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Google verschenkt YouTube
(spiegel.de, Christian Stöcker)
Revolution auf YouTube: Künftig darf sich jeder eine eigene Videoseite mit Hilfe des Portals bauen – und sogar Werbeeinnahmen dafür kassieren. Die Zeche dafür bezahlt Eigentümer Google, doch selbstlos ist das Projekt keineswegs: Es soll nichts weniger als die Vorherrschaft im Internet sichern.

Mein Raum gehört mir
(faz.net, Tobias Rüther)
Was ist hier eigentlich der Skandal? Der amerikanische Gouverneur Eliot Spitzer hatte Sex mit einer Prostituierten. Und weil es sich so schön inszenieren lässt, wird die junge Frau nun in die Öffentlichkeit gerissen, ihr Lebensinhalt zweckentfremdet.

Ach Schadzii, du bist so tolliii!
(freitag.de)
Das soziale Leben findet im Netz statt. Wie Jugendliche sich auf der Online-Plattform SchülerVZ inszenieren. Eine Feldforschung.

Dann kamen die Zombies
(zuender.zeit.de, Markus Kavka)
Michael Jackson wurde auch einer und tanzte: Seit vierzig Jahren gibt es Musikvideos. Welches ist das beste? Markus Kavkas Top 100.

Reporter Hates Anchor. Anchor Hates Reporter.
(holytaco.com, Video, 1:49 Minuten)
I usually wait to unleash all my hostile, bitter hatred for someone until I?m on live television with them. This little exchange between two Fox reporters shows you why.

BVG-Streik lohnt sich!
(watchberlin.de, Video, Harald Martenstein, 3:49 Minuten)
Harald Martenstein spinnt die Information des Finanzsenators, dass die Stadt Berlin mit dem aktuellen Streik ihrer Verkehrsbetriebe Gewinn macht, weiter, und findet heraus, dass, wenn 100 Jahre gestreikt würde, Berlin schuldenfrei wäre.

Weniger ist manchmal mehr

"16.700 Euro Ausgaben: Wiesbaden - Jeder Bundesbürger hat 2007 im Schnitt 16.700 Euro für Konsum (...) ausgegeben, das waren 0,7 % weniger als 2006 (Stat. Bundesamt)."“[B]esonders große Buchstaben bedeuten nicht automatisch besonders große Fehler!” hat “Bild”-Chef Kai Diekmann mal behauptet. Aber irgendeinen Sinn muss es ja haben, dass “Bild” jeden Tag auch ein paar besonders kleine “Nachrichten” auf die Titelseite druckt. Heute z.B. erfährt man dort u.a., dass Ex-Postchef Klaus Zumwinkel Aufsichtsrat bei Arcandor bleiben soll, die Zahl der Mitglieder in deutschen Fitness-Studios gestiegen ist und kleinere Männer wegen ihrer Körpergröße schneller eifersüchtig sind. Dazwischen steht obige “16 700 Euro”-Meldung.

16.700 Euro Ausgaben

“Die privaten Haushalte in Deutschland haben ihre Konsumausgaben 2007 um 1,2% gesteigert, 2006 lag die Wachstumsrate bei 2,3%.”
(Quelle: Stat. Bundesamt)

Der Informationsgehalt der Meldung ist jedoch noch geringer als ihre Größe. Denn wie “Bild” auf die “0,7 % weniger” kommt, ist uns schleierhaft.* Laut Statistischem Bundesamt (siehe Kasten), das ja “Bild” als Quelle zu dienen scheint, sind die 16.700 Euro aus der Überschrift mithin ein Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber 2006. Weniger geworden ist also eigentlich nur das Mehr, allerdings auch nicht um “0,7 %”, sondern um fast die Hälfte bzw. 1,1 Prozentpunkte.

Mit anderen Worten: Womöglich hat Kai Diekmann Recht.

Mit Dank an den Hinweisgeber für die Anregung.

*) Korrektur, 23.45 Uhr: Wir waren voreilig. Inzwischen ist uns nicht mehr schleierhaft, wie “Bild” auf die “0,7 % weniger” gekommen ist. Die Zahl stammt aus einer AFP-Meldung. Und: Die Zahl stimmt. Sie findet sich auch in den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes. Unter Berücksichtigung der gestiegenen Preise bedeutet das Mehr letztlich ein Weniger. Und hätte “Bild” das Wörtchen “preisbereinigt” vor die “0,7 % weniger” geschrieben, wären wir nicht so dumm gewesen, an der Meldung herumzumäkeln. So gesehen hat Diekmann womöglich doch nicht Recht. Und wir bitten um Entschuldigung!

Kurz korrigiert (454)

Auch der Blick ins eigene Archiv will gelernt sein. Und wenn Bea Peters es wichtig findet, in der heutigen “Bild” zu behaupten, das aktuelle “Playboy”-Covergirl Liza Li sei “mit 18 ein Pop-Ferkelchen (Lied-Text: ‘Warum gibt’s nicht lila Augen, warum muss man beim Blasen saugen … Mit unverhüllter Fantasie, dein Arsch ist pure Poesie’)” gewesen, dann stimmt die Sache mit dem “Pop-Ferkelchen” nur so halb:

Ja, in einem “Bild”-Artikel mit der Überschrift “Pop-Ferkelchen” (siehe Ausriss) tauchte im September 2006 auch Liza Li (1) auf. Nein, die zitierte Textpassage wurde damals zu Recht der Sängerin Roxy (2) zugeschrieben.
 
Mit Dank an Roxys “Lied-Text”-Mittexter Lutz K. für den Hinweis.

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“Bis vor kurzem gaben die Reaktionäre den Ton an”
(sueddeutsche.de, Leif Kram und Stephan Weichert)
“Gegenläufiges Publizieren”, erst fürs Netz und dann fürs Print, ist für Jay Rosen der Schlüssel zum Erfolg. Im Interview erklärt er, warum die Zukunft den Bloggern und Bürgerjournalisten gehört.

Peinlich – Die Lügen von Politikern, Journalisten und Sportlern in den Medien
(ndr.de, Video, 8:55 Minuten)
Zapp über Lügen und Wortbrüche in den Medien.

2.0-Visionen
(jungle-world.com, Elke Wittich)
Wie wird man in Zukunft Filme machen und konsumieren? Medientheoretiker und Trendsetter aus der Filmbranche sind sich einig: Alles wird sich um das Internet drehen.

«Du» – In Zuneigung zur Welt
(woz.ch, Stefan Howald)
Pionierwerk der Schweizer Fotografie und Kunstvermittlung. Hochglanzbrevier des Bildungsbürgertums: Die berühmteste Kulturzeitschrift der Schweiz versucht einen Neustart. Ein Rückblick auf 782 Nummern.

Küss mich: Warum die Medien American Apparel lieben
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
“Es ist schon seltsam, wie leicht es manche Firmen haben, Verbrauchern und Medien eine ‘corporate social responsibility’ vorzugaukeln, hinter der meist nicht mehr steckt als ein Marketingtrick.”

video on demand – Die Redebeiträge
(hr-online.de, Videos)
Hier können Sie sich alle Redebeiträge des “Frankfurter Tag des Online-Journalismus” anschauen.

Ups, verpersonalisiert!

Personalisierung gehört zum Wesen des Boulevards. Und deshalb präsentiert die “Bild”-Zeitung heute ihren über elf Millionen Lesern Umberto Angeloni als “Verlierer” des Tages (siehe Ausriss). Der Grund: Die Modefirma Brioni hat was verloren – den Zuschlag nämlich, im nächsten James-Bond-Film den Hauptdarsteller Daniel Craig einzukleiden.

Da aber Tom Ford, der den James-Bond-Deal für seine Firma eintüten konnte, auf der “Gewinner”-Seite keinen Platz mehr fand (dort wird bereits “Bild”-Liebling Paul Kirchhof für einen Preis gefeiert, den zuvor auch schon “Bild”-Liebling Benedikt XVI bekommen hat), ziert eben das Gesicht von “Umberto Angeloni (65), Chef des Herrenausstatters Brioni”, auf der Titelseite von Europas größter Tageszeitung die “Verlierer”-Meldung, und:

BILD meint: Hauptsache, vom Feinsten!

Wir meinen: Hauptsache, null null Ahnung! Denn Angeloni, der “Chef des Herrenausstatters Brioni” (“Er kleidet nur die Reichsten und Schönsten ein!”), hat das Unternehmen – wie übrigens schon im Herbst 2006 angekündigt – bereits im Juni 2007 verlassen.

Mit Dank an den unbekannten Hinweisgeber.

Nachtrag, 13.3.2008: In der “Korrekturspalte” heißt es heute [mit Unterstreichungen von “Bild”.]: “Umberto Angeloni (65) ist nicht, wie BILD gestern berichtete, Chef des Herrenausstatters Brioni, sondern war es. (…)” Aha. “Verlierer” bleibt er für “Bild” offenbar trotzdem [Unterstreichung von uns].

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Sozial 2.0: Herr, Knecht, Feind, Freund
(de-bug.de, Mercedes Bunz)
Soziale Netzwerke und die Ökonomie der Freundschaft.

Jetzt wird zurückgelogen
(stefan-niggemeier.de)
“Die Deppen in dieser Geschichte sind Michael Kneissler und Marcus Böttcher. Und in einem Abwasch gleich all ihre vermutlich zigtausend Kollegen, die das Leben von Stars – oder das, was uns mithilfe von Paparazzi-Fotos, PR-Geschichten und Halb- und Unwahrheiten als solches vorgegaukelt wird – alltäglich zu bunten Märchen oder hämischen Abgesängen verarbeiten.”

Komm, lies mit!
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Die E-Mails des Ex-Innenministers wurden gestohlen. Das geht leichter, als man denkt. So unsicher sind unsere Mails.

Medienmacht SPD
(zeit.de, Hendrik Reffken)
Dürfen Parteien sich an Medien beteiligen? Das hessische Privatfunkgesetz verbietet es. Doch mit dem Grundgesetz ist das nicht vereinbar. Ein Gastbeitrag.

Von der Gratiszeitung zum Gratishaus
(blogdessennamenmansichnichtmerkenkann.wordpress.com, ugugu)
“Was machen Engländer, wenn sie von den Gratiszeitungen, die überall in den U-Bahnen und auf den Strassen den Weg versperren, definitiv die Schnauze voll haben? Sie sammeln die ‘Free Newspapers’ ein und bauen daraus ein nettes Häuschen.”

A Twist on the Traditional Magazine Model
(newsweek.com, Jennifer Ordoñez)
8020‘s publications are filled entirely with content generated by online readers. But will people pay for it?

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237 Gründe, Sex zu haben
(zeit.de, Karsten Polke-Majewski)
Im Internetjournalismus geht es vor allem um Klicks. Je mehr Sex, Quiz oder Bilder, desto höher die Quote. Was aber zählt Qualität?

Rendite auf Kosten der journalistischen Qualität
(tagesschau.de, Rainer Sütfeld)
Die Börse hat erfreut auf die Ankündigung von Stellenstreichungen bei der “New York Times” reagiert: Der Kurs ging nach oben. Kritiker sehen die journalistische Qualität der Zeitung in Gefahr, wenn die Interessen der Anleger im Vordergrund stehen.

“Wir werden alle töten”
(faz.net, Christoph Gunkel)
Der Haussender der Hamas zeigt in der Kindersendung “Pioniere von morgen” Plüschtiere, die den Märtyrertod sterben. Über die Folgen der Hasspropaganda muss man sich keine Illusionen machen.

Ein Ex-Paparazzo prangert seine Zunft an
(sueddeutsche.de, Jörg Häntzschel)
Ein Auto rammen, um ein Foto von Lindsay Lohan zu ergattern? Paparazzi waren noch nie zimperlich. Doch die Methoden, mit denen sie ihre Opfer heute zur Strecke bringen, sind neu.

“Im Hause Ringier gibt es keine Strategien”
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Karl Lüönd, einer der erfahrensten Schweizer Journalisten, hat in diesen Tagen die viel beachtete Unternehmensdokumentation ?Ringier bei den Leuten? veröffentlicht. Im Gespräch mit “persönlich rot” spricht er über die Erkenntnisse, die er durch seine Recherchen gewonnen hat. Zudem trauert der Vollblutjournalist dem Verschwinden des klassischen Reporters nach.

Der beste Freund: Das Tagebuch
(drs.ch, Audio, Dialekt, 72:27 Minuten)
Was macht das persönliche Logbuch so faszinierend? Welche Wirkung hat es, Erlebtes auf Papier zu bringen und wie öffentlich sollen oder dürfen Tagebucheinträge sein? Was wenn die persönlichen Zeilen in falsche Hände geraten? Simone Hulliger diskutiert Geschichte, Wirkung und Zukunft von Tagebüchern mit Forschern, Prominenten und Menschen wie du und ich.

Wie “Bild” Ronald Schills Weste weißte

Die Liste derjenigen, bei denen sich die “Bild”-Zeitung entschuldigen sollte, ist vermutlich so lang, dass sie nicht ausgedruckt werden kann, ohne eine Explosion des Papier-Preises zu verursachen. Vergangene Woche ist sie wieder um ein paar Namen länger geworden.

Denn in der vergangenen Woche hat “Bild” ein Video veröffentlicht, das angeblich zeigt, wie der frühere Hamburger Richter und Innensenator Ronald Schill Kokain schnupft und erklärt, wie er die Öffentlichkeit mithilfe eines Haartests über seinen Drogenkonsum getäuscht habe. Das ist insofern überraschend, als sich “Bild” vor sechs Jahren, nachdem Schill diesen Test gemacht hatte, ganz außerordentlich sicher war. “Bild” Hamburg titelte am 19. Februar 2002:

Schill nahm nie Kokain

Diese Schlagzeile scheint nicht nur aus heutiger Sicht falsch zu sein — sie war auch aus damaliger Sicht schon falsch, nämlich durch nichts gedeckt. “Bild” wusste genau, dass die Aussagekraft des Haartestes, den Schill hatte machen lassen, nicht weiter als knapp eineinhalb Jahre zurückreichte. Und “Bild” selbst schrieb, die Mediziner hätten “sporadische Einnahmen” von Kokain als “unwahrscheinlich” bezeichnet — also nicht ausgeschlossen.

Der Name des Autors über dem “Bild”-Artikel vom vergangenen Samstag (“Ein deutscher Politiker schnupft ungeniert Kokain!”) ist übrigens derselbe, der über dem “Bild”-Artikel von 2002 (“Schill nahm nie Kokain”) stand: Christian Kersting. — Lustig.

Jedenfalls behauptete “Bild” 2002, die Münchner Rechtsmedizin, die die Probe damals untersuchte, habe “die genauestmögliche Messmethode angewandt, die es gibt”. Dabei hatte der Toxikologe Hans Sachs laut “Bild” bloß gesagt: “Das war die genaueste Analyse, die je an diesem Haus durchgeführt wurde.” Wolfgang Eisenmenger, der Vorstand des Instituts, erklärte jetzt gegenüber morgenpost.de, andere Labors hätte empfindlichere Tests durchführen können — Schill habe das aber abgelehnt.

Das wusste man damals noch nicht; bekannt war aber, wie begrenzt die Aussagekraft dieser Untersuchung war. Am selben Tag, an dem “Bild” titelte: “Schill nahm nie Kokain”, berichtete z.B. die “taz”:

Die Aussagekraft der Haarprobe war im Vorfeld allerdings selbst vom durchführenden Toxikologen Prof. Hans Sachs in Frage gestellt worden. Auch sein Frankfurter Kollege Gerold Kauert betonte, dass “nur relevanter Drogenkonsum nachgewiesen werden kann, so bei einem Menschen, der jedes Wochenende Drogen nimmt”. Ähnlich hatte sich auch der Leiter des Institutes für pharmazeutische Forschung in Nürnberg, Prof. Fritz Sörgel, geäußert.

Ähnlich berichtete damals auch “Spiegel Online”.

Schill ignorierte diese wichtigen Einschränkungen natürlich — und seine Freunde von “Bild” auch. Für die Zeitung, die den “Richter Gnadenlos” in Hamburg in den Monaten zuvor maßgeblich groß gemacht und zum einsamen, durchgreifenden Kämpfer gegen Kriminelle hochstilisiert hatte, blieb nicht der Hauch eines Zweifels.

“Bild” über “Panorama”

“Bild”, 12.2.2002:
Hamburgs Innensenator Ronald Schill (43) will ein für alle Mal die unglaublichen Kokain-Vorwürfe gegen sich aus der Welt schaffen! Als erster Politiker unterzog er sich gestern im Gerichtsmedizinischen Institut München einem Haartest.
Schill reagierte mit seinem aufsehenerregenden Schritt auf unbewiesene Vorhaltungen des NDR-Magazins “Panorama”. In der TV-Sendung hatte ein angeblicher Zeuge behauptet, Schill habe sich bei einer Wahlparty am 23. September 2001 in Hamburg mit dem Finger “weißes Pulver” auf das Zahnfleisch gerieben. Laut “Panorama” eine gängige Methode, um Kokain zu konsumieren.

“Bild”, 21.2.2002:
Verlierer
Das TV-Magazin “Panorama” (NDR) hat vor dem Landgericht Hamburg eine schwere Niederlage erlitten. Das Polit-Magazin darf nicht mehr behaupten, dass Hamburgs Innensenator Schill Kokain genommen hat. Sonst droht ein Ordnungsgeld von 250 000 Euro. BILD meint: Bitte nicht von unseren Rundfunkgebühren…

Zur Untersuchung der Haarprobe sah sich Schill gezwungen, nachdem das ARD-Magazin “Panorama” am 7. Februar 2002 einen unkenntlich gemachten Zeugen präsentiert hatte, der angab, Schill beim offenkundigen Kokain-Konsum gesehen zu haben. (Entsprechende Gerüchte waren schon vorher aufgetaucht.) “Bild” listete deshalb am 22. Februar 2002 unter der Überschrift “Wer sich bei Schill entschuldigen sollte” unter anderem auf:

Jobst Plog, NDR-Intendant. Er ist der oberste Chef und verantwortlich für den Bericht. Gegen ihn erwirkte Schill eine einstweilige Verfügung.

Kuno Haberbusch, Panorama-Chefredakteur. Sein Magazin präsentierte den offenbar falschen Zeugen und montierte angeblich widersprüchliche Aussagen Schills aneinander.

Prof. Wolfgang Hoffmann-Riem, Bundesverfassungsrichter. Er hatte in einem offenen Brief Schill aufgefordert, sich zu den Kokain-Vorwürfen zu äußern. Scheinheilig dozierte er dabei, er sei nur um das Ansehen des Amtes besorgt.

Bei wem sich die “Bild”-Zeitung nun ihrerseits entschuldigt hat (unser erster Vorschlag: die Leser), ist unbekannt.

 
PS: Auch den “Bild”-Kolumnisten Franz Josef Wagner beschäftigte der Fall. Am 12. Februar 2002 schrieb er an Schill einen Brief:

Lieber Innensenator Schill,

obwohl ich Ihr Law-and-Order-Gedöns überhaupt nicht mag, finde ich mich plötzlich unter denen, die Sie verteidigen. “Panorama” hat einen anonymen Zeugen auftreten lassen, der behauptete, Sie hätten sich auf einer Party weißes Pulver auf Ihr Zahnfleisch gerieben. Von da an standen Sie unter dem Anfangsverdacht zu koksen. (…)

Ich finde die “Panorama”-Sendung beschämend. Genauso könnte “Panorama” per anonymen Zeugen verbreiten, ich, Franz Josef Wagner, Kolumnist der BILD-Zeitung, hätte Sex mit Kindern. Was um Gottes willen kann ich dann machen? Selbstmord? (…)

“Anonym” war der Zeuge zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr. Schon zwei Tage nach der “Panorama”-Sendung wurde er als Funktionär der Schill-Partei und namentlich “enttarnt”. Von “Bild”.

Mehr zum Thema in der “Süddeutschen Zeitung”, bei “Panorama” und bei “Zapp”.

Kurz korrigiert (452 & 453)

In Deutschland wird gestreikt, und Bild.de versteht die Welt nicht mehr berichtet…

  • über die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst, in denen Ver.di und die dbb Tarifunion gemeinsam höhere Löhne für die Angestellten des Bundes und der Kommunen verlangen:

    "Sollen sich endlich einigen: Ver.di-Chef Frank Bsirske (li.) und Frank Stöhr, Vorsitzender der Tarifunion des Beamtenbundes"

  • bzw. über die Einigung der Bahn mit der Lokführergewerkschaft:

    "Die Bahn hatte am Sonntag eine Klage vor dem Amtsgericht Frankfurt nach der endgültigen Einigung mit der Lokführer-Gewerkschaft Ver.di zurückgezogen."

Mit Dank an Steffen und Manuel G. für die Hinweise.

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