Unmotivierte Attacke auf verletzten Läufer

Wer heute nur den kleinen Text auf Seite 1 der “Bild” gelesen hat, muss Nils Schumann für einen ziemlichen Trottel halten:

Verlierer: 2000 in Sydney kämpfte sich Nils Schumann (31) im 800-Meter-Lauf sensationell zum Olympiasieg. Seine Chance auf ­eine Riesen-Karriere warf er danach leichfertig weg. Jetzt begründet der Thüringer seinen Rücktritt ­damit, dass er sich nicht mehr für die WM in Berlin motivieren kann – und will künftig als Motivationstrainer arbeiten! BILD meint: Blech-Schumi!

Was “Bild” verschweigt: Schumann war in den letzten Jahren immer wieder verletzt, wurde mehrfach an der Achillessehne operiert und wollte seine Karriere nach der Leichtathletik-WM sowieso beenden.

Die “Thüringer Allgemeine”, die Schumanns Rücktritt gestern als erstes vermeldete, zitiert den Sportler mit diesen Worten:

“Nach einer Stirnhöhlenvereiterung war ich nicht mehr richtig in Fahrt gekommen. Nur 90 Prozent Fitness reichen eben nicht. Und ich gestehe, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fiel, solche gesundheitlichen Rückschläge wegzustecken.”

Auch sonst wirkt Schumann weniger demotiviert, als viel mehr realistisch. Dem Sportinformationsdienst (sid) sagte er:

“Eigentlich wollte ich am Freitag in Leverkusen noch einen Angriff auf die WM-Norm wagen. Das wäre aber utopisch gewesen. 1:45 Minuten kann ich nicht mehr rennen.”

und

“Ich habe mir gewünscht, meine Karriere in Berlin beenden zu können”

Das mit der fehlenden Motivation meint übrigens auch “Spiegel Online” aus Schumanns Aussagen herausgelesen zu haben. Ein dpa-Artikel bekam dort folgenden Anfang verpasst:

Keine Motivation mehr: 800-Meter-Läufer Nils Schumann beendet nach zahlreichen Verletzungen seine Karriere.

Mit Dank an C.

Bild  

Blitzmerker

In der Stuttgarter Regionalausgabe berichtet “Bild” heute über einen “Blitzer, der nicht blitzt”. Dabei geht es ausnahmsweise nicht um einen “Busen-Blitzer”, sondern um eine Radarfalle im Grotztunnel in Bietigheim-Bissingen.

Interessant ist dabei viel weniger der kleine Mann von der Straße, der “ständig” Bußgeldbescheide bekommt und deshalb “Wutanfälle” kriegt, wenn er den Briefkasten öffnet (“Wenn ich bemerkt hätte, dass dort geblitzt wird, wäre ich langsamer gefahren.”), sondern Überschrift und Kernaussage des Artikels:

Der 1. Blitzer, der nicht mehr blitzt

Nun: Geschwindigkeitsmessgeräte, die nicht blitzen, gibt es schon seit mindestens sechs Jahren, zum Beispiel die im Thüringer Rennsteigtunnel.

Und selbst wenn “Bild” noch nie vom Rennsteigtunnel gehört haben sollte, gibt es da ja auch noch einen Tunnel in München, vor dem die Zeitung im vergangenen Oktober warnte:

Achtung Autofahrer! Radarfalle ohne Blitz. TV-Star Kai Böcking raste in 10 Tagen 8-mal rein

Mit Dank an Simone B., Mathias H. und Thomas L.

Nutzwert, Schächter, Anderson

1. “News to use”

(print-würgt.de, Michalis Pantelouris)

Michalis Pantelouris macht sich Gedanken über den Nutzwert von Artikeln. Er unterscheidet zwischen “einer Kultur des Habens” und “einer Kultur des Seins”: “In Zeitschriften, wenn sie gut sind, geht es nicht darum, mir bei der Einordnung dessen zu helfen was ich haben will oder wollen soll. Es geht darum, mir bei der Einordnung dessen Orientierung zu geben, was ich bin oder sein will.”

2. “Wie informiere ich mich richtig?”

(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)

Der Weltwoche-Kolumnist bietet fünf recht fragwürdige Tipps an, wie man eine Tageszeitung richtig liest. Tipp 1: “Lesen Sie keine geraden Seiten wie die Seiten 2, 4, 6 etc. Lesen Sie nur die ungeraden Seiten, also die Seiten 1, 3, 5 etc. Unser Hirn gewichtet stark rechts, genauso machen es die Redaktionen. Das Wichtige ist stets rechtsseitig platziert, also auf ungeraden Seitenzahlen, das Unwichtige stets links. Darum stehen in Zeitungen auch die Inserate links.”

3. “Die besten Recherchelinks für jedes Ressort”

(meedia.de)

“Mit Links zu Behörden, Datenbanken, Linksammlungen, Analysen, Archiven und Expertenportalen für die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.”

4. “Reden wie Markus Schächter (3)”

(medienpiraten.tv, Peer Schader)

Die dritte Folge der Übersetzungshilfe, die nötig ist, um zu verstehen, was der ZDF-Intendant Markus Schächter sagt.

5. “Who needs newspapers when you have Twitter?”

(salon.com, Frank Hornig, englisch)

Ein Gespräch mit Chris Anderson, in dem er sich weigert, die Wörter “journalism”, “media” oder “news” zu verwenden. “I don’t think that those words mean anything anymore. (…) Here at Wired, we stopped using them.”

6. Der Fuchs springt!

(youtube.com, Video, 23 Sekunden)

Fast jeder kennt das Pangramm “The quick brown fox jumps over the lazy dog”, in dem alle Buchstaben des Alphabets einmal vorkommen. Aber wer hätte gedacht, dass der Fuchs tatsächlich springt? Wir warten auf ein Video von Franz, der im komplett verwahrlosten Taxi durch Bayern jagt.

Zum Sterben in die Berge

Der Schauspieler und Entwicklungshelfer Karlheinz Böhm hat einen offenen Brief an die Geschäftsführer des Gong-Verlages geschrieben:

“Zum Sterben heim in die Berge” – Ihr Bericht über mich in die aktuelle Nr. 30/2009

Sehr geehrter Herr Braun, sehr geehrter Herr Geringer,

sicherlich werden Sie sich wundern, dass Sie diese Zeilen von mir erhalten. Denn wenn Sie dem Beitrag aus Ihrer Zeitschrift die aktuelle vom 18. Juli 2009 Glauben schenken, steht es “schlimm um mich”, denn ich habe mich “zum Sterben in die Berge” zurückgezogen. Mein “Herz hofft” aber nicht “nur noch auf Frieden”, sondern verspürt auch eine andere “Sehnsucht” – nach sauberer journalistischer Berichterstattung. Ich habe mich doch sehr über den Artikel über meinen Gesundheitszustand gewundert und mich gefragt, wie Ihre Redaktion nach einem kurzen Wortwechsel mit meiner Tochter zu dieser unseriösen Diagnose kam.

Ich fühle mich nach wie vor stark genug, um meinen Teil zur Verwirklichung der Vision unserer Hilfsorganisation Menschen für Menschen leisten zu können. Erst am vergangenen Freitag, 24. Juli 2009, habe ich mit meiner Frau Almaz im österreichischen Zwentendorf für unsere Arbeit den “Save the World Award” entgegengenommen. Ich bin weder “müde” noch habe ich “Äthiopien den Rücken gekehrt”. Mir geht es gut und schon bald werde ich wieder in die Projektgebiete zurückkehren.

Ich möchte Sie auffordern, in Zukunft Ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen und Ihre Storys besser zu recherchieren.

Erstaunlich an der Geschichte ist aber vielleicht weniger die Vernachlässigung journalistischer Sorgfaltspflichten durch die “Aktuelle”, sondern dass die Behauptungen der Illustrierten in abgeschwächter Form größere Verbreitung fanden — dank der Nachrichtenagentur dpa. Sie warb mit einer Vorabmeldung für das Blatt und meldete am Freitag, 17. Juli:

(…) Wie [Böhms] Tochter Katharina Böhm der Zeitschrift “Die Aktuelle” sagte, habe sich sein Gesundheitszustand so verschlechtert, dass er nicht mehr die Kraft habe, sich hundertprozentig für die von ihm gegründete Aktion “Menschen für Menschen” in Äthiopien einzusetzen. Karlheinz Böhm lebe jetzt in einer Salzburger Villa. (…)

Immerhin berichtete die Agentur nach einem Dementi von “Menschen für Menschen” nur viereinhalb Stunden später, dass Böhm “sich selbst als gesund meldet” und überschrieb eine längere Zusammenfassung: “Verwirrung um Gesundheit von Karlheinz Böhm”.

Bleibt die Frage, warum ein Blatt wie die “Aktuelle”, das aktuell mit einem Foto von Angela Merkel und der Schlagzeile “Scheidung” aufmacht (kleiner: “Die Wahrheit über ihre 1. Ehe”), warum ein solches Blatt überhaupt eine Quelle für dpa darstellt. Der Sprecher der Agentur, Justus Demmer, antwortet uns:

Unabhängig vom Medium, das uns einen Text (vorab) übermittelt, prüfen wir den Inhalt von an uns übermittelten Informationen soweit wie möglich nach. Das hat sich schon bei jeder Art von Quelle gelohnt, egal, wie es um deren jeweiliges öffentliches Ansehen bestellt ist. Wir glauben also niemandem blind, aber wir prüfen Informationen zuerst nach ihrem potenziellen Wahrheitsgehalt, nicht nach dem Ansehen der Quelle.

Ja, potenziell hätte Karlheinz Böhm natürlich schwer krank sein können.

Herman, Tele-Gym, Fellner, FKK

1. Interview mit Hans-Mathias Kepplinger

(derstandard.at, Doris Priesching)

Der Medienforscher Hans-Mathias Kepplinger stellt in einem langen, lesenswerten Gespräch fest, dass “der Anteil der Beiträge über Dinge, die uns gefährden können in den Medien im Laufe der Zeit immer mehr zugenommen hat, obwohl die Gefahren insgesamt abgenommen haben.”

2. Welt online wirbt mit FKK-Kompetenz

(carta.info, Robin Meyer-Lucht)

Welt.de schaltet Banner, mit denen für eine Erklärung des “neuen Trends” und “neuen Kults” FKK geworben wird. Den interessierten Leser erwartet nach dem Klick ein Artikel vom 23. Juli 2008, der das nicht erklärt.

3. Portrait von Niki Fellner

(falter.at, Stefan Apfl)

Ein Text über den “Kronprinz von ‘Österreich'”, den 24-jährigen Niki Fellner, Sohn von Wolfgang Fellner, der rund 70 Stunden pro Woche im Newsroom verbringt.

4. “Tele-Gym im BR: Schleichwerbung?”

(sueddeutsche.de, Marvin Oppong)

“Bauch, Beine, Po: Im Bayerischen Fernsehen hat das ‘Tele-Gym‘ der Fitnessfee Johanna Fellner viele Fans – und externe Helfer: Krankenkasse, Staat und der Adidas-Konzern mischten mit.”

5. “Hubert Burda und das Jammern der Verleger “

(sierralog.com)

Das Sierralog macht ein Gedankenexperiment und fragt sich, wie wohl Burda reagiert hätte, wenn 1998 jemand gekommen wäre und vorgeschlagen hätte: “Nun ja, ich habe daran gedacht ab sofort monatlich rund EUR 50,- breit gestreut in diversen Burda Medien zu Werbezwecken einzusetzen. Aber bitte semantisch einigermaßen sinnvoll und zahlen will ich dann, wenn es auch wirklich nützt …”

6. “Eva Herman gewinnt im Berufungsprozess gegen Axel-Springer-Verlag”

(olg-koeln.nrw.de, PDF)

“Der 15. Zivilsenat verbot dem Verlag, die Moderatorin weiter falsch in der Weise zu zitieren, wonach sie den Nationalsozialismus in Teilen gutgeheißen habe, nämlich in Bezug auf die Wertschätzung der Mutter. Außerdem muss der Springer-Verlag eine Geldentschädigung von 25.000,- Euro zahlen und in einer weiteren Veröffentlichung richtig stellen, dass Frau Herman die Äußerung so nicht getätigt hat.”

Böhm, Aigner, Cerf, @BonitoTV

1. “Offener Brief von Karlheinz Böhm an den Gong Verlag”

(menschenfuermenschen.de, Karlheinz Böhm)

Karlheinz Böhm dementiert in einer Pressemitteilung einen Artikel in der Zeitschrift die aktuelle vom 18. Juli 2009. Er habe sich nicht “zum Sterben in die Berge” zurückgezogen. “Ich habe mich doch sehr über den Artikel über meinen Gesundheitszustand gewundert und mich gefragt, wie Ihre Redaktion nach einem kurzen Wortwechsel mit meiner Tochter zu dieser unseriösen Diagnose kam.”

2. “Ring frei, Frau Ministerin”

(axel-springer-akademie.de, Manuel Bewarder)

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wird von Studenten der Axel-Springer-Akademie interviewt: “Aigner spricht darüber, wie eine Kampagne für eine bildhafte Kennzeichnung von Lebensmitteln angestoßen werden könnte. ‘Vielleicht könnte ich Sie in den Medien dazu gut gebrauchen?'”

3. Interview mit Vinton G. Cerf

(faz.net, Marco Dettweiler und Roberto Zicari)

“Die Copyright-Problematik entsteht doch dadurch, dass das Netz durch Kopieren funktioniert. Ein Browser kopiert eine Datei von einem Webserver und interpretiert sie dann für die Darstellung im World Wide Web. Copyright hat historisch immer so funktioniert, dass der Vertrieb von Werken in physischer Form wie Bücher, CDs, DVDs, Magazine, Zeitungen, Videokassetten oder LPs kontrolliert wurde. Digitale Informationen können nun mal leicht kopiert und verteilt werden. Dadurch entsteht ein Problem mit dem herkömmlichen Urheberrecht.”

4. “Recherche? ‘FAZ’ fällt auf falschen Schmidt rein”

(dwdl.de, Thomas Lückerath)

“Seit Monaten ist bekannt und im Web leicht recherchierbar, dass unter @BonitoTV weder Harald Schmidt noch sein Team twittert. Und doch fiel jetzt jemand auf eine fiktive Pressekonferenz rein – und das ausgerechnet bei der ehrenwerten ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’.”

5. “Neuer Schlagabtausch Meyer/Köppel”

(tagesanzeiger.ch, David Vonplon)

“Im ‘SonntagsBlick’ beschimpft Frank A. Meyer die ‘Weltwoche’ als ‘rechtsradikales Sektenblatt’. Verleger Roger Köppel will das nicht akzeptieren. Droht nun ein juristisches Nachspiel?”

6. “Helft Gruner + Jahr!”

(freischreiber.de)

“Gruner + Jahr kämpft mit Umsatzeinbußen – Freischreiber hilft!”

Zwei-Klassen-Leserschaft

Man hört ja in der letzten Zeit oft, dass Verleger über die “Alles kostenlos”-Mentalität im Internet klagen.

Die “Bild am Sonntag” hat sich offenbar eine neue Taktik zu dem Thema überlegt. Während Leser (also Käufer) der Print-Ausgabe eine fehlerfrei beschriftete Grafik zum Thema Parkinson zu Gesicht kriegen, müssen Besucher von Bild.de mit sowas hier Vorlieb nehmen:

Das sind nun wirklich zu viele Rechtschreibfehler, um die alle abzutippen.

Mit Dank an Diana S.

Nachtrag, 28. Juli: Vermutlich wurden ausreichend Print-Ausgaben abgesetzt, denn nun dürfen auch die Online-Leser die korrekte Version sehen.

Lüthi, Konken, Pantelouris, Metaphern

1. Interview mit Barbara Lüthi

(sonntagszeitung.ch, Ursula Zenger)

Die Schweizer Fernsehjournalistin Barbara Lüthi erzählt von ihrem Korrespondenten-Dasein in China. “Das Internet verändert China, es ist eine grosse, subversive Kraft. Zurzeit gibt es rund 300 000 Blogs, in denen die ‘Charter 08’ diskutiert wird, ein neuer Vorschlag für eine politische Reform. Andere Leute stellen ihre Beschwerden oder Anliegen ins Netz, samt Handynummer. Oder ein Bauer filmt mit dem Handy einen Aufstand und rennt ins nächste Internetcafé, um die Bilder zu verbreiten. Die werden zwar rasch gesperrt. Aber ein, zwei Stunden genügen, damit wir das aufgreifen.”

2. “Braucht mich noch einer?”

(print-würgt.de, Michalis Pantelouris)

Michalis Pantelouris erinnert sich an goldene Zeiten “in der Hochzeit der ersten Internet-Blase”, welche die meisten Online-Journalisten nie erlebt haben dürfen. Verleger Dirk Manthey (heute meedia.de) hat “nicht nur das Fitnessstudio, den Golfclub und eine wöchentliche Massage bezahlt, er hat auch jedem einzelnen Angestellten eines Magazins eine Magnum-Flasche Champagner geschickt, wenn ihm eine Ausgabe besonders gut gefiel.”

3. “Worte des Vorsitzenden Konken”

(netzfundbuero.de, Slideshow)

10 Zitate von Michael Konken, seit 2003 Vorsitzender des DJV, zum Beispiel “Das Internet ist eine Plattform auch für Schmierfinken ganz besonderer Art”. Wer Mitglied des DJV ist und das Internet nicht zwigend als Feind des Journalismus sieht, kann sich ja seine Mitgliedschaft nach der Lektüre nochmals überlegen.

4. “Berichten deutsche Medien über Googles Antwort? Nicht wirklich.”

(netzwertig.com, Marcel Weiss)

“Viele deutsche Medien haben über die ‘Hamburger Erklärung’ der Verleger berichtet. Über Googles Antwort herrscht mehrheitlich Schweigen.”

5. “Stell dir vor es ist Browser-Krieg und niemand geht hin”

(netzwelt.de, Michael Knott)

Was hat es eigentlich mit den Kriegs-Metaphern im Journalismus auf sich? “Da ziehen Schnäppchenjäger freiwillig in Rabattschlachten, Hacker bereiten IT-Administratoren Kopfschmerzen durch DDOS-Attacken, Microsoft-Chef Steve Ballmer bläst zum Angriff auf Yahoo – eigentlich kann der Suchmaschinenbetreiber da gleich die Flinte ins Korn werfen.”

6. “Fünf Irrtümer über die Piratenpartei”

(futurezone.orf.at, Günter Hack)

5 “populäre Irrtümer” über die Piratenpartei im Detail widerlegt.

AP  

Diese Meldung unterliegt dem Copywrong

Die Nachrichtenagentur AP macht in diesen Tagen Schlagzeilen mit einer neuen Politik und einer neuen Technik: Sie will radikal gegen ihrer Meinung nach unbefugten Gebrauch ihrer Meldungen vorgehen. “Wir haben zu lange dagestanden und zugesehen, wie andere Leute mit der harten Arbeit unserer Journalisten Geld gemacht haben”, wird AP-Chef Tom Curley in einer Meldung seiner eigenen Agentur vom Freitag zitiert.

Am selben Tag veröffentlichte der deutsche Dienst von AP folgende Meldung:

Apple lenkt im Streit mit Palm um iTunes ein /
Funktion beim Smartphone Pre wieder aktiviert

New York (AP). Apple hat in einem Streit mit dem Konkurrenten Palm eingelenkt: Das Smartphone Pre von Palm kann jetzt wieder die Musik-Download-Software iTunes nutzen. Apple ermöglichte das mit einem automatischen Software-Update an die Telefone, wie Palm am Donnerstagabend in einem Blog-Eintrag mitteilte. Apple hatte die Funktion, eine der interessantesten beim Pre, vergangene Woche abgeschaltet und erklärt, das Smartphone gebe fälscherlicherweise vor, ein iPod zu sein. (…)

Wir wissen nicht, ob wir mit diesem Zitat schon gegen irgendwelche ambitionierten Copyright-Vorstellungen von AP verstoßen haben. Sicher aber ist, dass es der Nachrichtenagentur schwer fallen dürfte, sich auf die “harte Arbeit” ihrer Journalisten zu berufen, denn die Meldung ist falsch. Apple hat keineswegs eingelenkt. Palm hat es nur durch einen (rechtlich umstrittenen) Trick geschafft, die Software von Apple zu überlisten. Der Eintrag im offiziellen Palm-Blog, auf den sich AP beruft, spricht auch weder von einem Einlenken, noch einem Software-Update von Apple: Es ist natürlich die Firma Palm, die eine neue Version ihres Betriebssystems veröffentlicht hat, und so den Streit mit Apple auf die Spitze treibt.

Das hat inzwischen nach Leserhinweisen sogar die Online-Redaktion der “Rheinischen Post” gemerkt, die die AP-Meldung übernommen (und, wie üblich, zum Eigenbericht umdeklariert) hatte.

Nur von AP gibt es bis heute keine Korrektur. Vermutlich sind sie noch damit beschäftigt nachzugucken, ob ihnen jemand diese Meldung geklaut hat.

Mit Dank an Bernd K.!

Beckstein von keinem Alligator fast gefressen

Wie muss man es sich eigentlich vorstellen, wenn man “fast” von einem Alligator gefressen wird? Im Falle des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein ist es so, dass der sich das offensichtlich als ein lustiges Abenteuer vorstellt. Im Interview mit der “Augsburger Allgemeinen” jedenfalls erzählt er ziemlich gut gelaunt und entspannt  von einem aktuellen Urlaubserlebnis:

Haben Sie die neue Freizeit heuer schon einmal für Urlaub genutzt?

Beckstein: Ich war in den USA.

Wo?

Beckstein: In Florida.

Wie war’s?

Beckstein: Spannend. Um ein Haar wäre ich von einem Alligator gefressen worden!

Wie bitte?

Das “spannende” Erlebnis, beinahe gefressen zu werden, ist der “Augsburger Allgemeinen” gleich mal eine Überschrift wert — und auch Bild.de und der “Münchner Merkur” in seiner Online-Ausgabe haben schon eine weitgehend klare Vorstellung davon, wie das sein muss, wenn man in den amerikanischen Everglades mit einem Boot kentert und als leckere, exotische Hauptmahlzeit ausgemacht wird:

Schließlich schildert  Beckstein den dramatischen Moment, als er den schwimmenden Monstern gerade eben nochmal entkam. Nämlich so:

“Meine Frau und ich fuhren in einem Kanu durch die Everglades und beobachteten Schildkröten und riesige Alligatoren – plötzlich kenterten wir”, sagte Beckstein. “Doch Gott sei Dank griff uns kein Alligator an.”

Das — so befand man bei dpa — darf man einer guten Nachrichtenagenda keineswegs vorenthalten. Der Leadsatz ihrer Vorab-Meldung vom Freitag liest sich demenstprechend trocken und seriös:

Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wäre bei seinem jüngsten USA-Urlaub beinahe von einem Alligator gefressen worden.

Mit Dank an Markus M. und Noire.

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