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1. “Der PR fehlt ein Link”
(georgholzer.at)
Georg Holzer erklärt, wie er mit unerwünschter und unangebrachter PR umgeht: “Jeder Absender, der mir ab jetzt irrelevante Aussendungen schickt, landet im Spam-Filter.” Nicht davon betroffen sind Informationen, die man ein für alle mal mit einem leicht aufzufindenden Unsubscribe-Link abbestellen kann. “Ist so eine Kleinigkeit im Sinne eines guten Miteinanders von Journalismus und PR zu viel verlangt? Ich glaub nicht.”

2. “N24 simuliert die eigenen Zuschauer”
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader hat einen starken Verdacht, dass nicht alle Teilnehmer der N24-Sendung “Debatte 2.0″ echt sind.

3. “Schall und Rauch”
(flashfrog.wordpress.com)
Flashfrog bringt etwas Klarheit in die Begriffe “Realname”, “Pseudonym” und “Anonymität”.

4. “Was erlaube´ DFL!”
(freitag.de, Katrin Schuster)
“Fußballspiele sind besser vor medialem Missbrauch geschützt als jeder Mensch.”

5. “Der journalistische Schein”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer fragt sich, was für ein Mehrwert ein Korrespondent bietet, der in einer dem Ereignis nahe gelegenen Stadt Nachrichtenkanäle guckt.

6. “Auch Basler Zeitung will keine Links”
(blogdessennamenmansichnichtmerkenkann.com, ugugu)
Schon drei Wochen nach tagesanzeiger.ch hat nun auch baz.ch den Absatz, dass man “vorgängig eine ausdrückliche, schriftliche Bewilligung” benötigt, um einen Link auf ihr Internetangebot zu setzen, herausgenommen. Ohne die Intervention von Bloggern wären die Bedingungen vermutlich noch immer unverändert.

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1. “Wie PR-Agenturen immer wichtiger werden”
(ndr.de, Video, 7:05 Minuten)
Wer einen Wortbeitrag im Lokalradio konsumiert, kann sich alles andere als sicher sein, mit Journalismus informiert zu werden. Die Möglichkeit, einen vorgefertigten PR-Beitrag zu hören, ist gross.

2. “Wie das ZDF seine Nachrichten missbraucht”
(welt.de, Kai-Hinrich Renner)
“Im ‘heute journal’ erschien ein Beitrag über die Berliner Medienwoche. Es ging um die Internetpräsenz der öffentlich-rechtlichen Sender, um die momentan heftig gestritten wird. Der Bericht war jedoch alles andere als neutral. Und so bleibt ein bitterer Nachgeschmack.”

3. Das Magazin n+1 gibt eine Anthologie auf deutsch heraus
(jungle-world.com, Martina Mescher)
2004 gründeten Keith Gessen, Mark Greif, Benjamin Kunkel und Marco Roth die Zeitschrift n+1. Sie erscheint “seitdem zweimal jährlich in einer sehr überschaubaren Auflage”.

4. “Sackgasse ‘Lindenstraße'”
(spiegel.de, Markus Brauck)
“Erstmals seit 16 Jahren zieht eine komplett neue Familie in Deutschlands älteste Seifenoper. Dabei wäre es Zeit, die muffigen TV-Wohnblocks endgültig dichtzumachen.”

5. Interview mit Jörg Pilawa
(digitalfernsehen.de)
Jörg Pilawa sagt nach dem Abtritt von Thomas Gottschalk das Ende von “Wetten, dass..?” voraus: “Ich hoffe, er macht das noch ein paar Jahre und dann, glaube ich, wird es nach ihm das Format so nicht mehr geben.”

6. Interview mit dem neuen CEO der NZZ, Albert P. Stäheli
(werbewoche.ch, René Worni)
“WW: Sie sind mit Espace-Verlagsleiterin Franziska von Weissenfluh verheiratet. Da geht die Konkurrenzlinie gleich mitten durch die Familie? – Albert P. Stäheli: Ja, meine Frau hat gesagt, auf einen Konflikt mehr oder weniger komme es ja auch nicht mehr an (lacht). Aber Spass beiseite: Espace Media ist keine Konkurrenz zur NZZ.”

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig II

Die “Leipziger Volkszeitung” (“LVZ”) hat ein Interview mit dem Leipziger Polizeipräsidenten Horst Wawrzynski “über die Fahndung nach Michelles Mörder” geführt. Er beantwortet darin Fragen zum Ermittlungsstand, zur Vorgehensweise der Polizei, zur Nachrichtensperre oder zur Notwendigkeit Ermittlungsdetails geheim zu halten.

Die “Bild”-Zeitung wird darin nicht namentlich erwähnt:

[“LVZ”:] Manche Berichterstattung dürfte jedoch auch pure Spekulation sein und weniger auf konkreten Quellen beruhen.

[Wawrzynski:] Auch das behindert uns enorm. Wenn wir wegen eines immer wieder veröffentlichten Phantombildes, das mit dem Fall Michelle überhaupt nichts zu tun hat, sogar Hinweise aus Saarbrücken und sonstwoher bekommen, müssen wir dortige Dienststellen einschalten oder selbst zur Befragung Beamte schicken. Oder aber es wird uns eine angeblich wichtige Zeugin per Presse präsentiert, deren Beobachtungen dann aber nichts als heiße Luft sind. Mit dieser Art unseriöser Berichterstattung werden die Bürger verdummt, weil es schlichtweg nichts mit der Realität zu tun hat.
(Links von uns)

Nachtrag, 5.9.2008: Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete (hier bei “Spiegel Online”), weist “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann die Vorwürfe der Polizei zurück, die “Bild”-Berichterstattung könne die Ermittlungen gefährden:

Die veröffentlichten Informationen seien nicht geeignet, dem Täter bei der Verwischung von Spuren zu helfen, heißt es in einem Schreiben von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann an Leipzigs Polizeichef Horst Wawrzynski. Im Übrigen könne eine Behörde eine Nachrichtensperre nur für ihre eigenen Mitarbeiter, nicht aber mit Wirkung für die Presse verhängen. Eine Vereinbarung, von Berichterstattung abzusehen – wie im Entführungsfall Jan-Phillip Reemtsma – sei im Fall Michelle von der Leipziger Polizei “nie gesucht” worden.

Polizeichef Wawrzynski schrieb offenbar zurück und räumt in einem Brief an Diekmann bezüglich der Nachrichtensperre ein, sich im “LVZ”-Interview “missverständlich” geäußert zu haben. Das gibt der Axel Springer Verlag heute in einer Pressemitteilung bekannt:

Dazu der Polizeipräsident: “Selbstverständlich kann eine Nachrichtensperre nur für den Bereich meiner Behörde Geltung entfalten. (…) Es ist unstreitig, dass eine Nachrichtensperre nicht für die Presse gelten kann.”

Bild.de trägt zu dick auf

Manche Kriminalfälle könnten direkt aus einem schlechten Film stammen: Ende Juli wurde die libanesische Popsängerin Suzanne Tamim in Dubai ermordet. Am 10. August wurde der frühere Polizist Mohsen al-Sukkari als Tatverdächtiger festgenommen.

Am Tatort hatte die Polizei offenbar Indizien gefunden, die darauf hindeuteten, dass ein “unfassbar reicher ägyptischen Geschäftsmann” und Ex-Geliebter der Sängerin den Mord in Auftrag gegeben haben könnte. Gestern dann wurde der ägyptische Milliardär Hisham Talaat Moustafa festgenommen.

Nochmal: Er soll den Mord beauftragt haben, wie zahlreiche Medien übereinstimmend berichten.

Nur für Bild.de ist das Ganze offenbar zu kompliziert:

Ende Juli wurde die libanesische Pop-Sängerin Suzan Tamim († 31) grausam ermordet. Jetzt hat ihr mutmaßlicher Mörder ein Gesicht: Verdächtigt wird der ägyptische Unternehmer Hisham Talaat Mustafa. Er soll in ihre Wohnung in Dubai eingedrungen sein, die schöne Sängerin grausam zugerichtet und mit mehreren Messerstichen getötet haben. Am Dienstag wurde Hisham Talaat Mustafa festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft in Kairo mitteilte.

Dabei hatte Bild.de doch gestern selbst noch berichtet:

Art und Ausführung der Bluttat deuteten auf einen Auftragsmord hin.

Mit Dank an Govinda G., Peter R. und Jacob für den Hinweis.

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1. Die Chefredakteurin von brand eins im Interview
(meedia.de, Oliver Scheiner)
Gründerin und Chefredakteurin Gabriele Fischer: “Ich sehe zwar einige neue Titel im Zeitschriftenhandel, aber da ist nichts wirklich Neues dabei. Die sind alle nach dem Strickmuster ‘Der Weiße Hai Teil II’ gestrickt – alles Dritt- oder Viert-Verwertungen. Das sind für mich keine neuen Ideen.”

2. “Das neue Modebewußtsein der Magazine”
(taz.de, Tobias Rapp)
“Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass langfristig nur zwei produktorientierte Kulturindustrien übrig bleiben werden. Kunst und Mode. Die Tonträger verschwinden. Sobald die Übertragungsgeschwindigkeiten und Speicherkapazitäten groß genug sind, wird die Filmindustrie in Schwierigkeiten kommen. Und mit dem ‘Kindle’ wird demnächst das erste elektronische Buch mit Massenappeal auf den Markt kommen. Bleiben Kunst und Mode.”

3. “Fernsehen spielt online fast keine Rolle”
(spiegel.de, Jan-Philipp Hein)
Fernsehkritiker David Harnasch alias B-Arbeiter sitzt mehrere Stunden an seinen Beiträgen, die wenige Minuten lang sind. Er soll einer der wenigen Fernsehkritiker sein, denn das Medium sei nicht mehr kritikwürdig.

4. “Die GEZ-Verschwendung mit Oliver Kahn”
(welt.de, Antje Hildebrandt)
“Kaum sind die Klagen über Gebührenverschwendung beim Zweiten Deutschen Fernsehen verstummt, bahnt sich neuer Ärger an: Für das Abschiedsspiel des ehemaligen Nationaltorhüters soll der Sender doppelt so viel wie für ein gemeines Spiel im Uefa-Cup gezahlt haben – und das, obwohl der eigentliche Star fehlte.”

5. “Blogger als Journalisten: Was ‘die Neuen’ können”
(medianet.at, Matthias G. Bernold)
“Dass die Blogger in die erlauchten Kreise der renommierten Medien eindringen konnten, hat auch mit deren Schwäche zu tun. Als der zweite Irakkrieg losbrach – ließen sich selbst hervorragende Zeitungen wie die New York Times in die Regierungspropaganda einspannen. Es waren unabhängige Blogger, die Widersprüchlichkeiten anprangerten.”

6. “Gutes Fernsehen erst nach Mitternacht?”
(ringfahndung.de)
“Jeder darf sich jetzt gerne selber fragen, wieso drei der vier Fernsehtipps des Hamburger Abendblattes von heute (Ausriss) nach Mitternacht beginnen!”

“Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung!”

"Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien"Ja, das hier links ist tatsächlich ein Ausriss aus der “Bild”-Zeitung. Georg Kardinal Sterzinsky hat beim gestrigen Medienempfang des Erzbistums in Berlin unter anderem die “Bild”-Zeitung kritisiert – und “Bild” berichtet unter der Überschrift “Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien” darüber. Das ist ungewöhnlich für “Bild”.

Anlass für Sterzinskys Kritik war die Veröffentlichung eines Leser-Reporter-Fotos, das einen geistig verwirrten, nackten Mann zeigte, der mitten am Tag auf allen Vieren über eine Kreuzung kroch (wir berichteten). “Bild” hatte das Foto “garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren”, wie Sterzinsky es in seiner Rede ausdrückte (siehe Kasten).

Aus Sterzinskys Rede

“Aber warum dann immer wieder einzelne Entgleisungen – wie jüngst, als ein Verwirrter, der nackt durch die Straßen Berlins kroch, sich in grob kompromittierender Weise in der Zeitung wiederfand, garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren. ‘Die Wahrheit über den Menschen bekannt gemacht?’ – Meine Bitte an die Verantwortlichen des Boulevard-Journalismus: Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung! Beenden Sie den Unsinn, Sensationslust und niedere Instinkte durch das fragwürdige Handwerk sogenannter ‘Fotoreporter’ zu bedienen!”

Offenbar in der Absicht, die Berichterstattung zu entschuldigen, anstatt sich für sie zu entschuldigen, schreibt “Bild” zu Sterzinskys Vorwurf:

Das Gesicht des Mannes war nicht erkennbar. Eine Nachfrage bei der Feuerwehr, ob in der fraglichen Zeit eine hilflose Person in Neukölln aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde damals verneint. Am Tag nach der Veröffentlichung berichtete der “Tagesspiegel”, dass es sich bei dem Mann um einen geistig Verwirrten gehandelt hatte.

Demnach rechtfertigt also die Tatsache, dass “Bild” keinerlei Ahnung hatte, was genau mit dem verwirrten, nackten Mann los war, dass “Bild” sich über ihn lustig machte, öffentlich zur Schau stellte und als mutmaßlichen “Puffgänger” verunglimpfte, der zu viel “Schampus intus” hatte.

Das ist dann wieder nicht so ungewöhnlich für “Bild”.

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig

"Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod"Es sieht ganz so aus, als habe die “Bild”-Zeitung es nun doch geschafft, konkrete Einzelheiten zum Tod der achtjährigen Michelle aus Leipzig zu erfahren. Unter der Überschrift “Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod” berichtet sie heute über “das Ergebnis der Obduktion ihrer Leiche” – und zeigt sich sichtlich stolz darüber (siehe Ausriss).

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei ist man indes “entsetzt” über die Berichterstattung, wie “Spiegel Online” schreibt:

“Wir machen zu dem Obduktionsergebnis keine Angaben”, sagte (…) eine Sprecherin der Leipziger Polizei SPIEGEL ONLINE. “Wir sind aber sehr unglücklich darüber, dass die Nachrichtensperre nicht eingehalten wurde. Uns hat man damit bei der Fahndung nach dem Täter alles andere als einen Gefallen getan.” Die Veröffentlichung sei bei den weiteren Ermittlungen alles andere als hilfreich.

Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich über die Berichterstattung nicht erfreut. (…) “Die Öffentlichkeit hat natürlich einen Anspruch auf Information, aber gerade in einem Fall wie diesem, in dem sich die Ermittlungen umfangreicher als sonst gestalten, kann eine detaillierte Berichterstattung fahrlässig sein. Abgesehen davon muss man sich fragen: Was tut man der Familie damit an?”

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei seien enttäuscht darüber, dass hinsichtlich der Ermittlungen keine Rücksicht genommen werde, sagte Schulz. “Details zu bestimmten Tathandlungen können auf einen bestimmten Täter hinweisen – und damit unsere Ermittlungen gefährden.”

Mit Dank auch an bgd, Claudius L., Gila M. und Michael K.

Nachtrag, 18.08 Uhr: Auch stern.de berichtet darüber, wie “verärgert” die Polizei auf den “Bild”-Artikel reagierte:

“Wer immer sich da profilieren wollte, hat der Sache einen Bärendienst erwiesen”, kommentierte ein Polizeisprecher einen Bericht der “Bild-Zeitung”. (…) Die Polizei halte bewusst an ihrer bereits kurz nach dem Verschwinden Michelles verhängten Informationssperre fest. Alles andere sei, auch in Hinblick auf die weiteren Ermittlungen, “äußerst kontraproduktiv”. Schließlich sei man “auf möglichst unbeeinflusste Zeugenhinweise” angewiesen, jede “Sensationshascherei” verfälsche das Bild oder verhindere, dass sich auch Bürger mit scheinbar unbedeutenden Beobachtungen meldeten (…).

Nachtrag, 3.9.2008: Nachdem die “Bild”-Zeitung am Dienstag Details aus dem Obduktionsbericht von Michelles Leiche veröffentlichte, suchen Staatsanwaltschaft und Polizei nun nach einem Informationsloch in den eigenen Reihen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf “Verletzung des Dienstgeheimnisses und der besonderen Geheimhaltungspflicht” eingeleitet, wie verschiedene Medien berichten. Die Nachrichtenagentur dpa schreibt zudem:

Durch Medienberichte über angebliche Details seien die Ermittler auch “auf die falsche Fährte gelockt” worden. “Halbinformationen behindern die Ermittlungen”, kritisierte der Staatsanwalt.

Nachtrag, 3.9.2008, 15.30 Uhr: Auch Bild.de berichtet über die Ermittlungen wegen Verletzungen des Dienstgeheimnisses und verlinkt dabei gleich zwei Mal zu dem “Bild”-Artikel, der offenbar Auslöser für die Ermittlungen war.

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1. “Wladimir Putin, unser Held”
(ksta.de, Tobias Kaufmann)
“Hat Wladimir Putin einem Fernsehteam das Leben gerettet, als er gerade noch rechtzeitig einen sibirischen Tiger niederschoss? Eher unwahrscheinlich. Aber schön ist die Geschichte trotzdem.”

2. “Thomas Roth zum Putin-Interview im Ersten”
(tagesschau.de, Thomas Roth)
Der Journalist, der Putin für die ARD interviewt hat, meldet sich nach bisher 494, zum Teil empörten Kommentaren im Tagesschau-Blog zu Wort. Das ganze, sehr interessante Interview werde dann ausgestrahlt, wenn alle schlafen, nämlich morgens um 6:20 Uhr. Die Langfassung des Videos und eine vollständige Abschrift sollen nachgereicht werden.

3. Gratiszeitung Nyhedsavisen wird eingestellt
(fr-online.de, Hannes Gamillscheg)
“Nyhedsavisen, ein Eindringling aus Island, hatte mit einem an alle Hausstande verteilten Gratisprodukt den dänischen Zeitungsmarkt aufmischen wollen. Am Montag drehte der letzte der Investoren den Geldhahn zu, und alles ist beim alten. Nur dass die großen Zeitungsverlage im Abwehrkampf gegen die Neulinge Hunderte Millionen Kronen verpulvert haben, die sie auch hätten brauchen können, um ihre unter Auflagenschwund leidenden Abonnement- und Boulevardblätter attraktiver zu machen.”

4. “‘Penthouse’-Chefredakteur Molzer im Interview”
(dwdl.de, Daniel Häuser und Peter Böhling)
Kurt Molzer: “Der Mann wird ja bevormundet in den anderen Heften. Nach dem Motto: Zieh dir diese Schuhe und das Hemd an, weil du selbst einfach zu blöd dazu bist. Aber wer braucht diese Tipps eigentlich? Ich mache das Heft für einen Mann, der keine albernen Lebensweisheiten braucht.”

5. “Google – Die Besserwisser”
(morgenpost.de, Ulli Kulke)
Eine erste Vorschau auf das 10jährige Firmenjubiläum von Google.

6. “Der wichtigste Deutsche – ein Blogger”
(denquer.de, Stefan Oßwald)
Vanityfair.de macht Jagd auf Page Impressions mit einer Liste der 100 wichtigsten Deutschen. Zu manipulieren ist sie mit den einfachsten Mitteln, zum Beispiel mit dem VanityFakeVoter.

“Bild” liest Spuren in Ermittler-Gesichtern

"Mordfall Michelle: Heiße Spur führt in diese alte Gärtnerei"Vergangenen Samstag berichtete “Bild” mal wieder über eine “heiße Spur” im Fall der getöteten Michelle aus Leipzig. Und zwar bereits auf der Titelseite (siehe Ausriss).

Wie schon zuvor, als “Bild” von angeblich heißen Spuren schrieb (wir berichteten), handelt es sich auch hier um eine “Interpretation der ‘Bild’-Zeitung”, wie ein Sprecher der Leipziger Polizei es uns gegenüber formuliert. Zurzeit sei noch nicht mal sicher, ob die in der Gärtnerei gefundenen Gegenstände überhaupt im Zusammenhang mit dem Fall Michelle stünden.

Und tatsächlich ist wohl der gesamte “Bild”-Artikel eine einzige große Interpretation:

"Mordfall Michelle: Versteckte sich hier ihr Mörder? Was verraten Fahrrad, Stuhl und Anhänger über den Killer?"

VERSTECKTE SICH HIER MICHELLES MÖRDER? WURDE DAS MÄDCHEN HIER GETÖTET? (…) Ist das der Tatort?

Aber die “Bild”-Zeitung gibt sich nicht vollständig mit derlei Gestocher Fragen zufrieden. Sie schreibt auch:

Die grausame Theorie der Ermittler: Der Mörder fesselte dort die kleine Michelle auf den Stuhl, misshandelte sie. Danach schmiss er ihre Leiche in den Fahrradanhänger, um sie in den Ententeich zu werfen.

Was “Bild” als “grausame Theorie der Ermittler” bezeichnet, nennt der Polizeisprecher:

Reine Spekulation.

Er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass irgendein mit dem Fall betrauter Ermittler der “Bild”-Zeitung gegenüber diese Theorie geäußert habe. Auch wenn die hohe Aufmerksamkeit der Medien dafür sorge, dass viele Hinweise bei der Polizei* eingingen, so seien spekulative Medienberichte “grundsätzlich ein Problem”, da sie die Ermittlungen behindern könnten.

Und womöglich zeigt der letzte Satz des “Bild”-Artikels noch am besten, wo “Bild” die grausame Ermittler-Theorie her hat:

Doch die Gesichter der Ermittler lassen Schlimmes vermuten…

Mit Dank auch an Stephan L. und Heinz B.

*) Heute berichtet “Bild” über eine Frau, die einen “Verdächtigen” gesehen haben will, “der auf einem Spielplatz und an einer Schule Mädchen in Michelles Alter angesprochen hat!” Der Mann habe genauso ausgesehen, wie der auf dem Phantombild, das “Bild” vor einer Woche zeigte. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, rief die Polizei anlässlich dieser “Bild”-Geschichte Zeugen “eindringlich” auf, “sich mit Hinweisen direkt an die Ermittler zu wenden. Es sei nicht hilfreich, wenn sie sich während laufender Ermittlungen an die Medien wendeten. ‘Das macht unsere Ermittlungen nicht gerade einfacher'”.

Der E.on-Chef im “Bild”-Nichtverhör

Oliver Santen, Leiter des Wirtschaftsressorts der “Bild”-Zeitung, hat mal wieder eines seiner bei führenden Vertretern der Industrie so beliebten Interviews geführt. Heute mit E.on-Vorstandschef Wulf Bernotat:

"Erster Stromboss warnt vor Energie-Krise in Deutschland: Ohne neue Kraftwerke wird Strom knapp!"

Da ist der “Stromboss” offenbar ganz einer Meinung mit Wirtschaftsminister Michael Glos, der vor gut drei Wochen in “Bild” vor einer “Strom-Knappheit” warnte – und, beinahe möchte man sagen: natürlich, mit “Bild”-Mann Oliver Santen. Denn schon seine Eingangsfrage lautet:

Deutschland steigt als einzige Industrienation aus der Atomkraft aus. Wie kann die Versorgungslücke geschlossen werden?

Und so geht es munter weiter:

BILD: Drohen Deutschland Engpässe bei der Stromversorgung?

Bernotat: Eindeutig ja! (…)

BILD: Ohne Kraftwerksneubauten gibt es keine sichere Stromversorgung?

Bernotat: Richtig. (…)

BILD: Hat Deutschland ein bezahlbares und sicheres Energiekonzept für die Zukunft?

Bernotat: Ganz klar: Nein. (…)

BILD: Laut einem Gutachten dreier Forschungsinstitute sind zukünftig jedoch keine Erzeugungsengpässe zu erwarten. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch zu ihren eben gemachten Ausführungen?

Das Gutachten (pdf):

“Insgesamt sind zukünftig jedoch keine Erzeugungsengpässe (…) zu erwarten. (…) Auch bei einer expansiveren Entwicklung des Stromverbrauchs als hier unterstellt, wird es aus Sicht der Gutachter marktgetrieben nicht zu physischen Kapazitätsengpässen der Stromversorgung kommen. (…) Wegen des niedrigen Beitrags der Windenergie zur gesicherten Leistung ist hier eine zeitlich differenzierte Betrachtung wichtig: (…) Auch hier sehen wir heute und absehbar keine Angpässe.”

Nein, stopp! Die letzte Frage hat Santen dem “Stromboss” überhaupt nicht gestellt. Stattdessen wollte er lieber wissen: “Was ist zu tun?”, “Was schlagen Sie vor?” oder “Was tun Sie, um beim Stromsparen zu helfen?”

Dabei sollte Santen das Gutachten, das zu einem anderen Ergebnis kommt als Bernotat (siehe Kasten), eigentlich kennen. Darauf hatte sich nämlich Glos bereits in der “Bild”-Meldung von vor gut drei Wochen bezogen. Der Klima-Lügendetektor und zeit.de waren damals beispielsweise der Auffassung, dass Glos’ These von der “Strom-Knappheit” durch das Gutachten nicht gedeckt sei. Entsprechend erwartet auch die Bundesregierung keine Stromlücke.

Aber wenn Santen auch nur irgendeine kritische Nachfrage gestellt hätte, könnte man seine Stichwortgeberei ja womöglich mit Journalismus verwechseln.

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