Hineingeheimnissen mit Angelina Jolie (3)

Willkommen zu einer neuen Folge von: “Dinge, die wir über Angelina Jolie schon wussten, leider vergessen haben und deshalb nochmal enthüllen”. Wie immer mit Bild.de:

Sie hantierte mit Messern im Bett - Angelina Jolie: Narben durch Sex-Spiele

In dem zehnzeiligen Artikel, der mit einer 27-teiligen Bildergalerie aufgemotzt wurde, steht unter anderem:

Die schöne Frau an der Seite von Schauspieler Brad Pitt steht auf harte Nummern, enthüllt jetzt: “Mit meinem ersten Freund habe ich im Bett mit Messern gekämpft.” Pikant: Laut Femalefirst.co.uk war Angelina zum Zeitpunkt der gefährlichen Sex-Spiele erst 14 Jahre alt.

Auch wenn Femalefirst ebenfalls von einer “Enthüllung” spricht: bei “Bild” hätte man die Nummer mit den Messern kennen können. Zum Beispiel aus dem eigenen Archiv. Im Dezember 2005 schrieb “Bild” etwa:

Jenny Shimizu enthüllt auch, daß Angelina und sie bizarre Sexspiele lieben. Jenny: “Angelina sammelte Messer und begeisterte mich rasch für ihre Kollektion. Wir spielten gerne mit ‘Butterfly’-Messern herum. Die Wunden an unseren Armen zeugen davon.”

Und im März 2007 hieß es in “Bild” noch präziser:

Offen spricht die Superschöne von Hollywood darüber, dass sie mit 14 entjungfert wurde und damals schon Sadomaso liebte: “Ich habe mich selbst verletzt, um einen Schmerz zu spüren. Darum habe ich meine Partner dazu ermutigt, gewalttätig zu sein. Ich habe eine Narbe an meiner Halsader die zeigt, wie gefährlich das war.” Oft habe sie gebeten, “mich zu schneiden oder ich schnitt ihn”.

Aber eigentlich ist die Messernummer ja schon seit 1999 bekannt.

Warum sucht Gina-Lisa keinen Mann im Internet?

Vor einer Woche hatte die “Bild”-Zeitung einen vermeintlichen “Sex-Skandal” um Gina-Lisa Lohfink aufgedeckt. Im Internet würden “pikante Aufnahmen” der Kandidatin von “Germany’s Next Topmodel” kursieren, von denen “Bild” einige abdruckte und schrieb:

Fotos und Filme, die das Model beim Sex mit ihrem Ex zeigen. Sie ist mal nackt, mal trägt sie Lack und Leder, befriedigt ihren Freund mit dem Mund!

Die “PC Welt” warnte kurz darauf vor einem “Trittbrettfahrer”, der den “Hype” um das Video dazu ausnutze, einen Computer-Virus zu verbreiten. Außerdem wunderte sich das Magazin, dass außer “Bild” bisher noch niemand das Video gefunden zu haben schien und mutmaßte, die “Bild”-Geschichte solle womöglich nur dafür sorgen, “dass der Name von Gina-Lisa wieder in den Medien landet.”

Heute berichtet “Bild” wieder groß über Gina-Lisa:

"Warum sucht Gina-Lisa einen Mann im Internet?"

An Verehrern dürfte es Gina-Lisa nach ihren sexy Auftritten in der “Topmodel”-Show eigentlich nicht mangeln. Doch den Richtigen fürs Herz hat sie offenbar immer noch nicht gefunden. Oder warum sollte Gina-Lisa sonst im Internet einen Mann suchen? (…)

Jetzt startet Gina-Lisa einen neuen Versuch in Sachen Liebe. Und stellt an ihren möglichen Partner hohe Ansprüche: (…)
(Hervorhebung von uns)

"Offline seit 10.06.07"Doch Gina-Lisa sucht offenbar gar keinen Mann im Internet. Jedenfalls nicht “jetzt” auf der “Flirtseite”, aus der “Bild” zitiert und von der sie einen Screenshot abdruckt. Zwar ist Gina-Lisa offenbar seit April 2007 Mitglied dort. Aber ihr letzter Besuch auf der Seite datiert vom 10. Juni 2007 (siehe Ausriss).

“Focus Online”:

Am besten wäre es aber, Frau Lohfink suchte den Traummann über ein Fernsehauswahlverfahren. “Gina-Lisa´s Next Toplover” würde sich als Titel anbieten. Oder: “Gina-Lisa sucht den Superlover.”

Und sonst? Auch bei “Focus Online” ist man schon auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei den “Bild”-Geschichten über Gina-Lisa um ein mehr oder weniger inszeniertes “Paris-Hilton-Programm” handeln könnte. Trotzdem verbreitet “Focus Online” auch die heutige “Bild”-Geschichte überaus detailliert weiter, verpackt sie aber, anders als andere Medien, wieder als Boulevard-Kritik. Dass “Frau Lohfink”, “das verhinderte Topmodel”, schon seit einem Jahr nicht mehr in der Flirtbörse vorbei geschaut hat, ist “Focus Online” jedoch, genau wie anderen Medien, entgangen.

Mit Dank an Manu B., Max M. und Christian W. für den Hinweis.

6 vor 9

Schwächen im Bildaufbau
(faz.net, Peter Körte)
“‘Tactical Cam’, ‘Ingoal Cam’, Hubschrauber über den Arenen: Mit einem beispiellosen technischen Aufwand versucht das Fernsehen, jeden Zentimeter der Europameisterschaft abzubilden. Trotz Bildersturms aus allen Lagen kommt es jedoch oft den entscheidenden Schritt zu spät.”

«Sie sehen selber» oder wozu Kommentatoren?
(tagesanzeiger.ch, Dario Venutti)
“Die Fussball-Kommentatoren im Schweizer Fernsehen haben sich von Experten entmündigen lassen und beschränken ihre Aufgabe darauf, Emotionen zu managen. Eine Kritik.”

Warum Jürgen Klopp der beste Kritiker ist
(welt.de, Peter Stützer)
“Fußballtrainer Jürgen Klopp hat gerade einen sehr guten Lauf. Dank seiner Natürlichkeit, Authentizität und seiner fundierten Kritiken überzeugt er als Kommentator bei der EM. Dank seiner unkomplizierten Art kommt er bei dem Publikum gut an. Das zeigen nun auch die Quoten beim ZDF.”

“Fotografie an sich ist mir egal”
(flaremag.de, Olivia Kühni und David Bauer)
World Press Photo Award-Gewinner Tim Hetherington im Interview: “Fotografie ist einfach. Man nimmt sich eine Kamera und zieht los.”

“Wir waren wie Kinder”
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert und Joachim Huber)
Alt-68er Henryk M. Broder erzählt von früher. Wie es war bei den St. Pauli Nachrichten: “Unsere Arbeit bestand im Wesentlichen daraus, Geschichten ab- und umzuschreiben, die im Schweizer ‘Blick’ erschienen waren. Am liebsten Tiergeschichten, die wir ein bisschen aufhübschten. Außerdem habe ich das gemacht, was ich bis heute am liebsten mache: über mich selbst schreiben. Mein Chef war Stefan Aust, auch damals schon ein guter Blattmacher, begabt und autoritär.”

Ringier, de Weck und Zensur
(readyourlips.blogspot.com)
“Lips” fragt sich, warum auffällige Äusserlichkeiten von Verlegern und Journalisten nie Thema sind in den Medien.

T-Mobile hält sich an “BamS”-Wissen

"Neues iPhone 3G schon ab 1 Euro"Die “Bild am Sonntag” berichtet heute freundlicherweise über die T-Mobile-Tarife für das iPhone 3G (siehe Ausriss). Auf die Frage, wann das “Wunderhandy” in Deutschland auf den Markt kommt, lässt sie einen T-Mobile-Sprecher ganz im Sinne der beliebten Rubrik “BamS-Leser wussten es zuerst!” sagen:

“Sie hatten in der BILD am Sonntag letzte Woche ja schon erste Bilder vom neuen iPhone gezeigt – und ab dem 11. Juli wird das Handy exklusiv bei T-Mobile erhältlich sein.”

Tatsächlich? Wir haben das mit den ersten Bildern vom neuen iPhone in der “BamS” etwas anders in Erinnerung.

medienlese – der Wochenrückblick

Scheiss-Youtube-Filmchen, Nazivergleich bei Facts, Schuldenstand.

Der schweizer Verlag Ringier führte ein Forum am Morgen durch und der Kleinreport notierte sich einige Aussprüche.

Michael Ringier (mehr hier), Ringier-Verleger, sagte: “Ich will doch nicht den ganzen Tag Scheiss-Youtube-Filmchen sehen.” (Ich auch nicht, jedenfalls nicht den ganzen Tag).

Marcel Meier (mehr hier), Unternehmer, behauptete: “Mit dem richtigen Tool kann auch ich Journalist werden.” (Echt? Dieses Tool will ich auch…)

Zudem kritisierte er das immer erfolgreicher werdende Portal 20min.ch von Tamedia, weil dort im Videobereich nicht auf die im Verlag bereits vorhandene TV-Kompetenz von Tele Züri zugegriffen würde: “Die haben alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, alles, alles.”
Read On…

“WM-Knaller” jetzt “Lidl-EM-Paket” mit Wurst

Da soll doch noch mal einer behaupten, die Sanktionen des Presserats wirkten nicht. Im Sommer 2007 hatte der Beschwerdeausschuss nach einigem hin und her dann doch einen “Hinweis” gegen die “Bild”-Zeitung ausgesprochen, weil sie ein Jahr zuvor mit ihrem “WM-Knaller von Lidl und BILD” (siehe Ausriss) gegen die Ziffern sechs und sieben des Pressekodex verstoßen hatte (wir berichteten).

In der Begründung führte der Presserat aus:

Nach Meinung des Gremiums gerät im vorliegenden Fall das Ansehen der Presse (Ziffer 6 des Pressekodex) in Gefahr, wenn eine werbliche Veröffentlichung, die redaktionell gestaltet ist, den redaktionellen Aufmacher auf der Titelseite ersetzt. Der Leser erwartet dort weder einen Eigenmarketingbeitrag noch Werbung.

Dadurch, dass an einer Stelle, an der sonst redaktionell berichtet wird, ein Eigenmarketingbeitrag veröffentlicht wurde, wird zudem die in Ziffer 7 des Pressekodex geforderte klare Trennung von Werbung und Redaktion aufgehoben.

"Lidl-EM-Paket exklusiv in BILD"Das hat man sich bei “Bild” offenbar zu Herzen genommen. Statt eines “WM-Knallers” präsentiert “Bild” heute exklusiv das “Lidl-EM-Paket” (siehe Ausriss). Wer sich am kommenden Montag die “Bild”-Zeitung kaufe, den darin abgedruckten Coupon ausschneide und damit “zu einer der 2600 Lidl-Filialen” gehe, bekomme für “nur einen Euro” sechs Flaschen “Grafenwalder Premium Pils” und ein Paket Grillwürstchen (“Dulano, 350 Gramm”). Das sei “der Party-Hammer”.

Beim “WM-Knaller” gab’s noch für 99 Cent sechs Flaschen “köstliches Grafenwalder Premium-Pils”, “eine große Tüte knackige Erdnuß-Flips”, eine Deutschland-Fahne und keine Wurst. Und der heutige “Eigenmarketingbeitrag” ist, anders als der “WM-Knaller”, auch nicht der “Aufmacher auf der Titelseite” – sondern eine Titelgeschichte.

Eine Kennzeichung als “Anzeige”, deren Fehlen der Presserat beim “WM-Knaller” moniert hatte, sucht man indes auch hier vergeblich.

Aber vermutlich wird dort auf der “Bild”-Titelseite sonst ohnehin nicht redaktionell berichtet. Und der Leser wäre total überrascht wenn doch oder so.

Mit Dank an Steffen H. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 16.6.2008: “Bild” hat es geschafft, in ihrer heutigen, ähm, Berichterstattung über “Bier und Grillen für 1 Euro”, also das “Super-EM-Paket von Lidl und BILD”, bzw. “Die größte EM-Aktion aller Zeiten”, das Wort “Anzeige” unterzubringen. Sogar zwei Mal.

Die Ärzte im Axel-Springer-Remix

Die Ärzte haben ein fröhliches Lied geschrieben. Es heißt “Lasse redn” und empfiehlt, all die Deppen, Spießer, Lügner und Heuchler, die sich das Maul über einen zerreißen, gepflegt zu ignorieren.

Bei Antenne Bayern spielen sie das auch gerne. Sie haben sich sogar einen eigenen Remix gebastelt.

Am Anfang haben sie in das Stück einen eigenen Werbesatz gehaucht: “Neu in Bayerns bestem Musikmix”. Dafür haben sie gegen Ende etwas weggelassen.

Es fällt aber kaum auf, dass da was fehlt, wenn man das Original nicht kennt:

Die Ärzte: “Lasse redn” (Original) Die Ärzte: “Lasse redn” (Antenne-Bayern-Version)
(…)
Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn.
(…)
Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn.
Lass die Leute reden und lächle einfach mild
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht
Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht.
Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten.
Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten.

Nun ist Antenne Bayern durchaus bekannt dafür, Musiktitel zu kürzen, wenn sie zu lang sind für die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer von “Bayerns bestem Musikmix”, also etwa drei Minuten. “Lasse redn” ist aber schon im Original nur 2:50 Minuten kurz.

Was also mag Antenne Bayern, einen Sender, an dem die Axel Springer AG mit 16 Prozent direkt beteiligt ist, veranlasst haben, aus einem gut gelaunten Stück der besten Band der Welt einen ganzen Refrain mit kritischen Worten über die “Bild”-Zeitung herauszuschneiden?

Der Pressestelle des Senders ist bislang auch noch keine Antwort eingefallen.

Nachtrag, 16.6.2008: Inzwischen liegen uns Stellungnahmen von Antenne Bayern und den Ärzten vor. Nachzulesen hier.

Mit Dank an Benedikt G. und Martin A.!

6 vor 9

Urs Meier, der Schweizer im Abseits
(welt.de, Frederic Spohr)
“Zwischen den beiden Strahlemännern, wirkt Meier wie der Freund, der ab und zu auch mal mitkommen darf, wenn man nicht nur zu zweit abhängen will.”

Die öffentlichen Opfer
(zeit.de, Simone Gaul)
“Warum werden Opfer in den Medien häufig zu Medienopfern? Der Anwalt Christian Schertz über die Gratwanderung zwischen Anteilnahme und Ausbeutung.”

“Radioreporter können immer länger”
(dradio.de, Liane von Billerbeck)
Manni Breukmann über das Kommentieren von Fussballspielen: “Ich habe auf dem Spielfeld noch nichts erfunden. Ich habe mit Sicherheit schon die Unwahrheit gesagt. Nicht so richtig vorsätzlich dreckig gelogen, aber nehmen wir mal an, man sitzt da beim FC Barcelona 40 Meter über der Eckfahne und an der anderen Eckfahne, und das sind dann so etwa 120 Meter, da passiert etwas, und es ist ein bisschen diesig. Was will ich denn da machen? Ich habe keinen Monitor gehabt in Barcelona.”

Der Leser ist tot
(dasmagazin.ch, Thomas Zaugg)
“Ade Zeitungslesercoolness! Heute ist jeder Autor. Und liest eigentlich vor allem, um zu bloggen.”

Award Day?s Night
(coffeeandtv.de, Video, 9:51 Minuten)
Lukas von Coffee & TV hat ein unterhaltsames Video von der Verleihung der Grimme Online Awards in Köln produziert. Dazu die Nachanalyse: “Es war die erste Veranstaltung beim Medienforum, die ich vorzeitig verlassen habe. Zu groß war meine Angst, am Ende noch eine Heizdecke oder wenigstens einen aufblasbaren Twitter-Account kaufen zu müssen.”

New Research Shows the Impact of the Internet on Consumer Behaviour in Europe
(fhdigital.net)
“Across all three countries addressed by the study, the internet has roughly double the influence of the second strongest medium – television – and roughly 8 times the influence of traditional printed media. This shift in consumer influence indicates a need and an opportunity for companies to reprioritise the mix of communications channels they use to reach their customers.”

6 vor 9

Unter dem gleichen Dach, aber nicht im gleichen Boot
(klartext.ch, Nick Lüthi und Cyrill Pinto)
Bund-Chefredaktor Artur K. Vogel beschuldigt die Aargauer Zeitung, in ihre Sportredaktion eingegriffen zu haben. Aus dem Interview mit ihm und BZ-Chefredaktor Michael Hug: “VOGEL: Ich war zuvor bei einer Zeitung tätig, welche einen Fussballklub gesponsert hat. Der Schriftzug der Zeitung war auf den Trikots der Mannschaft. Dort hat der Verleger der Sportredaktion klar zu verstehen gegeben, was sie zu schreiben hat. Das ist bei uns nicht der Fall. – Klartext: Sie sprechen von der ‘Aargauer Zeitung’? – VOGEL: Richtig.”

Studie Freie Journalisten in Deutschland 2008
(dfjv.de, pdf-File)
“Fast jeder zweite freie Journalist übt daher neben seiner Tätigkeit als Journalist eine Nebentätigkeit aus, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Als Nebentätigkeit haben die Studienteilnehmer dabei am häufigsten das Berufsfeld ?PR/Werbung? angegeben.” (mehr)

Die “Zeit” kann kein Deutsch?!
(scienceblogs.de/plazeboalarm)
Marcus Anhäuser fragt sich, wie korrekt die Textzeile “ZEIT online – Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur” ist.

“Journalismus: Eine ganz geile Vorstellung”
(dbgsalto.de)
Interview mit Heiner Bremer: “Zu meiner Zeit war Journalismus eine ganz geile Vorstellung. Es gab nur zwei Voraussetzungen: Neugierde, und das Bestreben, Neugierde in Beobachtung umzusetzen.”

Holding für die Weltwoche
(werbewoche.ch, Markus Knöpfli)
“Hat Verleger Roger Köppel wirklich nur für seine Weltwoche eine Holding gegründet?”

Kassensturz vom 10.6.2008: knappes Erdöl
(kassensturzblog.com, Ronald Roggen)
“Soll der Zuschauer von einem Historiker und Friedensforscher jetzt die Wahrheit und nichts als die Wahrheit über Erdölvorkommen erwarten? Allen Ernstes? Kathrin Winzenried hat ihn mit Güte und aufmunterndem Kopfnicken durch die ‘Befragung’ begleitet, die keine war – wenigstens journalistisch nicht. So befragt man allenfalls eine liebe Hausfrau am Zwiebelstand auf dem Berner Bundesplatz.”

Gericht: Springer verhöhnt “Bild”-Opfer

Das Landgericht München I hat die Axel Springer AG heute zu einer Zahlung von 50.000 Euro an eine Frau verurteilt, über die die “Bild”-Zeitung im September 2005 in unzulässiger und beleidigender Weise berichtet hat. Weil der Artikel auch gesundheitliche Probleme der Frau mitverursacht habe, muss der Verlag zudem für die Kosten aufkommen, die ihr dadurch entstanden sind oder noch entstehen. Neben der Axel Springer AG haften auch Clemens Hagen, der presserechtlich Verantwortliche der entsprechenden Ausgabe, sowie Rolf Hauschild, der Leiter von “Bild-München” — obwohl er am Produktionstag nicht in der Redaktion gewesen sein soll.

Dokumentation

Eine ausführliche Darstellung der Hintergründe des Prozesses:

Nach Ansicht des Gerichtes hat der “Bild”-Artikel das Persönlichkeitsrecht der Klägerin “in einer besonders schweren Weise” verletzt. Die Kammer wies die Gegenargumente der Axel-Springer-AG deutlich zurück und sah in dem Verhalten des Justiziariats des Verlages “eine zusätzliche Verhöhnung” des “Bild”-Opfers. Die Anwälte Springers hatten bereits vor dem Urteil angekündigt, in Berufung zu gehen. Einen vom Gericht angeregten Vergleich hatte der Vorstand der Axel Springer AG offenbar abgelehnt.

Es geht um eine Frau aus München, deren türkischer Ehemann bei seiner Einreise nach Deutschland am Flughafen unter dem Verdacht verhaftet wurde, elf Jahre zuvor seine damalige Freundin umgebracht zu haben. In einem “Bild”-Artikel war die Frau identifizierbar: Die Zeitung nannte ihren richtigen Vorname, der durch eine besondere, in Deutschland seltene Schreibweise auffällt, den richtigen Anfangsbuchstaben des Nachnamens, ihr Alter, ihren Beruf, den Stadtteil, in dem sie wohnt — und beschrieb sogar das Klingelschild an der Wohnungstür. Das Gericht erklärte in seiner Urteilsbegründung:

Unter diesen Umständen ist die Annahme, dass die Klägerin nicht zumindest in ihrem privaten und beruflichen Umfeld erkennbar ist [wie Axel Springer behauptet hatte], lebensfremd.

Die Frau habe ein Recht darauf, nicht erkannt zu werden, so das Gericht. Schon bei dem Ehemann, der damals noch nicht verurteilt war, sei zweifelhaft, ob er hätte identifiziert werden dürfen.

Umso mehr muss die Presse dafür Sorge tragen, dass Personen des privaten Umfeldes, die mit der vorgeworfenen Straftat nichts zu tun haben, nicht in erkennbarer Weise in die Öffentlichkeit gezogen werden.

(…) Hinzu kommt noch, dass über die Klägerin in weitem Umfang gerade nicht in Zusammenhang mit der Straftat berichtet wird. So ist weder der Umstand, dass es sich bei der Klägerin um eine                  aus                  handelt, noch der Umstand, dass sie zehn Jahre älter als ihr Ehemann ist oder welcher Name auf dem Klingelschild steht, von irgendeiner Relevanz für die Berichterstattung über die Strafverfolgung.

(…) Schon die Überschrift (…) — “Münchnerin heiratete diesen eiskalten Killer” – (…) stellt in reißerischer Manier die Beziehung der Klägerin zum Verdächtigen heraus.

Der Eingangssatz “Mit Mitte 40 noch mal einen zehn Jahre jüngeren Mann abgreifen – für die Münchner                                  . war’s wie ein Hauptgewinn im Lotto.” Stellt eine Beleidigung der Klägerin dar. Die Klägerin wird herabgewürdigt, indem ihr unterstellt wird, aus einer Art “Torschlusspanik” heraus eine Beziehung zu ihrem Ehemann eingegangen zu sein. Damit wird ihr gleichzeitig unterstellt, normalerweise für eine Beziehung zu alt und nicht mehr attraktiv zu sein.

Unter diesen Umständen sind die Ausführungen in der Klageerwiderung, der Artikel wecke Mitleid mit der Klägerin und Erleichterung, dass ihr nichts passiert sei, eine zusätzliche Verhöhnung der Klägerin.

Das Gericht kam nach einem psychologischen Gutachten zur Überzeugung, dass der “Bild”-Artikel die Gesundheit der Betroffenen beeinträchtigt habe. Er sei für verschiedene Störungen zumindest “mitursächlich” gewesen. Deshalb müssen Springer und die “Bild”-Redakteure auch für materielle Schäden wie Verdienstausfälle oder Behandlungskosten aufkommen, die der Frau aufgrund des Artikels entstanden sind oder in Zukunft noch entstehen. (Im Justizdeutsch heißt das: Sie haften “dem Grunde nach”.)

Zudem müssen sie 50.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die Höhe der Summe begründete das Gericht damit, dass die “Bild-München” eine starke Verbreitung aufweise, die Klägerin “in reißerischer Form” hervorgehoben habe und ohne Anlass herabgesetzt worden sei. Der Betrag soll auch abschreckend wirken.

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