Vorab Twittern? Wer macht denn sowas?

“Gefährliches Zwitschern” ist ein Artikel im aktuellen “Spiegel” überschrieben. Mit dem “Zwitschern” sind die Kurznachrichten des Online-Dienstes Twitter gemeint, und “gefährlich” sind die nach Ansicht des Bundeswahlleiters und von Politikern, wenn durch sie vor dem Schließen der Wahllokale die vertraulichen Ergebnisse von Wählerbefragungen veröffentlicht werden. Das könnte eine “verfassungswidrige” Beeinflussung der Wahl sein, weiß der “Spiegel” und warnt:

Bürger oder Parteien könnten das Ergebnis anfechten, womöglich müsste die Wahl wiederholt werden.

Weil sich “mögliche Twitter-Informanten” laut “Spiegel” möglicherweise nicht einmal von einer drohenden Geldbuße abschrecken lassen würden, sei sogar ein Verbot der Befragungen am Wahltag im Gespräch.

Bundeswahlgesetz § 49a

Ordnungswidrig handelt, wer (…) Ergebnisse von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung vor Ablauf der Wahlzeit veröffentlicht.

Aber wer macht sowas überhaupt: vertrauliche Umfrageergebnisse vorzeitig per Twitter in Umlauf bringen, anonym womöglich und aus den geheimnisvollen “rechtsfreien Zonen”, von denen die Verlage gerade so viel raunen? Der “Spiegel” bleibt an dieser Stelle sehr vage, lenkt aber den Verdacht auf die Politiker, die bei der Bundespräsidentenwahl das Handy nicht aus lassen konnten. Doch das war vielleicht stillos, konnte die Wahl aber nicht mehr beeinflussen und war auch nicht gesetzlich verboten.

Anders war es bei diesen Umfrageergebnissen vom Tag der Europawahl vor drei Wochen (die sich hinterher allerdings als nicht wirklich treffend herausstellen sollten):

Und wer ist der gefährliche Zwitscherer, der diese Zahlen deutlich vor der Schließung der Wahllokale verbotenerweise per Twitter öffentlich machte? Jan Fleischhauer, Redakteur bei einem großen deutschen Nachrichtenmagazin.

Bild, focus.de  etc.

Michael Jackson – Jahre vor seinem Tod

Man kann nicht sagen, dass “Bild” dieser Geschichte nicht genug Platz eingeräumt hätte:

Michael Jackson Stunden vor seinem Tod - Da tanzte er noch auf dem Tisch

Im Innenteil widmet “Bild” Jackson drei Seiten, zeigt “die letzten Fotos” und wagt weitreichende Interpretationen:

Vor vier Tagen starb der “King of Pop” mit nur 50 Jahren. Nur wenige Stunden zuvor probte er noch in Los Angeles für seine neue Show. Jacko trägt schwarze Klamotten, er tanzt, er wirkt gelöst, zufrieden, er spricht mit den Komparsen. Es sind Fotos der letzten Probe, die das Drama um Michael Jackson in einem noch mysteriöseren Licht erscheinen lassen. Denn der Jackson, den wir auf den Fotos sehen, sieht nicht totkrank [sic] aus.

Dass Jackson auf den Fotos so vital wirkt, könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass sie nicht am “vergangenen Mittwoch” entstanden sind, sondern schon etwas früher: im November 2003, bei den Dreharbeiten zum Musikvideo “One More Chance”, das nie fertiggestellt wurde, weil zeitgleich die Ermittlungen gegen den Popstar wegen Kindesmissbrauchs begannen.

Ein Kalender für 2006 zeigt Jackson im gleichen Aufzug und mit der gleichen Frisur an dem Tisch sitzen, auf dem er angeblich am Mittwoch tanzte.

Möglicherweise ist das auch der Grund, warum der Artikel bei Bild.de — ohne jede Erklärung — plötzlich nicht mehr verfügbar ist.

Aber “Bild” ist nicht als einziges Medium auf die umetikettierten Fotos hereingefallen. Auch “Welt” und “Berliner Morgenpost” und viele andere internationale Medien berichteten über die Bilder vom “Tag vor seinem Tod”. Auch der Internetdienst TMZ.com, der am Donnerstag als erstes Medium über Jacksons Tod berichtet hatte, zeigte zwischenzeitlich die Fotos und präsentierte sie als neu.

“Focus Online” hat inzwischen recherchiert, wie es zu dem Vorfall kommen konnte:

Des Rätsels Lösung: Die “Bild”-Zeitung ist einem dreisten Betrug aufgesessen, denn die Aufnahmen schienen zwar exklusiv und noch nie veröffentlicht worden zu sein, doch sie entstanden bereits 2003. “Es stimmt, die Bilder sind sechs Jahre alt”, erklärte Michael Symanowski von der Potsdamer Agentur Reflex im Gespräch mit FOCUS Online. […]

“Wir sind den Tränen nah”, sagt Michael Symanowski. Für die “Bild”-Redaktion gilt heute sicher das Gleiche.

Was “Focus Online” dabei elegant verschweigt: In einem eigenen Artikel, auf den sich wiederum max.de und tvspielfilm.de bezogen, prangten bis vor kurzem noch diese Bilder:

Einen Tag vor seinem Tod steht Jackson nochmals im Rampenlicht, klatscht seine Komparsen ab. / Jacksons letzter Tisch-Tanz.

PS: Einigermaßen bemerkenswert ist übrigens die selektive Wahrnehmung der “Focus Online”-Redaktion:

Die Verwunderung war groß, als der Blick in die Montagausgabe der “Bild”-Zeitung fiel. Stolz präsentierte das Blatt die angeblich letzten Fotos von Michael Jackson. […]

Doch schnell kamen Zweifel an der Echtheit der Bilder auf.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 16:15 Uhr: “Focus Online” hat seinen Artikel noch mal ein bisschen nachbearbeitet. Plötzlich finden sich darin auch Bezugnahmen aufs eigene Medium:

Auch FOCUS Online war den falschen Bildern zunächst aufgesessen und hatte einige davon für die Berichterstattung zum Tod von Michael Jackson übernommen. […]

Die “Bild”-Zeitung und andere Medien, darunter auch FOCUS Online, sind einem dreisten Betrug aufgesessen […]

Über die Tränen der “Bild”-Redaktion wird dafür nicht mehr gemutmaßt.

2. Nachtrag, 17:15 Uhr: Bild.de erklärt in einem eigenen Artikel, wo die falschen Bilder herkamen, und schließt ungewohnt offen:

Ausdrücklich bedankt sich BILD bei den zahlreichen Michael-Jackson-Fans, die uns auf den Schwindel aufmerksam gemacht haben. Dass auch wir darauf reingefallen sind, bedauern wir.

3. Nachtrag, 30. Juni: Auch “Welt Online”, “Berliner Morgenpost” und “Frankfurter Rundschau” haben bereits gestern teils ausführlich erklärt, wie die falschen Bilder in ihre Angebote gekommen waren.

Polenflugwarnung

Weil Prinz Fürst Albert von Monaco in einem Interview gesagt hat, dass er erst dann heiraten wird, wenn er heiraten wird, schenkt “Spiegel Online” uns einen vielteiligen Blick in das Fotoalbum der Familie — und den Bio- und Erdkunde-Lehrern der Nation wieder einmal frisches Material für das beliebte Spiel: “Was stimmt hier nicht?”

Im April 2006 nahm Albert II. an einer Nordpolexpedition teil, die anlässlich des 100. Jahrestages der Arktisexpedition seines Ururgroßvaters, Fürst Albert I., veranstaltet wurde.

(Natürlich ist bei Fürstens nicht ausgeschlossen, dass ein Pinguin für ein spektakuläres Foto um die halbe Welt geflogen wurde. In diesem Fall war es dann aber doch nicht so.)

Mit Dank an Uwe M. und Steffen S.

Nachtrag, 30. Juni. “Spiegel Online” hat sich in einer “Anmerkung der Redaktion” korrigiert:

In dieser Fotostrecke befand sich ein Bild von Albert mit einem Pinguin, versehen mit dem Text, der Fürst sei auf einer Nordpolexpedition gewesen. Tatsächlich gibt es am Nordpol keine Pinguine. Wir haben das Bild entfernt und bitten den Fehler zu entschuldigen.

Das Foto einfach mit dem passenden Text zur Südpol-Expedition Alberts zu versehen, war den Kollegen wohl zu riskant.

Schlingensief, Computermüll, Kall

1. Martin Kall gegen das “Heruntersparen der Redaktionen”

(medienforum.nrw.de)

Bemerkenswerte Aussagen von Tamedia-CEO Martin Kall in seiner Keynote am Internationalen Printkongress. Kall riet anderen Verlagen, “vor allem in den Journalismus zu investieren”. Denn: “Wir können uns das Heruntersparen der Redaktionen nicht leisten.“ Ist das ein cleverer Schachzug, um die Konkurrenz zu verwirren? Schliesslich hat Tamedia bei seinem Flaggschiff Tages-Anzeiger eben die Printredaktion merklich ausgedünnt. Und auf tagesanzeiger.ch fährt das Unternehmen einen journalismusarmen Boulevardkurs.

2. “Die SRG in der Krise”

(nzz.ch, Francesco Benini)

“Armin Walpen geht und hinterlässt einen Scherbenhaufen.”

3. “Vertragspiraten”

(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)

“Die FAZ, die seit Monaten eine Kampagne für neue Leistungsschutzrechte gegen ‘digitale Enteignung’ fährt, lizenzierte Texte von Elke Heidenreich ohne deren Wissen und ohne finanzielle Beteiligung.”

4. “Der Tag, an dem das Fernsehen dabei war, als Michael Jackson starb”

(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)

Peer Schader fragt sich, warum die “ARD-Tagesschau” mit Michael Jackson aufmacht und was Uri Geller in den “Tagesthemen” macht. Und ZDF-Korrespondent Klaus-Peter Siegloch beobachtet in New York: “Es sind viele Fernsehanstalten hier, die live berichten.” Hier ein Cartoon (picturesforsadchildren.com), der die Nichtinformationen gut auf den Punkt bringt.

5. “Digital Dumping Ground”

(pbs.org, Video, 20:29 Minuten)

Ein kleiner Teil des westlichen Computermülls wird vorschriftsgemäss entsorgt. Ein grosser Teil aber landet in Ländern wie Ghana, China, Vietnam oder Indien. Manchmal inklusive privaten Bildern und Kreditkartennummern.

6. “Ein Opernhaus für Ougadougou”

(schlingensief.com, Christoph Schlingensief)

Der lesenswerte Zeit-Artikel von Anita Blasberg über Christoph Schlingensief, der, “schwer an Krebs erkrankt, durch Afrika reist und einen Bauplatz für sein Festspielhaus sucht”, ist online. Aufkommender Kritik an seinem Unternehmen auf nachtkritik.de antwortet er: “Natürlich bin ich ein Onkel in der Sänfte“.

Das mediale Sterben des Michael Jackson

Dass Michael Jackson am gestrigen Donnerstag im Alter von 50 Jahren verstorben ist, dürfte inzwischen jeder mitbekommen haben, der sich heute nur in der Nähe eines Computers, Radios oder eines anderen Menschen aufgehalten hat.

In der Nacht war die Nachrichtenlage noch deutlich unübersichtlicher: Der Onlinedienst TMZ.com war sich ganz sicher (wie der diensthabende Redakteur der “LA Times” erzählte), als er um 23:44 Uhr deutscher Zeit verkündete, Jackson sei tot. Aber war der Nachricht auch zu trauen?

Was folgte, ist ein Lehrbuch-Beispiel dafür, wie Journalismus im Jahr 2009 funktioniert — immer getrieben von den teils unvereinbaren Wünschen, möglichst der Erste zu sein und möglichst nichts falsches zu berichten:

Bild.de um 23:59 Uhr:*

Herzstillstand: Michael Jackson gestorben

Bild.de um 00:01 Uhr:

Internetdienst TMZ: Michael Jackson gestorben

Bild.de um 00:14 Uhr:

Internetdienst TMZ: Michael Jackson gestorben?

Bild.de um 00:30 Uhr:

Das Drama um Michael Jackson: Herzstillstand, Koma, verzweifelte Rettungsversuche

Bild.de um 00:50 Uhr:

Nachrichtenagentur AP meldet: Popstar Michael Jackson (50) ist tot!

Bild.de um 01:09 Uhr:

Verzweifelt kämpften die Ärzte um das Leben des Popstars (✝50): Michael Jackson ist tot!

Aber auch bei anderen Medien gab es ein gewisses Chaos, bis schließlich Gewissheit herrschte. So konnte man um 00:34 Uhr bei “RP Online” diese Überschrift lesen:

Zustand kritisch: Michael Jackson im Krankenhaus. zuletzt aktualisiert: 26.06.2009 - 00:20. Los Angeles (RPO). Der Popstar Michael Jackson ist am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Nach unbestätigten Quellen hat er einen kurzzeitigen Herzstillstand erlitten. Über seinen Zustand wird derzeit nur spekuliert.

Unter dem Artikel aber stand ein Kommentar von 00:01 Uhr, der nahelegt, dass Überschrift und Aussage des Artikels zu diesem Zeitpunkt etwas anders ausgesehen hatten:

Michael Jackson ist tot. Ich bin erschüttert....Ich werde für Ihn beten, was soll man sonst in so einem Moment machen. Mein Beileid gilt der gnzen Familie.

Um 00:44 Uhr stand dann auch für “RP Online” fest:

EILMELDUNG Berichte: Michael Jackson ist tot

Zum gleichen Zeitpunkt gab sich die britische “Sun” noch außergewöhnlich distanziert:

Breaking news: Jacko 'dead' Heart attack kills star, say reports

Doch nicht alle Online-Redaktionen konnten zu dieser Nachtschlafenden Zeit schnell reagieren. Um 00:56 Uhr lauteten die Top-Stories bei stern.de und sueddeutsche.de noch

Obama-Merkel-Treffen: Prima Klima verzweifelt gesucht

beziehungsweise

Ruf nach höherer Mehrwertsteuer

Um etwa 01:20 Uhr wäre man dann aber auch bei diesen beiden Seiten zumindest grob informiert gewesen.

Während MTV in den USA sein Programm umstellte und Michael-Jackson-Videos zeigte, liefen bei den deutschen Musiksendern in der Nacht noch die vorbereiteten Clips. Die Startseite von mtv.de aber sieht seit seit mindestens ein Uhr schlicht und ergreifend so aus:

R.I.P. KING OF POP, Michael Jackson 29.08.1958 - ✝25.06.2009

Sämtliche Die meisten gedruckten Zeitungen von heute waren damit natürlich vergleichsweise uninteressant …

Mit Dank auch an Jochen K.

*) Diesen Screenshot haben wir um 16:15 Uhr nachgetragen. Wir verdanken ihn unserem Leser Thorsten K.

Tilgner, Mingels, Ahmadinedschad

1. Interview mit Ulrich Tilgner

(swr.de, Wolfgang Heim)

Iran-Korrespondent Ulrich Tilgner (wegen Einschränkungen seiner Arbeit nicht mehr beim ZDF) ist nach Deutschland zurückgekehrt und spricht (mp3, 31:42 Minuten) über die Propaganda aus dem Westen, über Demonstrationen, die von Zehntausenden auf Millionen Menschen anwachsen, über das öffentliche Leben im Iran, das ohne Internet schlicht zusammenbricht und über die Software aus China, die jeden Morgen neu installiert werden muss, um die Internet-Filter zu umgehen.

2. “Bad Cover Versions*”

(stefan-niggemeier.de, Daniel Erk)

Daniel Erk liest den ins Zeit-Magazin übernommene Das-Magazin-Artikel “Dubai Exodus” (Guido Mingels, 19.06.2009) und vergleicht ihn mit dem Independent-Artikel “The dark side of Dubai” (Johann Hari, 07.04.2009). Erk meint: “(…) vielleicht hätte man auch einfach Johann Haris ganz hervorragenden Text übersetzen können. Oder, wenn man sich schon an seinem Text orientiert, wenigstens kurz auf ihn verweisen können. Im Hiphop nennt man das ‘Samples’ klären – und dem Respekt zollen, dem Respekt gebührt.”

3. “Finde den Unterschied – Zeit Online vs. Printausgabe”

(unpolitik.de)

“Stoppschilder vor Kinderpornoseiten” vs. “Verbot von Kinderpornographie”.

4. “IVW schränkt ab 2010 Relevanz von Page Impressions ein”

(horizont.net)

Endlich gibt es ein wenig Hoffnung auf ein Ende der den Online-Journalismus verändernden Page Impressions. Leider bleiben sie auch in Zukunft “ein Faktor zur Darstellung der Werbeträgerleistung von Online-Medien” (ivw.de).

5. “How to verify a tweet”

(twitterjournalism.com, Craig Kanalley)

8 Methoden, um einen Tweet (einen Beitrag beim Mikroblogging-Dienst Twitter) zu verifizieren.

6. Hose zu!

(youtube.com, Video, 30 Sekunden)

Im Umgang mit den Medien gibt es einige wichtige Dinge, die man wissen sollte. Dazu gehört: Vor einem Interview immer den Hosenschlitz zumachen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiss das.

Copycats, Internet-Sperren, Bellut

1. Das ZDF kupfert schamlos ab und steht dazu

(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)

Der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut nennt sich selbst einen schamlosen Abkupferer. Konkret: “Wir sind doch alles große Abkupferer. Ich bin schamlos da. Abkupfern gehört dazu.” Es stellt sich die Frage: Warum sollen dafür Gebühren erhoben werden?

2. “Klära entfacht Begeisterungsstürme in Österreichs Medien”

(gesundheit.blogger.de, strappato)

Die neue “Verhütungspille Qlaira® (gesprochen ‘Klära’) des Pharmakonzerns Bayer Schering” ist auf dem Markt. Im Gesundheitsmagazin der Kronen-Zeitung ist dazu zu lesen: “Und die kleinen Pillen sind auch dann nützlich, wenn es einmal gar nichts zu verhüten gibt. Dann tut sie was für die Schönheit, man sieht’s an Haut und Haaren.”

3. “Meine Nebenverdienste”

(zapp.blog.ndr.de, Anja Reschke)

Anja Reschke geht mit Transparenz voran: “Nachdem es ja aufgrund unserer Berichterstattung über die Nebenverdienste von Moderatoren einige Nachfragen – auch hier im Blog – auch zu meiner Person gab, möchte ich mich gerne äußern. Auch ich moderiere gelegentlich auf Veranstaltungen außerhalb des NDR.”

4. “Liebe Copycats an der Dufourstrasse…”

(klatschheftli.ch, BJ Hyatt)

Blick Online schreibt aus Blogs ab und verkauft diese Recherchen als “exklusiv”. Seltsam, wo doch in Blogs gemäss Verleger Michael Ringier nur “Gewäsch von Dumpfbeuteln”, “Schwachsinn” und “Schrott” zu finden ist.

5. Interview mit Daniel Suter

(woz.ch, Daniel Ryser)

Einer der Entlassenen beim Tages-Anzeiger vermisst die Stellungnahmen ehemaliger Chefredakteure des Blatts: “Dass Peter Hartmeier in seine alte Rolle des Konzernsprechers zurückfällt, kann ich verstehen. Aber der grosse Welterklärer Roger de Weck: Was ist von seinen wohlformulierten Essays über den Kapitalismus zu halten, wenn ihm zum real existierenden Kapitalismus in dem Haus, für das er arbeitet, nichts einfällt?”

6. Franziska Heine vs. Ursula von der Leyen

(zeit.de, Kai Biermann und Heinrich Wefing)

Ein ausführliches Streitgespräch zur Einführung der Internet-Sperren in Deutschland.

Rot-Blau-Blindheit

Eine gute Nachricht für Hannover 96: “trotz schwacher Saison und Preiserhöhungen” ist der Absatz von Dauerkarten nur um rund 5% zurückgegangen.

Und hier die schlechte Nachricht für Hannover 96: Offenbar wurde ein Großteil der Karten von Fans von Arminia Bielefeld aufgekauft.

Oder wie soll man sonst dieses … nun ja: “Symbolbild” bei Bild.de verstehen?

Nur 5% Minus: Stamm-Fans bleiben treu. Da sind die Roten glimpflich davon gekommen...

Mit Dank an Dominik L.

Nachtrag, 17:05 Uhr: Inzwischen hat Bild.de die Bielefeld-Fans durch Hannover-Fans ersetzt.

Iran, Twitter, Graff, Federer

1. “Journalismus im Iran: Ein Flickr Hoffnung”

(diepresse.com, Patricia Käfer)

“Bürgerreporter als wichtige Stütze, Arbeitsbedingungen schwierig. Die Blogger-Szene im Iran ist seit Jahren kritisch aktiv. Und derzeit bietet das Web 2.0 selbst renommierten Medien die einzige Möglichkeit, an authentische Informationen zu kommen.”

2. In der Endlosschleife

(carta.info, Robin Meyer-Lucht)

Robin Meyer-Lucht war am Medienforum NRW und an einer Veranstaltung zum “Ende des Journalismus” in Berlin und kriegte “das Gefühl, ein Mediensystem im Abstieg zu besichtigen”, denn: “Wirklich zentrale Fragen für neue Öffentlichkeitsstrukturen, wie beispielsweise eine Link-Ethik, werden nicht aufgegriffen. Das Internet als Leitmedium und der Veränderungsbedarf aller Medieninstitutionen werden noch immer unter den Vorzeichen und mit der Sprache des klassischen Systems verhandelt. ”

3. “Wie ein Pirat dem anderen”

(bildblog.de, Lukas Heinser)

Bernd Graff, stellvertretender Chefredakteur von sueddeutsche.de, nennt die Piratenpartei die “politische Vertretung” von Pirate Bay. Doch so ist es nicht: “Piratenpartei und Pirate Bay entstammen derselben Bewegung, sind aber nicht direkt miteinander verbunden.”

4. “Rules of Engagement for Journalists on Twitter”

(pbs.org, Julie Posetti)

Zwanzig Regeln für Journalisten bei Twitter. Von 1. “Denke, bevor du twitterst. Du kannst einen unbesonnenen Tweet nicht löschen” über 5. “Sei menschlich; sei ehrlich; sei offen; sei aktiv” bis zur 13. “Twittere nicht, wenn du wütend oder betrunken bist.”

5. “Iran’s Web Spying Aided By Western Technology”

(online.wsj.com, Christopher Rhoads und Loretta Chao)

Europäische Telekommunikationsfirmen haben dem Iran geholfen, eine Infrastruktur zur Zensur und Kontrolle des Internets aufzubauen.

6. “Federer’s shot around the post”

(youtube.com, Video, 1:03 Minuten)

Geht es nicht auf dem üblichen Weg – mach’s wie Roger Federer: aussenrum.

Wie ein Pirat dem anderen

Es könnte etwas anstrengend werden mit der deutschen Presse und der Piratenpartei: Spätestens seit die Partei bei den Europawahlen in Schweden einen Sitz errungen hat und der Ex-SPD-Abgeordnete Jörg Tauss jetzt als “Pirat” im deutschen Bundestag sitzt (wenn auch nur bis zur Wahl im September), ist die Partei ein Thema für die Medien. Nur die Bereitschaft, sich auch mit der Partei und ihren Zielen zu befassen, ist gering.

Bereits direkt nach der Europawahl war dpa bei dem Versuch gescheitert, die Piratenpartei zu erklären, und hatte ihr eine Verbindung zur Download-Suchmaschine Pirate Bay unterstellt, die es so nicht gibt (BILDblog berichtete).

Heute ist es Bernd Graff, stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Kulturredaktion von sueddeutsche.de, der die beiden Gruppierungen mit ähnlichen Namen nicht auseinander halten kann und deshalb in einem Artikel über Pirate Bay schreibt:

Pirate Bay ist längst mehr als eine obskure Downloadplattform. Sie ist, vor allem über ihre politische Vertretung, die Piratenpartei, so etwas wie das Zentralsekretariat einer Internationale, die sich der grenzenlosen Freiheit im Netz verschrieben hat.

Blöd für Graff, dass ihm das ausgerechnet in der gedruckten “Süddeutschen” passiert ist — hätte es nur bei sueddeutsche.de gestanden, hätte er sich ja damit rausreden können, dass man den “Idiotae” im Netz eh nichts glauben dürfe.

Mit Dank an Julian G.

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