Archiv für 6 vor 9

Blick, Markus Lanz, Fußballexperten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Diese Bilder waren zu hart”
(nzz.ch, hes./nic.)
Unter der Überschrift “So geil ist der Fussball-Sommer” veröffentlicht “Blick” Fotos von Fußballer Mario Götze, auf denen er mit einer Erektion zu sehen ist.

2. “‘Dies ist das wahre Geheimnis des Fußballs'”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein über Fußballexperten: “Wenn eine Mannschaft vier Mal gut gespielt hat, wird einem mit vielen Details von den Experten erklärt, warum die Weltklasse sind. Dann verlieren sie ein Mal, und derselbe Experte kann einem mit noch mehr Expertendetails erklären, warum die von Weltklasse meilenweit entfernt sind. (…) Die Arbeit eines Fußballexperten besteht darin, Ereignisse, die zum Teil mit Zufall zusammenhängen, hinterher als unvermeidliche Folge von Fehlentscheidungen des Trainers darzustellen.”

3. “Rassismus im deutschen Kinderfernsehen”
(scilogs.de, Joe Dramiga)
Joe Dramiga thematisiert das Samstagvormittagsprogramm der Öffentlich-Rechtlichen in den Jahren 2001 bis 2006: “Beschämend, wie unsere Steuergelder dafür verwendet werden, den Kids auf mehr oder weniger subtile Weise einzuhämmern, dass Schwarze ‘Misfits’ – also nicht gesellschaftsfähig – sind.”

4. “Inside the BBC’s Verification Hub”
(nieman.harvard.edu, David Turner, englisch)
Die Verifikation von Inhalten bei der BBC: “The golden rule, say Hub veterans, is to get on the phone whoever has posted the material.”

5. “Kein schöner Lanz”
(stefan-niggemeier.de, Videos)
Stefan Niggemeier untermauert seinen “Spiegel”-Artikel über Markus Lanz mit zwei Zusammenschnitten.

6. “Öffentlichkeitsarbeit? Pfui!”
(scienceblogs.de/naklar, Florian Aigner)
Universitäten gehörten zu den Guten, schreibt Florian Aigner, der bei der Unternehmenskommunikation zu differenzieren versucht. “Wenn wir an den Universitäten Forschungserfolge nach außen tragen wollen, dann produzieren wir Information, keine Werbung.”

Steffen Seibert, NAIIC, RTL 2 News

6 vor 9

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1. “‘Im Zug des Lebens in Fahrtrichtung'”
(faz.net, Werner D’Inka und Peter Lückemeier)
Steffen Seibert, Ex-Journalist und aktuell Regierungssprecher, im ausführlichen Interview: “Wer sagt, es lasse ihn kalt, Herrn Obama, Herrn Putin oder Herrn Hollande so gegenüberzusitzen, wie ich es jetzt erlebe, der lügt. Journalisten kommen immer nur bis zu einem gewissen Punkt, dann schließt sich die Tür. Kann auch sein, dass dieser Abstand für die Berichterstattung hilfreich ist. Ich stelle fest, auf der anderen Seite der Tür dabei zu sein ist faszinierend. Und es hilft mir viel besser zu verstehen, warum Regierungen so oder so handeln.”

2. “Die Mühlen der PR”
(weltraumer.de, Daniel Raumer)
Das Bild des Pressesprechers als “Nicht-mit-Presse-Sprecher”: “Ich habe es erlebt, dass Pressesprecher ohne Skrupel bei meinem Vorgesetzten anriefen und sich beschwerten, weil ich seriös um eine Stellungnahme gebeten hatte und auch nach mehrfachem telefonischem Abwimmeln durch die Assistentin hartnäckig blieb. Ein Pressesprecher, der sich echauffiert, weil die Presse mit ihm sprechen will, offenbart eine erstaunlich von meinem Verständnis abweichende Interpretation seines Berufs.” Siehe dazu auch “SPD: Pressesprecher will privat bleiben” (blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser).

3. “Ein offener Brief an Martin Kölling, Japan-Korrespondent des Handelsblatts”
(schnellinterkulturell.de, Marco)
Marco Damm fragt den “Handelsblatt”-Japan-Korrespondenten, ob er, als er über den am 5. Juli veröffentlichten Bericht der NAIIC schrieb, “den Wortlaut der japanischen Fassung mit dem der englischen Fassung” verglichen habe. “Falls ja, haben Sie übersehen, dass der, an das internationale Publikum gerichtete, englische Report völlig anders formuliert ist und das Reaktorunglück ganz bequem als ‘made in Japan’ tituliert und den Zwischenfall somit auf schwammige kulturelle Besonderheiten und Einzigartigkeiten der japanischen Obrigkeitshörigkeit, etc. schiebt? Der japanische Report enthält dagegen keinerlei ‘made in Japan’ Formulierungen, sondern legt den Fokus viel mehr auf das zu enge Verhältnis zwischen Industrie und Politik. Auch hier ist Aussparung des ‘made in Japan’ wohl überlegt.”

4. “RTL News statt Tagesschau”
(fr-online.de, Peer Schader)
Peer Schader schaut “RTL 2 News”: “Regelmäßige Zuschauer der ‘RTL 2 News’ wissen aus den vergangenen beiden Wochen, dass in Ecuador ein Hochhaus gebrannt hat, dass sich auf einer chinesischen Autobahn ein riesiges Loch aufgetan hat und dass in Budapest eine Wasserleitung geplatzt ist – aber nichts über den IWF-Jahresbericht zur US-Wirtschaft und fast gar nichts zur Arbeit des NSU-Ermittlungsausschusses.”

5. “Intern: Wenn aus Bildern Brötchen werden”
(iphone-ticker.de)
Die “Wirtschaftswoche” übernimmt ein Bild von ifun.de. “24 Stunden und zwei freundliche eMails später ist die Geschichte nun aus der Welt. Unkompliziert und ohne einen Anruf beim Anwalt, spendet die WiWo jetzt 100€ an den Bundesverband Deutsche Tafel e.V. – und auch wir legen noch mal 100€ drauf.”

6. “Neues aus Kalau”
(noemix.twoday.net)

Nachruf, Diplomzeugnis, Gastrokritiker

6 vor 9

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1. “Die ‘New York Times’ lässt Verstorbene selbst zu Wort kommen”
(nzz.ch, Thomas Schuler)
Hintergründe zu den Nachrufen der “New York Times”. “Das Schreiben von Nachrufen ist eine Berufung und Auszeichnung, keine Strafe. Die Arbeit bedeutet nicht Abstieg, sondern ist Station oder gar Krönung einer journalistischen Karriere.”

2. “Shakespeare statt kritischer Nachfragen”
(taz.de, Steffen Grimberg)
Jürgen Todenhöfer befragte im ARD-“Weltspiegel” Baschar al-Assad (Video und Abschrift auf tagesschau.de): “Todenhöfer darf nicht nachfragen, auf noch so abwegige Antworten im auf Englisch geführten Gespräch nicht eingehen: ‘To leave or not to leave – this is about the Syrian people’, versucht sich Assad als Ersatz-Shakespeare auf Todenhöfers Frage, ob er nicht eigentlich abtreten müsse. Auch die Kameras stellt das syrische Staatsfernsehen, der Präsident blieb für die ARD tabu.”

3. “Vorgestellt: Top-Themen 2012”
(derblindefleck.de)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung identifiziert auch 2012 zehn der “wichtigsten von den Medien vernachlässigten Themen und Nachrichten”: “1: Keine Rente für arbeitende Gefangene, 2. HIV-positiv auf dem Arbeitsmarkt: Kein Rechtsschutz gegen Diskriminierung, 3. Die Antibabypille – gefährliches Lifestyle-Medikament, 4: Weiterbildung zum Hungerlohn, 5: Hartz IV bei Krankheit – kein Thema, 6: Vergessene Zivilprozesse, 7. Gekaufte Kundenbewertungen im Internet, 8. Miserable Zustände in europäischen Haftanstalten, 9. Die undurchsichtige Industrie humanitärer Hilfe, 10. Betrugsanfälligkeit von Drogentests.”

4. “Gegenrede”
(marcus-boesch.de)
Marcus Bösch antwortet auf die Rede “7 Wege zum digitalen Qualitätsjournalismus” von Stephan Weichert.

5. “25 Things to Know Before You Become a Restaurant Critic”
(washingtonian.com, Jessica Voelker, englisch)
Was man wissen sollte, bevor man den Beruf des Gastrokritikers ergreift: “Every time you eat in someone’s home, someone will say, ‘How many stars would you give this?'”.

6. “Das kleine philosophische Manifest”
(youtube.com, Video, 9:44 Minuten)
David Wendefilm verbrennt in einer Protestaktion während einer Philosophievorlesung an der Universität Wien sein Diplomzeugnis. Siehe dazu auch “Was man mit einem Philosophieabschluss machen kann” (derblindehund.wordpress.com) und “Brennende Fragen” (phaidon.philo.at, Andyk).

NSU, Facebook, Rettungsschirm

6 vor 9

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1. “Der NSU und das Versagen des Journalismus”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Bei der journalistischen Beschäftigung mit der terroristischen Organisation NSU vermisst Lorenz Matzat Crowdsourcing, Investigativteams und Dokumente auf Leaking-Plattformen. “Erstaunlich ist, dass nach wie vor offenbar ohne großen Zweifel den Verlautbarungen der diversen Behörden Glauben geschenkt wird. Deren Mitarbeiter in Vergangenheit immer wieder bewusst gelogen und vertuscht haben.”

2. “Ein offener Brief an F.J. Wagner”
(scienceblogs.de, Martin Bäker)
Wie auch derpodcast.de antwortet Martin Bäker auf den Brief, den “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner an das “Gottesteilchen” richtet.

3. “We’re getting wildly differing assessments”
(scotusblog.com, Tom Goldstein, englisch)
In einem sehr ausführlichen Artikel untersucht Tom Goldstein, was am 28. Juni zwischen 10:06 und 10:15 Uhr zu Falschmeldungen von CNN und Fox News betreffend der US-Gesundheitsreform führte: “I have taken a deep dive into those events; my first effort at real journalism. (…) Everything is based on interviews with those directly involved; nothing is second hand.”

4. “Facts zum Rückgang der Facebook-Nutzerzahlen”
(webdenker.ch, Chris Beyeler)
Chris Beyeler prüft den “20-Minuten”-Aufmacher “Zu stressig, Facebook laufen die Kids davon”: “Auch wenn viele Selbsttests im Bekanntenkreis zeigen, dass die Nutzung im Moment zurück gegangen ist, so sollte man die Aktivität über eine Zeitspanne von mindestens 3 Monaten beobachten, um herauszufinden ob es wirklich Aussteiger sind oder nur eine temporäre Flaute.”

5. “Der Europäische Regenschirm”
(johanneskuehner.de)
Grafiken in den Medien stellen den Europäischen Rettungsschirm als Europäischen Regenschirm dar.

6. “Wer zu schnell studiert, den bestraft die private Hochschule”
(dradio.de, Dirk Biernoth)
Die private Hochschule für Ökonomie und Management in Essen, FOM, verklagt einen Studenten, der nach 20 Monaten Studium einen Masterabschluss vorweisen konnte. “Für den Richter am Amtsgericht geht es nun juristisch darum, abzuwägen, ob Turbostudent Marcel Pohls Kündigung des Ausbildungsvertrages rechtens war, obwohl der Studienabschluss bereits erreicht wurde.”

Bob Dylan, Landleben, Tierfilme

6 vor 9

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1. “Konzert-Kritik-Kritik”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Kritiken zum Berlin-Konzert von Bob Dylan auf “Spiegel Online” und im “Nibelungen Kurier” unter der Lupe.

2. “Was kann Google – und was will Springer?”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
“(…) welchen Vorteil brächte es für Journalisten, wenn ihnen Rechte nicht per Vertrag, sondern durch ein Gesetz entzogen werden?”, fragt Peter Mühlbauer in einem Artikel über das geplante Leistungsschutzrecht für Presseverleger.

3. “Sat.1-Talkshows entpuppen sich als Scripted Reality”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Zwei Talkshows, die auf Sat.1 zur Mittagszeit ausgestrahlt werden sollen, “Annica Hansen” und “Ernst-Marcus Thomas”, werden als geskriptete Sendungen geplant: “Das heißt: Darsteller spielen Rollen.”

4. “Glücklich in der Heide”
(spiegel.de, Hilal Sezgin)
Journalistin Hilal Sezgin zieht aufs Land: “Tatsächlich hat sich an meiner Arbeit als Kulturjournalistin und Kolumnistin nicht viel geändert: Ich lese dieselben Nachrichten per Internet, bekomme dieselben Bücherberge zur Rezension geschickt, führe dieselben Recherchegespräche per Telefon. Abgesehen davon, dass ab und zu der Hahn dazwischen kräht, bekommen die Gesprächspartner meinen ländlichen Hintergrund gar nicht mit.”

5. “Stafettenwechsel im journalistischen Borderlining”
(wienerzeitung.at, Engelbert Washietl)
“Österreich” laufe der “Krone” den Rang in negativer Auffälligkeit ab, findet Engelbert Washietl. “Ginge die Zeitung ‘Österreich’ von einem konstruktiven Ansatz aus, könnte sie beim Presserat einfach mitmachten und sich über ihre eigene Leistung und auch die der Konkurrenzblätter auseinandersetzen. Sie arbeitet aber offenbar darauf hin, sich medienethisch unantastbar und nahezu sakrosankt zu machen.”

6. “‘Am Abend schlafe ich fern'”
(bernerzeitung.ch, Fabian Sommer)
Was die 80-jährige Theresia Salzmann zum Fernsehprogramm zu sagen hat: “Ich würde Tierfilme zeigen. Tiere sind nicht so verlogen wie die Menschen.”

Google, Gottesteilchen, Tierspital

6 vor 9

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1. “Lügen fürs Leistungsschutzrecht (1)”
(stefan-niggemeier.de)
Google ermöglicht es Websites, auszuwählen, ob ihre Artikel in den Suchresultaten gar nicht, nur mit dem Titel oder mit dem Titel und kurzen Ausschnitten aus dem Text (Snippets) erscheinen sollen. Der Konzerngeschäftsführer “Public Affairs” der Axel Springer AG, Christoph Keese, behauptet dennoch das Gegenteil: “Doch genau diese Differenzierungsmöglichkeit bietet Google wie die allermeisten anderen Aggregatoren nicht an.”

2. “Liebe Medien: Das Higgs-Boson ist kein ‘Gottesteilchen’!”
(scienceblogs.de, Florian Freistetter)
“Kein Wissenschaftler” nenne das Elementarteilchen Higgs-Boson “Gottesteilchen”, schreibt Florian Freistetter: “Der Name ist komplett unpassend, hat nichts mit Wissenschaft zu tun oder den Eigenschaften des Higgs-Bosons. Er erzeugt ein völlig falsches Bild.”

3. “Wie der Begriff ‘Döner-Morde’ entstand”
(spiegel.de, Christian Fuchs)
Christian Fuchs rollt nochmals auf, wie die Ermordung von Kleinunternehmern durch Neonazis in den Medien zu den “Döner-Morden” wurde.

4. “The view from inside Syria’s propaganda machine”
(bbc.co.uk, Video, 2:28 Minuten, englisch)
Bevor er in die Türkei flüchtete, arbeitete Ghatan Sleiba für den TV-Sender Al-Akhbariya, dessen Inhalte von der Baath-Partei bestimmt werden: “Syrian citizens don’t know anything – they don’t know what to say – so we tell them what to say on TV in order to get the best report that we can.”

5. “Liebling, ich habe ein Viral kreiert – Wie konnte das passieren?”
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Das Video “Gratis-BILD Unboxing” wird über 110.000 Mal angesehen. Ersteller Jannis Kucharz denkt darüber nach: “Was zählt ist der Inhalt. Diese alte, bärtige Weisheit hat auch mein Video wieder einmal bestätigt: Ein simpler und, bei aller Bescheidenheit, guter Gag schlägt hohen Produktionsaufwand. Ich habe das Video innerhalb einer Stunde mit meinem iPhone gefilmt, kurz Anfang und Ende drangeklatscht und hochgejagt und wenn man es sich genau anhört, habe ich dabei auch noch den Ton versaut.”

6. “‘Dicke ins Tierspital’ war eine Falschmeldung”
(bernerzeitung.ch, chh)
Newsnet erklärt, warum die eigene Meldung “Dicke Patienten müssen ins Tierspital” falsch war.

Österreich, Ciudad Juárez, Lokaljournalismus

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1. “Presserat lässt sich nicht von ‘Österreich’ verbiegen”
(diepresse.com)
Die Mediengruppe “Österreich” klagt gegen den österreichischen Presserat: “Die Klage soll offenbar darauf hinauslaufen, dass der Presserat künftig Artikel und Beiträge der Tageszeitung ‘Österreich’ nicht mehr prüfen dürfen soll und Verurteilungen nicht mehr publik gemacht werden. (…) Bei ‘Österreich’ vertritt man die Ansicht, dass sich im Presserat vor allem Konkurrenzmedien zusammengetan hätten und Entscheidungen vor diesem Hintergrund getroffen würden.”

2. “‘Wir machen nicht Online, wir machen Journalismus'”
(vocer.org, Sabrina Santoro und Tobias Kröger)
Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Süddeutsche.de, im Interview: “Medien sind im Umbruch und werden vermutlich in zehn Jahren noch mal anders aussehen als jetzt. Ob dann weniger oder mehr Leute als heute Jobs in ihnen finden, hängt in erster Linie davon ab, wie wir uns jetzt verhalten, wie wir mit den Chancen umgehen oder ob wir bloß Angst haben vor Risiken.”

3. “‘Der Teufel ist von der Kette gelassen'”
(nzz.ch, Kathrin Zeiske)
Ein Bericht aus der mexikanischen Stadt Ciudad Juárez: “Der ‘Diario de Juárez’ als wichtigstes Printmedium der Grenzstadt im Drogenkrieg übt nicht selten Zurückhaltung in seiner Bildsprache. Manche Killer beziehen die Medien in ihr Kalkül ein. Sie ermorden zur Hauptsendezeit, um in die Fernsehnachrichten zu kommen.”

4. “Euro-Krise ist Medien-Krise”
(wissen.dradio.de, Audio, 5:53 Minuten)
Rodothea Seralidou blickt auf die aktuelle Situation der griechischen Medien und auf die Zeit vor der Krise. Viele Redaktionen waren damals personell überdotiert und eng verflochten mit dem Staat.

5. “Hunde und Reis – Warum Journalismus im Kleinen beginnt”
(media-bubble.de, Sanja Döttling)
Sanja Döttling berichtet aus dem Alltag des Lokaljournalismus: “Über all die internationale Politik und die hochgestochenen Feuilleton-Kritiken vergisst man als angehender Journalist schnell, was in jedem Artikel die Hauptrolle spielt: die Menschen.”

6. “Gründe für das politische Engagement junger Menschen”
(graphitti-blog.de, katja)

Nordwest-Zeitung, Mathias Döpfner, Migazin

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1. “Oops, they did it again”
(oldenburger-lokalteil.de, Redaktion)
Wie die “Nordwest-Zeitung” über einen Angriff mit einem Messer in Westerstede berichtet: “Die von uns gepixelten Stellen nennen nacheinander den Straßennamen, die Hausnummer und das Alter des Opfers. Falls Sie nicht wissen, wie viele männliche Bewohner im genannten Alter dort wohnen, kein Problem – das lässt sich sicher herausfinden.”

2. “Die Packungsbeilage”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Roland Schulz)
Roland Schulz besucht Rolf Becker, den 92-jährigen Verleger der Apotheken Umschau: “Viele Verlage, die das Blatt früher belächelt haben, beneiden die Apotheken Umschau inzwischen um ihr Geschäftsmodell: Die Menschen, die sie lesen, bezahlen sie nicht. Die Menschen, die sie bezahlen, lesen sie nicht – sie verschenken sie nur.”

3. “Alternativlos, Folge 24”
(alternativlos.org, Audio, 83 Minuten)
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags, in einem hörenswerten Gespräch mit Frank Rieger und Felix von Leitner (Transkript): “Je mehr ein Verlag von wenigen Anzeigenkunden abhängt und je ungesunder er insgesamt ökonomisch ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese wenigen Anzeigenkunden Einfluss auf die Berichterstattung nehmen. Und man muss leider sagen, dass das an der einen oder anderen Stelle heute schon der Fall ist.” Ab Minute 51 und 76 geht es um “Bild”.

4. “‘Alle Religionen, alle Regionen'”
(tagesspiegel.de, Karin Schädler)
Ekrem Senol erzählt, warum das ehrenamtlich geführte “Migazin” gegründet wurde: “(…) viele unserer Autoren stellen fest, dass sie mit ihren Themen in den herkömmlichen Medien nicht durchkommen. Wenn doch, wird ihnen der Inhalt vorgegeben. Einige haben davon die Nase voll. Sie sagen: Wenn der Inhalt vorher feststeht, wird kein Autor gebraucht, sondern ein Roboter.”

5. “Post von Philip Roth”
(umblaetterer.de, Josik)
Schriftsteller Philip Roth versucht, in einem Leserbrief an “The Atlantic” mit dem Gerücht aufzuräumen, er hätte vor 25 Jahren einen Nervenzusammenbruch (“‘crack-up’ in his mid-50s”) gehabt.

6. “Das kleine Troll-Handbuch”
(scienceblogs.de, Martin Bäker)
Martin Bäker gibt Ratschläge, wie man als Kommentator in Wissenschaftsblogs erfolgreich Reflexe auslöst.

Uefa, Georg Seeßlen, Hugh Grant

6 vor 9

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1. “Montierte Tränen”
(sueddeutsche.de, Thomas Kistner und Katharina Riehl)
Die Live-Übertragung der Fußball-Europameisterschaft wird erneut mit vorher aufgezeichneten Szenen gemischt. “Die Bilder aus dem deutschen Fanblock wurden vorher aufgenommen und nach dem Tor ohne die mit der Uefa verabredete Kennzeichnung gezeigt.”

2. “Deutschland ringt um Fassung”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier greift den Fall auf: “Die ARD will sich wieder beim Verband beschweren, und das ZDF wird sicher auch noch markige Worte für diese Art der Manipulation finden. Sie werden so laut und empört über diesen unseriösen Einsatz von Symbolbildern protestieren, dass man fast denken könnte, sie hätten einen Ruf zu verlieren, als Journalisten und seriöse Sportberichterstatter.” Siehe dazu auch “Entzieht ARD und ZDF den Live-Fußball!” (ftd.de, Falk Heunemann) und “Mein Fan-Problem” (coffeeandtv.de, Lukas Heinser).

3. “21/22”
(zumblondenengel.de, Frédéric Valin)
“Es ist die Geste des stolzen Sklaven, der seinen Körper, nicht aber seinen Geist unterwerfen hat lassen”, schrieb Georg Seeßlen beispielsweise für die “taz” über die Jubelpose des italienischen Fußballers Mario Balotelli nach dem 2:0 im Spiel gegen Deutschland. Frédéric Valin analysiert diesen Feuilleton-Text und zwei weitere dazu: “Fassen wir zusammen: Seeßlen akzuentiert Balotelli als Farbigen, der Widerstand leistet; Poschart ihn als Wilden, der die Grenzen sprengt; Graff ihn als in der Urzeit Erstarrten. Keiner schafft es, sich von der Hautfarbe Balotellis zu lösen, bei allen bleibt er der Schwarze, der sich nur im Verhältnis zu seiner Hautfarbe deuten lässt.”

4. “‘Als hätte man einen Einbrecher zu Hause'”
(welt.de, Rüdiger Sturm)
Schauspieler Hugh Grant war letztes Jahr daran beteiligt, das Abhören von Telefonen durch “News of the World” aufzudecken. “Wenn ich in der Öffentlichkeit auftrete, habe ich nichts dagegen, wenn die Medien darüber berichten. Das geschieht ja mit meinem Einverständnis. Aber wenn man in mein Privatleben eindringt, dann ist das so, als hätte ich einen Einbrecher zu Hause. Wer würde da nicht wütend? Aber es geht bei der ganzen Sache nicht in erster Linie um mich und um die Leute aus dem Showbusiness. Viel schlimmer betroffen sind die ganz normalen Bürger, etwa die Angehörigen von Mordopfern.”

5. “Der Jamiri-Plagiator Andreas Heinze aus Oberhausen wagt eine Ausstellung”
(ruhrbarone.de, Georg Kontekakis)
Georg Kontekakis ärgert sich über die Berichterstattung zu einer Ausstellung eines Mannes, in dem er keinen Künstler, sondern einen Plagiator von Jamiri sieht.

6. “Rousseau in der Campagna…”
(infosperber.ch, Kurt Marti)
Die Hauptausgabe der Tagesschau des Schweizer Fernsehens illustriert einen Bericht über Jean-Jacques Rousseau mit einem Bild von Johann Wolfgang von Goethe.

Fußball, Verschwörungstheoretiker, CNN

6 vor 9

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1. “10 Randbemerkungen zum Thema Fußball im Fernsehen”
(fernsehkritik.tv, Video, 18 Minuten)
Fernsehkritik.tv lässt einige bemerkenswerte Momente der Fußball-Europameisterschaft im Fernsehen Revue passieren.

2. “ARD und ZDF machen den Fußball lächerlich”
(focus.de, Alexander Kissler)
Bei den Interviews mit Fußballern am Spielfeldrand hat Alexander Kissler “noch keine journalistisch relevante Frage” gehört. “Hier wie dort triumphiert die Verwandlung erwachsener Menschen in Wohlfühlautomaten. (…) Es geht einzig darum, auf täppische Weise Emotionen zu inszenieren und Psychologie zu simulieren.”

3. “Ich war Weltmeister”
(tageswoche.ch, Carmelo Policicchio)
Carmelo Policicchio, als Sohn eines italienischen Schweissers in Deutschland aufgewachsen, erinnert sich an Spiele zwischen Deutschland und Italien 1970 und 1982. Siehe dazu auch “Warum Özil die Hymne nicht mitsingt – Fußball, Integration und Nationalgefühl” (dradio.de, Martin Hyun).

4. “CNN, Fox News Bungle Supreme Court Coverage”
(talkingpointsmemo.com, Video, 2:26 Minuten, englisch)
CNN und Fox News berichten, der Oberste Gerichtshofs habe die Gesundheitsreform der Regierung Obama für verfassungswidrig erklärt – um wenige Minuten später das Gegenteil zu vermelden. Siehe dazu auch die Statements der Sender (poynter.org) und die Unzufriedenheit anderer CNN-Mitarbeiter (buzzfeed.com).

5. “Wer ernsthaft für seine Zeitung arbeiten will, arbeitet gegen sie”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
“Eine kluge Zeitung, eigentlich jede mit Format, zeichnet sich fast definitionsgemäss dadurch aus, dass in ihr möglichst viele Angestellte immer wieder in Opposition gehen: Das garantiert ihre Weite, ihre Neugier, ihre Entwicklung. So sind etwa berühmte bürgerliche Blätter nie durchgehend bürgerlich: die ‘Frankfurter Allgemeine’ etwa leistet sich ein meist linksliberales, verspieltes Feuilleton; die ‘NZZ’ einen oft unideologischen Auslandsteil.”

6. “Alle unter Kontrolle”
(datum.at, Julia Niemann und Thomas Trescher)
Ein Bericht über Verschwörungstheoretiker in Österreich: “Was die Protagonisten aber gemeinsam haben, ist ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Politik und Staat. Kevin Mohr glaubt nicht daran, innerhalb des politischen Systems etwas bewegen zu können. Wählen war er noch nie, weil er keine Möglichkeit sieht, dass sich im Großen und Ganzen etwas ändert. Was ihn von vielen anderen unterscheidet, ist der fixe Glaube, dass hinter Trash-TV, der Wirtschaftskrise und der Europäischen Union ein komplexer Masterplan steckt, ausgeheckt von Bösewichten, die die Menschheit unterjochen wollen.”

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