Archiv für 6 vor 9

Promis, Zwangsfernsehen, Printfeudalismus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Das Geschäft mit falschen Promi-Nachrichten”
(ndr.de, Video, 5:22 Minuten)
Ein Blick auf die englische Boulevard-Presse, die ungeprüft von Lesern telefonisch mitgeteilte Stories über Prominente druckt, wenn sie denn keine rechtliche Bedrohung darstellen. Einmal niedergeschrieben, werden die Unwahrheiten, zum Beispiel die Geschichte über die in Brand geratenen Haare von Amy Winehouse, hundertfach von anderen Medien verbreitet, immer mit Bezug auf das Ursprungsblatt.

2. “Axel Springer und die Stasi”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld über den Film “Bespitzelt Springer!” von Tilman Jens, der die Überwachung des Axel Springer Verlags durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zum Thema hat. Sein Fazit: “Vor der Stasi war Springer nackt.”

3. “Kein politisches Zwangsfernsehen”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Für Michael Spreng gehen die Vorwürfe von Bundestagspräsident Norbert Lammert an ARD und ZDF ins Leere. Die Übertragung sei auf “Phoenix” zu sehen gewesen, ausserdem unterliege auch der Bundestag “den Gesetzen der Mediengesellschaft”: “Veranstaltungen müssen spannend und kontrovers, zumindest aber interessant sein und einen Erkenntnisgewinn vermitteln”.

4. “Abt. Das Ende des Journalismus”
(infam.antville.org, vanpipe)
Bild.de liefert ein Beispiel, wie eine Geschichte auch ganz ohne Empörung inszeniert werden kann – und Schweizer Online-Portale steigen dankbar darauf ein: “Weder in der Schweizerischen Mediendatenbank noch in Blogs noch auf Google News finden sich Hinweise darauf, dass irgendjemand sich darüber geärgert haben könnte, dass ein deutsches Wiesn-Playmate namens Alena Gerber die obskure Web-Sendung usgang.tv präsentiert.”

5. “Qualitätsmedien und Analysen”
(ballverliebt.eu, Philipp Eitzinger)
Fußball: Philipp Eitzinger war in London und freute sich über detailierte Pass-Analysen im “Guardian”. “Solche Grafiken und Artikel” könne man “in den heimischen Medien lange suchen”.

6. “Nicht mein Beruf”
(rebellmarkt.blogger.de, donalphons)
Donalphons über den Niedergang der Printbranche: “Es wird dem Printfeudalismus ergehen wie dem echten Feudalismus, ein paar Paläste werden stehen bleiben und gegen Geld zu besichtigen sein, aber die Kaschemmen wird man wegreissen, weil es weder finanzierbar sein wird, noch gefragt. Irgendwann wird auch der Trick einer Berliner Tageszeitung nicht mehr laufen, Leute umsonst arbeiten zu lassen – weil die Leute irgendwann verstehen, dass in dem Beruf nur für wenige etwas zu holen ist.”

Lammert, GEZ, Auflagen

6 vor 9

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1. “Return to Sender”
(kaidiekmann.de)
“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann dementiert die Vorwürfe, “Bild” habe ohne Erlaubnis Inhalte des Magazins “Lettre International” online gestellt: “Lieber Herr Berberich: Da müssen Sie etwas übersehen haben. Denn natürlich haben wir das Interview nicht geklaut, sondern uns vorher die Erlaubnis zur Veröffentlichung geholt.” Als “Beweis” für eine Erlaubnis stellt Diekmann ein von der Zeitschrift verschicktes Fax online.

2. “Es geht auch ohne Leistungsschutzrechte”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
“Lettre International” ist allerdings gar nicht der Meinung von Kai Diekmann (siehe Link 1). Man “sei man von der Bild-Zeitung mehrmals angerufen und nach einer Erlaubnis zum Onlinestellen gefragt worden, habe das aber stets explizit verboten.”

3. Norbert Lammert im Bundestag
(bundestag.de, vorläufiges Protokoll)
Norbert Lammert, Präsident des deutschen Bundestages, macht das Parlament darauf aufmerksam, dass “eine Übertragung der Konstituierung dieses Deutschen Bundestages im Hauptprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten nicht stattfindet”. Stattdessen seien “Schaumküsse”, “Alisa – Folge deinem Herzen” und “Bianca – Wege zum Glück” zu sehen. “Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass ein gebührenpflichtiges Fernsehen, das dieses üppig dotierte Privileg allein seinem besonderen Informationsauftrag verdankt, auch an einem Tag wie heute mit einer souveränen Sturheit der Unterhaltung Vorrang vor der Information einräumt.”

4. “Rosarot ist die Hoffnung”
(faz.net, Hanno Charisius und Georg Rüschemeyer)
Die “Frankfurter Allgemeine” arbeitet das “gewaltige Echo” auf, das der Film “Heilung unerwünscht” von Klaus Martens erzeugt hat.

5. “Der GEZ-Gebühr droht das Aus”
(handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
“Die Ministerpräsidenten der Bundesländer wollen eine grundlegende Reform der Finanzierung von ARD und ZDF diskutieren, im Raum steht eine pauschale Haushaltsabgabe anstelle der geräteabhängigen Gebühr.”

6. “A Graphic History of Newspaper Circulation Over the Last Two Decades”
(theawl.com)
Die wochentägliche Auflage einiger US-Zeitungen von 1990 – 2009 im grafischen Vergleich.

D’Inka, Reiter, Brûlé

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1. “Schlichter Diebstahl”
(kress.de, Christian Meier)
Die Zeitschrift “Lettre International” meldet aufgrund eines ungefragt verwendeten Interviews mit Thilo Sarrazin Schadenersatzansprüche gegenüber “Bild” und Bild.de an. “‘Bild.de’ hat gegen unser explizites Verbot das gesamte Interview eingescannt und auf seine Website gestellt.”

2. “Abwärtstrend – nach Print nun auch Online?”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Martin Hitz vergleicht mit Hilfe von Google Trends die täglichen Besucher einiger Nachrichtenportale. Und bemerkt in den letzten beiden Jahren einen klaren Abwärtstrend.

3. “Die Medienkrise ist auch eine Krise der kommerziellen Blogs”
(carta.info, Matthias Schwenk)
Matthias Schwenk hat für kommerzielle Blogs drei Tipps bereit: 1. Themengebiete umfassend abdecken, 2. Meinungs-Bloggen reicht nicht, 3. Präsenz zeigen und vor Ort recherchieren.

4. Rede von Werner D’Inka
(rhein-zeitung.de)
FAZ-Herausgeber Werner D’Inka spricht anlässlich der Verleihung des von 5000 Euro und einer aussergewöhnlichen Trophäe begleiteten Journalistenpreises “Sophie von La Roche”. D’Inka über Blogger: “Die besten und geistreichsten Blogger sind so etwas wie Kolumnisten, die oft originelle Sichtweisen vertreten, die sich aber nicht mit der Mühe ernsthafter Nachrichtenarbeit plagen und stattdessen das abschöpfen, was Zeitungsredaktionen kostenlos ins Netz stellen.”

5. Interview mit Udo Reiter
(dwdl.de, Jochen Voß)
MDR-Intendant Udo Reiter entdeckt Twitter für sich: “Man muss sich darauf einlassen, um eine Idee davon zu bekommen, was da passiert. Vorher hatte ich den gängigen Eindruck, diese ganze Twitterei sei ein einziges Lockendrehen auf der Glatze.”

6. “Print and the revolution”
(monocle.com, Tyler Brûlé, englisch)
“Monocle”-Herausgeber Tyler Brûlé über die deutschen Zeitschriftenverlage: “While the German ad market has been every bit as ugly as the UK’s or US’s, the lack of pages hasn’t had the same effect on media houses in Berlin, Hamburg and Munich.”

Matthäus, Adenauer, Atombomben

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1. “Wie Loddar Maddäus die BILD-Zeitung hinters Licht führte”
(mleiter.twoday.net, Markus Leiter)
Ein ausführlicher Hintergrundbericht eines von der argentinischen Zeitung “Olé” befragten Experten zum gestern von “Bild am Sonntag” dementierten Wechsel von Lothar Matthäus zum argentinischen Erstligisten Racing Club Avellaneda. Matthäus wird auf der auf der Website des Clubs bereits als neuer Trainer präsentiert.

2. “Als die Journalisten frech wurden”
(zeit.de, Tim Schanetzky)
Ein historischer Artikel über die kritische Öffentlichkeit zur Adenauerzeit: “Neue Formen von Öffentlichkeit erprobte seit 1957 auch ein Kohlenhändler aus Darmstadt. Erich Nold erregte beträchtliches Aufsehen, weil er nichts anderes tat, als die Hauptversammlungen der großen Industrie-Aktiengesellschaften zu besuchen – und dort Fragen zu stellen.” Hier ein aktuelles Beispiel eines Journalisten, der eine Frage stellt (youtube.com, Video, 1:13 Minuten).

3. “Warum ich endlich aus der Comedia ausgetreten bin”
(thomashaemmerli.ch)
Der derzeit in Saigon lebende Thomas Hämmerli tritt aus der Journalistengewerkschaft “Comedia” aus: “Als ich länger im Ausland weilte, schlug ich vor, Leuten wie mir das Organ als PDF zu mailen. So könnte ich es – bei Bedarf – lesen, es entfielen Druck- und Versandkosten und öko wärs obendrein. Die damals zuständige Schnepfe beschied mir, gerade als Gewerkschaft seien wir dagegen, Texte ohne Zusatzlohn digital zu verbreiten. Ich war sprachlos, hatte ich doch gemeint, man publiziere ein Mitteilungsblatt, weil man eine Botschaft verbreiten möchte.”

4. “Wie die Rezession den Wirtschaftsjournalismus zum Umdenken zwingt”
(medienheft.ch, Indrani Das)
Ein Radiosymposium beleuchtete den aktuellen Zustand des Wirtschaftsjournalismus. Wolfgang Storz stellte fest, “dass sich die Mehrheit der deutschen Wirtschaftsjournalisten” bei der Auswahl von Experten, die Geschehnisse einordnen, “auf zwei Quellen berufen: ‘Rürup und Sinn – das wär’s’.”

5. Interview mit Günter Wallraff
(cicero.de, Marc Etzold)
Günter Wallraff äussert sich zu seiner Rolle als Hans Esser bei “Bild”. Er glaubt, es wäre so heute nicht mehr möglich. “Es war die gröbste Schmutzrolle meines Lebens. Da sollten andere nochmal ran. Aber es dürfte schwieriger sein. Als ich damals in der Redaktion gearbeitet habe, musste ich ja nicht mal meine Papiere vorzeigen. Mittlerweile wird dort jeder durchleuchtet.”

6. “Explosives von SR DRS”
(medienspiegel.ch, Audio, 24 Sekunden)
Schweizer Radio DRS, Nachrichten: “Nach Angaben der Behörden zündeten die Attentäter nahe von Regierungsgebäuden zwei Atombomben.”

Stats Monkey, Presserat, Simpsons

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1. “Journalismus: Jetzt auch aus Textbausteinen vom Kollege Automat”
(carta.info, Jürgen Kalwa)
Jürgen Kalwa weist auf die Software “Stats Monkey” der Northwestern University in Evanston, Illinois hin, die, gefüttert mit Zitaten und Resultaten, einen kompletten Artikel für den Sportteil erzeugt.

2. “Lust am Frust”
(merkur.de, Antje Hildebrandt)
Doku-Serien des Privatfernsehens werden vermehrt mit Laiendarstellern besetzt: “Kriterien wie Glaubwürdigkeit spielen in der Krise kaum noch eine Rolle. Der Zuschauer trifft immer häufiger auf alte Bekannte. Auf Familien wie die Birkhahns aus Schleswig-Holstein, die keinen Hehl daraus machen, dass sie den TV-Teams für einen Hunderter genau das erzählen, was sie hören wollen.”

3. “Trennung von Werbung und Redaktion”
(presserat.info)
Der deutsche Presserat gibt einen Leitfaden heraus, der anhand von praktischen Beispielen aufzeigt, was geht und was nicht geht bei der Trennung von werblichen und redaktionellen Inhalten. Vom geräuschvollen Umblättern der virtuellen Seiten sollte man sich nicht irritieren lassen.

4. “Wiederholte Schleichwerbung für rosa Wundermittel bei der ARD”
(blog.esowatch.com)
“Wie blöd sind eigentlich Redakteure, Filmemacher und leider auch die Patienten, die die absurde Geschichte über die preiswerte Heilung von Neurodermitis aus dem Hobbylabor sofort glauben, sobald nur laut jemand die Pharmalobby als Schuldigen hinstellt. Haben die alle zu viele Hollywoodthriller geschaut?”

5. “Lesen Sie dies bitte ohne Unterbrechung!”
(ftd.de, Horst von Buttlar)
Horst von Buttlar glaubt, dass Journalisten so oft unterbrochen werden, dass sie kaum noch zum arbeiten kommen.

6. Interview mit John Ortved
(artsbeat.blogs.nytimes.com, Lisa Tozzi, englisch)
Die Simpsons laufen seit vielen Jahren beim Fox Network von Rupert Murdoch und erreichen bald den Bekanntheitsgrad von Disney-Produkten. John Ortved fragte Murdoch einst: “Rupert, how much money has ‘The Simpsons’ made for you?” And he just sat back, smiled and was like, “Let’s just say it’s a lot.”

Koalitionsverhandlungen, 9Live, Zeit Campus

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1. “Wie die Koalitionäre Journalisten instrumentalisieren”
(ndr.de, Video, 7:02 Minuten)
Obwohl die Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und FDP noch nicht abgeschlossen sind, finden täglich Pressekonferenzen statt, auf denen nichts bis kaum etwas mitgeteilt wird. Unzählige Kamerateams und Korrespondenten sind vor Ort und berichten über Vermutungen.

2. “Auf dem Balkan-Boulevard”
(stuttgarter-nachrichten.de, Dan Alexe und Vladimir Jokanovic)
Ein Bericht über Boulevardblätter in Serbien und Rumänien, die nur wenige Cents kosten und mit deutlichen Schlagzeilen aufmachen.

3. “ZAK verhängt Geldbußen gegen 9Live”
(alm.de)
Der TV-Sender 9Live wird von der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) mit einer Geldstrafe von 95’000 Euro bestraft. Die Vorwürfe: “Irreführende Äußerungen, Intransparenz, Vorspiegelung von Zeitdruck und fehlende Informationen in sieben Gewinnspielsendungen.”

4. “Es bedurfte nur eines Tweets”
(freitag.de, Alan Rusbridger)
“Guardian”-Chefredakteur Alan Rusbridger schreibt über die Folgen eines Tweets, den er am 12. Oktober publizierte.

5. “Das Leistungsschutzrecht – oder: Wie bastle ich mir ein Gesetz”
(print-würgt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris denkt das Leistungsschutzrecht nach: “Es wird also in Zukunft Texte geben, die ein besonderes Recht genießen gegenüber dem Angebot eines Elektronikmarktes oder dem Newsletter einer Bio-Käserei. Da stellt sich schon die erste Frage: Warum?”

6. “Über Campus und Karriere”
(vids.myspace.com, Nico Semsrott, Video, 3:27 Minuten)
Nico Semsrott hat den “Zeit Campus Ratgeber Berufseinstieg” geklaut und getestet.

Pressefreiheit, Afrika, Sonneborn

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1. “Rangliste der Pressefreiheit weltweit”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die “Rangliste zur weltweiten Situation der Pressefreiheit” der Reporter ohne Grenzen für 2009 ist da. Am besten schneiden Dänemark, Finnland, Irland, Norwegen und Schweden ab. Die Schweiz belegt Platz 7, Österreich Platz 13, Deutschland Platz 18. Am wenigsten Pressefreiheit gibt es in Myanmar, Iran, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea.

2. “Afrikas Blogosphäre”
(blaetter.de, Geraldine de Bastion)
Ein langer Artikel über Internet-Publizisten auf dem afrikanischen Kontinent. Facebook und Twitter spielen eine wichtige Rolle, Blogbeiträge aber auch. In Krisensituationen während Nachrichtensperren werden diese via SMS weitergeleitet oder am Radio vorgelesen. Bisher verfügen nur 11 Prozent der Haushalte über einen Internetanschluss.

3. Interview mit Richard R. Ernst
(persoenlich.com, René Worni)
Chemiker und Nobelpreisträger Richard R. Ernst glaubt, dass Medien mehr sind als bloße Übermittler von Informationen: “Hinter Medien stecken Menschen, die selber eine Meinung haben. Und diese Meinungen sollten durchaus zum Ausdruck kommen.”

4. “Geschäftsprinzip: heiße Luft”
(sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs)
Hans-Jürgen Jakobs über “Quatschgeschichten”, die von den Medien aufgenommen und verbreitet werden: “Offenbar finden Leute viel Spaß daran, mit journalistischer Mogelware Aufmerksamkeit zu erlangen, das wertvollste Gut der modernen Gesellschaft. Das falsche Spiel mit dem ‘hoax’, wie der Hokuspokus verkürzt im Englischen heißt, legt zugleich Schwächen im Journalismus bloß.”

5. “Koalition plant Leistungsschutzrecht für Verlage”
(carta.info, Robin Meyer-Lucht)
Nach Informationen von carta.info soll im Entwurf des derzeit von CDU, CSU und FDP ausgehandelten Koalitionsvertrags folgende Passage drin stehen: “Verlage sollen im Online-Bereich nicht schlechter gestellt sein als andere Werkmittler. Wir streben daher die Schaffung eines Leistungsschutzrechts für Presseverlage zur Verbesserung des Schutzes von Presseerzeugnissen im Internet an.”

6. “Martin Sonneborn zu Gast bei Zimmer Frei!”
(wdr.de, Video, 59:02 Minuten)
Zunächst wollte man die “sechzig langen Minuten, in denen” Martin Sonneborn “aus Sicht der Redaktion leider wenig zur Unterhaltung beizutragen wusste”, nicht ausstrahlen. Dann wurde die Ausgabe ins Nachtprogramm verbannt. Nun ist sie online.

Wallraff, @bildchef, Wikipedia

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1. “Lauschangriff auf Journalisten erschüttert Polen”
(nzz.ch, Paul Flückiger)
“In Polen gelangten Abhörprotokolle an die Öffentlichkeit. Ausgerechnet unter der liberalen Regierung Tusk wird die Pressefreiheit verletzt.”

2. “Alles muss man alleine machen”
(faz.net, Christian Geyer)
Günter Wallraff vermisst Nachfolger: “Leider macht diese spezielle Art von Arbeit außer mir ja auch kaum ein anderer, also es gibt keine Nachfolger, wenn man mal von Markus Breitscheidel mit seinem Buch ,Arm durch Arbeit’ absieht.”

3. “Twittergeschichten”
(blog-kommunikation.de, Volker H. Davids)
Eine kurze Sammlung einiger Reaktionen von twitternden Journalisten auf das Auftauchen des inzwischen wieder gelöschten Kontos @bildchef: “Gerade die Meldung, dass der Chefredakteur eines der diskussionswürdigsten deutschen Blätter sich bei Twitter breitmacht, sollte dann diesen Herren auch Anlass genug sein, sich der Richtigkeit ihrer Behauptungen zu vergewissern. Alles andere ist höchst unseriös.”

4. “Verfilzte Medienaufsicht in Bayern”
(taz.de, Bernhard Hübner)
“Ein Lizenznehmer hatte dem Präsident der Landesmedienzentrale Kredite gewährt. Als das rauskommt, geht man auf Distanz – nur um einem anderen Kreditgeber eine Lizenz zuzuschustern.”

5. “99% aller Deutschen sind irrelevant”
(aggregat7.ath.cx, pavel)
Pavel beleuchtet die vergleichsweise harschen Relevanzkritierien in der deutschsprachigen Version von Wikipedia: “Insbesondere ist die Geringschätzung bis hin zur Verachtung des Internets durch die Wikipedia äußerst bemerkenswert. Dem gegenüber steht eine Anbetung der alten Medien, die längst nicht mehr gerechtfertigt ist.”

6. “Will the Real Chamber of Commerce Please Stand Up?”
(youtube.com, Video, 6:06 Minuten)
Ein absurdes Zusammentreffen an einer angeblichen Pressekonferenz der US-Handelskammer, bei der der echte Vertreter der US-Handelskammer versucht, seine Echtheit zu beweisen, notfalls mit Visitenkarten. Mehr zum Vorfall bei wortfeld.de und guardian.co.uk. Verantwortlich für die Aktion zeigen sich die “Yes Men”.

Wikipedia, SEO, Interview Project

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1. “Copy-Paste”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Onlinejournalismus 2009: Tagesanzeiger.ch reichert eine Meldung der Nachrichtenagentur sda mit aus der Wikipedia kopierten Sätzen an.

2. “Falsche Fälscher”
(blogs.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie hält das blinde Vertrauen, das Journalisten in Wikipedia haben, für nicht so schlimm: “Sie haben sich lediglich beim Fact-Checking einer Nebensache auf eine der besten Seiten im Netz verlassen. Das ist kein Beweis fehlender Qualität, sondern höchstens dafür, dass Journalisten bereit sind, sich dem Netz zu öffnen, es zu verwenden und als Recherchequelle zu gebrauchen. Viel mehr, als feixende Fälscher dies vielleicht wahr haben möchten.”

3. “Die wundersame Welt der Suchmaschinenoptimierung”
(medienjunkieblog.wordpress.com)
Der “Medienjunkie” befasst sich mit 1-Cent-SEO-Aufträgen: “Anscheinend gibt es ein ganzes Texter-Prekariat, das hauptsächlich aus Studenten, Hausfrauen u.ä. besteht, die, teilweise, um sich ein paar Euro dazu zu verdienen, teilweise auch als Hobby, ganze Webseiten zutexten, mit oberflächlichen, schnell zusammen gezimmerten Texten, die nur einen Zweck haben: ahnungslose Leute auf die Seiten von irgendwelchen Unternehmen zu locken.”

4. “Wütende Männer”
(berlinonline.de, Nina Rehfeld)
“Barack Obama erklärt den Sender Fox News zu seinem Gegner.”

5. “Projekt Neustart”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Meike Winnemuth)
Die Journalistin Meike Winnemuth hat “zwanzig beglückende, bereichernde, berauschende Berufsjahre” hinter sich und steht nun vor einem grossen Fragezeichen: “Die Statistik sagt: Vor zwanzig Jahren gab es in Deutschland dreißig Millionen sozialversicherungspflichtige Jobs. Inzwischen sind es drei Millionen weniger. Und wer heute als Journalist arbeitet, bekommt leicht den Eindruck, dass allein zwei Millionen davon in der Medienbranche weggefallen sind.”

6. “Interview Project”
(interviewproject.davidlynch.com, Videos, englisch)
Ein Filmteam zieht durch die USA und macht Interviews mit Menschen. Bisher sind bereits 47 Folgen erschienen. Das Projekt läuft auf der Website des Filmregisseurs David Lynch.

Business Punk, Skype, Wallraff

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1. “Blogs sind im Journalismus immer noch nicht anerkannt”
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible schildert die harte Realität, die junge Menschen erwartet, die gerne in den Journalismus einsteigen möchten: “Ohne Praktikum bekommt man kein Praktikum, bekommt man kein Praktikum, bekommt man kein Praktikum.” Ein Blog als Arbeitsprobe interessiere die Verlage nicht, obwohl man dort täglich tun könne, was “genuin journalistisch” sei: “sich durch Informationen wühlen, interessante Themen suchen, uninteressante Themen herausfiltern, Themen setzen, Zusammenhänge erklären ohne Grenzen in Zeit und Zeile.”

2. “Nachrichten.de wird kein Google-Killer”
(horizont.net, Jessica Mulch)
Horizont.net fragt mehrere “Internetexperten”, was vom Tomorrow-Focus-Portal nachrichten.de zu halten ist. FAZ-Redakteurin Monika Ganster sagt: “Für den Leser ist es wohl eher erschütternd als erhellend zu sehen, dass die Ursprungsquelle vieler Nachrichtenseiten eben die gleiche Agenturmeldung ist.”

3. “Neues aus dem journalistischen Neandertal”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
Nicht nur Thomas Knüwer hat sich “Business Punk” angesehen, auch Oliver Gehrs wirft einen Blick auf die neuen Gruner+Jahr-Zeitschriften: “Was man dem Verlag wirklich von ganzem Herzen wünschen würde, ist ein Soziologe, der den Managern und Journalisten in ihrem Schnellkochtopf am Hamburger Baumwall ab und zu erzählt wie es draußen vor der Tür aussieht.”

4. “Video-Interviews via Skype”
(training.dw-world.de, Marcus Bösch)
Marcus Bösch testet Video-Interviews per Skype, und zwar mit Gesprächspartnern in Deutschland, Vietnam, Ghana und Georgien. Sein Fazit: “Die Möglichkeiten von Skype sind beachtlich. Nur die Bandbreite macht einem im Moment meistens noch einen Strich durch die Rechnung.”

5. “Richtig? – Juste? – Giusto?”
(vtg.admin.ch)
Auf der Website der Schweizer Armee werden Aussagen öffentlicher Personen sowie Medienberichte korrigiert (unter anderem der Zeitungen “Blick”, “Mittelland Zeitung” oder “Berner Zeitung”): “Diese Seite soll als Orientierungshilfe dienen. Sie soll wichtige Sachverhalte des Bereichs Verteidigung richtig stellen.” Die offenbar seit 2005 existierende Rubrik stelle “Journalisten im Internet an den Pranger”, schreibt das Boulevardportal tagesanzeiger.ch.

6. “In fremder Haut”
(zeit.de, Günter Wallraff)
Günter Wallraff war innerhalb eines Jahres immer wieder als Schwarzer unterwegs. In Berlin Marzahn, in einer Kneipe in Rosenheim oder in Cottbus.

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