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Schutzwesten gegen Asylbewerber (2)

Vor gut zwei Wochen haben wir darüber geschrieben, wie die “Bild”-Zeitung Stimmung gegen ein Asylbewerberheim in Bautzen macht.

Das Blatt hatte in der Dresdner Ausgabe behauptet:


(Unkenntlichmachung von uns.)

In dem Artikel hieß es:

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bautzen kaufte dem Rettungsdienst stich- und schusssichere Westen. (…) Offenbar geht es vor allem um Einsätze im Spreehotel – der Vier-Sterne-Herberge, wo neuerdings Asylbewerber untergebracht sind.

Die Polizei, das DRK und der Betreiber des Heims haben allerdings mehrfach klargestellt, dass diese Darstellung falsch ist.

Zunächst mal: Das Heim ist gar keine “Vier-Sterne-Herberge” mehr. Der Hotelbetrieb wurde schon vor geraumer Zeit eingestellt, das Gebäude dient jetzt ausschließlich als Unterkunft für die Asylbewerber. Und die Westen, die sich das DRK tatsächlich besorgt hat, sind auch nicht schusssicher, sondern schützen “nur” gegen Schläge und Stiche.

Vor allem aber wurden sie nicht “aus Angst vor Attacken aus dem Asyl-Hotel” besorgt, wie “Bild” behauptet, sondern um die Rettungskräfte ganz allgemein und bei allen Einsätzen zu schützen. Ganz unabhängig vom Einsatzort. Der Polizei ist in dem Heim auch “kein Übergriff auf Rettungspersonal bekannt”.

Wir kommen nochmal auf diese Geschichte zurück, weil vorgestern der Betreiber des Heims bei Maybrit Illner zu Gast war (Sendung in der Mediathek, ab ca. 19:10). Dort erzählte er, dass es “natürlich” auch “ein paar vielleicht nicht so freundliche Bewohner” gebe, aber der Großteil sei vollkommen friedlich:

In diesen drei Monaten [seit die Asylbewerber in dem Heim wohnen], ist bei mir eine Sache vorgefallen, die wirklich nachweislich kriminell war, die war nicht in Ordnung, und die wird auch dementsprechend verfolgt. Es ist sonst nachweislich nichts passiert. Das einzige, was die Asylbewerber leider Gottes machen: Sie atmen die Luft der Bautzner. Und ich glaube, das ist wirklich nicht schlimm. Also es gibt nun gar keinen Grund, gegen diese Menschen zu sein. Sie tun niemandem was, und sie wollen sich integrieren.

Auch die Polizei und das DRK appellieren an die Bürger, …

nicht alle der 150 Asylbewerber zu verurteilen. Meist handelt es sich nur um vereinzelte Personen, die mit einem deutlichen Fehlverhalten alle Einwohner in ein schlechtes Licht rücken.

Über dieses Fehlverhalten haben sich einige Bautzner auch vor ein paar Tagen in einer “Sicherheitskonferenz” beschwert (nachzulesen etwa hier), doch sowohl die Polizei als auch die Stadt weisen immer wieder darauf hin, dass man nicht alle Bewohner über einen Kamm scheren dürfe und die Anzahl der Fälle verhältnismäßig gering sei.

Anfang des Monats berichtete auch der MDR:

Eine wachsende Anzahl Straftaten – wie von einigen Bautznern befürchtet – verzeichnete die Polizei indessen nicht. Laut Sprecher Thomas Knaup sind der Polizei seit dem Einzug der ersten Asylbewerber in das Spreehotel [im Juli, Anm.] 15 Fälle gemeldet worden. Im Vergleich zu den insgesamt 3.700 Straftaten, die sich 2013 in der Region ereignet hätten, sei der Anteil damit verschwindend gering, so Knaup.

Im “Bild”-Artikel heißt es allerdings nur, dass “das Miteinander der Nationalitäten” “nicht problemlos” ablaufe und die Polizei zu mehreren Einsätzen ausrücken musste. Eingeordnet werden diese Fälle nicht.

Ebenso wenig erwähnt “Bild”, dass es auch mindestens einen Übergriff gegen die Bewohner des Asylbewerberheims gegeben hat. Vor drei Wochen schrieb der Oberbürgermeister von Bautzen auf der Facebook-Seite der Stadt:

Liebe Bautzenerinnen und Bautzener!

Es sollte ein ganz besonderer Tag für das Kind einer tunesischen Asylbewerberfamilie werden. Doch am Morgen des ersten Schultages sah sich die junge Mutter dem Fremdenhass eines bislang unbekannten Mannes ausgeliefert. Die junge Frau wurde beschimpft und durch einen Schlag verletzt. Dieser Vorfall am hellen Tag, mitten in der Stadt Bautzen, ist widerlich. Ich bin zutiefst entsetzt darüber und entschuldige mich im Namen der Stadt und der friedliebenden toleranten Menschen ausdrücklich bei der jungen Familie für dieses Verhalten.

Über diesen Vorfall verliert der “Bild”-Reporter kein Wort. Auch nicht darüber, dass das Heim mit einem zwei Meter hohen Zaun umzogen worden ist — nicht, um die Leute zu kasernieren, “sondern um die Gefahr von außen abzuwenden”, wie der Betreiber des Heims bei Maybrit Illner erklärte.

Er fügte aber auch hinzu, dass viele Bautzner sehr hilfsbereit seien. Grundsätzlich sei Bautzen “ein guter Ort”:

Ich möchte nicht, dass die Idee entsteht, dass Bautzen eine völlig rechte Ecke Deutschlands ist. Es gibt aber leider Gottes eben einen ganzen Haufen rechtgesinnte Menschen, auch NPD-Mitglieder, die mir das Leben sehr schwer gemacht haben.

Er habe zwei Morddrohungen erhalten, werde — ebenso wie die Bewohner — häufig beleidigt, und in drei Geschäften sei ihm angetragen worden, dort bitte nicht mehr einzukaufen, weil es schlecht für ihr Image wäre.

Das alles sei Ausdruck einer …

Hysterie, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn die Asylbewerber nachweislich Ungedeih gemacht hätten, dann würde ich sagen: okay, verständlich. Aber es ist nichts passiert! Die reine Anwesenheit. Es ist die Angst vor dem Fremden.

Und diese Angst schürt auch die “Bild”-Zeitung, indem sie lügt, Fakten verschweigt und einseitig berichtet. Obwohl längst klar ist, dass der Artikel einen völlig falschen Eindruck erweckt und obwohl der Redaktion bekannt ist, dass sie damit Menschen gegen die Asylbewerber aufhetzt, ist bislang keinerlei Korrektur erschienen.

Im Gegenteil: Der Artikel ist immer noch online.

Mit großem Dank auch an Tobias M.

Nachtrag, 17. März 2015: Die Berichterstattung ist nun auch vom Deutschen Presserat missbilligt worden.

Wissenschaftsjournalismus, Carola Hein, Felix Magath

1. “Wissenschaftsjournalismus als Herausforderung”
(blogs.faz.net/planckton, Sibylle Anderl)
Der Wissenschaftsjournalismus steht vor einer kaum noch zu überschaubaren Flut von wissenschaftlichen Publikationen: “Während noch vor gar nicht allzu langer Zeit einfach wissenschaftsjournalistisch aufbereitet werden konnte, was in den namhaften Journals veröffentlicht wurde, muss heute radikal ausgewählt werden, da die Anzahl von Veröffentlichungen für die Eins-zu-eins-Berichterstattung zu groß geworden ist. Das Fundament einer solchen Auswahl kann schwerlich anderes als ein fundiertes wissenschaftliches Fachwissen sein. Sofern das bei Wissenschaftsjournalisten nicht mehr vorliegt, müssen aber andere Strategien gefunden werden.”

2. “CDU im Büro, AfD zuhaus”
(taz.de, Jens Twiehaus)
Carola Hein ist Lokaljournalistin bei der “Märkischen Allgemeinen Zeitung” – und in einer Beziehung mit dem Politiker Alexander Gauland: “Knapp zwei Wochen vor der Brandenburger Landtagswahl porträtierte sie die CDU-Kandidatin Saskia Ludwig für ihre Zeitung. Und fuhr dann abends nach Hause in die Berliner Vorstadt von Potsdam, um dort AfD-E-Mails für ihren Lebensgefährten Alexander Gauland zu tippen.”

3. “Karl Sackreis berichtet! Ein Plädoyer für glaubwürdigere Branchendienste”
(lousypennies.de, Christian Schweppe)
“Welcher Nachrichtenfaktor trifft eigentlich auf die Präsentation des neuen Produktes eines US-Konzerns zu?”, fragt Christian Schweppe zu den vielen Neuigkeiten, die Journalisten über Produkte von Apple und Netflix verbreiten. Siehe dazu auch “Kommentar: Wenn Online-Journalismus kein Journalismus mehr ist” (macnotes.de, Alexander Trust).

4. “Kommentare im Internet: ‘Du bist so hässlich, geh sterben'”
(spiegel.de, Björn Stephan)
Ein Interview mit Kathrin Weßling, die Onlinekommentare sammelt und vorliest: “Die Tendenz ist, dass Frauen für ihr Aussehen, ihre Sexualität beleidigt werden. Dann heißt es: Diese Frau müsste mal wieder ‘richtig durchgenommen’ werden. Oder: Diese Frau hat ein psychisches Problem. Männern hingegen wird oft Inkompetenz vorgeworfen, Unwissen, schlechte Recherche oder Arroganz. Ich habe bei einem Mann noch nie einen Kommentar gelesen wie: Du bist so hässlich, geh sterben.”

5. “‘Die BBC war die größte Enttäuschung'”
(deutschlandradiokultur.de, Korbinian Frenzel)
Wolfgang Blau spricht rückblickend über die Snowden-Leaks-Veröffentlichungen des “Guardian”.

6. “Beim FC Fulham entlassener Felix Magath schaltet Anwalt ein”
(tagesspiegel.de)
Britische Medien berichten, Felix Magath habe die Oberschenkelverletzung eines Spielers “mit einem Stück Käse behandeln lassen, statt den Reha-Plan des Mannschaftsarztes zu befolgen”. Ausserdem rufe er “Spieler in sein Büro und starre sie minutenlang an, um zu sehen, ob sie blinzeln”.

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Schutzwesten gegen Asylbewerber

Davy S. (deutscher Steuerzahler) ist empört.

und solche wilde bringt man in einem hotel unter! ein schlag ins gesicht für die eigenen leute und für jeden deutschen steuerzahler!

Mit “solche wilde” meint Davy S. die 150 Asylbewerber, die seit einigen Wochen in einem Hotel in Bautzen (Sachsen) untergebracht sind. Und er ist so sauer, weil er diesen Artikel gelesen hat:


(Unkenntlichmachung auf Wunsch des DRK von uns.)

Der Text war am Montag der große Aufmacher in der Dresdner “Bild”-Ausgabe. Darin heißt es, das Rote Kreuz in Bautzen werde in Zukunft Schutzwesten einsetzen. “Offenbar”, so der “Bild”-Reporter, gehe es “vor allem um Einsätze” in besagtem Hotel.

Um es kurz zu machen: Das ist falsch.

Es stimmt zwar, dass sich das Rote Kreuz Schutzwesten besorgt hat. Doch diese Anschaffung steht …

in keinem Zusammenhang mit dem Asylbewerberheim Bautzen.

Das schreiben die “Lausitz News”, die gestern nochmal beim DRK nachgefragt haben. Und bei der Polizei, deren Pressesprecher in Wahrheit ebenfalls keine Notwendigkeit sieht, …

explizit für Einsätze im Asylbewerberheim solche Westen für die Sanitäter einzusetzen.

Dort sei ihm nämlich …

kein Übergriff auf Rettungspersonal bekannt.

Das DRK hat die Westen also nicht wegen des Asylbewerberheims angeschafft, sondern einfach damit die Sanitäter “bei Einsätzen mit alkoholisierten, drogenabhängigen oder geistig verwirrten Personen” besser geschützt sind — völlig unabhängig vom Einsatzort. Der “Bild”-Reporter dreht sich die Fakten aber so zurecht, als sei das “Asyl-Hotel” das Problem. Als wimmle es dort nur von Gewalttätern, die es auf “unsere” Sanitäter abgesehen haben.

Beim deutschen Steuerzahler Davy S. ist diese Botschaft offensichtlich angekommen. Bei vielen anderen “Bild”-Lesern auch, wie ein Blick in die Leserkommentare bei Bild.de zeigt:

Das ist eine Schande. Deutschland nimmt Asylanten auf und unsere Helfer, Mitbürger werden bedroht. Alle sofort nach Hause schicken !!! Drogen und Alkohol…woher haben sie denn das Geld?

ja,ja,ja und alles friedliebende,arbeitsame,integrationswillige, neubürger unseres landes!! aber ihr habt es ja nicht anders gewollt,in dem ihr plagiate gewählt habt statt der originale!!!!

Sind die Asylbewerber eigentlich medizinisch untersucht? Ebola ist wohl kaum anzunehmen, aber es gibt ja in der Dritten Welt noch jede Menge andere übertragbare Infektionskrankheiten wie Aids/HIV etc

Warum nehmen wir überhaupt Asylanten auf, Deutschland hat schon mehr als genug getan ! Ich als Deutscher hab es satt mir was von Scharia Polizei und gewalttätigen Siri Clans hier durch zu lesen. Wer hier nicht gebraucht wird, braucht nicht zu kommen. Und wundert Euch nicht, wenn die AfD mal mehr als 40 % bekommt,ich glaube nicht das ich der einzige bin der so denkt.

sind das unsere viel gepriesenen Fachkräfte, die jeden Tag herauf beschworen werden?

Da zeigt es sich doch mal wieder wie es um unsere “GÄSTE” bestellt ist und wir Idioten zahlen für die alles. Auch noch ein 4Sterne Hotel. Hallo liebe Politiker gehts noch!!!! WEG mit denen ab nauch Hause… wer Waffen Drogen hat oder zu Gewalt neigt hat hier nix zu suchen !!!

Das ist allerdings noch harmlos im Vergleich zu dem hysterischen Hetzmob, der seit zwei Tagen auf den Facebook-Seiten der AfD tobt.

Die Partei hat den Bild.de-Artikel am Montag geteilt (“Dass nun sogar schon unsere Rettungssanitäter das Asylbewerberheim in Bautzen nur mit Schutzwesten betreten dürfen, ist mehr als bedenklich”) und seitdem über 1.000 Kommentare geerntet, von denen sehr, sehr viele so klingen:

Solche Dreckspatzen sollte man verrecken lassen!!!!!!!
(3 Leuten gefällt das.)

Raus mit dem kriminellem Pack. Basta !
(7 Leuten gefällt das.)

Grenzen schließen. dieses ungebildete Pack von Asylanten braucht kein Mensch !
(3 Leuten gefällt das.)

Rettungsdanitäter mit Rettungswesten????
Geht ja gar nicht!!!!!
Für was brauchen Asylanten Sanitäter??? Die müssen dankbar sein, dass wir Deutschen so dreckiges Gesocks überhaupt aufnehmen!! Die Füßen müssen sie uns Deutschen küssen!!!!
Statt dessen werden wir von solchen abgegriffen!!!
Ich finde kein Sanitäter sollte solchen Undankbaren helfen!!!! Sollen doch verrecken, wäre besser für uns und kein Sanitäter würde zu schaden kommen!!!!!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Raus mit dem Pack…und den gefährlichen Islamisten Gesindel, und von wegen Moscheen, sind hier nur Gäste!
Außerdem was soll die doppelte Staatsbürgerschaft!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Soweit sind wir durch unsere übertriebene Multi-Kulti-Loyalität gekommen. Normaler Weise müssten alle im Rettungsdienst Tätigen mal für einen Tag ihre Arbeit niederlegen und so gegen die Zustände protestieren.
(26 Leuten gefällt das.)

Toll, diese herzlichen Fachleute in ihrer Bunten Vielfalt. Ich wuerde als Sani gar nicht mehr da rein gehen.
(9 Leuten gefällt das.)

Großes Schiff. Care-Paket für die Reise, Bundeswehr”reisebegleiter” mit genügend Waffen im Anschlag und gute Heimreise. Ganz einfach.
Wer tatsächlich vor Krieg und Tot fliehen MÜSSTE, benimmt sich nicht so , sondern würde vor Dankbarkeit den ganzen Tag arbeiten und fleißig deutsch lernen, um sich möglichst schnell in die Kultur und Gesellschaft einzubringen und anzupassen…!
(20 Leuten gefällt das.)

Solange wir nur im Hintergrund quasseln wie hier bei Facebook so wird sich das nicht ändern. Es wird Zeit auf die strasse zugehen und zu handeln
(4 Leuten gefällt das.)

darum wähle ich AfD
(9 Leuten gefällt das.)

Achja, darauf habe ich nur wieder gewartet, wann der erste Kommentar kommt, wegen “rechts” usw. Ihr linken Gutmenschen, versteht endlich mal, das der deutsche Michel langsam die Schnauze voll hat. Die AfD wird nicht mehr verschwinden und das ist auch gut so.
(22 Leuten gefällt das.)

Diese ganzen “Facharbeiter” gehören alle bei den Wählern der Grünen einquartiert, die wollen das Pack doch hier haben!
(21 Leuten gefällt das.)

Und wieder Asylanten! Boar ich bin es langsam leid das Deutschland immer mehr Probleme & Leid hat durch diese “Migranten”!!! Härtere Strafen & Gesetze einführen!!! Wer sich nicht an die Regeln hält wird abgeschoben und fertig!!!
(5 Leuten gefällt das.)

Das ist unfassbar !!!! Traurig was in unserem Land passiert ….. Und letztendlich nehmen wir es einfach hin , weil jeder Angst hat gleich als Rechtradikal und Nazi beschimpft zu werden ….. Ich versteh das nicht …. echt traurig .
(15 Leuten gefällt das.)

Wer Pack ins Land lässt, muss sich drum kümmern…..!!!!!
(4 Leuten gefällt das.)

Zum gesetzlosen Bereich erklären und keine Rettungskräfte mehr reinschicken. Wenn da drin jemand verreckt …. Pech gehabt …. Aber geht ja nicht wegen unserer ganzen grünen Gutmenschen
(4 Leuten gefällt das.)

Gleich eine Injektion aufziehen mit Fentanyl und Dormicum dazu noch ein bißchen Lidocain und fertig..
(4 Leuten gefällt das.)

soweit sind wir also schon,das sich sanitäter schützen müssen mit sicherheitswesten..da kann ich nur sagen die sich falsch benehmen,,AB nach Hause wo sie her gekommen sind,,,,so ein pack brauchen wir hier nicht,,ist genug im land.
(5 Leuten gefällt das.)

Wenn es also das Ziel der “Bild”-Zeitung war, mit falschen Behauptungen Angst und Hass gegenüber Ausländern zu schüren, dann hat sie alles richtig gemacht.

Mit Dank an stitch, Johannes S. und Sabine B.

Nachtrag, 16.10 Uhr: Bild.de hat Dreiviertel aller Leserkommentare gelöscht. Der Artikel ist aber unverändert geblieben.

Die AfD hat inzwischen auch Kommentare gelöscht — aber nur die, die einen Link zu unserem BILDblog-Eintrag enthielten. Die Hetzkommentare sind nach wie vor online.

Nachtrag, 11. September: Jetzt hat die AfD den Facebook-Eintrag ganz gelöscht.

Fortsetzung: hier und hier und hier.

Akif Pirinçci, Thomas Leif, Elke Heidenreich

1. “Es ist ein Jammer”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig fragt, ob Akif Pirinçci ein Nachfolger von Alfred Tetzlaff sei und behandelt Pirinçcis Buch “Deutschland von Sinnen” sowie die Medienreaktionen darauf.

2. “Superzufrieden”
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Was, wenn Journalisten über Leute schreiben, die dann rückmelden, “dass sie mit dem Artikel superzufrieden seien”? “Viele Zeitungsartikel sind ein Deal zwischen dem, der schreibt und dem, über den geschrieben wird. Der Deal hat für beide Vorteile. Der eine kriegt die Komplimente, der andere das Lob für die hervorragende Berichterstattung. Den Ärger hat der, der das lesen muss. Aber das wird der Autor nur selten erfahren.”

3. “Die Leitmedien leiden”
(blogs.taz.de, Karl-Heinz Ruch)
Der Geschäftsführer der kleinen “taz” macht sich Sorgen um die großen überregionalen Zeitungen und liefert Zahlen zu ihrem Niedergang: “Zwischen dem Boulevard und den Regionalzeitungen haben die überregionalen Abozeitungen, Träger von Qualitätsjournalismus, schon immer besondere Bedeutung für die publizistischen Kultur in Deutschland. Es gibt Grund, sich ernsthaft Sorgen zu machen.”

4. “Zweifel verliert Machtkampf gegen Heidenreich”
(bazonline.ch, Benedict Neff)
Stefan Zweifel wird von der Leitung des Literaturclubs im Schweizer Fernsehen entbunden, Hintergrund ist ein Streit um ein Heidegger-Zitat mit Elke Heidenreich: “Hatte sie in der Sendung noch darauf beharrt, den Satz so in den ‘Schwarzen Heften’ gelesen zu haben, erklärt sie nun auf Anfrage der BaZ, nur die Wortfolge ‘verborgene Deutschheit’ sei ein direktes Heidegger-Zitat. Beim Rest handle es sich um ‘eigene Gedanken zu Heidegger’. Das Wort ‘entbergen’ wiederum habe sie einem Artikel der Süddeutschen Zeitung entnommen, der im Dossier war, das ihr SRF für die Sendung zusammenstellte. Über den Ausgang der Diskussion sei sie ‘verblüfft’. Geirrt haben will sich die Kritikerin, die in der Sendung so vehement darauf beharrte, Heidegger zitiert zu haben, nicht.”

5. “‘Leif trifft …’ – wie sich der SWR-Chefreporter an AfD-Lucke abarbeitet”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Stefan Winterbauer schaut sich “Leif trifft: Die Euro-Kritiker und deren Wortführer Bernd Lucke” (ardmediathek.de, Video, 44:10 Minuten) an: “Leifs Unart, Suggestiv-Fragen zu stellen, seine ungebremst zur Schau getragene Eitelkeit und seine tendenziösen Off-Kommentare, die alles Gezeigte mit der Brechstange in Richtung seiner Thesen biegen, erreichen das Gegenteil von dem was er mutmaßlich will. Hier merkt auch der dümmste Zuschauer, dass da einer manipulativ zu Werke geht und es ist nicht Bernd Lucke.”

6. “Sag es heftig!”
(heftigstyle.tumblr.com)
Siehe dazu auch “Mediendisruption: Heftig.co zeigt wie bedeutungslos Google für heutigen Medienerfolg sein kann” (neunetz.com, Marcel Weiss).

Ein Hartz für Ausländer

VORSICHT! HETZEND!Das Landessozialgericht NRW hat am vergangenen Donnerstag entschieden, dass — vereinfacht gesagt — EU-Bürger, die schon lange in Deutschland leben und keinen Job finden, Anspruch auf Hartz IV-Leistungen haben. Und zwar völlig unabhängig davon, aus welchem EU-Land sie kommen.

Die “Bild”-Zeitung präsentierte am Freitag auf ihrer Titelseite eine ganz eigene Interpretation dieses Urteils:Neues Urteil! Hartz IV künftig auch für Rumänen und Bulgaren

“Irreführend” sei diese Überschrift, sagte uns ein Sprecher des Landessozialgericht auf Anfrage. Zwar stammten die Kläger aus Rumänien, das sei aber Zufall. Das Urteil gelte ausdrücklich für alle EU-Bürger in Deutschland.

Doch bei “Bild” ging die Irreführung am nächsten Tag einfach weiter:

Arbeitslose Rumänen und Bulgaren, die schon länger in Deutschland leben, haben Anspruch auf Hartz IV (BILD berichtete)!

Kein Wort darüber, dass arbeitslose Franzosen, Luxemburger, Schweden oder Griechen genauso betroffen sein können. Und obwohl das Urteil noch gar nicht rechtskräftig ist (was “Bild” im Übrigen konsequent verschweigt), fragte das Blatt panisch:

Wie viel Tausende Rumänen und Bulgaren stellen jetzt Hartz-IV-Antrag bei uns?

… und rechnete vor, wie viele Millionen Euro uns armen Steuerzahler das schon wieder kosten wird.

Mit diesen Artikeln setzt die “Bild”-Zeitung das fort, was sie schon vor Monaten begonnen hat: Angst und Misstrauen zu schüren. Rumänische und bulgarische Migranten treten bei “Bild” fast ausschließlich als Diebe, Einbrecher, Bettler, Schulschwänzer, Prostituierte oder als im Wald hausende Wanderarbeiter in Erscheinung. Und jedes Mal, wenn wieder irgendwer ein düsteres Roma-Szenario zeichnet, gehört “Bild” zu den Ersten, die berichten.

Die Zeitung scheint ein derart großes Interesse daran zu haben, die negative Stimmung gegen rumänische und bulgarische Migranten zu befeuern, dass sie dafür Statistiken verzerrt (BILDblog berichtete), einen Roma-Hetzer in Schutz nimmt (BILDblog berichtete ebenfalls) und — wie in diesem Fall — Tatsachen verdreht und Fakten unter den Tisch fallen lässt.

Was die “Bild”-Zeitung mit dieser Art der Berichterstattung auslöst und was für ein Schlag von Menschen auf genau solche Artikel gewartet hat, kann man dann in den Kommentarspalten bei Bild.de verfolgen:

So ein Urteil verbreitet sich in den Armutsvierteln in Osteuropa doch wie ein Lauffeuer. Am besten verteilen unsere Sozialämter das Hartz4-Geld gleich direkt vor Ort in den dortigen Dörfern, damit die Sinti und Roma wenigstens dort bleiben.

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bekomme ich das in Rumänien auch??? – das kann es doch nicht sein- die putzen hier mit Gewerbeschein die Auroscheiben(keiner will das) und kassieren dafür Kindergelder und nun noch Hartz4- ich bin dagegen-die sollen erst mal Steuern bezahlen usw.

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Es ist unfaßbar!
Leute, ihr geht für Menschen arbeiten, von denen einige viele Euch vielleicht später bestehlen, betrügen, in Eure Häuser einbrechen und aufgrund der extremen Gewaltbereitschaft zusammenschlagen oder gar töten.
Wie lange wollen wir diese Ausländerpolitik noch ertragen? Denkt an die hohe Anzahl der Deutschen, die selbst nicht viel haben oder an die Rentner mit der politisch gewollten Rentenkürzung. Es kann nicht sein, daß in Berlin ständig gegen den Volkswillen regiert wird.
Wir sollten nicht nur auf die Straße gehen, nein, wir sollten die Zerstörer Deutschlands ganz schnell ablösen.

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Ab sofort wähle ich eine andere Partei,und das wird euch nicht gefallen.Jetzt ist Schluß!!

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Die Rumänen und Bulgaren sollte man am betsen wie beim Metzger frage: “Darfs vielleicht ein bischen mehr sein?”
Wenn das jetzt Schule macht, kommen die nur noch wegen der sozialen Hängematte. Aber das tun die eh schon alle.

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… das ist doch nur weil unsere Politiker hoffen, dass die dann ihre strafunmündigen Kinder nicht mehr klauen schicken müssen. – Ironie aus –

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Schon komisch, sprechen kein oder kaum Deutsch, können aber Klagen bzw. die Paragraphen verstehen – welcher linke, grüne Gutmensch hat denn da den Schreiber geführt???

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Das ist unser D E U T S C H L A N D!!!
Wir, das Volk sollte mitbestimmen dürfen, wen wir hier reinlassen oder nicht!
Ich möchte nicht, mit einer S&W Cal .357 schlafen, bzw. jeden Tag draussen rum laufen müssen,
aus Angst wegen ein paar Cent ausgeraubt zu werden!
Aber, ich denke, das ist so gewollt mit der Unterwanderung anderer Völker in Deutschland.
Siehe I. und II.WK!

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Sarrazin hatte so was von Recht.

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Da fällt mir die Kaffeetasse aus der Hand.Das Wochenende fängt ja gut an.
Das spricht sich schnell in Bulgarien und Rumänien rum ,dann bleibt es nicht “nur” bei130000

[Antwort:] Das braucht sich nicht rumzusprechen! Diese Tricks kriegen die mit der Muttermilch – bevor überhaupt ein Richter drüber nachdenken muss.

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[…] jetzt müssen wir noch Rumänen und Bulgaren, die arbeitsscheu sind unterstützen. Für einen Normalverdiener mit Kindern ist es doch jetzt schonj uninteressant in die Arbeit zu gehen. […] Aber für Asylanten und sonstige haben wir scheinbar genug Geld. Armes Deutschland.

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das soll doch wohl ein witz sein oder ??? die kassieren hier und nehmen alles mit und machen sich in bulgarien ein schönes leben. Die bleiben bleiben hier einfach angemeldet und angemeldet bleiben ist ja kein hindernis. Kassieren jeden monat wie bekloppt. Deutschland ist pleite und “jetzt erst recht !!!”

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Die AfD hatte es im Programm. ” Eine ungeordnete Zuwanderung in unsere Sozialsysteme muss unbedingt unterbunden werden.”..aber es scheint ja nur wenige interessiert zu haben. Also bitte jetzt nicht jammern, die Mehrheit hat es so gewollt.

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Thilo Sarrazin hat doch recht, aber unsere sogenannten Eliten verarschen uns wo Sie können.

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Ich bin nur noch traurig. Haben diese Richter keine Verantwortung oder Gespür für das deutsche Volk.
Wer hier schreib es gibt keine Menschen erster od. zweiter Klasse gibt, hat eigentlich recht. Mitlerweile komme ich mir, als hier geborener,also echter Inländer, schon vor wie in der dritten Klasse.

[Antwort:] nicht Inländer, sondern Eingebohrender

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deutschland ist das sozialamt der eu.ich zahle jetzt also direkt steuern für rumänen und bulgaren.
die armen europas werden wohl alle kommen.ich bin dann weg.

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Wann wird das D in BRD in Dumm Umbenennt?

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Auf nach Bulgarien oder Rumänien. Dort wird es sehr bald sehr dünn besiedelt sein. Und in Deutschland werden die Steuern durch die Decke gehen. Es ist erschütternd.

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Wenn dieses Urteil bestehen bleibt, dann kommt ganz Rumänien und Bulgarien und und und nach Deutschland. Prost Mahlzeit! Die Rentner bekommen dann eine NULLRUNDE nach der anderen!!!!

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Ist doch okay,… wir müssen eben den Gürtel noch enger schnallen, wenn die Bedürftigen aus Bulgarien und Rumänien hier leben möchten. Schließlich sind sie eine Bereicherung für unser Land – kulturell und auch sonst. Wer kann schon etwas gegen fröhlich-ausgelassene Stimmung rund um die Uhr oder Umgestaltung der Umgebung in der Nachbarschaft mit einfachsten Mitteln wie Müllsäcken etwas haben? Beachtet mal die Stapelkunst! Das ist unbezahlbar, also bitte kein Gemecker über das bisschen Kindergeld oder Hartz 4… Wie behämmert ist das Urteil eigentlich? Da würde ich glatt bis zum höchsten Gericht weiter klagen!
PS: Liebe Mitbürger(innen) in Hannover, ich esse jetzt mein Zigeunerschnitzel!

Mit Dank an Heinz B. und an Philipp S. für die Grafik.

Hinter dem Radar

Die “Alternative für Deutschland” (AfD) brüstet sich derzeit gerne damit, dass sie — Prognosen zufolge — bei der Bundestagswahl in zwei Wochen die Fünf-Prozent-Hürde knacken werde.

So sagt AfD-Chef Bernd Lucke im aktuellen “Focus”, für den Einzug in den Bundestag werde es “locker reichen”. Dabei bezieht er sich aber nicht auf die Prognosen der großen Umfrageinstitute, sondern auf eine andere Quelle:

Das Wahl-Radar sieht uns bei sieben bis acht Prozent.

Auch die “Main Post” beruft sich auf dieses “Wahl-Radar” und erklärt:

Dabei handelt es sich um einen Informationsdienst einer Düsseldorfer Agentur, die sowohl die klassischen Umfrage-basierten Prognosen der bekannten Meinungsforschungsinstitute als auch die auf der Auswertung von Social Media und Wahlbörsen basierenden Prognosen einbezieht. Dem Wahl-Radar zufolge kommt die Alternative für Deutschland auf rund sieben Prozent.

Die Überschrift lautet:"Wir schaffen bis zu acht Prozent" - In Würzburg präsentierte sich die Alternative für Deutschland optimistisch

Der “Trierische Volksfreund” schreibt:

Der Informationsdienst Wahl-Radar fasst wöchentlich die Ergebnisse aller öffentlichen Wahlprognosen zusammen. Das aktuelle Ergebnis sagt 7,6 Prozent für die Alternative für Deutschland voraus – mehr als doppelt so viel wie die Piraten, deutlich mehr als die FDP, knapp mehr als die Linke.

Fast acht Prozent also. Bei anderen Umfragen, etwa von Allensbach oder Forsa, liegt die AfD momentan lediglich bei drei, maximal vier Prozent.

Diese krassen Unterschiede kommen dadurch zustande, dass das “Wahl-Radar” auch so Dinge einbezieht wie die “Wahlwette” von “Spiegel Online” oder die “Prognosebörse” des “Handelsblatts”.

Es fließen vor allem aber auch die Zahlen des “Wahl-O-Meters” ein, das zählt, wie oft eine Partei und ihre Politiker auf Twitter erwähnt werden. Darin schneidet die AfD regelmäßig derart gut ab, dass sie auch im “Wahl-Radar” immer deutlich über fünf Prozent liegt.

Und es ist wohl kein Zufall, dass das “Wahl-Radar” ausgerechnet diese Methode anwendet, um seine Prognosen zu berechnen. Denn hinter dem “Wahl-Radar” — und das hat leider keines der oben genannten Medien geschrieben — steckt ein AfD-Mann.

Die “Düsseldorfer Agentur”, die den Dienst betreibt, gehört Wolfgang Osinski. Der war mal Pressesprecher von RTL, hat bei “Bild” gearbeitet und ist heute Vorstandsmitglied der AfD in Düsseldorf. Zum dreiköpfigen “Wahl-Radar Team” gehört außerdem Ulrich Wlecke — er ist Bundestagskandidat der AfD.

Das hätten die Journalisten mit einer kurzen Google-Suche auch selbst herausfinden können. Oder mit einer einfachen Nachfrage. So wie die “Stuttgarter Nachrichten”, die sich nicht einfach blind auf das Acht-Prozent-Gerede verlassen haben:

[…] eine Nachfrage unserer Zeitung bei der Agentur ergab: Osinski ist selbst AfD-Mitglied. Er gibt zu: ‘Ich spreche pro domo’. Das heißt Werbung in eigener Sache.

Und so wundert es dann auch nicht, dass Osinski und Wlecke in der aktuellen Ausgabe des “Wahl-Radars” (PDF) eines nicht oft genug betonen können:

[Die AfD] hat gute Aussichten, die 5%-Hürde zu überspringen.

Ein Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde sei “durchaus drin”. Die AfD sei “vorraussichtlich im Bundestag”. Ein Nichteinzug der AfD sei “sehr unwahrscheinlich”. Und so weiter.

Dass die Betreiber des “Wahl-Radars” selbst zur AfD gehören, wird an keiner Stelle erwähnt.

Mit Dank an Thomas H.

Nachtrag, 12. September, 11 Uhr: Der “Volksfreund” hat den Artikel gestern transparent überarbeitet und einen Nachtrag veröffentlicht.

Michael Hanfeld, taz, Twerk Fail

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Jimmy Kimmel Reveals ‘Worst Twerk Fail EVER – Girl Catches Fire’ Prank”
(youtube.com, Video, 5:06 Minuten, englisch)
Jimmy Kimmel enthüllt die Hintergründe über das am 3. September hochgeladene Video “Worst Twerk Fail EVER – Girl Catches Fire!”, das bereits über zehn Millionen mal angesehen und auch von mehreren Medien aufgegriffen wurde.

2. “FAZ prangert Verschwendung in der ARD an – dabei ist alles noch viel schlimmer”
(udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl beschäftigt sich mit den “34 – im weitesten Sinne – Sportjournalisten der ARD”, die gemäß Michael Hanfeld in der FAZ zur Wahl des IOC-Präsidenten in Buenos Aires akkreditiert waren.

3. “Monokultur in den Chefetagen”
(taz.de, René Martens)
René Martens blickt auf sich ankündigende Personalwechsel beim WDR: “Als sicher gilt, dass Jörg Schönenborn, seit mehr als einem Jahrzehnt Chefredakteur des WDR Fernsehens, befördert wird. Zudem könnte Jochen Rausch, der Chef des erfolgreichen Radioprogramms 1Live, auf den Hörfunkdirektorenposten klettern. Als geeignet für diesen Top-Job gilt auch Jona Teichmann, Leiterin der Landesprogramme im Hörfunk. Die ist aber ‘ausgerechnet’ (Süddeutsche Zeitung) mit Schönenborn verheiratet. Andere Frauen stehen offenbar nicht zur Debatte.”

4. “… und mit kleinem Penis regiert man schlechter?”
(welt.de, Kritsanarat Khunkham)
Kritsanarat Khunkham stört sich an den “an Bösartigkeit kaum zu überbietenden” Fragen, die Philipp Rösler von der “taz” gestellt wurden. Im Artikel “Rassismus-Streit zwischen Rösler und der ‘Taz'” (welt.de, Thomas Vitzthum) ist weiter zu lesen: “‘Das Interview war keineswegs unter dem Stichwort ‘Hass’ angefragt, wie ‘Taz’-Chefredakteurin Ines Pohl behauptet’, sagte ein Parteisprecher der ‘Welt’. Vereinbarter Schwerpunkt sei vielmehr ‘Stil und Anstand im Wahlkampf’ gewesen.”

5. “Unwahrheiten in der taz”
(alexanderdilger.wordpress.com)
Aufgrund “falscher Tatsachenbehauptungen” schaltet Alexander Dilger einen Anwalt ein, der “die taz abmahnt und die Abgabe einer Unterlassungserklärung sowie einen Widerruf verlangt”. Der Artikel wird gelöscht und mit einer Richtigstellung (“Das war alles falsch. Entschuldigung.”) ersetzt.

6. “Achtjähriges jemenitisches Mädchen stirbt nach Zwangsheirat und erzwungenem Sex – Versuch eines Faktenchecks”
(kyriacou.ch)

Vermummte Propaganda

Im August wurde der Vorsitzende der Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) bei einer Wahlkampfveranstaltung angegriffen. In den Medien las sich der Vorfall anschließend so:

Bild.de:

Drei Festnahmen, 16 Verletzte - Messer-Angriff auf AfD-Chef Lucke!

Focus.de:

Mit Reizgas und Messer bewaffnet - Acht Vermummte attackieren AfD-Parteichef Bernd Lucke

abendblatt.de:

Vermummte mit Messer und Reizgas greifen AfD-Chef an

“Spiegel Online”:

Wahlkampfrede von Bernd Lucke: Vermummte greifen AfD-Veranstaltung an

“B.Z.” online:

Vermummte in Bremen - Pfefferspray-Angriff auf AfD-Chef Bernd Lucke

Süddeutsche.de:

afd13

“Bild”:

16 Verletzte! Linke Chaoten attackieren Chef der AfD

In fast allen Artikeln ist von mindestens 20 teilweise vermummten Personen die Rede, von denen acht auf die Bühne gelangt seien. Die “vermutlich dem linksextremen Lager zuzuordnende[n] Angreifer” hätten Pfefferspray benutzt, außerdem sei ein AfD-Helfer mit einem Messer angegriffen und verletzt worden. Insgesamt habe es 15 Verletzte gegeben, drei Personen seien festgenommen worden.

All diese Informationen stammten aus einer Pressemitteilung der Polizei Bremen, die sich so ziemlich mit dem deckte, was auch die AfD selbst mitgeteilt hatte.

Auf einem Video, das noch am selben Tag bei Youtube auftauchte, spielt sich der Vorfall allerdings ein bisschen anders ab. Darin ist zu sehen, wie lediglich zwei Männer auf die Bühne rennen und Bernd Lucke einfach nur umstoßen. Dann schmeißt einer der Männer etwas von der Bühne, danach liegt offenbar Pfefferspray in der Luft.

Viele Medien verlinkten dieses Video, sie schienen sich aber nicht weiter daran zu stören, dass darauf etwas anderes zu sehen ist als das, was Polizei und AfD geschildert hatten. Nur wenige Journalisten meldeten nach Betrachten des Videos Zweifel an. Das Handelsblatt etwa schrieb mit Blick auf die Aufnahmen, von einem “brutalen Angriff” könne “nicht die Rede sein”.

Der AfD jedenfalls kam die bundesweite Aufregung nur allzu gelegen. Plötzlich hatte die Partei die volle Aufmerksamkeit der Medien. Mitten im Wahlkampf. Und das wusste sie zu nutzen:

“Zeit Online”:

Attacke bei Walkampfrede - AfD-Chef verlangt schärferes Vorgehen gegen Linksextreme

Focus.de:

AfD-Chef nach Angriff - Bernd Lucke: "Geduld mit Linksextremen aufgeben"

Hinsichtlich des Angriffs gibt es inzwischen aber Neuigkeiten. Wie die “taz” und “NWZonline” heute berichten, ist die Polizei von ihrer ursprünglichen Darstellung abgerückt. Polizeipräsident Lutz Müller habe gestern zugegeben, dass die Erstmeldung “auf den Angaben der Veranstalter” fußte. Er habe außerdem klargestellt, dass keineswegs ein Messer im Spiel gewesen sei.

Auch die Anzahl der Vermummten muss Müller zu Folge deutlich korrigiert werden. Gesichert sei lediglich, dass zwei Störer maskiert waren. Das zeige ein Video. Allerdings seien noch nicht alle Aufnahmen ausgewertet worden. Müller schätzt: “Vielleicht waren acht bis zehn Personen vermummt.” Auf die Bühne wiederum seien nur drei bis vier Protestierer gelangt, die Lucke hinunter schubsten. Im Übrigen, so Müller, habe bislang lediglich einer der Festgenommenen ins linke Spektrum eingeordnet werden können.

Anderen Medien ist diese Entwicklung nicht mal eine Meldung wert.

Mit Dank an Kris R.

Debatten, Joiz, Margaret Sullivan

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Angst vor Abmahnungen”
(epd.de, Nils Glück)
Wie Internetdienste wie Rivva, Commentarist und 10000Flies auf das Leistungsschutzrecht für Presseverleger reagieren.

2. “In Friedrichshain-Kreuzberg wurden und werden keine Feste wegen ihres religiösen Charakters untersagt oder benachteiligt”
(berlin.de)
Das Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt mit, es habe “entgegen verschiedener anders lautender Berichterstattungen nicht entschieden, Veranstaltungen mit religiösem Hintergrund auf öffentlichen Flächen zu versagen”.

3. “In eigener Sache: Wo endet Toleranz, wo beginnt Zensur?”
(carta.info, Vera Bunse und Wolfgang Michal)
Ein Beitrag auf dem Debattenportal “Carta” löst Irritationen aus, die Redaktion findet, das sei in Ordnung so: “Carta-Beiträge müssen nicht per se sachlich sein, es sind viele Stilformen möglich, darunter polemische Einwürfe (die sich ihrerseits auf Polemiken beziehen können) – so lange persönliche Beleidigungen unterbleiben. Sowohl die Piraten als auch die AfD, sowohl die FDP als auch manche Buch-Autoren, Journalisten und Politiker wurden hier in Beiträgen und Kommentaren scharf (und manchmal übers Ziel hinausschießend) kritisiert. Wir halten die meisten unserer Leser für so erfahren, dass sie sehr wohl differenzieren können und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.”

4. “‘Es gibt zu wenig junge Medienmarken'”
(meedia.de, Peer Schader)
Ein Interview mit Joiz-Gründer Alexander Mazzara: “Große amerikanische Unternehmen wie Facebook funktionieren ja darüber, dass sie Daten über ihre Nutzer sammeln und sie auswerten. Genau das wird auch fürs Fernsehen relevant. Apple und Yahoo interessieren sich für den Second-Screen-Markt. Google ist schon länger am Thema dran. Wir werden künftig, wenn unsere Zuschauer sich über Apps und soziale Medien am Programm beteiligen, auf die Sekunde genau messen können, wer eingeschaltet hat.”

5. “A Year in the Life of a Watchdog”
(nytimes.com, Margaret Sullivan, englisch)
Margaret Sullivan, Public editor der “New York Times”: “When I started as The Times’s fifth public editor almost exactly a year ago, I couldn’t have anticipated the intensity and breadth of the job. It is equal parts fun and horror — every day, all day.”

6. “Tip for Tatort”
(3quarksdaily.com, Brooks Riley, englisch)
Die deutsche und die englische Sprache.

Handelsblatt, Günther Jauch, Buchmarkt

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie das ‘Handelsblatt’ die AfD anschiebt”
(sueddeutsche.de, Michael König)
Eine Umfrage durch das “Handelsblatt” wird “unglücklich” und “suggestiv” genannt. “Was die Handelsblatt-Umfrage besonders bemerkenswert macht: Nicht ein übereifriger Meinungsforscher hat sich die methodisch zweifelhafte Fragestellung ausgedacht. Sondern das Handelsblatt selbst. Das bestätigten die Zeitung und das Mafo-Institut auf SZ-Anfrage.”

2. “Ich pochere das an!”
(neon.de, Max-Jacob Ost)
Max-Jacob Ost schaut die “Günther-Jauch”-Diskussionsrunde “Der Fall des Uli Hoeneß – vom Saubermann zum Steuersünder?”. “Besser wäre gewesen: ‘Der Fall Uli Hoeneß – eine Reise ins Land der Konjunktive mit inhaltlich randomisierter Gästerunde’.”

3. “Die Doppelmoral des ‘Buchmarkt'”
(haupt.it)
Johannes Haupt beklagt einen Plagiatsfall durch den selbst gerne Plagiatsfälle anprangernden “Buchmarkt”. In den Kommentaren antwortet Herausgeber Christian von Zittwitz: “Tatsächlich sind heute, der Sache wegen, ohne dass einer richtig hingeguckt habt, drei Passagen Ihrer Meldung von einer Volontärin bei uns übernommen worden, weil Ihre Übersetzung der Originalmeldung so schön griffig war.”

4. “Datenjournalismus beim Guardian: ein Augenschein”
(davidbauer.ch)
David Bauer hat eine Woche beim “Datablog” des “Guardian” mitgearbeitet: “Das Team des Datablog besteht im Kern aus drei Journalisten, wovon einer nur Teilzeit arbeitet. In den letzten zwölf Monaten wurden auf dem Guardian Datablog insgesamt 878 Artikel veröffentlicht, knapp 17 pro Woche.”

5. “Im Twitterversum”
(blog.zeit.de/radikale-ansichten, Yassin Musharbash)
Yassin Musharbash beobachtet in Folge des Anschlags auf den Boston-Marathon Twitter: “Twitter ist kein Journalismus-Ersatz. Die meisten Twitterer plappern einfach vor sich hin, so wie es Menschen in der analogen Welt auch tun: ‘Hast du schon gehört?’ – Was dann folgt, ist oft genug ein Gerücht, unvollständig, halbfalsch. Aber es kann in Sekundenfrist tausendfach verbreitet werden und mit jeder Verbreitung echter wirken. Auch das geschah im Fall Boston, in übelster Weise.”

6. “Männer baggern wie blöde”
(freitag.de, Mikael Krogerus)
Mikael Krogerus berichtet aus Schweden: “Schweden hat heute, als einziges Land neben Norwegen, einen Staatsfeminismus. Alle politischen Beschlüsse müssen unter Beachtung eines Gleichberechtigungsparagrafen und in Zukunft auch eines Vielfaltsparagrafen gefällt werden.”

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