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Interview: Burda fordert klare Grenzen für ARD und ZDF
(FAZ, Michael Hanfeld)
Hubert Burda ist dagegen: Frauen-Boxen als Grundauftrag der Öffentlich-rechtlichen? Und das ganze noch im Internet? Zentrale Forderung: “dass die Angebote von ARD und ZDF nur für eine begrenzte Zeit – sieben Tage – verfügbar sind.” Tagesschau-Chef Kai Gniffke bloggt zurück.

15 Jahre jetzt-Journalismus
(jetzt.de, Tobias Kniebe)
“In dieser Woche ist es 15 Jahre her, dass erstmals ein jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung beilag. Aus diesem Grund gibt es online auf jetzt.de in dieser Woche einen Blick ins Archiv: 15 Jahre jetzt-Journalismus, als gedrucktes Heft, als Online-Magazin und als jetzt-Kosmos …”

“Afrika ist kein Land”
(Neue Gegenwart, Frank Windeck)
“Welche Nachrichten erreichen uns vom schwarzen Nachbarn? (…) Immer mehr afrikanische Internetseiten gehen an den Start. Immer mehr Blogs werden geschrieben, immer mehr digitale Fotos oder auch Videos eingestellt. Für den proaktiven europäischen Mediennutzer ist dies eine Fundgrube an Informationen, die nicht überschätzt werden kann.

Interview: Die Langeweile Maxim Billers (PDF)
(Galore, Patrick Wildermann)
“Wie alle Heuchler neige ich zum Pathos, auch in der Liebe. Und am Ende werde ich dann doch wieder ganz kalt. – Ist Pathos ein negativer Begriff für Sie? – Pathos ist scheiße. Pathos ist immer Lüge. – Aber Pathos hat doch auch etwas Opernhaftes, es transportiert große Gefühle. – Sie müssen mich bitte irgendwas fragen, ich will jetzt nicht diskutieren.”

Sonderseite 700 Folgen “Tatort”
(FAZ.net)
Unter anderem “Einsame Wölfe und Gruppendynamiker, starke Frauen und sensible Männer, alte Hasen und junge Hüpfer und demnächst ein geschiedenes Ehepaar” oder “Und Schimanski warf zwei rohe Eier ein”.

Wired erklärt die Formel 1 (Lesetipp)
(Wired, Mark Seal)
“Of all the copy shops in all of England, Trudy Coughlan had the rotten luck of walking into Document Image Processing. (…) Thus began the biggest scandal ever to rock the world of Formula One racing.”

Fluchzeuge im Bauch

Wenn ein 76-jähriger Mann einen Hirntumor hat, was würde Ihnen dazu einfallen?

Uns ist Elisabeth Volkmann eingefallen, “Bild” etwas anderes. Doch dazu gleich. Als Volkmann jedenfalls vor zwei Jahren 70-jährig an akutem Herz- und Kreislaufversagen starb, schrieb “Bild”:

Liegt ein Fluch über der Klimbim-Familie?

Der Fluch bestand für “Bild” damals in Selbstmord (Michael Pfleghar), Schlaganfall (“Peer Augustinski”), “nie Glück mit den Männern” (Ingrid Steeger) und Volkmanns Tod.

Aber das ist natürlich nix gegen, sagen wir, die Kennedys. Die können in der “Bild”-Schicksalsbilanz mit den Klimbims locker mithalten: 3x Flugzeugabsturz (Joseph Kennedy jr., Kathleen Kennedy, John F. Kennedy jr.), 2x Attentat (John f. Kennedy, Robert Kennedy) und 1x Lymphdrüsenkrebs (Jacky Kennedy Onassis) in 55 Jahren.

Und nun, neun Jahre nach dem letzten Schicksalsschlag, haben die Ärzte bei JFKs gerade mal 76-jährigen Bruder Ted “einen bösartigen Tumor in der linken Gehirnhälfte entdeckt”! Für “Bild” ein klarer Fall:
"Schon wieder schlug das Schicksal zu: Der Fluch der Kennedys"
Um es mit Spießer Alfons zu sagen:

Wer hier wirklich zugeschlagen hat, war nicht das Schicksal, sondern der BILD-Autor.

Daum hält sich nicht an “Bild”-Wissen

Über Christoph Daum, Trainer des 1. FC Köln, schrieben “Bild” und Bild.de am Dienstag vergangener Woche überraschend dies:

"Daum -- Rücktritt!"
(…) Er wird zurücktreten. BILD weiß: Seine Entscheidung steht fest, auch wenn er sie (noch) nicht verkünden will.

(…) Spätestens Montag! Dann steht fest: Christoph Daum (54) wird den 1.FC Köln verlassen.

(…) Daum wird die Kölner trotz der Rückkehr in die Bundesliga zum Saisonende vorzeitig verlassen. Auch ein Vertrag bis 2010 kann Daum nicht halten (…). Der Absprung steht aufgrund seiner Ausstiegsklausel unmittelbar bevor.

Seit gestern abend steht wohl fest: Die “Bild”-Behauptungen sind falsch, Daum wird nicht zurücktreten. Oder, um’s mit der aktuellen “Bild” zu sagen:

"Daum bleibt!"

Allerdings liegt dazwischen eine turbulente Woche.

Unmittelbar nach dem “BILD weiß”-Bericht nämlich erklärte Daum im Kölner “Express”:

An dieser Stelle muss ich alle irren Spekulationen beenden: Selbstverständlich will ich weiter beim FC bleiben. (…) Das ist jetzt keine Pokerei (…).

“Welt Online” hielt Daums “Pokerei”-Dementi anschließend jedoch selbst für Pokerei und “eine Retourkutsche” auf die Rücktrittsmeldungen. Und auf die Frage, ob denn möglich sei, “dass der Trainer des 1.FC Köln in der kommenden Saison nicht Christoph Daum heißt”, antwortete Daum im Interview:

Ich kann diese Möglichkeit nicht gänzlich ausschließen.

“Welt Online” waren an diesem Tag nicht mal die einzigen mit einem Daum-Interview. Und als am selben Tag der “kicker” fragte, ob denn wohl jemand überrascht sein dürfte, wenn er tatsächlich Trainer bliebe, orakelte Daum:

Einen* gibt es wohl. Denjenigen, der mich hier weghaben will. Der wird überrascht sein.

*) Einen Tag nach dem “kicker”-Interview wollte Daum seine Aussage ausdrücklich “auf einen Medienvertreter” bezogen wissen.

Die “Bild”-Zeitung indes reagierte mit einer “BILD-Analyse” zum “Daum-Dilemma”:

Christoph Daum in einem “Express”-Video:

“Dass andere Themen jetzt, bevor die Saison zuende ist, in den Mittelpunkt kommen, dafür kann ich nichts. Das liegt an der Kölner ‘Bild’-Redaktion, das ist ‘ne persönliche Sache.”

“Daum weg”, schrieb BILD nach dem Aufstiegs-Finale gegen Mainz. (…) Der Trainer reagierte sauer und sprach von einer “persönlichen Sache” mit BILD-Köln [siehe Kasten].

Nun gut! (…) Gestern erklärte Daum in einem RPR1- Radio-Interview: “Es wird Gespräche (mit dem FC) geben, die vom Ergebnis her offen sind.”

Und später: “Es steht nichts fest…”

Daraus könnte man auch einen Rücktritt interpretieren.

Daraus, ähm, könnte man auch ein Zurückrudern interpretieren. Was allerdings das großspurige “BILD weiß” betrifft, mit dem das Hin und Her begann, gibt es im Nachhinein drei Möglichkeiten:

  • A: “Bild” hatte sich von irgendwem (oder Daum) irgendwas erzählen lassen und als Tatsache hinausposaunt.
  • B: “Bild” hatte sich für Daums Pokerei (inkl. Dementis, Beschimpfen-Lassen und Doof-Dastehen) einspannen lassen.
  • C: “Bild” hatte keine Ahnung und einfach irgendwas behauptet.

Unplausibel ist keine der Versionen. Nur…

…mit Journalismus haben sie alle drei nichts zu tun.

Wie Gegendarstellung Wirbel wird

Es steht zwar nicht “Gegendarstellung” über einem “Bild”-Artikel von gestern, der sich mit dem Grünen-Justizexperten Benedikt Lux beschäftigt, aber eigentlich ist es eine:

"Knast-Chef bedauert Wirbel um Grünen-Politiker"Die angebliche Affäre um Grünen-Rechtsexperte Benedikt Lux (26): Die Justizvollzugsanstalt Tegel hatte behauptet, Lux sei von einem Wärter ertappt worden, als er einem Häftling Baller-Spiele übergeben wollte. Jetzt stellt sich heraus: Diese Behauptung war falsch!

Und diese Behauptung war von “Bild” verbreitet worden – in einem Artikel am 7. März. Gestern schrieb “Bild” dazu:

Zuerst hatte Justizstaatssekretär Hasso Lieber (62) den Grünen im Rechtsausschuss gemaßregelt. Dann hatte JVA-Sprecher Lars Hoffmann (42) in BILD gesagt: “Videospiele sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Abgesehen davon gab es weder einen Antrag eines Insassen noch eine Genehmigung. Erst in der Anstalt, als Herr Lux die Spiele einem Insassen übergeben wollte, fiel das einem Wachhabenden auf.” Dabei war es ganz anders! Wie aus einer internen Erklärung des damals Wachhabenden, die BILD vorliegt, hervorgeht, teilte Lux dem Knast-Bediensteten von selbst mit, dass er die Spiele dabeihabe und sie gerne einem Insassen geben würde.

Nun ist es überhaupt kein Wunder, dass “Bild” diese vermeintlich “interne Erklärung des damals Wachhabenden” vorliegt. Und auch wenn “Bild” diesen Eindruck erweckt: Eine Exklusiv-Info im herkömmlichen Sinn ist das keineswegs. Die Erklärung war nämlich Beweismittel in einem Gegendarstellungs-Verfahren gegen “Bild”, das Lux nach dem Artikel vom 7. März angestrengt hatte – und zwar mit Ansage, wie Lux uns erzählt. Er habe “Bild” schon vor Erscheinen des Artikels angekündigt, dass er klagen werde, sollte “Bild” in ihrer Berichterstattung den falschen Eindruck erwecken, er habe versucht, die “Ballerspiele” ins Gefängnis zu schmuggeln.

“Bild” ließ Lux zwar unter der Überschrift “Grüner Abgeordneter bringt Knackis Ballerspiele in Knast” (der Artikel wurde bei Bild.de gelöscht) auch mit seiner Version zu Wort kommen (siehe Ausriss), doch die in “Bild” zitierten Aussagen des JVA-Sprechers, dass es keinen Antrag gegeben hätte und Lux von einem Wachhabenden mit den Video-Spielen quasi erwischt worden wäre, sind nun mal falsch.

Mitte April entschied das Gericht deshalb, dass Lux einen Anspruch auf Gegendarstellung hat. Da “Bild” die Gegendarstellung jedoch nur ungern habe abdrucken wollen, so Lux, habe er sich mit “Bild” geeinigt, das in einem weiteren Artikel richtig zu stellen. Mit dem von gestern sei er “zu etwa 70 bis 80 Prozent zufrieden”.

Offen bleibt, inwieweit neben dem “Knast-Chef” auch “Bild” den “Wirbel um Grünen-Politiker” bedauert. Den hat “Bild” zwar nicht von sich aus verursacht, aber ihm durch die Verbreitung der falschen JVA-Informationen den nötigen Aufwind gegeben.

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RBB killt Radio Multikulti und “Polylux”
(taz, Juliane Wiedemeier und Steffen Grimberg)
“Der RBB schafft mit ‘Polylux’ eine seiner wenigen prestigeträchtigen Zulieferungen für die ARD ab – und Europas erste multinationale Hörfunkwelle gleich dazu.” Auf Spiegel Online höhnt Christian Buß zum “Polylux”-Ende vom “Burn-out in der Partyzone”.

Sat.1 schiebt Niels Ruf ab
(dwdl.de, Uwe Mantel)
“Zuletzt holte die ‘Niels Ruf Show’ am späten Freitagabend nur noch miserable 2,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Nun reagiert Sat.1 und verschiebt die Late Night weiter in die Nacht.” So gebt ihm doch ein wenig Zeit!

Gaming-Zeitschriften: Die Spieler im Überblick
(Magaziniac.Blog, Evil)
“Fallende Auflagen, Monokultur im PlayStation-Segment und bereits einige Todesfälle (NMag Print, play vanilla, Sims 2 – Das offizielle Magazin) sind auch im Jahre 2008 bei den Spieleheften keine Überraschung. Doch was gibt es eigentlich noch Kiosk?”

Lifestyle für Lau
(horizont.net)
Ein neues Lifestyle-Magazin im Pocket-Format macht den Preiskampf der Frauenzeitschriften gar nicht erst mit: Chill kostet nichts. Die erste Ausgabe erscheint für das Rhein-Main-Gebiet, Hamburg, München, Köln oder Berlin könnten folgen.

Wall Street Journal mit neuem Chefredakteur
(sueddeutsche.de)
“Medienmogul Rupert Murdoch demonstriert seinen Einfluss: Nur wenige Monate nach der Übernahme des Wall Street Journal macht er seinen Vertrauten zum Chefredakteur.”

Staatsfeindin Nummer eins
(NZZ Online, Beat Bumbacher)
“Wenn in Jemen eine Zeitung ihre Auflage steigern möchte, dann bringt sie auf ihrer Titelseite ein Bild von Jane Novak. Die 46-jährige amerikanische Hausfrau und Mutter von zwei Kindern hat es in dem südarabischen Land dank ihrem Internet-Blog zu erstaunlicher Berühmtheit gebracht.”

Allgemein  

“Bild” macht Täter zum Attentäter

“Bild” berichtet heute über das Urteil gegen einen 23-jährigen “Deutsch-Afghanen”, der im September 2007 einen Rabbiner niedergestochen und schwer verletzt hatte:

"Mildes Urteil nach Messer-Attacke: Rabbi-Attentäter geht lachend nach Hause"

Für “Bild” ist der Täter ein “Attentäter” und das Urteil (dreieinhalb Jahre Haft) ein “mildes Urteil”. Und über letzteres kann man diskutieren. Allerdings sollte man dafür zumindest wissen, auf welche Feststellungen das Gericht sein Urteil gründet. Als “Bild”-Leser weiß man es nicht:

Der Deutsch-Afghane hatte Rabbi Zalman G. (43) erst mit Worten attackiert (“Scheißjude, ich bring dich jetzt um”), dann mit einem Messer lebensgefährlich verletzt.

Was “Bild” hier über die Tat schreibt, ist nicht nur arg verkürzt, es widerspricht auch den Feststellungen des Gerichts. Zwar sah es als erwiesen an, dass der Täter den Rabbiner beleidigt habe, aber:

Eine Todesdrohung hielt die Strafkammer für nicht bewiesen. Sie ging davon aus, dass ein Streit bei der zufälligen Begegnung auf der Straße zu den Tätlichkeiten führte.

So oder so ähnlich lässt sich das in diversen Meldungen und Berichten zu dem Fall nachlesen. Was “Bild” als Tatsache darstellt, ist lediglich die (nicht erwiesene) Behauptung des Rabbiners. Demgegenüber erwähnt “Bild” mit keinem Wort, wie der Täter das Ganze darstellte. Der berief sich nämlich auf Notwehr. Das Gericht hielt keine der beiden Versionen für glaubwürdig und verließ sich lieber auf einen Zeugen:

[Die Strafkammer] hielt die Aussage eines Zeugen für glaubwürdig, der die Auseinandersetzung zufällig mitbekommen und gehört hatte, wie der junge Mann den Juden beleidigte. Der körperlich überlegene Rabbiner habe den Angreifer “am Schlafittchen” gepackt, sagte Richter Drescher. Sajed A. habe sich losgerissen und ohne Warnung sein Messer seitlich in den Unterbauch des Rabbiners gestochen.

Auch das lässt sich so, oder so ähnlich in diversen Medien nachlesen.

Bei “Bild” indes hat man sich, wie gesagt, entschieden, den Täter als “Rabbi-Attentäter” zu bezeichnen. Und darüber, dass das abwegig ist, kann man eigentlich nicht diskutieren – außer man hat keine Ahnung, was das Wort “Attentat” so grob bedeutet.

P.S.: Bild.de hat es übrigens mal wieder nicht auf die Reihe gekriegt, eine dpa-Meldung von gestern morgen zu korrigieren, in der noch von einer Tötungsabsicht die Rede war. Dabei gab dpa eine gute halbe Stunde später eine Meldung heraus, in der es deutlich in der Überschrift hieß: “Berichtigung: Keine Tötungsabsicht”.

Mit Dank an Torsten B. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 22.5.2008: Auch andere Medien nennen den Täter übrigens “Rabbi-Attentäter”. Anders als “Bild”, schildern sie den Fall aber immerhin so, wie er sich nach den Feststellungen des Gerichts darstellt.

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Fußball-Mobiliserung in Schweizer Medien
(Eurospuk 08, Ballerina)
“Was machen eigentlich die grossen Schweizer Medienportale in Sachen Euro? Wenig bis gar nix, viel PR und weitgehend infantile Wettbewerbli – zeigt ein kleiner Rundgang. “

Korrespondenten fehlt Zuwendung
(taz, Steffen Grimberg)
“Viele Korrespondenten von ARD und ZDF sind genervt: Berichte seien oft einseitig – und manche Redaktionen so ahnungslos, dass man ihnen ‘Afghanistan’ buchstabieren müsse.”

Kritik an “Geheimprojekt Traumhochzeit”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
“Ist das wirklich so eine gute Idee? Oder hat RTL 2 vielleicht endgültig jeglichen Respekt vor der Würde der Protagonisten verloren, die der Sender durch seine miesen kleinen Dokusoaps schleust, um zwischendurch ein paar Werbespots verkaufen zu können?” Es ist halt Privatfernsehen.

Schwedische Gratiszeitung eingestellt
(NZZ, Ingrid Meissl Årebo)
“Der norwegische Medienkonzern Schibsted kauft 35% der Aktien von Metro Schweden, welche die Gratiszeitung ‘Metro’ herausgibt. Gleichzeitig stellt Schibsted das eigene, verlustbringende Pendlerblatt ‘Punkt SE’ per sofort ein”

“Zeitungen und Zeitschriften haben Zukunft”
(Tages-Anzeiger, Judith Wittwer)
Springer-Chef Mathias Döpfner im Interview. Frage: “Wie bei praktisch allen Tageszeitungen bröckelt aber auch bei Ihrer ‘Bild’ die Auflage.” Döpfner: “Und die Rendite steigt Jahr für Jahr, nun schon zum fünften Mal auf einen historischen Höchststand. Hinzu kommt: Wir verdienen mit Bild.de seit vier Jahren gutes Geld.”

Medienstunt für 40 Euro
(medienrauschen.de, Jörg-Olaf Schäfers)
“Sie sind Neonazi und wollen für kleines Geld maximale Aufmerksamkeit? Kein Problem, mit weniger als 40 Euro können Sie einen PR-Stunt in führenden deutschen Medien platzieren.”

Copy & Sex

Es ist ja eigentlich eine lustige Idee, die die langjährige “Bild”-Autorin Meike Meyruhn für Bild.de da am 19. Mai hatte:

"Das ABC des One Night Stands: Von A wie Anfängerfehler bis Z wie Zu-mir-oder-zu-dir"
Bild.de zählt — in alphabetischer Reihenfolge — passende Stichpunkte zum Thema auf, wie beispielsweise:

Fundort — auf der Suche nach dem Einmalsex gibt es das Klischee vom Abschleppen aus dem Club, der Kneipe, einer Bar. Forschungen des amerikanischen Soziologen Edward Laumann ergaben: One-Night-Standler gibt’s überall. 46 Prozent wurden an der Theke fündig, 41 Prozent am Arbeitsplatz, 39 Prozent auf Partys, 22 Prozent an der Uni.

Ich melde mich… Das sagen nur Sex-Sadisten, die ihr eigenes schlechtes Gewissen übertünchen möchten. Achtung: Es gibt Frauen, die nach solchen Ansagen tagelang auf einen Anruf warten (siehe “Mondscheintarif”) — und bei den Männern wird’s auch einige geben. Die reden da nur nicht drüber. Also, “danke” sagen und gehen. Nix mit melden und anderen leeren Versprechen.

Unterwäsche: Auch wer Spaßsex nicht plant, kann in die Situation geraten. Völlig unvorbereitet und in der uralt-ausgeleierten-zerlöcherten Unterhose! Na und? Reißen Sie sich das Teil vom Leib und dann ab dafür…

Wie gesagt: Es ist eigentlich eine nette Idee. Nur nicht die von Meike Meyruhn, die bei Bild.de als Autorin über dem Artikel steht, sondern die von Petra Harms und Christoph Koch, die am 21. April in der Maiausgabe der Zeitschrift “Neon” einen Artikel mit folgender Überschrift veröffentlichten:

"Der One Night Stand: (...) Von A wie Anfängerfehler bis Z wie Zu-mir-oder-zu-dir"
Und dort finden sich überraschenderweise auch folgende Punkte:

Fundort — Dem Klischee nach ist eine Bar der beste Platz, um jemanden abzuschleppen.

Aber Forschungen des amerikanischen Soziologen Edward Laumann haben spezifiziert, wo die Leute ihre Partner für One-Night-Stands finden: nämlich überall. 46 Prozent wurden an der Theke fündig (→ Restevögeln), 41 Prozent am Arbeitsplatz, 39 Prozent auf Partys und sogar 22 Prozent an der Uni.

“Ich melde mich” — Sagen nur fiese Menschen, die sich selbst besser fühlen wollen.

Unterwäsche — Eines der letzten großen Mysterien: Warum klappt es mit dem lange ersehnten One-Night-Stand vor allem dann, wenn man die Unterwäsche mit den Bärchen (Frauen) oder dem Aufdruck des Wochentages (Männer) trägt? Andererseits: Wer hat sich schon mal ernsthaft eine Nacht durch seine Unterwäsche versaut? Was liegt, das liegt.

Bei “Neon” sagte man uns, man habe von der “dreisten” Kopie des Artikels nichts gewusst. Sie sei nicht mit der Redaktion oder den jeweiligen Autoren abgesprochen.

Verblüffende Parallelen finden sich übrigens auch bei den Punkten Anfängerfehler, Casual Sex, Danke, Ekstase, Genitalschock, Hoffnung, Jammern, Kondome, Telefonnummer, Xfach abgeblitzt und natürlich bei “Zu mir oder zu dir?”. Ein wenig kreativ sind die Bild.de-Redakteure wenigstens bei dem “Neon”-Stichwort “Restevögeln”. Sie ändern es in “Resteficken”.

Mit Dank an Hubert S.

Hineingeheimnissen mit Angelina Jolie (2)

Angelina Jolie ist ja bekanntermaßen immer wieder für Überraschungen gut. Und siehe da: Seit gestern berichtet Bild.de, dass Jolie “mal eine ganz Wilde” gewesen sei – bzw. dass die britische “Sun” ein Video aus dem Jahr 1999 “ausgegraben” hat, in dem Jolie zu sehen ist, wie sie “mit weit geöffneten Pupillen und schweren Lidern” neben einer Frau sitzt, die augenscheinlich Heroin raucht. Bild.de kommentiert das so:

Jetzt kommt heraus, dass die Schauspielerin auch Drogen konsumierte! Sie ließ kaum eine Substanz aus. (…) Aber: "Ich nahm Kokain, Heroin, Ecstasy, LSD, alles", sagt die Oscarpreisträgerin heute, "Ich habe vor langer Zeit damit aufgehört."

Was die Oscarpreisträgerin heute sagt, konnten erstaunlicherweise am 1. Mai dieses Jahres auch schon Internetportale wie die-topnews.de und news.ch (mit Verweis auf das Online-Magazin Firstnews.de) berichten:

Angelina Jolie machte nie ein Geheimnis daraus, dass sie früher harte Drogen konsumiert hat. Schon vor Jahren sagten sie: “Ich habe Kokain, Heroin, Ecstasy, LSD und das alles genommen. Ich hasse Heroin, weil ich fasziniert davon bin. Ich bin nicht immun, aber ich werde nie mehr etwas nehmen.”

Wer sich aber jetzt denkt: “Das kam mir doch damals schon bekannt vor”, der hat womöglich am 19. September 2007 den “Berliner Kurier” gelesen. Dort hieß es:

Ein bisschen extrem war sie ja schon immer. Jetzt hat Angelina Jolie gestanden, in der Vergangenheit fast jede illegale Droge ausprobiert zu haben: “Ich habe gekokst, Heroin, Ecstacy, LSD, einfach alles genommen”, so die 32-Jährige.

Oder am 17. September 2007 bei kino.de vorbeigeschaut:

Ein ruhiges Leben hat Angelina Jolie noch nie geführt. Jetzt hat sie zum ersten Mal ganz offen von ihren wilden Jahren gesprochen. Gut in Erinnerung hat die 32-Jährige ihre Drogeneskapaden offensichtlich nicht: “Die schlimmste Auswirkung hatte Cannabis auf mich. Ich habe mich total albern und lächerlich gefühlt, wenn ich einen Joint geraucht habe. Und ich hasse es, wenn ich mich so fühle.”

Oder am 12. August 2003 die “große Beichte von Angelina Jolie” im “Kölner Express” entdeckt:

Laut “Sun” [!] bekennt sich der Hollywood-Star zu Drogenexzessen (Koks, Heroin, LSD, Ecstasy)…

Und nachdem wir Angelina Jolie in einer “Brigitte” vom Juni 2001 bezüglich ihrer “erklecklichen Drogenerfahrung” mit den Worten zitiert fanden, sie habe “ungefähr alles genommen, Kokain, Heroin, Ecstasy, LSD”, haben wir aufgehört zu suchen.

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