Archiv für 6 vor 9

KW 31/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Medien und die AfD: Wie berichten über Rechts?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 33:20 Minuten)
Im Medienpodcast “quoted” sprechen die Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura und der “SZ”-Journalist Nils Minkmar mit der Rechtsextremismusexpertin Pia Lamberty über die aktuell hohen Zustimmungswerte der AfD und den medialen Umgang mit Rechts. Handelt es sich bei AfD-Wählern tatsächlich um Protestwähler, wie oft behauptet wird? Schenken manche Medien der AfD zu viel Aufmerksamkeit? Und welche Art der Berichterstattung wäre angemessen?

2. Tür an Tür mit dem Gangster:Leben in Rios größter Favela
(ardaudiothek.de, Weltspiegel Podcast, Philipp Abresch, Audio: 30:09 Minuten)
Für den “Weltspiegel” sind Matthias Ebert, ARD-Korrespondent in Rio de Janeiro, und die Filmemacherin Joana Jäschke in die größte Favela Rios gezogen und haben von dort eine packende Video-Reportage mitgebracht. Im “Weltspiegel”-Podcast berichten sie über das Making-of des Projekts, und das ist nicht minder spannend.

3. Ärger bei “Siegener Zeitung” und Kreml-Videos auf Tiktok
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 42:19 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” beschäftigt sich wie gewohnt mit einer Reihe von Themen: Zu Beginn steht die “Siegener Zeitung” im Fokus, die Druck durch die Industrie- und Handelskammer beklagt. Darüber hinaus geht die Sendung auf die Herausforderungen der Lokalzeitungen in Nordrhein-Westfalen ein. Ein weiteres Thema ist die Nutzung von TikTok als Plattform für Videos aus dem Kreml. Und es geht um die Pläne von Instagram, Abonnements für Zusatzinhalte einzuführen.

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4. Künstliche Intelligenz im Journalismus: Chance, Bedrohung, Perspektiven
(youtube.com, Frankfurter PresseClub, Kim Björn Becker, Video: 1:31:40 Stunden)
Wie wird sich Künstliche Intelligenz (KI) auf den Journalismus auswirken? Ist sie eher Chance oder eher Bedrohung? Welche Regeln braucht es für ihren Einsatz? Und wie schützen sich Redaktionen vor KI-generierten “Fake News” oder gar systematischer Einflussnahme? Unter anderem darüber diskutieren Alessandro Alviani (Lead Natural Language Processing Ippen Digital), Felix M. Simon (Journalist, Kommunikationsforscher und Doktorand am Oxford Internet Institute) und Sarah Stein (Head of Search Experience beim SWR).

5. Warum X keinen Spaß macht, eine Drohne aber schon
(br.de, Christian Sachsinger & Markus Schuler, Audio: 37:23 Minuten)
Im Tech-Podcast “Umbruch” ist Markus Schuler zu Gast, der für den Bayerischen Rundfunk aus Kalifornien berichtet. Im virtuellen Silicon-Valley-Streifzug geht es um die Umbrüche bei X (vormals Twitter), die Frage, warum die USA auf ein europäisches KI-Gesetz hoffen, und die Fähigkeiten der neuen Drohne des Markt-Primus DJI.

6. Grenzenloser Spaß: Darf Humor alles?
(youtube.com, unbubble, Jo Schück, Video: 41:42 Minuten)
Bei “13 Fragen” geht es um die Fragestellung, was Humor darf: Wo liegen die Grenzen? Und wer definiert sie? Hat sich der Umgang mit grenzwertigen Witzen verändert? Und haben Comedians eine moralische Verantwortung? Darüber diskutieren Philipp Leinenbach (Comedian), David Geßner (Medienanwalt), Minh Thu Tran (Journalistin), Oliver Pocher (Komiker), Kerstin Hensel (Schriftstellerin) und Hamza Raya (Comedian).

Anzeigenblätter, AFP verklagt ehemaliges Twitter, Radiopreis

1. Presserat kümmert sich nun auch um Gratiszeitungen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” berichtet, wird der Deutsche Presserat im Rahmen der freiwilligen Selbstregulierung künftig auch Gratiszeitungen berücksichtigen. Dies bedeute, dass Anzeigenblätter am Beschwerdeverfahren teilnehmen können, sofern die Verlage zuvor eine Selbstverpflichtungserklärung abgegeben haben. Der Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen unterstütze die Initiative und setze sich dafür ein, dass seine Mitgliedsverlage den Pressekodex befolgen.

2. Nachrichtenagentur AFP verklagt X
(spiegel.de)
Die Nachrichtenagentur AFP hat in Frankreich eine Urheberrechtsklage gegen den Online-Dienst Twitter, der inzwischen unter dem Namen X läuft, eingereicht. Sie wirft der Plattform vor, nicht für die Verbreitung journalistischer Inhalte zu zahlen, wie es das französische Leistungsschutzrecht für Presseverleger vorsehe. Elon Musk, der Twitter im vergangenen Jahr übernommen hat, bezeichnete den Rechtsstreit als als “bizarr” und äußerte Unverständnis für die Geldforderung.

3. Wir hätten es wissen können
(taz.de)
Die “taz” hatte fälschlicherweise berichtet, dass Pink-Floyd-Sänger Roger Waters Mitherausgeber der Zeitung “Demokratischer Widerstand” sei. Die Anwälte von Waters haben dies dementiert und klargestellt, dass ihr Mandant zu keinem Zeitpunkt für die Zeitung tätig war und auch keine Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der Zeitung bestehe. Die “taz”-Redaktion entschuldigt sich für die Fehlinformation, zumal auch andere Medien die falsche Meldung übernommen hätten.

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4. Wie verändert KI die Suchmaschinenoptimierung?
(fachjournalist.de, Dennis Fajt)
Beim “Fachjournalist” beschäftigt sich Dennis Fajt mit den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Er nennt drei Tipps für Journalistinnen und Journalisten, Bloggerinnen und Blogger in der KI-gesteuerten SEO-Landschaft: das Setzen auf “Qualitätsinhalte”, das “Verstehen der Nutzerintention” und die “Anpassung an Veränderungen”. Trotz des Einflusses von KI seien die menschlichen Qualitäten wichtig: “Journalisten und Blogger sollten ihre Expertise, Kreativität und Originalität einbringen, um ihren Lesern einen Mehrwert zu bieten. Die Fähigkeit, einzigartige Perspektiven, Meinungen und Geschichten zu präsentieren, macht den Unterschied und schafft eine engagierte Leserschaft.”

5. Die Nominierten für den Deutschen Radiopreis 2023 stehen fest
(radiowoche.de, Tom Sprenger)
Die Nominierungen für den Deutschen Radiopreis 2023 stehen fest. In diesem Jahr haben 150 Sender insgesamt 453 Beiträge eingereicht, aus denen die unabhängige Nominierungskommission des Grimme-Instituts für jede der zehn Preiskategorien drei Finalistinnen und Finalisten ausgewählt hat. Wer sich aus dieser kleinen, aber feinen Gruppe durchgesetzt hat, gibt die Grimme-Jury am 7. September bei der Preisverleihung bekannt.

6. Wie “Digital Streetwork” auf TikTok funktioniert
(belltower.news)
Die Plattform TikTok stellt für viele Jugendliche und junge Erwachsene eine wichtige Informationsquelle dar. Dabei stoßen sie häufig auf Inhalte unterschiedlicher Qualität, die von sachlicher Information bis zu Desinformation reichen. Das interdisziplinäre Team von “pre:bunk” habe es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Nutzerinnen und Nutzer von TikTok mit dem Ansatz des “Digital Streetwork” medienpädagogische Unterstützung anzubieten, um sie medienkompetent durch die Inhalte zu führen. Der TikTok-Kanal @prebunk biete Raum für Austausch, praktische Hilfestellungen und “engagierte medienpädagogische Gegenrede”.

“Linksunten”-Razzia, Journalismus fürs Gemeinwohl, UN-Radios

1. Razzia bei mutmaßlichen Betreibern von »Linksunten.indymedia«
(spiegel.de)
In Freiburg wurden die Wohnungen von fünf mutmaßlichen Betreiberinnen und Betreibern der längst verbotenen Internetplattform “Linksunten.indymedia” durchsucht. Sie stünden im Verdacht, die linksradikale Seite trotz Verbots weiter betrieben zu haben. Bei der Razzia wurden unter anderem Handys, Laptops und andere Speichermedien beschlagnahmt, die nun ausgewertet werden. “Linksunten.indymedia” war im August 2017 nach den Krawallen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg vom Bundesinnenministerium verboten worden. Für weitere Hintergrundinformationen siehe auch: Was ist eigentlich Linksunten.indymedia?

2. WDR-Frau als vermeintliche Penny-Kundin: Peinlicher als der Lapsus ist die fehlende kritische Distanz
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Dass in einem Nachrichtenbeitrag über eine Aktion des Discounters Penny, der vom WDR produziert wurde und unter anderem in der “Tagesschau” lief, eine WDR-Mitarbeiterin als Penny-Kundin präsentiert wurde (siehe die “6 vor 9” von gestern), sei “für die Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fake-News-Krakeeler” ein Fest gewesen, kommentiert Kurt Sagatz. Noch bedenklicher als “der peinliche Lapsus” sei “allerdings die insgesamt fehlende kritische Distanz des Penny-Beitrags.”

3. Journalismus für die Gesellschaft
(journalist.de, Alexander von Streit)
Alexander von Streit, Gründer und Herausgeber des unabhängigen Online-Magazins “Krautreporter” und einer der Köpfe von “Vocer”, dem “Institut für Digitale Resilienz”, setzt sich für einen am Gemeinwohl orientierten Journalismus ein. Von Streit ist der Meinung, dass Journalismus einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben sollte, und dass die Beziehung zwischen Medienkonsumenten und journalistischen Angeboten gestärkt werden müsse: “Wir benötigen ein neues Koordinatensystem, in dem sich Medien mit einer konsequenten gesellschaftlichen Verantwortung für das Gemeinwohl bewegen und daran ihre Arbeit ausrichten.”

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4. Hurra, die Welt geht unter
(taz.de, Arabella Wintermayr)
Arabella Wintermayr hat sich angeschaut, wie die Gaming- und Streaming-Industrie mit dem Thema Klimakrise umgeht. Ihr Fazit: Es werde in Serien und Spielen bislang überraschend selten aufgegriffen, obwohl dystopische Szenarien und Endzeitstimmung sonst beliebte Settings seien. Der vom UN-Umweltprogramm initiierten Allianz “Playing for the Planet” steht Wintermayr abwartend bis skeptisch gegenüber: “Inwiefern sich hinter der Initiative mehr als bloßes ‘Greenwashing’ verbirgt, wird die Zeit zeigen. Ebenso, ob es Serien und Spielen gelingen wird, eine erzählerische Herangehensweise an den Klimawandel zu entwickeln, die mehr ist als ästhetische Weltuntergangskulisse für schaurig-schönen Grusel.”

5. UN-Radios in Friedenseinsätzen: Öffentlicher Rundfunk oder PR?
(de.ejo-online.eu, Roja Zaitoonie)
Roja Zaitoonie berichtet über die Rolle von UN-Radios in Friedensmissionen. Seit dem ersten Einsatz von Radio UNTAC in Kambodscha 1992 hätten sich einige UN-Sender zu den beliebtesten Radiostationen in ihren Ländern entwickelt. Dennoch seien die UN-Radios nicht unumstritten, insbesondere im Hinblick auf ihren Einfluss auf die lokale Medienlandschaft und die Frage, was mit ihnen geschieht, wenn ein Friedenseinsatz beendet ist.

6. Autorenstreik in Hollywood: Kommt nun Bewegung rein?
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Seit drei Monaten streiken die TV- und Film-Autorinnen und -Autoren in den USA. Nun scheint Bewegung in die festgefahrene Situation zu kommen: Die Writers Guild of America habe bestätigt, dass der Verband der Produzenten und Produzentinnen AMPTP ein persönliches Treffen vorgeschlagen habe, um die Möglichkeit offizieller Verhandlungen zu erörtern. Laut Uwe Mantel halten Beobachter eine schnelle Einigung jedoch für unwahrscheinlich, da die Positionen zu weit auseinander lägen.

Die Causa Wolff, “Saublöder Fehler” oder “Skandal”?, X gegen Forschung

1. Faktencheck: Beitrag des freien Autors Fabian Wolff
(blog.zeit.de)
Der freie Journalist und Autor Fabian Wolff hatte in einem “Zeit-Online”-Artikel mit dem Titel “Mein Leben als Sohn” erklärt, dass er, obwohl er sich selbst als “Jude in Deutschland” bezeichnet, in Wirklichkeit kein Jude sei. Dieses Gerücht hatte offenbar bereits in der Medienszene kursiert, war aber erst durch Wolffs Artikel öffentlich geworden. Der Text löste eine breite Debatte aus, in der die eine Seite Wolffs Darstellung infrage stellte und die andere über die Gründe und Implikationen einer falschen jüdischen Identität diskutierte. Philipp Peyman Engel zeigte sich in der “Jüdischen Allgemeinen” nicht überzeugt von Wolffs Aussagen: “Selbst in einem Text, der eigentlich maximale Transparenz und Ehrlichkeit bieten sollte, verheddert Wolff sich weiter in Lügen.” Nun versucht “Zeit Online” in einem selbstkritischen Faktencheck, den Vorgang aufzuarbeiten.
Wer einen anderen Blick auf den Vorgang haben möchte, sollte sich auch Mirna Funks Gastbeitrag in der “FAZ” durchlesen (nur mit Abo lesbar).

2. “Ein Skandal”: Heftige Kritik an ARD-Interview
(t-online.de)
In einem Nachrichtenbeitrag der ARD wurde eine Mitarbeiterin des Senders als zufällig interviewte Supermarktkundin präsentiert, was zu Kritik führte. Die ARD hat daraufhin den Beitrag, der in “Tagesschau” und “Tagesthemen” lief, bearbeitet und einen Hinweis in der Mediathek hinzugefügt, dass das Interview nicht den journalistischen Standards entspreche. Stefan Brandenburg, Chefredakteur Aktuelles beim WDR, habe den Vorfall als “saublöden Fehler” bezeichnet und erklärt, dass die Mitarbeiterin zufällig nach ihrer Schicht interviewt worden und es dabei zu einem Missverständnis gekommen sei.

3. Nicht jeder Blog ist Presse
(lto.de)
Nach Informationen von “Legal Tribune Online” hat das Landgericht Schweinfurt entschieden, dass politische Aktivisten und Whistleblowerinnen bei Verdachtsberichterstattung keine Stellungnahmen einholen müssen, sofern sie kein journalistisch-redaktionelles Angebot betreiben. Hintergrund der Entscheidung sei eine Klage der ehemaligen Compliance-Beauftragten einer Stadt gegen einen Eintrag auf der Website buergerplattform-schweinfurt.de, in dem über Ermittlungen gegen sie berichtet wurde. Das Gericht habe betont, dass nicht jedes Blog automatisch als Presse anzusehen sei. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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4. ZDF betreibt auf sieben Plattformen 101 Social-Media-Kanäle
(epd.de)
Wie epd Medien berichtet, betreibe das ZDF derzeit 101 Social-Media-Kanäle auf sieben verschiedenen Plattformen, wobei Youtube und Instagram dominierend seien. Im Jahr 2023 seien bisher acht Kanäle eingestellt worden, darunter der Facebook-Auftritt von “Aktenzeichen XY… Ungelöst”. Die Entscheidung, bestimmte Kanäle zu schließen, sei oft aufgrund nicht erreichter quantitativer Ziele getroffen worden, wie im Fall des Youtube-Kanals des Wissensformats “Heureka”, der statt der angestrebten 300.000 nur 100.000 Views erzielt habe.

5. Podcasts pendeln sich auf hohem Fan-Niveau ein
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Wie das Blog der Medientage München schreibt, bestätigen erhobene Daten den gefühlten Podcast-Trend in Deutschland: Laut einer Bitkom-Umfrage würden 43 Prozent der über 16-Jährigen zumindest gelegentlich Podcasts hören, was rund 29,7 Millionen Menschen entspreche. Die noch junge Reichweitenanalyse “ma Podcast” liefere nun detailliertere Zielgruppeninformationen, um das Medium besser planbar zu machen, und zeige, dass 40,6 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung schon einmal Podcasts genutzt hätten.

6. X gegen Forschung
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Erst hieß es noch, Elon Musk drohe kritischen Forscherinnen und Forschern mit Konsequenzen. Nun wird bekannt, dass sein Unternehmen X, das einst Twitter hieß, das Center for Countering Digital Hate (CCDH), das sich gegen Hatespeech einsetzt, tatsächlich verklagt. Grund sei ein im Juni veröffentlichter Forschungsbeitrag des CCDH. Dafür hatte die Organisation nach eigenen Angaben 100 kostenpflichtige Accounts bei Twitter wegen der Verbreitung von Hass gemeldet. Twitter habe die Beiträge in 99 Prozent der Fälle nicht gelöscht.

Staatstrojaner, Elon Musk droht, Gesellschaftliche Transformation

1. Staatstrojaner ist verfassungswidrig
(djv.de, Hendrik Zörner)
In einer Stellungnahme gegenüber dem Bundesverfassungsgericht (PDF) hat der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) seine Haltung zur Überwachung der digitalen Kommunikation von Journalistinnen und Journalisten deutlich gemacht. “Der Staatstrojaner ist die für uns Journalisten heimtückischste Waffe im Arsenal der Überwacher”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in der dazugehörigen Pressemitteilung: “Es wäre wünschenswert, wenn das Bundesverfassungsgericht die angegriffenen Regelungen für verfassungswidrig erklärt.”

2. Algorithmen rütteln kaum an politischen Einstellungen
(netzpolitik.org, Daniel Leisegang)
Sind die Algorithmen Sozialer Medien mitverantwortlich für die Verbreitung von Falschinformationen und für die Polarisierung der Gesellschaft, wie oft angenommen wird? Verschiedene Untersuchungen haben sich dieser Frage gewidmet, doch ihre Ergebnisse sind nicht so klar, wie man erwarten könnte. Daniel Leisegang hat die Studien mitsamt ihrer wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

3. Elon Musk droht kritischen Forschern mit Konsequenzen
(spiegel.de)
Das Zentrum zur Bekämpfung von digitalem Hass (CCDH) habe eine Zunahme von Hass und Hetze auf dem einst als Twitter bekannten Netzwerk X festgestellt, seit der Tech-Milliardär Elon Musk dort das Ruder übernommen hat. Nun drohen Musk und dessen Team den Forscherinnen und Forschern mit rechtlichen Konsequenzen. Die Publikationen des CCDH würden darauf abzielen, “dem Geschäft von Twitter zu schaden, indem Werbekunden mit aufrührerischen Behauptungen von der Plattform vertrieben werden”, so ein Anwalt, der die Plattform X vertritt, in einem Schreiben an das CCDH.
Unbedingte Hörempfehlung in diesem Zusammenhang: Der Podcast “Haken dran” von Gavin Karlmeier und Dennis Horn, die gerade gestern wieder das tägliche Twitter- beziehungsweise X-Chaos fachkundig diskutiert haben und heute daran anknüpfen.

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4. Gesellschaftliche Transformation – kostenloser Download
(netzwerk-weitblick.org)
Der von Journalistinnen und Journalisten gegründete Verein Netzwerk Weitblick hat sich zum Ziel gesetzt, Medienschaffende über das Thema Nachhaltigkeit zu informieren. Nun stellt der Verein ein einführendes Handbuch “für Journalist*innen und alle, die es wissen wollen” zum kostenlosen Download zur Verfügung: “Die Weltgemeinschaft steht vor großen Herausforderungen. Eine gesamtgesellschaftliche Transformation scheint angesichts von Klimakrise, Ressourcenknappheit und Artensterben unabdingbar zu sein. Unser Handbuch thematisiert diese Transformation. Es beschreibt, was eine Überschreitung der planetaren Grenzen bedeutet, stellt die Frage, ob es noch genügend Zeit für eine evolutive Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft gibt und skizziert Lösungswege.”

5. Bund fördert Qualitätsjournalismus
(mmm.verdi.de)
Wie auf den Seiten der Gewerkschaft Verdi zu lesen ist, fördert die Bundesregierung mit etwa einer Million Euro Projekte, die den Qualitätsjournalismus stärken. Kulturstaatsministerin Claudia Roth habe betont, dass ein selbstbewusster Journalismus für ein freiheitlich-demokratisches Zusammenleben unverzichtbar sei. Seit 2021 unterstütze der Bund Modellprojekte, die die strukturellen Rahmenbedingungen journalistischer Arbeit verbessern und den unabhängigen Journalismus schützen. Anträge können bis zum 30. September eingereicht werden.

6. 20 Jahre Podcasting, jetzt auch auf Uhren!
(podjournal.de, Jörg Schaar, Audio: 5:31 Minuten)
Jörg Schaar fasst einmal im Monat die Neuigkeiten aus der unabhängigen deutschen Podcastszene zusammen. In der aktuellen Folge geht es um den 20. Geburtstag des Mediums Podcast, Podcasts für Uhren, die nächste Version der Publishing-Lösung Podlove und die aktuellen Neuerungen der Komplettsoftware Riverside. Interessant für alle Podcasterinnen und Podcaster und alle, die mit dem Gedanken spielen, selbst einmal einen Podcast zu starten.

Die Zerschlagung von G+J, Auf Recherche, Kanye West auf X

1. Jeden Tropfen ausgewrungen
(taz.de, Thomas Schuler)
Die Sendergruppe RTL und deren Mutterkonzern Bertelsmann planen, zahlreiche Magazine des Verlags Gruner + Jahr (G+J), der 2021 von RTL übernommen wurde, einzustellen oder zu verkaufen. Das Vorhaben läuft zum Teil schon. Die Zerschlagung von G+J durch RTL habe insbesondere die freien Journalistinnen und Journalisten hart getroffen, da sie keine Abfindungen erhalten sollen. Thomas Schuler fragt, wie es zum Auseinandernehmen des einst führenden Verlagshauses in Deutschlands und Europa kommen konnte und ob dies wirklich wirtschaftlich notwendig war, wie es Bertelsmann-Chef Thomas Rabe darstelle.

2. Newsletter Netzwerk Recherche 223
(netzwerkrecherche.org, Hakan Tanriverdi)
Im aktuellen Newsletter des Netzwerk Recherche hat Hakan Tanriverdi eine Idee für den medialen Umgang mit Anwaltsschreiben, in denen einseitig ein Zitierverbot ausgesprochen wird. Er schlägt folgende Formulierung vor: “Auf Anfrage schickte der Anwalt von XY ein fünfseitiges Schreiben, aus dem wir angeblich nicht zitieren dürfen. So einem Deal haben wir nicht zugestimmt, also sehen wir uns nicht an die Auflagen gebunden. Hier also die Antworten.” Wie immer bietet der Newsletter außerdem einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

3. Fußmärsche ins Dickicht – und plötzlich Drohnenalarm
(spiegel.de, Janita Hämäläinen & Thore Schröder, Video: 13:31 Minuten)
Der “Spiegel” bietet einen interessanten Blick hinter die Kulissen einer Recherche in der Ukraine. Dabei geht es um ganz praktische Überlegungen, die immer wieder angestellt werden müssen: Welche Routen können genutzt werden? Und welche nicht? Wie läuft der Kontakt zum Militär? Wo ist die nächste Deckung?

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4. Wenn Medien zu wenig über Inhalte berichten
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 38:05 Minuten)
Der Deutschlandfunk (Dlf) stellt sich regelmäßig der Kritik seiner Hörerinnen und Hörer und hat dafür sogar ein eigenes Sendeformat geschaffen: “Nach Redaktionsschluss”. In der aktuellen Folge geht es um die Frage, ob Medien bei der politischen Berichterstattung zu wenig auf die Inhalte und zu viel auf die Performance der Protagonistinnen und Protagonisten achten. Darüber diskutieren ein Dlf-Hörer, Martin Ganslmeier aus dem ARD-Hauptstadtstudio und der Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer.

5. Sommerinterviews: Ist das Journalismus oder kann das weg?
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 29:21 Minuten)
Das jüngste ZDF-Sommerinterview mit Friedrich Merz wurde in vielen Medien intensiv diskutiert. Auch die ARD führt in der parlamentarischen Sommerpause ausführliche Interviews mit Politikern und Politikerinnen wie Olaf Scholz, Janine Wissler und Ricarda Lang. Nina Landhofer beleuchtet die Möglichkeiten solcher Interviewformate und geht der Frage nach, ob Journalistinnen und Journalisten dabei nur als Stichwortgeber fungieren oder die Chance haben, Themen und Personen kritischer zu hinterfragen.

6. Kanye West darf wieder “x-en”
(tagesschau.de)
Der Künstler Kanye West, der sich inzwischen Ye nennt, wurde aufgrund antisemitischer Äußerungen im Dezember 2022 auf Twitter gesperrt. Er hatte unter anderem ein Bild eines Davidsterns mit einem eingearbeiteten Hakenkreuz geteilt. Nun darf West auf der Plattform, die sich inzwischen X nennt, wieder posten. Trotz der Aufhebung der Sperre werde er sein Konto jedoch nicht monetarisieren können.

KW 30/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Pferdefotos und ein Mord
(geschichte.fm, Daniel Meßner & Richard Hemmer, Audio: 52:05 Minuten)
Seit mehr als sieben Jahren tauschen die Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer wöchentlich Geschichten aus der Vergangenheit aus. “Das Besondere daran: der eine weiß nie, was der andere ihm erzählen wird.” In der aktuellen Folge geht es um einen historischen Medienmacher, den Fotopionier Eadweard Muybridge.

2. Klimawandel: Berichterstattung zwischen Alarm und Aufklärung
(sr.de, Florian Mayer & Kai Schmieding, Audio: 16:06 Minuten)
Florian Mayer und Kai Schmieding sprechen mit dem “FAZ”-Wissenschaftsredakteur Joachim Müller-Jung über Probleme und Chancen einer objektiven Klimaberichterstattung: Was kann Journalismus zu diesem komplexen Thema beitragen? Und wie kann man der von Müller-Jung beobachteten zunehmenden “Klimamüdigkeit” begegnen?

3. Dagmar Berghoff, schauen Sie noch die Tagesschau?
(zeit.de, Jochen Wegner & Christoph Amend, Audio: 4:33:54 Stunden)
Dagmar Berghoff, eine Ikone des deutschen Fernsehens und erste Sprecherin der “Tagesschau”, ist zu Gast im “Zeit”-Podcast “Alles gesagt?”. In dem Gespräch blickt Berghoff auf ihre Karriere zurück, spricht über ihre Zeit bei der “Tagesschau” und persönliche Erlebnisse wie Begegnungen mit Prominenten sowie über ihre eigene Nachrichtenmüdigkeit. Außerdem erzählt Berghoff persönliche Anekdoten, etwa wie sie mal ein Angebot von RTL bekommen hat und wie sie über den Hockenheimring gerast ist.

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4. Persönlichkeitsrechte von Personen der Öffentlichkeit
(podcast04b645.podigee.io, Nadine Mannshardt & David Geßner, Audio: 46:42 Minuten)
Medienanwalt David Geßner und seine Kanzleikollegin Nadine Mannshardt unterhalten sich mit ihrer Mandantin Chethrin Schulze, die an zahlreichen Trash-TV-Formaten und Reality-Shows (“Love Island”, “Promi Big Brother”, “Kampf der Reality Stars”) teilgenommen hat: Wie viel persönliche Intimität muss geopfert werden, um das Publikum zu unterhalten oder zu informieren? Wie wirkt es sich auf die Beziehungen zu Partnern und Kindern aus, wenn diese ungewollt in die Öffentlichkeit gezerrt werden?

5. “Guter Journalismus ist vielfältig”
(fachjournalist.de, Aileen Gharaei, Audio: 12:04 Minuten)
Aileen Gharaei hat sich mit der Vorsitzenden der Neuen Deutschen Medienmacher*innen Ella Schindler unterhalten: “Warum ist Diversität in den Medienhäusern notwendig und sollte Voraussetzung sein? Und wie können Medienschaffende ohne internationale Biografie selbst eine diverse Berichterstattung mit ermöglichen bzw. diese unterstützen?”

6. Journalisten als Botschafter für ihre Medienhäuser
(youtube.com, Nina Mülhens, Video: 1:07:38 Stunden)
Moderatorin Nina Mülhens begrüßt im Frankfurter Presseclub Stefanie Michels, Leiterin des Social-Media-Ressorts der “FAZ”, und Vanessa Zaher, Pressesprecherin des Hessischen Rundfunks. Es geht dabei um die Frage, inwieweit Journalistinnen und Journalisten auch die Kommunikation mit ihrem Publikum übernehmen und als Botschafter der jeweiligen Medienmarke auftreten sollten.

Aus für Blendle, Netflix und der KI-Experte, Kommentarkapitulation

1. Du wolltest schon immer Zeitungsartikel einzeln kaufen? Mit Blendle stirbt diese Möglichkeit gerade.
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Online-Kiosk Blendle, über den Nutzerinnen und Nutzer einzelne Zeitungs- und Zeitschriftenartikel ohne Abonnement kaufen konnten, wird in Deutschland nach fast acht Jahren geschlossen. Mehrere Verlage hatten bereits ihre Inhalte von der Plattform genommen; der Einzelverkauf von Artikeln passte nicht mehr zum Geschäftsmodell der meisten Verlagshäuser, die sich auf den Verkauf von Abonnements konzentrieren. Stefan Niggemeier fasst die Entwicklung Blendles zusammen, das anfangs als innovativer und hoffnungsvoller Weg zur Finanzierung von Journalismus gefeiert wurde.

2. Warum wir die Kommentarfunktion abschaffen
(queer.de, Micha Schulze)
Bei queer.de meldet sich Micha Schulze in eigener Sache mit einer Art Kapitulationserklärung zu Wort. Nach langen Diskussionen habe man sich zähneknirschend dazu entschlossen, die Kommentarfunktion auf der Seite abzuschalten: “Nicht nur auf queer.de besteht heute ein Großteil der Kommentare aus einem sich wiederholenden Zank zwischen wenigen Personen, der oft kaum etwas mit dem eigentlichen Artikelthema zu tun hat. Neue Argumente oder einen Erkenntnisgewinn gibt es selten. In unserem kleinen Team bindet das Freischalten der Beiträge enorme Ressourcen, wobei uns gleichzeitig von der einen Seite Zensur und von der anderen ein Dulden von Hass vorgeworfen wird.” In seinem Text führt Schulze die Gründe näher aus und spricht Probleme an, die vermutlich auch andernorts bestehen.

3. Das langsame Sterben der alten Medien
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz nimmt die aktuellen Entwicklungen in der Medienbranche zum Anlass, um über das schwindende Interesse an traditionellen Medien wie Printpublikationen und dem linearen Fernsehen nachzudenken. Viele dieser Medienangebote würden mittlerweile als veraltet und für jüngere Generationen nicht mehr relevant angesehen, was sich in sinkenden Auflagen und Zuschauerzahlen widerspiegele. Jakubetz argumentiert, dass Medienunternehmen sich spezialisieren, ihre Angebote personalisieren und auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen eingehen müssten, um in der heutigen digitalen Medienlandschaft erfolgreich sein zu können.

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4. Abschied von gedruckten Ausgaben
(verdi.de, Gerd Hautsch)
Wer sich für die wirtschaftliche Entwicklung in der Medienbranche interessiert und nach ausführlichen Informationen dazu sucht, wird auf den Seiten der Gewerkschaft Verdi fündig. Dort hat Gerd Hautsch das zwei Quartal 2023 unter die Lupe genommen. Sein Bericht gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil findet sich ein umfassender Branchenüberblick (PDF), im zweiten geht es um die Entwicklung der großen Medienkonzerne (PDF) und im dritten um Übernahmen, Beteiligungen und Joint Ventures (PDF).

5. KIM-Studie: Wie Kinder 2022 Medien nutzten
(de.ejo-online.eu, Pauline Wörsdörfer)
Pauline Wörsdörfer wirft einen Blick auf die Ergebnisse der aktuellen KIM-Studie, die sich mit der Mediennutzung von 6- bis 13-Jährigen in Deutschland beschäftigt. Die Ergebnisse würden zeigen, dass digitale Medien fest im Alltag der Kinder verankert seien, wobei insbesondere Streamingdienste im Vergleich zu 2020 an Beliebtheit gewonnen hätten. Während Kinder digitale Medien immer selbstbestimmter nutzen würden, kämen nur selten technische Hilfsmittel zum Einsatz, mit denen Eltern ihre Kinder vor ungeeigneten Inhalten schützen können. Eine frühzeitige Förderung eines kompetenten Umgangs mit diesen Medien und die Unterstützung der Eltern seien daher von größerer Bedeutung.

6. Netflix bietet KI-Experten 900.000 Dollar – streikende Schauspieler empört
(spiegel.de, Patrick Beuth)
In Hollywood streiken seit einiger Zeit Drehbuchautorinnen und -autoren sowie Schauspielerinnen und Schauspieler, unter anderem aus Angst, ihre Jobs könnten künftig von Künstlicher Intelligenz erledigt werden. Eine (inzwischen geänderte) Stellenanzeige von Netflix scheint ihre Befürchtungen zu bestätigen. Darin suchte der Streaminganbieter eine Person mit Kenntnissen im Bereich des maschinellen Lernens, um “großartigen Content zu kreieren”, und bot für den Posten ein Jahresgehalt von 300.000 bis 900.000 US-Dollar.

TV-Umbau, Micropayment am Ende, Burdas dubioses Rentenschreiben

1. Erst Werbung weg, dann Jobs weg
(taz.de, Wilfried Urbe)
Wilfried Urbe ordnet in der “taz” die Umstrukturierungen beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ein, die mit dem Abbau von 400 Stellen einhergehen. Die Probleme des Medienkonzerns seien symptomatisch für die gesamte private TV-Branche in Deutschland: “Die Werbeeinnahmen im linearen Angebot gehen zurück, mit den Streamingangeboten wird aber noch lange nicht genügend Geld verdient, um das aus­zu­gleichen.”

2. Zusatzrente zu gewinnen? – Diese Masche steckt dahinter
(swr.de)
Laut SWR verspricht ein Werbeschreiben von Burda Direct, ein Tochterunternehmen des Medienriesen Hubert Burda Media, den möglichen Gewinn einer Zusatzrente durch das Freirubbeln eines Codes. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warne, dass es bei solchen Gewinnspielen hauptsächlich um das Sammeln persönlicher Daten gehe, die dann für weitere Werbezwecke genutzt würden. Das Schreiben sei besonders irreführend gestaltet, da es stark an einen Rentenbescheid erinnere und somit den Eindruck erwecken könnte, von einer staatlichen Institution zu stammen.

3. Blendle stoppt Micropayment-Dienst für Journalismus in Deutschland
(heise.de, Nico Ernst)
Wenn es um Bezahlmöglichkeiten für Medieninhalte im Internet geht, lehnen viele Menschen herkömmliche Abomodelle ab und wünschen sich einen Abruf von einzelnen kostenpflichtigen Artikeln: “Ich möchte nur diesen einen Artikel kaufen, und das wäre mir XY Cent/Euro wert”. Mit Blendle gab es einen entsprechenden Dienst, der aber offenbar nur wenig genutzt wurde und mangels Interesse nun wieder eingestellt wird. Bei “Heise” erklärt Nico Ernst unter anderem, was mit eventuell noch vorhandenen Blendle-Guthaben passiert.

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4. Die große Wahl-Überraschung
(deutschlandfunk.de, Anh Tran)
Bei der jüngsten Parlamentswahl in Spanien gab es eine Überraschung: Obwohl viele Meinungsforscher und Medien einen Sieg des rechtskonservativen Lagers vorhergesagt hatten, schnitt vor allem die rechtspopulistische Partei Vox schlechter ab als erwartet. Kritiker bemängeln die Ungenauigkeit der Prognosen und die Berichterstattung, die sich zu sehr auf diese Umfragen stützte (siehe dazu auch den vor zwei Tagen in den “6 vor 9” empfohlenen Beitrag von Stefan Niggemeier). Im Deutschlandfunk erklärt Spanien-Korrespondent Marc Hoffmann, warum so viele Meinungsforscher vor der Wahl danebenlagen.

5. Ein Jahr Stories-Leiste auf SPIEGEL.de: Wo wir stehen und wie wir weitermachen
(devspiegel.medium.com)
Vor einem Jahr hat der “Spiegel” auf seiner Website eine Leiste mit “Stories” im Hochformat eingeführt. Im hauseigenen Entwicklerblog kann man nachlesen, ob sich das Angebot bewährt hat, wie die Zugriffszahlen sind, wie sich die Leiste auf den Abschluss neuer Abonnements ausgewirkt hat und wie es mit der ganzen Sache weitergehen soll.

6. “Der Vogel erinnert uns an eine großartige Version des Internets”
(zeit.de, Jonas Schulze Pals & Jonas Wagner)
Wie vorgestern in den “6 vor 9” zu lesen war, hat Elon Musk Twitter in X umbenannt, was nicht wenige als weiteren Schritt zur Zerstörung der Plattform sehen. Im Interview mit “Zeit Online” erzählt der Designer Martin Grasser, wie er vor elf Jahren das Twitter-Logo entwarf, wie er von der Änderung erfuhr und was er tun würde, wenn er das alte Logo zurückbekommen könnte.

Parteisender gesetzeswidrig?, Causa Lindemann, Mastodon preiswürdig?

1. Parteisender gesetzeswidrig
(djv.de, Hendrik Zörner)
Ein Kreisverband der AfD werde auf dem am Freitag stattfindenden Bundesparteitag womöglich den “Aufbau eines AfD-freundlichen TV-Senders” beantragen. Vorsorglich weist der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) schon einmal darauf hin, dass ein solcher Fernsehsender nach dem geltenden Medienstaatsvertrag gesetzeswidrig wäre: “Dafür ist eine Rundfunklizenz erforderlich, die bei den Medienanstalten beantragt werden muss”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Dass die AfD eine derartige Lizenz bekommt, sei unwahrscheinlich.

2. Lin­de­mann erfolg­reich gegen YouTu­berin Kayla Shyx
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Rammstein-Sänger Till Lindemann ist vor dem Landgericht Hamburg erfolgreich gegen die Youtuberin Kayla Shyx vorgegangen, die schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben hatte. Das Gericht untersagte Shyx mehrere Passagen aus einem Video, in denen sie unter anderem sagte, Frauen seien auf Rammstein-Partys mit K.-o.-Tropfen betäubt worden. Parallel dazu kam es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Lindemanns Anwälten und dem “Spiegel” um die Berichterstattung zu den Vorwürfen gegen Lindemann. Felix W. Zimmermann ordnet den Fall juristisch ein, der in Österreich eine Fortsetzung finden könnte.

3. Hätte Mastodon einen Grimme Online Award bekommen sollen?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 26:31 Minuten)
Bei den Grimme Online Awards im Juni wurde ein Projekt nicht ausgezeichnet, das sich einige Jurymitglieder dringend als Preisträger gewünscht hätten: der nichtkommerzielle Mikroblogging-Dienst Mastodon. Alexander Matzkeit spricht mit dem Jury-Vorsitzenden Stephan Anpalagan über die Gründe der Entscheidung und die Rolle von Mastodon im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zu Wort kommt auch der Journalist Christian Bartels, der die Bedeutung von Mastodon hervorhebt.

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4. Jan Stremmel – Galileo Reporter, SZ Journalist, “Y-Kollektiv” Filmemacher
(podcasters.spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 37:21 Minuten)
Im Podcast “Inside Medien” begrüßt Gastgeberin Lisabell Shewafera den weitgereisten Journalisten Jan Stremmel, der als “Galileo”-Reporter bereits in mehr als 45 Ländern unterwegs war. Stremmel ist aber auch als Journalist für das Gesellschaftsressort der “Süddeutschen Zeitung”, als Filmemacher für das “Y-Kollektiv” und als Buchautor tätig.

5. Westfalen-Blatt schließt Druckzentrum
(verdi.de, Nicole Tomasek)
Wie die Gewerkschaft Verdi berichtet, soll das Druckzentrum des “Westfalen-Blatts” in Bielefeld zum 31. Juli schließen, wobei die Geschäftsleitung diese Entscheidung der Belegschaft erst am 4. Juli mitgeteilt habe. Die Schließung sei mit gescheiterten Verhandlungen über einen neuen Druckauftrag und mangelnder Auslastung des Druckzentrums begründet worden und betreffe 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

6. Mehr als Spielergebnisse
(taz.de, Sebastian Moll)
Sebastian Moll, USA-Korrespondent der “taz”, berichtet über eine überraschende Entscheidung der “New York Times”(“NYT”), die nach über 100 Jahren ihre Sportredaktion auflöst. Statt einer eigenen Sportberichterstattung setze die “NYT” künftig auf das Sportportal “The Athletic”, das sie zuvor für 550 Millionen US-Dollar erworben hatte. Dieser Schritt zeige einen Trend zum Outsourcing klassischer Zeitungsressorts und könne darauf hindeuten, “dass sich das Geschäftsmodell der Marke immer weiter vom klassischen journalistischen Angebot entfernt.”

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