Der “Bild”-Sport-Chefkolumnist schrieb am Samstag:
Die 2. Liga hat beschlossen, ihr Montagsspiel, das seit 1993 zur Tradition geworden ist, wieder abzuschaffen.
Zurückzuführen ist dies auf massive Proteste der Fans in der Kurve, die Montagsspiele grundsätzlich ablehnen. Und kritisieren, dass die Anhänger der Auswärtsmannschaft aus logistischen Gründen benachteiligt werden.
Ich mag diese Spiele am Montagabend. Ich schaue sie mir zu Hause auf dem Sofa oder in einer Sky-Kneipe an. Aber ich bin wegen der Abschaffung nicht gefragt worden. Und deshalb fühle ich mich nur noch als Fan 2. Klasse.
Hach ja, so ein gemütlicher Fernsehabend auf der Couch. Was beklagen sich die rund 2000 Anhängerinnen und Anhänger des FC St.Pauli beispielsweise eigentlich, die gestern bei wenigen Grad im Stadion in Bochum standen, nachdem sie tagsüber, an einem Montag, 350 Kilometer aus Hamburg bis in den Ruhrpott gefahren sind und bevor sie spätabends 350 Kilometer wieder zurück nach Hamburg fahren mussten, um es heute zur Arbeit zu schaffen?
Nun kann man gegen Alfred Draxlers Gefühlswelt erstmal nichts sagen. Aber gegen seine abenteuerliche Argumentation:
Dabei sind wir doch eindeutig in der Mehrheit. Das Spiel HSV gegen Köln haben an einem Montagabend bei Sky 505 000 Zuschauer gesehen. Die gesamte 2. Liga bringt es bei neun Partien pro Spieltag durchschnittlich “nur” auf 175 000 Stadionbesucher.
Weil viele Fußballfans am Montagabend den Fernseher einschalten, wenn dort die 2. Liga läuft, soll das automatisch bedeuten, dass sie es befürworten, dass die Spiele am Montagabend stattfinden? Es bräuchte mal eine Umfrage, in der Fans — ob nun Kurvensteher oder Draxlers Sofa-Kompagnons — sagen könnten, was sie von den Montagsspielen halten …
Moment, die gibt’s ja! Der Verein FC PlayFair!, der “kicker” und das Deutsche Institut für Sportmarketing haben im Februar dieses Jahres die Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage präsentiert. Und die waren eindeutig: Das Spiel am Montagabend um 20:30 Uhr lehnen 91,4 Prozent der 186.254 Fans, die teilgenommen haben, ab. Die restlichen 8,6 Prozent bilden Alfred Draxlers “eindeutige” “Mehrheit”.
Mit Dank an Patrick B. für den Hinweis!
Nachtrag, 16:46 Uhr: Die von uns verlinkte Umfrage von FC PlayFair!, “kicker” und dem Deutschen Institut für Sportmarketing bezieht sich auf die Anstoßzeiten in der 1. Fußball-Bundesliga. Es ist sicher nicht auszuschließen, dass unter den 186.254 Teilnehmern auch Anhänger von Vereinen der 2. Bundesliga waren. Die Montagsspiele in der 2. Bundesliga starten ebenfalls um 20:30 Uhr.
In Alfred Draxlers Text geht es außerdem auch um die beschlossene Abschaffung der Montagsspiele in der 1. Bundesliga.
Die Sache ist eigentlich schon dämlich genug: Ein Vater, der mit seiner zweijährigen Tochter regelmäßig einen Mutter-Kind-Treff besucht, wird gebeten, nicht zum Schwimmausflug mitzukommen. Die Kursleiterin spricht ihm vorher auf die Mailbox:
“Ich wollte dir Bescheid geben: Wir sind ja am Mittwoch alles Frauen. Und es sind auch muslimische Frauen dabei. Deswegen wäre es gut, wenn deine Frau kommen würde. Du kannst dann leider nicht kommen. (…) Ich hoffe auf dein Verständnis!”
Wie gesagt: dämlich genug. Sogar so dämlich, dass die für den Mutter-Kind-Treff zuständige Bremer Sozialbehörde gegenüber “Bild”, wo auch das Transkript der Mailboxaufnahme erschienen ist, sagt:
“Wir wollen mehr Väter in den Eltern-Kind-Gruppen. Wir wollen auch, dass Väter häufiger in die Elternzeit gehen. Sie sollen natürlich mit muslimischen Eltern gemeinsam am Kinderschwimmen teilnehmen. Was dort praktiziert wurde, ist grundsätzlich nicht die Linie unseres Hauses.”
Also: Eine falsche Reaktion einer Mitarbeiterin, mit der der Sprecher der Sozialbehörde über diesen Fehler reden wolle. Soll alles so nicht wieder vorkommen.
In der Bremen-Ausgabe der “Bild”-Zeitung hyperventilieren sie diesen einmaligen Fehler einer Person zu einem generellen Schwimmverbot für Vater und Tochter, “weil Muslime im Bad sind”:
(Alle Unkenntlichmachungen durch uns.)
“Jetzt darf Papa mit der Tochter hier nicht mehr schwimmen” ist schlicht falsch. Natürlich — und zum Glück — kann niemand Tim F. verbieten, mit seiner Tochter in das Bremer Schwimmbad zu gehen, ob nun Muslime dort im Becken sind oder nicht. “Weil Muslime im Bad sind” ist mindestens heftig verbogen. Dass Tim F. am fraglichen Tag nicht am Schwimmausflug teilnehmen sollte, bezog sich nicht darauf, dass allgemein auch Muslime im Schwimmbad waren, sondern speziell auf die Zusammensetzung der Mutter-Kind-Gruppe. Das macht den Fehler der Kursleiterin und die Angelegenheit für Vater und Tochter nicht besser, aber die “Bild”-Dachzeile falscher.
Die Antwort der Bremer Sozialbehörde und all die anderen Relativierungen können hingegen nur zahlende Kunden lesen.
Die Aufregung, die die “Bild”-Medien erzeugen, findet selbstverständlich Widerhall in den Sozialen Netzwerken: Muslime, die Personen mit deutschen Vornamen vermeintlich das Schwimmen unmöglich machen — da springen “AfD Rosenheim Kreisverband”, “Anno 1273 Oberlungwitzer Patrioten”, “Völker dieser Welt erheben sich !!”, “AfD – Kreisverband Rottweil/Tuttlingen” und ähnliche Kandidaten gerne auf.
Und auch auf der Facebookseite von “Bild” ist ordentlich was los. Der Post zum Artikel wurde über 5200 Mal geliket, mehr als 1200 Mal geteilt und knapp 1600 Mal kommentiert. Dass Dachzeile und Überschrift bei Bild.de sowie die Überschrift, die auf der “Bild”-Facebookseite angezeigt wird (“Muslimische Frauen wollen ihn nicht: Vater darf mit Tochter (2) nicht mehr zum Schwimmen”), für ziemliche Verwirrung sorgen, wem nun was alles scheinbar von welcher Gruppe verboten werde, hat offenbar auch die “Bild”-Redaktion gemerkt. Sie kommentiert selbst:
Mit Dank an Ingmar D. und Christian M. für die Hinweise!
Morgen wird darüber abgestimmt, wen die CDU als neuen Vorsitzenden oder neue Vorsitzende haben will. Wen die “Bild”-Zeitung als neuen CDU-Vorsitzenden haben will, steht längst fest.
Bis vor ein paar Wochen. Am 29. Oktober, keine halbe Stunde nach den ersten Gerüchten zu Angela Merkels Rückzug als Parteichefin, meldete “Bild” exklusiv:
“Bild” hatte es — vor allen anderen — “aus dem Umfeld von Friedrich Merz” erfahren.
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In der Print-Ausgabe stellte “Bild” am nächsten Tag die Runde der potentiellen Nachfolger vor. An erster Stelle: Friedrich Merz.
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Am nächsten Tag: der Kandidaten-Check. Oder eher: die Verteilung der Labels. Jens Spahn? Der Homosexuelle. Annegret Kramp-Karrenbauer? Die mit dem Doppelnamen. Friedrich Merz? Der Millionär.
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Am nächsten Tag: Titelseite.
Und im Innenteil, nahezu James-Bond-haft:
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Am nächsten Tag:
Auf der gleichen Seite widmete die Redaktion dem Mozart-Messias noch zwei weitere Schlagzeilen (Jens Spahn bekam immerhin eine):
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Am nächsten Tag: noch ein Kandidaten-Check.
Fazit zu Kramp-Karrenbauer?
Konservatives Familienbild und hartes Durchgreifen, Recht und Ordnung bei Migranten. AKK will keine “Mini-Merkel” sein!
Fazit zu Spahn?
Geförderte auch gefordert werden, Spahn will wirtschaftsliberale Politik, Leitkultur, Recht und Ordnung. Wie Merz ist Spahn der Anti-Merkel.
Fazit zu Merz?
Klare Kante, klare Worte, eigene Meinung! Merz war und ist DER Gegenentwurf zu Kanzlerin Angela Merkel.
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Am nächsten Tag:
Außerdem eine Umfrage. “Wen würden die Deutschen zum CDU-Chef wählen?” Tada:
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Zwei Tage später:
Antwort: Doch, hätte es wohl, aber fragen kann man ja mal.
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In der nächsten “Bild am Sonntag”:
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Am nächsten Tag:
Selbst die Klatsch-Seite schenkte ihm ein paar Zeilen:
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Zwei Tage später:
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Und damit war sie entfacht, die …
Doch “Bild” erklärte die Debatte kurzerhand zu einer “Neiddebatte”, und “Bild”-Kommentatoren forderten:
Wir sollten Friedrich Merz nicht daran messen, was er verdient, sondern daran, ob er die Sorgen und Nöte der Menschen hören und verstehen kann! Das ist es, was wirklich zählt.
Und damit war sie dann schon wieder beendet, die “große Debatte um Millionär Merz”.
Außerdem: So abgehoben ist der ja gar nicht!
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Und so stellte “Bild” weiter die naheliegenden Fragen:
Ergebnis des Experten: “Den größten Respekt hätten die mächtigsten Machos der Welt vermutlich vor Friedrich Merz.”
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Wenig später sprachen die drei Kandidaten Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn auf einer Veranstaltung in Baden-Württemberg. Schlagzeile?
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Kurz darauf veröffentlichte “Bild am Sonntag” eine große Übersicht, auf der aufgelistet wurde, für welchen Kandidaten die 1001 CDU-Delegierten stimmen wollen. Deutlicher Favorit der Befragten: Friedrich Merz.
Doch die “Bild”-Medien sind in diesen Wochen nicht nur bemüht, die vermeintliche Popularität, die angeblichen Vorzüge und Stärken ihres Wunschkandidaten hervorzuheben, sondern auch seine möglichen Schwachpunkte zu entkräften.
Als Merz etwa mit einer Lobbyisten-Firma in Verbindung gebracht wurde, die für Saudi-Arabien arbeitet, veröffentlichte “Bild am Sonntag” sogleich ein Statement, in dem Merz beteuerte, er habe “keinerlei Kontakte nach Saudi-Arabien” und auch “keine Gespräche angebahnt oder anbahnen lassen.”
Auch was die Firma BlackRock angeht (“Bild”: die “größte Investmentfirma der Welt!”), für die Merz als Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist tätig ist, versicherte “Bild” immer wieder, dass da natürlich alles mit rechten Dingen zugehe:
Der ehemalige Unions-Fraktionschef FRIEDRICH MERZ (62) arbeitet für eine renommierte Kanzlei und ist Cheflobbyist des deutschen Ablegers von “BlackRock”. Anders als oft behauptet, ist “BlackRock” kein Unternehmen, das SPD-Legende Müntefering “Heuschrecke” nennen würde. Sein klassisches Geschäftsmodel ist also nicht, Unternehmen zu kaufen, zu zerschlagen und mit Gewinn weiterzuverkaufen. Die größte Investmentfirma der Welt hält aber eine beträchtliche Anzahl von Aktien an Dax-Konzernen.
(“Bild”, 31.10.2018)
“BlackRock ist eine Vermögensverwaltung”
Merz weiß um das (falsche) Image seines bisherigen Arbeitgebers BlackRock als “Finanzhai” und “Heuschrecke”. Menschen vertrauen dem größten Vermögensverwalter der Welt ihr Geld an; es ist kein aggressiver Fonds. Trotzdem: Diese Flanke wird noch öfter attackiert werden.
(“Bild”, 1.11.2018)
Und selbst wenn bei dem Unternehmen was verdächtig ist, heißt das ja nicht, dass auch bei Merz was verdächtig ist:
(“Bild”-Titelseite, 8.11.2018)
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Gestern dann, auf Seite 2 der Bundesausgabe:
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Und heute, einen Tag vor der Abstimmung beim CDU-Bundesparteitag in Hamburg:
Und was haben die “Bild”-Medien davon, dass sie sich so für Friedrich Merz ins Zeug legen?
Merz klickt sich gut, das beobachtet man in der Redaktion. Und wenn sich ein Thema gut klickt, dann wird nachgelegt.
… schrieb die “taz” vor ein paar Tagen. Doch für “Bild” geht es nicht nur um Klicks oder um Auflage, es geht um viel mehr: Wenn Merz morgen gewinnt, steht er in der Schuld von “Bild”. Dann kann der Chef der “Bild”-Zeitung jederzeit zum Chef der CDU sagen: “Ohne uns wärst du nicht da, wo du bist. Wir haben was gut bei dir.” Kein besonders beruhigender Gedanke.
Der Junge ist richtig gut. Zu gut für den HSV? Hamburgs Sturm-Juwel Fiete Arp (17) dreht bei der U17-WM in Indien auf.
(“Bild”, 17.10.2017)
Jann-Fiete Arp heißt der Stürmer, mit dessen Talent Hamburg seit vielen Jahren niemand Vergleichbaren mehr gesehen hat. Experten sagen ihm eine ganz große Karriere voraus.
(“Bild”, 06.11.2017)
HSV-Idol über Sturm-Juwel – Hrubesch adelt Arp: „Fiete wird ganz oben ankommen“
(“Sport Bild”, 02.01.2018)
Ein Bubi als Hoffnungstäger – Nur Trainer Gisdol lässt sich nicht vom Arp-Hype anstecken
(“Sport Bild”, 18.11.2017)
(“Bild”, 17.05.2017)
Noch in dieser Woche soll geklärt werden, ob HSV-Sturmjuwel Fiete Arp (18) zu den Bayern wechselt.
(“Bild”, 18.7.2018)
Nach seinem spektakulären Einstand im Herbst 2017 mit zwei Toren in den ersten drei Spielen entwickelte sich ein Mega-Hype um das HSV-Eigengewächs
(“Bild”, 27.2.2018)
(“Sport Bild”, 19.10.2017)
Wende beim größten HSV-Juwel!
(“Bild”, 20.7.2018)
18-jähriges Supertalent – Für den HSV: Arp verzichtete auf 8,5 Mio.
(“Sport Bild”, 23.8.2018)
(“Sport Bild”, 12.05.2017)
Für das HSV-Sturmjuwel ist die Partie eine ganz besondere.
(“Bild”, 13.8.2018)
Verliert der HSV nach dem Abstieg sein größtes Juwel an Bayern München?
(“Bild”, 8.3.2018)
(“Bild”, 4.11.2017)
Warum das HSV-Juwel Chelsea absagt
(“Bild”, 2.8.2017)
Hamburgs Sturm-Juwel wird seinen bis 2019 laufenden Kontrakt beim HSV nicht verlängern.
Hauer ist einer der 1001 Delegierten, die beim CDU-Bundesparteitag am kommenden Freitag in Hamburg über die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze entscheiden dürfen. In einer langen Auflistung auf 16 Seiten hat “Bild am Sonntag” diese vielen Delegierten abgebildet, mit Namen, Alter, Funktion/Position, Kreisverband und dem Namen des Kandidaten/der Kandidatin, der/die die jeweilige Stimme beim Parteitag bekommen soll: Jens Spahn, Friedrich Merz oder Annegret Kramp-Karrenbauer.
Bei Matthias Hauer sah das so aus:
Nur: Hauer will gar nicht für Merz stimmen — der frühere CDU/CSU-Fraktionschef stehe bei ihm “klar auf Platz 3.” Im Interview mit “Vice” sagt Hauer:
Ich hatte im Vorfeld diverse Anrufe und E-Mails von Mitarbeitern der Bild am Sonntag bekommen, die mein Votum beim Parteitag abfragen wollten. Ich wollte mich dazu nicht äußern und habe es auch nicht getan.
Trotzdem hat “Bild am Sonntag” einfach “Merz” unter Hauers Foto geschrieben (wofür “BamS”-Chefredakteurin Marion Horn um Entschuldigung bat).
Und Hauer ist bei weitem nicht der einzige Delegierte, bei dem das in “BamS” angegebene angebliche Votum falsch ist. Allein im Kreisverband von Matthias Hauer soll die Redaktion zwei weitere Fehler gemacht haben. Ebenfalls im “Vice”-Interview sagt der Bundestagsabgeordnete:
Ich kann natürlich nicht für 1.001 Delegierte sprechen, aber zumindest für mein Umfeld. Und bei drei von vier Delegierten der CDU Essen ist die Angabe des beabsichtigten Wahlverhaltens falsch.
Und es geht noch weiter. Die Delegierte Susanne Wetterich soll laut “Bild am Sonntag” zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz schwanken:
Bernd Schulte wolle für Friedrich Merz stimmen, heißt es in “Bild am Sonntag”:
Das sei nicht falsch, so Schulte bei Twitter. Allerdings sei er nie in der Sache kontaktiert worden:
Anna Stelten sei “unentschlossen”, wen sie wählen wolle, so “Bild am Sonntag”:
In der “Rheinischen Post” stand allerdings bereits am Samstag, Stelten wolle für Annegret Kramp-Karrenbauer stimmen. Auf unsere Anfrage sagte Anna Stelten: “Mit ‘Bild am Sonntag’ habe ich nie gesprochen.”
Olaf Lehne wolle seine Stimme Jens Spahn geben, steht in “BamS”:
Ebenfalls in der “Rheinischen Post” stand bereits am Samstag, Lehne werde für Freidrich Merz stimmen. Das Büro von Olaf Lehne antwortete uns auf Nachfrage, dass der Landtagsabgeordnete nie mit “Bild am Sonntag” gesprochen habe. Das, was in der “Rheinischen Post” steht, stimme.
Matthias Grahl werde für Friedrich Merz stimmen, behauptet “BamS”:
In der “Leipziger Volkszeitung” steht hingegen, dass Grahl sich noch nicht festgelegt habe. Das sei auch richtig so, sagt uns Grahl auf Nachfrage. Mit “Bild am Sonntag” habe er nie geredet.
Thomas Feist werde laut “Bild am Sonntag” ebenfalls für Friedrich Merz stimmen:
Der “Leipziger Volkszeitung” sagte Feist allerdings: “Bis Mittwoch Nachmittag läuft noch unsere Mitgliederbefragung, dann sehen wir weiter.” Daher sei er bisher “unentschlossen”.
Das sind allein die Delegierten, die sich selbst öffentlich zur “BamS”-Sammelwut geäußert haben, oder bei denen wir bei Stichproben Differenzen zu Aussagen in anderen Medien entdecken konnten. Es dürfte noch einige weitere solcher Fälle geben.
Wie schlampig “Bild am Sonntag” gearbeitet hat, kann man auch bei den kleineren Fehlern sehen: Es wurden Kreisverbände genannt, die es gar nicht gibt, ein Stadtrat wurde zum “Stadtrad”, beim Delegierten Ulrich Lange aus Paderborn verwendete die Redaktion ein Foto des CSU-Politikers Ulrich Lange und so weiter.
(Davon abgesehen kann man die Aktion der “BamS” auch aus anderen Gründen kritisieren: Es handelt sich um einen extrem hohen Aufwand mit überschaubarem Ergebnis — gerade mal 272 der 1001 Delegierten haben überhaupt eine Präferenz für Spahn, Merz oder Kramp-Karrenbauer genannt (dazu zählen auch jene, die sagen, dass sie nie mit “Bild am Sonntag” geredet haben, siehe oben). Unter dem Großteil der Fotos steht also “keine Antwort” oder “keine Angabe”. Samira El Ouassil schreibt drüben bei “Übermedien” (derzeit nur mit Abo lesbar) ausführlicher über den Aspekt. Bezeichnend auch, wie die “BamS”-Leute sich als Kämpfer gegen böse Widerstände gerieren: “DIE GEHEIME LISTE DER CDU-DELEGIERTEN – Sie entscheiden, wer auf Merkel folgt! Aber die Bundes-CDU will nicht, dass SIE wissen, wer diese Menschen sind. BamS hat sie gesucht und angerufen”. Dass die CDU die Liste mit den 1001 Delegierten nicht einfach an die Redaktion rausgegeben hat, hat vor allem mit dem Datenschutz und Gesetzten zu tun und nichts mit Geheimhaltung oder Verschleierung.)
Für den stellvertretenden “BamS”-Chefredakteur Christian Lindner ist dieses ganze Durcheinander jedenfalls nichts Geringeres als …
Ja, “ein Bekenntnis” ist das allemal — eines zu unsauberen Methoden und schlechter Recherche.
So sieht es aus, wenn die “Bild”-Zeitung über eine angebliche Vergewaltigung durch einen Afghanen in der Hamburger Innenstadt berichtet:
So sieht es aus, wenn die “Bild”-Zeitung berichtet, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Afghanen eingestellt hat:
Wir haben jetzt eine Woche gewartet und uns die “Bild”-Ausgaben in dieser Zeit besonders genau angeschaut. Weder in der Bundesausgabe noch in der Hamburg-Ausgabe konnten wir einen Artikel zum Ende der Ermittlungen, zum unglaubwürdigen vermeintlichen Opfer, zu den Widersprüchen, in die sich die 14-Jährige verstrickte, finden. Nicht mal eine kleine, versteckte Meldung. Nichts.
Wir hatten bei “Bild”-Chef Julian Reichelt nachgefragt, ob man mit einer Richtigstellung rechnen könne. Er hat nicht geantwortet. Wir hatten auch bei “Bild”-Pressesprecher Christian Senft nachgefragt, ob die Redaktion noch eine Richtigstellung veröffentlichen werde. Auch er hat nicht geantwortet.
In und von “Bild” bisher also nichts. Bei Bild.de erschien am vergangenen Freitag ein neuer Beitrag zum Fall:
Gerade mal vier Sätze ist der Artikel lang. Natürlich haben die Mitarbeiter von Bild.de ihn nicht so wirksam auf ihrer Startseite platziert wie die ursprüngliche Berichterstattung zu der vermeintlichen Vergewaltigung. Und mit keinem Wort erwähnen sie, dass sie selbst auf die Unschuldsvermutung gepfiffen und Mansor S. im August als “TÄTER” schuldig gesprochen hatte:
Als sich die 14-Jährige entfernte, folgte er ihr, verwickelte sie immer wieder in Gespräche — und zog sie dann im Bereich von “Saturn” an der Mönckebergstraße in einen Hauseingang.
Obwohl sich das Mädchen heftig wehrte, vergewaltigte der Mann es!
Es interessiert die Bild.de-Redaktion offenbar nicht besonders, was für ein falscher Mist auf ihrer Seite steht.
Skirennläufer Thomas Dreßen gewann im Januar die prestigereiche Hahnenkammabfahrt auf der Streif in Kitzbühel, und plötzlich interessierten sich Redaktionen für ihn, die seinen Namen bis dahin gar nicht kannten.
Nach Kitzbühel nahm ein deutsches Boulevardblatt seinen Sieg zum Anlass, die Seilbahntragödie, bei der sein Vater 2005 in Sölden ums Leben kam, noch einmal haarklein darzustellen — mit sehr viel Text und noch mehr Bildern. “Die haben wieder alles ausgegraben. Da habe ich mich gefragt: ‘Seid ihr einfach nur bescheuert oder habt keinen Anstand?'”
“Ein deutsches Boulevardblatt”. Welches das sein könnte? Am 20. Januar dieses Jahres, also an dem Tag, als Dreßen auf der Streif siegte, erschien bei Bild.de ein Beitrag mit dieser Überschrift:
Auf einen Link verzichten wir. Denn in dem Artikel erzählt die “Bild”-Redaktion von der Seilbahntragödie in Sölden, bei der auch Dreßens Vater starb, “mit sehr viel Text und noch mehr Bildern”.
Der “Stuttgarter Zeitung” sagte Thomas Dreßen mit Blick auf das “deutsche Boulevardblatt” noch:
“Die können zahlen, was sie wollen, die bekommen mein Lebtag kein Interview von mir.”
Mit Dank an Thomas (allerdings nicht Thomas Dreßen) für den Hinweis!
Nachtrag, 30. November: Entweder unterscheidet Thomas Dreßen sehr genau zwischen “Bild” und “Bild am Sonntag” — oder seine Behauptung “Die können zahlen, was sie wollen, die bekommen mein Lebtag kein Interview von mir” war nicht besonders viel wert. Am 18. November, also drei Tage bevor Dreßens Aussagen in der “Stuttgarter Zeitung” erschienen, brachte “BamS” nämlich ein längeres Doppel-Interview mit Dreßen und Skispringer Andreas Wellinger. Einen Abend zuvor erschien das Interview bereits bei Bild.de.
Es ist noch gar nicht so lange her, da hat “Bild”-Feigenblatt “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz uns alle beruhigt:
Werden Migranten einer Gewalttat verdächtigt, reagieren Leser auf die Facebook-Beiträge von BILD im Sekundentakt. Viele testen dabei die Grenzen des Rechts auf freie Meinungsäußerung aus. Mich erreichen Mails mit der Frage: Was tut BILD, um dabei den Hass “einzudämmen” und nicht noch zu “schüren”? (…)
Die Redaktion greift bei unangemessenen Äußerungen ein, stellt Fake News richtig und sperrt Hetzer, die andere “an den Eiern aufhängen” oder Flüchtlinge “wieder im Mittelmeer aussetzen” wollen, mit einem Klick auf die Löschtaste aus.
Heute hat die “Bild”-Redaktion diesen Beitrag auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht:
Bis jetzt über 1900 Likes, mehr als 2700 Mal geteilt, knapp 600 Kommentare. Darunter der von “Bild”-Leserin Doris, die meint, die “Kameltreiber” sollten “alle erstmal kastriert werden”, “bevor sie die Grenze übertreten dürfen”:
Und auch “Bild”-Leserin Maria plädiert für die “Zwangskastration”:
“Bild”-Leserin Dorett ist für die Todesstrafe:
… genauso wie “Bild”-Leser Kai:
“Bild”-Leser Timo findet, dass man solche Fälle nicht dem Staat überlassen sollte, und würde lieber zur Selbstjustiz greifen:
“Bild”-Leser Max sieht das auch so:
Von “Bild”-Leserin Claudi gibt es die üblichen Beleidigungen:
“Bild”-Leser Joe wünscht sich einen “Österreicher” herbei — wen er damit wohl meint?
Und “Bild”-Leser Alex wendet sich direkt an Adolf Hitler:
Die “Löschtaste”, mit der die “Bild”-Redaktion laut Ombudsmann Elitz den Hass eindämmt, scheint derzeit zu klemmen.
Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hat vor Kurzem entschieden, dass ein in Deutschland aufgewachsener Türke, der vor sechs Jahren wegen schweren sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, ausgewiesen werden muss. Der Mann hatte auf Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis geklagt, doch das Gericht lehnte seinen Antrag ab.
Der Täter, so das Gericht, zeuge “von einem archaischen Frauenverständnis”, das mit dem deutschen Grundgesetz “nicht in Einklang zu bringen” sei. Die Ausweisung erscheine erforderlich, “um andere Ausländer in vergleichbarer Situation von ähnlichen Delikten abzuhalten.”
Die “Bild”-Kolumne, in der Heinz Buschkowsky auch gegen kriminelle Ausländer wettert, heißt: “Buschkowsky redet Klartext”.
Wenn eine Richterin sagt, die meisten Intensivtäter seien Ausländer, dann meint “Bild”:
“Klartext” ist für die Leute von “Bild” ein Qualitätssiegel. Sie verleihen es aber nicht an den klarsten Text, sondern an den, der am meisten Angst macht.