Archiv für 6 vor 9

Österreichs “Falter”-Feind, Licht ins EU-Dunkel, Gehälter und Honorare

1. Licht ins Dunkel der geheimen Verhandlungen zur EU-Urheberrechtsreform
(juliareda.eu)
Julia Reda sitzt seit 2014 für die Piratenpartei im EU-Parlament und ist eine profunde Kennerin der Urheberrechtsthematik. Über diese wird gerade hinter verschlossenen Türen verhandelt, im sogenannten “Trilog” von EU-Parlament, Rat und Kommission. Reda veröffentlicht den aktuellen Verhandlungsstand — sehr übersichtlich, sehr lesenswert und ganz im Sinn der Transparenz.

2. Presseanfragen veröffentlicht
(taz.de, Ralf Leonhard)
Regelrecht verbissen hat sich Österreichs Innenministerium in die Auseinandersetzung mit der Wochenzeitung “Falter”. Das Ministerium hat sogar Interviewanfragen von Chefredakteur Florian Klenk veröffentlicht, wohl um zu zeigen, dass dieser schlecht recherchiere. Rechtlich könnte das für das Ministerium Probleme geben, wie auf futurezone.at zu lesen ist.
Ähnlich sieht es der “Standard”, der von einem Verstoß der Behörde gegen die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) spricht.
Weiterer Lesehinweis: Für alle Freunde des Popcorn-Kinos noch ein Blick auf einen Tweet des Vizekanzler-Sprechers, dokumentiert durch “Falter”-Chef Klenk.

3. Freischreiber-Report startet 2019
(wasjournalistenverdienen.de, Michael Penke)
Freischreiber, der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten, will künftig einmal im Jahr über aktuelle Gehälter und Honorare in der Branche berichten, ein Thema, über das sonst wenig nach außen dringt. Michael Penke dazu: “Wir möchten mit dieser Datenbank auch all jene Verlage und Medien unter Druck setzen, die ihre Redakteure und freien Autoren besonders schlecht bezahlen. Denn wer nicht zahlt, verdient auch keinen guten Journalismus.” Für möglichst aussagekräftige Werte, sind die Freischreiber auf anonyme Informationen von Journalisten und Journalistinnen angewiesen, die hier eingegeben werden können.

4. “Rassistische Texte sind nie freie Meinungsäußerung”
(jetzt.de, Sophie Aschenbrenner)
Im Interview spricht der Poetry-Slammer und Moderator Michel Abdollahi über den Poetry-Slam in Speyer, bei dem ein 14-jähriges Mädchen ein rassistisches Gedicht vorgetragen hat — und darüber, ob das künftig häufiger passieren könnte.

5. Login-Allianz der Verleger: ein Datenpool gegen die Google-Dominanz
(medienwoche.ch, Michael Ziesmann)
Die Schweizer Verlage wollen Nutzer dazu bringen, freiwillig persönliche Daten abzugeben. Mit diesem Datenpool will man bei den Werbekunden punkten und sich Googles Dominanz entgegenstellen. Dazu wurde die “Schweizer Login-Allianz” aus AZ Medien, “NZZ”, Ringier, Somedia, Tamedia und SRG gebildet: Ab nächstem Jahr sollen sich die Nutzer mit nur einem einzigen Login registrieren und damit sämtliche Angebote nutzen können. Das Vorhaben hat jedoch mindestens einen Haken, wie Michael Ziesmann in der “Medienwoche” ausführt.

6. Wie soll man berichten?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz & Stefan Fries, Audio, 28:39 Minuten)
Wie sollen Medien mit Rechtspopulisten umgehen? Ignorieren, um ihnen keine Bühne zu bieten, oder thematisieren, um ihnen etwas entgegen zu stellen? Und wie können Medien vermeiden, von Rechtspopulisten instrumentalisiert zu werden? Über diese und andere Fragen haben Brigitte Baetz und Stefan Fries ausführlich in einer kompletten Sendung im “Deutschlandfunk” gesprochen.

Blick auf den Osten, Frauen in der Fotografie, Gniffkes Brief an Maaßen

1. Deutschland, noch kein einig Medienland
(deutschlandfunk.de, Henning Hübert)
“Deutschlandradio”-Intendant Stefan Raue bedauert das regionale Ungleichgewicht bei den Schwerpunkten medialer Berichterstattung. Er könne nachvollziehen, dass Ostdeutsche das Gefühl haben, nur dann in den bundesweiten Medien vorzukommen, wenn es um Rechtsextremismus, Kriminalität und Arbeitslosigkeit gehe. In Sachen Chemnitz-Berichterstattung fehlt ihm der Blick auf das Positive: Die Stadt habe eine reiche Kulturlandschaft, Bürgergeist und Engagement. Raues Appell: “Es wäre ganz gut, wenn die Reporter und Reporterinnen häufiger mal in Chemnitz wären, wenn’s nicht knallt”.
Weiterer Lesehinweis: Ostdeutsche müssen sich “für alles” rechtfertigen: “Vor dem Einheitsfeiertag sieht Thüringens Ministerpräsident Ramelow Probleme zwischen alten und neuen Bundesländern. Der Umgang untereinander sei “verheerend”, Ostdeutsche erlebten täglich Schmähungen.” (spiegel.de)

2. Frauen in der Fotografie
(kwerfeldein.de, Katja Kemnitz)
Kamerahersteller Olympus arbeitet beim “Xplorers-Projekt” mit verschiedenen Foto-Influencern zusammen. Unter den 18 FotografInnen befindet sich jedoch nur eine einzige Frau. Liegt es daran, dass das Geschlechterverhältnis in diesem Segment bei “wahrscheinlich 1:100” liegt, wie von einem Fotografen behauptet? Wohl kaum: Der Frauenanteil in Fotografie-Ausbildung und Studium liegt meist bei mehr als 50 Prozent. Die Fotografin Katja Kemnitz macht Vorschläge, wie sich die Sichtbarkeit von Frauen in der Fotografie verbessern ließe.

3. Falschmeldung zu belgischem Atomkraftwerk
(faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Unbekannte haben den Internetauftritt des belgischen Senders RTL Info nachgebaut und dort eine Falschmeldung über eine angebliche Explosion im Atomkraftwerk Tihange veröffentlicht — illustriert mit einem bekannten Bild aus dem Netz, das eine Atomexplosion zeigt.

4. Unsere Sprache ist weniger diskriminierend geworden.
(planet-interview.de, Kaspar Heinrich)
Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch beschäftigt sich mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Dieses Jahr erschien sein Buch “Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen”. Im Interview spricht Stefanowitsch über Gendersternchen, das N-Wort, klamaukige Talkshows, amtliche Rechtschreibung und Korrekturen in Pippi-Langstrumpf-Büchern.

5. Tagesschau-Chef Gniffke wirft Verfassungsschützer Maaßen vor, im Bundestag die Unwahrheit gesagt zu haben
(buzzfeed.com, Marcus Engert)

Der Chefredakteur der “Tagesschau”, Kai Gniffke, hat sich per Brief an Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und die Obleute im Innenausschuss gewandt. Maaßens Äußerungen seien geeignet, den “Ruf der Tagesschau zu beschädigen”, und bestimmte Behauptungen Maaßens seien “wahrheitswidrig”. “BuzzFeed News” hat den Brief in Faksimileform veröffentlicht und inhaltlich eingeordnet.

6. Fake Views: Die Ausstellung „Lust der Täuschung“ in der Kunsthalle München
(blog.gwup.net, Bernd Harder)
Bei der Ausstellung “Lust der Täuschung” in der Kunsthalle München geht es um “Fake Views”. Doch im Gegensatz zu den “Fake News” ist hier der Erfolg geglückt, wenn nach der Täuschung die “Ent-Täuschung” kommt.

Sachsens sturer Haderer, Karge Krankenkost?, Slimanis Rumgehaule

1. Editorial: Zwei gravierende Fehler
(journalist-magazin.de, Matthias Daniel)
Das Medienmagazin “Journalist” hat mit dem sächsischen Ministerpräsident Michael Kretschmer über die Vorgänge in Sachsen und deren Bewertung gesprochen. “journalist”-Chefredakteur Matthias Daniel findet anerkennende Worte für den Ministerpräsidenten, sieht ihn aber auch als Gefangenen seiner selbst: “Kretschmer ist kein abgebrühter Politprofi, wie sie in Berlin gerade unterwegs sind, oder wie sein Vorgänger Kurt Biedenkopf, der die Geschicke Sachsens nach der Wiedervereinigung zwölf Jahre lang lenkte. Kretschmer ist nahbar, er ist nachdenklich, er ist empathisch. Man kann in seinem Gesicht lesen, wie sehr er mit seiner Rolle hadert. Und doch bleibt er dabei. Vielleicht ist diese politische Sturheit in diesen Tagen sein größter Fehler.”
Weitere Lesehinweise: “Ich hätte mir auch vom ZDF selbstkritische Reflexion gewünscht” (journalist-magazin.de, Matthias Daniel) und die Lehren aus Chemnitz (journalist-magazin.de, Michael Kraske).

2. “Nationalismus können wir uns nicht mehr leisten”
(deutschlandfunk.de, Henry Bernhard, Audio, 4:46 Minuten)
Internationale Medienkooperationen werden auch als “Cross-Border-Journalismus” bezeichnet. Bekanntes Beispiel: Das Rechercheprojekt “Panama Papers”, bei dem 376 Journalistinnen und Journalisten aus 76 Ländern zusammengearbeitet haben. Warum derartige Medienkooperationen immer wichtiger werden, war Thema der Fachtagung “Journalism across Borders”.

3. Ex-Bild-Chef Diekmann lehnt Leistungsschutzrecht ab
(golem.de, Friedhelm Greis)
Ex-“Bild”-Chef Kai Diekmann lehnt das Leistungsschutzrecht ab. Wäre er noch Chefredakteur bei “Bild”, würde er sich vermutlich nicht so äußern, aber Diekmann leitet mittlerweile eine Content-Agentur. Friedhelm Greis berichtet über einen interessanten Fall von “Wes Brot ich ess, des Lied ich sing”, in dem beide Seiten mit Vokabeln wie “Irrglauben” und “Wahnwelt” um sich schmeißen.

4. Meinung: Warum ich mich so richtig über Ayla Mayer geärgert habe – und über mindestens 8.076 Menschen auf twitter
(severint.net, Severin Tatarczyk)
Vielen Twitter-Nutzern und -Nutzerinnen ist in den letzten Tagen eine fotografische Gegenüberstellung zweier Krankenhausmahlzeiten begegnet: Oben die überaus kärgliche Frühstücksversion, unten die Luxusvariante. Die Botschaft: Gesetzlich versicherte Patienten werden mit dem Nötigsten abgespeist, während Privatpatienten im Luxus schwelgen. Severin Tatarczyk erklärt, warum das Bild aus seiner Sicht nicht zur Skandalisierung taugt.

5. Keine Briefe, keine Zeitung
(taz.de, Reinhard Wolff)
Die norwegische Post will ihre Dienste herunterschrauben: Briefe sollen statt fünfmal die Woche nur noch durchschnittlich zweieinhalb Tage pro Woche verteilt werden. Der Abbau beim Zustellservice betrifft nicht nur die Postbediensteten, sondern hätte auch gravierende Folgen für die Lokalzeitungen, die auf den Postweg angewiesen sind.

6. Sami Slimani will Geschlechterrollen zerstören – indem er in der Frauenabteilung einkauft
(vice.com, Lisa Ludwig)
Der Youtube-Star Sami Slimani (Youtube: 1,6 Millionen Abonnenten, Instagram: 1,4 Millionen Follower) war in der Damenabteilung einer großen Klamottenkette shoppen, um “modische Geschlechtergrenzen” zu überwinden. Lisa Ludwig ist von der derart überhöhten Einkaufstour des beliebten Influencers wenig überzeugt: “Wie der 28-Jährige an den Punkt gekommen ist, auf homophobe Beleidigungen zu scheißen und sich optisch so zu geben, wie er sich fühlt, wäre eine sicherlich interessante und womöglich sogar inspirierende Geschichte gewesen. Stattdessen hat er ein Zara-Haul mit gesellschaftskritischem Anstrich gedreht. In einer Welt, in der Konsum alles ist, in der Geld ausgeben Glück ersetzen soll, muss das wohl als Revolution reichen.”
(Anmerkung für alle, die in der Youtube- und Influencer-Sprache nicht so fit sind: Bei “Haul-Videos” geht es um das hier.)

Annahme verweigert, “Bild” als AfD-Helfer, Die Fahrrad-Verschwörung

1. “Das hier ist eine PR-Veranstaltung”: Journalistin Laura Meschede lehnt Helmut-Schmidt-Journalistenpreis ab
(meedia.de, Marvin Schade)
Die Verleihung des diesjährigen Helmut-Schmidt-Journalistenpreises verlief überraschend: Die “SZ Magazin”-Autorin Laura Meschede lehnte in ihrer Rede die Annahme des ihr zugedachten Preises ab: “Das hier ist eine PR-Veranstaltung, so viel ist klar. Und deswegen stehe ich auch hier, um PR zu machen. Aber nicht für die ING Diba. Sondern für den Gedanken, dass es eine Alternative gibt, dazu, wie die Welt jetzt ist.”

2. BILD – Vorfeldorganisation der AfD
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Der Journalist Michael Spreng war 1989 bis 2000 Chefredakteur bei “Bild am Sonntag”, was seine heftige Kritik an “Bild” unter Julian Reichelt umso bemerkenswerter macht: “BILD zersetzt mit dieser Kampagne systematisch den Respekt vor den Institutionen und Repräsentanten des Staates und delegitimiert die liberale deutsche Demokratie. (…) Dieser Rückfall von BILD in ein Kampagnenblatt geschieht offenbar im Einverständnis mit dem Vorstand des Verlages Axel Springer. Denn andernfalls hätte er den Chefredakteur schon abgelöst. So kann BILD ungehemmt der AfD Schützenhilfe leisten und die Achse der Bundesrepublik nach rechts verschieben.” Spreng hatte die Wandlung von “Bild” unter Reichelt zuvor schon in der ZDF-Sendung von Markus Lanz ähnlich und ähnlich deutlich kritisiert.

3. Die Fahrrad-Verschwörung
(donaukurier.de, Johannes Hauser)
Der “Donaukurier” veröffentlichte vergangene Woche ein harmloses Bild einer Radtour. Mit dabei: Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel, in dessen Rad sich ein Ast verfangen hatte. Ihr fragt euch, warum dies der Erwähnung wert ist? Dann schaut euch die Stellungnahme der Lokalredaktion an, die sich in den Sozialen Medien heftigen Fälschungsvorwürfen und Verschwörungstheorien ausgesetzt sah.

4. Demokratie in Zeiten der Desinformation
(sueddeutsche.de, Carolin Emcke)
Die 2016 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Autorin Carolin Emcke macht sich Gedanken über demokratische Entscheidungsprozesse in Zeiten der Desinformation. Mit Blick auf das Vereinigte Königreich fragt Emcke: “… wie naiv ist es, eine existenzielle Entscheidung wie den Brexit als vermeintlich informierten Wählerwillen umzusetzen — wenn dieser Wille durch Desinformationskampagnen zersetzt wurde? Wie prekär ist es, Meinungen und Stimmungen zu folgen, die auf einem Zerrbild der Wirklichkeit beruhen? Wäre es so undenkbar, dass eine Regierung auch einmal zurücktritt, weil sie ein Votum zwar als legitim, aber fehlgeleitet einstuft?”

5. Landtag muss Auskunft in Abgeordnetenaffäre geben
(nordbayerischer-kurier.de)
Das Bundesverwaltungsgericht hat ein Urteil gefällt, das grundsätzliche Bedeutung haben dürfte und die Rechte der Medien stärkt: Der bayerische Landtag muss dem früheren Chefredakteur des “Nordbayerischen Kuriers”, Joachim Braun, das Gehalt nennen, das der ehemalige Bayreuther CSU-Abgeordnete Walter Nadler auf Steuerzahlerkosten seiner Ehefrau im Abgeordnetenbüro zukommen ließ. Dem Auskunftsanspruch der Presse gebühre “Vorrang gegenüber der verfassungsrechtlich geschützten Freiheit des Mandats und dem Schutz personenbezogener Daten des Abgeordneten und seiner Ehefrau”, so das Gericht.

6. Geschlechterklischees, Nein Danke!
(buzzaldrins.de, Linus Giese)
Buchhändler Linus Giese wird von Kunden und Kundinnen immer wieder explizit nach Büchern für Jungen oder für Mädchen gefragt. Weil ihm Rollenerwartungen und Geschlechterklischees nicht behagen, hat er ein paar Kinderbuchempfehlungen zusammengestellt, die ohne die typischen Prinzessinen und Feuerwehrmänner auskommen.

Googles Geld, Digital statt radikal?, “Korrekturbitten” als “Anregung”

1. Datenanalyse: Googles Geld und die Medien in Europa
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz & Alexander Fanta)
Google beschenkt seit 2016 Hunderte Medienunternehmen, Verlage, Start-ups, Einzelpersonen und Universitäten in Europa. Insgesamt 150 Millionen Euro umfasst der Förderfonds. Netzpolitik.org hat in einer monatelangen Recherche analysiert, welche Art von Innovationen der Konzern nach vorne bringt und wer die Empfänger des Geldes sind.

2. Schriftarten als Botschafter für Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” hat sich anlässlich des Staatsbesuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Aktion einfallen lassen: Die Organisation hat das Schriftbild geschlossener Medien aus verschiedenen Teilen der Welt rekonstruieren lassen und stellt die Schriften ab sofort auf fonts-for-freedom.com zum kostenlosen Download zur Verfügung. Dort kann man auch sein Statement für Pressefreiheit in ein Formular tippen, die fertig generierte Bildtafel herunterladen und zum Beispiel in den sozialen Netzwerken teilen.

3. Digital statt radikal?
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio, 5:27 Minuten)
Anlässlich des 40. Geburtstags der “taz” liefert der “Deutschlandfunk” sowohl einen Rück- als auch einen Ausblick: Von den ersten bewegten Jahren bis in die Zukunft im 23 Millionen Euro teuren Neubau.
Weitere Lesehinweise: Zum 40. haben “taz”-Gründerinnen und -Gründer das Blatt übernommen (taz.de, Tobias Schulze & Hanna Voss). Und “Meedia” hat einen Rat für die Kollegen: “Hey, taz! Bevor ihr Eure Print-Ausgabe einstampft, solltet Ihr Euch anschauen, was der Independent danach erlebte”.

4. Offenbar mehr Opfer rechter Gewalt
(tagesschau.de)
Über die Zahlen von Opfern rechter Gewalt herrscht keine Einigkeit. Während die Bundesregierung von 83 Todesopfern seit der Wiedervereinigung spricht, sind es nach Medienberichten mehr als doppelt so viele.

5. “Kor­rek­tur­bitten” vom Ver­fas­sungs­schutz an Jour­na­listen
(lto.de, Markus Sehl)
Der Verfassungsschutz hatte sich per Anwalt mit “Korrekturbitten” an verschiedene Redaktionen gewandt. Auf eine schriftliche Anfrage des stellvertretenden Grünen-Fraktionsvorsitzenden und Innenausschussmitglieds Konstantin von Notz hat das Innenministerium dazu Stellung bezogen (PDF). Laut Ministerium habe es sich nur um “Anregungen” gehandelt, von einer Beeinträchtigung der Pressefreiheit könne keine Rede sein. Der Berliner Anwalt für Presserecht und Informationszugangsrecht Christoph Partsch sieht das anders: “Wenn es dem Bundesamt für Verfassungsschutz nur um eine Korrekturbitte gegangen wäre, so hätte es keiner Anwaltskanzlei im Abmahnstil bedurft.”

6. Das Sat1 Frühstücksfernsehen lässt zwei Männer diskutieren, wie “gefährlich” Feiern auf dem Oktoberfest durch MeToo geworden ist
(buzzfeed.com, Pascale Mueller & Juliane Loeffler & Karsten Schmehl)
Das Sat.1-“Frühstücksfernsehen” brachte das Kunststück fertig, über #metoo zu sprechen und dabei keine Frau zu Wort kommen zu lassen. Viele Zuschauer äußerten auf Twitter und Facebook außerdem ihren Unmut darüber, dass in dem Gespräch Stereotype über sexualisierte Gewalt und Belästigung reproduziert worden seien. Mittlerweile haben sich sowohl die Pressesprecherin als auch der Moderator zu den Vorwürfen geäußert und Besserung gelobt.

Repräsentativ daneben, Maaßens “Korrekturbitten”, “Bild” zahlt

1. Repräsentativ daneben?
(taz.de, Michael Höfele)
Michael Höfele hat sich in der “taz” mit den Umfragen von “Civey” beschäftigt, die mittlerweile von fast allen großen Medienhäusern verwendet werden. Das Problem: Die “Civey”-Zahlen würden oft extrem von denen der “etablierten” Institute abweichen. Was auch an der Methodik liege, die von der Konkurrenz als unzureichend und nicht-repräsentativ kritisiert wird. Anders sehe es nur bei der “Sonntagsfrage” aus: Hier lägen die “Civey”-Zahlen zwar fast immer beim Durchschnitt der anderen Institute — aber dafür gebe es Indizien, dass “Civey” bei den anderen Instituten abschreibe.

2. “Bild” muss Kachelmann erneut Schmerzensgeld zahlen
(ndr.de, Robert Bongen)
Nach “Zapp”-Informationen muss der Axel-Springer-Konzern dem Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten nun endgültig insgesamt 530.000 Euro zahlen. Der Bundesgerichtshof habe eine Beschwerde des Unternehmens zurückgewiesen, damit sei das Urteil nun rechtskräftig. Kachelmann kommentiert das Urteil mit der von ihm gewohnten Deutlichkeit: “Der Schmuddelverlag zahlt das zwar alles aus der Portokasse, dennoch ist das Urteil wichtig, weil deutlich wird, dass sich Bild entgegen deren Eigenwahrnehmung nicht außerhalb der Zuständigkeit der deutschen Justiz befindet.”

3. “Korrekturbitten”: Verfassungsschutz-Chef Maaßen hat sich bei diesen sieben Redaktionen beschwert
(netzpolitik.org, Constanze Kurz)
Auch nach Hans-Georg Maaßens Versetzung auf den Posten eines Seehofer-Sonderberaters bleiben Fragen offen, zum Beispiel nach dem Umgang des Geheimdienstchefs mit der Presse. Maaßen hatte mehrere Redaktionen per Anwalt mit “Korrekturschreiben” überzogen. Der grüne Abgeordnete von Notz hat beim Innenministerium nach den Gründen gefragt.

4. Der BAMF-Skandal ist ein Presse-Skandal
(medium.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat beschäftigt sich mit dem sogenannten BAMF-Skandal, von dem nach genauerer Betrachtung wenig übrig blieb: “Heute wissen wir, dass es keinen BAMF-Skandal gab. Stattdessen haben wir es mit einem Presseskandal zu tun. Fahrlässig wurde Verdachtsberichterstattung betrieben. Der Skandal ist, dass es eine Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit den begangenen Fehlern und seinen Folgen nicht gibt. Unserem Metier mangelt es an Orten dafür.”

5. “Sensationsgeilheit”, “Gefährdung der Demokratie”: Journalismus-Professor rechnet mit Döpfners BDZV-Rede ab
(meedia.de, Klaus Meier)
Springer-Chef Mathias Döpfner hat als Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger auf dem BDZV-Kongress eine, nun ja, bemerkenswerte Rede gehalten: Zeitungen würden zu wenig und zu wenig prominent über die Straftaten von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Ausländern berichten. Dem widerspricht nun Journalismus-Professor Klaus Meier in einem offenen Brief an Döpfner: “Noch größer zu berichten, wie Sie es fordern, wäre Sensationsgeilheit und würde unser vertrauensvolles Zusammenleben und damit die Demokratie im Kern gefährden.”

6. Medien als Spielzeuge von Milliardären
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Es ist fast ein wenig lustig: Ausgerechnet die Milliardäre aus der Internet- und Technologie-Branche, die für die Print-Krise mitverantwortlich sind, betätigen sich als Mäzene und übernehmen traditionsreiche Zeitungen und Nachrichtenmagazine. Nach “Washington Post”, “Los Angeles Times” und “South China Morning Post” jüngst das renommierte “Time Magazine”. Adrian Lobe geht den Strategien und Interessen der neuen Verleger nach.

Pressefreiheit à la FPÖ, Erdogan-Besuch, 18 Jahre Anfang vom Ende

1. Keine “Zuckerln” für Wiener Presse
(sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Der Sprecher des österreichischen Innenministers hat in einer geleakten Mail die Polizeibehörden aufgefordert, “kritische Medien” künftig bei der Versorgung mit Informationen zu benachteiligen. Namentlich nennt er die Wiener Blätter “Standard”, “Kurier” und “Falter”, bei denen er von einer “einseitigen und negativen Berichterstattung” ausgehe.
Weiterer Lesehinweis: “Zeit Online” hat mit Florian Klenk, dem Chefredakteur des “Falters”, gesprochen. Die FPÖ nutze ihren Einfluss auf die Polizei für politische Zwecke und bedrohe die Pressefreiheit: “Eine Karotte für die Braven, einen Stock für die Kritischen” (Interview: Carolin Ströbele).
Update: Nachdem der österreichische Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) fast 24 Stunden zu der internen Mail aus seinem Ministerium geschwiegen hatte, ließ er mitteilen, dass er die “Formulierungen zum Umgang mit ‘kritischen Medien’ nicht teile”. (derstandard.at, Michael Möseneder & Günther Oswald).

2. Morddrohungen gegen Deutsche Welle
(faz.net, Thilo Thielke)
Der Sudan ist äußerst rückständig, was Frauenrechte anbelangt: Frauen und Mädchen werden auf unterschiedlichste Weise diskriminiert und mit Scharia-Strafen drangsaliert. Die Sendung “Shababtalk” der Deutschen Welle griff das Thema auf, was zu einer hitzigen Debatte und Morddrohungen führte.

3. Pressefreiheit in Gefahr?
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Die Pressefreiheit gerät international unter Druck, stellt Patrick Gensing beim “Faktenfinder” fest und schlägt einen Bogen von Amerika nach Europa.

4. Öffentlich Freilassung von Journalisten fordern
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” (ROG) fordert die Bundesregierung auf, in ihren Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten die verheerende Lage der Pressefreiheit in der Türkei zu thematisieren. “Dialog darf kein Selbstzweck sein. Die Bundesregierung und der Bundespräsident müssen in ihren Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan öffentlich konkrete Namen von in der Türkei inhaftierten Journalisten nennen und ihre Freilassung fordern”, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
Weiterer Lesehinweis: So werden Erdogan-Kritiker in Deutschland per App denunziert (faz.net).

5. Wie machen es die anderen?
(taz.de, Jürn Kruse & Anne Fromm)
Die “taz”-Medienredaktion hat sich bei den Mitbewerbern umgeschaut: Wie gehen die Kollegen von der Konkurrenz mit dem digitalen Wandel um? Wie organisieren sie ihre Redaktionen? Welche Bezahlschranken-Politik verfolgen sie? Wie aufgeschlossen ist man gegenüber neuen Formaten wie Podcasts?

6. Der Anfang der Ära Merkel war der Anfang vom Ende der Ära Merkel
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Anfang vom Ende der Ära Merkel lasse sich, wenn man den deutschen Medien glaube, ziemlich exakt auf den Anfang der Ära Merkel datieren, stellt Stefan Niggemeier auf “Übermedien” fest und präsentiert die schönsten Merkel-Abgesänge und politischen Todeserklärungen der vergangenen 18 Jahre.

Bundesschweigedienst, Erfolgreiche Schnapsidee, Selle mit der Kelle

1. BND will der Presse nichts mehr sagen müssen
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Im Rechtsstreit mit dem “Tagesspiegel” fordert der Bundesnachrichtendienst (BND) eine Freistellung vom Presse-Auskunftsanspruch per “Bereichsausnahme”. Dies ist eine Wende gegenüber der Linie des früheren BND-Chefs Schindler und wird von Vertretern der SPD und Opposition abgelehnt. Auch der Deutsche Journalisten-Verband hat sich dahingehend geäußert: “Der Bundesnachrichtendienst steht nicht außerhalb des Gesetzes. Deshalb ist er auskunftspflichtig gegenüber Journalisten, wenn sie sich mit Recherchefragen an den BND wenden”, so der Vorsitzende Frank Überall.

2. Trash Talk bei Maischberger
(riffreporter.de, Anja Krieger)
Die Wissenschaftsjournalistin Anja Krieger hat sich über die vergangene Maischberger-Sendung zum “Plastikfluch” geärgert. Krieger ist selbst Expertin für Umweltthemen, ihr “Deutschlandfunk”-Feature Die Entmüllung der Meere wurde mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Unter “Plastisphere” podcastet sie zum Thema. Entsprechend informiert, ist ihr Einiges aufgefallen.

3. Innenminister dreht am Windrad
(twitter.com/Westpol)
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat in der WDR-Sendung “Westpol” behauptet, dass für Windräder bei Aachen mehr Bäume gerodet würden als im gesamten Hambacher Forst. Die Redaktion hat diese Behauptung überprüft. Spoiler: Reul lag daneben.

4. Eine kriminell irreführende Abschiebestatistik in der “Krone”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die österreichische “Kronen Zeitung” führt ihre Leserinnen und Leser mit fast korrekten Fakten gezielt in die Irre, wie Hans Kirchmeyr bei “Kobuk” ausführt. In einem Artikel wurde der Eindruck erweckt, dass über 8.000 Asylbewerber abgeschoben worden seien. Laut Innenministerium habe es sich jedoch um 2.909 Personen gehandelt, zuzüglich 1.754 Dublin-Überstellungen in andere EU-Länder. Der Rest seien, anders als in der “Kronen”-Überschrift suggeriert, freiwillige Ausreisen gewesen.

5. Von der “Schnapsidee” zum internationalen Vorbild
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio, 6:13 Minuten)
“Zeit Online” hat zusammen mit Medienpartnern die Aktion “Deutschland spricht” ins Leben gerufen, bei der sich Tausende Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten für ein persönliches Gespräch getroffen haben. Eine Aktion, die von Medien aus anderen Ländern wegen des großen Erfolgs aufgegriffen wird.

6. Live aus dem Hambacher Forst: Anett Selle
(twitter.com/anettselle)
Zum Schluss noch eine Empfehlung für die Journalistin Anett Selle, die man dieser Tage bei ihren Live-Streams aus dem Hambacher Forst bei der Recherche begleiten kann (was gestern so aussah). Die unerschrockene Journalistin, die wegen ihrer unkonventionellen Handyhalterung kurze Zeit auch “Selle mit der Kelle” genannt wurde, belässt es nicht bei den live gestreamten Vor-Ort-Berichten, sondern schreibt ihre Eindrücke anschließend für die “taz” auf. Sehens- und lesenswert, auch weil deutlich wird, welche Potenziale zeitgemäßer Journalismus bietet.

Verdünnte Wahrheiten beim SWR, Maaßens Irreführung, China-Memo

1. Interview zu SWR-Beitrag: “Eine Überschrift wie ‘Wie wirkt Homöopathie?’ hätten wir nicht senden sollen”
(medwatch.de, Hinnerk Feldwisch Drentrup)
Ein Beitrag der SWR-Sendung “Landesschau Baden-Württemberg” befasste sich in einer Weise mit dem Thema Homöopathie, die von vielen Zuschauern kritisiert wurde. “MedWatch” hat mit dem SWR-Verantwortlichen Rüdiger Mertz gesprochen, der Fehler zugibt und Besserung verspricht: “Wir sollten uns evidenzbasierter Medizin verpflichtet fühlen. Leider sind wir diesem Anspruch mit dem Beitrag nicht gerecht geworden. Das bedaure ich.”

2. Wie die Zeitung lebt
(taz.de, Georg Löwisch)
Der Chefredakteur der “taz”, Georg Löwisch, hat 15 Gedanken über das gedruckte Wort in digitalen Zeiten notiert: “Die Zeitung hat ihren Stolz zu recht. Sie verdient verdammt noch mal Respekt. Man sollte ehrlich darüber sprechen, dass die Zeitung aus Papier bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften hat, die der Zeitung hinter Glas fehlen. Und dass es umgekehrt ganz genauso ist.”

3. Maaßens irreführende Vorwürfe gegen die “Tagesschau”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der bald ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Maaßen hat bei seiner Befragung durch den Innenausschuss des Bundestages der “Tagesschau” Vorwürfe in Bezug auf das “Chemnitz-Video” gemacht. Stefan Niggemeier hat sich die Sendungen daraufhin nochmal angeschaut. Niggemeier stellt fest: “Zu dem vielen, was an Maaßens Äußerungen zweifelhaft ist, gehört auch das: Er gibt den angeblichen Auslöser seiner öffentlichen Einlassungen falsch wieder.”

4. Bloß nicht kritisieren
(zeit.de, Rita Lauer)
Ein Team der Universität Trier hat den Lokaljournalismus untersucht und dazu mehr als 100 Lokalzeitungen und Lokalausgaben von Boulevard- und überregionalen Blättern sowie deren Onlineableger ausgewertet. Rita Lauer fasst die Ergebnisse zusammen.

5. Bericht: Google unterdrückt kritisches Memo zu zensierter Suchmaschine
(faz.net)
Acht Jahre ist es her, dass sich Google aus China zurückgezogen hat, vor allem wegen der staatlichen Zensur. Offenbar arbeitet man hinter den Kulissen an einer erneuten Annäherung, die jedoch einen hohen Preis haben könnte: Laut einem internen Google-Memo sollen Suchanfragen zu Begriffen wie “Menschenrechte” ausgefiltert werden und der Standort der Suchenden weitergegeben werden. Über das sogenannte Projekt “Dragonfly” hat “The Intercept” bereits Anfang August berichtet — und ist seitdem an der Geschichte drangeblieben.

6. Mono­lo­gi­sche #Viel­falt
(geschichtedergegenwart.ch, Sylvia Sasse)
Manche Schweizer Medien haben sich “Vielfalt” und “Ausgewogenheit” auf die Fahnen geschrieben. Was sich zunächst toll anhört, hat seine Tücken, wie die Literaturwissenschaftlerin Sylvia Sasse ausführt: “Auf diese Weise wird auch nicht poli­ti­sche Viel­falt abge­bildet, sondern schlicht jour­na­lis­ti­sche Qualität vernach­läs­sigt, denn ausge­rechnet die Rede von der “Viel­falt” wird so zum Einfallstor für Popu­lismus und Propa­ganda.”

Illegale AfD-Finanzierung, Tod im Hambacher Forst, China calling

1. AfD: Interne Mails belegen heimliche Wahlkampffinanzierung
(daserste.ndr.de, Ben Bolz & Marvin Milatz)
Schon lange gab es den Verdacht, dass die AfD kostenlose Wahlkampfhilfe durch den ominösen Herausgeber des “Deutschland Kuriers” erhält, den “Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten”. In den Rechenschaftsberichten der AfD tauchten diese geldwerten Leistungen des Vereins jedoch nicht auf. In Interviews bestritten AfD-Politiker stets, etwas mit dem Verein zu tun oder den “Deutschland Kurier” in Auftrag gegeben oder bestellt zu haben. Nun liegen Mails und Interviewaussagen vor, die Gegenteiliges belegen.
Weitere Empfehlung: Auch “Zapp” berichtet in einem Video (5:41 Minuten): AfD: Interne Mails belegen heimliche Finanzierung.

2. Vom Beobachter zum Freund
(taz.de, Malte Kreutzfeldt)
Im von der RWE-Rodung bedrohten Hambacher Forst ist der 26-jährige Steffen Meyn verunglückt, der dort an einer Langzeitdokumentation arbeitete. Meyn nahm mit einer 360-Grad-Kamera den Wald und die Baumhausdörfer für ein Virtual-Reality-Projekt auf und dokumentierte das Leben der BaumhausbewohnerInnen. Es sei ihm dabei nicht nur um den Einsatz für den Umweltschutz gegangen, sondern auch um den alternativen Gesellschaftsentwurf.
Weiterer Lesehinweis: Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch der eindrückliche und dennoch wohltuend ruhige und besonnene Augenzeugenbericht von Bernd Müllender: Der Schock nach dem Absturz.
Und zum Schluss ein Film von Steffen Meyn, den er am 28. August dieses Jahres auf Youtube stellte: Chronik einer Razzia — Wiesendurchsuchung am Hambacher Forst.

3. Medienwächter prüfen Digital-Angebote: Spahn muss bangen
(morgenpost.de, Kai-Hinrich Renner)
Die Medienwächter der ZAK (Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten) überprüfen derzeit den Digital-Auftritt von Gesundheitsminister Jens Spahn. Es bestehe der “noch sehr leise” Anfangsverdacht, der Minister könnte auf seiner Website und auf seinem Facebook-Account sowohl Rundfunk betreiben als auch die Grenzen staatlicher Öffentlichkeitsarbeit überschreiten.

4. China calling — aber wer hört zu?
(medienwoche.ch, Peter Stäuber)
Vor zehn Jahren hat China eine globale Medienoffensive gestartet. Rein zahlenmäßig ein Erfolg: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua habe laut “Economist” mehr Auslandsbüros als alle Konkurrenten; China Radio International sende in mehr als 60 Sprachen; das Auslandfernsehen CGTN habe Reporter-Teams in über siebzig Ländern, und die Facebook-Seite von CGTN habe 67 Millionen Follower — mehr als zehnmal so viele wie die des BBC World Service. Doch Zahlen sind das eine, das Echo bei den Lesern und Zuschauern das andere. Und da habe China derzeit noch Probleme.

5. “Wir waren nur die Folie für deren Propaganda”
(zeit.de, Carolin Ströbele)
“Zeit Online” hat mit Florian Hager gesprochen, dem Programmchef bei der öffentlich-rechtlichen Plattform “funk”. Es geht um den Fall Schlecky Silberstein und das Vorgehen der AfD. Hagers Resümee: “Beim Fall Schlecky Silberstein sprachen alle Argumente, alle Fakten, alle moralischen Fragen für uns. Aber darum geht es leider gar nicht. Die AfD hat ihren Punkt gemacht, das Storytelling für ihre Anhängerschaft hat funktioniert. Wir waren letztlich nur die Folie für deren Propaganda. Das macht mir große Sorgen.”

6. “Netflix muss sich warm anziehen”
(spiegel.de, Christian Buß)
“Spiegel Onine”-Redakteur Christian Buß hat sich mit dem Starproduzent und Ufa-Chef Nico Hofmann über die Bedrohung durch Streamingdienste wie Netflix unterhalten. In den USA beobachtet Hofmann eine Marktbereinigung und Monopolisierung, die er für gefährlich hält. Für Deutschland ist Hofmann derzeit noch gelassen, da Netflix hier fast ausschließlich bestehendes Programm aufkaufe.

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