir messen.”

4. Koran und Analsex
(taz.de, Natalie Mayroth)
Das Online-Magazin „renk“ soll Klischees über Deutschtürken widerlegen. Dank Crowdfunding erscheint nun auch eine Printausgabe. Natalie Mayroth ist durchaus angetan von dem Projekt: “Designs und Fotografierichtungen werden gemixt, Plätze getauscht: Sie langt ihm an den Po, nicht er; das Inhaltsverzeichnis ist hinten, nicht vorne, und die Schrift wechselt mit jedem Artikel – dennoch hält renk seinen Namen: Es ist sogar rengarenk – kunterbunt. Mit dieser Mischung halten sie ihr buntes Versprechen und stellen sich als Gesellschaftsmagazin auf.”

5. Redaktionsnetzwerk Rumpelding
(bilanz.de, Bernd Ziesemer)
Bernd Ziesemer äußert sich kritisch über Zusammenlegungen von Zeitungen, Redaktionsnetzwerke und Mediengruppen: “Wenn Verlage sich statt ihrer Marken in den Mittelpunkt stellen, geht es mit beiden bergab. Sie werden austauschbar wie die Texte der Gemeinschaftsredaktionen.” Unter den Printmedien würden sich immer noch diejenigen Zeitungen und Zeitschriften am besten schlagen, die ihre Marken weiter in den Vordergrund rücken: Das “Handelsblatt” etwa oder die “Zeit”, der “Spiegel” oder die “Frankfurter Allgemeine”.

6. Kampf gegen Rechts: Die “BVB Freunde Deutschland” im Porzellanladen
(schwatzgelb.de, Malte S.)
Als die “BVB Freunde Deutschland” bekanntgeben, sich aus dem aktiven Kampf gegen Rechtsextremismus zurückzuziehen, gibt es ein großes mediales Echo. Das Fanzine “Schwatzgelb.de” bezweifelt die Aussagekraft der Meldung: Der nach eigenen Angaben rund 1.400 Mitglieder große Fanclub sei weitgehend unbekannt und im Stadion nicht präsent. Belege für ein antirassistisches Engagement gebe es auch nicht: “Dass die BVB Freunde Deutschland also – um es mal vorsichtig auszudrücken – nicht die Speerspitze des antirassistischen Engagements bei Borussia Dortmund bilden, hätte man mit weniger als einer Stunde Recherchearbeit herausfinden können. Dass neben dem eingangs erwähnten sport.de auch Focus Online journalistische Arbeit gegen ein paar sichere Klicks tauscht, überrascht nicht wirklich. Schließlich sind beide Seiten nicht dafür bekannt, fanpolitische Themen differenziert beziehungsweise mit entsprechendem Aufwand aufzubereiten.”

Die Schwarz/Gelb-Blindheit des Hugo Müller-Vogg

Am vergangenen Montag, nach der hessischen Landtagswahl, schrieb Polit-Kolumnist Hugo Müller-Vogg in “Bild”:

In Wiesbaden geht jetzt nichts mehr ohne die Liberalen und in Berlin nicht viel. Denn die schwarz-gelb regierten Länder haben nunmehr im Bundesrat die Mehrheit.

Was Quatsch ist, weil die schwarz-gelb regierten Länder auch bei einer CDU/FDP-Koalition in Hessen im Bundesrat gar keine Mehrheit haben.

Und gestern schrieb Müller-Vogg quasi zum selben Thema:

Da sich aber die rot-grünen Kabinette in Bremen und Hamburg auf die Seite von Schwarz-Rot geschlagen haben, werden die Liberalen in Berlin zum “Mitregieren” nicht gebraucht.

Was insofern Quatsch ist, als es in Hamburg gar kein rot-grünes Kabinett gibt.

Was wohl Müller-Voggs politische Analysen taugen, wenn er nicht mal die politischen Fakten richtig aufschreiben kann?

Mit Dank an Christoph für die Hinweise.

Billag, Wallraff, SPIEGELblog

1. “NDR schafft Grand-Prix-Vorentscheid ab”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Für den Eurovision Song Contest 2009 schafft der NDR den Vorentscheid, also den demokratischen Entscheid unter TV-Zuschauern, ab und ersetzt ihn mit einer Bewerbung, über die eine Jury entscheidet. Der ARD Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber, “betont, dass das diesjährige Verfahren eine Ausnahme sei, um einen kompletten Neuanfang nach den miserablen Ergebnissen der vergangenen Jahre zu ermöglichen.” Das Fernsehblog beschreibt ein mögliches Profil der Kandidaten in einer Stellenanzeige.

2. “Billag schüchtert TV-Zuschauer ein”
(blick.ch, Lukas Rüttimann, Daniel Meier und Gabriel Brönnimann)
Wer meint, die GEZ sei ein schröcklicher Verein, der kennt das schweizer Equivalent, die Billag, wohl noch nicht. Mit einer aufwändig produzierten Gutenachtgeschichte in Dialekt (youtube.com, Video, 2:01 Minuten) versetzt die Schweizerische Erhebungsstelle für Radio- und Fernsehempfangsgebühren nicht nur Kinder in Panik.

3. SPIEGELblog lanciert
(spiegelblog.info)
Der Journalist Torsten Engelbrecht eröffnet unter spiegelblog.info ein Spiegel-Watchblog: “Mit seinen Analysen möchte SPIEGELblog dazu beitragen, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, selbst Leitmedien wie dem SPIEGEL nicht blindlings Glauben zu schenken. In der Tat vertrauen selbst viele Journalisten von anderen Medien und Wissenschaftler auf das, was im SPIEGEL geschrieben steht.”

Nachtrag: Über Engelbrecht und seine “journalistische” und “wissenschaftliche” Arbeit gibt es mehrere kritische Berichte – zum Beispiel bei ScienceBlogs und bei Esowatch. Mit dem Spiegelblog und der Argumentation des Autors hat sich Torsten Dewi ausführlich beschäftigt, erst mittels Kommentaren im Spiegelblog, jetzt in einem ausführlichen Beitrag in seinem Blog. (19.1.2009, Ole)

Read On…

Nur echt mit dem gelben Streifen

Möglich ist natürlich, dass sich über Musikvideos, die Bild.de auf der Startseite zeigt, automatisch diese gelbe “Exklusiv”-Schleife oben links legt. Und dass die Rubrik “Videopremiere” fest voreingestellt ist. Und dass das Redaktionssystem verhindert, dass ein Musikvideo veröffentlicht wird, solange in der Überschrift nicht mindestens zwei der drei Begriffe “brandneu”, “schon jetzt” oder “enthüllt” auftauchen.

Das wäre immerhin eine Erklärung, warum Bild.de gestern und heute auf der Startseite entsprechend die Tatsache bewarb, dass dort das Video von Kate & Ben “Ich lieb’ Dich immer noch so sehr” gezeigt wird, das zweieinhalb Wochen vorher, am Abend des 2. November, in der Sendung “Neu” auf Viva Premiere hatte, und bereits seit dem 3. November zum Beispiel auf MyVideo zu sehen ist.

In Vogelgrippe-Gelb

Erwartungsgemäß tingelt derzeit mal wieder eine ansteckende Magen-Darm-Infektion (zwei bis drei Tage Brechdurchfall) durch Deutschland, die in diesem Jahr bei mehr Menschen auftreten könnte als in den Vorjahren. Und nachdem in einer kurzen Meldung dazu im aktuellen “Focus” stand, dass eine Million Menschen erkranken könnten, berichtete natürlich auch “Bild” — und zwar so:

Immerhin kommt “Bild” (zumindest im Raum Berlin-Brandenburg) heute schon wieder ohne vogelgrippe-gelbe Überschriften aus — und lässt zumindest erahnen, dass es sich bei der “schlimmsten Magen-Darm-Seuche” womöglich doch nur um die schlimmste Magen-Darm-Seuche ihrer Art seit 2002/2003 handelt.

Mehr über diesen “Medienthriller ohne Killer” bei stern.de

Und vielen Dank auch an Matthias M.

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