Archiv für 6 vor 9

Kita-Messerstecher, Diekmanns Brei, Flower Rain statt Shitstorm

1. “Ich werde sie töten, mit einem Messerstich ins Herz”
(t-online.de, Jonas Mueller-Töwe)
Dass die reißerische und manipulative Berichterstattung der “Bild”-Zeitung immer wieder dramatische Folgen hat, wird in Zusammenhang mit dem angeblichen Schweinefleisch-Verbot in Kindertagesstätten besonders deutlich. So veröffentlichte der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung eingegangene Morddrohungen gegen Kita-Leitung, Erzieherinnen und Erzieher, bei denen einem selbst als Unbeteiligtem ganz mulmig zumute wird.

2. Von wegen Einheitsbrei
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der frühere “Bild”-Chef Kai Diekmann kritisiert in einem aktuellen Interview die Medien und schwadroniert von “Einheitsbrei” und “Mainstream-Journalismus”. Hendrik Zörner hält Diekmann entgegen: “(…) dass er selbst sein eigenes Blatt nicht mehr zur Kenntnis nimmt, ist skurril. Täte er es, so wüsste er, dass Deutschlands meistverkaufte Zeitung das schlagende Argument gegen den angeblichen Mainstream-Journalismus und medialen Einheitsbrei ist. Darin ist sein Nachnachfolger Julian Reichelt Spitzenklasse.”

3. Wikipedia löscht wieder Frauen: Die schwierige Kultur einer Enzyklopädie
(t3n.de, Jochen G. Fuchs)
Werden Frauen bei Wikipedia benachteiligt? Jochen G. Fuchs fasst noch einmal die Löschdiskussion über den Phantastik-Autoren-Verband zusammen und beschäftigt sich mit den sogenannten Relevanzkriterien. “Es gibt verschiedene Probleme in der Wikipedia: Manchmal stellen die Relevanzkriterien und deren beliebige Auslegung ein Problem dar, manchmal die ausgeprägte Abneigung gegen Neumitglieder und gegen eine Öffentlichkeit außerhalb der Wikipedia. Manchmal aber ist das Problem eine generelle strukturelle Benachteiligung der Frauen und eine sowohl latente als auch offen zur Schau getragene Frauenfeindlichkeit. In den vorliegenden Fällen ist es eine Mischung aus allem.”

4. Flower Rain statt Shitstorm – Wie wir Betroffene von Hass im Netz unterstützen können
(vice.com, Alexandra Stanic)
“Vice”-Kolumnistin Alexandra Stanić geriet unlängst in einen Shitstorm, als eine rechtsextreme Plattform einen ihrer Texte aufgriff und ihre Leser zur massenhaften Hetze anstachelte. So unerfreulich sich dies für sie auswirkte, so erfreulich war, dass ihr im Netz viele Menschen beiseite standen: “Eine Welle an Solidarität hat mich in Zuckerwatte gepackt und mir geholfen, mit den Hass-Mails besser umzugehen. Der Flower Rain — das positive Pendant zum Shitstorm — war stärker als die Wut. Dieser virtuelle Blumenregen hat gut getan — und wir sollten alle daran mitarbeiten, dass es im Netz weiterregnet, und zwar nicht nur auf mich.”

5. Das bedrohte Erbe des Axel Springer
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Der amerikanische Finanzinvestor KKR will den Axel-Springer-Verlag übernehmen. Was hat das für Folgen für das Medienunternehmen und seine publizistischen Ableger? Gibt es Umstrukturierungen oder droht am Ende gar die Zerschlagung des Konzerns? Caspar Busse trägt die bislang bekannten Fakten zusammen.

6. Würde er doch beim Wetter bleiben!
(deutschlandfunk.de, Arno Orzessek)
Jörg Kachelmann startet einen vierwöchigen Urlaub und werde nach eigenen Angaben in dieser Zeit auch nicht twittern. Für Arno Orzessek eine gute Gelegenheit den Wettergott und dessen “Twitter-Ergüsse” gebührend zu würdigen: “Liebe Kulturpessimisten und Verächter der sozialen Medien, geben Sie es ruhig zu: Was das rhetorische Vermögen angeht, vereint der Twitterer Kachelmann den Ingrimm des ruhmreichen Kotzbrockens Arthur Schopenhauer mit dem Detailwahnsinn des Buchstabenfexes Jean Paul.”

Kollegahs Würstchen-Mentoring, Empörungslust, DHLs “Fan-Fotos”

1. Exklusiv: Undercover bei Kollegahs Alpha-Armee
(vice.com, Daniel Drepper & Paul Schwenn & Johann Voigt)
Der Rapper Kollegah hat ein Online-Coaching-Programm aufgelegt, das er “Alpha Mentoring” nennt. Recherchen von “Vice” und “BuzzFeed News” zeigen nun, was dahinter steckt — allerlei kruder Unsinn und wilde Verschwörungstheorien: “Unter anderem behauptet er, die Weltordnung sei ein “Pyramidensystem” und die Menschen an der Spitze bekämen direkte Instruktionen vom Satan höchstpersönlich. Experten, die wir mit unseren Recherchen konfrontieren, nennen das Programm unseriös, sprechen von “klarer Täuschung”, von einer Guru-Bewegung und von Gehirnwäsche.”

2. Leser per Klick anlocken
(sueddeutsche.de, Jacqueline Dinser)
Das österreichische Nachrichtenportal oe24.at ist auf eine Strategie gekommen, die man getrost als Verzweiflungstat einstufen kann: Man zahlt den Nutzerinnen und Nutzern Geld für ihre Klicks, hofft dabei auf mehr Reichweite und höhere Anzeigenerlöse.

3. Wenn Empörung zur Lust wird
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo schreibt über die schwierige Gemengelage von Provokation und Reaktion: “Gegenruhm durch Empörungslust ist gleichzeitig das PR-Konzept der AfD und das Bindeglied zwischen Identität und Öffentlichkeit, es ist aber auch konstitutives Element der sozialen Medien, wie wir sie heute kennen, mit dem sich die Erfolge der Rechten erklären lassen. Gegenruhm durch Empörungslust bedeutet, soziale Anerkennung nicht durch Lobpreisung der eigenen Anhänger zu bekommen, sondern durch wütenden Widerspruch der Gegner.”

4. Wie Überschriften unsere Wahrnehmung von Nachrichten dominieren
(twitter.com, Kevin Kühnert)
Kevin Kühnert weist auf Twitter auf eine Schlagzeile der “Berliner Zeitung” hin, die eine “neue Hiobsbotschaft” verkündet: “Entscheidender Techniktest am BER wird verschoben”. Beim näheren Hinklicken wird klar, um welchen Zeitraum es sich dabei handelt, aber lest selbst …

5. Hohn für die Pressefreiheit
(taz.de, Steffen Grimberg)
Vergangenes Jahr behinderte die Polizei auf Betreiben des auf traurige Weise berühmt gewordenen “Hutbürgers” die Arbeit von Journalisten. Hat die Polizei daraus gelernt, gab es mittlerweile ein Umdenken? Leider nicht, wie Steffen Grimberg findet: “Wer meinte, die Vorkommnisse bei der Pegida-Demonstration in Dresden vor knapp einem Jahr hätten für ein grundsätzliches Umdenken gesorgt oder für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Presse- und Berichterstattungsfreiheit in den Schulungen der Bundespolizei, liegt leider falsch.”

6. Das passiert, wenn DHL seine Kund*innen um Fan-Fotos bittet
(jetzt.de)
Der Paketzusteller DHL hat einen Fotowettbewerb gestartet: Unter dem Hashtag #DHLFotowettbewerb sollen Menschen ihr “DHL Fanfoto” posten. Einsendungen gab und gibt es reichlich. Viele von Menschen, die man nicht unbedingt als “DHL Fans” bezeichnen würde. “Jetzt” zeigt einige schöne Beispiele einer verunglückten Social-Media-Kampagne.

(Kein) Türknauf des Todes, Tim K.s Konto, Zu Besuch beim Hetzer

1. Falschmeldung der Polizei auf Twitter: Der Türknauf des Todes kommt vor Gericht
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Berliner Polizei behauptete auf Twitter fälschlicherweise, bei der Räumung eines Stadtteilladens habe man gerade noch rechtzeitig festgestellt, dass ein Türknauf unter Strom gesetzt worden sei. Wider besseren Wissens war die Korrektur dieser Falschmeldung erst am nächsten Tag erfolgt und habe dadurch nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommen: “Der Spin der Polizei funktionierte: Der Protest gegen die Räumung des Hauses erschien in einem für die Demonstrierenden negativen und gewalttätigen Licht.”

2. Dortmund: Wegen fehlender journalistischer Sorgfalt kassiert die BILD eine einstweilige Verfügung eines Neonazis
(nordstadtblogger.de, Sascha Fijneman & Alexander Völkel)
“Bild” beziehungsweise der Verlag Axel Springer SE ist vor dem Landgericht Dortmund dem Sänger einer Rechtsrockband unterlegen. “Bild” habe behauptet, der Sänger sei Mitglied und Führungskader der als rechtsterroristisch eingestuften Neonazi-Organisation “Combat 18” (“Kampfgruppe Adolf Hitler”): “Da jedoch der Axel-Springer-Verlag seine Behauptungen nicht schlüssig durch Quellen belegen konnte und sogar die jeweiligen Aussagen aus den Quellen noch anders darstellte (also nicht ordentlich bzw. falsch zitiert hat), kritisierte das Gericht die mangelhafte journalistische Sorgfaltspflicht bei der Arbeit der BILD-Zeitung.”

3. Mutmaßlicher Facebook-Hetzer nimmt Stellung zu Gewaltaufrufen
(rbb24.de, C. Huppertz & M. Siepmann, Video: 3:37 Minuten)
Der rbb hat einen mutmaßlichen Facebook-Hetzer zu dessen üblen Gewaltaufrufen befragt. Und das ist auf eine gewisse Weise verstörend: Hier steht kein Neonazi mit Glatze, SS-Tätowierung und schwarzen Klamotten auf der Straße, sondern ein ziemlich normaler Bürger. Der sich ohne echte Einsicht windet zwischen “Hab ich gesagt”, “Hab ich nicht gesagt” und “Hab ich gesagt, aber anders gemeint”. Immerhin will er wohl bei einem seiner Opfer um Entschuldigung bitten, sein Facebook-Profil habe er mittlerweile gelöscht.

4. Lizenz zum Senden
(sueddeutsche.de, Benedikt Frank)
Da der bestehende Rundfunkstaatsvertrag die neuen Mediennutzungen wie Streaming, Sharing, Gaming, Podcasts und andere Netzangebote nicht ausreichend erfasst, soll ein neuer Medienstaatsvertrag folgen. Die Rundfunkkommission hat vor etwa einem Jahr einen Entwurf veröffentlicht und um Bürgerbeteiligung gebeten. Von dieser Möglichkeit haben über 1200 Personen Gebrauch gemacht. Benedikt Frank fasst den derzeitigen Stand zusammen und erklärt, was es mit der ominösen Rundfunklizenz für YouTuber auf sich hat.

5. Wie breitet sich Parkinson im Körper aus? Wie beeinflussen Flugzeug-Kondensstreifen das Klima? Science Media Newsreel1 No. 55
(meta-magazin.org)
Im Wochenrückblick des “Science Media Center” geht es um die Forschungsergebnisse, über die in letzter Zeit besonders häufig in den Medien berichtet wurde. Diesmal: Studien über mögliche Ausbreitungswege von Parkinson sowie die Auswirkungen von Kondensstreifen auf die Strahlungsbilanz der Erde.

6. Rassistische Videos: Sparkasse kündigt Konto von Rocker Tim K.
(nw.de)
Der Chef eines Rocker-Clubs sowie rechtslastige Ex-Polizist, YouTuber und Buchautor Tim K. wollte anscheinend Geld für ein Nachrichtenportal sammeln und hat dazu seine private Kontoverbindung verwendet. Nun hat ihm die Sparkasse eben jenes private Girokonto gekündigt, unter anderem wegen eines zu befürchtenden “erheblichen Reputationsschadens”. K. wolle gegen die Kündigung juristisch vorgehen.

EuGH zu Afghanistan-Leaks, Falsche Likes, Ballermann-Apokalypse

1. Kein Vertuschen
(taz.de, Christian Rath)
Als die Funke-Gruppe vertrauliche Berichte über die Situation in Afghanistan veröffentlichte, ging die Bundesregierung dagegen juristisch vor und berief sich dabei auf ihr angebliches Urheberrecht. Der Europäische Gerichtshof hat Zweifel, ob es sich bei den “Afghanistan Papers” um urheberrechtlich einschlägige Werke handelt, und stuft sie eher als “rein informative Dokumente” ein. Nun müssen die deutschen Gerichte erneut über den Fall entscheiden.
Weiterer Lesehinweis: Arne Semsrott sorgt sich auf netzpolitik.org vor der neuen Entscheidung: “Damit könnte — je nach finalem Urteil des Bundesgerichtshofs — der Staat ermutigt werden, künftig häufiger das Urheberrecht als Mittel der Zensur zu verwenden. Neben dem Verteidigungsministerium nutzten auch das Innenministerium und das Bundesinstitut für Risikobewertung bereits das Urheberrecht, um die Veröffentlichung unliebsamer Berichte zu verhindern.”

2. Analyse enthüllt: Falsche Likes auf Cathy Hummels’ Instagram-Profil
(t-online.de, Lars Wienand & Martin Trotz & Axel Krüger)
Es ist bekannt, dass man Instagram-Follower kaufen kann, doch nicht nur das: Auf dem grauen Social-Media-Markt lassen sich auch Instagram-Likes erwerben. Mindestens 200.000 dieser Likes sollen auf magische Weise auf Fotos der Influencerin Cathy Hummels heruntergeregnet sein, wie eine Analyse von Social Data Pro ergeben habe.

3. Das Dilemma der Aufdeckung
(deutschlandfunkkultur.de, Anke Schaefer, Audio: 6:34 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit dem irischen Journalisten Derek Scally unterhalten, der einen vielbeachteten und nachdenklichen Artikel über die verstorbene Bloggerin Marie Sophie Hingst verfasst hat. In dem Gespräch wird klar, wie sehr es der Bloggerin, die in Irland lebte, zugesetzt haben muss, dass der “Spiegel”-Artikel über sie auch ins Englische übersetzt worden ist und damit auch in ihrem Gastland lesbar war. Auch die ausführlichen Wikipedia-Einträge über ihre Person, hätten sie sehr belastet.

4. Jetzt wird’s kleinkariert
(djv.de, Hendrik Zörner)
Mit “Jetzt wird’s kleinkariert” kommentiert Hendrik Zörner die jüngsten Sparmaßnahmen der “Süddeutschen Zeitung”. Dort habe man aus Kostengründen das traditionelle Sommerfest für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgesagt. Außerdem solle den “SZ”-Journalistinnen und -Journalisten der halbe freie Tag am Faschingsdienstag gestrichen werden. Zörner macht eine Gegenrechnung auf: “In den meisten Zeitungsredaktionen liegt die tatsächlich geleistete Arbeitszeit bei 40 bis 45 Stunden pro Woche, also zwischen zehn und 25 Prozent über der tariflich vereinbarten Zeit. Diese Stunden schenken viele Journalisten ihren Verlagen, weil de facto keine Möglichkeit besteht, die Überstunden abzufeiern.”

5. EuGH erlaubt Sam­p­ling
(lto.de)
Man mag es nicht glauben, aber die Musikgruppe Kraftwerk und der Musikproduzent Moses Pelham streiten sich seit 20 Jahren über die Verwendung eines zwei Sekunden andauernden Loops aus einem Kraftwerk-Song. Nun hat der EuGH die Verwendung der Tonsequenz für zulässig erklärt.

6. Ballermann-Apokalypse im ZDF-“Fernsehgarten”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 3:26 Minuten)
Als am Sonntag über dem Gelände des ZDF-“Fernsehgarten” während der Übertragung ein Gewitter niederging, dachte man, ein gerechter Gott hätte dem Spuk ein Ende bereitet. Doch weit gefehlt: Die Aktivitäten wurden in die Innenräume verlagert, es kam zu einer Verdichtung des Schreckens. Boris Rosenkranz hat das Grauen in einem dreiminütigen Video zusammengeschnitten.

Rechte Hassattacken, Zweifel am Zweifel, Weggewischte Skandale

1. “Ich lasse mich nicht einschüchtern”
(spiegel.de, Sophie Madeleine Garbe)
“Ich glaube, es verträgt sich einfach nicht mit dem Weltbild der Rechten, dass es Frauen gibt, die klar und deutlich ihre Meinung vertreten.” Die bayerische Grünen-Politikerin Katharina Schulze ist besonders häufig das Ziel von AfD-Hassattacken. Im Interview erzählt sie, wie sie mit Hasskommentaren umgeht: “Inzwischen zeige ich alles an. Am Anfang habe ich viele Sachen einfach gelöscht, weil ich dachte, es ist egal oder zu aufwendig. Aber das ist es nicht. Erst wenn Hass in der Statistik sichtbar wird, wird das Problem auch als solches wahrgenommen. Viele Verfahren werden eingestellt. Aber immer mal wieder hat man Erfolg, dann bekommen die Verfasser eine Geldstrafe oder müssen sich entschuldigen. Ich finde das genau richtig, das Internet ist kein rechtsfreier Raum.”
Dazu passend ein weiterer Lesetipp: Im “Tagesspiegel” spricht Joachim Huber mit dem “Monitor”-Redaktionsleiter Georg Restle über die heftigen Anfeindungen gegen ihn durch Teile der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Szene. Anfeindungen, an denen auch der AfD-Chef Jörg Meuthen eine Mitschuld trage: “Wer einen Journalisten wie mich öffentlich als “totalitären Schurken” bezeichnet, erklärt ihn bei solchen Leuten quasi für vogelfrei. Das gehört ja zur kruden Ideologie dieser Extremisten, dass sie sich bei ihren Taten auf ein übergesetzliches Widerstandsrecht beziehen — und das gilt in deren Denken ganz sicher gegenüber Menschen, die auf diese Art und Weise diffamiert werden. Ich gehe davon aus, dass Herrn Meuthen all dies bewusst ist. Daher halte ich seine Verurteilung der Morddrohung nicht gerade für glaubwürdig.”
In diesem Zusammenhang auch lesenswert: Wir haben mit drei Menschen gesprochen, die auf rechten Feindeslisten stehen (bento.de, Jan Petter & Marc Röhlig).

2. Zweifel am Zweifel
(sueddeutsche.de, Laura Hertreiter)
Die Bloggerin Marie Sophie Hingst ist nach Informationen der “Irish Times” tot. Hingst waren vor ein paar Monaten allerlei Betrügereien und Fälschungen nachgewiesen worden, vor allem vom “Spiegel”. Der Tod der Bloggerin werfe auch medienethische Fragen auf: Hätten Journalisten erkennen müssen, dass es sich hier um eine Frau in einer Ausnahmesituation beziehungsweise Notlage handelt? “Irish Times”-Reporter Derek Scally hatte sich nach einem Treffen mit Hingst gegen einen Bericht entschieden: “Das war keine News Story. Das war eine sehr aufgewühlte Frau, die Hilfe brauchte.”
Sein nachdenklicher und dem Menschen Hingst nachspürender Text ist unbedingt empfehlenswert: The life and tragic death of Trinity graduate and writer Sophie Hingst
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3. «Einseitig und fiktiv»
(shaz.ch, Mattias Greuter)
Der Schweizer “Tages-Anzeiger” berichtete Anfang Juli von einem geschiedenen Vater, der verzweifelt um sein Besuchsrecht kämpft und den Behörden schwere Vorwürfe macht. Nun hat sich die Ex-Frau und Kindsmutter zu Wort gemeldet und legt Informationen vor, die den Konflikt in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Doch auch ohne die Stellungnahme der Mutter hätte der “Tages-Anzeiger” sorgfältiger vorgehen müssen, findet Mattias Greuter: “Der Artikel von Claudia Blumer stützt die Version des Vaters und nimmt keine kritische Hinterfragung vor, die auch ohne eine Stellungnahme der Mutter möglich gewesen wäre.”

4. «Wenn die Demokratie attackiert wird, dann sollen die Medien nicht neutral sein»
(republik.ch Elia Blülle & Nick Lobeck)
Das Schweizer Onlinemagazin “Republik” hat sich mit dem US-amerikanischen Journalismus-Professor und Medienforscher Jay Rosen unterhalten. In dem Interview geht es auch um Objektivität im Journalismus und die sogenannte “False Balance”: “Wenn Objektivität heisst, die Unter­stützer sagen das, die Kritiker dies, und ich habe keine Ahnung, was die Wahrheit ist, dann habe ich damit ein Problem.”

5. “Medienwandel schreckt schnell ab”
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die “taz” hat mit der Kommunikationswissenschaftlerin Julia Lück über Diversität in Redaktionen gesprochen. Das Problembewusstsein sei hoch, so die Forscherin, es sei jedoch nicht allein mit Einstellungsprogrammen zu bewältigen: “Wenn man unterschiedlichste Leute in der Redaktion hat, aber alles andere so macht wie immer, dann geht Vielfalt unter, in den etablierten Strukturen, in den Blattlinien, den Deadlines. Da muss man sich dann überlegen, wie man Vielfalt im Arbeitsalltag leben will. Sonst wird es für die Leute mit diverserem Hintergrund schnell frustrierend.”

6. Silberstein-Skandal, Ibiza-Gate oder die Schredder-Affäre: Warum wir Skandale wegwischen
(derstandard.at, Walter Müller)
Walter Müller fragt sich im “Standard”, warum die österreichischen Skandale so wenig Auswirkungen auf Wählervolk und Wählerverhalten haben. Ein Grund könnte in gruppenpsychologischen Effekten liegen, ein anderer in der Schnelligkeit des medialen Karussells: “Das Tempo des Newsflows killt die Bedeutung der Nachricht. Die News werden durchs Netz gejagt, was am Vormittag noch ein Skandal war, ist am Nachmittag eine Randnotiz. Das Gewicht der Nachricht nimmt im Sekundentakt ab. Für Leser, Hörer, User entschwindet die Orientierung bezüglich dessen, was wirklich wichtig, was wirklich von gesellschaftspolitischer Relevanz ist. Speed kills the message. Was natürlich die Tür für auf die eigene Gruppe zurechtgeschnittene Botschaften weit aufmacht. Denen wird vertraut.”

Letztes Geschäft, Drölfzig Studientote, Konsensverschiebung

1. “Letztes Geschäft im Existenzkampf einer Zeitung”
(deutschlandfunk.de, Michael Bürgers)
“Warum berichtet “Bild” über die Speiseplan-Änderung in zwei von 56.000 Kitas in Deutschland?”, fragte der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf Twitter und war mit dieser Frage nicht allein. Auch wir befassten uns hier im BILDblog mit der Thematik. Der “Deutschlandfunk” hat unter anderem mit dem Politikberater und ehemaligen “Bild am Sonntag”-Chef Michael Spreng über den Fall gesprochen. Man könne laut Spreng den “Existenzkampf einer Zeitung, ein letztes Geschäft zu machen”, erleben. Sein ehemaliger Arbeitgeber sei zur “Vorfeldorganisation der AfD” geworden.

2. Nachbeben
(sueddeutsche.de, Adrian Lobe)
Immer mehr Redaktionen bedienen sich automatisierter Schreibprogramme, doch der sogenannte Roboterjournalismus hat seine Tücken. So rutschte der “LA Times” 2017 eine Falschmeldung von einem Erdbeben in Los Angeles durch, das eigentlich 92 Jahre zuvor stattgefunden hatte. Auch im Wirtschaftsjournalismus vertraut man zunehmend den automatisierten Meldungen. Auch hier können Fehler dramatische Folgen haben: “Kaum vorstellbar, was passieren würde, wenn ein Nachrichtenscanner an der Börse die Falschmeldung eines Schreibroboters verarbeiten würde — und infolgedessen der Aktienkurs einbricht. Im Hochfrequenzhandel führen sogenannte Algo-Trader Transaktionen in Mikrosekunden aus. So schnell, wie diese Maschinen operieren, kann keine Meldung korrigiert werden.”

3. Taten und Worte
(zeit.de, Christian Fuchs)
Christian Fuchs schlägt einen historischen Bogen vom Rechtsextremismus der Neunziger bis in die Jetztzeit mit dem Aufstieg der Neuen Rechten. Deren Strategen würden an einer Konsensverschiebung arbeiten und sich dabei eines Medien-Ökosystems aus mehr als 35 Zeitungen, Blogs, Magazinen, YouTube-Kanälen und einem Radiosender bedienen. Fuchs kennt sich in diesem Bereich besonders gut aus und hat mit Paul Middelhoff das Buch “Das Netzwerk der Neuen Rechten” verfasst. Sein Appell: “Gewaltverherrlichende, einschüchternde und abwertende Äußerungen dürfen nirgends unwidersprochen bleiben. Wenn Politiker und Bürger nicht klare Kante gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit zeigen, werden die Schüsse von Wächtersbach und Kassel nicht die letzten gewesen sein.”

4. Worte als Taten
(kontextwochenzeitung.de, Rainer Jedlitschka)
In der Buchreihe “Täter, Helfer, Trittbrettfahrer” geht es um NS-Belastete aus dem heutigen Baden-Württemberg. Ein Kapitel des zuletzt erschienenen Bands widmet sich Giselher Wirsing, dem Star-Journalisten des “Dritten Reichs”. “Kontext” veröffentlicht das gekürzte Kapitel über den Mann, dessen Karriere nach dem Krieg als Chefredakteur von “Christ und Welt” weiterging.

5. Kann eine Ex-AfDlerin uns wirklich etwas über Meinungspluralität beibringen?
(jetzt.de, Berit Dießelkämper)
“Funk” nennt sich das Bündel von öffentlich-rechtlichen Youtube-Kanälen für junge Leute. Seit vier Monaten bespielt dort auch Ex-AfDlerin Franziska Schreiber ihren eigenen Kanal und hat es auf immerhin 15.000 Abonnenten gebracht. Ein Format, das die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Berit Dießelkämper für problematisch hält: “Braucht es wirklich eine ehemalige Anti-Demokratin, um uns Pluralismus zu lehren? Und vor allem: Ist das überhaupt Pluralismus?”

6. Drölfzig Menschen sterben jedes Jahr beim Lesen von Studien
(blog.wdr.de, Dennis Horn)
In den Jahren 2011 bis 2017 soll es laut einer indischen Studie 259 “Selfie-Tote” gegeben haben. Eine Meldung, die in den Sozialen Medien vom beömmelungssüchtigen Publikum mit allerlei Spott kommentiert wurde. Dennis Horn hat die Zahl in Relation gesetzt und kommt zu einem anderen Ergebnis: “Fast 0 Prozent aller Selfie-Aufnahmen gehen tödlich aus.”

Kurz ruft an, Märchenhaftes Marketing, RTLs vorläufige Bilanz

1. “Kurz ruft auch höchstpersönlich an”
(sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Helmut Brandstätter war bislang Herausgeber der österreichischen Tageszeitung “Kurier”, doch er hat seinen Vertrag vorzeitig beendet. Langeweile wird vorerst nicht aufkommen: In wenigen Tagen erscheint sein Buch “Kurz & Kickl – Im Spiel mit Macht und Angst”. Darin berichtet Brandstätter, wie die österreichische Regierung Medien unter Druck setze: “Die Methode Kurz lautet: Wir machen die Schlagzeilen selbst. Sein Team hält eigenständigen Journalismus eher für überflüssig. Stattdessen erzeugen Kurz’ Presseleute Geschichten und Fotos, damit die Botschaften so dargestellt werden, dass es der Volkspartei nützt. Kurz ruft auch persönlich in Redaktionen an. In einem Fall hat Kurz bei einer Nachrichtenagentur angerufen und wollte, dass der Redakteur den Zwischentitel seines Textes ändert.”

2. Facebook zahlt fünf Milliarden Dollar Bußgeld
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Der Cambridge-Analytica-Skandal kommt Facebook, zumindest in den USA, teuer zu stehen: Die US-Handelsaufsicht hat sich in einem Vergleich mit dem Unternehmen auf ein Bußgeld in Höhe von fünf Milliarden Dollar geeinigt. Nun wolle Facebook “das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen”.

3. Burda entlässt komplette Redaktion
(djv.de, Hendrik Zörner)
Das Medienhaus Burda lässt zukünftig die Inhalte der Fernsehzeitschrift “TV Spielfilm” von einem externen Dienstleister erstellen und hat der gesamten Redaktion “betriebsbedingt” gekündigt. Der Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes Frank Überall kritisiert das Vorgehen: “Wer seine Kernkompetenz an Dienstleister auslagert, geht einen journalistisch falschen und wirtschaftlich gefährlichen Weg”.
Apropos Burda: Der “Topf voll Gold” fragt auf Twitter aus Gründen: “Vielleicht müssen wir einfach mal so direkt fragen, @burda_news: Was seid Ihr eigentlich für ein armseliger Haufen?”

4. Märchenhaftes Marketing
(boersenblatt.net, Michael Roesler-Graichen)
Die Stiftung Lesen will in einer Allianz mit Amazon, Thalia und Hugendubel eine Million Märchenbücher verschenken. Eine Aktion, die im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels kritisiert wird, weil sie den unabhängigen Buchhandel außen vor lasse: “Warum muss ein erklärter Monopolist wie Amazon das Märchen-Verschenkbuch in seinem eigenen Imprint (Tinte & Feder) produzieren und es zugleich selbst vertreiben? Weshalb schließen sich Thalia und Hugendubel, die sonst immer für die Diversität im Buchhandel eintreten, dieser Aktion an, bei der sie sich zu Helfershelfern ihres größten Konkurrenten machen?”

5. RTL zieht vorläufige Bilanz nach umfangreichen Überprüfungen
(kommunikation.mediengruppe-rtl.de)
Als RTL vor etwa sechs Wochen von einem Betrugsfall im eigenen Haus berichtete, war noch von sieben gefälschten beziehungsweise manipulierten Beiträgen die Rede. Nun habe man 14 weitere Manipulationsfälle aufgedeckt. In einer Presseerklärung beschreibt RTL, nach welchen drei wiederkehrenden Mustern der Reporter bei den Betrügereien vorgegangen sei.

6. FC Sion: «Reporter ohne Grenzen» greift in Sion-Posse ein
(nau.ch, Mathias Kainz)
Weil dem Schweizer Fußballclub FC Sion die Berichterstattung nicht passt, hat er die Sportjournalisten der Walliser Tageszeitung “Le Nouvelliste” mit einem Bann belegt. Dagegen wendet sich nun auch Reporter ohne Grenzen.

“Operation Reisswolf”-Video, Geschmacklos, Newsroom-Klimbim

1. Die Wahrheit über die Operation Reisswolf
(youtube.com, Falter, Video: 4:43 Minuten)
Die “Falter”-Redaktion hat das Video zur “Operation Reisswolf” ausgegraben: “Sehen Sie hier exklusiv, wie ein enger Mitarbeiter von Sebastian Kurz mit Fake-Accounts und falschem Namen 5 Festplatten des Bundeskanzleramts vernichtete.”
Dazu auch: Geheimoperation Reißwolf (sueddeutsche.de).

2. “Finden Sie das nicht geschmacklos?”
(cicero.de, Bastian Brauns)
Beim ARD-Sommerinterview mit dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner stellte die Interviewerin eine Frage, die Lindner schlicht mit “Geschmacklos!” beantwortete. In der Schnellfragerunde hatte ARD-Moderatorin Tina Hassel Lindner die Wahl gelassen zwischen “Lieber Vermögenssteuer oder gleichaltrige Freundin?”. Als sich Lindner über die Art der Fragestellung beschwerte, verteidigte sich Hassel damit, dass es sich um eine Zuschauerfrage handele und sie “Anwalt” der eingehenden Fragen sei. Bastian Brauns erklärt, was an der Frage alles falsch ist.

3. Newsroom-Klimbim
(journalist-magazin.de, Olaf Wittrock)
Bundestagsfraktionen und Parteizentralen muss es wie ein herrlicher Traum vorkommen: Wie schön müsste es sein, wenn man die lästigen Journalistinnen und Journalisten abschütteln könnte und mittels eines eigenen Newsrooms die Berichterstattung lenken könnte? Eine Art Trendsetter ist ausgerechnet die AfD, die dies schon lange angekündigt und dafür angeblich 20 Planstellen geschaffen hat. Olaf Wittrock erklärt, inwieweit die Hoffnungen der Parteien auf die eigenen Nachrichtenzentralen berechtigt sind und inwieweit nicht.

4. Liebe Parlamente: Dass kleineanfragen.de stirbt, ist auch eure Schuld
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Wenn die Dokumentationsseite kleineanfragen.de stirbt, stirbt auch ein kleines Stück Demokratie. Seit fünf Jahren wurde auf der Plattform alles zusammengetragen, was die Parlamentarier aus den Bundes- und Landesparlamenten so wissen wollten. Ende 2020 steht nun das traurige Ende der Seite bevor. Der Grund: “Es fehlt auf Seiten der Parlamente und Verwaltungen an Konsistenz, an einheitlichen Standards und am Wille, etwas Kompatibles und Langfristiges zu schaffen. Es ist eine Sisyphosarbeit, die Informationen zugänglich zu machen. Ein einzelner Mensch, der das bei kleineanfragen.de ehrenamtlich leistete, kann das nicht schaffen.”

5. Die Angst vor dem Wort “Rassismus”
(taz.de, Carolina Schwarz)
Carolina Schwarz hat sich die Medienberichterstattung über einen Angriff auf einen Eritreer in Hessen angeschaut und kritisiert das dabei verwendete Vokabular: “Dass verschiedene Medien den brutalen Vorfall vermelden, ist richtig, doch ihre Wortwahl ist falsch. Bei den Schüssen auf den Eritreer handelt es sich nicht um ein fremdenfeindliches, sondern um ein rassistisches Motiv. Und das ist ein großer Unterschied.”

6. Neue Vorwürfe gegen Spiegel TV wegen Saarbrücken-Film
(saarbruecker-zeitung.de, Niklas Folz)
Die Stadt Saarbrücken hat sich über den “Spiegel TV”-Beitrag “Saarbrooklyn – Der Randbezirk der Gesellschaft” geärgert und bei der zuständigen Medienanstalt Beschwerde eingelegt. Der Fernsehbeitrag sei extrem einseitig und verzerrt. Außerdem habe man der Stadt nicht die Gelegenheit gegeben, sich zu den angeblichen Missständen zu äußern. Weiterhin habe das TV-Team einen “überaus verantwortungslosen Umgang” mit Drogenabhängigen an den Tag gelegt.

Organisierte Unkenntnis, Polizeikatze, Sommershow zum Selberbasteln

1. Organisierte Unkenntnis
(djv.de, Hendrik Zörner)
Immer wieder werden Journalistinnen und Journalisten bei Demonstrationen von der Polizei an ihrer Arbeit gehindert, indem man ihnen zum Beispiel den Zugang verwehrt. Bei einer Neonazi-Demo hat es erneut den freien Journalisten Arndt Ginzel getroffen, der den Vorfall auf Twitter mit einem Video dokumentiert hat. Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband kommentiert: “Was ist eigentlich die Unterschrift der Innenminister auf der Rückseite des Presseausweises wert? Welche Bedeutung hat die Aufforderung, Behörden sollten die Arbeit der Presse erleichtern, ihnen Auskünfte und Zugänge geben? Die Unkenntnis der Polizisten vor Ort zeigt, dass wichtige Informationen und Absprachen wie etwa die zum Presseausweis aus den Ministerbüros nicht dahin weitergegeben werden, wo sie hin gehören: an die Polizeidienststellen.”

2. Klage gewonnen gegen BAMF: Hier ist der McKinsey-Report zu Abschiebungen
(fragdenstaat.de)
Dank einer gewonnenen Klage des Transparenzportals “Frag den Staat” gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), kann nun McKinseys Report zu Abschiebungen veröffentlicht werden. Hintergrund: Das BAMF hatte sich von der Firma McKinsey beraten lassen und dafür insgesamt 47 Millionen Euro gezahlt. Allein das oben erwähnte Gutachten habe 1,9 Millionen Euro gekostet (auf solche Summen kommt man, wenn man als Behörde externen Beratern Tagessätze von 2.700 Euro bezahlt).

3. “Wir brauchen keine Frauenquote bei Kriminalromanen”
(welt.de, Elmar Krekeler)
Thomas Wörtche wird gerne als Deutschlands “Krimi-Papst” bezeichnet. Im Interview mit der “Welt” erklärt Wörtche den Unterschied zwischen “Grimmi” und “Krimi”, erzählt von seiner literarischen Einstiegsdroge und erläutert, warum der Serienkiller immer noch nicht out ist. Außerdem hat er ein paar schöne Beispiele für die Tücken historischer Kriminalromane parat: “Ich hatte mal Schamanenkrimis auf dem Schreibtisch, da fragt dann irgendwann der Schamane: “Um wie viel Uhr?” Ich mag auch Mittelalter- oder Antikenkrimis, in denen “In fünf Minuten greifen wir an” gesagt wird.”

4. Katzenfilter macht Polizei-Pressekonferenz zur Lachnummer
(spiegel.de)
Eine besonders unangenehme Panne passierte während der Facebook-Videoübertragung einer Pressekonferenz der kanadischen Polizei zu einem Doppelmord: Ein aktivierter Video-Effekt zeigte die Polizeisprecherin während des Live-Videos mit Katzenohren.

5. Die Frauenoffensive
(taz.de, Johannes Kopp)
Zum “Sportschau”-Kommentatorenteam für die kommenden Saison der Fußball-Bundesliga zählen 17 Männer und seit Neuestem eine Frau. Ein Beispiel, das Schule machen sollte, findet Johannes Kopp. Er wünscht sich mehr Mut von den Verantwortlichen: “Die Sender sollten nicht trotz, sondern wegen des Shitstorms von männlichen TV-Zuschauern ihre Kommentatorenteams um mehr Frauen erweitern.”

6. Sommershow zum Selberbasteln: Bei RTL startet “Das Sommerhaus der Stars” – sieben Regeln für ein erfolgreiches Trashformat
(haz.de, Imre Grimm)
Heute startet die vierte Staffel des RTL-Trash-Formats “Das Sommerhaus der Stars”. Du bist Programmchef eines deutschen Privatsenders und brauchst ebenfalls einen trashigen Lückenfüller für das Sommerloch? Imre Grimm zeigt Dir mit sieben einfachen Regeln, wie Beömmelungs- und Fremdschämfernsehen funktioniert. Erfolg garantiert!

Morddrohung, Operation Reißwolf, Untreueverdacht beim Ökoblatt

1. Morddrohung nach “Tagesthemen”-Kommentar zu AfD
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der Redaktionsleiter der WDR-Sendung “Monitor” Georg Restle ist für seine kritische Haltung der AfD gegenüber bekannt. Deshalb haben AfD-Spitzenfunktionäre ihn anscheinend zum Lieblingsfeind erkoren und überschütten ihn auf Twitter mit den wüstesten Beschimpfungen (“totalitärer Schurke”, “abstoßender Feind der Demokratie”). Nach einem “Tagesthemen”-Kommentar ging bei Restle nun eine Morddrohung ein. Der WDR hat Strafanzeige gestellt.

2. Operation Reißwolf: Kurz-Mitarbeiter ließ inkognito Daten aus Kanzleramt vernichten
(kurier.at, Daniela Kittner & Raffaela Lindorfer)
Es ist ein Fall von ungeheurer Dreistigkeit und Dummheit: Ein Mitarbeiter des damaligen österreichischen Kanzlers Sebastian Kurz wollte kurz nach der Ibiza-Affäre einen Datenträger aus dem Kanzleramt vernichten. Abweichend vom normalen Procedere brachte er die Festplatte zu einer Privatfirma und sah dort beim Schreddern zu. Den Auftrag erteilte er unter einem falschen Namen, die Rechnung bezahlte er nicht. Darauf schaltete die Firma die Polizei wegen Betrugs ein, worauf bei der “Soko Ibiza” die Alarmglocken geschrillt hätten.

3. Materialschlacht der Streamingportale
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der Machtkampf der Streamingportale ist in vollem Gange. In den USA hat Netflix erstmals Abonnenten verloren. Und neue Wettbewerber wie HBO Max, Disney, Apple, WarnerMedia und NBCU werden den Druck auf den Streamingdienst weiter verstärken.

4. Die AfD-Gouvernante
(woz.ch, Daniela Janser)
Daniela Janser kritisiert die redaktionelle Ausrichtung der “Neuen Zürcher Zeitung” (“NZZ”): “Als AfD-Gouvernante beackert sie dieselben Themen wie die Rechtsaussenpartei und erörtert in zahlreichen Artikeln, wie die AfD sich normalisieren könnte: damit sie als seriöse Rechtspartei statt als wilder, teils rechtsextremer Haufen noch wählbarer wird.”

5. Untreueverdacht beim Ökoblatt
(taz.de, Christoph Schmidt-Lunau)
Das Magazin “Öko-Test” überprüft normalerweise Geldanlagen und Finanzierungsmodelle von anderen. Nun ist es selbst zum Prüffall geworden: Vergangene Woche gab es eine groß angelegte Razzia in den Geschäfts- und Privaträumen der Öko-Tester. Der Verdacht: Bei einer missglückten China-Expansion sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen.

6. Grit und Flori: Plötzlich Schloss mit lustig
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Yellow-Press-Experte Mats Schönauer bildet Dich zum/zur RegenbogenredakteurIn aus. Die Prüfungsaufgabe: Aus eher langweiligen Nachrichten musst Du knallige Meldungen dichten. Doch sei gewarnt: Du musst eine Menge Kreativität und Skrupellosigkeit besitzen, um Schönauers reale Beispiele aus der Regenbogenwelt zu toppen.

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