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“Die Sensation liegt in der Luft”

Es gibt ja das hartnäckige Gerücht, dass beim Wrestling alles geplant und abgesprochen sei. Die Schläge seien gar keine richtigen Schläge, die Fehden nur ausgedacht. Also nix da mit großen sportlichen Überraschungen, stattdessen ein bis ins kleinste Detail ausgeklügeltes TV-Spektakel.

Und so könnte man die Nachricht, dass der frühere Wrestling-Superstar Bill Goldberg nach zwölf Jahren Ring-Abstinenz sein Comeback gibt und dabei mal eben den normalerweise alles dominierenden Brock Lesnar in gerade mal 90 Sekunden fix- und fertigmacht, schulterzuckend zur Kenntnis nehmen und sich denken: “Nun gut, ist eben alles nur Show und soll ja Quote bringen.”

Man könnte aber auch so tun, als wäre bei der Veranstaltung “Survivor Series” in der Nacht von Sonntag auf Montag wirklich was passiert. Etwas Ungewöhnliches. Etwas Bemerkenswertes. Eine “WRESTLING-SENSATION”:

“Bild”-Redakteur Enrico Ahlig schrieb gestern dazu:

Die Wrestling-Welt steht unter Schock!

Die Sensation liegt in der Luft.

Jetzt diese Szenen!

Der Ringrichter zählt … 1…2…3! Die Sensation ist perfekt.

Das Match war so kurz, die WWE konnte alle Aktionen in der Wiederholung zeigen. Das gab es noch nie!

Das ist so, als würde man aus dem Theater kommen und völlig aufgelöst in den WhatsApp-Familienchat tippen: “Oh Gott, oh Gott, Ihr glaubt es nicht! Da haben sich gerade zwei junge Menschen das Leben genommen 😢😭”

Ahlig fragte dann noch: “Was steckt hinter dem kurzen Match?” Wir würden vermuten: Der Wunsch des Veranstalters, der sogenannten “WWE”, dass möglichst viele Medien den Goldberg-Auftritt zu einer “WRESTLING-SENSATION” hypen. Der “Bild”-Redakteur hat aber noch eine andere Idee:

Außerdem sieht jetzt alles nach einem weiteren Match von Goldberg aus. Denn obwohl er zunächst nur für einen Kampf unterschrieben hat, wird die WWE alles tun, um die beiden erneut aufeinander loszulassen.

Und heute dann die Nachricht bei Bild.de:

Man könnte fast meinen, beim Wrestling ist alles geplant und abgesprochen.

Mit Dank an @ralfheimann für den Hinweis!

Hohe Fehlerquote

Heute Abend, in gut einer Stunde, spielt RB Leipzig in der Fußball-Bundesliga bei Bayer 04 Leverkusen. Beim Bezahlsender “Sky” werden sich vermutlich einige Hunderttausend Leute das Spiel anschauen. Und das könnte dann für “Bild”-Sportchef Walter M. Straten der nächste ultimative Beweis sein, dass der ziemlich umstrittene Fußballklub aus Sachsen gar nicht so doof ist, wie ihn viele Fans anderer Vereine finden. Doch der Reihe nach.

Ende Oktober schrieb Straten in seiner Kolumne “Die Lage der Liga” in “Bild am Sonntag” und bei Bild.de:


Das Interesse an den Leipzigern ist bereits fast so groß wie an den alteingespielten Klubs der Liga. In der Einschaltquoten-Tabelle von Sky (Stand 8. Spieltag) rangiert Leipzig bereits auf Platz sechs. Hinter Bayern, Dortmund, Schalke, Köln und Hertha.

Heißt: Die Fans in ganz Deutschland wollen den frechen Großstadt-Neuling spielen sehen. Ob sie ihn nun mögen oder nicht.

Wer steht in der Quoten-Rangliste am Ende?

Ingolstadt, Leverkusen, Augsburg, Hoffenheim — und ganz hinten Darmstadt.

Damit ist die Frage beantwortet, wer für die Liga wertvoller ist. Also: Schluss mit dem primitiven Leipzig-Bashing!

(Straten dürfte sich auf die “Sky”-Einschaltquoten-Tabelle von “Meedia” beziehen.)

Mal davon abgesehen, dass es vielleicht nur von begrenzter Weitsicht zeugt, in einem Beitrag gegen das Bashing eines Fußballklubs andere Fußballklubs als weniger wertvoll darzustellen, übersieht Walter M. Straten in seiner Argumentation einen ziemlich wichtigen Punkt: den Bundesliga-Spielplan und dessen Auswirkungen auf die Einschaltquoten bei “Sky”.

Jeder Bundesliga-Spieltag besteht aus neun Partien. In der Regel findet eine davon am Freitagabend um 20:30 Uhr statt, fünf weitere parallel am Samstagnachmittag um 15:30 Uhr, eine am Samstag um 18:30 Uhr, eine am Sonntag um 15:30 Uhr und die neunte zwei Stunden später um 17:30 Uhr.

Am Samstag um 15:30 Uhr gucken viele “Sky”-Abonnenten die Konferenz mit allen fünf Spielen, und nur jene Fans, die ausschließlich ihren Verein sehen wollen, entscheiden sich am Samstagnachmittag für das Einzelspiel mit ihrem Klub. Bei den Spielen am Freitagabend, Samstagabend, Sonntagnachmittag und -abend gibt es diese Auswahl hingegen nicht. Es findet ja jeweils nur ein Spiel statt. Und deswegen sind die Einschaltquoten bei diesen Partien meist höher als bei den einzelnen Spielen am Samstagnachmittag.

Schaut man sich nun den Spielplan der bisherigen Bundesligasaison an, sieht man, dass RB Leipzig einer der Vereine ist, die die meisten Einzelspiele abbekommen haben. Zum Zeitpunkt, als Walter M. Straten seinen Text veröffentlich hat, waren es sechs Stück. Und das nach lediglich neun Spieltagen. Am vergangenen Spieltag ist noch ein weiteres Einzelspiel hinzugekommen.

Gut möglich also, dass “die Fans in ganz Deutschland” gar nicht unbedingt “den frechen Großstadt-Neuling spielen sehen” wollen, “ob sie ihn nun mögen oder nicht”, wie Straten schreibt. Vielleicht wollen sie einfach nur Fußball gucken, unabhängig davon, wer da nun spielt.

Dafür spricht auch die Einschaltquote der Partie, um die es in Walter M. Stratens Beitrag hauptsächlich geht: SV Darmstadt gegen RB Leipzig. Das Spiel an einem Samstagnachmittag — also mit Konkurrenz von vier anderen Partien und der Konferenz — haben weniger als 5000 Leute eingeschaltet. In der offiziellen Messung heißt das: 0,00 Million.

Mit Dank an Patrick B. für den Hinweis!

Spannerfotos von Kindern? Das wird man ja wohl noch andeuten dürfen

Gestern, auf der Facebookseite von “Bild München”:

Linus Förster sitzt für die SPD im Bayerischen Landtag. Er ist dort jugendpolitischer Sprecher seiner Fraktion, stellvertretender Vorsitzender des Europaausschusses, außerdem ist Förster Vorsitzender der SPD im Bezirk Schwaben. Und jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen ihn, wegen des “Verdachts der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen und der vorsätzlichen Körperverletzung” — klar, dass so gut wie alle Medien berichten.

Bild.de auch. Und das gestern auf die ganz eigene Art und Weise:

Bei den Ermittlungen geht es laut Staatsanwaltschaft um den Verdacht der vorsätzlichen Körperverletzung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen.

Der Strafrechtsparagraf zum letztgenannten Vorwurf bezieht sich auch auf voyeuristische Spannerfotos und insbesondere Nacktaufnahmen von Kindern und Jugendlichen.

Im Artikel hat die Redaktion — es sollen schließlich “Erinnerungen an den Fall Edathy” wach geworden sein — auch noch einige Links zu Beiträgen über Sebastian Edathy eingeblockt:

Um schon mal jetzt aufzulösen: Die Vorwürfe gegen Linus Förster haben rein gar nichts mit “Spannerfotos von Kindern” oder Kinderpornographie oder irgendetwas Vergleichbarem zu tun, auch wenn Bild.de an verschiedenen Stellen versucht, es so wirken zu lassen. Das hat Försters Anwalt dem Reporter offenbar auch so gesagt. Im Artikel steht:

Derartige Spekulationen [Nacktaufnahmen von Kindern und Jugendlichen] wies Anwalt Schmid jedoch klar zurück: “Dies ist falsch!”

Und dennoch bringt Bild.de das Thema mal eben so fröhlich ins Spiel.

Heute dann die Auflösung bei Bild.de und in der München-Ausgabe der “Bild”-Zeitung:


Sex-Skandal um den Augsburger Landtagsabgeordneten Linus Förster (51, SPD). Er soll Anfang September im Bett einer Hure heimlich die Handy-Kamera mitlaufen lassen haben. Danach flogen offenbar die Fetzen …

Das sind natürlich immer noch heftige Vorwürfe. Sie haben aber eben nichts Kinderpornographie zu tun. Dass Bild.de das Thema überhaupt ins Spiel bringt, könnte an dem Paragraphen liegen, um den es bei den Ermittlungen gegen Linus Förster geht: 201a Strafgesetzbuch, die “Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen”. In Absatz 3 heißt es dort:

Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine Bildaufnahme, die die Nacktheit einer anderen Person unter achtzehn Jahren zum Gegenstand hat, herstellt oder anbietet, um sie einer dritten Person gegen Entgelt zu verschaffen

In den zwei Absätzen davor geht es um das, womit die “Bild”-Medien sonst eigentlich zu tun haben: unbefugte Bildaufnahmen einer Person in dessen Wohnung, die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs, unbefugt Bildaufnahmen von hilflosen Personen, das Zurschaustellen von Personen.

Mit Dank an Marcus D. für den Hinweis!

Bild.de wärmt einen Grusel-Clown in altem Frittenfett auf

Wir müssen noch einmal auf die Horror-Clowns zurückkommen. Vor vier Tagen veröffentlichte Bild.de diesen Artikel:

So eine seltene Sichtung verkaufen Julian Reichelt und sein Team natürlich direkt als kostenpflichtigen Inhalt, das entscheidende Video kann man aber auch ohne “Bild plus”-Zugang bei Youtube sehen.

Zu einer sich viermal wiederholenden Videosequenz sagt der Sprecher:

Horror-Clown-Alarm bei McDonald’s in Bocholt. Am Freitagabend gegen 21 Uhr stürmt ein Mann mit Maske und Motorsäge das Schnellrestaurant. Oli H. zückt sein Smartphone und filmt alles mit. Die Mitarbeiter verstecken sich hinter dem Tresen, etwa 15 Leute laufen in Panik aus dem Laden. Die ganze Zeit hört man das irre Lachen des Clowns. Und so schnell, wie er kam, ist er dann auch wieder verschwunden. Die Hintergründe des irren Auftritts bleiben völlig unklar.

Im dazugehörigen Artikel gibt es noch ein paar Aussagen vom filmenden Augenzeugen Oli H., der dort allerdings Markus H. heißt:

Freitagabend gegen 21 Uhr, Markus H. (22) sitzt mit einigen Freunden in einem McDonald’s-Restaurant in Bocholt: “Es war schon dunkel draußen. Wir hatten gerade unser Essen bekommen.”

Markus H. zu BILD: “Ich war im ersten Moment extrem geschockt. Wir dachten alle, das ist ein schlechter Scherz.”

Zu “Focus Online” und selbst bis nach Österreich zu oe24.at hat es diese Horror-Clown-Geschichte geschafft:

Was weder Bild.de noch “Focus Online” noch oe24.at den Lesern verrät: Die Aufnahmen sind bereits zwei Jahre alt. Und statt der 15 Leute, die “in Panik aus dem Laden” laufen, sieht man in dem 51-Sekunden-Video vor allem zwei Mädchen, die sich vor Lachen kaum noch einkriegen. Und es sind auch keine Mitarbeiter zu sehen, die sich hinter dem Tresen verstecken, sondern ein Filialleiter, der mit dem Mann im Clown-Kostüm spricht.

Außerdem bleiben “die Hintergründe des irren Auftritts” nicht völlig unklar, wie Bild.de behauptet. Das “Bocholter-Borkener Volksblatt” hat nämlich mal nachgeforscht (Text hinter Bezahlschranke):

Im Teaser heißt es:

Panik bei McDonald’s in Bocholt, meldet eine Boulevardzeitung: Ein Gruselclown mit “offenbar echter Motorsäge” habe die Gäste in Angst und Schrecken versetzt. Doch Entwarnung: Was sich da “Freitag gegen 21 Uhr” ereignet haben soll, ist ein zwei Jahre alter Auftritt zu Halloween gewesen.

Die Lokalredaktion hat auch mit dem Grusel-Clown gesprochen. Der sagt heute:

“Ich hatte die Clownsmaske auf und die anderen haben das gefilmt. Das war damals ein echter Spaß für uns”, sagte der Bocholter Markus P. (Name geändert) dem BBV. […] Nun habe sich die Boulevardzeitung gemeldet und das Video gekauft.

Und:

Gruselclown Markus P. indes hat seinen zwei Jahre alten Auftritt ganz anders in Erinnerung: “Da ist niemand rausgerannt. Ich hab‘ mich am Anfang des Videos ruhig mit dem Geschäftsführer unterhalten.”

Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder hat sich Bild.de bei dieser Geschichte von Oli/Markus H. so richtig über den Fast-Food-Tisch ziehen lassen. Oder die Redaktion hat sich all den Quatsch mit der Panik einfach ausgedacht. So oder so — für ein zwei Jahre altes Video zahlt man doch gerne ein “Bild plus”-Abo.

Mit Dank an @im_fo, Sisi T. und Ralf H. für die Hinweise!

Bild.de schiebt Wladimir Putin ein britisches Kriegsschiff unter

Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin irgendwo auf der Welt der Welt präsentiert, was sein Land militärisch so zu bieten hat, leuchtet im Großraumbüro von Bild.de immer eine rote Alarmlampe auf. Und wir finden auch, dass die aktuelle Aufrüstung — auf allen Seiten — einem schon ziemlich Angst einjagen kann. Angsteinjagen ist dann auch wieder genau das Gebiet, auf dem sich Bild.de bestens auskennt, wenn es eben um Wladimir Putin und Russland geht. Gestern meldete das Portal:

Im Text heißt es:

Die Nachricht erschütterte Montagabend Schweden. Zwei russische Kriegsschiffe, die mit Langdistanzraketen ausgerüstet sind und sogar mit Kernwaffen bestückt werden können, fuhren bei Dänemark durch den Großen Belt — direkt Richtung Ostsee und vorbei an der schwedischen Küste.

Sogar Schwedens Verteidigungsminister Peter Hultqvist äußerte sich laut Bild.de zu den beiden russischen Schiffen:

“Wir haben alle Informationen und verfolgen die Entwicklung. Das ist natürlich beunruhigend und trägt nicht zur Entspannung in unserer Region bei. Das betrifft alle Staaten an der Ostsee!”

Im Artikel zeigt Bild.de dann noch einmal dieses riesige graue Schiff mit dem roten Drachen am Bug, das auch schon in die Teaser-Optik zu sehen war:

Unter dem Foto steht:

Eskortiert von der britischen Marine passierten die Kriegsschiffe vor wenigen Tagen den Ärmelkanal

Nun ist auf dem Foto erstmal nur ein Kriegsschiff zu sehen und nicht zwei. Was aber noch viel problematischer ist: Das vermeintliche russische Kriegsschiff, das Bild.de zeigt, wird nicht nur von der britischen Marine eskortiert, es gehört sogar zur britischen Marine. Es handelt sich nämlich um den Zerstörer “HMS Dragon (D35)”, was man an dem roten Drachen und dem Schriftzug “D35” ganz gut erkennen kann. Und dieser Zerstörer gehört zur Royal Navy.

Die zwei russischen Schiffe “Serpuchow” und “Seljony Dol”, die an der schwedischen Küste vorbeifuhren, sind Korvetten und gehören zur sogenannten Bujan-Klasse. Mit ihrer Länge von 62 Metern sind sie deutlich kürzer als die “HMS Dragon”, die 152,4 Meter lang ist. Vielleicht sahen sie einfach nicht bedrohlich genug aus.

Mit Dank an Torben W. für den Hinweis!

So eine Erde kann man schon mal übersehen

Fangen wir für die Mitarbeiter von Bild.de mal ganz weit vorne an: Der Planet, auf dem wir uns befinden, ist die Erde. Die gibt es, sie existiert bereits.

Nun gehen die Menschen nicht besonders gut mir dieser Erde um. Das zeigt — neben vielen anderen Studien — auch der heute erschienene “Living Planet Report 2016” des “World Wide Fund For Nature”, kurz “WWF”. In der Zusammenfassung heißt es unter anderem:

Die Ergebnisse des Reports 2016 sind alarmierend: Die Menschheit verbraucht 60 Prozent mehr, als die Erde bereithält. Setzt sich dieser Verbrauch ungebremst fort, sind 2030 zwei komplette Planeten nötig, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken.

Zwei Planeten beziehungsweise Erden bräuchte man 2030 theoretisch also. Eine davon gibt es bereits. Wie viele neue Planeten bräuchte die Menschheit dann also rechnerisch bis 2030, liebe Bild.de-Mathematiker?

Nein.

Mit Dank an @moethe für den Hinweis!

Mit “Bild mobil” jetzt nicht das Mindeste bekommen

Klar, in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Handynutzung deutschland- und weltweit massiv verändert. Deswegen hat Bild.de vor wenigen Tagen einen Test veröffentlicht:

Früher sei entscheidend gewesen, wie viel der Nutzer telefoniere. Heute ginge es stattdessen darum, wie hoch sein Datenverbrauch sei.

Erfreulich für Verbraucher: Die Preise pro Dateneinheit sind stark gesunken.

Das ist ja schon mal gut. Aber wie viele Kilo-/Mega-/Gigabyte brauche ich denn nun?

2006 haben Handy-Kunden wesentlich weniger Daten verbraucht, wenige Megabyte reichten meist aus. Doch für heute selbstverständliche Anwendungen wie Video- und Musikstreaming sind Tarife mit 2 Gigabyte Daten das Mindeste.

Okay, ist notiert: mindestens zwei Gigabyte. Und was bietet mir der “Alles Drin-Tarif” von “Bild mobil”?

Man braucht also nur knapp siebenmal den “Bild mobil”-Tarif, um “das Mindeste” zu bekommen. Klingt nach einem klassischen “Bild”-Angebot.

Mit Dank an Alexander K. für den Hinweis!

Die Horror-Clown-PR-Kampagne von Bild.de

Überall diese Horror-Clowns. Also nicht überall auf den Straßen, sondern überall im Internet: Meldungen über Grusel-Clown-Sichtungen. Videos, in denen sich Passanten gegen Clown-Angriffe wehren. Facebook-Gruppen, die Menschen dazu nutzen, um sich für die nächste Clown-Jagd zu verabreden. Alles ziemlich irre.

Gut, dass es in diesen Zeiten eine Stimme der Vernunft gibt: Bild.de.

Im Artikel heißt es:

Täglich erscheinen neue Videos und Meldungen über Grusel-Clowns in den sozialen Medien. Täglich wächst die Zahl der Nachahmer.

Und:

Auch wenn die amtlich registrierten Fälle derzeit zunehmen, stehen sie in keinem Verhältnis zu dem Hype, der im Internet momentan abläuft.

Und:

Offenbar gibt es unzählige Nachahmungstäter, die durch den US-Clown-Hype angeregt wurden und nun mitmachen wollen, immerhin steht Halloween vor der Tür. Die Jagd auf Likes und Klicks spielt dabei ebenso eine Rolle wie die subtile Lust auf absurde Trends und Hypes aufzuspringen und mitzumachen.

Und:

Die Hysterie um die Horror-Clowns wird vor allem durch das Internet angetrieben.

Ganz genau: die blanke Horror-Clown-Hysterie. Ständig neue Meldungen, die Angst und Schrecken verbreiten und damit eine Stimmung erzeugen, die in keinem Verhältnis mehr steht. Es sind die völlig richtigen Fragen, die Bild.de stellt:

Doch woher kommen diese Meldungen? Wer verfasst sie und wie wahr sind sie überhaupt?

Wer “diese Meldungen” verfasst, liebe Bild.de-Autoren? Wer bei der “Jagd auf Likes und Klicks” auf “absurde Trends und Hypes” aufspringt? Wer die Panik schürt, indem er so tut, als würde in Deutschland ein Clown-Krieg herrschen? Nun ja — Ihr!








































Das sind die Artikel, die Bild.de allein gestern und heute zum Thema veröffentlicht hat. Alles wird vermeldet, nichts ist zu nichtig. Die Redaktion hat sogar einen “Live-Ticker” eingerichtet. Bild.de ist damit die beste PR-Agentur für die dämlichen Horror-Clowns und gleichzeitig die beste Rekrutierungsplattform für Menschen, die es für einen tollen Zeitvertreib halten, anderen Menschen einen ziemlichen Schrecken einzujagen. Schließlich, so der Psychologe Jens Hoffmann in einem sueddeutsche.de-Artikel, handele es sich bei den Grusel-Auftritten um Nachahmer, die erstmal auf das neue Phänomen aufmerksam gemacht werden müssen und die dann die Aufmerksamkeit suchen:

“Das ist ein Teufelskreis: Bis vor kurzem wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, sich als Clown zu verkleiden und Menschen zu erschrecken. Inzwischen ist das zum Selbstläufer geworden”, sagt Hoffmann. “Aber natürlich sind nicht alle, die sich als Clowns verkleiden gefährlich. Die Maskierung an Halloween hat ja durchaus Tradition.” Sein Rat: Wir sollten das Ganze nicht bedrohlicher machen als es ist, sondern überlegen, wie wir damit umgehen. Denn: Je mehr Aufmerksamkeit die Horror-Clowns bekommen, desto mehr Nachahmer gibt es.

Mit Dank an henry für den Hinweis!

Tatsachsenbehauptung

Schon wieder diese Sachsen. Die lassen aber auch keine Gelegenheit aus, wenn es darum geht, als jenes Bundesland zu gelten, das am weitesten nach rechts ragt — also nicht nur geografisch. Oder wie Bild.de heute in zwei Sätzen zusammenfasst:

Schon wieder Sachsen! Schon wieder ein fremdenfeindlicher Angriff in Dresden.

Das ist der Einstieg zu diesem Artikel:

Am vergangenen Freitag ist ein 27-Jähriger Marokkaner in einer S-Bahn kurz vor der Einfahrt in den Dresdner Hauptbahnhof von mehreren Personen zusammengeschlagen worden. Der Mann musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, couragierte Zeugen konnten noch schlimmere Verletzungen verhindern. Viel mehr ist nicht bekannt. Die zuständige Bundespolizei bittet in einem Aufruf um Hinweise zu den Tätern; selbst die Zeugen, die eingegriffen haben, sind noch unbekannt.

Das Tatgeschehen ist bisher also alles andere als geklärt. In der Pressemitteilung der Bundespolizei steht auch kein Wort zu einem möglichen Motiv der Täter, schlicht weil noch nichts dazu bekannt ist. Auch bei anderen Medien kein Wort von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat. Nur Bild.de hat die Information, dass es sich um “einen fremdenfeindlichen Angriff” handelt. Natürlich kann es sein, dass Fremdenhass hinter diesem grässlichen Angriff auf den Marokkaner steckt. Doch klar ist bisher nichts. Und wildes Rumgerate und plumpes Sachsen-Bashing hilft kein bisschen.

Im letzten Absatz des Bild.de-Artikels, der gleich am Anfang deutlich sagt, über was für eine Tat man da berichtet, steht übrigens:

Über den Hintergrund der Tat liegen bislang keine Erkenntnisse vor. “Wir ermitteln in alle Richtungen”, sagte ein Polizeisprecher.

Mit Dank an Sebastian M. für den Hinweis!

Uwe Böhnhardts DNA war nicht an Peggys Skelett

Vor gut zwei Stunden kamen die ersten Push- und Eil- und Agenturmeldungen rein: DNA-Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt sollen am Skelett von Peggy K. entdeckt worden sein:




Verständlicherweise berichteten so gut wie alle Medien und Nachrichtenagenturen. Die Hintergründe sind allerdings noch ziemlich unklar: Möglich, dass Böhnhardt etwas mit dem Tod der Neunjährigen, die 2001 verschwand und deren Knochen im vergangenen Juli von einem Pilzsammler gefunden wurden, zu tun hat. Aber ebenso möglich, dass es sich um einen Zufall handelt. In einer gemeinsamen Presseerklärung erklärten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth, dass es “weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen” bedürfe, “die derzeit geführt werden und ganz am Anfang stehen.”

Was in der Pressemitteilung jedenfalls nicht steht: Dass Böhnhardts DNA-Spuren am Skelett von Peggy entdeckt wurden. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken bestätigte uns gerade am Telefon, dass Böhnhardts DNA stattdessen bei Peggys Skelett gefunden wurde — sicher immer noch die ganzen Artikel wert, aber eben etwas anders, als ursprünglich von den meisten Medien vermeldet.

Die “dpa” und andere Agenturen haben inzwischen “Berichtigungen” rausgegeben. Und viele, aber nicht alle Onlineportale haben die Überschriften ihrer Artikel angepasst.

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