Bild.de erkennt Kosovo nicht

Am Sonntag erklärte der mehrheitlich von Albanern bevölkerte Kosovo seine Unabhängigkeit. Und heute berichtet Bild.de, dass Deutschland die neue Republik Kosovo völkerrechtlich anerkenne:

Die Tatsache, dass Bild.de die Schlagzeile mit der albanischen Flagge illustriert, mag viele Kosovo-Albaner freuen. Aber entweder es handelt sich dabei um ein ungewöhnlich wagemutiges, politisches Statement der Bild.de-Redaktion — oder die Schlagzeile sollte eigentlich so aussehen:

Mit Dank an Thorsten D. für den Hinweis.

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Obama online, Ole offline
(zeit.de, Janko Röttgers)
Im US-Wahlkampf spielt das Internet eine zentrale, in Hamburg so gut wie keine Rolle. Deutsche Politiker lieben immer noch eher Plakatwände.

Zehn lesenswerte Beiträge zur Zukunft des Journalismus
(axel-springer-akademie.de/blog, Markus Hofmann)
Medienrevolution. Untergang. Auferstehung in der schönen, digitalen Welt. Was passiert da eigentlich? Zehn lesenswerte Essays und (Blog-)Beiträge, die sich mit der Frage beschäftigen, mit welchen Veränderungen der Journalismus durch das Internet konfrontiert wird. Und was zu tun ist, um online zu überleben.

Schweizer Bank bekämpft Enthüllungs-Wiki
(spiegel.de, Konrad Lischka)
Die Bank Julius Bär hat in Kalifornien die prominenteste Webadresse der Enthüllungsseite Wikileaks.org sperren lassen. Grund: Angeblich illegal veröffentlichte Kundendaten vom Offshore-Paradies Cayman-Inseln. Doch die sind weiter online – weltweit verteilt.

“Damit hatten wir nicht gerechnet”
(turi-2.blog.de, Peter Turi)
Peter Neumann, Geschäftsführer von Holtzbrincks Zoomer.de, wehrt sich gegen Kritik am neuen Nachrichten-Portal.

Topmodel Fiona: Germany’s next Udo Lattek
(fudder.de, christoph)
Was kommt dabei heraus, wenn eine Teilnehmerin von Germany’s Next Topmodel über Fußball spricht? Fiona Erdmann, selbsternannte Model-Zicke, hat ihren eigenen Bundesliga-Podcast gestartet. Einmal Fremdschämen mit Christoph, bitte.

Das 3.76 Euro Essen
(watchberlin.de, Video, 2:42 Minuten)
Hendryk M. Broder versucht, sich von den vom Berliner Finanzsenator für HartzIV-Empfänger als ausreichend eingestuften 3.76 Euro pro Tag zu ernähren. Und scheitert.

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Werden Medien instrumentalisiert?
(blog.tagesschau.de, Dr. Kai Gniffke)
Chefredakteur Dr. Kai Gniffke macht sich Gedanken über zu Razzien aufgebotene Journalisten.

Angsthasen auf der Jagd
(taz.de, Steffen Grimberg)
Der Deutsche Presserat soll keine Beschwerden von Bildblog mehr entgegennehmen. Versucht da ein deutscher Großverlag, die Selbstkontrolle der Presse auszuhebeln?

Das Netz als Hort des Bösen?
(debatte.welt.de, Don Dahlmann)
“Seit dem Blogs, Foren und andere Web 2.0 Dinger in den letzten Jahren an der Vorherrschaft des Journalismus in Sachen Meinungsbildung rütteln, tauchen immer mal wieder Stimmen auf, die vor dem Schmutz im Netz warnen. Man warnt vor undifferenzierten Stammtischmeinungen bis hin zu schlecht recherchierte Artikel in Blogs, die vor lauter Lügen kaum lesbar sind. Aufgeschlossene Vertreter des Online-Journalismus winken meist müde ab, und verweisen auf die Fehler, die in Zeitungen unkorrigiert in den Archiven jahrzehntelang vor sich hindösen.”

Terrorismusverdacht in “Nahaufnahme”
(futurezone.orf.at, Patrick Dax)
Der Berliner Sozialwissenschaftler Andrej Holm ist unter Terrorismusverdacht geraten und verbrachte im Sommer 2007 drei Wochen in Untersuchungshaft. Auch bereits davor wurde er vom deutschen Bundeskriminalamt [BKA] überwacht. Seine Lebensgefährtin Anne Roth dokumentiert den Fall in einem Weblog. Im Gespräch mit ORF.at erzählen Holm und Roth über die Auswirkungen der staatlichen Überwachung auf ihren Alltag.

Steal this film
(basicthinking.de/blog, Videos)
“Spannender Beitrag über das Netz, Downloads, die Filmindustrie etcpp”.

Wir sind dann mal fort
(cicero.de, Wolfram Weimer)
Alle vier Minuten verlässt ein Deutscher sein Land. An jedem Tag verliert Deutschland ein ganzes Dorf, womit die Zahl der Auswanderer Dimensionen erreicht wie seit 120 Jahren nicht mehr. Man muss kein Pessimist sein, um in der Massenflucht ein Misstrauensvotum gegen die Zukunftsfähigkeit des Landes zu erkennen.

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Wir über uns
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen analysiert die Impressen deutscher Online-Portale.

Onlinejournalismus 2008
(iwkoeln.de)
Der Onlinejournalismus in Deutschland führt in weiten Teilen ein stiefmütterliches Dasein. Wenn Printjournalisten über ihre Kollegen von den Internetablegern sprechen, ist oft von den “armen Verwandten” die Rede. Die Umfrage des Medienspiegels bei 46 Onlineredaktionen von Tageszeitungen bestätigt dieses Bild.

Gute Kommunikationsstrategie: Ehrlichkeit
(neuegegenwart.de, Björn Brückerhoff)
Interview mit dem Public Relations-Professor Dr. Thomas Pleil.

Einsamkeit gebiert Götter und personifizierte Geräte
(telepolis.de, Florian Rötzer)
Wer sich einsam fühlt, so eine Studie, versucht, seine Umwelt zu beleben und zu vermenschlichen.

Suchmaschine: ‘Die Welt ist eine Google’
(news.at/profil, Sebastian Hofer)
Die Suchmaschine Google kontrolliert das Internet, die Online-Werbebranche und die Art, wie wir die Welt sehen. Das ist aber erst der Anfang. Und wo ist Microsoft?

Postchef Zumwinkel: Es gilt die Unschuldsvermutung
(spreegurke.twoday.net, Ursula Pidun)
“Die rigorose Vorverurteilung des Postchefs Zumwinkel ist vermutlich der abenteuerlich inszenierten und medial durchgestylten Durchsuchungsaktion zu verdanken, die im Morgengrauen des vergangenen Donnerstag stattgefunden hat. Selbstverständlich war “rein zufällig” um Punkt sieben Uhr die Presse zur Stelle, als die Villa des Postchefs von der Bochumer Staatsanwaltschaft mit der Begründung des Verdachts der Steuerhinterziehung durchsucht wurde.”

medienlese – der Wochenrückblick

Post Tower gesprengt, Colbert vs. Pocher, Echtheitsdebatten, Erwachsene fauler.

Am Valentinstag wurde der Post-Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel “von der Polizei zu Hause abgeholt“, nachdem sie sein Büro und sein Haus durchsucht hatte. Später in der Woche trat dann der 64jährige “Top-Manager, dem Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen wird“, zurück. In der gleichen Woche zog sich die deutsche Post auch aus der Onlinewelt “Second Life” zurück. Der “Post Tower” auf der “Post Island” wird wohl irgendwie sterben, ob er tatäschlich gesprengt wird, wie das CIO Weblog vermutet, sei mal dahingestellt. Nach dessen Angaben habe die Post mit dem Ein- und Ausstieg bei “Second Life” einen “mittleren sechsstelligen Betrag” verpulvert.

Stephen Colbert ärgerte sich über die deutsche Ausgabe von GQ und machte wegen Oliver Pocher den Hitler (war dann aber so schlau, zu glauben, dass Alphörner und Ricola klar Deutschland zuzuordnen sind).
Read On…

Symbolfoto LII

Sagenhaft, heute wieder, die Jungs von “Bild”. Da treffen sich Roland Koch und Andrea Ypsilanti ganz geheim zum geheimen Geheimgespräch, und “Bild” kommt trotzdem an ein Foto, das die beiden vorher noch aufgenommen haben — fürs private Familienalbum, mutmaßlich.

Oder, genau genommen, für die Presse, die sich am Mittag des 20. Januar 2008 in einem Fernsehstudio versammelt hatte, um den beiden Spitzenkandidaten zuzusehen, wie sie sich beim Fernsehduell des Hessischen Rundfunks vor der Landtagswahl schlagen.

Mit Dank an Stefan F. für den Hinweis und René G. für den Scan!

In eigener Sache

Zwölf mal haben wir uns in den vergangenen dreieinhalb Jahren beim Presserat über die Berichterstattung von “Bild” beschwert. Neun Fälle hat der Presserat bisher behandelt (siehe Kasten rechts) und in keinem Fall eine Rüge ausgesprochen.

Die Axel-Springer-AG sieht in dieser “Flut” von “kommerziellen, also sachfremd motivierten Beschwerden” eine große Gefahr. Der “Bild”-Zeitung drohe ein “ungerechtfertigter Imageverlust” und ein “unangemessener und schwerwiegender wirtschaftlicher Schaden* Nachteil”. Mit diesen Worten zitiert der Presserat den Verlag, der das Gremium aufgefordert hat, den “Missbrauch” der freiwilligen Selbstkontrolle durch uns abzustellen, der auch gegen das “Wahrhaftigkeitsgebot” verstoße. Der “Spiegel” zitiert in seiner kommenden Ausgabe eine Juristin, die Springer berät: Es sei nicht hinnehmbar, dass Presserat und “Bild” Aufwand betreiben müssten, um die Attraktivität und mittelbar die Einnahmen von “Bildblog” zu steigern.

Bereits seit 2006 versucht die Chefredaktion von “Bild” zu verhindern, dass der Presserat sich mit unseren Beschwerden befasst (wir berichteten). Die zuständigen Beschwerdeausschüsse sind der immer wieder vorgetragenen Argumentation in den einzelnen Fällen aber nicht gefolgt. Nun verlangt Springer eine Grundsatzentscheidung vom Plenum des Presserates. Dort soll die Sache am 12. März 2008 beraten werden. Bis dahin beschäftigen sich die Beschwerdeausschüsse auch nicht mehr mit den noch offenen Beschwerden von uns.

Wir verfolgen die Sorge des Axel-Springer-AG um das Wohlergehen des Presserates und die Bewahrung publizistischer Grundsätze wie dem der “Wahrhaftigkeit” amüsiert und lassen uns gerne von der Entscheidung des Presserates überraschen*. Dass sich die “Bild”-Zeitung nicht aussuchen kann, wer sich über ihre zahlreichen Verstöße gegen journalistische Mindeststandards beim Presserat beschwert, liegt vor allem im Interesse des Presserates selbst.

*) Das “Geschäftsmodell” von BILDblog beruht nicht auf der Verwertung eigener Presseratsbeschwerden.

 
Nachtrag, 20.2.2008: Der “Tagesspiegel” zitiert heute einen Springer-Sprecher mit den Worten: “‘Bildblog’ ist ein kommerzielles Unternehmen, unter diesem Aspekt sind auch die kontinuierlichen Beschwerden zu sehen.” Gegenüber dem Branchendienst epd-medien wurde der Springer-Sprecher offenbar deutlicher: “‘Bildblog’ handelt wie ein Abmahnverein und instrumentalisiert den Presserat für eigene kommerzielle Interessen.” Außerdem zitiert epd-medien den Presserats-Geschäftsführer Lutz Tillmanns dahingehend, dass im Fall “Bildblog” zumindest “Anhaltspunkte für eine missbräuchliche Verwendung des Beschwerderechts” vorlägen.

*) Korrektur, 10.3.2008: Wir hatten an dieser Stelle (anders als in der ausführlichen Fassung) versehentlich und fälschlicherweise “Schaden” statt “Nachteil” geschrieben. In der aktuellen Ausgabe des “Medium Magazins” heißt es, “Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich habe die Zeitschrift “gern” auf diesen Fehler hingewiesen:

Wenn die “Bildblog”-Macher schon bei “Bild” so genau hinschauten, sollten sie doch bitte auch selbst genau arbeiten.

Nachtrag, 12.3.2008: Das Plenum des Presserats hat entschieden, dass wir den Presserat mit unseren Beschwerden nicht “missbraucht” haben.

“Bild” berichtigt Charakterlosigkeit

Erinnern Sie sich an diese “Bild” Geschichte von vor einem Vierteljahr?

Als scheinbaren Beweis dafür, dass die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nichts so sehr interessiert wie ihre eigenen Bezüge, zeigte “Bild” eine Aufnahme des vollen Plenarsaales (oben links). Das Foto war aber, anders als “Bild” behauptete, gar nicht während einer Debatte über höhere Diäten und Pensionen entstanden (wir berichteten).

Zwei Tage später demonstrierte die “Bild”-Zeitung, wie üblich, wie erfolgreich sie die Leser in die Irre geführt hatte. Bei der Abstimmung über eine Diätenerhöhung “kämen die Volksvertreter sogar an einem Feiertag”, hieß es in einem Leserbrief, den “Bild” veröffentlichte. “Wie viel Charakterlosigkeit und Raffgier muss man haben, um Bundestagsabgeordneter zu werden?”

Die Bild-Manipulation löste im Bundestag — verständlicherweise — erheblichen Ärger aus. Nach guter Zurede durch das Parlament stellte “Bild” die Sache heute, mit drei Monaten Verspätung, aber ohne dass juristischer Druck notwendig gewesen wäre, richtig (Ausriss rechts).

Womöglich wird es nun nur noch wenige Wochen dauern, bis auch Bild.de nicht mehr auf der Unwahrheit beharrt.

“Mehr sowas Praktisches”

In unserer Reihe “Pionierwerke der neuen Medien” präsentieren wir Ihnen heute: “Die Kanzlerin bei BILD — Videoblog über den Besuch von Angela Merkel”, Bild.de, 14. Februar 2008.

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Hallo, mein Name ist Oliver Auster. Ich bin Redakteur bei BILD in Hamburg. Heute kommt Kanzerlin Angela Merkel zu uns zu Besuch, und das hier ist mein Video-Blog.

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So, pünktlich. Hier kommt die Kanzerlin gefahren. Ups.

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Da is’ sie. Da ist die Kanzlerin. Wird begrüßt von Kai Diekmann.

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Ganz schön voller Fahrstuhl.

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Ja, für uns beide war kein Platz mehr im Fahrstuhl (lautes Lachen einer Frau).

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Ja, wir haben jetzt so den Fahrstuhl genommen und warten oben auf Frau Merkel, befürchten aber, wir sind bisschen langsamer.

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So jetzt geht’s oben weiter. Jetzt geh’n wir in den Produktionsraum. Zu den Redakteuren.

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So viele Leute.

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Kai Diekmann: Liebe Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Frau Doktor Merkel, wir freuen uns ganz herzlich, Sie hier bei uns begrüßen zu dürfen. (Applaus)

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Diekmann: Das ist die Original-Druckplatte von “Miss World”. (Applaus) Wir sagen ganz herzlichen Dank und haben jetzt noch Gelegenheit mit den Kollegen vom Leser-Beirat. Zehn Minuten.

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Ein Geschenk für Frau Merkel, und jetzt noch der Leser-Beirat.

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Leser-Beirätin: …dass die Seite 4 geändert wird mit Vorschlägen, Tipps, was für den Alltag…
Angela Merkel: Mehr sowas Praktisches.
Leser-Beirätin: …Ratgeberseite…
Kai Diekmann: Lebenshilfe war eine ganz wichtige Forderung aller Kollegen im Leserbeirat.
Leser-Beirätin: …weil doch immer wieder Fragen auftauchen, wo man dann sagt: Ach, jetzt könnt man die mal grad brauchen, jetzt wo kriegste das grad her [unverständlich].

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Jau, das war der Besuch von Angela Merkel — und wir machen jetzt die Zeitung fertig. Und tschüss.


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Für den Teil ihrer Leserschaft, der für diese radikal avantgardistische Form noch nicht bereit ist, hat die “Bild”-Zeitung übrigens auch einen konventionell produzierten Videobeitrag von dem Ereignis veröffentlicht.

Wer ist hier eigentlich der Idiot? (Korrektur)

Wir müssen uns korrigieren und entschuldigen.

Es geht um die Familie, bei der die “Bild”-Zeitung beispielhaft vorrechnete, dass sie einen Euro mehr im Monat zur Verfügung hätte, wenn sie keine Arbeit hätte, sondern von den Bezügen nach Hartz IV leben müsste. Wir haben der “Bild”-Zeitung gestern einen groben Rechenfehler vorgeworfen: Sie habe vergesessen zu berücksichtigen, dass bei Hartz-IV-Empfängern das Kindergeld, das sie bekommen, als Einnahme gilt, um die sich die Ansprüche verringern. In Wahrheit, so unsere Rechnung gestern, wäre die Familie ohne Arbeit um 150 Euro bzw. 300 Euro schlechter gestellt.

Wir hatten unrecht, “Bild” hatte (abgesehen von kleineren Rechenfehlern) recht. Denn der Hartz-IV-Anspruch verringert sich zwar um das Kindergeld; aber dieses Kindergeld steht den Hartz-IV-Familien ja tatsächlich zur Verfügung.

“Wer ist hier eigentlich der Idiot?”, hatten wir unseren Eintrag überschrieben. Im konkreten Fall lautet die Antwort leider: Wir.

Berechtigt war allein die Kritik an “Bild”-Kommentator Nicolaus Fest, der seine eigene Unkenntnis über die Grundlagen von Hartz IV mit folgenden Sätzen demonstrierte:

Vor allem mit Kindergeld ist Hartz IV häufig mehr, als viele Arbeitnehmer mit gleicher Kinderzahl nach Hause tragen.
(…) Jetzt will die CDU das Kindergeld erhöhen. Damit wird der Anreiz, eine Arbeit anzunehmen, noch geringer.
Dann gilt noch mehr als bisher: Wer (legal) arbeitet, ist ein Idiot.

Das ist, wie gesagt, Unsinn, weil sich bei einer Erhöhung des Kindergeldes auch das anzurechnende Einkommen erhöht, womit der Hartz-IV-Anspruch sinkt. Von einer Kindergeld-Erhöhung würden Hartz-IV-Empfänger also gerade nicht profitieren.

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