Archiv für 6 vor 9

NSU-Prozess, Brigitte, Generation Greenpeace

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der NSU-Prozess: Offener Brief aus der Provinz gegen die hochmütige FAZ”
(journalismus-handbuch.de, Paul-Josef Raue)
Paul-Josef Raue schreibt an Albert Schäffer von der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, der sich seinerseits an Manfred Götzl, den Vorsitzenden Richter im NSU-Prozess wendet: “Wie soll Öffentlichkeit in einem Verfahren, in dem die Grundfeste unseres Gemeinwesens verhandelt werden, anders hergestellt werden als durch eine Berichterstattung in überregionalen Tageszeitungen und Wochenzeitungen?”

2. “NSU-Prozess: Brigitte, pack den Reporter aus!”
(novo-argumente.com, Matthias Heitmann)
Matthias Heitmann kommentiert die Aufregung einiger Medien zum Losentscheid der Journalisten-Akkreditierungen im NSU-Prozess: “Ginge es nicht um so etwas Ernsthaftes wie einen Mordprozess mit rassistischem Hintergrund, man könnte die Reaktionen auf den Losentscheid zu Kindergarten-Lehrfilmen mit Titeln wie ‘Im Glücksspiel gibt’s auch Pech’ oder ‘Erst nachdenken, dann mitmachen’ zusammenschneiden.”

3. “I read Brigitte and all I got was schlechte Laune”
(sanczny.wordpress.com)
Der Zeitschrift “Brigitte” wurde im NSU-Prozess ein Platz zugeteilt, was hämische Reaktionen hervorrief und darauf Gegenstimmen. “Allein von der Menge her wirkt die politische Berichterstattung in der Brigitte doch etwas wie ein Feigenblatt. (…) Die Frage ist darum für mich nicht, ob politische Berichterstattung in der Brigitte von ausreichender Qualität sein wird, sondern: Durch wieviel Hetero-/Sexismus muss ich blättern, um zu den 5-10 vielleicht okayen Seiten vorzudringen?

4. “Hoeneß – Ein Zwischenruf”
(kiezneurotiker.blogspot.ch)
Der Kiezneurotiker meint in der “Berichterstattung des Mainstreams über Uli Hoeneß” System erkennen zu können: “Jeder Hartz-IV-Empfänger, der im Stützeformular bescheißt, eine geschenkte Zahnbürste verschweigt oder den alten Sparstrumpf von Omma selig unterschlägt, jede Schlecker-Frau, die nicht schnell mal umgeschult als Erzieherin arbeiten möchte, jede Kassiererin, die einen Pfandbon einsteckt, wird durch den medialen Schlamm gezogen – ohne sich danach reinwaschen zu dürfen.”

5. “Die ‘Generation G’ unterhöhlt die Innere Pressefreiheit”
(cicero.de, Wolfgang Bok)
Die Freiheit der Meinungsbildung sei auch in Deutschland bedroht, und zwar durch die “Generation Greenpeace”, die “in den Verlagshäusern und Rundfunkanstalten” “derzeit die Alt- und Jung-68er” ablöst: “Diese Generation, die mittlerweile in vielen Redaktionen das Sagen hat, ist sich ihrer eingeschränkten Wahrnehmung gar nicht mehr bewusst. Sie denkt vornehmlich in Freund-Feind-Kategorien und teilt die Welt am liebsten in Gut und Böse ein.”

6. “Der letzte Unzähmbare”
(dasmagazin.ch, Mathias Ninck)
Ein Interview mit Martin Vollenwyder, der als Stadtrat der Stadt Zürich abtritt: “Nehmen Sie den Buben, der in einer städtischen Krippe in Wollishofen mit einem Rutschauto umgefallen ist. Ein völlig normaler Vorgang, der jeden Tag passiert. (…) Man fällt um, hat ein Loch im Kopf. Aber da, in der Krippe, geht die Mutter zur Verwaltung und behauptet, die Leiter hätten ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllt, und sie geht dann in die Medien mit der Geschichte. Die Medien greifen das auf. Und es gibt Druck, also braucht es künftig Helme für Rutschautos. Kein Politiker wird den Unsinn je infrage stellen, weil er bei einem nächsten Unfall die Schlagzeile riskiert: ‘XY war gegen Helmpflicht!'”

Krisenkommunikation, Lutz Marmor, Netflix

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Hoeneß’ großer Coup”
(wiwo.de, Ferdinand Knauß)
Das “Zeit”-Interview mit Uli Hoeneß sei ein “Lehrstück der professionellen Krisenkommunikation”, schreibt Ferdinand Knauß: “Hoeneß exerziert meisterhaft vor, was ein skandalisierter, gefallener Held in so einer Situation tun muss: Ein öffentliches Umdeutungsmanöver ist notwendig, um aus dem für seine Taten selbst verantwortlichen Sünder ein Opfer der Umstände zu machen. Die Zeitredakteure geben ihm dafür die perfekte Vorlage: ‘Halten Sie sich eigentlich für süchtig?’.”

2. “Herr Marmor, Sie als alter Rocker …”
(journalist.de, Hans Hoff)
Ein Interview. Lutz Marmor: “Ein Intendant ist ein Möglichmacher.” Hans Hoff: “Och, echt?” Marmor: “Doch, genau das ist meine Funktion. Ich muss Freiräume schaffen, rechtliche, kreative und journalistische.” Hoff: “Das Zitat hängen sich jetzt ganz viele Redakteure in ihre Büros und gucken immer wieder drauf, weil sie es nicht glauben können.”

3. “Ha, ha, Haltung”
(zeit.de, Tina Hildebrandt)
Ein Besuch bei der ZDF-“Heute-Show”: “In den USA informieren sich viele Zuschauer, vor allem jüngere, längst nicht mehr über die Nachrichten, sondern nur noch durch die Daily Show, eines der Vorbilder der heute-show. In Deutschland ist das inzwischen ähnlich. Auf Partys kann man Dialoge hören wie: ‘Hast du das mit Nordkorea mitbekommen? Ja, ich hab’s in der heute-show gesehen.'”

4. “Wie Internet und US-Serien die Fernsehgewohnheiten ändern”
(tagesspiegel.de, Bodo Mrozek)
US-Serien haben “die Sehgewohnheiten des Publikums nachhaltig verändert”, schreibt Bodo Mrozek: “Psychologische Konzeptionen lösen die einfache Zuordnung in ein moralisierendes Gut-Böse-Schema ab.”

5. “Comeback mit Online-Serien: Netflix ist wieder obenauf”
(blogs.faz.net, Roland Lindner)
Der Gründer von Netflix, Reed Hastings: “Die Idee für Netflix entstand aus einem Alltagsärgernis. Hastings musste 40 Dollar Säumnisgebühr zahlen, weil er den Film ‘Apollo 13’ zu spät in eine Videothek zurückgebracht hatte. Er fragte sich, ob es kundenfreundlichere Wege des Filmverleihs geben könnte. 1997 rief er Netflix zunächst als Versanddienst ins Leben, der Kunden gegen monatliche Gebühr DVDs per Post nach Hause lieferte, die sie beliebig lange behalten konnten – Porto inklusive, ohne jegliche Strafgebühren.”

6. “I’m still here: back online after a year without the internet”
(theverge.com, Paul Miller, englisch)

Computerspiele, Kontrollgremien, Hintern

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Vorsichtige Transparenz – ARD und ihre Kontrollgremien”
(ndr.de, Video, 7:03 Minuten)
Die ARD und ihre Kontrollgremien haben offensichtlich Schwierigkeiten, transparent zu agieren. “Mehrere Arbeitsgruppen sind in Sachen Transparenz am Werk. Im Sommer sollen erste Ergebnisse präsentiert werden.”

2. “‘Presse-Klagen halte ich für aussichtslos'”
(meedia.de, Alexander Becker)
Ein Interview mit Medienanwalt Ralf Höcker zur Vergabepraxis der Presseplätze am NSU-Prozess: “Rechtlich gesehen gibt es nun mal keine ‘Alpha-Journalisten’, die qua Amt wichtiger sind als Brigitte-Redakteurinnen. Da nehmen sich jetzt einige ein bisschen zu wichtig.”

3. “Hintern statt Hirn und voll für’n Arsch”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Bild.de berichtet über eine “Ent(b)rüstung” über eine “Nackt-Talkshow”, in der Männer “Brüste, Hintern & Co. von Frauen” bewerten.

4. “30 Days Of Sexism”
(kotaku.com.au, Alanah Pearce, englisch)
Videospiel-Journalistin Alanah Pearce hält einen Monat lang Leserkommentare fest: “I make news videos, review videos, I host events, I interview developers and I really, really love what I do. I also happen to be female.”

5. “As One German Weekly Falters, Another Celebrates Big Gains”
(nytimes.com, Eric Pfanner, englisch)
Eric Pfanner vergleicht den “Spiegel” mit der “Zeit”: “Mr. Esser said there was another factor behind the success of Die Zeit. While many newspapers and magazines have been cutting jobs to cope with the crisis in print journalism, Die Zeit has invested heavily. Over the past decade, the editorial staff has grown to 200 from 120.”

6. “What happens when pirates play a game development simulator and then go bankrupt because of piracy?”
(greenheartgames.com, englisch)

NSU-Prozess, Hugo Müller-Vogg, Papier

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Unsägliches Schauspiel in München”
(zeit.de, Karsten Polke-Majewski)
Die “Zeit” (nicht erfolgreich bei der Auslosung) fordert vom Gesetzgeber eine Videoübertragung des NSU-Prozesses: “Wochen schon währt nun dieses unsägliche Schauspiel. Am kommenden Montag soll der Prozess eröffnet werden. Bleibt zu hoffen, dass das Gericht in der Sache, um die es tatsächlich geht, mehr Weitsicht und Souveränität zeigt.”

2. “Das Los hat entschieden”
(dradio.de/dlf, Michael Watzke)
Der Deutschlandfunk (erfolgreich bei der Auslosung) weist darauf hin, dass es beim NSU-Prozess nicht um die Journalisten geht: “Wir sind Berichterstatter. Fünfzig von uns im Gerichtssaal sollten reichen, um der Öffentlichkeit Bericht zu erstatten.”

3. “Borderline-Journalismus: Wie ich einmal beinahe die schönste Frau der Welt traf …”
(oliver-flesch.com)
Oliver Flesch arbeitet einen 1998 für die “Neue Revue” geschriebenen Artikel auf: “In Wahrheit habe ich Liv Tyler nie getroffen. Unser Korrespondent in Los Angeles traf sie. Doch der bekam von ihr nur zu hören, wie ach so toll die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Regisseur und Filmpartner war. Es lag also an mir aus ihren langweiligen Antworten ein lesbares Kurzportrait zu basteln. Ich stahl aus großen US-Blättern ein paar knackige Zitate, den Rest erfand ich. So etwas musste ich in fast jeder Ausgabe machen. Hach, wen ich damals nicht alles getroffen habe! Laetitia Casta, Sharon Stone, Pamela Anderson. Klar, ein paar Hollywoodstars traf ich tatsächlich – Kevin Coster, George Clooney und Mark Wahlberg zum Beispiel.”

4. “‘Solange sich niemand wehrt, passiert auch nichts'”
(topfvollgold.de)
Ein Interview mit Medienrechtler Udo Branahl zur Regenbogenpresse: “Also ich vermute, dass in den Redaktionen vorab eine Risikoabschätzung vorgenommen wird: Dass die sich nicht für die Frage interessieren, ob ihr Beitrag rechtmäßig ist oder nicht, sondern sich fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass die Betroffenen sich dagegen zur Wehr setzen? Also: Wie risikoreich ist die Veröffentlichung? Und dass sie dann abwägen zwischen den zu erwarteten Einnahmen und dem Risiko, dass es Geld kostet. Und wenn sie zu dem Ergebnis kommen: Wahrscheinlich sind die Einnahmen höher als die entstehenden Schäden – dann drucken sie das.”

5. “Das muss doch mal gesagt werden”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Wie oft Hugo Müller-Vogg findet, etwas müsse doch mal gesagt werden.

6. “Der holprige Weg zum papierlosen Büro”
(wiwo.de, Sebastian Matthes)
“Wirtschaftswoche”-Redakteur Sebastian Matthes versucht, papierlos zu arbeiten.

Google, Verily, William Randolph Hearst

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “FREELENS verklagt Google”
(freelens.com, Lutz Fischmann)
Der Fotojournalisten-Verband Freelens verklagt Google, weil “Aufnahmen bei Anklicken in bildschirmfüllender Größe gezeigt” werden, “ohne auf die Ursprungswebsite weiter zu leiten”. Siehe dazu auch “Dreist und dumm: die neue Bildersuche von Google” (stefan-niggemeier.de, 4. Februar).

2. “Die Wahrheit im Netz”
(heise.de/tr, David Talbot)
Die Plattform Verily will Informationen aus sozialen Medien verifizieren.

3. “Watzke spricht Machtwort: Lewandowski bleibt”
(borussen.tv, Stephan Schubert)
Fußball: Hintergründe zu den vielen Gerüchten über einen Vereinswechsel von Robert Lewandowski in den Medien.

4. “Medienkrise: Wer im Glashaus sitzt…”
(blogs.taz.de/hausblog, Karl-Heinz Ruch)
Karl-Heinz Ruch, “Taz”-Geschäftsführer: “Die Verlage müssen sich beeilen, wenn sie die digitale Zukunft noch erreichen wollen. Dabei ist Größe beim notwendigen Wandel keineswegs ein Vorteil. Auch Marktführer können abstürzen. Wichtiger als Größe für das Überleben ist die Frage, ob ein Verlag heute mit diversifizierten Geschäftsmodellen antritt und nicht einseitig abhängig ist.”

5. “Der Erfinder der Sensationspresse”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Brigitte Baetz erinnert an den heute vor 150 Jahren geborenen US-Verleger William Randolph Hearst: “Hearsts Motto: ‘Wenn irgendjemand es nicht gedruckt sehen will, dann ist es eine Nachricht. Alles andere ist Werbung.'” Siehe dazu auch “William Randolph Hearst and Yellow Journalism” (blog.britishnewspaperarchive.co.uk, englisch).

6. “Geht euch doch selbstverwirklichen, ich geh arbeiten”
(dasnuf.de)

Apple, Bassem Youssef, Obrigkeit

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.'”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Das Management von Gaby Köster reagiert auf einen “Bild”-Bericht über ein mögliches “Show-Comeback”: “Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.”

2. “Der Gott heißt Big Brother”
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann fragt sich anlässlich der Offshore-Leaks, was aus der Abwehrhaltung der Journalisten gegen die Obrigkeit geworden ist. “Zu meiner aktiven Zeit in den achtziger und neunziger Jahren waren wir Journalisten der Staatsmacht gegenüber äußerst skeptisch eingestellt. Man verbrüderte sich nicht mit Staatsbeamten, Staatsanwälten und Staatssekretären.”

3. “So schnell es geht”
(jetzt.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie schreibt zu den vielfältigen Falschmeldungen nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon: “Die Grenze verläuft nicht zwischen den Millionen Nutzern auf Twitter und den Nachrichtenredaktionen, sie verläuft zwischen sauberer Recherche und Unsinn. Doch nur von professionellen Journalisten kann man letztlich verlangen, alles zu tun, um Unsinn zu vermeiden, egal, ob sie ihrem Job gerade auf Twitter, im TV oder in einer Zeitung nachgehen.”

4. “Die irrationale Jagd auf Apple”
(heute.de, Giesbert Damaschke)
Apple meldet Milliardengewinne, “doch ganz gleich, welche Zahlen Apple meldet – die Analysten und Experten nörgeln, mäkeln und sehen das Ende schon in greifbarer Nähe”.

5. “Bassem Youssef Extended Interview”
(thedailyshow.com, Video, 7:49 Minuten, englisch)
Jon Stewart spricht mit dem ägyptischen Satiriker Bassem Youssef, gegen den ein Haftbefehl wegen Präsidentenbeleidigung, Verleumdung des Islams und Verbreitung falscher Behauptungen ausgesprochen wurde.

6. “Die ganze Vielfalt des deutschen Fernsehens – in Sendungstiteln”
(ulmen.tv, Peer Schader)

Bushido, Rudeljournalismus, Offshore-Leaks

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “War da mal was?”
(journal21.ch, René Zeyer)
Die Offshore-Leaks haben Nutzer von Trusts offengelegt, “ohne dass bislang in einem einzigen Fall auch nur der Hauch eines Indizes präsentiert wurde, von Beweisen ganz zu schweigen, dass es dabei zu illegalen Handlungen gekommen wäre”, schreibt René Zeyer. “Es steht dem von der Medieninquisition Angeschuldigten höchstens frei, seine Unschuld zu beweisen. Also zu belegen, dass da nichts ist, wo aber vielleicht etwas sein könnte.”

2. “Hoeneß und die Medien: Wenn Aufklärung zu Abschirmung wird”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal erkennt in der Berichterstattung über die Selbstanzeige von Uli Hoeneß Unterschiede zwischen dem Norden und Süden Deutschlands: “Während die Hamburger also die ‘Doppelmoral’ des Uli Hoeneß geißeln (weil sie froh wären, wenn sie wenigstens 1 Moral hätten), huldigt man in München – wenn’s drauf ankommt – der bewusstseinsvernebelnden Wurschtigkeit des ‘Leben und leben lassen’.”

3. “Rufraub im Piraten-Dossier: Die ‘Zeit’ tritt nach”
(stefan-niggemeier.de)
“Wir fas­sen zusam­men: Die ‘Zeit’ ver­öf­fent­licht ein Pam­phlet über Film­pi­ra­terie, das eine Wis­sen­schaft­le­rin dif­fa­miert, gibt vor Gericht eine Unter­las­sungs­er­klä­rung ab und behaup­tet dann in einer Pres­se­mit­tei­lung das Gegen­teil. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um eine der beson­ders seriö­sen Adres­sen des deut­schen Jour­na­lis­mus han­delt, man käme nicht drauf.”

4. “Aggressive Medienarbeit – Bushido droht Berichterstattern”
(ndr.de, Video, 4:41 Minuten)
Zapp über Recherchen im Umfeld des Rappers Bushido. “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sagt im Beitrag: “Vor zweieinhalb Jahren hab ich mir sehr gewünscht, dass wir da recherchieren und ein Reporter nach dem anderen sprang mir ab aus Angst vor den Konsequenzen, die das haben könnte. Das ist per se schon mal nicht schön auf unserer Seite. Aber es kam noch etwas dazu, was mich sehr irritiert hat: Egal, wo sie angefangen haben zu recherchieren, ob das nun bei der Polizei war oder bei der Justiz, das Erste war: Oh, das ist gefährlich. Da begeben Sie sich in Teufels Küche.” Siehe dazu auch ein Gespräch mit Walter Wüllenweber vom “Stern” (vimeo.com, Video, 7:13 Minuten).

5. “Fürsorgliche Vernichtung”
(stern.de, Hans-Ulrich Jörges)
“Ich war Teil der Meute”, schreibt Hans-Ulrich Jörges zum Phänomen Rudeljournalismus: “Die Verirrung von kritischem Journalismus, den es mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gilt, in besinnungslose, lustvoll schmähende Kampagnen. Ohne Widerworte, ohne abweichende Stimmen, ohne Selbstbesinnung.”

6. “Gisela Stelly: ‘Der Spiegel sollte Stefan Aust zurückholen'”
(abendblatt.de, Armgard Seegers)
Die Ex-Frau von Rudolf Augstein, Gisela Stelly, im Interview zur Zukunft des “Spiegel”. “‘Im Zweifel links’ war Rudolf Augsteins Markenspruch. Diese Marke ist vom Sohn, der kein Sohn ist, einfach übernommen worden. Der ‘Spiegel’ täte gut daran, die Herausgeberschaft weiter im Geiste von Rudolf Augstein zu belassen, der ein Jahrhundertjournalist war, auch um sich immer wieder an diese hohe Messlatte zu erinnern.”

Wolfgang Ainetter, DSDS, Zeitungsreporter

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sex, Armut, Hitler”
(thegap.at, Jonas Vogt und Thomas Weber)
Helge Fahrnberger (Kobuk.at) und Wolfgang Ainetter (Ex-“Bild”-Ressortleiter) reden über Boulevardmedien. Das Bildblog habe “unheimlich viel” bewirkt, sagt Ainetter: “Es ist ein unheimlicher Multiplikator und erreicht die Meinungsmacher. Es schadet dir als Boulevardmedium einfach sehr wenn du dort jedesmal vorkommst.”

2. “Sprungbrett oder Krise? Das Erlebnis Castingshow-Teilnahme”
(lfm-nrw.de)
Für eine Studie wurden 59 Teilnehmer von Musik-Castingshows befragt: “Eine ehemalige DSDS-Kandidatin, deren Bewerbung vielfach und über Jahre hinweg wiederholt wurde und zudem jeder Zeit über das Internet anzusehen ist, berichtet, wie jedes Mal wieder ‘der ganze Scheiß von vorne anfängt, dass man von jedem angesprochen wird’. Im Nachhinein stellt sie für sich fest: ‘Ich hätte mich niemals dort beworben, wenn ich gewusst hätte, was die mit den Leuten da alles machen, nur um sie blöd darzustellen, nur damit die Leute was zu lachen haben.'”

3. “Autorisierungen von Interviews”
(zdf.de, Video, 8:17 Minuten)
Interviews, die nur zustande kommen, wenn Journalisten “Gegenlesvereinbarungen” und “Interviewvereinbarungen” unterschreiben.

4. “Reiche Esel: Der SPIEGEL hetzt langsam, aber dafür irre”
(pantelouris.de)
Der “Spiegel”-Titel “Die Armutslüge”: “In der Realität ist es gerade eher so, dass Menschen in Südeuropa mit ‘klassischer Vermögensbildung’ bei einer Bank Gefahr laufen, ihr Geld nicht wieder zu sehen, aber beim SPIEGEL behauptet man, Südeuropäer wären reicher als Deutsche, weil die deutsche Rentenversicherung und Pensionskassen nur ein Versprechen sind, dessen Einlösung fraglich ist? Was genau ist dann eigentlich nicht fraglich? Jedenfalls ganz offensichtlich nicht die Immobilienpreise in Südeuropa, denn den Immobilienbesitz rechnet ja DER SPIEGEL voll ein – obwohl es zum Beispiel in Athen gerade fast völlig unmöglich ist, eine Wohnung zu verkaufen.”

5. “Newspaper reporter is ‘worst job’ in 2013, study says”
(poynter.org, Caitlin Johnston, englisch)
Caitlin Johnston fragt nach, wieso der Zeitungsreporter in einem Job-Ranking von careercast.com ganz unten gelandet ist.

6. “The Definitive ‘People Who Thought Chechnya was the Czech Republic’ Collection”
(publicshaming.tumblr.com, englisch)

Handelsblatt, Günther Jauch, Buchmarkt

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie das ‘Handelsblatt’ die AfD anschiebt”
(sueddeutsche.de, Michael König)
Eine Umfrage durch das “Handelsblatt” wird “unglücklich” und “suggestiv” genannt. “Was die Handelsblatt-Umfrage besonders bemerkenswert macht: Nicht ein übereifriger Meinungsforscher hat sich die methodisch zweifelhafte Fragestellung ausgedacht. Sondern das Handelsblatt selbst. Das bestätigten die Zeitung und das Mafo-Institut auf SZ-Anfrage.”

2. “Ich pochere das an!”
(neon.de, Max-Jacob Ost)
Max-Jacob Ost schaut die “Günther-Jauch”-Diskussionsrunde “Der Fall des Uli Hoeneß – vom Saubermann zum Steuersünder?”. “Besser wäre gewesen: ‘Der Fall Uli Hoeneß – eine Reise ins Land der Konjunktive mit inhaltlich randomisierter Gästerunde’.”

3. “Die Doppelmoral des ‘Buchmarkt'”
(haupt.it)
Johannes Haupt beklagt einen Plagiatsfall durch den selbst gerne Plagiatsfälle anprangernden “Buchmarkt”. In den Kommentaren antwortet Herausgeber Christian von Zittwitz: “Tatsächlich sind heute, der Sache wegen, ohne dass einer richtig hingeguckt habt, drei Passagen Ihrer Meldung von einer Volontärin bei uns übernommen worden, weil Ihre Übersetzung der Originalmeldung so schön griffig war.”

4. “Datenjournalismus beim Guardian: ein Augenschein”
(davidbauer.ch)
David Bauer hat eine Woche beim “Datablog” des “Guardian” mitgearbeitet: “Das Team des Datablog besteht im Kern aus drei Journalisten, wovon einer nur Teilzeit arbeitet. In den letzten zwölf Monaten wurden auf dem Guardian Datablog insgesamt 878 Artikel veröffentlicht, knapp 17 pro Woche.”

5. “Im Twitterversum”
(blog.zeit.de/radikale-ansichten, Yassin Musharbash)
Yassin Musharbash beobachtet in Folge des Anschlags auf den Boston-Marathon Twitter: “Twitter ist kein Journalismus-Ersatz. Die meisten Twitterer plappern einfach vor sich hin, so wie es Menschen in der analogen Welt auch tun: ‘Hast du schon gehört?’ – Was dann folgt, ist oft genug ein Gerücht, unvollständig, halbfalsch. Aber es kann in Sekundenfrist tausendfach verbreitet werden und mit jeder Verbreitung echter wirken. Auch das geschah im Fall Boston, in übelster Weise.”

6. “Männer baggern wie blöde”
(freitag.de, Mikael Krogerus)
Mikael Krogerus berichtet aus Schweden: “Schweden hat heute, als einziges Land neben Norwegen, einen Staatsfeminismus. Alle politischen Beschlüsse müssen unter Beachtung eines Gleichberechtigungsparagrafen und in Zukunft auch eines Vielfaltsparagrafen gefällt werden.”

Experte, Qualitätsjournalismus, Pheromone

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Mut bindet'”
(taz.de, Peter Unfried)
Der Begriff “Qualitätsjournalismus” sei ein Krisensymptom, sagt Constantin Seibt im Interview mit Peter Unfried: “Etwas wirklich Einleuchtendes braucht das Präfix ‘Qualität’ nicht. Es gibt keinen Qualitätssex oder Qualitäts-Rolls-Royce. Der einzige Ort, wo man sonst von Qualität spricht, sind Billigläden.”

2. “Breaking News Is Broken”
(slate.com, Farhad Manjoo, englisch)
Farhad Manjoo empfiehlt, beim nächsten “Breaking-News”-Event eine längere Medienabstinenz einzurichten: “Breaking news is broken. That’s the clearest lesson you can draw about the media from the last week, when both old- and new-media outlets fell down on the job.” Siehe dazu auch “Die Entstehung eines Informationsdesasters” (tagesanzeiger.ch, Maurice Thiriet).

3. “Wie selbstkritisch sind die deutschen Journalisten?”
(de.ejo-online.eu)
Die Studie “Media Accountability and Transparency in Europe” findet wenig Kritik unter deutschen Journalisten: “Um die Kritikkultur in Deutschland ist es schlecht bestellt, viele deutsche Journalisten tauschen sich selbst mit Chefs und Kollegen kaum über die Qualität journalistischer Beiträge aus – anders als in Finnland oder den Niederlanden, wo nicht zuletzt flachere Hierarchien mehr Austausch in den Redaktionen ermöglichen.”

4. “Deutschlands erste Pheromonen-Party floppt”
(tagesspiegel.de, Johannes Ehrmann)
Eine “Pheromon-Party” in Berlin Friedrichshain: “Es sind wirklich viele Leute gekommen, das ist schon mal schön. Aber es sind fast ausschließlich Journalisten.”

5. “‘Experten’ in den Medien: schätzen, prognostizieren, warnen”
(security-informatics.de)
Eine Auswertung der im “Spiegel” seit 1947 erwähnten “Experten”: “Die Journalisten von Spiegel-Print beispielsweise haben seit 1947 rund 6000 unterschiedliche Experten-Typen gekürt.”

6. “Teutonischer Selbstversuch zu unserer Befindlichkeit”
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Wolfgang Koydl, Schweiz-Korrespondent der “Süddeutschen Zeitung”, erzählt, was bei der Redaktion gut ankommt: “Alles, wo Schwarzgeld, Swatch oder Schokolade draufsteht, muss ich nicht lange der Redaktion andienen. Das sind Selbstläufer, die ich aber eher ungern mache. Man braucht keinen Korrespondenten, um Vorurteile zu zementieren. Grundsätzlich gilt, dass man sich in der Redaktion stark für Wirtschaftsthemen aus der Schweiz interessiert, dann Tourismus im weitesten Sinn. Schweizer Politik taucht auf dem Radar nur auf, wenn sie irgendwas mit Christoph Blocher und der SVP zu tun hat.”

Blättern:  1 ... 325 326 327 ... 502