Archiv für 6 vor 9

RTLs Pädophilie-Jagd auf Unschuldige, Bockige Satireopfer, Schul-Werbung

1. Lynchjustiz: Beide Männer sind unschuldig
(tagesspiegel.de, Eckhard Stengel)
Der Fernsehsender RTL hat mit seiner Lockvogel-Aktion zur Überführung von Pädophilen einiges angerichtet: Nicht nur der von selbsternannten Rächern in Bremen überfallene angebliche Täter sei völlig unschuldig, sondern offenbar auch derjenige Mann, der im RTL-Magazin “Punkt 12” unter Pädophilie-Verdacht gestellt wurde. Nun gibt es ein Vorermittlungsverfahren, aber nicht gegen irgendwelche angeblichen Pädophilie-Verdächtigen, sondern gegen die Verantwortlichen bei RTL.

2. Der “Grubenhund” der Titanic: Satire darf alles
(blog.ard-hauptstadtstudio.de, Marko Milovanovic)
Auf relativ unaufwendige Weise streute der “Titanic”-Mitarbeiter Moritz Hürtgen die Falschmeldung von der angeblichen Trennung von CSU und CDU. Nachdem sich das Ganze als Fake herausstellte, setzte bei einigen schludrig arbeitenden Medien nicht etwa Scham und Selbstkritik ein. Im Gegenteil: Es hagelte Kritik und Empörung wegen einer “Manipulation”, die weder “witzig” noch “Satire” sei. Marko Milovanovic erklärt, warum die Aktion durchaus Satire war, was die Medien daraus lernen sollten und empfiehlt den Betroffenen zu guter Letzt etwas mehr Humor.

3. „Ich kam mir wie ein Beichtvater vor“
(taz.de, Jan Pfaff & Ulrich Schulte)
Der Politikjournalist Günter Bannas war vierzig Jahre Parlamentskorrespondent der “FAZ”. Die “taz” hat sich mit der Koryphäe des politischen Journalismus über Freundschaft, Machtkämpfe und Auslandsreisen mit Kanzlern unterhalten.

4. „Denn sie wissen nicht, was sie tun“
(peter-hausmann.net)
Der Journalist Peter Hausmann war einige Jahre Sprecher der Bundesregierung und Chef des Bundespresseamtes sowie von 2008 bis 2014 Chefredakteur des “Bayernkurier” der CSU. Nach seinem Ausscheiden hat er sich nach eigener Aussage nicht mehr öffentlich zur CSU und ihrem Führungspersonal geäußert. Dieses sich selbst auferlegte Schweigegelübde hat Hausmann nun wegen der aktuellen Umstände gebrochen.

5. Dauerwerbesendung
(sueddeutsche.de, Christiane Schlötzer)
In der Türkei finden nächsten Sonntag die Präsidentschaftswahlen statt. Dementsprechend hochtourig und unausgeglichen läuft die Wahlpropaganda: Die regierende AKP und die nationalistische Partnerpartei MHP hatten in den ersten drei Wahlkampfwochen 37 Stunden Sendezeit, die gesamte Opposition gerade mal 3 Stunden. Christiane Schlötzer berichtet über eine Zeit in der Türkei, in der die Medien nur noch ein Thema und einen Kandidaten kennen.

6. Ist DIE ZEIT reif für Werbung an den Schulen?
(gutjahr.biz)
Werbung an Schulen ist in Deutschland verboten. Eigentlich. Doch uneigentlich mogeln sich Medien und Unternehmen trickreich in die Bildungsanstalten, wie Richard Gutjahr feststellte, als man ihn um eine Abdruckgenehmigung eines Artikels bat.

Terrorgefahr Nummer 1: das Auto, Lynchjustiz, Sprachlicher Schrott

1. Der Berliner Straßenverkehr ist Barbarei!
(tagesspiegel.de, Stefan Jacobs)
Es soll und darf keine Aufrechnung von Toten geben, doch der Vergleich drängt sich auf: Auf der einen Seite wird ein Mordfall wie der an Susanna F. medial und politisch ausgeschlachtet und dient als Treibstoff für Hass und Hetze. Auf der anderen Seite kommen im Berliner Straßenverkehr binnen 24 Stunden zwei Kinder ums Leben und verschwinden in wenig aussagekräftigen Polizeistatistiken. Und alles geht weiter, als wäre nichts geschehen. Tote und Verletzte im Straßenverkehr sind anscheinend etwas, bei dem viele abgestumpft zur Seite schauen, weil es ihnen “normal” erscheint. Stefan Jacobs hat einen erschütternden und bewegenden Kommentar verfasst, der auch wegen der darin enthaltenen Wut und Bitterkeit ein Weckruf sein könnte. Für die zuständigen Stellen, Institutionen und Politiker, für uns alle: „Künftige Generationen werden sich wundern, wenn sie aus den Geschichtsbüchern von dieser Barbarei erfahren, die wir uns so lange schon antun.“ Man möchte diesen Beitrag vervielfältigen und per Helikopter über der Stadt abwerfen.

2. Angebliche Lynchjustiz nach TV-Reportage: RTL und die Unschuldigen
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Hat RTL einem Unschuldigen unterstellt, ein Pädosexueller zu sein, und indirekt dazu beigetragen, dass ein anderer Unschuldiger zusammengeschlagen wurde? Einiges deutet darauf hin, wie Boris Rosenkranz auf „Übermedien“ ausführt.
Weiterer Lesetipp: Wie BuzzFeed News Deutschland zu sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch recherchiert (buzzfeed.com, Pascale Mueller & Daniel Drepper)

3. So ein Quatschgesetz
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo hat sich in seiner Kolumne das Leistungsschutzrecht für Presseverleger vorgenommen: „Das Leistungsschutzrecht ist ein realitätsfernes Quatschgesetz. Es soll bewirken, dass die Anzeige von Suchergebnissen von Verlagen kostenpflichtig wird. Hört sich nach einem Anti-Google-Gesetz an, ist aber viel größer, denn dadurch könnten Links im Netz kostenpflichtig werden. Kritiker nennen das LSR deshalb “Linktax”, also Linksteuer, zu entrichten allerdings an private Verlage.“ Ein lesenswerter Artikel, der vom Informationsgehalt weit über das übliche Kolumnenformat hinausgeht.

4. Ali Bashar oder Ali B.? Warum wir den Täter mit Namen nennen – Anmerkungen in eigener Sache
(allgemeine-zeitung.de, Christian Matz)
Bei der Berichterstattung zum Mordfall Susanna F. galt es wieder einmal, zwischen Persönlichkeitsrecht und öffentlichem Interesse abzuwägen. Die VRM Mediengruppe hat in allen ihren Printausgaben und Newsportalen einen Text veröffentlicht, der diesen Abwägungsprozess erläutert.

5. Der eigentliche BAMF-Skandal – erst der Rufmord, dann die Recherche?
(community.beck.de, Henning Ernst Müller)
Der Strafrechtler Prof. Dr. Henning Ernst Müller geht mit den Medien ins Gericht, die über den angeblichen Bremer BAMF-Skandal berichteten. Sein Schlussurteil: „Die Rechercheure von SZ, NDR und Radio Bremen haben etwas getan, was sie auf keinen Fall tun durften: Sie haben  Menschen mit Vorwürfen maximal geschadet, um eine Geschichte zu bringen, die schlecht recherchiert und unausgegoren war und damit den Rufmord vor die Recherche gestellt. Und als sich fast zwei Monate später herausstellt, dass sie daneben lagen, haben sie sich weder entschuldigt noch ihre ursprünglichen Berichte transparent berichtigt, sondern einfach geschrieben: „Zunächst hatte es geheißen“.“

6. “Das ist sprachlicher Schrott”
(sueddeutsche.de, Thomas Hummel)
Der Schriftsteller Jürgen Roth beschäftigt sich seit Jahren mit der Sprache rund um den Fußball. Den Fußballreportern empfiehlt er mehr Mut zum Schweigen: „In der Auslassung kann ein Gewinn liegen. Weil man damit zeigt, dass das Ereignis größer ist als die Worte, mit denen man es beschreiben möchte. Der Sport ist immer größer als das, was über ihn erzählt wird. Deshalb gibt es auch keine vernünftigen Fußballfilme. Weil das Spiel größer ist als jede künstlerische Bearbeitung.“
Weiterer Lesetipp: Statistiken sagen wenig über Sieg und Niederlage (deutschlandfunk.de, Matthias Jungblut)

Meinungsfreiheit-Upload-Filter, Risiko für Seppelt, No Peace bei Greenpeace

1. Upload-Filter: Meinungsfreiheit in Gefahr?
(ndr.de, Sabine Schaper & Daniel Bouhs)
Am 20. Juni entscheidet die EU über das neue Urheberrecht und damit auch die sogenannten Upload-Filter. Betreiber von Online-Plattformen müssen nach heutigem Stand unlizensiertes, urheberrechtlich geschütztes Material ihrer Nutzer entfernen, sobald sie davon Kenntnis erlangen. Mit Eintreten des neuen Urheberrechts müssen sie Upload-Filter einrichten, die es verhindern, dass derartiges Material überhaupt erst hochgeladen wird. „Zapp“ hat mit Befürwortern und Gegnern der geplanten Neuregelung gesprochen.
Weiterer Lesetipp: Jimmy Wales und Tim Berners-Lee warnen vor Uploadfiltern (golem.de, Friedhelm Greis)

2. Neuer Chef, neue Linie?
(taz.de, Anne Fromm)
In der Redaktion des „Greenpeace Magazins“ rumort es. Nun hat Greenpeace die langjährige Geschäftsführerin und Co-Chefredakteurin entlassen und den bisherigen Kommunikations-Chef der Organisation als neuen Geschäftsführer eingesetzt. Das ist insofern bemerkenswert, da die Redaktion eigentlich von Greenpeace unabhängig sein soll. Anne Fromm erklärt in der „taz“ die Hintergründe.

3. Coming-out von Jochen Schropp: Lieber STERN, Ihr habt es verbockt!
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Der „Stern“ hat unter der Überschrift „Ich bin Schwul“ eine in Briefform verfasste Coming-out-Erklärung des TV-Moderators und Schauspielers Jochen Schropp veröffentlicht. Johannes Kram kritisiert Verhalten und Berichterstattung der Medien: “Unter dem Vorwand, etwas, das selbstverständlich sein sollte, zu einer Selbstverständlichkeit zu verhelfen, machen sie das Gegenteil. Indem sie das Schwulsein zur eigentlichen News machen und nicht die Schwierigkeit, darüber zu reden, skandalisieren sie nicht die Verhältnisse, sondern das Schwulsein.”

4. Seppelt reist nicht nach Russland
(tagesschau.de, René Althammer)
Nach dem Hickhack um das ihm zunächst verweigerte Visum für die Fußball-WM in Russland, bleibt Hajo Seppelt nun doch überraschend zu Hause. Die Entscheidung traf die ARD nach einem Gespräch mit Außenminister Heiko Maas. Gefährdungsanalysen von u.a. BKA, LKA und der Nachrichtendienste hätten ein „unberechenbares Risiko” für den in Russland unbeliebten Sportreporter und Dopingexeperten ergeben.

5. Die Algorithmen-Hacker
(journalist-magazin.de, Sonja Peteranderl)
Künstliche Intelligenz und Machine Learning bestimmen immer mehr über uns. Ein Beispiel dafür ist der Schufa-Score, der über unsere Kreditwürdigkeit entscheidet. Doch wie funktionieren die dahinter steckenden Algorithmen? Das sogenannte „Algorithmic Accountability Reporting“ will genau das klären, auch um mögliche Schwachstellen aufzudecken.

6. fiftyfifty
(fiftyfifty-galerie.de)
Das Straßenmagazin „fiftyfifty“ wendet sich mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. Die sinkende Auflage würde das gesamte Hilfsprojekt der Organisation bedrohen. Fürs neue Heft hat man sich daher eine Aktion einfallen lassen: Alle Käufer erhalten einen Gutschein für ein Kunstwerk von Klaus Klinger, einem Künstler, der als „Pionier der Wandmalbewegung“ bezeichnet wird.

Friedenspreis, BAMF-Hintergründe, Uploadfilter

1. “Die Rechte ist keine unterdrückte Minderheit”
(deutschlandfunkkultur.de, René Aguigah, Audio, 53:36 Minuten)
Das Ehepaar Aleida und Jan Assmann erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Kulturwissenschaftler beschäftigten sich mit dem Vermächtnis alter Hochkulturen (Jan Assmann ist Ägyptologe) und ziehen daraus Schlüsse auf unser derzeitiges gesellschaftliches Miteinander. „Deutschlandfunk Kultur“ hat sich Ende März mit den beiden Wissenschaftlern unterhalten. In dem etwa einstündigen Gespräch geht es um den Opferbegriff, das kulturelle Gedächtnis, Erinnerungskultur, die neue Rechte und die angeblich beschränkten Freiheiten rechter Meinungsmacher.
Weiterer Hör- und Lesetipp: Den zweiten Teil des Gesprächs können Sie hier nachlesen und nachhören. (deutschlandfunkkultur.de, René Aguigah, Audio 52,58 Minuten)

2. Welche Vorwürfe haben sich erhärtet?
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Die Vorwürfe im Rahmen der sogenannten BAMF-Affäre wiegen schwer: Tausenden von Asylbewerbern sollen unrechtmäßig Asylbescheide ausgestellt worden sein, von bandenmäßiger Kriminalität und Bestechung ist die Rede. Die Oppositionsparteien AfD und FDP fordern gar einen Untersuchungsausschuss. Patrick Gensing vom „Faktenfinder“ der „ARD“ hat sich den Vorgang näher angeschaut. Die Vorwürfe sind keineswegs so eindeutig wie vielfach dargestellt.
Weiterer Lesetipp: „Zweifel am Revisionsbericht: Falsche Vorwürfe gegen das Bremer BAMF“ (tagesschau.de)

3. Das ist der ARD-Plan für ein Gegenstück zu Facebook und YouTube
(wuv.de)
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm träumt weiterhin von einer länderübergreifenden, digitalen Plattform von Sendern und Verlagen als Gegengewicht zu Youtube und Facebook: “Deutschland und Frankreich sollten die Initiatoren sein, die das Projekt voranbringen, wie einst Airbus als europäische Antwort auf Boeing. Das ist ein Vorhaben, das zu unseren europäischen Werten passt. Eine solche Plattform würde die kulturelle Selbstbehauptung Europas besser sichern.”

4. Und dann weint Dennis Rodman
(sueddeutsche.de, Johannes Kuhn & Beate Wild)
In der Gipfel-Berichterstattung amerikanischer Nachrichtensender verschwimmen die Grenzen von Analyse, Propaganda und Reality-TV, so Johannes Kuhn und Beate Wild in der „SZ“. Dies beträfe nicht nur Sender wie das Trump-freundliche „Fox News“, sondern auch seriösere Kanäle wie „MSNBC“ und „CNN“. Das traurige Fazit: „Politik ist im Amerika von 2018 eine neue Spielart des Reality-TV, doch Donald Trump ist nicht allein dafür verantwortlich.“

5. So können Medien über Verbrechen wie den Mord an Susanna berichten, ohne populistische Arschlöcher zu sein
(vice.com, Rebecca Baden)
Rebecca Baden kritisiert bei „Vice“ die populistische und reißerische Berichterstattung zum Mord an der 14-jährigen Susanna: „Journalisten und Journalistinnen schaffen mit ihrer Arbeit ein Stück weit Realität. Manche nutzen diese verantwortungsvoll, um Betroffenen und Angehörigen eine Stimme zu geben. Andere heizen damit die Stimmung auf – und wundern sich dann, dass die AfD im Bundestag sitzt.“

6. Rette Dein Internet!
(youtube.com, Manniac)
Der Animator und Comedian „Manniac“ hat einen Zwei-Minuten-Clip zur EU-Urheberrechtsreform produziert. Sein Hauptkritikpunkt sind die sogenannten Uploadfilter, die eine Veröffentlichung von urheberrechtlich geschütztem Material verhindern sollen. „Die Folge kann sein, dass es nahezu unmöglich wird, kreativ mit Film- oder Games-Bildern zu arbeiten, oder auch einfach Memes zu teilen.“, so Manniac. „Bitte helft mit, das zu verhindern. Schreibt die Europa-Abgeordneten an und bittet sie, gegen Artikel 13 zu stimmen!“

Meisterwerk, Sendungsboykott?, Neandertal-Magazin “Mann.TV”

1. Alles eine Frage der Perspektive
(faz.net, Ursula Scheer)
Es war eines der meistgeteilten Bilder in den Social-Media-Kanälen der letzten Zeit: Das ikonische Bild vom G7-Gipfel, bei dem Angela Merkel als Zentralgestalt auf einen bockig wirkenden Donald Trump mit verschränkten Armen traf. Ursula Scheer deutet das Bild in seinen verschiedenen Aspekten und vergleicht es mit den Fotos anderer Delegationen. Jedes der Bilder würde eine andere Geschichte erzählen, aber keines sei so perfekt fotografiert wie das des deutschen Fotografen Jesco Denzel: „In seiner Aufnahme scheint das Unbehagen der Weltgemeinschaft – und auch die wachsende Ratlosigkeit – gegenüber Trumps Alleingängen zu einer Szene zu gefrieren, die man, einmal gesehen, nicht mehr vergisst. Seinen Standpunkt hat er mit Bedacht gewählt – wie seine Kollegen auch. Ist das schon Manipulation,? Es ist eine Perspektive. Es gibt mehrere. Es ist immer gut, möglichst viele zu sehen. Aber diese Aufnahme gehört schon jetzt zu den ikonischen Trump- und Merkel-Bildern.“

2. Seppelt kritisiert russische Journalisten
(journalist-magazin.de, René Martens)
Spätestens seit Hajo Seppelts ARD-Doku “Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht” gilt der Sportjournalist in Russland als „unerwünschte Person“. Nur nach einigem Hin und Her wurde ihm das zuvor verweigerte Visum für die Fußball-WM ausgestellt. Doch Seppelt hat es nicht nur mit Anfeindungen von staatlichen Stellen zu tun, auch russische Journalisten lassen ihn ihre Antipathie spüren.

3. ARD-Sportchef hat ein Problem mit kritischen Journalisten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der hauptamtliche Sport-Koordinator der ARD Axel Balkausky hat anscheinend ein Problem mit kritischen Journalisten wie Daniel Bouhs. Das könnte man jedenfalls denken, denn Balkausky boykottiert Sendungen, in denen auch Bouhs vertreten ist. Der Grund könnte eine kritische Berichterstattung über Nebentätigkeiten von Sportjournalisten sein, die einen Interessenkonflikt befürchten lassen. Der Sportchef dementiert: „Es gibt keinen Sendungsboykott.“ Von ihm stammende Mails lassen jedoch anderes vermuten.
Update 09:02 Uhr: Daniel Bouhs hat auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich zur derzeit herrschenden Funkstille äußert (“Von mir aus können wir das gerne wieder ändern”).

4. Das Ende von Indie
(stuttgarter-zeitung.de, Ingmar Volkmann)
Ingmar Volkmann hat den Verleger und Veranstalter Matthias Hörstmann in dessen Kölner Stadtvilla besucht. Hörstmann hatte kürzlich das Aus des Musikmagazins “Intro” verkündet. Es ist ein lesenswerter Bericht über einen schillernden Unternehmer, der auf mehreren Arbeitsfeldern gleichzeitig aktiv ist. Seine Fehlentscheidungen? „Im Nachhinein war der Verkauf der ,11 Freunde‘-Anteile an Gruner + Jahr vielleicht ein Fehler. Für mich war die Geschäftsbeziehung als Joint Venture angelegt, das wurde aber nie so gelebt“.

5. Satiriker*innen sollen nicht klauen
(taz.de, Peter Weissenburger)
Das „Zentrum für Politische Schönheit“ hat ein falsches Facebook-Profils des Maischberger-Redaktionsleiters angelegt, um damit die Falschmeldung hinauszuposaunen, Maischberger habe den AfD-Chef Gauland ausgeladen. Das hat insofern auch funktioniert, denn mehrere Zeitungen fielen drauf rein und verbreiteten die Falschmeldung. Nun geht die Redaktion anwaltlich gegen die Polit-Aktivisten vor.

6. Bier, Titten, Clickbait: Mann.TV zeigt, wie traurig es sein muss, einen Penis zu haben
(vice.com, Lisa Ludwig)
Lisa Ludwig hat sich in die Welt eines testosterongetränkten Online-Magazins für Männer gewagt, das an manchen Stellen wie eine dumpfe Blut-und-Hoden-Parodie auf eine Pubertierenden-Postille mit dem Redaktionssitz Neandertal wirkt: „Mann.TV suggeriert in seinen Beiträgen, dass die Welt, in der wir leben, ziemlich einfach ist. Da gibt es auf der einen Seite die ehrlichen Männer, die hart arbeiten und sportliche Höchstleistungen vollbringen, im Privaten aber relativ einfach zufriedenzustellen sind: mit Bier und Brüsten. Und auf der anderen Seite stehen die überemotionalen Frauen, die immer nur rumzicken, Partner nach ihrem Gehalt auswählen und ganz generell nichts können, außer als Wichsvorlage für Mann.TV-Leser herzuhalten.“

Rechtsdrehend, “Bunte”-Botschafter, Zu Besuch beim Compact Verlag

1. Debatte oder Protest: Wie weiter gegen rechts?
(blaetter.de, Volker Weiß)
Der Historiker Volker Weiß diskutiert in seinem Aufsatz die Neue Rechte und einen möglichen Umgang mit ihr: „Gewachsen ist diese Neue Rechte, die in erheblichem Umfang noch immer die alte ist, somit weniger an ihren Gegnern als an deren Gesprächsangeboten, die sie erst zu akzeptablen Partnern machten. Gewachsen ist sie auch an den unzähligen Reportern, die zu Kubitscheks „Rittergut“ Schnellroda pilgerten und sich fasziniert den Ziegenstall zeigen ließen. Jede unkritische Homestory und jedes Dialogangebot haben stärker zur Verbreitung des Neofaschismus à la Antaios beigetragen als die Protestschreie auf den Buchmessen.“

2. Mein Freund, Seine Exzellenz
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Kaum war Richard Grenell als neuer US-Botschafter in Deutschland im Amt, fiel er mit markigen, wenig diplomatischen Worten auf. Nach Gesprächen mit „Breitbart“, „Bild“ und „Focus“, hat er sich nun von der „Bunten“ zur Homestory besuchen lassen. Und die verschweigt ein kleines, aber feines Detail: Daniel Funke, Leiter des „Bunte“-Hauptstadtbüros und Verfasser des Interviews, ist privat mit dem Botschafter befreundet.

3. „Macht die Politik den Journalismus kaputt?“
(journalismustage.at, Marietta Slomka)
In Wien fanden die „Österreichischen Journalismustage“ statt, die sich diesmal schwerpunktmäßig mit dem Einfluss der Politik auf die Medien beschäftigte: „Macht die Politik den Journalismus kaputt?“ Die Keynote wurde von der deutschen Journalistin und Fernsehmoderatorin („heute-journal“) Marietta Slomka gehalten. Die Rede wurde nun auf der Webseite dokumentiert, ein längeres Lesestück mit einigen interessanten Gedanken.

4. Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Von A nach B
(titanic-magazin.de, Stefan Gärtner)
Stefan Gärtner kritisiert bei seinem „kritischen Sonntagsfrühstück“ bei “Titanic” die Berichterstattung um das Gewaltverbrechen an der 14-jährigen Susanna: „Auf dem Kreuz, das jemand am Fundort der Leiche aufgestellt hat, steht: „Susanna, 14 Jahre, Opfer der Toleranz“. Sosehr das Fernsehen hier auch applaudiert: Nein. Susanna, 14 Jahre, ist das Opfer eines Verbrechens.“

5. „Interessant und vielfältig“
(taz.de, Maike Brülls)
Die SPD Berlin hat auf ihrem Landesparteitag eine Filmförderung für feministische Pornofilme beschlossen. Die „taz“ hat sich darüber mit Laura Méritt unterhalten, die sich als Vertreterin des „sexpositiven Feminismus“ für feministische Pornos einsetzt: „Mainstreamporn ist eine extreme Leistungs-Show, bei der alles als pervers oder Fetisch kategorisiert wird, was nicht heterosexuell ist. Um davon wegzukommen und zu zeigen, dass es viele verschiedene Wirklichkeiten und nicht nur ein SexSkript gibt, ist progressiver Porno wichtig. Nicht nur für Jugendliche.“

6. Die guten Menschen vom Compact Verlag
(sueddeutsche.de, Benedikt Peters)
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Verlag mit allerlei Titeln zu Lernen und Weiterbildung, Ratgebern und Kinderliteratur. Und wie es der Zufall will, erscheint plötzlich ein rechtes Magazin, das so ähnlich klingt wie der Name Ihres Verlags. So geht es der Chefin und den etwa 30 MitarbeiterInnen des „Compact Verlags“, der sich keinen anderen Rat weiß, als in Bälde umzufirmieren.

Weltkompakte Bank-Anzeige, ORF teilverlässt FB, Alles nur geklaut?

1. Da freut sich der Kunde: Welt kompakt verkauft Titelseite an Deutsche Bank – ohne Kennzeichnung als Anzeige
(meedia.de, Alexander Becker)
Auf der Titelseite der “Welt kompakt” erschien ein ganzflächiges Kampagnenmotiv der Deutschen Bank, das nicht als Werbung gekennzeichnet war. Bei Springer sah man darin zunächst keinen Verstoß gegen den Pressekodex (“in ihrer Gesamtanmutung durchaus für den Leser als Anzeige erkennbar”). Nach der Veröffentlichung durch “Meedia” erfolgte anscheinend ein Sinneswandel: Plötzlich war von “Versehen” und “Fehler” die Rede.

2. Teilrückzug: ORF dampft seine Facebook-Auftritte um 80 Prozent ein
(derstandard.at)
Beim ORF ist großes Facebook-Reinemachen angesagt: Von den etwa 70 ORF-Auftritten auf Facebook sollen laut einer internen Mitteilung nur noch rund 15 übrig bleiben. Außerdem will man die Werbeetats für Facebook und Youtube streichen. Als Gründe für den Teilrückzug von Facebook führt der ORF unter anderem “Datenmissbrauch und Intransparenz” des Netzwerks an.

3. Nützliche Sternchen brauchen keine Amtshilfe
(tagesspiegel.de, Anatol Stefanowitsch)
Wenn es in Diskussionen um geschlechtergerechte Sprache geht, geht es meist sehr lebhaft zu. Gerade um die Daseinsberechtigung alternativer Formen wird oft heftig gerungen. Nun beschäftigt sich der Rechtschreibrat mit dem Gendersternchen. Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft an der FU Berlin, kommentiert die Diskussion und befindet: “Das “generische” Maskulinum ist eine grammatische Fiktion.”

4. Hauptsache Krawall
(zeit.de, Matthias Dell)
Matthias Dell hat sich die vergangene Maischberger-Ausgabe angeschaut und in einer lesenswerten Rezension festgehalten, warum er dem Format so gar nichts abgewinnen kann. Und er hat einen guten Tipp parat: “Es ist deshalb durchaus interessant, Maischberger stumm zu gucken. Dann kann man sich den sinnlos-deliranten, aber eben Action suggerierenden Kamerafahrten hingeben wie früher den Bahnstrecken im Nachtprogramm.”
Weiterer Lesetipp: Kulturrat kritisiert TV-Talkshows und fordert Zwangspause (waz.de)
Lesenswert auch Malte Lehming, der im “Tagesspiegel” feststellt: “Differenzen ertragen: Das müssen Deutsche, die mit sich und anderen klarkommen wollen, noch intensiv üben.”

5. Wer entscheidet, was berichtet wird?
(freitag.de, Juliane Wiedemeier)
Juliane Wiedemeier beschäftigt sich mit den gelegentlich aufflammenden Bemühungen von Medien um direkten Kontakt zur Leserschaft sowie zu Nutzerinnen und Nutzern und macht dies an konkreten Beispielen fest. Bislang habe es sich oftmals nur um halbgare und lustlose Versuche gehandelt: “Wenn sie auch morgen noch kraftvoll zuschreiben wollen, müssen Journalisten mit ihren Nutzern reden. Aber nicht von oben herab und nicht nur sporadisch, wenn es gerade passt.”

6. Liebe @DIEZEIT, wir mögen unsere Titelbilder auch sehr gern.
(twitter.com/Brinkbaeumer)
“Spiegel”-Chef Klaus Brinkbäumer ist bei den Kollegen von der “Zeit” über eine Zeichnung mit einer bemerkenswerten Ähnlichkeit gestolpert. Aber seht selbst …

Islamdebatten-Inflation, Würde geht baden, Schweizer Kornkreis-Macher

1. Wir diskutieren viel zu häufig über den Islam
(sueddeutsche.de, Dunja Ramadan)
Die Journalistin und Arabistin Dunja Ramadan hält die Häufigkeit und Brisanz der Islamdebatten in deutschen Talkshows für unverhältnismäßig: „Es ist auch kein Wunder, dass die Angst vor dem Islam so hoch ist, wenn gefühlt jeden zweiten Abend über “den” Islam diskutiert wird – in einer Brisanz, in der man denkt, in Deutschland herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Diese Brisanz wünscht man sich, wenn es um weitaus dringlichere Debatten wie Wohnungsnot, Pflegenotstand, Krippenplätze oder auch das Rentensystem geht. Denn das treibt wirklich alle Menschen in diesem Land um.“
Weiterer Lesetipp: Carolin Gasteigers TV-Kritik des letzten Maischberger-Talks: “Manchmal erscheint es mir, als gebe es mehr Islam-Experten als Muslime”

2. Das große Schweigen
(11freunde.de, Ilja Behnisch)
Ilja Behnisch schreibt bei den „11 Freunden“ über das vom DFB gesteuerte Bild der deutschen Nationalmannschaft. Eine perfekte Inszenierung sei dies, wie von einem Konzern von Weltformat. Der DFB sei jedoch kein Konzern, sondern ein Verband. Und dessen Umgang mit den Medien müsse sich dringend ändern.
Weiterer Lesetipp: Steffen Dobbert erklärt bei “Zeit Online”, warum er einen Boykott der Fußball-WM in Russland für angebracht hält.



3. Wenn die Würde baden geht
(taz.de, Lalon Sander)
Konservative weiße Männer interessieren sich erst für Menschenwürde, wenn es um einen alten weißen Mann geht, findet Lalon Sander und meint damit die Twitter-Empörung einiger Journalisten über das Gauland-Badehosen-Bild: „Offenbar fühlen sich manche weiße Männer eher von dem angeblichen Unrecht betroffen, das mächtigen weißen Männern geschieht, und weniger von dem, das von weißen Männern ausgeht. Das ist eine identitäre Positionierung. Kann man so machen, aber würdevoll ist das nicht.“
Weitere Lesetipps: Matern Boeselager fordert bei “Vice” eine “Internet-Pause” für Deutschland. Stefan Fries plädiert dafür, Gauland nicht die Würde zu nehmen, nur weil dieser anderen die Würde nimmt.

4. Journalisten sind grün und links
(bazonline.ch)
Eine dänische Studie hat die politischen Einstellungen von Medienschaffenden in 17 Ländern untersucht. Die ersten Ergebnisse würden ein weiterverbreitetes Vorurteil bestätigen: In den Redaktionen gebe es durchschnittlich drei Mal so viele Grüne und Feministen wie im Rest der Bevölkerung.

5. Fanpage-Urteil des EuGH – 10 Fragen, 10 Antworten : Good bye Auftragsverarbeitung, welcome “gemeinsame Verantwortlichkeit”
(cr-online.de, Niko Härting)
Der Jurist Niko Härting erklärt im Blog der Zeitschrift „Computer und Recht“ kurz und knackig, was es mit dem Fanpage-Urteil des EuGH auf sich hat. Der zehnte Punkt seiner Liste ist eine Art Generalempfehlung für alle Facebook-Seitenbetreiber: „Ruhe bewahren, Datenschutzinformationen in die Fanpage integrieren und den Ausgang des Falls vor den deutschen Verwaltungsgerichten abwarten.“

6. Wie Kornkreise wirklich entstehen
(facebook.com/izzymagazine, Video, 2:55 Minuten)
Die Leute vom Schweizer Jugendmagazin „Izzy“ haben einen Kornkreis produziert und den Medien als extraterrestrische Erscheinung untergejubelt. Auf Facebook gibt es das Video im sympathischen Schweizer Dialekt dazu: „Grüße von den Aliens.“

Omnipräsente AfD, Risikofaktor Facebook-Seite, Neonazi-Angriff

1. Datenschützer bekommen vor dem EuGH recht – theoretisch
(faz.net)
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass Betreiber von Facebook-Seiten gemeinsam mit Facebook für die Verarbeitung der personenbezogenen Nutzerdaten verantwortlich sind, was für viel Aufregung und Verunsicherung in den sozialen Medien gesorgt hat. Das Urteil wurde jedoch nach alter Rechtslage entschieden. Mittlerweile gilt die DSGVO und das mache die Sache eher noch komplizierter.
Weiterer Lesetipp: Licht ins juristische Dunkel kann vielleicht Rechtsanwalt Dr. Thomas Schwenke bringen, der das Urteil eingeordnet und einen ausführlichen Frage-und-Antwort-Teil verfasst hat: EUGH Urteil: Müssen nun alle Facebook-Seiten geschlossen werden? (allfacebook.de)
Und auf “Meedia” kommentiert die Juristin Anja Neubauer die Auswirkungen des Richterspruchs. Sie hat für sich selbst den radikalen Schritt gewählt: “Ich persönlich werde daher meine Facebook-Seiten nun erst einmal auf „nicht sichtbar“ schalten, bis Mark Zuckerberg eine rechtskonforme Lösungsmöglichkeit für die Sammlung der Nutzer meiner Seiten bereithält und diese mir als Betreiber der Seiten zur Verfügung stellt. Eine andere Alternative sehe ich persönlich nach dem Urteil des EuGH nicht.”

2. “Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitzt, sind ihre Inhalte omnipräsent”
(sueddeutsche.de, Jakob Biazza & Johannes Hillje)
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich mit dem Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje über den Umgang der Medien mit der AfD unterhalten. Hillje hält den Einfluss der Rechtspopulisten auf unsere öffentlichen Debatten für deutlich größer als ihre politische Relevanz, gemessen an den Wahlergebnissen. Selbst wenn die AfD nicht in Talkshows sitze, seien ihre Inhalte oft omnipräsent. Die AfD setzte dabei nicht immer die Themen, bestimme aber, wie darüber geredet werde: „Dank der AfD führen wir eine Desintegrations- statt der nötigen Integrationsdebatte.“

3. Tilo Jung in der Bundespressekonferenz: Merkels Geheimwaffe
(taz.de, Tobias Schulze)
Wer die Bundespressekonferenz kennt, kennt auch Tilo Jung, der dort mit seinen unbequemen Fragen regelmäßig die Regierungsvertreter zum Schwitzen bringt. Und danach die Zusammenfassungen auf seinem YouTube-Kanal “Jung und Naiv” ins Netz stellt. 
Nun ist Jung eine besondere Gunst zuteil geworden: Anlässlich des Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu durfte er im Kanzleramt Fragen an den Politiker richten. Weiterer Tipp: Im „Aufwachen-Podcast“ beschäftigen sich Tilo Jung und Stefan Schulz regelmäßig mit dem politischen Geschehen und der Medienberichterstattung. In der aktuellen Folge geht es auch um besagten Netanjahu-Besuch.

4. Fußball-WM in Russland: Stolz und Vorurteil
(ndr.de, Hendrik Maaßen)
Bald beginnt die Fußball-WM in Russland. Das “journalist network” hat eine 11-tägige Kennenlern-Reise durchs Land organisiert, an der junge Journalisten teilnehmen durften. „Zapp“-Reporter Hendrik Maaßen war dabei und berichteten von seinen Eindrücken.

5. Warum zwei Neonazis einen Monat nach ihrer Jagd auf Journalisten noch auf freiem Fuß sind
(vice.com, Matern Boeselager)
Vor vier Wochen verfolgten zwei mutmaßliche Neonazis in Thüringen Journalisten mit einem Auto, drängten sie in einen Graben und griffen sie mit Schraubenschlüssel, Messer, Baseballschläger und Pfefferspray an. Obwohl die Identität der Täter bekannt ist und dokumentiert wurde, kam es bislang weder zur Vernehmung noch zur Anklage. Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft gebe es “keinen dringenden Tatverdacht”. Wie kann das sein, fragt Matern Boeselager nicht nur sich selbst, sondern auch den zuständigen Staatsanwalt.

6. Der offene Brief – Zweihänder des kleinen Mannes
(medienwoche.ch, Reto Hunziker)
Journalisten greifen gerne zum Stilmittel des offenen Briefs. Nun hat Reto Hunziker einen offenen Brief an denjenigen verfasst, der wohl noch nie einen offenen Brief erhalten hat: den offenen Brief.

Datenhehler Facebook, “Hart, aber Framing”, Spaghetti-Galgen

1. Facebook soll Daten von Nutzern und deren Freunden an mehr als 60 Hersteller von Handys, Laptops und Tablets weitergegeben haben
(nzz.ch, Marie-Astrid Langer)
Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre es ein unglaublicher Skandal: Facebook soll über Jahre hinweg Nutzerdaten an mehr als 60 Hersteller von Smartphones und anderer Hardware weitergegeben haben. Und zwar, auch wenn die Nutzer einer Weitergabe an Dritte nicht zugestimmt oder sogar explizit widersprochen hatten.
 Facebook bestreitet die Vorwürfe mit einer, nennen wir sie „kreativen“ Begründung: Es handele sich um keine Weitergabe von Daten, denn die Gerätehersteller seien als „Erweiterung“ von Facebook zu betrachten.

2. ARD-Talkshow gerät wegen umstrittener Themensetzung unter Druck
(deutschlandfunk.de)
Themensetzung, Art der Sendungsankündigung, Einwandbehandlung… Die Redaktion der ARD-Talksendung “Hart aber Fair” sah sich wegen ihrer Sendung über „Flüchtlinge und Kriminalität“ gleich drei Mal starker Kritik ausgesetzt. So wurde der Sendung ein „Framing“ vorgeworfen, ein Begriff, mit dem die Redaktion nichts für sich anzufangen wusste (“Framing? Als Journalisten können wir mit diesem Begriff wenig anfangen“). Was einen Journalismus-Professor auf Twitter zu der Anmerkung veranlasste, dass Journalisten an seinem Institut mit diesem Begriff bereits im ersten Semester in Kontakt geräten.
Weiterer Lesehinweis: Hannah Beitzer hat sich die gestrige „Hart, aber fair“-Ausgabe für die „Süddeutsche Zeitung“ angeschaut.

3. Stolzer Osten
(sueddeutsche.de, Antonie Rietzschel)
„Wer braucht den Osten?“, fragt eine dreiteilige MDR-Doku (erster Teil bereits in der Mediathek). Als Markt sei die ehemalige DDR für den Westen attraktiv, doch die Folgen der De-Industrialisierung seien bis heute spürbar. Dennoch würden die Filmautoren einen bisweilen stolzen Osten zeigen. Eine Geschichte der Emanzipation sei es, die auch der MDR hinter sich habe: Von der Ostalgie-Schleuder zum Analysten ostdeutscher Verhältnisse.

4. “Unerträgliche deutsche Arroganz”: Der Spiegel sorgt mit Spaghetti-Galgen als Symbol für Italien-Krise für Kritik
(meedia.de, Levin Kubeth & Thomas Borgböhmer)
Das Titelbild der aktuellen „Spiegel“-Ausgabe zeigt Spaghetti, die sich am unteren Ende zu einem Galgenstrick ausformen. Betitelt ist das Cover mit den Worten: „Ciao Amore! Italien zerstört sich selbst – und reißt Europa mit“. Um diese Darstellung wird nun gestritten: Der Titel sei arrogant und überheblich und befeuere Vorurteile. Abgesehen davon lese sich die Story im Heft eher als das Gegenteil der düsteren Abschieds-Metapher.

5. Quo vadis Journalismus?
(journalistik.online, Horst Pöttker)
Kostendruck, Outsourcing, Entlassungen, Auflagenrückgang, rapide sinkende Anzeigeneinnahmen… Die Printmedien werden auf vielerlei Weise von den Folgen des digitalen Wandels in die Zange genommen. Welche Perspektiven hat der Journalismus angesichts dieser Herausforderungen? Der Wissenschaftler Horst Pöttker hat sich dazu einige lesenswerte Gedanken gemacht.

6. Das „Stories“-Format erobert das Social Web: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
(upload-magazin.de, Jan Tißler)
Die Überschrift wendet sich zwar an Geschäftsleute, aber das Thema ist für alle interessant, die im Social Web unterwegs sind. Es geht um die sogenannten „Stories“, wie man sie vor allem von Instagram kennt und die enorme Wachstumsraten aufweisen. Facebooks Produktchef Chris Cox habe gar vorausgesagt, dass „Stories“ im nächsten Jahr zum vorherrschenden Format im Social Web werden würden.

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