Vorgestern war Fußball-Länderspiel in Köln. “Bild” war dabei und berichtet heute über eine ganz böse “Abzocke”:
Im Kölner Stadion kann man die Bratwurst nämlich nicht bar bezahlen, sondern es “regiert ein Bezahl-System mit Namen ‘justpay'”, wie “Bild” schreibt. Das heißt, man muss sich eine Geldkarte mit 15 Euro Guthaben holen (inklusive zwei Euro Pfand). “Bild” behauptet:
Wer dort nur eine Wurst will, hat Pech gehabt: Eine Auszahlung des Restbetrags gibt es nicht.
Das ist Unsinn, wie sich auf der Internetseite von justpay nachlesen lässt (“Was mache ich nach Spielende mit der justpay-Karte?”):
Sie können sich an den rund 20 Entladestationen in den Kassen vor dem Stadion das Guthaben auszahlen lassen und die Karte mit nach Hause nehmen. (…) Sie können die Karte komplett zurückgeben. (…) Sie bekommen dann das komplette Guthaben und das Pfand erstattet.
Es ist unwahrscheinlich, dass “Bild” das nicht wusste. Denn erstens weiß “Bild” durchaus, dass man die Karte zurückgeben kann, wie sich aus dem Text ergibt (in der Online-Version der Geschichte wird sogar ein “Bild”-Mitarbeiter zitiert, der beobachtet haben will, dass man “bis zu 20 Minuten” fürs Karten-Pfand habe anstehen müssen).
Und zweitens hat “Bild” sich zwar mit einer justpay-Sprecherin über das System unterhalten, zitiert sie aber nur mit den Worten: “Es verkürzt die Wartezeit an den Ständen.” Uns gegenüber sagte dieselbe Sprecherin auf Nachfrage:
Natürlich habe ich mit der “Bild”-Zeitung auch darüber gesprochen, dass man sich das restliche Karten-Guthaben auszahlen lassen kann.
Mit Dank an Pierre B. für den sachdienlichen Hinweis.


Das war ein guter Satz für eine Schlagzeile (siehe Ausriss), zumindest das Wort “bald” hätte sich aber ganz gut relativieren lassen. Frühestens überschreiten die Rundfunkgebühren die 20-Euro-Marke nämlich nach Ablauf der kommenden Gebührenperiode: im Jahr 2013.
“Bild” hatte — wie die beiden anderen örtlichen Boulevardzeitungen “B.Z.” und “Berliner Kurier” auch — in großer Aufmachung über eine Auseinandersetzung in einer Berliner Familie berichtet. Die Mutter hatte sich, wie ihr Anwalt uns gegenüber sagte, geweigert, den Boulevardreportern Auskunft zu geben. Ihre Ansicht, die Geschichte ginge sie nichts an, haben die aber offenbar ebenso wenig beeindruckt wie der Mangel an Informationen.
