Archiv für 6 vor 9

Studiozuschauer, Breivik, Zuhause

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Bild’-Anzeige: ‘Pseudo-originelle Beschuldigung'”
(handelszeitung.ch, Christian Bütikofer)
Rechtsanwalt David Gibor zeigt “Bild”-Verantwortliche an. Zuvor hatten diese Strafanzeige gegen die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga eingereicht: “Die ‘Bild’-Verantwortlichen machen damit deutlich, dass sie nie davon ausgingen, dass Frau Sommaruga eine der angezeigten Straftaten begangen habe. Wer jedoch eine unschuldige Person bei einer Behörde absichtlich beschuldigt, begeht eine falsche Anschuldigung nach Schweizer Recht und eine falsche Verdächtigung nach deutschem Recht.”

2. “Dauergast im TV-Studio”
(tagesspiegel.de, Nik Afanasjew)
Schon rund 1500 Sendungen hat Steffen Bothe als Studiozuschauer miterlebt: “Als es ins Studio geht, erträgt Bothe den ihm zugewiesenen Platz in der letzten Reihe mit stoischer Ruhe. Stammzuschauer müssen oft nach hinten, damit im Fernsehen nicht immer die gleichen Menschen zu sehen sind.”

3. “Die Rudelmentalität der Medien”
(taz.de, Reinhard Wolff)
Nächste Woche beginnt der Prozess gegen Anders Behring Breivik: “Die PR-Regie des Massenmörders sei bislang ‘teuflisch gut aufgegangen’, konstatiert die Osloer Wochenzeitung Ny Tid. Von den Fotoposen bis zu all seinen Erklärungen: Die meisten Medien sähen kein Problem, alles unkritisch weiterzureichen.”

4. “A Lie Races Across Twitter Before the Truth Can Boot Up”
(nytimes.com, Jeremy W. Peters, englisch)
US-Politikerin Nikki Haley werde angeklagt, schreibt ein Blog. Via Twitter verbreitet sich die Falschmeldung schnell.

5. “Unser Zuhause ist das Internet”
(spiegel.de, Günter Hack)
“Die tobenden Verkäufer aus den fensterlosen Kaufhäusern können sich nicht vorstellen, dass das Netz, anders als alle anderen Verbreitungsmedien, nicht ganz und gar ihnen gehört und ihnen nie gehören wird. Sie können sich erst recht nicht vorstellen, dass das Netz überhaupt kein Medium ist. Noch ferner liegt ihnen der Gedanke, dass das Kontakt-High unter den Usern besseres Entertainment liefern könnte als sie selbst, dabei filmen ihre eigenen Teams nur noch das Netz ab, entnehmen ihm laufend Texte, Daten und Ideen.”

6. “Taking German Chauvinists Down a Peg”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Vergleiche zwischen den USA und Deutschland: “The point of this informal, highly unserious list is just to provoke reflection and provide talking-points to wrong-foot German chauvinists, not make anybody feel bad.”

Urheberrecht, Warm-Upper, Kaninchenzüchter

6 vor 9

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1. “Die komplette Selbstdemontage des Handelsblatt”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß schreibt zur “Handelsblatt”-Titelgeschichte “Mein K©pf gehört mir”, siehe dazu auch die Texte von Thomas Knüwer oder Dirk von Gehlen. Zwei Fälle des aktuellen deutschen Urheberrechts sind in den Artikeln “Strafantrag gegen Kafka-Kopierer” (nzz.ch, Joachim Güntner) und “Die Rainer-Werner-Faßbinder-Foundation. Ein weiteres Zötchen zum Urheberrecht” (albannikolaiherbst.twoday.net) beschrieben.

2. “Wer wird Millionär Bewerbung: Wege und Umwege zu Günther Jauch”
(niedblog.de)
Der Weg zur RTL-Sendung “Wer wird Millionär?” führt über das Bezahlen von einem Euro und über die Beantwortung von privaten Fragen: “Anschließend ging es gute 55 Minuten über mein Leben. Was mir denn so eingefallen sei hinsichtlich der Email und den Stories über mein Leben, wie es so im Zusammenleben mit meiner Freundin sei, ob wir uns oft streiten, ob es morgens Probleme gäbe oder sie Eigenarten hätte, mit denen ich nicht klarkomme.”

3. “Der Zuschauer darf nicht merken, dass er arbeitet”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Ein Interview mit Warm-Upper Christian Oberfuchshuber: “Bei Volksmusik-Sendungen stelle ich oft fest, dass das Publikum mit Krücken vor der Halle steht, später dann aber im Studio genauso ausrastet wie ein Publikum bei der Comet-Verleihung von VIVA. Es ist vielleicht nicht so laut, aber mindestens genauso euphorisch.”

4. “Sven Voss und die Frage ‘Wozu eigentlich ZDF-Sportstudio?'”
(faz-community.faz.net, Jürgen Kaube)
Jürgen Kaube fragt sich, warum die ZDF-Sendung “Das aktuelle Sportstudio” “unersetzlich” sein soll.

5. “Kaninchen werden blind geboren”
(taz.de, Martin Reichert)
“Diese Geschichte handelt davon, dass Journalisten ihr Handwerk häufig bei Lokalzeitungen lernen und dort dazu verdonnert werden, über Ehrungen langjähriger Mitglieder von Kaninchenzüchtervereinen zu berichten, bevor sie – sagen wir – zum Spiegel gehen oder zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung.”

6. “Ein offener Brief”
(wortfeld.de)
Ein Offener-Brief-Generator. Mit Grassifizier-Funktion.

Roboterjournalismus, Syrien, Pepsch

6 vor 9

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1. “Texte in null Komma nichts”
(faz.net, Evgeny Morozov)
Roboterjournalismus: Forbes “stützt sich auf die junge Firma Narrative Science, mit deren Hilfe automatisch Artikel über die voraussichtliche Entwicklung von Unternehmenszahlen generiert werden. Man gibt ein paar statistische Daten ein, und im Handumdrehen liefert die Software gut lesbare Artikel.”

2. “3…2…1… meins!”
(fernsehkritik.tv, Fernsehkritiker)
“TV Psychologin verschenkt Behandlung für übergewichtigen Teeny!” Die Castingagentur manitwo sucht Opfer für Reality-Sendungen mithilfe von Kleinanzeigen auf eBay, Kategorie: “zu verschenken”.

3. “‘Um Syrien tobt eine Schlacht der Bilder'”
(theeuropean.de, Florian Guckelsberger)
Der Journalist und Fotograf Marcel Mettelsiefen warnt davor, sich als Berichterstatter im Syrien-Konflikt emotional auf eine Seite zu schlagen: “Wenn wir nach Syrien gehen, begeben wir uns in die Hände von Menschen, die uns eine bestimmte — ihre — Realität sehen lassen wollen. In einer solchen Situation ist es schwer, neutral zu bleiben — allein die Entscheidung einer illegalen Einreise zu den Rebellen ist an sich schon politischer Aktivismus.”

4. “q.e.d.”
(katrinschuster.de, Katrin Schuster)
Nachdem sich der Schriftsteller Ralf Bönt über eine Kritik an seinem Buch “Das entehrte Geschlecht” geärgert hat, druckt die “Berliner Zeitung” Raum eine Art Gegendarstellung in Form eines Interviews. Der Ressortleiter Harald Jähner unterstellt seiner Autorin Katrin Schuster gleich am Anfang, sie habe zwei Passagen aus Bönts “Manifest” “sinnentstellend zitiert”.

5. “It’s time for Azerbaijan to earn some points for Human Rights”
(youtube.com, Video, 1:45, englisch)
Aserbaidschan will sich mit der Ausrichtung des Eurovision Song Contest als modernes Land präsentieren — Amnesty International gibt ihm null Punkte für Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

6. “Nachrichten vom Niedergang der politischen Karikatur XXIII”
(taz.de, Jakob Hein)
Über eine Karikatur in der “Süddeutschen Zeitung” vom “verlässlich verheerenden ‘Pepsch'”: “Gezeigt werden Merkel und Rösler, die mit Vorschlaghämmern in der Hand eine große Photovoltaikanlage hinterlassen, in die sie das Wort ‘Subventionen’ gehämmert zu haben scheinen. Zwei Männer stehen fassungslos, auf dem Koffer des einen das Wort ‘Insolvenz’. (…) Was ist in dem Köfferchen mit der Aufschrift ‘Insolvenz’ drin? Wer sind die beiden Männer und warum steht nichts auf ihnen? Wird das pepsche Augenlicht im Alter zu schwach, um auf alle Figuren seiner ‘Karikaturen’ was draufzuschreiben?”

Fischer, Maurer, ftd.de

6 vor 9

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1. “Gericht kassiert Freispruch für Ex-‘Bild’-Reporter ein”
(sueddeutsche.de)
Das Oberlandesgericht München hat den Freispruch für einen früheren “Bild”-Reporter aufgehoben, weil die Urteilsbegründung des Landgerichts lückenhaft und widersprüchlich sei. Der Mann war vorgeworfen worden, den Schauspieler Ottfried Fischer mit einem Sexvideo zu einem Interview genötigt zu haben. Dazu passend: Ein Porträt über Fischer aus dem “Süddeutsche Zeitung Magazin” vom 16. März.

2. “Mein Plattenladen heißt Herunterladen”
(d-trick.de/blog, Dietrich Brüggemann)
Der Regisseur Dietrich Brüggemann meldet sich in der aktuell mal wieder besonders heftig geführten Debatte zum Thema Urheberrecht und Internet zu Wort. Dabei zeichnet er eine kleine mediale Autobiographie und ruft in die “tobende Schlacht”: “Regt euch ab, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Filesharing ist mittlerweile eine riskante Sportart, Kino.to und Megaupload sind tot, andere werden folgen. Künstler haben eine lebhafte Phantasie, und Nerds neigen ohnehin zur Paranoia, daher die Hysterie auf beiden Seiten der Debatte. Chillt mal drauf. Kommt runter.” (Weitere Debattenbeiträge zur Bezahlung von Urhebern und der Wertschätzung von Künstlern gibt’s von Malte Welding und Sascha Lobo.)

3. “Das nächste Kapitel”
(taz.de, Felix Dachsel)
Im November 1976 hörten Kölner “Bild”-Redakteure die Telefongespräche von Günter Wallraff ab. Nun bemühen sich “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann und die Axel Springer AG gemeinsam mit Wallraff um eine Aufarbeitung.

4. “Die Satansbräute vom Saarland”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
“Eine Medienposse in drei Akten”: Cicero.de hat im Internet nach Spuren von Jasmin Maurer, Vorsitzende der Piratenpartei im Saarland, gesucht — und dabei womöglich die falsche Person gefunden.

5. “FTD.de: Qualität im (Online-)Journalismus, die Zweite”
(juiced.de, Juicedaniel)
Eine Marketing-Agentur bot für Links auf ihre Seite eine Erwähnung im “Gründermarktplatz” auf der Website der “Financial Times Deutschland” an. Nachdem juiced.de in der Sache recherchiert hatte, nahm ftd.de den “Gründermarktplatz” erst mal offline.

6. “Wie man einen Beitrag baut”
(youtube.com, Video, 120sekundenYT)
Martin Giesler hat den prototypischen Beitrag für eine Magazin- oder Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen produziert.

Antonia Rados, Vertrauensindex, Kopieren

6 vor 9

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1. “Er war dreckig, er war gewalttätig”
(spiegel.de, Arno Frank)
Arno Frank kritisiert die boulevardeske Machart der RTL-Reportage “Das Doppelleben des Diktators – Antonia Rados auf den Spuren des Vergewaltigers Muammar al-Gaddafi”: “Es gibt keinen Grund, an ihren Recherchen zu zweifeln – aber viele Gründe, sich über ihre Methoden zu wundern. Ebenso wahllos wie Gaddafis Schergen auf offener Straße ihre Opfer entführten, filmt Rados auf offener Straße die Gesichter völlig unbeteiligter junger Mädchen ab. Die könnte ein Opfer gewesen sein – und die auch! Darunter liegt dann wahlweise melodramatisches Klaviergeklimper oder bedrohliche Musik wie aus einem Horrorfilm.”

2. “GPRA-Vertrauensindex Q1/2012: 81 Prozent der Deutschen vertrauen den regionalen Tageszeitungen – BILD-Zeitung im Vertrauensranking weit abgeschlagen”
(gpra.de)
Der Verband führender PR-Agenturen Deutschlands (GPRA) hat eine Erhebung zum Vertrauen der Deutschen in verschiedene Zeitungen und Magazine durchführen lassen. GPRA-Präsident Alexander Güttler kommentiert die Rolle von “Bild” im Kontext der Wulff-Affäre so: “Die Selbstwahrnehmung der ‘Bild’-Zeitung unterscheidet sich deutlich von der Realität. Sie besitzt keineswegs eine auf Vertrauen basierende Legitimation, über Moral und Gerechtigkeit in unserem Land zu urteilen.”

3. “Konsequent: Ich fordere die Löschung des politischen Kabarett aufgrund fehlender Relevanz”
(vereinfacher.wordpress.com, Benjamin Heilmann)
Eine Replik auf den gestern in “6vor9” verlinkten Kommentar zum politischen Kabarett “Der Pauker-Prophet Georg Schramm”

4. “Statt Teer und Federn: Druckerschwärze und Papier”
(oldenburger-lokalteil.de)
Die “Nordwest-Zeitung” empört sich im Falle des in Emden unschuldig verhafteten 17-Jährigen darüber, dass im Internet schnell private Details über den vermeintlichen Täter kursierten. Dabei ging die “NWZ” selbst auch nicht sorgfältiger vor.

5. “Eine kurze Geschichte vom Kopieren und Kapieren”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer zeigt in einem historischen Exkurs, dass bei der Debatte um die Zukunft des Urheberrechts im Internet eigentlich nicht um das Urheberrecht oder das Internet an sich geht, sondern um die Kopier- und Verfügbarkeit von Daten und wie man mit den technischen Möglichkeiten umgeht.

6. “Chaos ist, was IHR draus macht.”
(hennesihmsein.blogspot.de)
Eine Abrechnung mit dem Verhalten einiger Journalisten, die voreilig über die Entlassung von Köln-Trainer Stale Solbakken berichteten.

Karl May, Georg Schramm, Dilbert

6 vor 9

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1. “Karl May und der Wiederholungstäter Franz Josef Wagner”
(unlesbar.de, Christian Ciemalla)
Was “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner in seinem Brief an Karl May schreibt.

2. “Die Meinungsmacker”
(spiegel.de, Barbara Hans)
Barbara Hans prüft in deutschen Zeitungen, wie viele Leitartikel von Frauen verfasst sind: “Von insgesamt 199 Artikeln wurden 35 von Autorinnen verfasst, das entspricht 18 Prozent. Die Stichprobe erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein. Sonntagszeitungen wurden nicht berücksichtigt.”

3. “Das Imperium schlägt zurück: Wie die FAS die Piraten versenken will”
(surfguard.wordpress.com)
Surfguard reagiert auf drei, gestern in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” über die Piratenpartei erschienene Artikel. “Die Piraten sind keine Post-Privacy-Propheten, auch wenn es solche bei ihnen sicherlich gibt, so wie es einen Arbeitnehmerflügel in der CDU gibt. Die Piraten fordern die Transparenz staatlichen Handelns, sprechen sich aber ganz ausdrücklich für das Recht jedes Menschen auf Privatsphäre aus, sogar für dessen Erweiterung, und natürlich für informationelle Selbstbestimmung.”

4. “Indien: Die letzte handgeschriebene Zeitung der Welt”
(de.globalvoicesonline.org, Rezwan)
“The Musalman” aus Chennai ist die womöglich einzige handgeschriebene Tageszeitung der Welt.

5. “Der Pauker-Prophet Georg Schramm”
(boess.welt.de, Gideon Böss)
Gideon Böss glaubt, das Publikum von Kabarettist Georg Schramm (Neues aus der Anstalt) genau zu kennen: “Schramm brüllt auf der Bühne, ist empört und verwünscht die Mächtigen, die Reichen und Erfolgreichen. Das alles für ein verbeamtetes Publikum aus Lehrern, das sich für die Sicherheit einer enorm privilegierten Arbeitsstelle um die Chance gebracht hat, vielleicht selbst einmal richtig mächtig, reich und erfolgreich zu werden (aber auch um das Risiko, dabei pleite zu gehen). Es ist eine Symbiose: Die Lehrer sind die treusten Fans der Kabarettisten und die Kabarettisten schimpfen im Gegenzug über all das, was die Lehrerzimmer der Nation ärgert. Über Dieter Bohlen, die FDP und Josef Ackermann. Aber erstaunlich selten darüber, dass man den Beamtenstatus für Lehrer abschaffen sollte. Wer legt sich schon ohne Not mit seiner Klientel an (zumal, wenn dann und wann ein Preis zu vergeben ist)? Da sind Kabarettisten auch nicht anders als die von ihnen kritisierten Politiker.”

6. “The One that Didn’t Get Published”
(dilbert.com, Scott Adams, englisch)
Ein von der Zeitung zurückgewiesener “Dilbert”-Comic.

Dokusoaps, Gabor Steingart, Plagiatoren

6 vor 9

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1. “Wie Twitterer Rob Vegas als Harald Schmidt bild.de reinlegte”
(rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
Bild.de, Blick.ch und Tagesanzeiger.ch halten Tweets von @BonitoTV für Aussagen von Harald Schmidt.

2. “10 weitere bemerkenswerte Dokusoaps”
(fernsehkritik.tv, Video, 27 Minuten)
Ein Blick auf verschiedene aktuelle gescriptete und nicht gescriptete Sendungen im deutschen Fernsehen. Ab Minute 12 die RTL-Sendung “Jugendliebe”: Briefe, die auf deutsch geschrieben werden, erhält der Empfänger auf wundersame Weise in englischer Sprache.

3. “Offener Brief an Gabor Steingart: Über Verlage, freie Autoren, Urheberrecht und innere Pressefreiheit”
(immateriblog.de, Matthias Spielkamp)
Matthias Spielkamp antwortet auf einen Brief von “Handelsblatt”-Chefredakteur Gabor Steingart: “Daher möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass erstens Ihre Behauptung falsch ist, dass ‘seit jeher’ mit jeder Honorarzahlung alle diese Rechte ausschließlich an Sie abgetreten wurden. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass das eine dreiste Lüge ist, denn Sie bzw. Ihr Justiziariat (müssten) wissen, dass das nicht so ist.”

4. “Interview mit carta.info: Meinungsjournalismus statt Nachrichten”
(netzpiloten.de, Stefan Mey)
Stefan Mey befragt Tatjana Brode von “Carta”: “Wir werden versuchen, die Strukturen dezentraler zu organisieren, die Arbeit stärker zu verteilen. Natürlich wäre es schön, wenn wir einen guten Vermarkter finden, und noch besser, wenn wir außerdem eine Förderung bekämen. Aber wir haben nicht den Anspruch, dass sich Carta unbedingt sofort tragen muss.”

5. “The 4 types of serial plagiarists in journalism”
(poynter.org, Craig Silverman, englisch)
Craig Silverman identifiziert vier Typen von Plagiatoren im Journalismus: “The Early Bird, The Keener, The Blank Slate, The Dinosaur”.

6. “Viele leiden darunter, dass sie es jedem recht machen wollen”
(zeit.de, Harald Martenstein)
“Einige Fotografen verhalten sich wie Raubtiere, die vom Fleisch ihrer Beute leben. In Heiligendamm stand nach ein paar Sekunden Lesung eine Fotografin auf, ging nach vorne, stellte sich etwa sechzig Zentimeter vor der Bühne hin, sodass ich ihren Atem riechen konnte, und machte eine Aufnahme nach der anderen mit Blitzlicht. Der Apparat gab dabei ein schnarrendes Geräusch von sich, welches durch Mark und Bein ging. Nach etwa zehn Fotos habe ich einen Wutanfall bekommen. Als die Lesung vorbei war, kam die Frau, um sich zu beschweren.”

Syrien, Harald Schmidt, Lol

6 vor 9

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1. “Fehlerlos genug? Journalisten profitieren von Selbstkritik”
(evangelisch.de, Miriam Bunjes)
Medienwissenschaftler Colin Porlezza im Interview zum Umgang mit Fehlern in den Redaktionen: “Es nützt der Glaubwürdigkeit von Journalisten, wenn sie Fehler zugeben und korrigieren. Das sagen die von den Fehlern betroffenen Quellen und das haben jetzt auch die befragten Journalisten mehrheitlich gesagt. Werden die Fehler nicht korrigiert, schadet es den Journalisten hingegen enorm. Die Informationsquelle wird sich gut überlegen, ob sie dem betreffenden Journalisten und vielleicht auch dem gesamten Medium noch einmal Informationen gibt.”

2. “Unvollständiges Bild: Berichterstattung aus Syrien”
(ndr.de, Video, 7:09 Minuten)
Der freie Kameramann Marcel Mettelsiefen setzt sich dafür ein, im Syrien-Konflikt auch die nicht so spektakuläre Seite der Assad-Anhänger abzubilden: “Es herrscht ein Ungleichgewicht in der Berichterstattung.” Ab 4:20 Minuten: Ein Mann aus Syrien taucht auf YouTube-Videos, die innerhalb weniger Tage veröffentlicht wurden, in verschiedenen Rollen auf: als Journalist, als Rebell, als Opfer.

3. “Schnurstracks ins Lokale”
(drehscheibe.org, Stefan Wirner)
Carlo Imboden beobachtet das Verhalten von Zeitungslesern: “Die Verlage müssen sich noch bewusster darü­ber werden, dass das Lokale immer entscheiden­­der wird für die Kaufbereitschaft der Leser. Wenn ich die Mantel-Informationen online besser und gratis bekommen kann – vom Wall Street Journal bis zur FAZ – aber keine gu­ten Inhalte im Lokalen bekomme, dann ist niemand mehr bereit, etwas dafür zu bezahlen.”

4. “Schmidt ist der übelste Zyniker, den ich jemals getroffen habe”
(tagesanzeiger.ch, Philippe Zweifel)
Ex-Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski kommentiert die Einstellung der Harald Schmidt Show: “Gottschalk und Schmidt haben beide eine geniale Seite, aber sie überschätzen sich und gehen deshalb Risiken ein, die man nicht eingehen darf – schon gar nicht in Deutschland, wo das Erfolgsrezept Durchschnittlichkeit heisst, was ja Angela Merkel oder Günther Jauch so schön vorexerzieren.” Siehe dazu auch “Das kleine Problem mit dem Plan B für Gottschalk” (dwdl.de, Thomas Lückerath)

5. “Die neuen Presseplayer”
(neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß schreibt zum von Presseverlegern angestrebten Leistungsschutzrecht: “Die Vertreter der Presseverlage sagen das nicht, aber ein Presseleistungsschutzrecht könnte auch die Wikipedia gefährden. Man fängt bei neuen weitreichenden Gesetzen natürlich bei den vermeintlichen bösen und übergroßen Unternehmen an, die man zähmen / zu ‘Fairness’ zwingen will (hier: Google), langfristig geht es aber natürlich darum, Kontrolle am Markt auszuüben, und damit sind dann alle Akteure gemeint, egal ob sie überhaupt am Markt agieren oder außerhalb stattfinden.”

6. “Polizei will Daten von ‘Anonym’ und ‘Lol'”
(blog.odem.org, Alvar Freude)
Ein Brief (PDF-Datei) von Polizeiobermeisterin K. der Berliner Polizei.

Daily Mail, Abokündigung, Sportinformation

6 vor 9

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1. “Mail Supremacy”
(newyorker.com, Lauren Collins, englisch)
Die 1896 gegründete britische Tageszeitung “Daily Mail” erreicht vier mal so viele Leser wie der “Guardian”, im Januar überholte sie die “New York Times” als meistgelesene Zeitung online. Der ausführliche Bericht von Lauren Collins beleuchtet die Haltung der Zeitung während dem 2. Weltkrieg und die Beziehung zu den Prominenten: “In 1997, after Princess Diana’s death, the third Viscount Rothermere promised that the paper would no longer use photographs taken by paparazzi—a vow that didn’t last.”

2. “Axel Springer AG verurteilt”
(vzhh.de)
Das Landgericht Berlin verurteilt die Axel Springer AG wegen unlauterer Abowerbung, meldet die Verbraucherzentrale Hamburg: “Das Gericht verbot dem Medienunternehmen, Kunden, die ihr Zeitschriftenabonnement gekündigt haben, mit der Aufforderung anzuschreiben, sie zurückzurufen, weil noch eine Frage aufgetreten sei, wenn der Kunde tatsächlich auf diesem Wege dazu bewegt werden soll, seine Kündigung zurückzunehmen.”

3. “Warum ich den ‘Blick’ verachte”
(facebook.com, Max Küng)
Max Küng thematisiert den Umgang von “Blick” mit den Opfern des Busunglücks im Wallis: “Es mag etwas altmodisch klingen, aber ich verachte den ‘Blick’, respektive die Leute, die für die Leidpornografie in seinen Seiten verantwortlich sind.” Siehe dazu auch “Wie es mit Emma wirklich war” (blick.ch, Ralph Grosse-Bley).

4. “Fanprojekt fordert Gegendarstellung von Bildzeitung”
(stadionwelt-fans.de)
Fußball: Ein Sozialpädagogisches Kölner Fanprojekt fordert von “Bild” eine Gegendarstellung.

5. “Müssen nicht jeden Schrott melden”
(medienkritik-schweiz.ch, Reto Stauffacher)
Reto Stauffacher befragt Peter Lerch vom Schweizer Sportnachrichtendienst SI: “Wir haben die viel grössere Verantwortung als all diese Medienportale. Wenn wir etwas melden, ist das sofort in allen Kanälen sichtbar und nicht mehr auszulöschen. Und wenn diese Meldung nicht stimmt, dann ist das für uns der absolute Horror. Wir melden etwas erst, wenn wir wissen, dass es tatsächlich stimmt. Vielleicht wird uns diese Tatsache manchmal als ‘langsam’ ausgelegt.”

6. “Der Alabama Face Guy”
(hermsfarm.de)

SWR3, Fox News, DSDS Kids

6 vor 9

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1. “Nur die Harten…”
(haihappening.de, David Theis)
Der “Bibelkommentar” des Radiosenders SWR3 befasst sich mit dem Freitod von Timo Konietzka.

2. “Aus unseren Kreisen”
(vocer.org, Christian Meier und Stephan Weichert)
Christian Meier und Stephan Weichert charakterisieren verschiedene Typen des Medienkritikers: Allrounder, Fachredakteur, Wirtschaftsexperte, Kritiker, Regulierer, Technikversteher: “Zum Job gehört es naturgemäß, sehr viel Zeit mit dem tatsächlichen Konsum von Medien zu verbringen – Filme anzuschauen, Zeitschriften zu lesen, vielleicht Drehbücher zu studieren oder Hörspielen zu lauschen. Was für andere Zeitvertreib und Entspannung ist, bleibt für den Kritiker Arbeit.”

3. “Der US-Sender Fox News will in die Mitte rücken, aber konfrontativ bleiben”
(nzz.ch, Andreas Mink)
Eine aktueller Report über den US-TV-Sender Fox News: “Offensichtlich nehmen viele Zuschauer das Geschehen auf Fox News nicht als Inszenierung wahr, sondern als bare Münze.”

4. “Mit dem digitalen Wandel umgehen”
(donaukurier.de)
“Donaukurier”-Verleger Georg Schäff spricht sich gegen ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger aus. “Ich halte wenig bis gar nichts davon, wenn mittels rechtlicher Zwänge im Grunde genommen nichts anderes geschehen soll, als dass der freie Wettbewerb ausgehebelt wird.”

5. “Nur Verlierer, keine Gewinner”
(medien-monitor.com, Sophie Mono)
Sophie Mono mag sich nicht auf die RTL-Sendung “DSDS Kids” freuen: “Es wird Niederlagen geben, Tränen und Misserfolge, so viel steht fest. Und selbst die erfolgreichen Kids werden das helle Rampenlicht und seine Schattenseiten sicherlich nicht unversehrt überstehen.”

6. “Wie PR-Agenturen ticken”
(stadioncheck.de)
Eine PR-Agentur bietet eine Medienkooperation an. Stadioncheck.de antwortet.

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