Vor zehn Jahren war man froh, wenn man mit einem Handy nicht nur telefonieren und Kurznachrichten verschicken, sondern auch eine Bierflasche öffnen konnte. Letzteres ist eine Funktion, über die die meisten Smartphones nicht mehr verfügen, dafür können sie jetzt fast alles andere — und sollen noch mehr können.
Im April veröffentlichte “Chip online” eine Übersicht über 50 Designstudien von Smartphones, die so oder so ähnlich irgendwann mal auf den Markt kommen könnten. Einen aktuellen Grund für den Artikel gab es nicht, die Redaktion hielt es nur für eine nette Idee. Zu Beginn dieser Woche wurde der Artikel mit aktualisiertem Datum auch auf der Startseite von “Chip online” verlinkt.
Gestern erschien bei Bild.de eine Übersicht über 35 Designstudien von Smartphones, die so oder so ähnlich irgendwann mal auf den Markt kommen könnten.
Für eine kurze Text-Vorstellung hatte sich Bild.de die gleichen drei Geräte ausgesucht, die auch “Chip online” vorgestellt hatte. Und auch bei den Überschriften gab es erstaunliche Ähnlichkeiten:
Die 35 Geräte, die Bild.de in seiner Fotostrecke vorstellt, waren Teil der 50 Handys auf “Chip online”. Nach Angaben der Redaktion von “Chip online” hatten die Fotos auf Bild.de sogar exakt die gleiche Größe wie die Fotos bei ihnen, was darauf hindeutet, dass Bild.de die Bilder direkt bei “Chip online” gemopst hat und nicht auf die originalen Pressefotos der Hersteller zurückgegriffen hat.
Die zuständige Redakteurin von “Chip online” rief heute bei Bild.de an und bekam schließlich einen zerknirschten Ressortleiter ans Telefon, der die Schuld auf eine “studentische Hilfskraft” schob. Die Geschichte tue ihm außerordentlich leid, aber er hielte es für übertrieben, zu behaupten, der Artikel wäre abgekupfert.
Kurz darauf verschwand der Artikel bei Bild.de, für “Chip online” ist die Sache damit nach eigenen Angaben erledigt.
Am 5. Mai eröffnete das Museum “Keltenwelt am Glauberg” (Hessen) und nur wenige Stunden später gab es laut Bild.de einen “Skandal”, der für einige der Beteiligten noch Folgen haben sollte:
Der Fall schien klar:
Wie BILD erfuhr sind die zwei Wachmänner bekannte NPDler. Einer ist Beisitzer im NPD-Landesvorstand, der andere aktiv bei der NPD im Wetterau-Kreis.
Ein schauriges Bild! Zwei Sicherheits-Männer in SA-ähnlichen Uniformen stehen neben dem angeleuchteten 230 Kilo schweren Keltenherrscher im 1. Obergeschoss des neuen Museums. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Braune Hemden, schwarze Krawatten, schwarze Kampfhosen, dicke Koppelschlösser.
Doch die Wirklichkeit lässt sich nicht so einfach in Schwarz und Weiß – oder in diesem Fall Braun und Weiß – aufteilen, wie Bild.de es gerne hätte.
Es beginnt damit, dass die NPD nach Bekanntwerden des Vorfalls die Darstellung dementierte, einer der beiden Wachleute wäre im Landesvorstand, was auch die Antifaschistische Bildungsinitiative vor Ort bestätigte.
Bei den “SA-ähnlichen Uniformen”, die nicht weniger und nicht mehr nach SA aussehen als viele andere Uniformen, handelt es sich laut Ilona Huth, der Chefin der Sicherheitsfirma, bei der die beiden Wachleute angestellt waren, um reguläre Dienstkleidung.
“Wir beschäftigen neben Deutschen auch Italiener, Marokkaner, Türken, Ukrainer, Armenier, Polen, Bulgaren, Syrer, Kosovaren, bosnisch-herzegowinische, ägyptische, kroatische, serbische und französische Mitarbeiter. Insgesamt sind es im Kern 60 Mitarbeiter mit Aushilfen im Stamm, die für uns arbeiten. Wir hatten, seitdem wir 2006 am Markt sind, noch nie irgendwelche Probleme mit einem unseren Mitarbeiter und speziell unseren beiden neuen Mitarbeiter sind bei uns nie durch irgendeine Äußerung aufgefallen, die an eine Verbindung mit rechtsextremistischem Gedankengut hätte denken lassen können”, sagt Huth. Dieses habe sie auch in ihrem Widerspruch auf die fristlose Kündigung geschrieben.
Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass das Foto auf Bild.de gestellt sein könnte:
In Stellungnahmen, die dem Mittelhessenblog vorliegen, wird insbesondere von Tobias B. der Vorwurf erhoben, dass Bilder retuschiert worden seien. Zudem habe es von einem Reporter, der sich als Bild-Mitarbeiter vorgestellt habe, die Bitte um Aufnahmen und entsprechende Regieanweisungen gegeben, die “ernste Bewachung” symbolisieren sollten.
Auch die Entstehungsgeschichte eines Fotos der Nachrichtenagentur dapd, bei dem der Schatten so auf einen der beiden Wachleute fällt, dass der Eindruck eines nur allzu bekannten Seitenscheitels entsteht, ist mindestens interessant.
Seitens dapd wird versichert, der dapd-Fotograf habe die beiden Wachleute nicht in Szene gesetzt. Er habe aber, um ein “seiner Meinung nach interessantes Foto zu machen”, einen von der Kamera ausgelösten Blitz eingesetzt. Dadurch sei der Schattenwurf auf Wachleute und Keltenfürst entstanden.
Eine weitere Eskalationsstufe war erreicht, als wenige Tage späterbekanntwurde, dass einer der beiden Wachleute bereits vor der Eröffnung des Keltenmuseums den Holocaust geleugnet haben soll.
(…) nun berichtete Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), dass der Museumsleitung schon zuvor Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung eines der Männer vorgelegen hätten. Dieser habe schon Tage zuvor in dem Museum den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden geleugnet. Bei Aufbauarbeiten habe dies ein Mitarbeiter gehört und Museumsleiterin Katharina Kurzynski gemeldet.
Besagter Mitarbeiter hat diese Behauptung allerdings umgehend nach Bekanntwerden des Vorwurfs revidiert und konnte immerhin gegenüber der “Frankfurter Rundschau”, der “FAZ” und dem “Hessischen Rundfunk” seine Sicht der Dinge darlegen. Gegenüber BILDblog sagt er, es habe zwar ein Gespräch gegeben, in dem er einem der Männer “gedanklich eine rechte Gesinnung unterstellt” habe, aber:
Ich widerspreche (…), daß der Wachmann den Holocaust geleugnet habe, ich Mitarbeitern gegenüber behauptet hätte, von einer Holocaustleugnung des Wachmannes gehört zu haben und daß ich die Museumsleiterin informiert hätte.
Was also letztlich bleibt, ist viel Lärm um sehr wenig. Und obwohl erst kürzlich das Bundesarbeitsgericht die mit einer NPD-Mitgliedschaft begründete Kündigung gegen einen Behördenmitarbeiter gekippt hat, führte der mediale Wirbel um die Wachleute des Keltenmuseums zu folgenden Ergebnissen:
Nach der Affäre um Partys mit Prostituierten in historischen Thermen steht der Versicherung Hamburg-Mannheimer der nächste Skandal ins Haus:
Nach BILD-Informationen ist es mindestens zwei Mal zu Drogen-Exzessen gekommen.
“Bild” möchte das mit einem Video belegen, das einen hochrangigen Mitarbeiter der Hamburg-Mannheimer und “eine Begleiterin” auf Mallorca zeigt, angeblich “beim Koksen”. Vor den beiden gut sichtbar auf dem Tisch: zwei gefüllte Schnapsgläser, Zitronenscheiben und ein Koksstreuer.
Man braucht keine eigenen Drogenerfahrungen, um zu denken: “Hä? Koksstreuer? In Filmen ist das doch immer in so kleinen Tütchen. Und bei mir zuhause ist in dem Streuer … Salz drin.”
Nun: Womöglich war da auch Salz drin, wie die Ergo-Gruppe, zu der die Hamburg-Mannheimer heute gehört, in einer eilig veröffentlichten Pressemitteilung erläutert:
Die Berichterstattung in der heutigen Ausgabe der BILD-Zeitung, wonach Handelsvertreter der Hamburg-Mannheimer auf sog. Top 5 Reisen Kokain konsumiert hätten, ist unwahr. Die von der BILD-Zeitung veröffentlichten Fotos zeigen ein Trinkspiel mit Salz, Tequila und Zitronensaft. Dazu gehört das Einschnupfen von Salz durch die Nase. Bei den Handlungen der Akteure auf den von der BILD-Zeitung veröffentlichten Fotos handelt es sich nicht um den Konsum von Kokain. Der ERGO liegen dazu inzwischen auch eidesstattliche Versicherungen von auf den Lichtbildern abgebildeten Personen vor.
Bei dem “Trinkspiel” handelt es sich offenbar um den “Tequila Stuntman”, bei dem man zunächst das Salz schnupft, dann den Tequila stürzt und sich anschließend Zitronensaft ins Auge träufelt.
Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes sind seit Sonntag vorbei. Und während die Goldene Palme für den besten Film an “The Tree of Life” verliehen wurde, sind wir von BILDblog der Meinung, dass “Bild” und Bild.de mindestens einen Preis in der Sonderkategorie “Konsequentester Einsatz ein und desselben abgedroschenen Wortspiels” verdient hätten:
Sie ist “Deutschlands modernste Chefin”: Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung beim Maschinenbauer Trumpf, “revolutioniert die Arbeitswelt”. Grund genug für “Bild” und Bild.de, die “innovative Konzern-Lenkerin” umfassend vorzustellen.
Am Freitag beschrieb Bild.de ihren Führungsstil mit den Stichworten “Vertrauen und Stolz”, am Samstag erklärte “Bild” das “revolutionäre Trumpf-Modell” und Oliver Santen, der MannfürsZarte im “Bild”-Wirtschaftsressort, durfte “Deutschlands modernste Chefin” für Bild.de interviewen.
Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung bei Trumpf, Deutschlands modernste Chefin, Mitglied im Aufsichtsrat der Axel-Springer-AG. (Nicht jede dieser Informationen hat es in die “Bild”-Zeitung geschafft.)
Die meisten Menschen außerhalb Bremens (und womöglich gar viele Bremer selbst) haben es vielleicht nicht mitbekommen, aber heute wurde in Bremen eine neue Bürgerschaft gewählt.
Für die CDU kein schöner Tag, wie auch Bild.de zusammenfasst:
Bei allen Landtagswahlen in den vergangenen 60 Jahren kam die CDU immer auf den ersten oder zweiten Platz.
Jetzt sind die Christdemokraten erstmals nur noch dritte Kraft!
Nochmal zum Mitschreiben: Bei den Landtagswahlen in Brandenburg 2004 und 2009 ist die CDU jeweils nur drittstärkste Kraft (hinter SPD und Linke) geworden.
Nachdem BILDblog vor einem Jahr aufgezeigt hatte, wie man erfolgreich gegen ein Land aufhetzt, ist es nun Zeit für die Königsdisziplin: Der ultimative Leitfaden für das Herausdrängen eines Landes aus der Eurozone — veranschaulicht anhand einiger ausgesuchter Artikel von “Bild” und Bild.de aus den vergangenen vier Wochen:
1. Stellen Sie rhetorische Fragen, die entweder nicht zu beantworten sind oder deren Antworten eigentlich schon klar sind. Wichtig: Bereits die Fragestellung muss eine Provokation beinhalten.
Sorgen Sie außerdem mit Fragen wie “Was machen die anderen Euro-Versager?” dafür, dass klar ist, dass Sie Griechen für Versager halten, auch wenn Sie es nicht konkret ansprechen.
2. Damit sind wir auch schon beim zweiten Punkt: Verwenden Sie möglichst symbolische Bilder. Hier: Ein Foto der alten griechischen Währung neben einer griechischen Euromünze unterstreicht Ihre Forderung nach der Rückkehr der Griechen zur Drachme.
3. Heizen Sie Spekulationen, dass Griechenland aus dem Euro austreten wolle, fleißigselbst mit an:
Verschweigen Sie anschließend unbedingt, dass es sich bei den “Gerüchten” um eine unbestätigte Falschmeldung von “Spiegel Online” gehandelt hatte.
4. Natürlich gilt wieder: Lassen Sie fast ausschließlich “Top-Ökonomen” zu Wort kommen, die sich negativ über Griechenland äußern — oder in anderen Worten: Lassen Sie fast ausschließlich Hans-WernerSinn zu Wort kommen:
Ignorieren Sie dabei völlig, wenn Ihr Experte seine Position anderswo später relativiert:
Er fordere nicht den Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Gerade erst hat Sinn gegenüber der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” einen Austritt Griechenlands als “das kleinere Übel” bezeichnet. Dies sei aber keine Empfehlung gewesen, präzisiert er nun, er habe lediglich die Möglichkeiten aufgezählt; die Journalisten neigten dazu, Dinge zu überspitzen.
Sollte doch einmal ein Verteidiger zu Wort kommen, dann kompensieren Sie diesem Umstand am besten mit einer krawalligen Überschrift:
5. Als flankierende Maßnahme empfiehlt es sich, den Austritt Griechenlands aus der Eurozone auch ganz unverblümt und direkt in Kommentaren zu fordern. Etwa so:
6. Lassen Sie Ihre bereits aufgehetzten Leser zwischendurch auch gerne über eine Frage abstimmen, bei der das Ergebnis dank Ihrer einseitigen Berichterstattung ohnehin schon klar ist: “Soll Griechenland raus aus der Euro-Zone?”
Fühlen Sie sich in Ihrer Kampagne bestätigt, wenn 84 Prozent diese Frage mit “Ja” beantworten!
7. Geben Sie Aussagen von Experten wie dem Ökonom Thomas Straubhaar möglichst verzerrt wieder, sodass es aussieht, als müsste Griechenland austreten, um nicht so unterzugehen wie seinerzeit die DDR:
Man beachte das harmonische Zusammenspiel von rhetorischer Frage (siehe 1.) und Symbolbild (siehe 2.).
Ignorieren Sie, dass Straubhaar in Wahrheit das exakte Gegenteil dessen gesagt hatte — nämlich dass ein Austritt für Griechenland einen ähnlichen Niedergangseffekt haben könnte, wie er in der Endphase der hochverschuldeten DDR zu beobachten war.
8. Sie können den Niedergang der Wirtschaft des Landes, das Sie loswerden wollen, sogar selbst beschleunigen. Berichten Sie einfach darüber, dass Griechen ihr Geld auf deutschen Konten in Sicherheit bringen, damit noch mehr Griechen ihr Geld auf deutschen Konten in Sicherheit bringen:
9. Berichten Sie über die durch die Sparmaßnahmen hervorgerufenen Streiks stets so, als wären die Griechen zu faul zu arbeiten:
Europa stützt Griechenland mit Milliarden Euro, die nächste Hilfsaktion ist in Vorbereitung – doch die Griechen weigern sich weiter, den Gürtel richtig eng zu schnallen. Stattdessen gehen sie wieder auf die Straße.
10. Nutzen Sie überhaupt jede Gelegenheit, um Missstände unter Verwendung wenig repräsentativer Extrembeispiele anzuprangern. Wichtig: Ignorieren Sie dabei alle bisher gemachten Fortschritte und scheuen Sie sich nicht vor schalen Wortspielen!
11. Berichten Sie groß darüber, wenn sich ein Politiker dazu hinreißen lässt, etwas zu sagen, was auch von Ihnen stammen könnte:
Berichten Sie stattdessen über die Reaktion im betroffenen Land. Denken Sie dabei immer daran, dass alle Aussagen, die Ihnen nicht passen, als “Pöbelei” bezeichnet werden müssen:
Viel Erfolg! Ihre Leser werden die bemitleidenswerten Opfer Ihrer Kampagne so schnell wie möglich loswerden wollen, die Politik wird sich Ihnen womöglich anschließen.
Das war mal ein spannendes Relegationsspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfL Bochum: Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit gelang es Igor de Camargo, den Ball für die Borussia über die Linie zu hauen.
Zu spät für Bild.de:
Irgendwann muss den zuständigen Mitarbeitern dann aber doch noch aufgefallen sein, wie das Spiel tatsächlich ausgegangen ist:
Mit Dank an Kathrin G., Dominik B., Andre S. und Andre P.
Es läuft nicht gut für die Freie Demokratische Partei Deutschlands (FDP):
Die FDP hat trotz ihrer Personalveränderungen erneut an Wählergunst eingebüßt. Nach dem am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Wahltrend des Magazins “Stern” und des Fernsehsenders RTL gab die Partei im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt ab und fiel zum vierten Mal in diesem Jahr auf ein Rekordtief von drei Prozent.
So beschreibt die Nachrichtenagentur dapd den neuen “Tiefstwert”, den die Partei erreicht hat.
Und die Deutsche Preseagentur (dpa) erklärt:
Die FDP hat bislang von ihrem Personalaustausch in der Parteispitze und im Bundeskabinett stimmungsmäßig bei den Bürgern nicht profitiert. Im Gegenteil: Im wöchentlichen Wahltrend des Magazins “Stern” und des Senders RTL fielen die Freidemokraten zum vierten Mal in diesem Jahr auf ihr Rekordtief von 3 Prozent.
Der “Stern” selbst verkündet auf seiner Internetseite:
Trotz ihrer Personalveränderungen an Kabinettstisch, Partei- und Fraktionsspitze kommt die FDP nicht aus dem Umfragekeller. Im stern-RTL-Wahltrend gaben die Liberalen im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt ab und fallen zum vierten Mal in diesem Jahr auf ihr Rekordtief von 3 Prozent.
Die FDP hat ihr Personal an der Parteispitze und im Kabinett getauscht, aber die Stimmung für die Liberalen bleibt weiter schlecht: Trotz ihrer Personalveränderungen büßten die Liberalen erneut an Wählergunst ein.
Die FDP hat trotz ihrer Personalveränderungen erneut an Wählergunst eingebüßt.
Bevor sich die FDP jetzt spontan auflöst, weil nicht mal ein Bundesparteitag mit kämpferischen Reden der jungen Hoffnungsträger den Abwärtstrend stoppen kann, sollte sie allerdings noch einen kurzen Blick auf das Ende der Meldung bei “Spiegel Online” (und nur da) werfen:
Für den Wahltrend wurden 2501 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger vom 9. bis 13. Mai befragt. Der Parteitag der FDP fand vom 13. bis 15. Mai statt.
(Hervorhebung von uns.)
Und trotz des angekündigten schönen Wetters am Mittwoch haben sich die Menschen am Dienstag nicht in die Sonne gelegt!
Nun ist Bild.de weder dafür bekannt, sich einer besonders geschliffenen Sprache zu bedienen, noch dafür, Ruhe zu bewahren, wenn dem Deutschen jemand ans Auto will. Entsprechend wird eine Interview-Aussage des neuen Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, in der es um die Zukunft großer und teurer Autos geht, kurzerhand in die Sprache der eigenen Klientel übersetzt:
Im großen WELT-Interview stichelt er jetzt gegen Porsche-Fahrer, bekundet seine Vorliebe für’s Fahrrad und setzt der Industrie die Pistole auf die Brust.
“Manche Porsche-, BMW- oder Audi-Fahrer frönen einer libidinösen Form des Autofahrens. Aber das ist die Minderheit, darin liegt nicht zu Zukunft”, so Hermann in der WELT.
Frei übersetzt: Porsche-Fahrer sind Auto-geil. Und Dicke Karossen sind ein Auslaufmodell.
Die Übersetzung des aus dem Kontext gerissenen Zitats ist etwas arg frei und auf Porsche-Fahrer verengt, stellt aber durchaus eine mögliche Interpretation dessen dar, was Hermann meinte. Die Überschrift lässt allerdings keinen Interpretationsspielraum zu:
Auch wenn es ihm durch die Verwendung von Anführungszeichen unterstellt wird: Hermann hat den Begriff “Auto-geil!” nie in den Mund genommen. Und “gepöbelt” hat er auch nicht — diese Art der Kommunikation, die eher zum ruppigen Ton von Bild.de passt, schließt Worte wie “frönen” und “libidinös” eher aus.