Twittersuche, Augstein, Medienkaffee

1. “Das Internet rettet die ARD”

(axel-springer-akademie.de, Thomas Wanhoff)

Thomas Wanhoff fragt sich, warum die ordentlich akkreditierten Journalisten in Teheran bei YouTube klauen: “Was ich nicht verstehe ist, warum die ARD nicht einen eigenen Mann mit Handy oder Minicam auf die Strasse schickt – vielleicht nicht gerade einen Ausländer, sondern einen Iraner. Der kann heimlich filmen und die ARD hat die Bildrechte.”

2. Interview mit Jakob Augstein

(planet-interview.de, Jakob Buhre und Felix Kubach)

Jakob Augstein, Verleger des Freitag, grenzt sich politisch ab: “Also, die Typen, die im Ernst finden, dass der Kapitalismus morgen abgeschafft werden muss, notfalls mit Gewalt, die werden wir verlieren. Weil sie irgendwann merken werden, dass diese Zeitung kein Rote Front-Kämpferverein ist, sondern wir uns hier auch mit Quittenlimonade von Bionade beschäftigen. Die Leute gehen dann wahrscheinlich zur ‘Roten Fahne’ zurück und das ist ehrlich gesagt auch gut so.”

3. Media Coffee in München

(youtube.com, Video, 5:31 Minuten)

Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, glaubt weiterhin an Papier: “Also wenn die Zeitungen mal gestorben sind, dann wird der erfolgreichste Unternehmer der sein, der sie sofort wiedererfindet. Das Medium ist gar nicht tot zu kriegen – weil es so praktisch ist.”

4. “Medienpolitisches Manifest”

(schweizerpresse.ch, PDF-Datei)

Der Schweizer Verlegerverband hat ein Manifest geschrieben, in dem medienpolitische Massnahmen gefordert werden. Darunter die Befreiung der Mehrwertsteuer, Steuerabzug für Zeitungs- und Zeitschriftenabos, Vertriebsförderung, Werbefreiheit, Urheberrechtsschutz und Schutz vor staatlicher Konkurrenz, inkl. einer Eingrenzung der Aktivitäten der SRG.

5. “Twitter Search in Plain English”

(youtube.com, Video, 3:37 Minuten)

Redakteur und keine Ahnung, wie man bei Twitter sucht? Dem kann abgeholfen werden mit einer kostenlosen und leicht verständlichen Anleitung.

6. “S’beschte wo’s je hets gits”

(nzz.ch, Daniel Gerny)

“Youtube-Video [youtube.com, Video, 8 Sekunden] wird zum Sprachkult auf Pausenplätzen”

B.Z.  

Wir lassen uns das Zündeln nicht verbieten

Nehmen wir mal an, in Berlin würde es brennen. In Kreuzberg stünde ein Baugerüst in Flammen — und nicht mal zwei Stunden später würde ein Auto in Wilmersdorf in Flammen aufgehen.

Nehmen wir des Weiteren mal an, die Polizei würde Ihnen die folgenden Einschätzungen zu der Geschichte durchgeben: Das brennende Baugerüst könnte entweder durch Brandstiftung ins Brennen geraten sein, es könnte aber auch genauso gut ein technischer Defekt gewesen sein. Im Falle des brennenden Autos müsse man wohl von einer politisch motivierten Tat ausgehen, was man aber noch exakt überprüfen müsse. Und nehmen wir schließlich noch an, die Polizei bezeichnet die Täter Ihnen gegenüber als “Unbekannte”.

Wäre es in diesem Fall nicht völlig naheliegend, wenn man daraus die folgende Überschrift machen würde:

Brandanschläge: Linksautonome zündeln weiter. In der Nacht zum Montag haben Unbekannte ein Auto angesteckt. Auch ein Baugerüst brannte ab.

Nicht? Dann sollten Sie besser nicht bei der B.Z. arbeiten…

Mit Dank an Hanno B.!

Bankhofer, Becker, Stuckrad-Barre, taz

1. “Eine Liebeserklärung an die Zeitung”

(welt.de, Benjamin von Stuckrad-Barre)

Benjamin von Stuckrad-Barre analysiert in der Welt am Sonntag, wie alles ins Internet drängt. Die “schlecht getarnten Anbahnungsversuche”, mit denen Zeitungen ihre Leser ins Internet locken, hätten “auch immer etwas von Aufdenstrichgehen; man hört die Lockrufe von Peepshow-Türstehern: ‘Hereinspaziert – gucken kostet nix!'”.

2. “Der vorinstallierte Zensor”

(faz.net, Till Fähnders)

Alle in China produzierten sowie importierten Computer müssen ab dem 1. Juli das Filterprogramm “Grüner Damm” installiert haben: “Offiziell soll die Software dem Kinderschutz dienen und Pornographie oder Gewaltdarstellungen, aber offenbar auch Inhalte zum Thema Homosexualität blockieren.”

3. “Die Melissen-Masche”

(sueddeutsche.de, Marcus Anhäuser)

“Der selbsternannte Medizin-Experte Hademar Bankhofer hat über Jahre verdeckt die Produkte der Klosterfrau-Gruppe angepriesen. Eine klare Verbrauchertäuschung, sagen Kritiker.”

4. “Die taz, Bascha Mika und die Propaganda der Systemmedien”

(mein-parteibuch.com)

Ein taz-Leser fragt sich, wie die taz ein kritisches Zeitungsprojekt bleiben könnte, wenn die Chefredakteurin schon am Morgen “Mainstream-Medien” konsumiere: “Also im Klartext: taz-Chefredakteurin Bascha Mika zieht sich morgens eine volle Dröhnung verlogener Systempropaganda rein und geht dann in die taz, um für ‘eine kritische Öffentlichkeit’ zu sorgen, wie es im Redaktionsstatut der taz heißt.”

5. “Boris Becker und Braut fallen bei den St. Moritzern durch”

(nzz.ch, Ruth Spitzenpfeil)

Die NZZ berichtet von “hässlichen Szenen” anlässlich der Hochzeit von Boris Becker und Lilly Kerssenberg. Grund dafür ist der Exklusiv-Vertrag mit RTL: “Dutzende von Securitas-Wächtern verwehren mit Schirmen jeden Blick auf die Frischvermählten. ‘Schämt euch, schämt euch!’, ertönt es im Chor. Doch das Mercedes-280SE-Cabrio aus den sechziger Jahren kommt nicht schnell genug weg mit dem Brautpaar. Die Fotografen stürzen sich darauf, werden brutal weggezerrt.”

6. “US-Blogger schielt auf blick.ch”

(blick.ch, mky)

Zitatehren mal andersrum. Blick Online sieht sich veranlasst, seinen Lesern mitzuteilen, dass der US-Blogger Perez Hilton einen Tweet abgesondert hat, in dem er blick.ch verlinkt.

Stern  etc.

Die Opferfotos und die rechtsfreien Zonen

Zum Beispiel war unter den deutschen Passagieren, die in der vergangenen Woche mit einem Airbus im Atlantik abgestürzt sind, auch ein Assistenzarzt der Uniklinik Heidelberg. Das war für die Medien praktisch, denn die Klinik hat eine Homepage, auf der auch Fotos der Mitarbeiter stehen, da mussten sich die Journalisten nur bedienen und hatten sofort ein Bild, mit dem sie ihre Berichte illustrieren konnten.

Nein, sagt die Kliniksprecherin auf Anfrage von BILDblog, genehmigt habe das Krankenhaus die Verwendung seines Fotos nicht. Es habe niemand überhaupt eine Genehmigung erfragt.

* * *

Sechs große Hamburger Verlage haben in der vergangenen Woche die Bundesregierung aufgefordert, das Urheberrecht im Internet zu verschärfen. “Im Internet darf es keine rechtsfreien Zonen geben”, erklärten die Verlage von “Bild”, “Spiegel”, “Zeit”, “InTouch”, “Für Sie” und “Stern”. “Ungenehmigte Nutzung fremden geistigen Eigentums muss verboten bleiben.”

* * *

Der “Stern” weigert sich im Zusammenhang mit dem Amoklauf von Winnenden konsequent, Fragen nach der Herkunft der von ihm gezeigten Privatfotos der Opfer zu beantworten. In seiner aktuellen Ausgabe zeigt er fast jedes der über 100 Opfer des Flugzeugabsturzes im Bild. Bei den meisten fehlt der sonst übliche Hinweis auf die Quelle.

Auf eine Anfrage von BILDblog bei den Redaktionsleitern von stern.de, Frank Thomsen und Ralf Klassen, ob sie für eine ähnlich angelegte stern.de-Bildergalerie Einwilligungen der Urheber oder Angehörigen eingeholt haben, antworteten sie: nicht. 

Journalistische-Todsünden-Experten unter sich

Man kann die Empörung von Bild.de förmlich mit Händen greifen:

Neues Tuschel-Thema: der CSU-Chef und seine Ex-Geliebte - Taz bringt Seehofer mit neuen Gerüchten in Verruf

“Seehofers Geliebte erneut schwanger?” fragt die Taz in ihrer heutigen Ausgabe. Und: “Das ungeklärte Privatleben des CSU-Chefs verärgert viele Parteifreunde”.

Einen Beleg für Seehofers angebliches Doppelleben bleibt die links-alternative Tageszeitung allerdings schuldig.

Eigentlich eine journalistische Todsünde – dreht die Taz jetzt total durch?

Ja, verdammte Axt, die “taz” muss tatsächlich des Wahnsinns sein, wenn sie solche Sachen schreibt:

Bald hörte man in Berlin von CSU-Leuten: “Die sind noch zusammen.” In den letzten Wochen kam noch ein Detail dazu: “Die beiden bekommen ein zweites Kind.” […]

Am Tag, als das Gerücht den Weg in manche Blätter fand, feiern die Katholiken in Bayern das Fest Fronleichnam mit Prozessionen.

Fronleichnam war gestern. Und wer würde da schon Gerüchte über ein “angebliches Doppelleben” verbreiten?

"Bunte" spekuliert über Liebes-Comeback mit Ex-Geliebter

Also: Wer, außer “Bild” unter Berufung auf die “Bunte”? Denn die Klatsch-Illustrierte ist offensichtlich auch total durchgedreht, als sie schrieb:

In Berlin und München überschlugen sich vergangene Woche die Gerüchte: Anette Fröhlich sei angeblich zum zweiten Mal schwanger vom CSU-Vorsitzenden, hieß es. Sogar anonyme Briefe mit dieser Behauptung wurden an mehrere Redaktionen verschickt.

Einar Koch hat sich gestern wirklich bemüht, in keinem Moment den Eindruck zu erwecken, er mache sich die vielen angeblichen Details aus dem Privatleben Horst Seehofers zu eigen, die er für “Bild” aus der “Bunten” abschrieb. Er führte sogar aus:

Nach BILD-Informationen lässt die Rechtsanwältin wegen der Veröffentlichung der Kinderfotos rechtliche Schritte gegen die Münchner Illustrierte prüfen.

Die Juristen in der Münchner Staatskanzlei hatten zeitweilig erwogen, die Auslieferung der Illustrierten wegen der Kinderfotos in letzter Minute gerichtlich stoppen zu lassen.

Der selbe Einar Koch hat übrigens für die heutige “Bild” ein Interview mit Horst Seehofer geführt:

BILD: Herr Seehofer, die “Bunte” spekuliert über ein angebliches Liebes-Comeback mit Anette Fröhlich, der Mutter Ihrer unehelichen Tochter Anna-Felicia. Was sagen Sie zu den Spekulationen?

Horst Seehofer: Dazu äußere ich mich generell nicht mehr.

BILD: Dann zur Politik: Mit dem CSU-Erfolg bei der Europawahl haben Sie Ihre Feuertaufe als Parteichef bestanden. Was ist das nächste Etappenziel?

Und das war’s dann mit dem knallharten Kreuzverhör unter der Überschrift:

Herr Seehofer, was sagen Sie zu den Gerüchten um ihre Ex-Geliebte?

“Bild” und Bild.de können sich jetzt entspannt zurücklehnen und ganz geschickt über Bande spielen: Während man die Schwangerschafts-Gerüchte heute bequem der “taz” in die Schuhe schieben kann (obwohl sie als erstes von der “Bunten” veröffentlicht wurden), plapperte man gestern fröhlich nach, was andere woanders erzählt hatten:

RTL fragte in seiner Morgensendung bei Tanja May, “BUNTE”-Chefreporterin und Autorin des Berichts, nach: Sie lässt keine Zweifel aufkommen. Auf dem einen Foto sei die kleine Anna-Felicia zu sehen, “die Kleine schlendert da raus, die Händchen in den Hoschentaschen, als wenn sie da jeden Tag rausmarschiert.” […]

Laut “Bunte” sollen beide in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai in Seehofers Ein-Zimmer-Wohnung den 35. Geburtstag von Anette Fröhlich am 1. Mai “gefeiert” haben. Die Fotos sollen also das immer noch sehr enge Verhältnis der beiden belegen!

Für Tanja May sind die Fotos der letzte Beweis, “okay, die beiden sind nach wie vor ein Paar”.

PS: Als “Bild” vor zweieinhalb Jahren exklusiv über die Schwangerschaft von Seehofers Geliebter berichtete (s.a. BILDblog vom 16. und 17. Januar 2007), hatte die Zeitung einen ähnlich schwachen “Beleg für Seehofers angebliches Doppelleben”, wie sie ihn jetzt der “taz” vorwirft:

Wie BILD zuverlässig erfuhr, wird Seehofer noch einmal Vater. Seine junge heimliche Geliebte erwartet in Berlin ein Kind von ihm.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber!

Bild  

Wer ist schon gegen Kinderporno-Gegner?

Für die “Bild”-Leser war der Kampf gegen Kinderpornographie im Internet schon am 26. März so gut wie gewonnen: Die Bundesregierung habe beschlossen, sie zu sperren, berichtete das Blatt.

“Geht es der Kinderporno-Mafia im Internet jetzt endlich an den Kragen?”, fragte “Bild” damals euphorisch. Dabei zielt der Gesetzentwurf der Bundesregierung [PDF] gar nicht auf den Kragen der Kinderporno-Mafia. Es geht in ihm nämlich nicht darum, die Inhalte aus dem Netz zu entfernen oder gar gegen die Urheber vorzugehen, sondern nur, den Zugang zu ihnen zu erschweren. Die Sperre besteht aus einem “Stopp”-Schild, das relativ leicht zu umgehen ist.

Für die Leser von “Bild” war also, wie gesagt, der Kampf gegen Kinderpornographie im Internet schon am 26. März so gut wie gewonnen. Entsprechend eindeutig dürfte ihr Urteil über den Mann ausfallen, den “Bild” ihnen heute als “Verlierer” des Tages vorstellt:

Der Sprecher der SPD-Linken, Björn Böhning (31), will den Gesetzentwurf der Großen Koalition zur Sperrung von Kinderporno-Seiten im Internet zu Fall bringen. Der Entwurf sieht vor, dass solche Websites durch Stoppschilder gekennzeichnet werden. Wer sie trotzdem aufruft, wird strafrechtlich verfolgt. Für Böhning ist das laut “Spiegel Online” nur “Alibi-Politik”.

BILD meint: Stoppt Böhning!

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, das zu interpretieren. “Bild” erweckt den Eindruck, Böhning sei dagegen, Kinderpornographie zu bekämpfen. Das ist ein politisch potentiell tödlicher Eindruck, und er ist falsch.

Der Antrag, den Böhning und andere auf dem SPD-Bundesparteitag am Sonntag stellen, trägt die Überschrift “Löschen statt Sperren: Kinderpornographie wirksam bekämpfen, Internetzensur verhindern!” Darin heißt es unter anderem:

Ein direktes Vorgehen gegen die Inhalte-Anbieter wäre möglich und nachhaltiger als der Polizei Scheuklappen anzulegen. [… Die Initative der Bundesfamilienministerin] dient als bequemer Vorwand, um auch in Zukunft das mühsamere Löschen kinderpornografischer Inhalte aus dem Netz und das damit verbundene internationale Ermitteln der Täter zu vermeiden und von der bisherigen Tatenlosigkeit ablenken zu können.

Es geht also nicht um die Frage, ob Kinderpornographie bekämpft werden soll, sondern darum, wie dies am besten gelingt.

Aber kein Wunder, dass “Bild” so heftig und unfair auf Böhnings Vorstoß reagiert. Schließlich ist “Alibi-Politik” ihre ganz besondere Spezialität.

Korrektur, 19:10 Uhr. Ursprünglich hatten wir “Bild” vorgeworfen, in dem Artikel Ende März fälschlicherweise behauptet zu haben, dass das “Stopp”-Zeichen nur zu sehen bekommt, “wer aus Deutschland auf kinderpornografische Seiten im Ausland zugreift” — dabei könne es auch Seiten aus Deutschland betreffen. Doch “Bild” hatte zum damaligen Zeitpunkt Recht: Der Arbeitsentwurf [PDF] bezog sich damals noch ausdrücklich auf die Sperrung ausländischer Seiten.

Bild  

Tornados wirbeln mehr Staub auf als früher

…fragen “Bild” und Bild.de heute und schreiben wie zur Antwort:

“Wir verzeichnen eine Zunahme der Tornados in Deutschland. In den vergangenen Wochen hatten wir schon 20 Stück. Im Vergleich dazu hatten wir zwischen 1990 und 2000 gerade einmal 100 Tornados”, erklärt Diplom-Meteorologe Karsten Brandt (35) von “donnerwetter.de die Tornado-Saison gegenüber BILD.de.

Der Meteorologe und Wirbelsturmexperte Thomas Sävert, der auch eine deutsche “Tornadoliste” führt, schreibt uns dazu: “An diesem Absatz ist alles falsch. Wir verzeichnen keine echte Zunahme der Tornados in Deutschland, es wird einfach mehr beobachtet. Ob es einen tatsächlichen Trend gibt, weiß noch niemand, auch Herr Brandt nicht. Bisher sind aus diesem Jahr rund 10 (nicht 20) Tornados bei uns bekannt, und zwischen 1990 und 2000 gab es weit mehr als 150 Tornados, von denen man bisher weiß. Der zitierte Herr Brandt ist kein Diplom-Meteorologe und schon gar kein Tornadoexperte.

Falsch sei auch folgende Beschreibung:

Das Phänomen werde durch große Druckunterschiede verursacht und trete plötzlich und nur kurzzeitig am Rand von Gewitterzonen auf, anders als die über größere Strecken wandernden Tornados in den USA. Eine Vorhersage sei daher praktisch unmöglich, so [der Meteorologe Günther] Fleischhauer.

Sävert sagt: “Es gibt keinen Unterschied zwischen Tornados in den USA und Tornados in Deutschland. Die meisten sind nur schwach und kurzlebig, auch in den USA. Sie können hier bei uns genauso stark sein wie in den Staaten.”

Und dann auch noch die “Tornado-Karte der Leser-Reporter” von Bild.de: Von den derzeit neun eingetragenen Fällen aus Deutschland, seien nur drei Fälle bestätigte Tornados — alle anderen seien entweder noch nicht genauer untersucht oder sogar nur harmlose Staubteufel auf Sportplätzen. Säverts Fazit: “Hier wird selbst aus dem kleinsten Staubwirbel ein Tornado gemacht.”

Bild  

Ein Gewinn für die Tonne

Oh ja, “ausgerechnet” (O-Ton “Bild”) Jakob Augstein lobt die “Bild”. Das Blatt zitiert den Herausgeber Verleger der Wochenzeitung “Freitag” aus einem Interview in der “Frankfurter Rundschau”:

“Jeden Tag eine BILD, das macht total Sinn. Ich glaube, dass ich über das, was tatsächlich in der Gesellschaft los ist, aus der BILD mehr erfahre als aus der ‘Süddeutschen’.”

Weswegen “Bild” sofort ein “Stimmt!” hinzufügt und ihn heute zum “Gewinner des Tages” macht.

Übrigens, Augstein sagte in diesem Zusammenhang sogar noch mehr:

“Jeden Tag eine Bild, das macht total Sinn, weil das Boulevard ist, großflächig, flashig, das kriegen Sie nur mit Papier hin. Die kaufen Sie für kleines Geld, blättern sie einmal durch und stecken sie dann in die nächste Mülltonne.”

Mit Dank an Thomas L.!

Salesch, Jarvis, Kiewel, Gema

1. Interview mit Jeff Jarvis

(medialdigital.wordpress.com, Ulrike Langer)

Journalistikprofessor Jeff Jarvis ist dafür, dass “jeder Journalist in jeder Redaktion” die neuen Recherche-Möglichkeiten, die das Internet bietet, beherrscht: “Dann verstehen Journalisten auch, warum die Welt solche Dinge benutzt. Der Grund ist: Weil es einfach ist.”

2. “Die Elite im Talk”

(faz.net, Jürgen Kaube)

Eine saubere Analyse des aktuellen Stands von Politikdebatten im deutschen Fernsehen: “(…) es handelt sich gar nicht um Journalismus. Der Aufklärungsaspekt ist nachrangig, nur ein Mittel. Es geht vielmehr um Auftritte, die verschafft werden, also um Werbung, um Personen, die vorgeführt werden sollen, also um Unterhaltung, und um die Selbstinszenierung eines Mediums, das beides nicht zugeben darf.”

3. “Wieso Andrea Kiewel wieder dick im Geschäft ist”

(welt.de, Antje Hildebrandt)

“Andrea Kiewel ist nach dem Schleichwerbe-Skandal um einen Diät-Anbieter wieder gut im Geschäft. Sie moderiert den ZDF-‘Fernsehgarten’ und nun auf RTL ausgerechnet eine Sendung über Rechtsirrtümer. Wie es die geschasste Moderatorin schafft, ihren Fauxpas in einen PR-Coup zu verwandeln.”

4. “Urheberrecht: Das Ende der Wild-West-Manier”

(zeit.de, Daniel Bouhs)

Daniel Bouhs stellt Software vor, die “flächendeckend nach Plagiaten fahndet”. Der Diebstahl von Texten werde so erschwert – auf “Textdiebe” komme eine “Welle von Abmahnungen und Rechnungen” zu.

5. “Verlage planen Gema für Onlinetexte”

(ftd.de, Lutz Knappmann)

“Seit Jahren suchen Verlage nach Internet-Erlösmodellen jenseits der Werbung. Nun gibt es konkrete Ideen: Eine Art ‘Inkassobüro’ soll Leistungsschutzrechte ähnlich wie bei Musik geltend machen. Auch eine ‘Kultur-Flatrate’ als Zuschlag auf die DSL-Gebühr wird diskutiert.”

6. Gerichtsshows und ihre Auswirkungen auf die Realität

(faz.net, Melanie Amann)

Noch ein nachgereichter Artikel aus der FAS vom letzten Sonntag. Es stehen Zitate gegeneinander. Fernsehrichterin Barbara Salesch: “Wir vermitteln Justiz mit dem Mittel der Unterhaltung. Die ganze Sendung läuft nach deutschem Prozessrecht ab. Ich bin ja weiter Vorsitzende einer Strafkammer und habe einen Ruf zu verlieren.” vs. Johannes Nüsse, Vorsitzender einer großen Strafkammer am Landgericht Dortmund: “In einer Folge gab es 26 Punkte, die anders liefen als in echten Verfahren”.

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