Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
vor etwa einem halben Jahr habe ich hier auf der Seite geschrieben, dass ich aus persönlichen, gesundheitlichen Gründen nicht dazu komme, das BILDblog zu füllen; und dass es noch ein paar weitere Wochen still bleiben wird. Daraus sind nun leider ein paar Monate geworden. Pardon dafür!
Die gesundheitlichen Probleme sind zwar immer noch da, sie bestimmen noch immer den Alltag. Ein wenig hat sich die Situation aber verbessert und entspannt. Daher hoffe ich, dass ich in der kommenden Woche wieder mit dem Bloggen loslegen kann.
Unser “6-vor-9”-Mann Lorenz Meyer war in der Zwischenzeit ja sowieso gewohnt fleißig. Und er wird auch weiterhin morgens um 8:54 Uhr sechs handverlesene Linktipps aus der Medienwelt für Euch bereithalten.
Ich kann mich nur wiederholen: Vielen Dank für Euer Verständnis und die Treue!
1. Nach Reichelt und metoo: Hat sich “Bild” verändert? (ndr.de, Katrin Kampling & Caroline Schmidt, Audio: 13:31 Minuten)
In Zusammenhang mit der Causa Julian Reichelt versprach der Springer-Konzern einen Kulturwandel bei “Bild”. Es folgten allerlei Absichtserklärungen, Stellungnahmen und ein neuer Verhaltenskodex, doch kann sich “Bild” überhaupt grundlegend ändern? Katrin Kampling und Caroline Schmidt haben sich für das Medienmagazin “Zapp” unter anderem mit einer ehemaligen Springer-Journalistin, einem Medienjournalisten, einem Juristen und einem Medienwissenschaftler getroffen und sie um ihre Einschätzungen gebeten.
2. Reportage über Hanau-Attentat gewinnt den “Stern-Preis” (faz.net)
In Hamburg wurde der “Stern-Preis” verliehen, der bislang nach dem früheren “Stern”-Chefredakteur Henri Nannen benannt war (zu den Hintergründen der Umbenennung siehe unsere “6-vor-9”-Ausgabe vom 20. Juni). Ausgezeichnet wurden die Reportage “Die Hanau-Protokolle”, die Berichterstattung zum Fall Reichelt, ein Beitrag über Diskriminierung bei der Wohnungssuche, das Autorenteam des Dokumentarfilms “Slahi und seine Folterer” sowie der Dokumentarfilmer Stephan Lamby.
Weiterer Lesehinweis: Theodor-Wolff-Preis in Berlin verliehen (sueddeutsche.de).
3. “Für eine Story tun die alles” (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Wie werden Journalisten und Journalistinnen in Bestsellern dargestellt? Dieser Frage ist Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, in einer aktuellen Studie nachgegangen. Joachim Huber fasst im “Tagesspiegel” die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung zusammen.
4. Der Schritt zum News Entrepreneur (fachjournalist.de, Gunter Becker)
Immer wieder entwickeln Journalistinnen und Journalisten neue innovative Ideen, Formate oder Plattformen abseits der ausgetretenen Pfade. Journalistische Start-ups erfordern jedoch Arbeit, Know-how und Geld. Gunter Becker fasst die wichtigsten Anlaufstellen für Gründerinnen und Gründer zusammen und erklärt, was und wie im Einzelnen gefördert wird.
5. Ich habe 1,5 Jahre mit Clubhouse um meine Daten gekämpft (futurezone.at, Barbara Wimmer)
Die Journalistin Barbara Wimmer wollte von der Talk-App Clubhouse wissen, welche Daten über sie dort gespeichert sind, und hat Anfang 2021 um Auskunft gebeten. Clubhouse habe sich zunächst geweigert, die Daten herauszurücken, und die Sache verzögert, bis Wimmer sich schließlich mit einer Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht wandte. Ihr Fazit: “Es wurde – wenn auch mit 1,5 Jahren Verzögerung – festgestellt, dass ein US-Dienst sich an EU-Regeln halten muss, wenn dieser diesen Markt nicht explizit ausschließt, indem die App nur lokal in den USA verfügbar gemacht wurde. Das ist eine gute Sache, denn es bedeutet, dass die Rechte europäischer Bürger*innen durchsetzbar sind, sobald der Markt – wenn auch ‘unabsichtlich’ – adressiert wird.”
6. YouTube und Whatsapp als Wahlhelfer (deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil)
In Brasilien stehen demnächst Präsidentschaftswahlen an. Deutschlandfunk-Kolumnistin Samira El Ouassil fühlt sich an die Trump-Ära erinnert: Amtsinhaber Jair Bolsonaro habe schon jetzt damit begonnen, die Legitimität des Wahlsystems infrage zu stellen und nutze dafür vor allem die Sozialen Medien.
1. Geleakte Mitschnitte belasten TikTok (netzpolitik.org, Sebastian Meineck & Alexander Fanta)
Das in China ansässige Unternehmen Bytedance, das die Social-Media-Videoportal TikTok betreibt, behauptet, unabhängig von den politischen Einflüssen des autoritären Regimes zu agieren. Doch “Buzzfeed News” vorliegende Informationen legen andere Schlüsse nah: “Für die Recherche hat Buzzfeed News geleakte Aufzeichnungen interner Meetings ausgewertet. Insgesamt gehe es um 14 Aussagen von neun verschiedenen TikTok-Angestellten. Demnach hat ein Mitglied der TikTok-Sicherheitsabteilung im September 2021 gesagt, China sehe ‘alles’. Eine andere Person habe von einem ‘Master Admin’ in Beijing gesprochen. Er habe ‘Zugang zu allem’.”
2. Sommer, Sonne, Spaß – und Waldbrände? (deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 5:23 Minuten)
Medien reagieren auf eine Hitzewelle oft mit positiv besetzten Bildern aus Freibädern, Parks und Eisdielen, selbst wenn es um Klimawandel und negative Folgen geht, beobachtet der Deutschlandfunk. Dass Nachrichtenredaktionen Hitzewellen visuell durchaus anders darstellen können, beweise zum Beispiel das niederländische “Algemeen Dagblad”: “Die Redaktion zeigte eine junge Familie, die an einem sonnigen Tag nicht für ein Eis Schlange steht, sondern zu Hause vor einem Ventilator – die Familie sah nicht sonderlich glücklich dabei aus.”
3. Mehr Druck auf Print: Probleme und Chancen (blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Beim European Publishing Congress in Wien zeigte sich Burda-Vorstand Philipp Welte besorgt über die anhaltende Papierknappheit: “Viele Verlage wissen bis heute nicht, auf welchem Papier sie im dritten oder vierten Quartal ihre Zeitschriften drucken sollen.” Welte gehe davon aus, dass auf dem deutschen Markt jedes dritte gedruckte Medienangebot gefährdet sei, berichtet Petra Schwegler von dem Kongress.
4. Kritik an Sozialpartnerschaft (taz.de, Peter Nowak)
Die Gewerkschaftszeitung “Express” (Untertitel: “Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit”) feiert ihr 60-jähriges Bestehen. In der neuen Arbeitswelt bleiben ihre Grundsätze hochaktuell, findet Peter Nowak.
5. Die Sendelizenz hat ihren Sinn verloren (tagesspiegel.de, Hans Hege)
Anlässlich des 30. Geburtstags der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) kommentiert der einstige maab-Direktor Hans Hege: “Die frühere Sendelizenz, mit der Zuweisung knapper und damals besonders einflussreicher Kapazitäten verbunden, hat ihren Sinn verloren. Es gibt keinen sachlichen Grund mehr, warum audiovisuelle Medien eine Lizenz brauchen, statt wie schon lange bei der Presse und im Internet auf Lizenzfreiheit zu setzen. Eine Ausnahme ist noch UKW, aber in der Perspektive wird der Fernsehturm im Wesentlichen ein Baudenkmal und Aussichtspunkt sein.”
1. Wie dpa mit fragwürdigen Medien auf dem Balkan kooperiert (netzpolitik.org, Alexander Fanta)
16 europäische Nachrichtenagenturen richten derzeit ein gemeinsames Büro in Brüssel ein, den “European Newsroom”. Eingefädelt habe das Großprojekt der dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch. Was die Qualität der Inhalte steigern und zu “Kostensynergien” führen soll, wird von Experten und Expertinnen kritisiert, denn das Geld für den Newsroom stammt aus dem Budget der EU-Kommission für Öffentlichkeitsarbeit.
2. Wir präsentieren: Dokukratie (fragdenstaat.de, Arne Semsrott & Stefan Wehrmeyer) “Dokukratie”, das neue Recherchetool von “FragDenStaat” macht unter anderem Kleine Anfragen, Gutachten und Dokumente aus Untersuchungsausschüssen zentral durchsuchbar. “Dokukratie besteht aus zwei zentralen Elementen: Eine Website, über das alle Menschen zentral auf die gesammelten Dokumente zugreifen können, sowie ein offener Scraping-Hub, auf dem die Dokumente gesammelt werden.”
3. Warum ich nicht in die Ukraine gegangen bin (journalist.de, Carsten Stormer)
Der freie Kriegsreporter Carsten Stormer fühlt sich schuldig, nicht in die Ukraine gereist zu sein. In früheren Zeiten sei er ohne Auftrag losgezogen, um vor Ort nach Geschichten zu suchen. Jetzt ahne er jedoch, was dabei herauskommen würde: “In der Ukraine würde ich bestenfalls nur an der Oberfläche kratzen. Für eine Berichterstattung, die Tiefe und Nähe erzeugt, Wissen und Kontext vermittelt, eine Entwicklung aufzeigt, fehlen mir schlicht die Mittel. Große internationale Medien stellen ihren Korrespondenten Sicherheitsberater zur Seite, meist Ex-Militärs, die die Gefahrenlage einschätzen, die Risiken abwägen können und zur Not eine Recherche abbrechen. Man muss einen Fahrer mit Ortskenntnis anstellen, einen Übersetzer bezahlen. Lokale Produzenten, die helfen, Geschichten zu finden, Gegend und Menschen kennen, die Landessprache beherrschen, Benzin, Lebensmittel und eine Übernachtungsmöglichkeit klarmachen. Das gesamte Team muss mit schusssicheren Westen und Helmen ausgestattet sein. Das alles kostet sehr viel Geld.”
4. Russischer Dissident versteigert Nobelpreis-Medaille für Rekordpreis (zeit.de)
Der russische Journalist und Putin-Kritiker Dmitri Muratow ist Mitgründer der mittlerweile zwangseingestellten Zeitung “Nowaja Gaseta” und Inhaber einer Nobelpreismedaille. Diese ließ er nun zugunsten ukrainischer Flüchtlingskinder versteigern. Der Erlös brach alle Rekorde: “Bei einer Auktion in New York erzielte die goldene Medaille einen Erlös von 103,5 Millionen Dollar – rund 98,5 Millionen Euro. Noch nie ist eine Nobelpreismedaille auch nur annähernd für eine solche hohe Summe versteigert worden.”
5. Birte Meier wechselt zu RTL (sueddeutsche.de, Verena Mayer)
Birte Meier, langjährige Redakteurin des ZDF-Magazins “Frontal21”, wechselt mit den ebenfalls von “Frontal21” kommenden Manka Heise und Christian Esser zu RTL und wird dort nach Senderangaben eine “Investigativ-Unit” aufbauen. Meier hatte 2015 das ZDF wegen Lohnungleichheit verklagt. Das Verfahren lief über mehrere Instanzen, wurde jedoch abgewiesen. Dagegen wehre sich Meier nun vor dem Bundesverfassungsgericht.
6. Fynn Kliemann kritisiert “woke linke Szene” (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Der in die Kritik geratene Influencer Fynn Kliemann gab sich zwischenzeitlich reuig, holt nun aber zum Gegenangriff aus. In einer Wutrede auf Instagram beklagt er sich über “Teile der woken, linken Szene” und sieht sich im Zentrum düsterer Machenschaften: “Ich verstehe schon, ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht, dann habe ich nicht gespurt und genau mit den gleichen Geldern soll ich jetzt zerstört werden.”
Weiterer Lesetipp: Derweil treten neue Vorwürfe gegen Kliemann zutage: “Fynn Kliemann versteigerte digitale Kunstwerke für mehr als 200.000 Euro. Aber weil er sich nach Kontraste-Recherchen nicht an seine eigenen Auktionsbedingungen hielt, könnten ihm Schadensersatzforderungen drohen.” (tagesschau.de, Daniel Laufer)
1. Auslieferung: Warum sich Medien so schwer mit Julian Assange tun (freitag.de, Wolfgang Michal)
Wikileaks-Gründer Julian Assange soll tatsächlich in die USA ausgeliefert werden. Eine Nachricht, die bei den großen Leitmedien in Deutschland auf erstaunlich wenig Interesse getroffen sei, wie Wolfgang Michal findet: “Warum engagieren sich die Presseverlage, die eine Zeit lang von Wikileaks profitierten und sich in Assanges Weltruhm sonnten, so wenig für ihren ehemaligen Partner? Was hält die ‘vierte Gewalt’ davon ab, ein Zeichen eindeutiger Solidarität zu setzen?”
2. Nannen-Preis heißt jetzt “Stern” (faz.net)
Ein Rechercheteam des öffentlich-rechtlichen Jugendportals “funk” veröffentlichte im Mai ein Video, das sich mit Henri Nannen beschäftigt, dem Gründer, langjährigen Herausgeber und Chefredakteur des Magazins “Stern”. Dabei ging es insbesondere um Nannens Rolle in der Nazizeit. Wenige Tage später reagierte der aktuelle “Stern”-Chefredakteur mit einer Stellungnahme und versprach: “Wir werden der Sache auf den Grund gehen!” Nun hat das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr, zu dem der “Stern” gehört, mitgeteilt, den Nannen-Preis diese Woche als “Stern Preis” zu verleihen – um “die Debatte um Henri Nannens Vergangenheit zu entschärfen”.
3. Böhmermann, Kebekus und der Siegeszug der Public Impact Comedy (dwdl.de, Peer Schader)
“Der vom Feuilleton einst gefürchtete ‘Hedonismus des Oberflächlichen’ ist (teilweise) durch eine Art Public Impact Comedy ersetzt worden, die Entertainment vorgaukelt – aber Hintergrund und Aufklärung transportiert.” In seiner neuen “DWDL”-Kolumne beschäftigt sich Peer Schader mit “Comedy, die jenseits ihres Unterhaltungsanspruchs fest an die eigene Wirkung glaubt”.
4. Das Biotop in der Potse (tagesspiegel.de, Rüdiger Schaper)
Das Berliner Stadtmagazin “tip” feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag. Rüdiger Schaper war dort in den 1980er- und 1990er-Jahren Redakteur und freier Autor und erinnert sich zurück: “Berüchtigt waren die Produktionswochenenden. Der Umfang des Hefts lag bei 280 Seiten, und die Druckvorlagen mussten sonntags über die Transitautobahn auf den Weg nach Westdeutschland gebracht werden, wie das in jenen Jahren hieß. Layout und Alkohol, Schlussredaktion und Bier waren Synonyme. Das war im Tageszeitungsbetrieb damals nicht anders. Es wurde getrunken, geraucht und früh gestorben. Der Alkoholismus hat in der ‘Tip’-Belegschaft seine Opfer gefordert.”
5. Sollte Herkunft in TV und Radio hörbarer sein? (deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 33:36 Minuten)
Muss es immer Hochdeutsch sein? Oder darf regionale Herkunft in TV und Radio hörbar sein? Sollten Medien mehr Dialekt zulassen? Oder geht das zu Lasten der Verständlichkeit? Darüber sprechen ein Deutschlandfunk-Hörer, der Linguist Jannis Androutsopoulos, Christoph Wittelsbürger vom Deutschlandfunk-Sprecherensemble und Pia Behme aus der Dlf-Medienredaktion.
6. Die Text-zu-Quatsch-Generatoren (spiegel.de, Jörg Breithut)
Auf Twitter begegnen einem seit einigen Tagen künstlich generierte Neun-Bild-Kacheln mit allerlei surrealen Szenen, beispielsweise Darth Vader beim Rasenmähen. Jörg Breithut ordnet den Trend und die technologische Einwicklung dahinter ein. Die KI-Modelle seien mehr als reine Spaßmaschinen. Für Laien werde es immer leichter, Foto-Fakes zu erstellen, so ein von ihm befragter Informatikprofessor.
Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!
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1. Kriegsreporter Christoph Reuter (youtube.com, Jung & Naiv, Tilo Jung, Video: 3:23:40 Stunden)
Christoph Reuter ist seit 2011 Auslandsreporter für den “Spiegel”. Er hat in den vergangenen Jahren aus den unterschiedlichsten Krisenregionen und Kampfgebieten wie Syrien, Afghanistan und der Ukraine berichtet. Im Gespräch mit Tilo Jung geht es um Reuters Werdegang, das Kriegsreporterdasein und die Frage, warum die Erinnerung an seine halbjährige Beschäftigung mit der deutschen Innenpolitik bei Reuter immer noch Grusel auslöst.
2. “Bauerfeind + Kuttner”: Podcasts, die nur labern wollen (ohrensessel.podigee.io, Carina & Sandro Schroeder, Audio: 1:16:53 Stunden)
In der aktuellen Ausgabe vom Podcast-Podcast “Ohrensessel” geht es um das neue Gesprächsformat von Katrin Bauerfeind und Sarah Kuttner. Dabei arbeiten Carina und Sandro Schroeder einige allgemeine Phänomene heraus, die über den konkreten besprochenen Podcast hinausgehen: Vor- und Nachteile von Promi-Podcasts, die Tücken marketinggesteuerter Zweckgemeinschaften und die Probleme, die mit selbstgesprochener Werbung in Podcasts einhergehen.
Weiterer Hörtipp: Katrin Bauerfeind und Sarah Kuttner sind aktuell auch bei “Hotel Matze” zu hören.
3. Haltungsfragen – können Journalist*innen völlig neutral sein? (youtube.com, re:publica, Pune Djalilevand, Video: 1:04:32 Stunden)
In wieweit darf beziehungsweise muss Haltung im Journalismus eine Rolle spielen? Darüber diskutierten auf der re:publica Marieke Reimann (Zweite Chefredakteurin des SWR), Matthias Deiß (stellvertretender Leiter des ARD-Hauptstadtstudios), Daniel Drepper (“Acting head of investigations” beim Rechercheverbund von NDR, WDR und “SZ”) sowie Ann-Katrin Müller aus dem Hauptstadtbüro des “Spiegel”.
4. Warum Follower für Social-Media-Journalismus zahlen wollen und Werbungtreibende nicht (horizont.net, Eva-Maria Schmidt, Audio: 35:21 Minuten)
Der Fernsehjournalist Daniel Bröckerhoff ist vielen noch als eines der beiden Gesichter des ZDF-Nachrichtenmagazins “heute+” bekannt. Inzwischen moderiert er unter anderem das Nachrichtenmagazin “NDR Info 21:45”. Er betreibt aber auch erfolgreich einige Social-Media-Kanäle – und darum geht es vornehmlich in der aktuellen Folge von “Newsfluence”, dem Podcast von “Horizont”. Tipp: Am Ende des Gesprächs verrät Bröckerhoff, mit welchen Tools er tagtäglich arbeitet.
5. Was wird nun aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frankreich? (uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 16:03 Minuten)
Der französische Präsident Emmanuel Macron will die Rundfunkgebühr abschaffen, die jährlich immerhin etwa drei Milliarden Euro in die Kassen der öffentlich-rechtlichen TV- und Radiosender des Landes spült. Wie ist das einzuordnen? Was hat Macron vor? Und wie unterscheidet sich das französische vom deutschen Rundfunkmodell? Darüber spricht Holger Klein im mit dem Publizisten und Frankreich-Kenner Nils Minkmar.
6. Böhmannsland – in voller Länge (zdf.de, ZDF Magazin Royale, Video: 27:59 Minuten)
Über längere Zeit haben Satiriker Jan Böhmermann und dessen Team vom “ZDF Magazin Royale” kurze Videos veröffentlicht, in denen sie das Leben im “Kliemannsland” nachgestellt haben, der Wirkungsstätte des Influencers Fynn Kliemann. Zum Abschied gibt es das “Böhmannsland” in einem Zusammenschnitt in voller Länge.
1. Rügen für die Kollegen (sueddeutsche.de)
Der Deutsche Presserat hat wegen Verstößen gegen ethische Standards im Journalismus sieben Rügen ausgesprochen. Dabei geht es unter anderem um eine Suizidberichterstattung (“Tagesspiegel”), die Verletzung des Opferschutzes (“Bild”) und fehlerhafte Gesundheitstipps (“Hörzu” und “Gong”).
2. Verfassungsgericht stärkt Pressefreiheit (reporter-ohne-grenzen.de)
Das Bundesverfassungsgericht hat klargestellt, dass sich Journalistinnen und Journalisten nicht strafbar machen, wenn sie geleakte Daten entgegennehmen. Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, freut sich: “Die Ausführungen der Kammer haben Signalwirkung und stellen klar, dass der Datenhehlerei-Paragraf nicht so ausgelegt werden darf, dass dadurch wichtige Teile der Arbeit investigativer Journalistinnen und Reporter sowie ihrer Informantinnen und Helfer kriminalisiert werden.”
3. Hoppla, die “Bild” ist zu links (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Journalistin Judith Sevinç Basad hat nach eigenen Angaben bei “Bild” gekündigt und ihre Beweggründe in einem wütenden, offenen Brief geschildert. Der Axel-Springer-Konzern sei ihrer Ansicht nach “vor der unerträglichen Tyrannei der woken Aktivisten eingeknickt”. “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie gibt ihr auf Twitter höhnisch Recht: “Stimmt, Judith, wir sind jetzt links!”
4. Neue Kriegs-Rhetorik der Medien: Lob der Kriegsmüden (freitag.de, Hans Huett)
Beim “Freitag” kritisiert Hans Huett die Kriegsrhetorik mancher Medienleute: “Der Mut an den Fronten aber unterscheidet sich von dem Fern-Mut des Kommentators. Er schlüpft rhetorisch in die Robe des Richters, befehligt aber kein Standgericht und verfügt über kein Fallbeil, auch kein Erschießungskommando, tut aber mit seinen Worten so, als sei das der Fall. Hoppla!”
5. Fehler in der tagesschau am 13. Juni 2022 (blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim)
Am 13. Juni ist der 20-Uhr-“Tagesschau” in ihrer Berichterstattung über den Ukraine-Krieg ein Fehler unterlaufen. Dort wurde von einem russischen Angriff auf einen Markt in Donezk gesprochen, obwohl es sich um einen ukrainischen Artillerie-Angriff auf die von pro-russischen Separatisten besetzte Region gehandelt habe. Im Blog der “Tagesschau” äußerst sich ARD-aktuell-Chefredakteur Marcus Bornheim: “Uns ist der Fehler in der Abnahme des Beitrags nicht aufgefallen, das ärgert uns sehr und wir bedauern das, denn es entspricht nicht der sonst gebotenen journalistischen Sorgfalt in unsere Berichterstattung.”
6. Ein glorifiziertes Kulturgut (deutschlandfunk.de, Pia Behme & Antje Allroggen, Audio: 6:17 Minuten)
Das Kölner Boulevard-Anzeigenblatt “Express – die Woche” lobt in einem aktuellen Artikel die angeblich gesundheitsfördernden Wirkungen des Kölsch-Konsums. Für den Deutschlandfunk ein Anlass, sich anzuschauen, wie über Alkohol in Medien berichtet wird. Laut Suchttherapeutin Stefanie Bötsch handele es sich bei Alkohol um ein glorifiziertes Kulturgut: “Die Schattenseiten werden in Serien und Filmen selten dargestellt.”
1. Müde von der Kriegsberichterstattung (deutschlandfunk.de, Pia Behme)
Sascha Hölig vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung ist mitverantwortlich für den “Digital News Report 2022”, der den Deutschen ein tendenziell rückläufiges Nachrichteninteresse attestiert. Im Deutschlandfunk äußert sich Hölig zu den Gründen dieser Entwicklung: “Wir sehen schon seit mehreren Jahren, dass das starke Interesse an Nachrichten geringfügig abnimmt. Tendenziell sehen wir, dass Menschen eine gewisse Erschöpfung verspüren. Durch die Menge an Nachrichten und auch, weil sie in der Regel durchaus zu schlechter Laune führen.”
2. “Kroos war unprofessionell” (journalist.de, Michael Schaffrath)
Der Kommunikationswissenschaftler Michael Schaffrath hat kein Verständnis für das Verhalten des Fußballers Toni Kroos, der sich im Anschluss an das Champions-League-Finale über die “Scheißfragen” des ZDF-Reportes Nils Kaben aufregte: “Aus dem kausalen Zusammenhang zwischen eigenem Salär und TV-Übertragungen lässt sich durchaus ableiten, dass es zum Jobprofil eines Profis gehören sollte, Live-Interviews zu geben und dabei kritische Fragen on air auszuhalten. Im Sinne der eigenen Vermarktung, aber auch mit Blick auf das Image des arbeitgebenden Vereins müsste der Interview-Abbruch von Kroos als Affront eingestuft werden – und nicht die journalistisch gebotenen Fragen von Kaben.”
3. TikTok: Mit diesen Tricks raubt die App unsere Zeit (youtube.com, Zapp Medienmagazin – Daniel Frevel, Video: 11:17 Minuten)
Einem Bericht der Analysefirma data.ai zufolge sollen deutsche User und Userinnen mehr als 45 Minuten am Tag bei TikTok verbringen – und damit mehr Zeit als auf jeder anderen Social App. Das Medienmagazin “Zapp” hat Fragen: Woher kommt die Faszination für TikTok? Was passiert im Gehirn, wenn wir zum nächsten Video weiterswipen? Und mit welchen Tricks arbeitet das Unternehmen?
4. Appell an Außenministerin Baerbock zur Freilassung von Julian Assange (whistleblower-net.de)
Das “Whistleblower-Netzwerk” bittet Außenministerin Annalena Baerbock in einem offenen Brief, sich für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange einzusetzen: “Tragen Sie dazu bei, dass Meinungs- und Informationsfreiheit weder in seinem Fall noch bei dem anstehenden Gesetzesvorhaben auf der Strecke bleiben und Transparenz als Grundkonstante unserer Demokratie gestärkt wird.”
5. Ermittlungen gegen Influencer Kliemann (tagesschau.de)
Wie die “Tagesschau” berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Stade Ermittlungen gegen den Influencer Fynn Kliemann aufgenommen. Hintergrund sind Enthüllungen des Satirikers Jan Böhmermann über fragwürdige Maskengeschäfte.
6. Es geht voran! (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Bei Sky heißt es plötzlich “Wow”, bei Facebook “Meta” und die “Abendschau” des rbb wird zur “RBB24 Abendschau”. Markus Ehrenberg hat sich angeschaut, wie Medienmarken in letzter Zeit versuchen, mit neuen Namen ein neues Image aufzubauen.
1. Belästigung bei Fellner: Gericht segnet heimliche Aufnahmen ab (kurier.at, Nina Oberbucher)
Dem österreichischen Medienunternehmer Wolfgang Fellner (“oe24”) wurde von einer ehemaligen Mitarbeiterin sexuelle Belästigung vorgeworfen. Fellner stritt dies ab. Ungünstig für ihn, dass die Mitarbeiterin vor Gericht als Beweis heimlich angefertigte Tonaufnahmen vorlegen konnte. Daraufhin ging Fellner gegen sie zivilrechtlich vor – auch wegen “Datenschutzbedenken”. Dies wurde nun vom Gericht abgeschmettert. Auf Twitter bezeichnet Opferanwalt Michael Rami das Urteil als “juristischen Meilenstein”. Es lohnt sich, den ganzen Twitter-Thread zu lesen, denn Rami erklärt und ordnet dort den Fall nicht nur aus seiner Sicht ein, sondern deutet auch an, dass es keineswegs der einzige Belästigungsfall bei Fellner gewesen sein könnte.
Weiterer Lesetipp: Fellners Medienkonzern “oe24” hat sich anscheinend ohne Rücksprache und Vergütung bei Videomaterial des Journalisten Michael Bonvalet bedient und dabei sogar das eingebettete Wasserzeichen überblendet. Dagegen geht Bonvalet nun gerichtlich vor, wie er bei Twitter schreibt: “Irgendwer musste Ö24 also mal auf die Finger klopfen und dafür sorgen, dass sie nicht weiter Bilder und Videos klauen.”
2. Das ist der “Journalismus” in Wissenschaftsjournalismus (wissenschaftskommunikation.de, Marcus Anhäuser)
Die Corona-Wissenschaftler Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit ärgerten sich kürzlich öffentlich über die Berichterstattung der “Süddeutschen Zeitung”. Dort hatte die Wissenschaftsjournalistin und langjährige “SZ”-Redakteurin Christina Berndt die Arbeit des Corona-Sachverständigenausschusses kritisiert (nur mit Abo lesbar) und dazu den Entwurf eines Arbeitsberichts herangezogen. Marcus Anhäuser kommentiert: “Wissenschaftsjournalismus ist nicht der verlängerte Kommunikationsarm von Wissenschaft und Forschung. Auch wenn das viele in Wissenschaft und Forschung immer noch nicht wirklich begriffen haben. Der Artikel in der SZ ist kein ‘Tiefpunkt’ der Wissenschaftskommunikation, sondern ein Beispiel für ureigenstes Handwerk im Wissenschaftsjournalismus.”
3. Wie Roger Köppel eine wichtige EU-Abstimmung vergeigt (tagesanzeiger.ch)
Roger Köppel ist nicht nur Chefredakteur und Verleger des rechtskonservativen und wirtschaftsliberalen Schweizer Wochenmagazins “Die Weltwoche”, sondern auch Mitglied im Schweizer Nationalrat. Eine Tätigkeit, die er gelegentlich vernachlässige, wie Markus Häflinger in seiner “Glosse über einen politischen Maulhelden” schreibt: “Statt im Nationalrat eine Milliardenzahlung an Brüssel zu verhindern, verbringt der SVP-Nationalrat seine Zeit lieber in Dresden.”
4. Interest in news is down in the vast majority of countries (twitter.com, Reuters Institute, englisch)
Das Interesse an Nachrichten sei in der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Länder gesunken, berichtet das Reuters Institute for the Study of Journalism und zeigt dazu bei Twitter erschreckende Zahlen. Die Lage in Deutschland wird dort mit einem Rückgang von 74 auf 57 Prozentpunkte in den vergangenen sieben Jahren noch als “eher stabil” bezeichnet. Der Twitter-Thread des Reuters Institute ist eine Zusammenfassung des deutlich ausführlicheren “Digital News Report 2022” (ebenfalls auf Englisch).
5. Wie weit sind wir mit DAB+? (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
“Über 300 Radioprogramme sind über DAB+ verfügbar. Gut 100 davon werden nur digital ausgestrahlt. Warum der Umstieg von UKW zu DAB immer wichtiger wird” – Markus Ehrenberg beschreibt den aktuellen Stand der Hörfunk-Digitalisierung und prognostiziert, wie es weitergehen könnte.
6. Für Bücherfans, direkt ins Postfach (deutschlandfunkkultur.de, Stefan Mesch, Audio: 9:58 Minuten)
Wer sich für Literatur interessiert, kann mittlerweile auf eine Vielzahl interessanter Newsletter zurückgreifen. Der Journalist Stefan Mesch hat sich durchs Angebot gelesen und gibt Empfehlungen, welche Newsletter sich lohnen.
1. Behörden entdecken zwei Leichen (spiegel.de)
Seit über einer Woche werden der britische Journalist Dom Phillips und der Indigenen–Experten Bruno Pereira vermisst. Die beiden Männer sind zuvor für eine Recherche über Gewalt gegen Indigene ins brasilianische Amazonasgebiet aufgebrochen. Nun haben die brasiliansichen Behörden zwei Leichen entdeckt. Dass es sich dabei um Phillips und Pereira handelt, wurde bislang nicht von der Polizei bestätigt.
2. Warum die Chatkontrolle verhindert werden muss (youtube.com, re:publica, Elina Eickstädt & Viktor Schlüter, Video: 8:00 Minuten)
“Die EU-Kommission möchte alle Kommunikation auf der Suche nach möglichen Mißbrauchsdarstellungen von Kindern durchleuchten lassen. Das kann das Ende der vertraulichen Kommunikation in ganz Europa bedeuten. Damit das nicht passiert, müssen wir uns verbünden.” Elina Eickstädt und Viktor Schlüter erklären in ihrem Vortrag bei der re:publica verständlich und nachvollziehbar, warum die von der EU-Kommission geplante Chatkontrolle nicht zielführend, sondern gefährlich ist.
3. Neue Jagd auf Journalisten (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband zeigt sich besorgt über neue Drangsalierungen kritischer Journalistinnen und Journalisten durch die türkische Regierung und fordert die sofortige Freilassung der zahlreichen inhaftierten Medienschaffenden: “Die Bundesregierung muss dem türkischen Präsidenten klar machen, dass die Jagd auf Journalisten kein Kavaliersdelikt ist.”
4. Viel Bewegung im Bewegtbild-Markt (blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Bei den Streaming-Anbietern hat das große Umsortieren begonnen. Petra Schwegler hat sich den Markt genauer angeschaut und stellt eine neue Phase des Wettbewerbs fest: “Die großen Marken passen unter Wettbewerbsdruck ihre Plattformen und Angebote an, die Werbefinanzierung wird angeschoben und die Handelnden im Segment werden positioniert.”
5. Sommer-Reihe: “Maus”-Schwerpunkt zum Klimaschutz (dwdl.de, Alexander Krei)
Was im Erwachsenen-Programm der Öffentlich-Rechtlichen nach Ansicht vieler Kritiker zu kurz kommt, übernimmt nun eine Maus: die Klimaschutz-Berichterstattung. Ab dem 24. Juli soll es im Rahmen der “Sendung mit der Maus” einen wöchentlichen Klima-Schwerpunkt geben. Die Sendungen werden im Ersten und im Kika zu sehen sein.
6. Harald Schmidt: Wenn ich in Berlin zu tun habe, übernachte ich in Hannover (berliner-zeitung.de, Max Florian Kühlem)
Max Florian Kühlem hat sich mit dem ehemaligen Late-Night-Talker Harald Schmidt in Köln ins Café gesetzt und mit ihm über Berlin, Sahra Wagenknecht und das “Robert-Habeck-Modul” gesprochen. Dabei geht es auch um Schmidts Sicht auf die Medien und seine medialen Provokationen.