Archiv für 6 vor 9

Leserkommentare, Spremberg, Apps

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Pöbler werden ignoriert”
(drehscheibe.org, Stefan Wirner)
Sebastian Horn stellt bei den kommentierenden Nutzern von “Zeit Online” vier verschiedene Typen fest: Den klassischen Troll, den vorbildlichen Musterschüler, den Bemühten oder auch den Fleißigen und den Besserwisser.

2. “Das Schweigen der Mehrheit”
(tagesspiegel.de, Frank Jansen)
Nach dem Angriff auf die Redaktionsräume der “Lausitzer Rundschau” fährt Frank Jansen nach Spremberg, stellt Fragen und erntet mehrheitlich Schweigen.

3. “Schillernde Indizien”
(nzz.ch, Joachim Güntner)
Joachim Güntner zählt “Rechercheure und Ghostwriter” auf, die im Namen von Günter Wallraff geschrieben haben. “Das ändert nichts am sachlichen Gehalt von Wallraffs Büchern. Indessen darf man wünschen, dass ein Autor, der antritt, nur aus erster Hand zu berichten, diesen Anspruch auf Authentizität mit einer grösseren persönlichen Wahrhaftigkeit verbindet.”

4. “Die letzte exklusive Ware im Journalismus: Komprimierte Zeit”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Printjournalist Constantin Seibt empfiehlt den Zeitungen, “unverschnittene Ware zu liefern” und “im Zweifelsfall weniger und konzentrierter zu schreiben”. Langfristig bleibe nur eine Chance: “Die Flucht in die Qualität. Also in zeitraubende Bereiche wie Recherche und Stil zu investieren.”

5. “Are publishers waking up from their dream about apps?”
(gigaom.com, Mathew Ingram, englisch)
Ist das iPad für Magazine und Zeitungen wirklich ein Geschenk der Götter? “The biggest problem is that apps are walled gardens by design — most allow you to share articles through social media, but they don’t contain links and in most cases they don’t have comments either.”

6. “Hallo Papa Volkan”
(fraufreitag.wordpress.com)

Beziehungen, Presserabatte, Prozentbalken

6 vor 9

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1. “‘Bild’ und Wulff – Ziemlich beste Partner”
(otto-brenner-stiftung.de)
Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz machen eine Fallstudie zur Beziehung zwischen “Bild” und Ex-Bundespräsident Christian Wulff (PDF-Datei, 2,1 MB).

2. “Sido stürzt ‘Bild’ ins Beziehungs-Chaos”
(focus.de)
Die Beziehungen zwischen Sido und verschiedenen Frauen in der Berichterstattung von “Bild” und “Bild am Sonntag”.

3. “Gegenrede: Presserabatt ≠ Bestechung”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi antwortet auf den Deutschlandfunk-Beitrag “Kritisch oder käuflich” von Brigitte Baetz zu Journalistenrabatten: “Ich habe Presserabatte genutzt und fühle mich trotzdem unabhängig. Entscheidet man sich morgen, das System ad acta zu legen, werde ich nur mit den Schultern zucken. Dann ist das halt so. Aber der gesamten Journaille mit hanebüchen zusammen gerührten Behauptungen über Presserabatte, Belegexemplare und PR-Geschenken korrupte Tendenzen unterstellen zu wollen, finde ich armselig und populistisch.”

4. “Der griechische Extremismus-Balken”
(fernseherkaputt.blogspot.de)
Eine Infografik in der Nachrichtensendung “Zeit im Bild” (Video) zu den Parlamentswahlen in Griechenland zeigt Prozentbalken in falscher Höhe: “Die 17 Prozent der Koalition der Radikalen Linken (SYRIZA) bekommen einen gleich großen Balken wie die 7 Prozent des neonazistischen Chrysi Avgi (GMR).”

5. “Wieviel ist ‘eine Zunahme um das Dreifache’?”
(herrmeyer.ch)
Thomas Meyer erklärt den Unterschied zwischen “Dreimal so viele” und einer “Zunahme um das Dreifache”.

6. Best of Roche & Böhmermann
(zdf.de, Video, 57:15 Minuten)
“Roche & Böhmermann” blicken zurück auf die bisherigen Ausgaben der Talksendung.

Katzen, Kurven, Kekse

6 vor 9

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1. “Bild-Zeitung will raus aus der Gosse”
(fr-online.de, Antje Vollmer)
Antje Vollmer kritisiert die Nominierung von “Bild” für den Henri-Nannen-Preis – statt Journalismus würden Kampagnen gewürdigt. “Das Abstandsgebot zwischen der Darstellung eines Sachverhalts in seriösen Blättern und dem Kampagnenstil des Boulevards wird zunehmend missachtet. Heute überschlagen sich alle wie die Lemminge, wenn erst einmal der Startschuss für eine Hatz gefallen ist, auf welchen Sündenbock auch immer.”

2. “Agendasetting muss Sache der Journalisten sein!”
(investigativ.ch, Beat Balzli)
Als “Spiegel”-Redakteur Beat Balzli als “Handelszeitung”-Chefredakteur in die Schweiz zurückkehrt, trifft ihn fast der Schlag: “Das Ausmaß des Einflusses der PR-Leute hierzulande ist erschreckend; ihre Präsenz hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr gesund sein kann.” Er nennt Gründe für das PR-Unwesen und erzählt, wie seine Zeitung damit umgeht.

3. “Kritisch oder käuflich”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Brigitte Baetz prüft Journalistenrabatte: “Drei Viertel aller Journalisten, so eine Untersuchung, nutzen Presserabatte: für den Kauf von Rasenmähern, für Urlaubsreisen oder Tauchkurse.”

4. “Keine Rechte, keine Kekse”
(fernsehkritik.tv, Video)
Wie das Bundesliga-Spitzenspiel Borussia Dortmund gegen Bayern München vom TV-Sender “Sport 1” live übertragen wird – ohne TV-Bilder.

5. “Die S-Kurve in meinem Zitat im Paywall-Artikel im ‘Journalist'”
(hogenkamp.com)
Peter Hogenkamp, Leiter Digitale Medien bei der NZZ, bloggt über einen “Journalist”-Artikel, in dem er als “ein Mann der Kurven” beschrieben wird und thematisiert die Online-Strategie des Medienmagazins: “Es entbehrt dennoch nicht einer gewissen Ironie, dass die Medienmagazine, die sehr abgeklärt und gern mit dem Unterton ‘Haben die es immer noch nicht kapiert!?’ über die Paid-Content-Anstrengungen der Verlage schreiben, ganz offensichtlich noch keine eigene Zukunftsvision entwickelt haben.”

6. “Entschuldigung, BILD!”
(youtube.com, Video, 3:11 Minuten)
Martin Sonneborn entschuldigt sich im Namen von “Bild” bei den Lesern, zum Beispiel für die Schlagzeile “Deutscher Erfinder kann aus Katzen Benzin machen” (BILDblog berichtete).

Nachtkritik, Trolle, Kermit

6 vor 9

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1. “Der Erfinder des analogen Dauershitstorms”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig widmet sich dem 100. Geburtstag von Axel Springer und dem “analogen Dauer-Shitstorm BILD”: “Ich behaupte, dass BILD heute nicht mehr derart beim Publikum verfängt wie zu ihren Hochzeiten. Die Leute sind skeptischer geworden. Selbst ein BILD-Leser glaubt nicht mehr alles, was im Blatt steht. BILD funktioniert eher wie moderne Werbung: Entscheidend ist, was dann doch irgendwo haften bleibt.” Siehe dazu auch “Springer ohne Schneider” (sueddeutsche.de, jja).

2. “Fünf Jahre nachtkritik.de – eine kleine Zwischenbilanz”
(nachtkritik.de, Dirk Pilz)
Heute wird das Theaterkritikportal Nachtkritik.de fünf Jahre alt. “Ich kenne keinen Pressespiegel, der nicht die positive Kritik aus der Zeit immer vor die aus der, zum Beispiel, Lausitzer Rundschau heftet. Die Markengläubigkeit ist enorm, das Lesevermögen gering ausgebildet. Es gilt hier offenbar, was auch sonst gilt: Argumente allein überzeugen kaum. Man kann das beklagen – es ist beklagenswert! –, aber man muss zur Kenntnis nehmen, dass alle Debatten, gerade im Theaterbetrieb, macht- und oft genug filzgesteuert sind. Das schadet, auf lange Sicht, allen Beteiligten.”

3. “Liebe Medien, eine Neighborhood Watch ist keine Bürgerwehr”
(usaerklaert.wordpress.com)

4. “5 Ways to Spot a B.S. Political Story in Under 10 Seconds”
(cracked.com, David Wong, englisch)
Wie man Storys, die man nicht lesen muss, bereits in der Überschrift erkennt.

5. “Freie Fahrt für Trolle?”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Der Schweizer Presserat beschäftigt sich mit einem vom Chefredakteur der Zeitung “Südostschweiz” für das Online-Portal gesperrten Nutzer: “Eine Redaktion kann zwar frei darüber entscheiden, ob sie einzelne Leserbriefe, Einträge in Internet-Foren oder Kommentare im Internet veröffentlicht. Wenn sie aber einzelne Personen, Personengruppen oder Institutionen in einem Medium mit einer Publikationssperre belegt, kann dies gegen die Grundsätze der freien Meinungsbildung, der Meinungspluralität und der Fairness verstossen. Für eine Publikationssperre braucht es sehr gute Gründe. Solche liegen hier nicht vor. Deshalb ist die Publikationssperre nicht gerechtfertigt.” Siehe dazu auch “Die Rückkehr des Trolls” (suedostschweiz.ch, David Sieber).

6. “Kermit the Frog’s German TV Offense”
(colbertnation.com, Video, 4:50 Minuten, englisch)
Stephen Colbert findet es bemerkenswert, dass Kermit der Frosch mit einem Pro7-Auftritt Product-Placement-Verordnungen (“Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht”) verletzt hat.

Axel Springer, Impfkritik, Öl

6 vor 9

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1. “Drei Leben: Axel Springer”
(youtube.com, Video, 89 Minuten)
Ein Film von Manfred Oldenburg, Jobst Knigge und Sebastian Dehnhardt teilt das Leben von Axel Springer in drei Teile auf: Verleger, Feindbild, Privatmann.

2. “Ein deutsches Prangerschema”
(vocer.org, Hans Mathias Kepplinger)
Hans Mathias Kepplinger widmet sich der Skandalisierung: “In Deutschland geht es bei der Skandalisierung von Personen meist um Geld und geldwerte Vorteile, gelegentlich auch um die NS-Zeit und den Umgang damit. (…) Besonders deutlich wird die Fixierung der Deutschen auf geldwerte Vorteile im Fall von VW: Zum Skandal wurde nicht, dass die Mitarbeiter ihre Frauen betrogen hatten, sondern dass das Unternehmen dafür bezahlt hatte. In den USA wäre es umgekehrt gewesen.”

3. “Impfen ist gut und die Erde eine Scheibe”
(scilogs.de, Boris Hänßler)
Boris Hänßler schreibt über Impfkritik.de, ein “Portal für unabhängige Impfaufklärung”. “Das Portal wird von dem Medizinjournalisten Hans Tolzin betrieben, der anhand vieler Studien und Statistiken eindrucksvoll belegt, was für ein Unsinn Impfen eigentlich ist. Oder zumindest, wie tückisch Medizinjournalismus sein kann.”

4. “Geografie und Skandal”
(pselbst.de)
Schweröl im sibirischen Fluss Angara, der nicht in den Baikalsee mündet, wie verschiedene Medien schreiben, sondern ein Abfluss daraus ist.

5. “Porn panic!”
(guardian.co.uk, Martin Robbins, englisch)
Die “Daily Mail” sorgt sich um den Pornokonsum Jugendlicher: “The problem with the Mail’s campaign is that it is built on a combination of pig-headed ignorance and breath-taking hypocrisy.”

6. “Warum man Frauen unmöglich ‘nicht mitmeinen’ kann”
(herrmeyer.ch)
“Wer von acht Mitarbeiterinnen und acht Mitarbeitern als ‘sechzehn Mitarbeitern’ spricht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht misogyn veranlagt, sondern praktisch: Er möchte banalerweise einfach zum nächsten Satz übergehen.”

Seniorenunterhaltung, Staatsräson, Neonazis

6 vor 9

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1. “15 Thesen zum Journalismus im 21. Jahrhundert”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Wie alternde Schlagersänger seien Printjournalisten längst größtenteils in der Seniorenunterhaltung tätig, stellt Printjournalist Constantin Seibt fest. Der Ausweg aus der Lage sieht er im Stil. “Weil Stil ein eleganter, energischer Weg ist, die drei zentralen Probleme im heutigen Journalismus gleichzeitig anzugehen: die angeschlagene Glaubwürdigkeit, die in Routine erstarrten Redaktionsstrukturen, das alternde Publikum.”

2. “Neonazis attackieren ‘Lausitzer Rundschau'”
(tagesspiegel.de, Sandra Dassler)
Ein Redakteur der “Lausitzer Rundschau” nimmt den Verfassungsschutzbericht 2011 zum Anlass, “über die zunehmende Präsenz von rechtsextremen Gruppen in der Stadt an der Grenze zu Sachsen zu berichten”. Daraufhin wird das Redaktionsgebäude bemalt und beklebt. “In der Nacht zu Dienstag wurden dann Innereien von Tieren ans Schild der Redaktion gehängt.” Die Redaktion will sich nicht einschüchtern lassen (lr-online.de, Johannes M. Fischer). Im Gegenteil, sie ist “ermuntert, noch engagierter zu recherchieren und sich intensiv mit der Feder gegen den Rechtsextremismus zu wehren”. “Der Fall zeigt lediglich die Primitivität der Täter, deren Respektlosigkeit gegenüber fremdem Eigentum und das infantile Unvermögen, andere Meinungen zu ertragen.”

3. “Keine Verkäuferin, nicht verletzt”
(skensegeng.wordpress.com, 18. April 2012)
Eine Frau aus Klagenfurt findet sich mit ihrem Facebook-Foto in der Zeitung wieder: “Sie war mit Name und Bild in der Tageszeitung ‘Österreich’ abgebildet – als Opfer eines brutalen Raubüberfalles, mit dem sie niemals etwas zu tun hatte.”

4. “Armee dementiert Chaos bei Armeewaffen”
(nzz.ch, Markus Häfliger)
Der Chef der Schweizer Armee, André Blattmann, wirft der “Sonntagszeitung” Manipulation von Zitaten vor. Zu Unrecht, fand Markus Häfliger heraus. “Auf Anfrage stellte die ‘Sonntagszeitung’ der NZZ ihren Mailwechsel zur Verfügung, den sie am letzten Freitag und Samstag mit dem zitierten Armeesprecher geführt hatte. Diese Mails zeigen, dass der Blattmanns Armeesprecher die Zitate wörtlich und schriftlich exakt so autorisiert hatte, wie sie in der ‘Sonntagszeitung’ wiedergegeben wurden.”

5. “Springer? 1,70 Euro pro Zeile! Äh … Anteilsschein!”
(freischreiber.de)
Freischreiber, ein Berufsverband freier Journalisten, macht auf den Unterschied zwischen Zeilengeld und Unternehmensgewinn im Axel-Springer-Verlag aufmerksam.

6. “Die Top Ten! – Belletristik”
(ardmediathek.de, Video, 9:20 Minuten)
Literaturkritiker Denis Scheck sieht in den Reaktionen auf das Gedicht “Was gesagt werden muss” von Günter Grass einen “typisch deutschen Ausgrenzungsdiskurs”: “Statt für die Freiheit des Wortes Partei zu nehmen, hat die deutsche Literaturkritik auf Staatsräson gepocht. Statt Abweichler in Schutz zu nehmen, hat man sich im Reihenschluß geübt. Statt ästhetische Maßstäbe anzulegen, hat man sie zugunsten eines politischen Verdikts über Bord geworfen (…)”

Günter Wallraff, Friede Springer, DDVG

6 vor 9

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1. “Das waren freundliche Herren”
(zeit.de, Evelyn Finger und Annabel Wahba)
Evelyn Finger und Annabel Wahba befragen Günter Wallraff, der zuletzt für das “Zeit Magazin” undercover unterwegs war, kritisch zu seiner Vergangenheit: “Es wird jetzt so getan, als hätte ich zwischen 1968 und 1971 ein nie verjährendes Kapitalverbrechen begangen. Die Akten werden immer wieder aufgewärmt, mit dem Ziel, meine Arbeit zu diskreditieren und mich menschlich als Drecksau erscheinen zu lassen.”

2. “Ich wollte es dem Herrn Kirch beweisen”
(welt.de, Andrea Seibel)
Ein ausführliches Interview mit Friede Springer, der Witwe von Axel Springer: “Einmal meinte ich, ich sei ein Produkt von ihm, das ist missverständlich, es klingt, als hätte ich keinen eigenen Willen. Heute sage ich: Er hat mich ausgebildet, ich bin dank ihm gewachsen.”

3. “Wir stehen zur FR”
(fr-online.de, Joachim Frank)
Barbara Hendricks, Generaltreuhänderin der SPD-Medienholding DDVG, die mit 40 Prozent an der “Frankfurter Rundschau” beteiligt ist, feiert ihren 60. Geburtstag: “Alle Welt erachtet den Einfluss privater Verleger auf ihre Zeitungen für völlig normal, hielte es aber gleichsam für Teufelswerk, wenn eine demokratisch verfasste Partei dies täte.”

4. “Die Fehler der anderen – von Hightech und Huren”
(wissenschaftkommuniziert.wordpress.com, Reiner Korbmann)
Wurde der MP3-Player in München entwickelt, wie in der “Süddeutschen Zeitung” zu lesen ist? “Weder wurde der MP3-Player hier entwickelt, noch der Softwarestandard MP3. MP3 stammt – immerhin fast richtig – aus einem Fraunhofer-Institut, aber dem Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen.”

5. “Spannungen zwischen Piraten und Journalisten”
(welt.de)
Journalisten am Bundesparteitag der Piratenpartei in Neumünster: “Für Empörung sorgte ein TV-Team, das als Requisit für seine Sendung ein Spielzeug-Piratenschiffchen mitgebracht hatte, auf dem unter anderem rechtsextreme Losungen angebracht waren.”

6. “Das Testament des Axel Cäsar Springer”
(spiegel.de, Michael Jürgs)
Was Axel Springer an seinem 100. Geburtstag gesagt hätte, wenn er noch leben würde. Siehe dazu auch “Die Rückkehr des Axel Caesar Springer” (taz.de, Arno Frank).

Andreas Türck, Empörungsdebatten, Merlin

6 vor 9

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1. “‘Ich werde das Geschrei nie vergessen'”
(einestages.spiegel.de, Christian Gödecke und Danny Kringiel)
Andreas Türck erinnert sich, wie die Nachmittags-Talkshows der 1990er-Jahre produziert wurden: “Pro Tag wurden in Hamburg drei Sendungen aufgezeichnet, an drei Tagen hintereinander in der Woche. Auf dem Gelände standen drei Studios nebeneinander, in dem einen produzierte Schwartzkopff TV ‘Sonja’, im nächsten ‘Pilawa’ und im dritten meine Sendung – das Ganze mit einer einzigen Regie, das ging zack, zack! Irgendwann musste man nur noch das Thema wissen, der Rest wiederholte sich.”

2. “Empörungsdebatten – ein Höchstmass an Aufmerksamkeit bei geringstem Einsatz in der Sache”
(nzz.ch, Miriam Meckel)
Miriam Meckel analysiert einige kürzlich in den deutschen Medien geführte Debatten: “Aufmerksamkeit ist die neue Währung der Empörungskultur. Sie entsteht im Tausch von Reiz gegen Reaktion.” Patrick Breitenbach ergänzt: “Nicht die Bürger im Netz sind nun die großen Lautsprecher, es sind in der Regel weiterhin die etablierten, reichweitenstarken Medien” (blog.karlshochschule.de). Siehe dazu auch die Shitstorm-Skala (feinheit.ch).

3. “Die ganze Wahrheit über das Nowitzki-Interview”
(david-nienhaus.de)
David Nienhaus muss sich bei einem Telefoninterview im Konferenzmodus mit Dirk Nowitzki die Fragen der “Bunte” anhören.

4. “Nicht so ein fauler Zauber wie BILD: MERLIN war Springers bestes Blatt (zum 100sten)”
(blog.dummy-magazin.de)
Die Redaktion von “Dummy” liest “Merlin”, eine esoterische Zeitschrift aus dem Axel-Springer-Verlag von 1948: “Leider ging MERLIN nach nur drei Ausgaben den Weg alles Irdischen.”

5. “The Daily Mail and Everything After”
(marawilsonwritesstuff.com, englisch)
US-Schauspielerin Mara Wilson macht Bekanntschaft mit der Arbeitsweise der britischen “Daily Mail”: “I had read articles in the Daily Mail before, so I knew what to expect: something cheap and sensationalist. What I did not expect was an article composed almost entirely of out-of-context quotes from my blog. There were no citations and there was no link to the original post on my site.”

6. “Nach ständigen Nazi-Vergleichen: Piratenpartei resettet Mitglieder und behebt Fehler im Parteiprogramm”
(eine-zeitung.net, Satire)

Shitstorm, Simpsons, Filmsynchronisation

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1. “Erklärungsnot: Minister Friedrich und die ‘Bild'”
(ndr.de, Video, 5:31 Minuten)
Aufgrund einer kleinen Anfrage der Partei “Die Linke” musste das deutsche Innenministerium zugeben, dass seine Pressestelle “Bild” vorab die Studie “Lebenswelten junger Muslime in Deutschland” zukommen ließ (BILDblog berichtete). Diese Tatsache wurde zunächst abgestritten. In der Antwort auf die Anfrage heißt es: “Zur Vorbereitung eines Interviews (…) wurde der Redaktion vom Pressereferat des BMI ein Vorabexemplar übersandt, (…).” Siehe dazu auch “‘Bild’ wurde Islam-Studie doch vorab zugesteckt” (migazin.de).

2. “Versöhnen und spalten”
(taz.de, Felix Dachsel)
Das Verhältnis zwischen dem Axel-Springer-Verlag und Günter Wallraff betreffend fragt Felix Dachsel, ob es “Springer’sche Dialektik” sei, “die eine Hand zur Versöhnung ausstrecken und mit der anderen den Stahl schmieden, mit dem der Feind zur Strecke gebracht wird”.

3. “Shit im Spiegel”
(bloghalde.de, Matthias Schumacher)
Matthias Schumacher ist enttäuscht vom von drei “Spiegel-Online”-Journalisten produzierten Artikel “Shitstorm, nein danke!”: “Statt ausführlicher Erfahrungsberichte, Frage und Gegenfrage, folgt eine Fotostrecke mit einigen verhaltenen Zeilen gestandener Politiker und Politikerchen. Große Bilder, kleiner Absatz.”

4. “Lieber nicht über Neonazis schreiben”
(zeit.de, Christian Bangel)
Christian Bangel thematisiert die Beziehung zwischen Lokalredakteuren und Rechtsextremen: “Lokalredakteure haben ein Problem, das andere nicht haben. Sie leben mit den Objekten ihrer Berichterstattung Tür an Tür. Es ist einfach, Angela Merkel wegen ihrer Europapolitik zu kritisieren. Viel komplizierter ist es, den Bürgermeister einer Kleinstadt anzugreifen, weil er zu wenig gegen den Rechtsextremismus tut.”

5. “The Simpsons Tells Fox to Eat Its Shorts”
(slate.com, Forrest Wickman, Videos, englisch)
Ausschnitte, in denen die auf Fox ausgestrahlten “Simpsons” den eigenen Sender und Rupert Murdoch parodieren.

6. “Bebilderte Hörbücher: Die Unsitte der Filmsynchronisation in Deutschland”
(unique-online.de, David)
Filmsynchronisation ist nicht nur eine Möglichkeit der Zensur, es werden auch “differenzierte Dialoge systematisch stereotypisiert und sachliche Äußerungen emotionalisiert, romantisiert, verniedlicht oder gar ins Dämliche gezerrt”.

Mario Basler, Spiegel, Hammer

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1. “Als ‘Klickhure’ missbraucht”
(taz.de, Pascal Beucker)
Pascal Beucker entdeckt eine von ihm gestaltete Persiflage eines SPD-Plakats auf Zeitungs-Websites. Während Handelsblatt.de sich entschuldigt und das eigene Vorgehen als groben Fehler einstuft, löscht Bild.de das Bild kommentarlos.

2. “Super Mario gibt Gas”
(badische-zeitung.de, Peter Disch)
Fußball: Peter Disch feiert den Nicht-Abstieg des SC Freiburg mit der Erinnerung daran, dass “Bild”-Kolumnist Mario Basler dem Club im Januar 2012 den sicheren Abstieg prophezeit hatte. Basler schrieb: “Über Freiburg schreibe ich heute vielleicht zum letzten Mal in meinem Leben. Die steigen ab – und kommen so schnell auch nicht wieder.”

3. “Das ist der ‘Dilettant'”
(stern.de, Lutz Kinkel)
Ist das Foto auf dem aktuellen “Spiegel”-Titel gestellt oder nicht? “‘Das ist ein gestelltes Foto. Der Fotograf hatte mich gebeten, die Nein-Karte nochmal hochzuhalten’, sagt Engels. Das hört sich plausibel an, zumal er der Einzige ist, der seinen Arm reckt, die anderen Teilnehmer im Hintergrund sitzen einfach nur an ihren Tischen. Der ‘Spiegel’ bestreitet jedoch, Einfluss genommen zu haben. Der Fotograf habe gar nicht mit Engels gesprochen, sagt ‘Spiegel’-Sprecher Hans-Ulrich Stoldt. Und den Piraten auch zu nichts animiert. Aussage gegen Aussage.”

4. “Gesunde Tote”
(scienceblogs.de/gesundheits-check, Joseph Kuhn)
Joseph Kuhn denkt nach über die Meldung “Männer im Alter gesünder als Frauen” im “Deutschen Ärzteblatt”.

5. “Bedrucktes Papier”
(boschblog.de)
Bosch schreibt einen Artikel für “Der Freitag” und sieht einen Satz hineinredigiert, den er gar nicht geschrieben hat: “Ein solch hysterischer Ausrufesatz ist niemals meinem Kopf entsprungen und durch meine Finger geflossen. In meinem Blog gäbe es so etwas nicht, ich distanziere mich von diesem Satz.”

6. “Wo der Hammer auf Holz trifft”
(fernsehlexikon.de, Michael)

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