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Deutschland sucht die Superheuchler

Heute erklärt “Bild” auf der Titelseite, es gebe “Ärger um Schreyl”: Ärger um SchreylMarco Schreyl, Moderator von “Deutschland sucht den Superstar”, reiße “seit Wochen” “eine schmuddelige Zote nach der anderen” und habe in der Show vom vergangenen Samstag einen “neuen Tiefpunkt” erreicht.

Schreyl hält die zwei Glückskugeln von Sarah Engels wie zwei Hoden in der Hand, sagt bewusst zweideutig: “Damit gehe ich immer besonders vorsichtig um.”

Zur Bestätigung des behaupteten “Ärgers” reißt “Bild” ein paar Sätze aus einem Artikel des Mediendienstes DWDL.de über Homosexuelle im deutschen Fernsehen aus dem Kontext, wodurch der Tenor des Artikels so klingt, als seien gar nicht Schreyls Sprüche das eigentliche Problem für Sven Kuschel und Daniel Cremer, sondern dessen sexuelle Orientierung.

“Bild” nutzt sogar die Gelegenheit, endlich mal wieder Michelle Hunziker ins Gespräch zu bringen, für deren Rückkehr zu “DSDS” die Zeitung seit mehr als fünf Jahren unermüdlich kämpft.

Was die “Bild”-Redaktion sonst so von schmuddeligen Zoten und bewussten Zweideutigkeiten hält, kann man dann heute bei Bild.de (anhand eines alten Fotos) bewundern:

Schräger Pokal: Seit diesem Kuss ist Golf-Star Cristie in aller Munde...

Mit Dank auch an Roman S., Arne M. und Marc.

Eine Entführung ist kein Mord

Ein Italiener, der seit längerem im Gazastreifen lebte, ist dort entführt und tot aufgefunden worden.

Bild.de versucht, die Tat historisch einzuordnen:

Der Mord an dem Italiener ist der erste Mord an einem Ausländer im Gazastreifen seit vier Jahren.

Damals, im März 2007, wurde der BBC-Reporter Allan Jonston ebenfalls von Salafisten verschleppt. Er kam nach 114 Tagen frei …

Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum ein entführter, aber wieder freigelassener Journalist als Beispiel für einen “Mord an einem Ausländer” herhalten soll: Bild.de hat sich beim Aufmotzen einer dpa-Formulierung schlicht verrannt.

Die Nachrichtenagentur hatte vorher noch gemeldet:

Die Entführung Arrigonis war die erste eines Ausländers im Gazastreifen seit der Machtübernahme der Hamas vor knapp vier Jahren. Im März 2007 war der BBC-Reporter Allan Jonston in dem Palästinensergebiet ebenfalls von Salafisten verschleppt worden und erst nach 114 Tagen wieder freigekommen.

Und auch dieser Text enthält noch zwei kleine Fehler: “Allan Jonston” heißt eigentlich Alan Johnston.

Mit Dank an Jan H.

Nachtrag, 16.03 Uhr: Während die dpa eine Korrekturfassung mit dem richtigen Namen verschickt hat, hat Bild.de die beiden Absätze einfach aus dem Artikel entfernt.

Die nackte Wahrheit

Sila Sahin (25) schmückt den aktuellen “Playboy”-Titel. Sie ist die erste Türkin, die sich für das Männermagazin ausgezogen hat – aber nicht der erste Soap-Star.

Soweit, so falsch, Bild.de. Denn Sila Sahin ist nicht die erste Türkin im “Playboy”, sondern auf dem “Playboy”, wie “Bild” gestern noch richtig formulierte.

Unbekleidet in der Zeitschrift abgebildet waren zum Beispiel schon die türkischstämmigen Vivien Cetin (Miss Mai 2010) und Öznur Asrav (Miss April 2008). Letztere war die erste türkischstämmige Frau, die als Playmate firmierte, aber auch nicht die erste, die überhaupt im deutschen “Playboy” zu sehen war. Dieser Titel gebührt womöglich der Schauspielerin Lale Karci, die im März 1998 im Heft war — so ganz genau wissen das die Leute beim “Playboy” selbst nicht mehr.

Sila Sahin ist demnach nicht “die erste Türkin im ‘Playboy'” (“RP Online”, “B.Z.”) oder “die erste Deutschtürkin […], die für das Herrenmagazin die Hüllen fallen ließ” (“Focus Online”).

Mit Dank an Erkan A.

Nachtrag, 15. April: Unser Leser Martin hat im “Playboy” vom Januar 1987 eine Fotostrecke mit der Türkin Hülya Ejder entdeckt, die damit – bis zum Beweis des Gegenteils – die erste Türkin im Heft gewesen sein könnte.

Außerdem geht es hier natürlich ausschließlich um die deutsche Ausgabe des “Playboy”. Auf der türkischen Ausgabe, die zwischen 1986 und 1995 erschien, dürfte schon sehr viel früher eine Türkin abgebildet gewesen sein, wie unser Leser Thomas W. ganz richtig anmerkt.

Sarg die Wahrheit!

Was für eine Tragödie!

“Bild”-Reporter John Puthenpurackal scheint ehrlich erschüttert: Die Schauspielerin Hanna Köhler, die in der ARD-Serie “Marienhof” in “1600 Folgen (!)” mitgespielt hatte, ist tot. Doch Angehörige sind nicht aufzutreiben.

Jetzt steht ihr Sarg verlassen in einer Bestattungshalle, kein Angehöriger hat sich bisher gemeldet.

Am 17. März starb die Darstellerin mit 67 Jahren in der Seniorenresidenz Friedrichsau bei Ulm. Sie hatte Probleme mit dem Herzen, musste mehrfach operiert werden.

Was keiner wusste: Der Sarg mit der Leiche steht seit ihrem Tod einsam in einer Bestattungshalle des Zentralfriedhofs Ulm. Das bestätigte eine Sprecherin der Stadt: “Wir erreichen keine Verwandten, bei uns hat sich auch niemand gemeldet.”

All das schrieb Puthenpurackal am 6. April, dem vergangenen Mittwoch. Und jeder, der Formulierungen wie “jetzt” oder “seit ihrem Tod” wörtlich nimmt, musste annehmen, dass da seit rund drei Wochen ein Sarg in einer Bestattungshalle rumsteht, was für den Ablauf anderer Trauerfeiern mindestens unpraktisch und für den Zustand der Leiche extrem unschön wäre.

Doch all diese Schreckensszenarien verblassen etwas, wenn man in die “Südwest Presse” vom vergangenen Freitag schaut. Demnach stellt sich die Situation deutlich anders dar:

Wie Friedhofs-Abteilungschef Jüstl auf Anfrage mitteilte, war ein Bild-Reporter bereits am 23. März – fünf Tage nach Köhlers Tod – auf dem Ulmer Friedhof. Auf seine Bitte hin habe man den Sarg in die Bestattungshalle gefahren, damit der Journalist ein Foto machen könne. Warum der Bericht erst zwei Wochen später publiziert wurde, ist auch Jüstl ein Rätsel.

Mit Dank an Sebastian.

Fortsetzung vor dem Presserat hier.

Vollpfosten

Wohl weil sie bei Bild.de ihren Lesern nicht zutrauen, dramatische Handyfilme von undramatischen unterscheiden zu können, haben sie es vorsichtshalber gleich mal in die Dachzeile geschrieben:

Dramatischer Handyfilm: Hier fliegt ein Pfeiler in die Autoscheibe
Andererseits sind es unbestreitbar spektakuläre Bilder, auf denen ein am Fahrbahnrand liegendes Kantholz von einem LKW hoch- und durch die Windschutzscheibe eines PKW geschleudert wird. Bilder, die natürlich mal wieder aus dem Internet stammen:

Doch obwohl die Geschichte in den USA recht groß die Runde machte und Bild.de am Ende seines Videos “Powered by ABC News” schreibt, haben sie bei Bild.de offenbar wenig bis nichts begriffen.

So erzählt der leicht schläfrige Off-Sprecher, die Fahrerin des getroffenen Fahrzeugs hab schon vorab die Kamera eingeschaltet, “weil die beiden LKW vor ihr Schlangenlinien fuhren”. Und auch wenn das für die Geschichte nicht wirklich wichtig ist: Die Fahrerin Wendy Cobb hatte gegenüber dem Autoblog jalopnik.com etwas ganz anderes angegeben, wie auch ABC News zitiert:

Ich habe eigentlich die beiden LKW aufgenommen, die sich ein kleines “Elefantenrennen” lieferten und den Verkehr aufhielten. (Ich sage immer, ich schicke das an die Firmen, für die sie arbeiten, um diese wissen zu lassen, wie die Fahrer die Firma repräsentieren, aber ich mache das nie. Ich kann mir nicht helfen — ich arbeite im Marketing und denke deshalb über solche Sachen nach.)

(Übersetzung von uns.)

Doch dann wird Bild.de in dem Bestreben, den dramatischen Bildern einen wissenschaftlichen Überbau zu verpassen, vollends wahllos: Ein “Versuch mit Crash-Test-Dummies” soll zeigen, wie “der Einschlag eines Pfeilers bei nur 40 km/h” aussieht.

Den Versuch hat Bild.de – warum auch immer – der Fernsehserie “Mythbusters” entnommen und er zeigt, wie ein Stück Autoreifen bei 40 Meilen pro Stunde (rund 65 km/h) durch eine Scheibe geschossen wird.

Der Off-Text hat mit den gezeigten Bildern also vergleichsweise wenig zu tun, aber es bleibt natürlich ein “dramatischer Handyfilm”.

Mit Dank an Alexander H.

You know the name, you know the number

Glücklicherweise haben Machos auf dieser Seite nichts zu melden.

Das steht wo? Richtig: Natürlich auf Bild.de, dem Zentralorgan für Feminismus im deutschsprachigen Internet.

Dort zeigt man sich ganz begeistert, dass “ein cooler Typ” wie Pierce Brosnan “keine Size-zero-Frau” braucht. Seine Gattin Keely ist nämlich ein bisschen besser gebaut, was Machos, die ja glücklicherweise auf Bild.de nichts zu melden haben, womöglich mit Zoten kommentiert hätten wie: “Lieber einen Martini als diese Frau im Bikini”, so Bild.de.

Ein ungewöhnliches Paar also offenbar — und eines, das Bild.de nicht loslässt. Die folgende Auflistung ist daher womöglich unvollständig:

Keely Shaye Smith (90 kg) ist das einzige Bond-Girl
(28. März 2010)

Pierce Brosnan und Keely Shave Smith urlauben in Italien: Mama Mia! Diese Liebe ist richtig dicke!
(27. August 2009)

Keely Shaye-Smith am Strand von Hawaii: Hat die Frau von James Bond die Lizenz zum Essen?
(28. August 2008)

Die Bond-Frau hat die Lizenz zum Wellenreiten: Brosnan: Seine Keely ist Hawaiis pfundigste Surferin
(26. August 2008)

Liebe auf Hawaii: Hier knutscht Pierce Brosnan seine Pfunds-Frau!
(22. August 2008)

Ex-007 Pierce Brosnan und seine pfundige Frau: Das einzig wahre Bond-Girl
(18. August 2008)

James Bond und seine Keely: Eine Liebe durch dick & dünn
(12. September 2007)

Mit Dank an Volker K. und Philipp S.

Katastrophenszenario gekapert

Daraus, dass die Seite von BILDblog in den letzten Tagen aufgrund von Server-Problemen über einen längeren Zeitraum nicht aufrufbar war, hat Bild.de die einzig logische Lehre gezogen:

Deutschland auf Blackout nicht vorbereitet

Das ist natürlich Quatsch. Aber in einem ähnlichen Maße verdreht Bild.de die Tatsachen in einem Artikel, dessen Überschrift im Ganzen so lautet:

Atom-Ausstieg Deutschland auf Blackout nicht vorbereitet

Bild.de verquickt – völlig aus dem Zusammenhang gerissen – ein noch unveröffentlichtes Katastrophenszenario, das der “taz” vorliegt, mit der Gefahr einer Stromknappheit und daraus resultierender Blackouts:

Acht Atomkraftwerke sind schon abgeschaltet, im Mai werden bis zu fünf weitere für Revisionen vom Netz gehen.

Jetzt kommt raus: Ein Strom-Engpass droht – Deutschland ist auf einen möglichen Blackout schlecht vorbereitet.

Das klingt, als hätte der “Strom-Engpass”, den Bild.de vor Kurzem schon von einem Experten herbeireden ließ, dessen Unabhängigkeit bezweifelt werden darf (BILDblog berichtete), irgendetwas mit der schlechten Vorbereitung auf einen Blackout zu tun.

Bei der Untersuchung des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) ging es jedoch um eine völlig andere Situation.

Die “taz” schreibt:

Das Szenario ist wenig wahrscheinlich. Aber das galt vor wenigen Wochen auch für die Vorstellung, ein Erdbeben könnte einen Super-GAU in einem japanischen Atomkraftwerk auslösen.

Der Katastrophenfall, der in einem als “vertraulich” gestempelten Bericht für den Bundestagsinnenausschuss beschrieben wird, ist ein anderer: Ein großflächiger Stromausfall von mehreren Tagen oder gar Wochen, ausgelöst durch eine Naturkatastrophe oder einen Terroranschlag.

Abgeschaltete Atomkraftwerke sind aber weder eine Naturkatastrophe noch ein Terroranschlag. Ein Blackout von mehreren Tagen oder Wochen, wie er in der Untersuchung beschrieben wird, kann nicht aus kurzen Engpässen entstehen, in denen Deutschland tatsächlich einmal stundenweise weniger Strom produziert als verbraucht. In solchen Fällen würde Deutschland den fehlenden Strom einfach aus dem Ausland beziehen.

Doch obwohl der ganze Bericht laut “taz” schon seit Ende 2010 (!) vorliegt, stellt Bild.de die Situation so dar, als ginge es in dem Szenario um einen Blackout, der demnächst durch Atomstrommangel hervorgerufen wird:

Nicht zum ersten Mal wird vor einem Blackout im Mai gewarnt.

Die ganze Perfidie dieses Artikels wird jedoch erst offensichtlich, wenn man sich vor Augen hält, dass Großkraftwerke sogar ein wichtiger Grund dafür sind, dass längere Stromausfälle fatale Folgen haben könnten.

In der “taz”, nicht jedoch bei Bild.de, erfährt man:

Die Technikfolgenforscher plädieren deshalb dafür, “nachhaltigere Optionen zur Bewältigung eines lang andauernden und großflächigen Stromausfalls zu entwickeln”. So könnten durch eine dezentrale Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien wichtige Infrastrukturen besser geschützt werden. “Regional begrenzte Inselnetze” könnten selbst bei einem Megablackout weiter Strom erzeugen. (…)

Nach der Katastrophe von Fukushima liefert also auch dieser Bericht weitere Argumente für eine Energiewende.

Mit Dank an Christian und noir.

Fäkaler Irrtum

Aufgrund des Erscheinungsdatums konnte man leicht für einen Aprilscherz halten, was Bild.de am Freitag über Britney Spears berichtete:

Ihr Stunt für die "Jackass"-Crew Britney Spears: Bungee-Jumping im Dixi-Klo!

Aber Bild.de meint es offenbar ernst:

Popstar Britney Spears (…) hat einen Bungee-Jump der etwas anderen Art gewagt: In einem gut gefüllten Dixi-Klo ließ sie sich mit einem Katapult zum Himmel schießen.

Sie tat es für die “Jackass”-Crew, die mit ihren irren Stunts zum Kult wurde.

Immerhin klärt Bild.de teilweise über die Hintergründe auf:

Für Britney eine PR-Aktion, denn gerade ist ihr neues Album “Femme Fatale” erschienen – auch wenn sie hier eher die “Femme Fäkal” gibt.

Doch ganz so schlimm wie es aussieht war es dann doch nicht: In Wirklichkeit alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier!

Bild.de verschweigt seinen Lesern aber, dass “in Wirklichkeit” nicht nur “alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier” war, sondern der ganze Stunt ein Fake. Dazu wurde der Bungee-Sprung von Steve-O aus dem Film “Jackass 3D” mit einigen Britney-Spears-Szenen neu zusammengeschnitten. Wer einen starken Magen hat, kann das Fake-Video mit dem Original vergleichen.

Bis auf Bild.de und Blick.ch haben das auch die meisten anderen Medien verstanden, die – warum auch immer – darüber berichteten.

Mit Dank an Conny S.

Der Experte, der Stromknappheit schrie

Ähnlich wie die Regierungsparteien wurden die Atomstromfreunde von “Bild” und Bild.de von den Ereignissen im Kernkraftwerk Fukushima kalt erwischt. Erst seit sich Altkanzler Helmut Kohl vergangenen Freitag in “Bild” in einem ausführlichen Aufsatz mit dem Titel “Warum wir die Kernenergie (noch) brauchen” zu Wort gemeldet hat, scheint wieder alles beim Alten zu sein. Entsprechend malte Bild.de gestern mal wieder den Stromknappheitsteufel an die Wand:

Experte warnt vor Blackout Im Mai wird in Deutschland der Strom knapp 13 Meiler vom Netz - Chef der Deutschen Energie-Agentur: "Es kann eng werden"

Stephan Kohler, der Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), warnt im dazugehörigen Artikel vor einem möglichen Blackout, wenn zusätzlich zu den sieben nach dem Moratorium abgeschalteten Atomkraftwerken im Mai fünf weitere Meiler zu Wartungsarbeiten abgeschaltet werden.

Und:

Jetzt warnt Dena-Chef Kohler vor den Folgen einer radikalen Atomwende.

“Es wird sich nicht vermeiden lassen, alte, längst eingemottete Kohlekraftwerke zumindest vorübergehend wieder in Betrieb zu nehmen. Das führt zu höherem Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid. Dafür müssen die Betreiber CO2-Zertifikate kaufen, was den Strom verteuert”, sagt Kohler.

Wieviel von solchen Warnungen der von “Bild” immer wieder gern zitierten dena zu halten ist, illustriert dieses Beispiel aus dem Jahr 2008:

Energie-Agentur schlägt Alarm Ab 2012 nicht mehr genug Strom

Auch damals forderte Kohler: “Wir müssen uns entscheiden: Entweder wir bauen hocheffiziente Kohle- und Erdgaskraftwerke. Oder wir müssen die Atommeiler länger laufen lassen.”

Ähnliche Warnungen der dena, der Strom könnte knapp werden, wenn sich die Politik zu sehr auf erneuerbare Energien verlässt, gab es 2005, 2009 und 2010 — und das obwohl Deutschland seit Jahren größere Mengen Strom exportiert.

Es lohnt sich überhaupt, die dena etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei Bild.de erfährt man lediglich folgendes:

Die Deutsche Energie-Agentur wurde im Jahr 2000 als GmbH gegründet. Gesellschafter sind u.a. das Bundeswirtschaftsministerium und die Staats-Bank KfW. Die Aufgaben: Alle Informationen zu den Themen erneuerbare Energien und Energieeffizienz recherchieren, sammeln, bewerten. Die Dena gilt als DAS Kompetenzzentrum für Energie in Deutschland.

Was Bild.de seinen Lesern verschweigt, ist die Tatsache, dass “DAS Kompetenzzentrum für Energie in Deutschland” zu über 50 Prozent von der Energiewirtschaft (v.a. E.on, EnBW, RWE, Vattenfall) bezahlt wird und für die Vorhersage einer Stromlücke, falls keine neuen Großkraftwerke gebaut würden, mehrfach kritisiert wurde. Bild.de-Experte Stephan Kohler stand schon 2009 kurz vor einem Wechsel in den Vorstand von RWE und hat Anfang 2011 neben seiner Tätigkeit als dena-Chef den Vorsitz des Beirates von RWE Innogy übernommen.

Sorgen um eine Stromknappheit sollte man sich also erst machen, wenn ein wirklich unabhängiges Institut davor warnt.

Mit großem Dank an Carsten B. und Marco L.

Lady Gaga singt in Seifenoper

Klatschjournalismus ist eigentlich ganz leicht: Man surft einfach die einschlägigen englischsprachigen Blogs und Webseiten ab, übersetzt die Meldungen ins Deutsche und hat – zack! – seine eigene Geschichte.

Dabei ist es allerdings hilfreich, nicht nur die Sprache zu kennen, sondern sich auch ein bisschen in den Ländern auszukennen, über die man schreibt:

Elfenbeinseife, Fussmassage: Lady Gaga verrät ihre Beauty-Geheimnisse ...und gesteht: Ich gehe oft geschminkt ins Bett

Elfenbeinseife? Elfenbeinseife:

Lady Gaga verriet nun in einem Interview, dass sie sich mit Elfenbeinseife wasche und Fußmassagen liebe. Allerdings gehe sie sehr oft geschminkt ins Bett.

Oder auch nicht: Zwar schreibt das von Bild.de zitierte und korrekt verlinkte Magazin “People” von “Ivory Soap”, aber das ist der Produktname einer antibakteriellen amerikanischen Seife, die so leicht ist, das sie auf Wasser schwimmt.

Ein deutscher Online-Journalist muss das nicht unbedingt wissen, aber Googeln ist da vielleicht doch naheliegender als Seife aus den Stoßzähnen von Elefanten.

Mit Dank an Katharina.

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