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Springer muss Schwerverbrecher recht geben

Ein Pärchen feiert Hochzeitstag.

Eigentlich keine der Geschichten, die die “Bild”-Zeitung groß auf Seite 3 erzählen würde, und wahrscheinlich hätte sie es auch in diesem Fall nicht getan, wenn es sich bei dem Pärchen nicht um Verbrecher, Verzeihung: um “Schwerst-Verbrecher” handeln würde. Und zwar um schwule Schwerst-Verbrecher.

Das klingt dann schon eher nach einer Story für “Bild”, dachte sich “Bild” und verfolgte das Paar während seiner Ausführung im vergangenen Dezember bei jedem Schritt:

Freigang unter Aufsicht von drei Gefängnis-Aufsehern - Hier feiern zwei Schwerst-Verbrecher ihren 1. Hochzeitstag

Das Paar hatte sich 2008 im Knast kennen- und lieben gelernt, lebt jetzt in zwei Nachbarzellen.​

Dabei waren die Voraussetzungen für die Ehe nicht gerade gut: Walter stach 1997 seinem Ex-Partner mit einem 14 Zentimeter langen Messer in den Rücken. Bernhard ermordete 1992 eine Frau beim Sex. 2010 entdeckten Justizbeamte zudem Tausende Kinderpornos in seiner Zelle.​

Aus Angst vor Übergriffen von Mitgefangenen hält die Justiz die ungewöhnliche und einmalige Liebesbeziehung geheim. Trotzdem erlaubte die Anstaltsleitung zum Hochzeitstag einen Doppel-Ausgang.​

BILD war dabei

Warum? Keine Ahnung. Vielleicht hatten die Reporter ja einen Fluchtversuch erwartet, eine Schießerei oder wenigstens eine Schwulenparty. Aber stattdessen taten die beiden Schwerst-Verbrecher — von “Bild” minutiös dokumentiert — Folgendes: Sie fuhren “mit der U-Bahn”, kauften in einem Supermarkt “Brot und Getränke”, gingen in ein “‘schwules Informations- und Beratungszentrum'”, tranken in einem indischen Restaurant “Mango-Lassi”, kauften bei Saturn “für knapp 60 Euro sieben DVDs” und mussten abends wieder ins Gefängnis.

Keine Flucht, keine Party — nicht mal Händchenhalten oder einen Kuss gab es in diesen “sechs Stunden Freiheit”, wie der Autor mit spürbarer Enttäuschung feststellt. Aber immerhin verriet “ein Justiz-Beamter” dann doch noch, dass sich die beiden “hin und wieder” “umarmen”.

Tja. Und wer das alles erfahren wollte, musste sich entweder die “Bild”-Zeitung kaufen oder einen “Bild Plus”-Zugang holen.

Wir erzählen das, weil die Geschichte nicht nur komplett sinnfrei ist, sondern zum Teil schlichtweg falsch. Einer der beiden Gefangenen ist gegen die Berichterstattung vorgegangen und hat Gegendarstellungen erwirkt, die gestern in der “Bild”-Zeitung und in der “B.Z.” (die ebenfalls berichtet hatte) erschienen sind:

Gegendarstellung - zu: "Hier feiern zwei Schwerst-Verbrecher ihren 1. Hochzeitstag" in Bild vom 28.12.2013, S. 3 - Sie schreiben: "2010 entdeckten Justizbeamte ... Tausende Kinderpornos in seiner Zelle". Dazu stelle ich fest: Bei mir wurde ein Datenträger beschlagnahmt, auf dem 31 kinderpornografische und 11 jugendpornografische Bilder gespeichert gewesen sein sollen. Von dem Vorwurf wurde ich freigesprochen, weilk ich von diesen Bildern nichts wusste. Sie schreiben im Zusammenhang mit meiner eingetragenen Lebenspartnerschaft: "Aus Angst vor Übergriffen hält die Justiz die... Liebesbeziehung geheim." Dazu stelle ich fest: Das ist falsch. Berlin, den 6. Januar 2014 - RA Eisenberg für "Bernhard P." - Bernhard P. hat recht.

Gegendarstellung - zu „Beim Inder gab’s Mango-Lassi, bei Saturn Gewalt DVDs“, “in BZ„ vom 28.12.2013, S. 12 Sie schreiben: „2010 entdeckten Justizbeamte … Tausende Kinderpornos in seiner Zelle“. Dazu stelle ich fest: Bei mir wurde ein Datenträger beschlagnahmt, auf dem 31 kinderpornographische und 11 jugendpornografische Bilder gespeichert gewesen sein sollen. Von dem Vorwurf wurde ich freigesprochen, weil ich von diesen Bildern nichts wusste. Sie schreiben im Zusammenhang mit meiner eingetragenen Lebenspartnerschaft: „Aus Angst vor Übergriffen hält die Justiz die… Liebesbeziehungen geheim.“ Dazu stelle ich fest: Das ist falsch. Berlin, den 6. Januar 2014 RA Eisenberg für „Bernhard P.“ Bernhard P. hat recht.

Der Anwalt des Mannes teilte uns auf Anfrage mit, dass er auch weiter juristisch gegen den Verlag vorgehen werde. Anfangen kann er dann mit Bild.de — dort ist der Artikel nach wie vor online.

Nachtrag/Korrektur, 12.40 Uhr: Bild.de hat den Artikel (offenbar schon vor Veröffentlichung unseres Eintrags) gelöscht.

Nachtrag, 7. März: … und jetzt auch die Gegendarstellung veröffentlicht.

Werben mit den Opfern

In der vergangenen Woche sind bei einem Wohnungsbrand in Mannheim drei kleine Kinder gestorben. Bundesweit wurde über den traurigen Fall berichtet, natürlich auch in “Bild”, blatthoch in der Bundesausgabe:

Reporterin Janine Wollbrett schildert, wie “qualvoll” die Kinder ums Leben gekommen sind, lässt Zeugen, Feuerwehr und Oberbürgermeister zu Wort kommen und spekuliert über die Brandursache. Im Grunde tut sie also das, was auch andere Medien tun — mit einem Schuss mehr Sensationsgeilheit, versteht sich, und mit der Besonderheit, dass auch die Namen der Opfer genannt werden, das ist für das Blatt ja üblich in solchen Fällen und macht “Bild” nun mal zu “Bild”.

Genau wie das, was ein paar Tage später passierte. Gestern nämlich erschien in der “Bild”-Zeitung und bei Bild.de Folgendes:

Stolz präsentiert Janine Wollbrett “eines der letzten Fotos der 3 toten Kinder”, das sie offenbar im Verwandten- oder Freundeskreis der Familie aufgetrieben hat. “Witwenschütteln” hieß das früher mal, das Blatt selbst umschreibt es aber lieber so:

Jetzt sprach BILD erstmals mit der bulgarischen Familie über die Tragödie!

Mit wem genau sie gesprochen hat, verrät die Reporterin nicht. Zitiert werden lediglich “eine Verwandte” und “eine Freundin” — mit der Mutter aber, die “Bild” ebenfalls im Foto zeigt, hat sie sich offenbar nicht unterhalten. Wie auch? Sie “steht bis heute unter Schock”, wie “Bild” selbst schreibt, “muss starke Medikamente nehmen” und liegt vermutlich noch im Krankenhaus. Es ist also sehr fraglich, ob die Mutter ihr Einverständnis für die Veröffentlichung der Fotos gegeben hat. Es ist ja sogar fraglich, ob sie überhaupt davon wusste.

Dabei gibt es, gerade in solchen Fällen, strenge Regeln für Journalisten. Erst im vergangenen Jahr hat der Presserat Ziffer 8 des Pressekodex (“Schutz der Persönlichkeit”) überarbeitet, um die Opfer von Straftaten und Unglücken besser vor identifizierender Berichterstattung zu schützen. Es wurde sogar extra eine neue Richtlinie (8.3) hinzugefügt, in der die Journalisten darauf hingewiesen werden, “dass insbesondere bei der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle Kinder und Jugendliche in der Regel nicht identifizierbar sein sollen”.

Generell gilt:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

Ob “Bild” in diesem Fall die Erlaubnis hatte, die Namen und Fotos zu veröffentlichen, wissen wir nicht. Wir gehen aber — schon allein aus Erfahrung — eher nicht davon aus.

Mit den Fotos lässt sich dann, wenn man genügend wenig Skrupel hat, sogar für den Verkauf des eigenen Blattes werben, nämlich so:

via @KaeptnEmo.

Zum Täter gemacht

In einem Dorf in Nordrhein-Westfalen ist vor zwei Wochen eine 61-jährige Frau getötet worden.

Für die Kölner “Bild”-Ausgabe stand der Täter schnell fest:Patensohn schlägt liebe Oma (†61) tot

(Die Gesichter und Namen haben wir unkenntlich gemacht.)

Selbst ein mögliches Motiv lieferte das Blatt:Sie soll ihn auf frischer Tat beim Klauen erwischt haben

Gegen den Patensohn war zwar tatsächlich ein Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden; er selbst schwieg aber zunächst und wies die Vorwürfe dann zurück.

Jetzt stellte sich heraus: Er ist offenbar unschuldig. Vergangene Woche wurde nämlich ein anderer Mann verhaftet, der die Tat gestanden hat.

Der Patensohn ist inzwischen freigelassen worden. Bei Bild.de wird er — samt Foto, abgekürztem Namen und Motiv — aber immer noch als Täter präsentiert.

Mit Dank an Eva.

Nachtrag: “Bild” und Bild.de sind für die Berichterstattung vom Presserat gerügt worden.

Bild  

Ente mit Gänsefuß

Klopp knallhart… heißt es heute in der Ruhrgebiets-“Bild”.

Und darunter das Zitat:"Wir stürzen den HSV noch tiefer in die Krise!

Wobei “Zitat” nicht ganz richtig ist, denn — ist Ihnen was aufgefallen? Die schließenden Anführungszeichen fehlen. Nun, vielleicht hat sie einfach jemand vergessen.

Wahrscheinlicher aber ist, dass die Leute von “Bild” sie mit Absicht nicht gesetzt haben. Vermutlich ist das ihre Kennzeichnung dafür, dass Klopp es “so in der Art” gesagt hat. Oder dass er es unter Umständen so gesagt haben könnte. Oder dass er es so sagen wollte, aber nicht mehr genug Zeit war. Oder was auch immer. Jedenfalls: dass er es so nicht gesagt hat.

Hat er nämlich nicht.

“Wir stürzen den HSV noch tiefer in die Krise!” Soll Jürgen Klopp gesagt haben. Hat er aber nicht. Das weiß jeder, der bei der gestrigen Pressekonferenz anwesend war, wer den Livestream gesehen hat – oder sich die Aufzeichnung ansehen möchte.

Das stellt der BVB jetzt auf seiner Internetseite klar. Und tatsächlich zeigt die Aufzeichnung, dass Klopp nichts gesagt hat, was auch nur annähernd in die Richtung der “Bild”-Überschrift geht. Im Text hat “Bild” den Satz dann auch sicherheitshalber komplett ohne Anführungszeichen gedruckt:

Klopp knallhart: Wir stürzen den HSV noch tiefer in die Krise!

Und bei Bild.de wurde das Schein-Zitat nachträglich und unauffällig aus der Überschrift entfernt.

Die Olympischen Ehe-Ringe

Die Reporter der “Bild”-Zeitung haben am Rande der Olympischen Spiele in der Bilddatenbank von “Getty Images” eine erstaunliche Entdeckung gemacht:

Bei einem Sport-Event in Nizhnekamsk (Tatarstan) hielt die Sportgymnastik-Olympiasiegerin (2 Mal Gold) am Wochenende stolz ihren Ehering in die Kameras. Putin trug gestern bei der Skilanglauf-Staffel der Herren auf der Ehrentribüne in Sotchi das gleiche Modell.​

Na sowas! Und wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass diese Dame laut “Bild” seit fünf Jahren “die angebliche Geliebte von Russlands Präsident” ist, stellt sich natürlich ruckzuck die Frage:Liebesgrüße aus Moskau - Hat Putin seine Olympia-Siegerin geheiratet?Das fragen sich — angestachelt von “Bild” — inzwischen auch einige andere Medien. Der Grund für die Spekulationen ist ein ganz bestimmtes Foto, das “Bild” als Beleg für die Theorie auch groß über dem Artikel abgedruckt hat:Bildunterschrift: "BLING! Wladimir Putin trägt in Sotchi Goldring" Kleiner Haken an der Geschichte: Das ist gar nicht Putins Ring. Das ist nicht mal seine Hand. Sie gehört dem Mann, der neben ihm sitzt. Putin selbst hat gar keinen Ring getragen.

Mit Dank an Philipp und **Kiki**

Nachtrag, 24. Februar: Bild.de hat das Foto gelöscht, den Rest des Artikels aber so gelassen.

Bild  etc.

Der Kampf um Schumachers Privatsphäre

Wenigstens mit diesen unsäglichen Kliniktür-Klickstrecken haben sie aufgehört. Aber in Ruhe lassen die Medien Michael Schumacher immer noch nicht. Statt Fotos von seinen Angehörigen verbreiten sie jetzt Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Und Schumachers Managerin Sabine Kehm muss immer wieder “eindringlich” aber erfolglos darum bitten,

das Arztgeheimnis zu respektieren und sich ausschließlich an die Informationen des zuständigen Ärzte-Teams oder Managements zu halten, die die einzigen gültigen Informationen sind.

Vergangene Woche widersetzte sich “Bild” dieser Bitte ein weiteres Mal und titelte:Neue Sorge um Schumi - Lungen-Entzündung im Koma!

JETZT MÜSSEN SICH DIE FANS NEUE SORGEN MACHEN: Bei Schumi wurde nach BILD-Informationen in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert! Die Folgen sind noch nicht absehbar.

Die “BILD-Informationen” wurden von anderen Medien rasch verbreitet, auch wenn Schumachers Managerin die Spekulationen nicht hatte kommentieren wollen.

Zwei Tage spätere berichtete “Bild” dann erneut über Michael Schumacher — und im vorletzten Absatz hieß es plötzlich:

BILD hatte berichtet, dass in der vergangenen Woche eine Lungenentzündung diagnostiziert worden war. Die Erkrankung liegt aber schon weiter zurück und stellte in dieser Woche nach neuesten Erkenntnissen keine akute Gefahr mehr da.

Da hatte die Nachricht von der “Schockdiagnose” aber schon längst die Runde gemacht — und unter anderem zu solchen Artikeln geführt:

Michael Schumacher - Jetzt liegt alles in Gottes Hand! - Die schwere Lungen-Entzündung - Die letzten Stunden im Krankenhaus

Der Feind in seinem Körper – er macht alles kaputt. Die schreckliche Schock-Nachricht aus Grenoble: Schwere Lungenentzündung. Ausgerechnet jetzt! Das Leben von Michael Schumacher, 45, steht auf Messers Schneide. Sein Schicksal liegt nun allein in Gottes Hand. Dabei hatte es doch schon so gut ausgesehen …

Schumachers Managerin hat kurz nach dem “Bild”-Bericht doch noch eine Stellungnahme abgegeben. Darin bittet die Familie abermals um Verständnis, “wenn sie medizinische Einzelheiten weiterhin nicht diskutieren möchte, um Michaels Privatsphäre zu schützen” und stellt abermals klar: “Wie bereits von Anfang an versichert, werden wir entscheidende Neuigkeiten im Gesundheitszustand Michaels weiterhin bekanntgeben. Wir sind uns dabei bewusst, dass die Aufwachphase lange dauern kann.”

Auch die “Bild”-Zeitung zitiert diese Passagen. Und es klingt wie Hohn, wenn sie hinterherschiebt:

Um die Privatsphäre von Schumi und seiner Familie kämpft die Managerin seit dem Unfall vehement.

Jetzt reicht’s

Einen guten Aspekt hat die heutige Titelgeschichte der “Bild”-Zeitung dann doch: Es taucht nicht ein einziges Mal der Begriff “Pleite-Griechen” auf. Würde allerdings auch nicht so ganz passen, denn:Griechen reicher als wir! - Amtlich: Durchschnitts-Vermögen doppelt so hoch wie in Deutschland. Aber Regierung plant neue Milliarden-Hilfe

Was an der Geschichte tatsächlich dran ist (Spoiler: gar nichts) und wie “Bild” mal wieder die Wahrheit verdreht, um die Hetzkampagne gegen das “pleitebedrohte Griechenland” fortzuführen, hat Michalis Pantelouris hier aufgeschrieben:

Schwule schänden falschen Parkplatz

Peter Postleb (Schmutzsheriff) und Stefan Schlagenhaufer (Schmutzjournalist) führen auf Frankfurts Straßen und in der “Bild”-Zeitung schon seit Jahren einen Kampf, ach was, einen Krieg gegen einen gemeinsamen Feind. Regelmäßig knöpfen sie sich die Altkleider-Mafia und die Graffiti-Terroristen vor, die Weihnachts-Bettler und polnischen Sitzenbleiber, anders gesagt: all die “dreisten Müllsünder”, die mutwillig unser schönes Land verschmutzen.

Dabei bestehen Postlebs Aufgaben hauptsächlich darin, sich über die Schmutzfinken zu empören und die Stadt von Müllsäcken, Sex-Puppen und kaputten Kühlschränken zu befreien. “Bild”-Mann Schlagenhaufer unterstützt ihn bei ersterem.

Der neueste Fall der beiden ist dermaßen skandalös, dass “Bild” ihm einen prominenten Platz auf der ersten Frankfurter Lokalseite spendiert hat. Es geht diesmal nämlich – festhalten! – um einen zugemüllten Autobahn-Parkplatz.

Nun hält sich das Empörungspotenzial über zugemüllte Autobahn-Parkplätze selbst bei “Bild”-Lesern wohl eher in Grenzen, doch handelt es sich hierbei auch nicht um irgendeinen Parkplatz. Es geht um den weltweit deutschlandweit im Raum Frankfurt bestimmt bekannten Rosemeyer-Parkplatz! Und er wurde auch nicht nur zugemüllt oder verdreckt, nein, er wurde geschändet. Verzeihung: GESCHÄNDET!Rosemeyer-Parkplatz GESCHÄNDET!

Für alle Autobahnbanausen unter Ihnen: In der Nähe des Rosemeyer-Parkplatzes ist der Rennfahrer Bernd Rosemeyer 1938 bei einem Geschwindigkeitsrekordversuch ums Leben gekommen. Man hat sogar ein Denkmal für ihn gebaut, das, nun ja, Rosemeyer-Denkmal.

Jedenfalls: So ein bedeutender Ort – und dann das!

Was für eine Schande: Der Rosemeyer-Parkplatz, einziger in Deutschland nach einer Persönlichkeit benannte Autobahnstopp, ist total verkommen!

Es ist zum Nasezuhalten!

Und wer ist schuld? Die Lkw-Fahrer und die Homosexuellen natürlich. Denn der Rosenmeyer-Parkplatz ist …

ABENDS TRUCKER-KLO, NACHTS SEX-TREFF.

Und tagsüber? “Müssen Rosemeyer-Fans durch Kot und Kondome waten”, wenn sie nach langer Fahrt endlich angekommen sind.

Aber nicht nur das.

Wer auf dem Ekel-Parkplatz stoppt, wird obendrein noch bedroht!

Aufpasser der Sextreff-Szene sitzen in Autos oder auf der Rastbank. Wer fotografiert, kriegt zu hören: “Hier wurden schon Leute wegen weniger erstochen. Sie wissen, das ist ein Sex-Treff für Homosexuelle. Fahren Sie bitte weiter.”

Kot, Kondome, Killer-Schwule. Und das auf Deutschlands einzigem nach einer Persönlichkeit benannten Autobahnstopp.

“Eine Sauerei!”, findet auch “Sauberkeitsberater” Postleb:

“Besucher des Parkplatzes suchen das Rosemeyer-Denkmal, tappen nichtsahnend in Kothaufen und in mit Kondomen übersäte Grünflächen.”

Und dann suchen sie das Denkmal auch noch vergeblich! Nein, nicht weil es unter der meterhohen Kot-und-Kondom-Schicht schon verschwunden ist. Sondern weil es auf einem ganz anderen Parkplatz steht.

Im Ernst jetzt:

Hessen Mobil hat nämlich den falschen Parkplatz nach dem berühmten Rennfahrer Bernd Rosemeyer (1909-1938) benannt: Unglücksstelle, Denkmal und Kreuz liegen auf dem namenlosen Parkplatz auf der anderen Seite …

Wir fassen mal zusammen: Auf einem Autobahn-Parkplatz, der fälschlicherweise nach einem Rennfahrer benannt wurde, der aber ganz in der Nähe eines anderen Parkplatzes liegt, auf dem ein Denkmal zu Ehren dieses Rennfahrers steht, haben Menschen Sex und dort liegt Müll.

Ein Glück, dass endlich mal jemand diesen unfassbaren Skandal aufgedeckt hat.

Ceci n’est pas une Lolita

Vor gut einem halben Jahr wurde den Springer-Blättern “Bild” und “B.Z.” per einstweiliger Verfügung untersagt, weiter über den angeblichen “Lolita-Skandal” bei Hertha BSC zu schreiben (BILDblog berichtete).

Jetzt hat der Verein auch Gegendarstellungen erwirkt, und zwar in der Samstagsausgabe der “B.Z.” …

Gegendarstellung - in der BZ vom 22.8.2013, S. 14, schreiben Sie unter der Überschrift "Die Spieler tauschten Lolitas Herz und ihren Körper wie Schuljungen Panini-Bilder" über Lizenzspieler von Hertha BSC Folgendes: "Worum geht es? Um Sex? Ja. Sex mit einer 16-jährigen? Ja. Sex, auch mit einem verheirateten Mann? Ja. Sex im Kinderzimmer, während unten die kleinen Geschwister spielten? Ja." Hierzu stellen wir fest: Keiner unserer Spieler hatte mit der in dem Artikel erwähnten Jugendlichen Sex. Berlin, 3.9.2013 Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für die Hertha BSC GmbH & Co. KG aA, vertreten durch die Hertha BSC Verwaltung GmbH, diese vertreten durch die Geschäftsführer Ingo Schiller und Michael Preetz - Anmerkung der Redaktion: Nach dem Berliner Pressegesetz sind wir zum Abdruck dieser Gegendarstellung unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt verpflichtet.

(Klick für größere Version.)

… und am gleichen Tag auf der Titelseite der Berliner “Bild”-Ausgabe:Gegendarstellung - In der BILD vom 23.08.2013, S. 1, titeln Sie über die angebliche Fußball-Lolita (16) Folgendes: "So war der Sex mit den Hertha-Stars" Hierzu stellen wir fest: Keiner unserer Spieler hatte mit der hier erwähnten Jugendlichen Sex. Berlin, 3.9.2013 Rechtsanwalt Christian-Oliver Moser für die Hertha BSC GmbH & Co. KG aA, vertreten durch die Hertha BSC Verwaltung GmbH, diese vertreten durch die Geschäftsführer Ingo Schiller und Michael Preetz. Anmerkung der Redaktion: Nach dem Berliner Pressegesetz sind wir zum Abdruck dieser Gegendarstellung unabhänhig von ihrem Wahrheitsgehalt verpflichtet.

Zum Hintergrund: Im August hatte sich das Mädchen bei der “B.Z.” gemeldet und angegeben, eine Affäre mit mehreren Hertha-Spielern gehabt zu haben. In mehreren Titelgeschichten hechelten sich “B.Z.” und “Bild” durch die “schmutzigen Details” aus dem Kinderzimmer, veröffentlichten angebliche Chatprotokolle und zeigten das Mädchen auf seitenfüllenden Fotos in Hotpants.

Wie sich später herausstellte, hatte das Mädchen die Geschichte aber offenbar erfunden. In einer eidesstattlichen Erklärung gab sie an, den Reportern eine gefälschte Unterschrift ihrer Mutter vorgelegt zu haben. Sie erstattete Selbstanzeige und versicherte außerdem schriftlich, sie habe die “B.Z.” belogen und in Wirklichkeit nie Geschlechtsverkehr mit einem Hertha-Profi gehabt (was die “B.Z.” nicht davon abhielt, noch drei weitere Titelgeschichten zum “Lolita-Skandal” zu veröffentlichen.)

Wenige Tage später wurden sämtliche Artikel aus den Online-Portalen von “B.Z.” und “Bild” gelöscht — das Landgericht Berlin hatte die Berichterstattung untersagt, weil seiner Ansicht nach keine Genehmigung der Eltern vorlag. Das allein sei schon ein grober Verstoß gegen das Presserecht.

Mehrere Wochen lang habe die “B.Z.” an der Geschichte recherchiert, sagt Hertha-Anwalt Christian-Oliver Moser, samt Fotoshooting und so weiter, doch es habe nicht ein einziges persönliches Aufeinandertreffen zwischen den Journalisten und den Eltern des Mädchens gegeben — schon allein das hätte ein warnender Hinweis für die Reporter sein müssen. “Die ‘B.Z.’ hat zumindest billigend in Kauf genommen, dass da etwas faul sein könnte”, sagt Moser, “aber sie wollte sich ihre eigene Geschichte nicht zerstören.”

Hertha will auch weiter juristisch gegen die Berichterstattung vorgehen, ebenso wie die Jugendliche selbst. Denn wie uns ihr Anwalt auf Anfrage erklärte, haben “Bild” und “B.Z.” die Abschlusserklärung zwar hinsichtlich der Fotos abgegeben, nicht aber hinsichtlich der Wortberichterstattung.

Übrigens hatte das Mädchen 5.000 Euro von der “B.Z.” bekommen, die nach Aussage ihres Anwalts aber umgehend wieder an Springer zurückgezahlt wurden. Bemerkenswert dabei: Die Journalisten hatten dem Mädchen zunächst offenbar 1.500 Euro geboten — für den Fall, dass sie den Vertrag selbst unterzeichnete. 5.000 Euro sollte es nur dann geben, wenn ein Elternteil den (wortgleichen) Vertrag unterschreibt. Daraufhin habe sie die Unterschrift ihrer Mutter kopiert.

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