Archiv für 6 vor 9

Wrestling, Bellingcat, Sepp Blatter

1. “Mord war zu gewöhnlich: Presserat rügt Bild wegen Täter-Foto”
(meedia.de, Marvin Schade)
“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann ist nicht einverstanden mit einem Entscheid des Deutschen Presserats. Er ruft “Bild”-Leser dazu auf, sich in dieser Sache beim Presserat zu melden: “‘Sagen Sie dem Presserat ihre Meinung.’ Dazu veröffentlicht die Redaktion Telefonnummer und Adresse der Ethikinstanz, eine Aufforderung zum personalisierten Protest der Bildleser-Crowd.”

2. “Schlechte Recherche? Dafür habe ich keine Zeit”
(wrestling-point.de, Mathias)
“Muss alles was wir uns täglich zuführen Hochkultur sein?”, fragt Mathias zum Artikel “Prügel gegen Geld” (zeit.de, Felix Lill): “Im Endeffekt haben wir hier ein Paradebeispiel was dabei rauskommt, wenn jemand schon mit einer vorgefertigt Meinung in einen Artikel hüpft. Kein müder Gedanke wurde daran verschwendet nachzuforschen, warum Wrestling beliebt ist. Der Autor kam mit der Einstellung rein ‘Wrestling ist Idiotenunterhaltung’ und brachte das dann auch so zu Papier.”

3. “Wenn alle die Ersten sein müssen”
(deutschlandradiokultur.de, Jakob Schmidt)
Jakob Schmidt sucht Alternativen zum von Eilmeldungen getriebenen Journalismus und kommt auf das Prinzip Langsamkeit, das Prinzip Subjektivität und das Prinzip Unabhängigkeit.

4. “Russland soll MH17-Bilder manipuliert haben”
(ndr.de, Bastian Berbner)
Bastian Berbner schreibt über Recherchen der Website Bellingcat zur Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Die Bellingcat-Rechercheure haben die Aufklärung dieses Verbrechens in der Öffentlichkeit so weit vorangetrieben wie niemand sonst. Wie Staatsanwälte haben sie aus Fakten ein dichtes Netz gesponnen, das kaum mehr Zweifel zulässt.”

5. “Bellingcat-Analyse MH 17 so unseriös wie BILD und SPON”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala bezweifelt diese Sichtweise: “Die Ergebnisse von Bellingcat beruhen auf einer fehlerhaften Analyse und unschlüssigen Argumentation. Doch das Desaster ist nicht die stümperhafte und dilettantische Vorgehensweise von Bellingcat. Das Desaster ist, dass Leitmedien eine Laientruppe in den Stand von Experten und investigativen Journalisten erhebt, weil sie die gewünschten Ergebnisse für die gewünschte Meinung liefern. Die Medien schieben die vermeintlichen Experten von Bellingcat wie eine Monstranz vor sich her und lassen ihre eigene Agenda durch den Mund der selbsternannten Bürgerjournalisten verbreiten. Ergebnisse fehlerhafter Analysen werden dabei zu Fakten oder bestenfalls zu mutmaßlichen Fakten erklärt.”

6. “Gerechtigkeit für Sepp Blatter!”
(faz.net, Roger Köppel)
Roger Köppel fordert Gerechtigkeit für Josef Blatter: “Seine Dauerkritiker übersehen: Die Tatsache, dass man ihm nichts nachweisen kann, hat vor allem damit zu tun, dass es nichts gibt, was man ihm nachweisen kann. Was seine Feinde freilich nur noch rasender macht.”

Tinte, Familienzwist, Homeland

1. “Anmerkungen mit grüner Tinte”
(sueddeutsche.de, Nico Fried)
Nico Fried beschreibt die Autorisierung von Interviews, “ein Verfahren, das es fast nur in Deutschland gibt: Die Politiker können ihre Aussagen präzisieren, streichen, kürzen”: “Es geht im Zweifel durch viele Hände, durch die zuständigen Fachabteilungen, zu engen Mitarbeitern – und am Schluss noch einmal zu Merkel. Mit grüner Tinte macht sie letzte Anmerkungen, wenn sie noch welche hat.”

2. “‘Ich nenne sie Kopolitiker'”
(taz.de, Anne Fromm und Ines Pohl)
Ein Interview mit Politikwissenschaftler Thomas Meyer: “Politik wird nicht mehr als eine Mischung aus Konflikten, Interessen, Akteuren, Institutionen und als längerer Prozess verstanden, sondern der Einfachheit halber als so eine Art Familienzwist zwischen Promis präsentiert. Das Symbol dafür ist die politische Talkshow. Dort wird das politische Geschehen als Unterhaltung inszeniert, als ein Gezänk, bei dem es eigentlich nur um den persönlichen Streit zwischen Politikern und anderen Promis geht. Das ist ein entpolitisierendes, irreführendes Bild von der Politik.”

3. “Vom Falschen im Echten”
(3sat.de, Video, 5:27 Minuten)
“Störbilder. Schöne Gedanken. Emotionen. Ist das die Zukunft des Journalismus? Nein. Aber die Satiriker zeigen, wie man sperrige Themen verständlich an den Zuschauer bringt. Und wo Meinungsmache wirklich hingehört. Auf ihre Bühnen. Und nicht in die Nachrichten.” Siehe dazu auch “Kulturzeit-Interview mit den Machern von ‘Die Anstalt'” (3sat.de, Video, 6:28 Minuten).

4. “‘Kein Cartoon ist ein Menschenleben wert'”
(schweizamsonntag.ch, Yannick Nock)
Ein Interview mit Jørn Mikkelsen, Chefredakteur der Jyllands-Posten: “Ein Cartoon ist nie ein Menschenleben wert. Schon gar keine 300 Menschen, die im Zuge der Karikaturen mittlerweile ihr Leben verloren haben. Es geht um ein Prinzip, aber auch ein Prinzip kann nie ein Leben Wert sein. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass Prinzipien wichtig sind für unsere Demokratie. Wir dürfen nicht über die schleichende Zensierung, die momentan leider im Gange ist, hinwegsehen. Wir müssen darüber diskutieren.”

5. “Über das Zurückschlagen von Empörungswellen und eine seltsame Argumentation im Fall Rönne”
(annettebaumkreuz.wordpress.com)
Eine Kontroverse um die Nominierung von Ronja von Rönne als Kandidatin für den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis: “Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Immerhin handelt es sich bei den Diskutanten nicht um irgendwelche ‘Empörten’ von der Straße, sondern um die ‘Social-Media-Koordinatorin von tagesschau.de’, eine Bachmann-Preis-Nominierte, einen FAZ-Blogger und den stellvertretenden Chefredakteur der WELT-Gruppe. Man fragt sich dann schon: Ist das die Diskussionskultur unter den ‘Eliten’, die uns als Vorbild dienen soll?”

6. “Irgendwie persisch”
(freitag.de, Katharina Schmitz)
Katharina Schmitz besucht in Berlin Kreuzberg ein Casting für die US-Serie Homeland: “Ich frage eine junge Türkin, ich sähe nicht so richtig authentisch südländisch oder aus dem Mittleren Osten aus, oder? Es klingt immer noch doof, jedenfalls fühle ich mich unwohl, wir vom Freitag machen uns ja immer so viele Gedanken. In ihrer Antwort liefert sie die Kritik an Homeland gleich mit: ‘Es gibt ja auch Hellhäutige. Aber bei so was will man doch eher Stereotype. Aber du würdest sofort als Araberin durchgehen.'”

Schokolade, Blogger, Walden

1. “Die freie Presse fühlt sich bedroht. Vom EDEKA in Chemnitz!”
(rheker.wordpress.com)
Sascha Rheker argumentiert zum Entscheid von Zeitschriftenverkäufern, “Bild” nicht mehr verkaufen zu wollen, mit dem Grundgesetz: “Da steht nicht, daß irgendwer in der Pflicht steht, bei der Verbreitung der Meinung anderer mitzuwirken. Da steht nicht, daß jeder Ladenbesitzer alle Medien oder überhaupt Medien anbieten muß.”

2. “I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.”
(io9.com, John Bohannon, englisch)
John Bohannon erzählt, wie Journalisten dazu kamen, zu schreiben, dass Schokolade die Gewichtsabnahme beschleunigt: “When reporters contacted me at all, they asked perfunctory questions. ‘Why do you think chocolate accelerates weight loss? Do you have any advice for our readers?’ Almost no one asked how many subjects we tested, and no one reported that number. Not a single reporter seems to have contacted an outside researcher. None are quoted.”

3. “Die Gebührenverschwendungsmaschine”
(theeuropean.de, Thore Barfuss)
“Die Affäre um Gottschalk ist das symptomatische Beispiel eines in die Schieflage geratenen Systems”, schreibt Thore Barfuss zur Kritik an den Verträgen der WDR Media Group mit Thomas Gottschalk: “Der Skandal ist es, dass riesige Millionenbeträge für einzelne Sendungen wie im vorliegenden Fall zum System gehören. Dass für ‘Gottschalk Live’ keine Gebührengelder ausgegeben worden seien, wie ein WDR-Sprecher verlauten ließ, ist natürlich hanebüchener Unsinn. Der leicht zu durchblickende rhetorische Kniff, die Sendung sei ‘werbefinanziert’ gewesen sei, fällt ja allerspätestens da in sich zusammen, wo für die Hälfte der gezahlten Sendungen keine Werbung möglich war. Einfach, weil sie nicht ausgestrahlt wurden.” Siehe dazu auch “Stellungnahme zu ‘Gottschalk live'” (presse.wdr.de).

4. “Was kostet ein Blogger?”
(blogland-bremen.de)
Was sollen Blogger, “die keine blutigen Anfänger mehr sind”, für ihre Leistungen verlangen? “Stundensatz: ab 60 Euro. Tagessatz: ab 350 Euro. Exklusiv erstellter Artikel: ab 150 Euro. Immer zzgl. Reisekosten.”

5. “Das gute Leben”
(nzz.at, Christian Seiler)
Christian Seiler will sich keine zweite Ausgabe der Zeitschrift “Walden” kaufen.

6. “Unsere Top 10: Willkommen im Club der toten Sender”
(dwdl.de, Torsten Zarges)

Empörungsjournalismus, Denkfabriken, Wissenschaftslügen

1. “Die Produktion von Angst”
(tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt schreibt über Empörungsjournalismus: “Das politische Resultat von Empörungsjournalismus ist primär Angst: die Angst, einen Fehler zu machen. Und zu deren Abwehr mehr Bürokratie. Journalismus wird zu einer teuren Sache.”

2. “Springer oder nichts”
(taz.de, Marco Wedig)
Zeitschriftenhändler, die “Bild” nicht mehr verkaufen möchten, werden von Vertriebsfirmen unter Druck gesetzt.

3. “Die Denkfabriken der BILD Zeitung”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Experten, die von “Bild” zitiert werden: “Wenn BILD ‘renommierte Experten’ von einer ‘renommierten Denkfabrik’ zu Wort kommen lässt, bedient sie sich stillschweigend des sogenannten Autoritätsarguments, um ihre eigene politische Sicht durch den Mund eines Experten verkünden zu lassen. Das Autoritätsargument geht von devoter Obrigkeitshörigkeit des Lesers gegenüber einem Experten aus: ‘wenn ein Experte das behauptet, wird das wohl schon richtig sein’. Ein weiterer Vorteil von Expertenmeinungen ist, dass die Verantwortung über die Richtigkeit der Aussagen alleine beim Experten liegen. Die ohnehin verrufene BILD muss sich in diesem Fall nicht dem Vorwurf aussetzen, wieder einmal falsche Behauptungen in die Welt gestreut zu haben.”

4. “Eine süße Lüge”
(sueddeutsche.de, Lars Langenau)
Ein Ausblick auf die am 5. Juni zu sehende Dokumentation “Schlank durch Schokolade – Eine Wissenschaftslüge geht um die Welt” (future.arte.tv): “‘Journalisten-Kollegen spielen bei dem Wissenschaftsmüll eine fragwürdige Rolle’, sagt Onneken. Erst durch die Publikation in einem ‘Fachblatt’ wurde ihre Studie zur Wahrheit – und die Veröffentlichung könne man sich etwa im angeblich renommierten International Archives of Medicine kaufen. Keiner prüfte die Echtheit des Instituts, keiner die dünne Auswahl an Probanden, ‘man vertraute einfach der Pressemitteilung, in der wir ein Märchen erzählt haben’, sagt Onneken.”

5. “Es kann ein wenig lauter werden: Über das Diskutieren im Netz”
(kleinerdrei.org, Lucie)
Lucie denkt nach über Filterblasen und fragt sich, “wer denn hier eigentlich wessen Meinung ‘aushalten’ soll”: “Sollen etwa Marginalisierte und Diskriminierte die Meinungen derer aushalten, die sie marginalisieren und diskriminieren? Ab wann halte ich eine Meinung aus? Wenn ich sie nicht mehr kritisiere?”

6. “Webmaster sammelt auf örtlicher CSU-Seite weiter Journalismus-Zitate”
(merkur.de, Daniel Krehl)
Siehe dazu auch “CSU schaltet neue Homepage frei” (merkur.de, Stephen Hank, 19. April), “Pegida-Programm auf CSU-Homepage gepostet” (merkur.de, Kathrin Brack, 16. April) und “Medienschelte auf Homepage der Kreis-CSU” (merkur.de, Stephen Hank, 14. April).

Unternehmer, Unabhängigkeit, Penny-Auktionen

1. “Inside PBN”
(juliane-wiedemeier.de)
“Für wahre redaktionelle Freiheit muss man selber gründen”, schreibt Juliane Wiedemeier von den Prenzlauer Berg Nachrichten: “Ich war dabei, als ein großer Anzeigenkunde absprang, nachdem ich seine Scheckübergabe als nicht berichtenswert eingestuft hatte. Trotzdem gab es über die redaktionelle Entscheidung keine Diskussion. Anderswo habe ich das anders erlebt.” Siehe dazu auch “Das Ende des Hypes” (taz.de, Anne Fromm) und “Handreichung zum Umgang mit dem Troll” (thomastrappe.wordpress.com).

2. “Journalismus ist reiner Luxus”
(persoenlich.com, René Zeyer)
René Zeyer ist freier Journalist in der Schweiz: “Meine Unabhängigkeit erkaufe ich mir damit, dass ich schon seit vielen Jahren zu den ‘Verrätern’ gehöre, die kommunikative Strategien und Konzepte im Sold von Auftraggebern verfassen, als selbständiger Kleinstunternehmer. Da ich das Privileg habe, mir diese auch nach diesem Kriterium aussuchen zu können, hat es noch nie einen Versuch gegeben, meine journalistische Tätigkeit zu beeinflussen, zu steuern, zu instrumentalisieren.”

3. “Der ledige Bauer und der Service public”
(nzz.ch, Dominik Kaiser)
TV-Unternehmer Dominik Kaiser fragt, was sein Unternehmen vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen unterscheidet: “Durch unsere Sendung ‘Bauer, ledig, sucht!’ haben wir unzählige glückliche Paare zusammengebracht. Vierzehn Paare haben gar geheiratet, und 17 Babys sind zur Welt gekommen. Gibt es stärkere Beweise für den Service-public-Charakter einer Sendung? Die Nachhaltigkeit ist offensichtlich. Demgegenüber zeigt SRF 1 Dok-Sendungen wie ‘Liebesglück in Odessa – von der Suche nach der Traumfrau’, ‘Beruf Domina, das Geschäft mit Lust und Peitsche’, ‘Oh Boy – Wenn Frauen jüngere Männer lieben’ oder ‘Callboys – Männer für gewisse Stunden’. Ist das kein Boulevard?”

4. “Puppen ohne Ende”
(tokyofotosushi.wordpress.com, fritz)
Fritz Schumann reflektiert seine immer noch von neuen Medien aufgenommene Videoarbeit “The Valley of Dolls”: “Ich würde sie nicht als meine beste Arbeit bezeichnen wollen, aber es ist definitiv die erfolgreichste. Es hat Türen geöffnet und war ein gewisser Wendepunkt für mich als junger Journalist. Ich konnte lernen, wie die Medienlandschaft heute funktioniert. Ich habe auch verstanden, dass eine Geschichte, die keiner am Anfang haben will, nicht schlecht sein muss. Nirgends, wo ich sie angeboten hatte, wurde sie genommen. Alle Veröffentlichungen oder Verkäufe konnten nur entstehen, weil das Video ein Selbstläufer online war.”

5. “Wie deutsche Medien unwissentlich für rechtswidrige Abzock-Seiten werben”
(om8.de, Johannes Haupt)
Warnung vor und Werbung für Angebote: “Teilweise finden sich Warnungen für Penny-Auktionen und Werbung dafür sogar auf exakt der gleichen Seite. So gibt es in einem alten Stern-Artikel, Titel ‘Abgezockt beim Höchstgebot’, einen Text-Bild-Anzeigeblock des Vermarkters Ligatus, bei dem MadBid offenbar ein gern gesehener Werbekunde ist.”

6. “Der Böse ist immer der griechische Finanzminister”
(stefan-niggemeier.de)
Siehe dazu auch “Waterboarding für den gemeingefährlichen Irren! Deutsche Journalisten über Claus Weselsky” (stefan-niggemeier.de).

Troika, Rabauke, WDR

1. “‘Wenn man den Mächtigen nach dem Maul schreibt, bekommt man die besseren Honorare'”
(heise.de/tp, Marcus Klöckner)
Dokumentarfilmer Harald Schumann sieht “auf der supranationalen Ebene eine Form von Macht” heranwachsen, “die sich der demokratischen Kontrolle entzieht und damit auch der Kontrolle durch die Medien”: “Als wir unsere Doku gedreht haben, haben sich die relevanten Leute von allen drei Institutionen der Troika konsequent verweigert und keine Interviews gegeben. Und zwar organisiert verweigert! Das habe ich in 32 Jahren Journalistenleben zum ersten Mal erlebt, dass sich die verantwortlichen Presseleute der Institutionen miteinander verabreden und sagen, mit denen reden wir nicht.”

2. “Guter Journalismus braucht mehr Verschwörungstheoretiker”
(lousypennies.de, Stephan Goldmann)
Stephan Goldmann hätte gerne Fragen, die auf anderen Websites aufgeworfen werden, von Journalisten der etablierten Medien nachrecherchiert: “Ich rede von misstrauischen und hungrigen Reportern, die auch mal einen Monat Zeit für eine Geschichte haben. Kein hyperventilierender Huschhusch-Journalismus mehr. Solange das nicht stattfindet, muss man sich nicht wundern, dass die Aluhut-Chemtrail-Fraktion mehr und mehr den Diskurs bestimmt.”

3. “Zum Abschuss freigegeben”
(nordkurier.de, Jürgen Mladek)
Aufgrund der Schlagzeile “Rabauken-Jäger erhitzt die Gemüter” wird ein Journalist von einer Richterin am Pasewalker Amtsgericht zu einer Zahlung von 1000 Euro verpflichtet: “Selbst wenn ein Reporter ein Verhalten als unangemessen charakterisieren wolle, dürfe er dazu keine derartigen Formulierungen benutzen. Konkret führte sie aus, dass man ein Kind noch als Rabauke betiteln könne, ein Erwachsener sich eine solche Formulierung aber nicht gefallen lassen müsse. Der Berichtsauftrag rechtfertige eine so ‘pfeffrige und scharfe’ Wortwahl nicht. (…) Und weiter: ‘Ich wäre auch erbost, wenn ich als Rabauken-Richterin bezeichnet werden würde.'”

4. “Millionen ohne Gegenleistung”
(agdok.de)
In einem Brief an Tom Buhrow, den Intendanten des WDR, verlangt Thomas Frickel Aufklärung über einen Vertrag, “den die WDR Media Group seinerzeit in Zusammenhang mit Thomas Gottschalks Vorabend-Show geschlossen hat.”

5. “Ein Jahr danach: Die positiven Folgen des SWRinfo-Fake”
(fair-radio.net, Lennart Hemme)
Lennart Hemme schreibt über “Leitlinien zum Umgang mit Interviews” die sich der SWR verordnet hat: “Schade ist, dass es dafür erst einen massiven Betrug am Hörer brauchte. Gut ist, wenn diese Regeln jetzt tatsächlich gelebt werden. Toll wäre, wenn andere Sender sich diese Leitlinien zum Beispiel nähmen.”

6. “Schluss mit Gruss!”
(medium.com/@oswaldmartin)

Wikileaks, DHL, Germania

1. “Mit Vollgas in die Vertrauenskrise”
(infosperber.ch, Christof Moser)
Christof Moser befragt Mitarbeiter von Schweizer Onlineportalen zu ihren Arbeitsbedingungen: “Journalisten müssen damit beginnen, den Journalismus gegen seine Feinde zu verteidigen. Zu diesen gehören auch die Medienkonzerne, bei denen sie heute noch angestellt sind.”

2. “Wie die Presse versucht, WikiLeaks zu diskreditieren”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal beleuchtet die Beziehung zwischen Wikileaks und den etablierten Medien: “Die pressetypische Umsetzung von Leaks gleicht heute in ihrer seriellen Herstellung in verblüffender Weise der Zurückhaltung staatlicher Behörden gegenüber parlamentarischen Untersuchungsausschüssen: Immer wenn es konkret wird, sind die Dokumente ‘geschwärzt’. So heißt es in der groß aufgemachten ‘Swiss Leaks’-Story der SZ über Steuerhinterzieher aus dem Hochadel, dem Sportbusiness und dem Rotlichtmilieu: ‘Die Süddeutsche Zeitung wird deren Namen nicht nennen’. Man möchte zwar den Pelz waschen, aber er soll nicht nass werden.”

3. “Germanwings-Foto: Presserat rügt ‘Krone’ und ‘Österreich'”
(derstandard.at)
“Kronen Zeitung” und “Österreich” erhalten eine Rüge des österreichischen Presserats, weil sie einen Unbeteiligten zum Copilot des abgestürzten Germanwings-Flugs 9525 machten: “Auf der Titelseite der ‘Kronen Zeitung’ wurde das beanstandete Foto am 28. März 2015 klein und dieses Mal verpixelt mit einem kurzen Begleittext mit der Überschrift ‘Ich wurde mit dem Copiloten verwechselt’ noch einmal gebracht und der Fehler eingestanden.”

4. “Bull-Analyse: Die neuen Diener der Datenkraken”
(blogs.taz.de/hausblog, Andreas Bull)
“Taz”-Geschäftsführer Andreas Bull kommentiert die Zusammenarbeit anderer Zeitungsverlage mit Google und Facebook: “Der Verlust der Entscheidungshoheit, was die Marke ihrem Publikum zeigen und zumuten will, wird dabei dem Altar purer pekuniärer Prosperität geopfert.”

5. “Zur Demokratie gehört eine freie Diskussionskultur”
(hpd.de, Frank Nicolai)
Hamed Abdel-Samad erzählt von seinen Erfahrungen mit der Burschenschaft “Germania” in Marburg: “Ich geh nicht zu Rassisten, zu Leuten, die zu Gewalt aufrufen, nicht zu Menschen, die sich nicht zum Grundgesetz bekennen. Aber sonst rede ich mit jedem. Denn ich finde, man sollte mit jedem reden, auch wenn mein Gegenüber ein anderes Geschichtsbild oder Gesellschaftsbild hat als ich. Es hilft überhaupt nichts, wenn man eine Gruppe in die Isolation treibt, weil das genau das ist, was zur Radikalisierung führt.”

6. “der marktführer”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel verfolgt ein Paket: “niemand fühlt sich zuständig. der versandhändler (der nicht amazon war) will mit den versandproblemen nichts zu tun haben und nicht intervenieren. DHL schiebt die schuld auf den kunden (weil der kunde nicht anwesend war, mussten wir das paket nach speyer fahren und die rücksendung ankündigen). der kunde (wir) fühlt sich von DHL verarscht. die auslieferungsfahrer sind überfordert und unglücklich.”

BeHaind, Griechenland, Daniel Steil

1. “Schluss damit!”
(youtube.com, Video, 7:46 Minuten)
Nutzer BeHaind ist genervt vom Quotendruck bei YouTube. Er will zukünftig weniger boulevardeske Inhalte erstellen: “Dieses YouTube-Deutschland, was sich da gerade aufbaut, von dem möchte ich kein Teil mehr sein. (…) Ich möchte nicht mehr ‘masturbieren’ in den Titel schreiben müssen, damit ihr klickt. Denn wenn ihr nur deswegen klickt, dann klickt ihr bei mir aus den falschen Gründen.”

2. “Jung, cool, lustig sein”
(dirkvongehlen.de)
Stefan Raab befasst sich in “TV Total” auf ProSieben (tvtotal.prosieben.de, Video, 5:47 Minuten) mit der Nachrichtensendung Heute+.

3. “Eine Frage des Zeitpunkts”
(taz.de, Ferry Batzoglou)
Der stellvertretender Finanzminister der griechischen Regierung, Dimitris Mardas, klagt gegen “Bild”, und zwar “wegen Beleidigung seiner Persönlichkeit, verleumderischen Diffamierung und Beschimpfung auf ‘die Wiederherstellung der Wahrheit, seiner Ehre und seines Ansehens'”.

4. “So funktioniert Rufmordmaschine gegen Varoufakis”
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Urs P. Gasche geht Medienberichten nach, die vermeldet hatten, dass der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis von ungenannten Quellen als “Spieler”, “Amateur” und “Zeitverschwender” bezeichnet wurde. “Varoufakis italienischer Minister-Kollege Pier Carlo Padoan hat in der Folge öffentlich dementiert, dass es diese Beleidigungen bei dem Treffen gegeben habe. Dieses Dementi hinterliess aber in den Medien keine grösseren Spuren. Daraus muss man schliessen, dass in den europäischen Medien von anonymen Quellen verbreitete Beleidigungen, zudem ohne mit Namen identifizierte Beleidiger, mehr zählen als der abweichende Bericht des italienischen Finanzministers, der sich mit Namen zitieren lässt.”

5. “‘Relevant ist, was die Masse der Menschen interessiert'”
(meedia.de, Georg Altrogge)
Daniel Steil räumt ein, dass “Focus Online” mit “einigen Berichten” zur “Verwirrung über den Gesundheitszustand” von Michael Schumacher beigetragen hat. “Journalisten erklären häufig, was sie selbst für relevant erachten. Ob das immer mit dem Relevanzgedanken der meisten User übereinstimmt, bezweifle ich stark – unsere Userlab-Befragungen zeigen andere Ergebnisse. Grundsätzlich halte ich eher das für relevant, was die Masse der Menschen interessiert.” Siehe dazu auch “Sie haben bisher immer das falsche Online-Angebot gelesen!” (stefan-niggemeier.de).

6. “Schreiben: Zehn Tipps”
(tomhillenbrand.de)

Bunte, Verräter, Mehrfachfragen

1. “Wie wir Jürgen Klopp fast zu Real gebracht hätten”
(deutschlandfunk.de)
Fußball: “Radio Deutschland” meldet angeblich, dass Jürgen Klopp einen Vertrag bei Real Madrid unterschrieben habe.

2. “Depressiv werden in den Medien: Vom Schreiben ins Schweigen”
(kress.de, Sophia-Therese Fielhauer-Resei)
Sophia-Therese Fielhauer-Resei schreibt einen Text über Depressionen. Und über die Arbeitsbedingungen bei der Zeitschrift “Bunte” 1993: “Chefredakteur Franz Josef Wagner brüllt und schreit so tief, dass die Wände wackeln, Wagner schmeißt das Magazin kurz vor Druck komplett um, kündigt Mitarbeiter um vier Uhr morgens und erinnert sich am gleichen Vormittag nicht mehr daran. Wagner glorifiziert den Autoren Helge Timmerberg, der zumeist in Havanna oder Marrakesch sitzt – ein Großteil dessen, was die Stammbesetzung schreibt, wird nach Kuba und Marokko gefaxt, auf der Schreibmaschine von ihm umgedichtet und retour gefaxt. Das Selbstwertgefühl von Teilen der Redaktion leidet erheblich.”

3. “Seitenwechsler, Verräter: Lieber Christof Moser”
(davehertig.com)
Dave Hertig schreibt an Christof Moser, der Journalisten, die in PR-Abteilungen wechseln, als “Verräter” bezeichnet hatte. “Die meisten Journalisten, die auf der aus deiner Sicht ‘guten Seite’ arbeiten, sind eine Blackbox. Ob sie selbständig und unabhängig denken und nicht auch ein bisschen gekauft und gesteuert sind, das werde ich nie erfahren. Als Leser weiss ich nicht, wem ich vertrauen kann.”

4. “Ein Plädoyer gegen Mehrfachfragen”
(abzv.de, Tim Farin)
Warum Mehrfachfragen nicht zielführend sind: “Man könnte schon verwirrt reagieren, oder? Es könnte aber auch sein, dass man so etwas schon kennt – und nur auf die Frage antwortet, die einem gerade mehr in den Kram passt. Nach dem Motto: Ich suche mir aus, worauf ich antworte.”

5. “Marie, 19, Instagram-Star”
(gruenderszene.de, Hannah Loeffler)
Ein Interview mit Marie von Behrens, deren Instagram-Konto mvb412 derzeit 88000 Abonnenten hat.

6. “Adel royale – Königliche Berichterstattung”
(youtube.com, Video, 3:36 Minuten)

Gemüse, Jürgen Domian, Monitor

1. “Es ist etwas faul mit den Medien dieses Landes”
(derstandard.at, Helge Fahrnberger)
Helge Fahrnberger schreibt über Medien in Österreich: “In Zeiten, in denen die direkte Demokratie ausgebaut werden soll, frage ich mich: Wie kann das funktionieren? Wie soll die Bevölkerung eine Entscheidung treffen, wenn Massenmedien die Öffentlichkeit nicht informieren, sondern vorsätzlich manipulieren, und die, die das nicht tun, dazu schweigen? Wer kontrolliert die vierte Gewalt, wenn sie das nicht selbst tut?”

2. “Stefanie Heinzmann – Inzestopfer oder einfach nur dumm?”
(dearswisspeople.com)
Der Artikel “Stefanie Heinzmann: Liebt sie ihren Bruder?” (nzz.ch, Claudia Schumacher): “Dieser Beitrag ist wirklich die billigste Form von Boulevardjournalismus und einer solchen Publikation nicht würdig.”

3. “Kraut- und Rübenreporter”
(ackerbaupankow.blogspot.de)
Der Artikel “Von der Schwierigkeit, legal gutes Gemüse zu finden” (krautreporter.de, Theresa Bäuerlein): “Man bekommt in den Supermärkten inzwischen sehr schmackhafte Cocktailtomaten, die es auch mit meinen Gartentomaten aufnehmen können. Nur die Fleischtomaten sind weitgehend Ausfälle (das kann aber kaum an EU-Normen liegen, da man z.B. in Frankreich auch schöne Fleischtomaten auf dem Markt kriegt). Hier hätte ich es spannend gefunden, wenn man bei Einkäufern von Großmärkten recherchiert und nicht nur einen Gemüsehändler nebenan gefragt hätte. Wahrscheinlich hätte man dann ein paar spannende Dinge erfahren, genauso wie man sicher schlauer geworden wäre, wenn man mit ein paar Leuten, die im großen Stil Tomaten anbauen, über den Markt gesprochen hätte.”

4. “Platter Versuch, einen Mythos zu demaskieren”
(deutschlandradiokultur.de, Alexander Kohlmann)
Alexander Kohlmann schaut sich das Theaterstück “Wir sind Günter Wallraff!” im Schauspiel Hannover an: “Indem die Autoren von den Missständen bei ‘Bild’ bis zur Ausbeutung der Arbeiter im 19. Jahrhundert alles über einem Kamm scheren, bagatellisieren sie in Wahrheit die Auswüchse, denen Wallraff mit Schauspiel begegnete. Es ist gerade diese Form der Verweigerung jeglicher Differenzierung, die wesentlich restaurativer daherkommt, als die angeprangerte Mitarbeit Wallraff innerhalb der marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung.”

5. “Das WDR-Politmagazin ‘Monitor’ besteht 50 Jahre”
(medienkorrespondenz.de, Reinhard Lüke)
Das TV-Magazin “Monitor” wird 50 Jahre alt und konnte das Durchschnittsalter seiner Zuschauer kürzlich von 64 auf 62 Jahre senken. Redaktionsleiter und Moderator Georg Restle: “Sobald wir bei den Marktanteilen mal unter die Zehn-Prozent-Marke geraten, wird von der Medienkritik immer wieder die Daseinsberechtigung der Magazine in Frage gestellt.”

6. “‘Von Natur aus ein Einzelgänger'”
(taz.de, Christine Stöckel)
Ein Interview mit Jürgen Domian: “Ich hatte immer zwei Leitsätze: Es darf nicht pornografisch sein und es darf nie um die bloße Sensation gehen. So kam es, dass ich in der Sendung ein fast viertelstündiges Interview zum Thema ‘Fisten’ geführt habe. Der Anrufer war schwul und von Beruf Arzt. Eine perfekte Mischung.”

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